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»riqktnt lagxch Irtl» 7 Uhr i» der »rplHilwl, Maiiensillide l-I. Adon- ,le»»ni«I»e>S »ierteliiihk Ilch Ll!lU S!gr>, durch die Post U Ngr. ütuzelne Nummcui l Nr>. «Itfldge: 24000 «r»l 8Ur die Rüligadc kluge- sandln- Manll^rrlplk 'nacht sich dir RrdacUrli nicht vnbindiich. gnsnnten-Slnnadmc an»- wart».' ttiiillll'n-iliu „,,<i Vaglur tu Haull'urg, ls'kr Un. Wien. tikiplig. !j!as,'l, B-.-lan, ssraiikfull a. — Nmi, in BrUi». ilkipzig, Lchcu, Humdurg, „rantsull a. M.. Mim- >hkll. - l)!,„i,o L in -aanlsnn a. M. — i ^ Voigt iu Cliknun». — II«- >«s, Uulitta, IluIIior L llo. in Pari» Tageblatt für Unterhaltung nnd Geschäftsverkehr. Druck und Eigcnthum der Herausgeber: Ärepslh §e Neirllllrdt in Dresden. Verantwortl. Redakteur: Julius Neiklslirdt in Dresden. dir Ab. Z Ubr. Sonutek- v.L L'!illazö »2 Ul.r. Iu Nr'uuadt: Alvstci va^fk S vis ^acbm.4 Ulrr. Dee Vlaum eincr ein Ipaliioen Vctitzeile kostet IS Pf-f. triusfesalldl die Zelle :i Ngr. Eine t^arclnttc für dotz nächlttagiac tLtfcl,c' ncij der Insciote wird nicht qeacben. SlttSwÄrtiqe Annoncen Aufträge von nn) nnbc» küttnkcn Hinnen n. P»t sorterr inscriterr wir nnc gegen Pränuincrande» Zolilnng durch Briefe marken oder ^ostcinzt'.. lnn§. 0 Eilbcn kojteil v!gr. 7inse> ate lür die Moittagü-Nnnnner »der nach einem Fesllag» die Zeile 2 Agr. Nr. 219. ReniiMhnter Jahrgang. Mltredacteur: vr. k,ntt N>«rex. Für baS Feuilleton: L.u«1i»I« IIa rtm a »u. Dresden. Freitag, 7. August 1874. PolitischrS. Nachdem sich Frankreich besonnen und sich zu einer schärferen Ueberwachuiig der Pyrenäe,,grenze ausgerafft hat, muß auch der letzte Anschein schwinden, als ob Deutschland mit Absendung des Albatros; und Nautilus cs auf eine Einmischung in die spanischen Händel abgesehen hätte. Was von Hans aus nicht wahrscheinlich war, ist heute nicht mehr nölhig. Die Carlisten werden auf ihre eignen Mttcl zur Kricgssührung angewiesen sein und der unge störten Zufuhr von allerhand Kriegsmaterial zu Wasser und zu Lande in Zukunft entbehren. Auf diesen vernünftigen Ausweg eine schwierige Angelegenheit mit Nuhe, Besonnenheit und Vorsicht ge bracht und europäische Verwicklungen vermieden zu haben, ist das unbestreitbare Verdienst der deutschen Ncichspolitik. Allgemach werden wohl auch die Alarmrufc der ullramontanen Neichsfeinde, daß Deutschland eine bewaffnete Intervention im Lande der Ka stanien beabsichtige, angesichts der Thatsachen verstummen. Was man sonst nicht für möglich halten sollte — daß 40 zu einem Congresse znsammenberufene Vertreter über den Inhalt ihrer Verhandlungen Stillschweigen beobachten — das erfüllt sich in Brüssel. Man erfährt über den Gang des kriegsrcchtlichen Con- gresses entweder nur allgemeine Andeutungen: ein 2heil der Re gierungen will das West» des russischen Entwurfs festhalten, der andere zieht gewisse humanitäre Abmachungen vor, oder man hört nur Acußerlichkeiten. Ein Ausschuß halt täglich lange Sitzungen; die nicht im Ausschuß Vertretenen taffen cü sich in einem prunkvollen Saale bei einem reichen Büffet von kalten Speisen nnd gefrorenem Ehampagner wohlschmecken, oder machen Besuche. Am Büffettisch soll man einiger sein als im Berathungszimmer; denn beim Trinken »ertragen sich nicht blos die Deutschen, sondern Alles, was Men- schenantlitz trägt, besser als beim Disputiren. Aus dem deutschen Reiche liegen eine Anzahl kleinerer Notizen vor. So will der preußische Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode auf seine sogenannten Negierungörechte verzichten. Graf Stoibcrg, Präsident des preußischen Herrenhauses, gehört jenem ehemals reichgunmittelbarm hohen deutschen Adel an, die sich durch allen Wechsel der politischen Ereignisse einige Regierungsbefugnisse ge rettet haben. Es zeigt von Verständnis; sowohl für die Entwicklung der Dinge, wie für die Interessen des eignen Geldbeutels, daß Graf Stolberg anfängr, die Ausübung von Rechten beschwerlich und kost spielig zu finden, die in der Hand politischer Knirpse leicht lächerlich werden. Aehnlich liegt die Sache mit dSn Schönburgs in Sachsen Diese machen sich bekanntlich die Ausübung ihrer HoheitSrcchte da durch weniger kostspielig, daß sie ihre Beamten schlechter bezahlen, als die in gleichem Range stehenden sächsischen Staatsbeamten. Wann werden die Herren von Schönburg das Beispiel der Stol- berge nachahmen? Das Reichskanzleramt hat in einer Beilage zum Staatsanzcigcr ausführliche statistische Mitteilungen über die Wahlen zum letzten Reichstage veröffentlicht. Wir entnehmen dem nach den verschie densten Richtungen hin interessanten Material Folgendes: In den Wählerlisten zu den Mahlen Anfang dieses Jahres waren 8,515,041 Wähler eingetragen, d. h. -1,7 pEt. der gesammten ortsanwesenden Bevölkerung vom 1. December 1871 nach Abzug der Militärs, die nicht wählen dürfen, oder 43,5 pEt. dieser Bevölkerung männlichen Geschlechts. Von höchst verschiedener Größe sind die Wahlkreise, die mit der BevöllcrunaSocränderung wesentlich wechseln. Lippe, Waldeck, Neuß ä. L., Lübeck und Laucnburg, von denen keines 100,000 Seelen zählt, wählen je 1 Abgeordneten; andererseits gicbt es Wahlkreise, die über 150,000 Einwohner zählen. Daher wählen z. B. im Wahlkreise Bochum 13603, in Schaumburg Lippe schon 6723 Wähler einen Abgeordneten. Von den eingetragenen 8,515,041 Wählern haben sich am letzten Male 5,288,203,"d. h. 62,1 pEt. bethciligt. Die größte Wahlbetheiligung hat im Süden und Südwcslen des Reichs, so wie im Regierungsbezirk Marien werder und in der Provinz Posen stattgefunde». In Schwaben und Unlcrsranlen, im BezirkEoblenz und in der Pfalz haben über 80 pEt. Wahlberechtigte ihre Stimmen abgegeben, in Trier hatten sich 70,8 pEt. der Wahlschaar versammelt, Marienwerder folgt mit 78,0 pEt., Elsaß-Lothringen, Posen und Bromberg haben es auf über 74 pEt., das schwarze Münster auf 63 pEt. der Berrchtigten ge bracht; kurz da, wo der Kampf auf kirchlichem Gebiete am heißesten, war die Wahlbetheiligung am größten, während meist, wo die Aus sicht auf den Lieg gewiß, auch hier die Betheiligung gering war. tteberhaupt zeigt sich die katholische Bevölkerung viel wahleifriger als die protestantische. Die geringste Betheiligung an den Wahlen zeigt — Berlin, ditz hochberühmtc politische Metropole des Reichs. Dort haben nur 30,3 pEt. der Wähler ihr Wahlrecht auSgeübt. Ileberhaupt waren die großen Städte sehr wahlfaul. In Königs berg standü ziemlich so wie in Berlin, in Hamburg stimmten 42,.5, in Dresden 44,6 pEt. der Wähler; besser ftands in Hannover mit 71,5 pEt. In dem bairischen Kreise Eichstadt-Weißenburg wurden die meisten Stimmzettel abgegeben: über 00 pEt. In denjenigen Wahlkreisen, wo die meisten Stimmen für das Ecntrum, die Parti- cularisten, die Polen, die Protestpartei »nd die Socialdcmokraten abgegeben sind, war die Betheiligung der Wähler eine erheblich stärkere (durchschnittlich über 60 pEt.) als in den Kreisen, wo die cvnscrvativen und liberalen Frartionen den Sieg davongctragcn haben. So einfach die Vorschriften sind, welche die Art der Stimm abgabe regeln, haben doch im Ganzen 20,048 Stimmzettel, d. h. li»f2000je1, als nngiltig verworfen werden müssen. Bonden 5,250,155 gütigen Stimmen sind 3,504,703 auf Abgeordnete ge fallen (68,4 pEt.), der Rest ist ans die unterlegenen Eandidatcn gefallen. Die 307 Abgeordneten, die auf sie gefallenen Stimmen nnd die für die betreffende Partei im gesammten Reiche überhaupt abgegebenen Stimmen vcrtheilen sich nach der Parteistellung der nstercn bezw. der Eandidatcn, wie folgt: Partelstell n 11 ! Anzahl tce Abgcord- »cie». Slnzabl der aus sie gefallenen Stimme». > Anzabl dcr lm - Reiche lür die § betreffende Partei über- I Haupt abgc- gebcucn Stimmen. .Conscrvatlv i:;«;80i 375117 Dcullctzc ReiRspartei . R! 201496 30097? Liberale Neichopattci . 2001.» 50015 Nattvnal-llbcial . . . 15ä 12-1I'.394 1010440 FvrkiMriltopattcl . . . 40 317219 479I5I 2-olkSpartci I 7>8ä 23908 Soelal-Dcmvkrat . . . 0 80893 339738 Eciitnim 101 1203',29 1504999 Partlcularlst. .... 4 33007 127402 Pole 14 142914 199273 Protcslrartci .... 0 70559 78010 Da,;nauiEa»Rbatcn un- bcstimmtcrPartciitcUung geiallcnc Stimmen . . ^ — — 37519 Summe . . i 397 35947-12 5259155 Im Ganzen hat hiernach jede der im Reichstage vorzugsweise vertretenen Parteien eine der für sie abgegebenen Stimmcnzahl entsprechende Vertretung gefunden, indem bei der deutschen Reichö- partei, den National Liberalen, Fortschrittlern, dein Eentrum und den Polen das Verhältnis; der Stimmen, welche den Sieg davon- gctragen haben, zu den in der Minderheit cublicbencn für alle diese Parteien nur wenig verschieden ist Für die Conservativen, die Socialdcmokraten und die Pnrticularisten trifft freilich dies höchst bcmcrkcnsivcrthe Resultat nicht zu, sie hätten Anspruch auf eine Vertretung durch eine größere Anzahl von Abgeordneten gehabt. Zum Schluß noch einige Details aus dem Rothschildschen Testament. Die Töchter des Verstorbenen gehen alle leer aus, selbst die noch unverheirathetc Baronesse Alice nicht ausgenommen. Das, wbs sie bei Lebzeiten des VatcrL empfingen, ist die Summe dessen, was ihnen überhaupt zugedacht ist. Baronesse Alice verfügt über ein Privatvermögen von etwa anderthalb Millionen. Es scheint Anselm Rothschild eine Herzenssache gewesen zu sein, das Vermögen möglichst ungeschmälert auf die männliche Nachkommenschaft zu vererben, darum auch die bescheidenen Legate, bescheiden sowohl der Zahl als den legirten Beträgen nach. Fanden doch selbst die Armen keinen Platz! Das hinterlaffene Vermögen wird von Ein geweihten auf 220 Millionen taxirt; der Pflichttheil eines Kindes würde also nach österreichischem Rechte fast 16 Millionen betragen. Ob die Töchter in der Folge das Testament anfcchtcn weiden, ist ungewiß. ES erhielt den Hauptvermögensanthcil der älteste Sohn, Baron Nathaniel, den nächstgrößten Antheil der jüngste, Baron Albert, am wenigsten der mittlere Sohn. Aaron Ferdinand. Es ist nothwendig, daß wir uns Namen, Stammbaum und genealogische Tafeln unsrer eigentlichen irdischen Herren ein prägen. Der „Gothaische Almanach" thäte besser, er ließe etliche legitime Fürsten weg und brächte an ihrer Stelle die Geldsäcke, die auf den Namen Rothschild hören und sich durch gcgenscitigeHeirathc» imimrmehr mästen. Lokales nnd Sächsisches. — Mit dem 31. Juli ist dys kömgl. Bezirksgericht Löbau aufgehoben worden. — Wie sich die neuesten Eisenbahnprojecte in Basten und Böhmen gestaltet haben, kann die sächsische neue Strecke Chemnitz- Aue ein wichtiges Mittelglied der künftig direeten Strecke Berlin DreSdcn-Kusstcin-Jtalien werden. Tie Priesen Pilsener Gesellschaft baut nämlich, wie man bestimmt versichert, die Strecke von Johann gcorgenstadt zur Pilsener Bahn. Diese soll von Eham ab bereits im Barr) den Anschluß an die bairische Ostbahn erreichen und also quer durch den bairischen Wald nach Straubing, Landau, Mühldorf. Rosenheim direet durchschneiden, — anstatt den seitherigen Umweo über Ncgensburg, Landshut, München zu nehmen. Die Strecke Berlin-Dresden direet) ist ebenfalls im Bau und würde damit der seitherige Weg Chemnitz-Zivickau Neichcubach u.s.w. verlassen, rcsp. um eine beträchtliche Strecke abgekürzt werden. Von Tauer wird aber auch diese Abkürzung nicht sein, da von der sächsischen Grenze über Falkenau, Frcibcrg-Teplitz, ferner Dippoldiswalde-Altenberg- Teplitz ebenfalls Kürzungen projeciirt, rcsp. gebaut werden. Ge birgsbahnen aber müssen bekanntlich langsamer fahren und daher ist die Strecke Aue-Adorf-Eger entlang dem Erzgebirge immerhin die schnellste, in: Vergleich zu den kürzeren ErzgebirgSnbcrgängcn. — Die Elbquaibanten innerhalb des Stadtgebietes der Stadl Dresden, welche jetzt unterhalb der Terrasse in vollem Gange sind, erregen vielfach das Interesse der Paffanten. Nicht die ganze Elbe so weit sie die Stadt durchfließt, sondern zunächst nur die Strecken a) auf dem rechten Ufer von der Carlstraße bis an die Neustädter bestehenden Quaianfangc bei der Pricßnitz, b) ans dem linken Ufci von Antons (Hosewiesc) bis zum Bureau dcr Dampfschiffe nächst der AngustuSbrücke. Weiter wird vorläufig, wie wir schon früher meldeten, nicht gebaut. In die linke Elbuserstraße, welche hier durch entstehen wird, münden später die Stcinstraße, Mathilden straße, Elbbcrg u. s. w., so daß der Verkehr in die innere Stadl überall frei wird. Wo jetzt längs „An der Elbe" die Steinniedcr lagcn sind, wird durch die Aufschüttung ein Lagerraum von gesammt etwa 40,000 Quadrat-Meter gewonnen. An diesen Plätzen, welche am Wasser circa 2»/« Bieter über Null hoch liegen, abgepflasteri werden und nach der Straße zu sanft anstcigcn, sind 7 fahrbar- I leine Krahne zu 50 Ecntner Tragkraft, sowie ein großer Krahn mii 200 Centner Tragkraft projeciirt. Wo die Dampsbootc, das löuigk, Proviantschiff, ferner die Kahnsähre zu Krüger und Gaffe u. s. >v. ich befinden, werden breitere oder schinälere Treppen in den Quai eingebaut. Zwölf solcher Treppen sollen gebaut und der Quai hier mit einem Eisengitter gegen das Wasser zu versehen werden. Wäh rend nun die Ufcrmaner und an diese anschließend die Lagerräume von 55 Eentimeter über Null bis 20> Meter sanft ansteigm, noch dem Stadtinneren zu, läuft die Quaislraße selbst 3 Meter über Null von; Schloßplatz rcsp. vom Altstädter Packhof aus durch den ersten linksseitigen AugustuS-Brückenbogen entlang dcr Terrasse und fer nerhin entlang dcr Häuser „An der Elbe". Breit wird die Straße 13 Meter. Wenn diese Straße einst nach der Marienbrücke weiter geführt werden soll, muß beim Aufgang der Augustusbrücke erst Manches geändert und Hclbig'S Häuser gänzlich umgebcmt werden. — Das vorzüglich getroffeneBildniß unsrer geliebten Königin Carola, von Bärwinkel gemalt, wird nur noch heute am Schau fenster der Arnoldischcn Buch- und Kunsthandlung - Altmarkt, aus gestellt sein und von morgen an unsere Mitbürger der Neustadt er freuen. Es soll dort in der Bach'schen Buchhandlung (Hauptstraße aufgestellt werden. Herr Leopold Hodcrmann, welcher sich dami, in der Geschäftswelt einzuführen beabsichtigt, wird, wie schon früher ermähnt, lebensgroß in Oelfarbendruck das Bild aussühren Daß Herr Hodcrmann der rechte Mann zur Ausführung dieser Aufgabe ist, beweist am besten, daß seine Leistungen mit dcr kgl. sächs. gr. gold. Medaille vietttti et iu-zonio unv vee t. k. österreichischen gr. gold. Med. für Kunst und Wissenschaft ge tränt wurden. Ebenso hat Herr Hodcrmann vortheilhafte En- gagemcntsanerbictcn dcr Ocsterr. Hof- und Staatsdruckcrei in Wien und dcr K. Nuss, in Petersburg erhalten, sie aber, da er sich selbst ständig machen wollte, abgclehnt. Hinzufügen wollen wir, das; S. Maj. dcr König seine Theilnahme an dem Unternehmen durch huldreiche Subscription von 12 Eremplaren klar bewiesen hat. — Die Vogelwiese naht ihrem Glanzpunkt — dem Feuer werk — und dann rasch ihrem Ende. Außer in den bethciligten Bogenschützenkreisen ist wohl nur eine Stimme der Enttäuschung in; Publikum vernehmbar, daß man dies Fest mit großen Opfern wieder hat auflcben lassen, um so gut wie nich ts Neues zu bieten. Wenn die Genossenschaft der Schützen das Recht hat, ein Fest zu begehen, welches ziemlich die ganze Stadt zur Theilnahme heranzieht, so hat die Genossenschaft auch die Pflicht, dies Fest der Würde der Stadt Dresden gemäß zu arrangircn. Ist dies geschehen? Schwer lich! Konnte die Gesellschaft 110,000 Thalcr für den Fe st platz bezahlen, so war sie dem -Ausland und der Gesundheit ihrer Fest- gäste schuldig, noch 6000 bis 8000 Thalcr zrw Chaussirung der Hauptstraßen aufznwenden. Der Staub, die Steine, Asche uno aller denkbare Schmutz werden jeden Besucher 1874 empört haben. Gewiß holt die Gesellschaft dies Versehen 1875 nach. — Ferner hat man gar nicht verstanden, tüchtige Schaustellungen heranzu ziehen. Vielfach ist nur Schund vorhanden, höchstens Mittelmäßig keiten. Weder ein Kunstreiter-Circus'im Renz'schen oVer Earrc'e- schen Stil (überhaupt kein Circus) ist da, noch gute Wachsfiguren, noch ein anständiges Volkstheatcr oder dergleichen, nicht einmal leistungsfähige Akrobaten, noch eine tüchtige Menagerie. In Thü ringen beginnt man, durch historische Aufzüge im mittelalterlichen Kostüm, Darstellungen aus der Geschichte re., den Sinn des Volkes zu heben, ein geistiges Interesse zn fördern, die Gefühle für Wohlanstand und Bildung zu stärken! In Dresden aber, in dem großen, weltberühmten, kunstsinnigen Dresden, soll solch' ein Fest nur aus Trinken und Würsten und knickerigen, hungernden Schau buden bestehen? Glücklicherweise darf man gerade zur Leitung des Vereins das Zutrauen haben, daß künftiges Jahr würdiger vorgc- sorgt, das Fest zcitcntsprcchcnd reformirt werde. In den Gewerbe- Hallen und den besseren Restaurants ist dcr Stamm vorhanden, um ocn sich gute Schaustellungen, Zauber- und VolkSthcater, vielleicht VolkSspielc, Menagerien und Kunstreiter ersten Ranges gruppircn mögen. Können das die Bogenschützen nicht erreichen, so sind sie ihrer Mission nicht gewachsen, ein würdiges Volksfest, DreS- acns, Sachsens Hauptstadt würdig, zu veranstalten. Aber h vfscn darf inan immerhin, die Gesellschaft werde, außer für sich und treffliche winterliche Diners, auch für das öffentliche Interesse inen recht würdigen Standpunkt in s Künftige einnehmcn, aus das; ocr laudmännischc und kleinbürgerliche Theil dcr Bevölkerung vor .'lusschrcitungcn bewahrt, dcr vermögendere und gebildetere Theil aber zur Antheilnahme von Neuem angeregt werden möge. — Gestern fand in der Siemens'scheil Glas-Fabrik, und zwar oiesmal in Gegenwart unseres Stadtraths, abermals eine Leichen- Berbrennung statt. Was den gierigen Flammen als Stoff geboten wurde, können wir, da uns keine Einladung zugegangcn, nicht mit- theilen. Ein Gerücht will wissen, es sei ein im Spittel gestorbener Armer gewesen. Das wäre doch ein Bischen zu hitzig! — Ein in einem Mehlgeschäft an der Antonstraße in Arbeit stehender Arbeiter hatte vorgestern das Unglück, beim Abladen von schweren Mehlsäcken auszugleitcn und ein Bein zu brechen. Der Verletzte wurde hierauf mittelst eines SicchkorbeS nach dem Sladt- krankenhause gebracht. — Wie man sich gestern erzählte, hat in der vorgestrigen Nacht in der Hirschapotheke an der Leipziger Straße ein frecher Einbruchs- dicbstahl stattgcfundcn, wobei die Diebe den Laden aufgcsprengt, ein Fenster eingedrückt, eine ansehnliche.Summe Silbcrgcld, alte Mün zen und verschiedene Kleidungsstücke gestohlen haben sollen. — Ein rapider Krankheitsfall auf dcr Alaunstraße, welcher vorgestern binnen wenigen Stunden den Tod einer Frau herbei führte, hat die Anwohner in schlimmen Schrecken versetzt. Man Hute sich vor dem Genüsse von rohem Obst und desinficire die Aborte. — Wie wir vernehmen, hat die Polizei dcr Pferdebahn keines wegs überhaupt verboten, 3 Wagen in einer Richtung gehen zu lassen. Vielmehr ist nur angeordnet worden, daß nicht mehr als 2 Wagen unmittelbar hinter einander- her fahren sollen, weil sonst der übrige Verkehr zu lange gehemmt werden würde. Vollkommen ge stattet bleibt es hingegen, in angemessener Entfernung — z. B. auf Weichendistonz — den abgegangenen beiden Wagen im Bedarfsfälle