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Dresdner Nachrichten : 27.02.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188702271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18870227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18870227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-02
- Tag 1887-02-27
-
Monat
1887-02
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.02.1887
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einen solch' tegeifterten Mdecholl in den Herzen einer Lersamm- >»na ,rfundea »ad«». di> als die Ouvertüre in der Sochsenhyumc auSrlana. sich von den Sitzen erhob und dieleltze stehend anhörte Als erst« Redner betrat Herr Bankdireklvr RechiSmuvaltDr. Mebnert. der Vor,>hende und verdienstvolle Ananaenr de- Me», die Tribüne. Noch nie. begann er. hat ein dcuffcher Wahlkanw! da- Interesse der gesanunten civilisirte» Welt in solchem Krade in 'Anipruch genommen, als der eben auSgcsochtrne. noch niemals seit Ausrichtung de» dentichcn Reiches haben Freund« und Feinde des 'chon heme die Majorität im Reichstag haben und die Annahme des Lrpteiinnls garantiren. Tie Regierung wich nicht vergebens an den PalrivtisinuS dieses Reichstags appellire». Wenir der AuS- mll der Wahlen in^gaiu Deutchtichland ein glänzender war. so überragt doch alle Staatcu bei Weitem unier Vaterland, unser liebes Lachsen (anhaltender Beifall). Sachse», das inan so gern alö Wiege der Sozialdemokratie bezeichnete. vhilc jozialdemo- kratlsche Vertreter im Reichstag — das übersteigt selbst die kühnsten Erwartungen. Ter 2l. Febr. ist ein hellglänzendes Blatt in der Geschichte deS sächsischen Vaterlandes, und aus demselben steht geschrieben: Königstreue, Vaterlandsliebe, nationale Denkart. Wo ist der so oit verdächtigte sächsische PartieutmisinuS? Die ihn uuS einst vvrgeworsen. tonnen sich heute ein Muster an sächsischer ReichStreue nehme». (Bestall.) Am 2l. Febr. haben wir unser deutsches Vaterland zum zweiten Male gewonnen »n heißen Kampse um die höchsten Güter der Nation, und unsere Walsen waren : ivahrer Patriotismus und uneffctmtterllche Treue gegen unseren Kaiser und König. ES war ein erbebendes Gestühl, zu sehen, daß sich die Kampier zumeist aus dem Mittel- und dem Kleiubürgerstand re- krutirten, namentlich im Hanowelkerstande sanden sich die emsigsten Mithelfer. Respekt vor solchem Patriotismus! Noch eines an deren Faktors ist zu gedenken, der rum Erfolge mächtig beigetragen, unserer guten, sächsischen Presse. Vergessen wir nicht, auch ihr den Tribut der Dankbarkeit zu zollen. Ich nehme keinen Anstand, hier »aineutlich das teste, energische Eintreten deS weitverbreitetsten '.ichsischcn Blattes, der „Dresdner Nachrichten", stir die Sache der reichstreuen Parteien rühmend hervorzuheben. Tie patriotischen, rolksthumlich gehaltenen, von Herzen kommenden und zu Herzen gehenden Artikel des politischen Leiters diei'eS BlatleS. deS Herrn Tr. Bieren, haben die Bestrebungen der reichstreucn Parteien ans's Beste unlcrstützt. (Lebhaiker Bestall.) Zum Schluß richtete der Redner nach einen warmen Appell an die Wählerschaft, mit Ester und Euer- me in die Lticbwabl z» gehen, und dafür zu sorgen, daß unsere schone L ladt auch in der Vaterlandsliebe die Hauptstadt des Landes zu sein verdiene. Tie mit langandauerndem Bestall autgcnommene glänzende stiebe achtelte in einem begeisterten Hoch aut das deutsche Vaterland, n a aiii der gemeinsame Gelang „Deutschland. Deutschland über .' iles" »nichtig durch den Saal erbrauste. ES bestieg Reichstags- Arg. Acker in a n n das Podium. Zum heutigen patriotischen Fest, b.gann er, sind wir gekommen als gute deutsche Männer, als Pa trioten. die ihr Vaterland über Alles lieben, um Gott zu danken 'iir den Sieg, den er uns gegeben im Kample der Wahrheit gegen die Lüge, der Vaterlandsliebe gegen die Treulosigkeit, des Glaubens gegen den Unglauben, der Aufrichtigkeit gegen den Vcrralh, der Lrdiulng gegen den Umsturz, des allen guten Rechts gegen das Unrecht. Sachsen hat, dem Beispiel seines Königs folgend, durch die Thal bewiesen, daß es treu hält zu Kai'er und Reich. Ter Redner huldigte hierum >n schwungvoller gebundener Rede dem Kai'er Wilhelm, dem 'ein Hast» galt. In dem gemeinsamen Gesänge ..He,l Dir iin Sicgerkranz" klang dieses Hoch aus ReichSIagsabg. Fchr. v. Friesen brachte hieraus nach einem historischen Rückblick ein degemerteS Hoch am König Albert aus, an welches sich der Geiaug des initiier populärer werdenden Liedes „König Albert Lackstenherz". gedichtet von dem niitanwefenden Oberst v. Meer- b.'iinb. komponirl von Trenklcr, anschloß. Der folgende Redner war der Abg. des 22.Kreises, LaudgerichtSdirektor Kurs) in Dresden. In 'chneidiger Ansprache gedachte er der Verdienste dcS Fürsten Bismarck „Wer ist der^rößte Staatsmann, der treueste Untcrkhan des Kaisers, die festeste Säule des deutsche» Reiches? Diese Frage hat unser engeres Vaterland in den Wahlen Io klar und bündig er- rhcilt, daß die Antwort Len Relchsuntrcucn noch lange in de» Obren schalle» wird. Doch cS hat eine Zeit gegeben, wo unsere Gemülber dem damaligen Herrn von Bismarck abgcivendct waren. So einig wir »nt ihm in dem Erstreben eines einigen deutschen Reiches waren, so verschieden waren unsere Ansichlen über die Wege, die dahin führten. BiSmarck hat die Nothwendigkeit erkannt, durch Blut und Eilen die Einigung herbeizufüvren. Wir haben u»S beute von dieser Nothwendigkeit überzeugt und segnen die Hand Bismarcks, die die blutige Einigung rasch und sicher vollzog lBenall). Die Politik des Kanzlers hat uns !>i Jahre emeS gutauSgenujzten Friedens gebracht und auch in Zukunft können wir Vertrauen in unseren BiSmarck sehen, der es zuerst erreicht, daß internationale Streitigkeiten auf Lein Wege »lieblicher Kongrefse ausgetragen wurden, der dem Reiche fette Verbündete erworben, der Großes auf dem Gebiete der Inneren Gesetzgebung geschaffen, die Sozialpolitik begonnen und dem Lande durch den'Schutz der nationalen Arbeit einen neuen Aufschwung gegeben. Und dies Alles ist ihm nicht etwa im Glücke zugcsnllcn. er hat es vielmehr den Feinden im heißen Kampse abringen müssen. So ist unser Kanzler eine Gestalt, zu der jeder Deutsche mit Begeisterung emporblickcn muß! Unser Bismarck lebe hock!" Von der Versammlung mit lang andauerndem Applaus begrüßt, bestieg hieraus der ReichStagskandidal für Tresden- Aliiladt, Herr K o ni m e r; r enr a t h Hultzsch das Podium. „Alljährlich »eiert das deutsche Volk, begann er. den Tag von Sedan als ein Tanktest für unsere Heldeiimüthigen Kämpfer ruid ihre Füh rer. die durch ihre Aufopferung den Grund gelegt zu dem ircuer- standencn deutschen Reiche. Am 21. Februar haben wir ein neues Sedan geschlagen gegen die inneren Feinde des Reichs. 21» diesem Tage sielen die Hochburgen der Sozialdemokratie und cs siegten di« ffaatscrliattendcn Grundiätze >m ganzen deutschen Reiche. Auch j .»er haben wir den Sieg einer opierircudigen Arinee zu danke», der der recchstreuen Wähler und in 'Altsladt besonders auch ihrem Feldmarichall Tr. Mehuerk. Wir dürsten aber nach dem Liege! i icbl die Hände in den Schooß legen, es gilt vielmehr in Zukunft neu und fest zu stehe» als Wacht am Rhein und als Wacht am Thron. Geben wir uns heule das Wort, unserem Kaiserhaus dem W.'ge der sozialen Gesetzgebung treu zu folgen, um die Sache der Aibester zu trennen vo» der ihrer Führer oder vielmehr ihrer Ber ühr«! Während wir io die Wacht am Thron halten, hält unser Hccr lest und treu die Wacht am Rhein. Dieser wackeren deutschen 'Armee, dem Bürgen des Friedens und ihrem genialen Führer Mollke lassen Sie uns ein braistendcs Hurrah bringen!" Kein an deres Lied als die „Wacht am Rhein" konnte sich vielen von war mer Vaterlandsliebe getragenen Worten besser cmichlicßen. Ein Koch au» das deutsche Volk, in kräftigen Worten von Herrn Dr. Maaß ausgebrachl, schloß den ofsizielleu Tdcij des 'Abends. Im weiteren Verlaus des 'Abends erwarb sich noch Herr Reickslagsabg. Gehlert durch eine mit frischem Humor gewürzte 'Ansprache, die »r einem Hoch auf die wackeren reichslreuen Arbeiter gipfelte, die Shmpathien der Versammlung. Eine Ansprache des Herrn Kauf mann Riedel, welche das sächsische Volk 'eierte, das mit seinen 23 reichstreucn Abgeordneten den» Kaiser das schönste Geburtstags geschenk machen^ werde, war von zündender Wirkung. Ein von Herrn Jädicke. Sekretär des Zoologischen Gartens, vektaßles patrio- t 'ches Lied, in welches geschickt zahlreiche geflügelte Worte des Kanzlers verflochten waren, wurde von der Versammlung mit Be geisterung gesungen. Zur Hebung der patriotische» Stimmung trugen ferner nicht wenig die zeit- und stimmungsgemäßen musika lischen Vorträge der Kapelle des Herrn Musikdirektor Gärtner und des Dresdner Männergcsangvererns unter Leitung seines Licder- mcislers Hugo Jüngst bei. — War der Gedanke ichon, eine solche patriotische ^eicr anttatt einer polcmisirenden Wahlversammlung zu veranstalten, ein überaus glücklicher acweic», so kann auch der Ver laus des AbendS als ein in jeder Beziehung gelungener bezeichnet werden. Tie reichstreue Wählerschaft Dresdens wird Herm Tr. Mchnert, dem wie keinem Anderen die 'Anerkennung gebührt, daß er Herz und Hand der Altstädtcr Wahlagitation gewesen und noch ist, und der auch der Veranstalter dieicr Festlichkeit war, von Herzen Dank dafür wissen. — Der große Erfolg, den die Ordnungsparteien in Dresden bei der letzten Wahl erzielt haben, ist m der Hauptsache dem Um stande zu danken, daß die säumigen Wähler vo» patriotilchcn belfern zur Wahlurne geholt wurden. Es ist dadurch nur möglich geworden, daß ein so hoher Prozentsatz der Wähler abgestimmt hat. Freilich stößt die ante Absicht Derer, welche die -säumigen erinnern, oft au» recht merkwürdigen querköpfigen Widerstand; >o z. B. wird die Aeußerung eines Herm aus dem Schiveizcrviertel mrtgethcrlt: er habe viele Schlachten mitgemacht. aber er lasse sich nicht an die Wahlurne schleppen. Auch sonst hat es unfreundliche Worte ge geben. namentlich in solchen Fällen, in denen Wähler erinnert -worden sind, die bereit- kur, vorher an der Wahsirme erschienen tvarrn. Solch« Berschen sollt« man doch tvahrlrch entschuldigen. und der Mijtzmch über dieselben beweist nur recht kleinlich« Auf« sasjuiU der Thätigkrit jene, frriaMgen Heller. A ist auch recht auffällig bemerkt worden, daß nur der Wienerstraß« zwei hoch stehend« Prrso«>MWM ' ' man iür den W< gestellt batte, vvi zeoe» r eitdilic' der studirenden Jugend neu ReichslagSwahl gveitiat udirende des hiesigen Polytecn- onen trotz zweimaliger Erinnerung und tro Weg bi« zur Wahlurne Wagen ihnen z von der Wahl sich fernachalten haben. Dre am Feststellung bat emeben. daß nur 17 Stimmen un- die Etichi, „ erspurt hätte». Sollten solche Herren nicht einmal ernstlich m«t ihrer Tbeiluahmswsigkeit zu Ralhe gehe» ? — Vtachdem in Leipzig durä so große Erfolge be, der vergangenen worden sind, haben sich jetzt viele Studir .. nikuinS für die bevorstehende Stichwahl dem Wahlaus schuß fsir Hultzsch zur Verfügung gestellt und findet «ine Besprech ung dieser Mithelfer für die Sache der Ordnung heute Vormittag N Uhr im Restaurant Außendorf statt. Auch tvätige Mitarbeiter aus andere» Kreisen werden gewiß gern willkommen sein und möchten sich dieselbe» zu gleicher Zeit i» genanntem Lokal einfinden. Wir betonen immer und immer wieder, daß wir uns gegenüber der von der Sozialdemokratie drohenden Gefahr nicht m Sicherheit wiegen lassen dürfen und bei der Stichwahl vollzählig am Platze sein müssen. — Zu einer außerordentlichen Sitzung der Landesvereine zum rothen Kreuz in Berlin hat sich Geh. Reg.-Rach v. Erlegern« Tl> uiniv als LandeSdelegirter für da- Königreich Sachsen dorthin begeben. — Unter anderen Weigandt u. Eo. Pariser Mod nur auf die nun ziemlich vombergegangene Winter- und Balllaison Anwendung finden. In der Lbai waren Blumen für Ballkostiune weniger begehrt: die Ausschmückung derselben bestand allerdings in duftigen Schleifen mit Vögeln oder Nadeln verbunden. Für Winterhute sind Blumen insofern kein passender Schmuck, iveil die zarten Farben der Blume», die wechselvvlle Witterung des Winters nicht vertragen; im klebrigen aber zu den schweren Stoffen des Winkers nicht passend sind. Dagegen wird unzweifelhaft die nächste Frühjahr- und Sommersaison eine ganz bedeutende für Blumen werden. Die Schleisengarnitur, welche seit 2 Jahren permanent für Hüte verwendet wird, kann unmöglich nochmals dominiren. Während im Frühling schwarze Tüll- oder Spitzenhüte, mit feine» Gräsern oder Blumen garnirt, in ihre Rechte trete», wird zum Hochsommer der Helle Hut auS Stroh, Bast. Binsen- oder Schilf geflechten mit Spitzen oder Schleifen, aber stet- mit Blumen ver bünde». eine bedeutende Rolle spielen. Als die vornehmsten und apartesten Blumen dürfte» sich die Schneeballcn und die mit wahr haft künstlerischem Geschmack ansgeführten Sammetblumeu aus- reichnen." — Dieser Mikldeiluiig verschaffen wir mnso lieber weite Verbreitung, als durch die Richtung der Mode aus Blumen uniere vaterländische Industrie gefördert wird, welche aut dem Gebiete der Fabrikation künstlicher Blumen das Ausland überflügelt hat. — Es ward schon initgetheilt, daß derCon! ul Tanner von Chemnitz nach den Vereinigten Staaten zurückberusen worden ist. Jetzt wird »och auS Nerv-Kork gemeldet, daß die Regierung der Vereinigten Staaten den genannten Conlul aut Ansuchen der deulicken Recuerung abderuien hat. Es sec wiederholt, warum dies geschehen: Coiriul Tauner hat vor einiger Zeit leiner Regierung eine» Bericht erstattet, in welchem er sich besonders gehässig über die Chemnitzer Fabrikate äußerte. Fortsetzung de- lokalen LdeileS Gelte ». TazeSfteschtchte. Deutsche» Reich. Tie Nachricht, daß in den Reiben der 'Abgeordneten, welche die künftige Majorität bilden weiden, die 'Absicht vorwaltet, die ScptennatSvorlage unter Vermeldung jeder Diskussion in allen drei Lesungen einfach zu genehmigen, wird von verichledenen Seilen bestätigt, jedoch mit der Huizusüguna, daß dabei in letzter Lesting die namentliche Abstimmung gefordert werden wird, um denjenigen Mitgliedern der deutschsteisinmaen und der Ceiitrunispartei, welche ihren Wählern gegenüber sich verpflichtet haben, für das Septennat zu stimmen, Gelegenheit zu geben, dieser Zusage durch eine entsprechende Erklärung im Reichstage selber Ausdruck zu geben. Die Eröffnung des Reichstags wird, wenngleich es nicht sicher ist, ob der Geiundkeitszustaud Sr. Majestät gestatten wird, dieselbe in Person vorzunehmcil, icnen feierliche» Charakter wiedergemiiinen. der sie in früherer Zeit auszcichncte. »Man darf erwarten, daß trotz der noch ausstehendcn Stichwahlen schon aus diesem Grunde und wegen der bald zu gewärtigeuden wichtigen Vorlagen die Zahl der anwesende» Reichstagsnbgevrdneten eine größere als sonst sein wird. Der „Rcichsanzeiaer" veröffentlicht folgende Bekanntmachung des 'Reichskanzlers: „Den Herren Reichstags-Abgeordneten werden »ach Eingang der amtlichen Anzeige über ihre Wahl die Freifabrt- kartcn nach ihrem in der 'Anzeige angegebenen Wohnsitz unverzüglich übersandt werden. Denjenigen Herren Abgeordnete», welche nicht zeitig genug vor der durch die kaiserliche Verordnung vom 23. d. M. au» den 3. Mär; d. I. festgesetzten Eröffnung des Reichstages in den Besitz der Karten gelangen sollten, wird auf ihren Äunlch von den Wablkommissarien eine ihre Wahl zum Reichstage bekundete Bescheinigung ausgefertigt werden, gegen deren Vorzeigung sie die Fahrt von ihrem Wohnntz nach Berlin in beliebiger Wagenklasse frei .zurücklegen können." Die Krankheit des Fürsten 'Alexander von Battenberg sind die schwarzen Blattern. Bekanntlich wallen sich die Ultramotanen, angesichts der beiden päpstlich en Aufforderungen, für das Septennat zu stimmen, gewaltig in die Brust und deklamirten: der Papst hat uns Katholiken in politischen Dingen Nichts zu befehlen. Schön gesagt! 'Aber nicht immer war dies d>e Meinung der Uttrainontcmcn. Noch i. I. >884 äußerte sich die Berliner „Germania" also: ..Die jenige». welche sagen, der Papst habe sich in die Politik nicht ein- zunilichen, sondern müsse sich auf das Gebiet der Religion und der geistlichen Dinge beschränken, begehen einen millionenlachcn Mord und einen Selbstmord und sind entweder Unwissende oder Böse- wichter oder beides- Denn in einem christlichen Staate kan» keine einzige, nicht einmal die kleinste politische Materie von den Prin zipien oer einen Religion und Moral getrennt gedacht werden; denn sie sind ihr das belebende Blut uns das innerste Mark, so wohl für den gairzen Staatskörper, wie für jedes einzelne Glied." Wer sind nun in dem gegenwärtigen Wahlkampfe die „millionen fache» Mörder" und „Selbstmörder . die „Bösennchter" ? Nach dem Zeugnisse der „Germania" sind eS die frommen Redakteure der Wurnsdoller Zeitung, die-frommen" Erzpriester, welche das Kom mando ausgaden: Gegen Sepiennatskandidaten! Mögen sich TieS die Katholiken des Zittauer Wahlkreises, in Ostntz u. s. w. ge tagt sein lassen und den. Befehle Sr. Heiligkeit des Papstes gehor sam für Herm Häbler und gegen Herrn Buddeberg stimmen! Der für das Deutschthum ungünstige Allsgang der Straß burger Wahl ist, wie schon erwähnt, zum guten -rchell polizeilicher Einml'chuilg zuzuschreibrn. Der Kandidat der Deutschen, Rechts anwalt Dr. Petri, veröffentlicht nunmehr folgendes Schreiben: An den kaiserlichen Herr» Bezirks-Präsidenten des Unter-Elsaß, liier. Ew. Hochwohlgeboren beehre ich mich ganz ergebenst milzittheilen, daß ani Vormittag des 20. Februar ein höchst bedauerlicher au! die NcichstagSwahlen bezüglicher Vorfall sich ereignete. Der städtische Aificheur hatte am besagten Vormittag, wie ich erfuhr, zwar nach der vorgeschriebenen Hinterlegung, aber vor der Ertlicilung der po lizeilichen Erloubniß einen neuen Wahlaufruf des Komitees Kablö angekledt. Von Seiten der Polizei wurde der Befehl crtheill. dielen Aufruf abzureißen: ob eine solche Maßregel unter den obwaltenden Umständen anaezeigt erschien, mag dahingestellt bleiben. Es ist aber nicht bei dem Abreißen dieser Plakate geblieben, sondern an vielen Stellen wurden von Polizeiwegen auch die schon seit mehreren Tagen vorhandenen Plakate beseitigt, welche den ersten Aufruf des Ko mitees KablS enthielten, und sogar diejenigen, auf denen blos der Name des Hern, Kabln stand. Daß diese- letztere wohl ganz unge setzliche Vorgehen, welches — wie ich annchme — aus ein Mißver ständlich zunictzusühren ist. die Bevölkerung unserer Stadt in hohem Maße erregte und verstimmte, ist leicht begreiflich. Ick gestatte mir, Ew. Hochwoblgeborcu ergebenst zu bitten, eine nähere Untersuchung dieser Angelegenheit anzuordncn mrd Diejenigen zur Verantwortung zu ziehe», welche dabei die Schuld trifft. Ich suhle mich zu gegen wärtigem Schreiben nicht blos deshalb veranlaßt, weil nach den mir von den verschiedenste» Seiten gewordenen Mitlhcilungcn dieser Zwischenfall meiner Kandidatur ungemein schadete, und wenn er nicht ringetreten wäre, die vorgestrige Wahl zu einem ganz anderen Ergcbniß hätte führen können, sondern auch deshalb, weil derselbe mein eigene- NechtSaefühl in empfindlichster Weise verletzte. Mit vorzüglichster Hochachtung Em. Petri. — Die deutsche „Strakb. Post" benierkt dazu: „Wir stimmen mit den vorstehenden Ausfüh rungen vollständig überein. AuS zahlreichen Zuschriften, die unS von Altdeutschen und Altelsässern juarganaen sind, wissen wir außer dem, daß dir gleich« Meimwtz m der Bevölkern», grtheilt wuü. die eingeborenen al« di« < ebenso ärgerlich alS s Die Vertretung ... möglicherweise einen gar H. Meier und Wörm« neter der See« i ernstlich bedroht. im neue« Reichtztaa könnte Anblick bieten. Die Herren tz. »te einzigen wirtlich sachverständigen Ver> -eltinteressen. sind in ihre» Mandaten le treten möglicherweise et» Schul . Schoetdergeiclle Hein,ei. nachdem »bürg bereits »ur Vertretung seiner maritimen Interessen einen rrchslcr in Dresden und einen Buchdrucker in Stuttgart »Bebel und Ltetz) besitzt. Kiel wird auch voraussichtlich wieder durch einen Professor lDr. Hähnell. Stettin durch einen Schriftsteller(Brömel>, Danzig durch einen Eisenbabndirrktor a. D. (Schräder) vertreten werde». Am Ende wird der Schiffskoch Schwarz, der in Lübeck in Stichwahl steht, noch als der Einzige im Reichstag erscheinen, der vom Sreivesen etwas versteht. Be, solchen Aussichten kann man wohl auf eine merkwürdige Vertretung der Sechandelsintereffen ü» Reichstage gefaßt sein. Eine emruliche Meldung ist noch umnittrlbar vor der amtlichen Feststellung der Ergebnisse rinargangen: der Wahlkreis Schweb,st den Polen abgenomnien; der freikonservativr Jabrikdirektor Holtz ist dort gewählt worden. Die neueste päpstliche Kundgebung soll darauf hsnauSgehcn, daß die gläubige» -söhne der katholische» Kirche davor gewarnt werden, ihre Stimme Sozialdemokraten zu geben. Se. Helligkeit weist darauf hin. daß er die Sozialdemokraten wiederholt in seinen Hirtenbriefe» als eine Gefahr für die Kirche bezeichnet habe. Tie Sozialdemokraten sind an 18 Stichwahlen betheiligt, bei denen sich zeigen wird, ob die klerikalen Führer die Warnung des Papstes be- achte»; bei einer '.Anzahl dieser Wahle» können die Katholiken cm erhebliches Gewicht in die Waagschale iverfe». I», München steht in den, eine» Wahlkreise eine »ationalliberaler und in klerikaler, im anderen ein sozialdemokratischer (nämlich Herr Bollmar) und ei» klerikaler Kandidat in der Stichwahl. Es war von einem Komprv- miß die Rede, wonach in den, erster«« Wahlkreise der Klerikale, m dem zweiten der Sozialdemokrat von diesen beide» Parteien ge meimchaftlich gewählt werde» sollte. In Marburg (Kurhrssen) hat der Antisemit Böcke! mit nicht unbedeutender Mehrheit gesiegt. Er erhielt 7380, der konservative Justizrath Grimm 4308. Stauffenberg 1056. Wuidthorst 301 Stimmen Wie ein bahriicher Kriegerverein gewählt bat, wird uns a»S Schwarzenbach bei Hof gemeldet: Sämmlliche Mitglieder des dor tigen VcteranenverrmS zogen mit klingendem Spiel ,n geschlossenen Reihen vor das Wahllokal. Während die Einzelnen ihre Stimmen abgaben, spielte die Musik die „Wacht am Rhein", „Heil Dir im S,egerkranz" re. Nach Beendigung deS Wahlgcschäkts brachte der Kommandant deS Vereins ei» Hoch aus den Kaiser, den baynscheu Prinz-'Regenten und das deutsche Vaterland ans, in welches alle 'Anwesenden begeistert cinsliinmtcn. In strammem, kriegerischem Marsch zog dann der Verein in sein Vellammlnnaslokal zurück Die „Köln. Ztg." weiß zu melden, daß daS Bündniß Italiens mit den mitteleuropäischen Kailermüchteu vollständig gesichert ist. Zugleich wird auf die'Angabe» des niiiiisteriellen „Popolo Roniaiiv" aufmerklam gemacht, welches Blatt den Kriegsfall wie folgt be zeichnet: „Falls Rußland entweder Oesterreich oder Deuffchland angreifen ivllte, würde es in jedem Falle nur diesen beiden Staate» sich gegenüber sindcu, aber nicht Italien. Wenn aber Deutschland von Fraukrcich angegriffen wird, müßte Italien an der Leite Teutichlands kämpfen, während Oesterreich-Ungarn passiv bliebe, sollte heißen, sich zurücklnelte. Dasselbe würde im Falle eines sraiizösiich-ilaliemlche» Krieges geschehen, wo dann Italien durch Deutschland unterstützt werden müßte. Sämmtliche drei Mächte würde» nur aktiv auttreten, daS heißt also thätig Vorgehen, wenn -der Angriff gegen eine derselben ein doppelter wäre, das heißt, wenn beispielsweise Deuffchland mit Rußland und Frankreich zu gleicher Zeit kämpfen müßte." Dir deutjche Industrie wird durch die neue russische Maßregel der Erhöhung der Eüenzölle hart betroffen. Die Ausfuhr an deutschem Roheisen nach Rußland beträgt jährlich über 100,000 Doppelzentner, die Ausfuhr an sonstigen Eisensabrikaten über 50,000 Doppelzentner. In der Statistik für 1835 wurde der Wertb der nach Rußland auS- gcführten deutschen Eisenwaaren auf 14 Millionen Mark geschätzt und der Werth der nach 'Rußland ausgcführten Rohmelalle aus 2 Millionen Mk. Oesterreich. Der Kaiser bat die Einführung des Repetir- gewehrs System Mannlicher für die Fuß-Truppen des k. k. Heeres unter der Benennung „Repetirgcmehr M. 1886" genehmigt. Am 19. laugte der in Oeslerreichiich - Schlesien woylbekannle Eremit, allgemein ^Bruder Ferdinand genannt, welcher früher in der Klansnerei aut dem Annaberg wohnte, seit Jahresfrist über die alte Bergkapelle in Obergrund bei Zuckmantel für seine religiösen Zwecke eingerichtet hat. aus dem Teschener Bahnhof an. Bruder tMdiuand kehrte nämlich von Troppau zurück, wo er wegen vcr- ichiedencr frommer „Verstöße" gegen das Strafgesetz eine »ichr- wöchentliche Freiheitsstrafe abgebüßt hat; einige nicht minder fromme Würbenthaler Bcffchwestern empfingen den heiligen Mann am Bahnhöfe, wo sie von demselben mit Ueiligenbildem belchenkt wurden. Nu» kann das Wunderwirken, Kaffeetrinkcn, Schnaps- ichäuken u. s. w. in Obergruiid bei der „heiligen Martha" — so heißt nämlich jetzt die dortige Einsiedelei — wieder von Neuem losgehcn. Frankreich. Die ganze Presse beschäftigt sich natürlich mit den deutsche» Reichstagswablen. Sie prüft die Vorgänge i» Deutschland nur vom Gesichtspunkte der französischen Interesse» und verweilt außer bei der Frirdenssrage ziemlich ausschließlich bei den Wahlen des Rcichslandcs. Daß Elsaß-Lothringen 15 Protest- Abgeordnete gewählt und den einzigen „'Renegaten". Baron Zorn v. Bulach, der für das Sevtennal gestimmt, fallen gelassen hat, erfüllt sic mit einer tiefe» Befriedigung, deren Ausdruck nicht immer vorsichtig und gemäßigt ist. DaS Waklergebniß im Reichslande kann nicht verfehlen, die gefährlichen Hoffnungen und Vorsätze dcr „Patrioten" neu zu beleben. Sie leben darin den Beweis, daß die Aligliedcrungs-Arbeit seit scchszchn Jahren dort nicht den ge ringsten Fortschritt gemacht hat. daß die Elsässer und Lothringer sich mit dem ihnen bereiteten Schicksal nicht aussöhnen wollen und daß sic an dem Gedanken einer Schicksalswende, die sie wieder zu Franzosen machen würde, zäh festhalten. Es ist verständlich, daß man hier die Pflicht zu haben glaubt, so treue Anhänglichkeit nicht von sich zu stoßen, sie vielmehr voll zu erwiedern. Das ist ver ständlich und — tief bedauerlich. Im Herzen hat auch bisher kein Franzose, wenigstens keiner aus den herrschenden Klassm, aus Elsaß- Lothringen cndgiltig verzichtet. Aber, wenn man gesehen hätte, daß die Elsässer selbst sich in ihre Lage finden und ihre frühere Zusammengehörigkeit mit Frankreich allmählig vergesse», so wäre man ihnen sehr bald auf halbem Wege cntaegengekommen und hätte ihnen zu versieben gegeben, daß man die Trennung auch hier verschmerzt und die Lage als eine unabänderliche erkannt habe Die schwierige, aber schöne und dankbare Ausgabe der deutschen Regiemngskunst war es also, der Eroberung de» RerchSlandes die sittliche und geistige Eroberung seiner Bewohner folgen zu lasse» und, indem sie die Elsässer zu zufriedenen Bürge« dH großen und stolzen Staatsweienö machte, dem sie 1871 wider ihren Dillen ein- verleibt wurden den Franzosen jeden Vorwand zu nehmen, von einer neuen Veränderung der Verhältnisse zu träumen. Dies« Aus gabe hat die deutsche Regieruilgskunst tnSher nicht zu erfüllen ver standen, die Elsässer, erbittert über das in den letzten 14 Tagen gegen sie angewandte Einschüchterungssystem, haben reich-feindlicher als jemals seit dem Friedensschlüsse gewählt und die Zahl der Proteststimmen giebt nicht nur in Frankreich, sondern auch m allen europäischen Ländern, in welchen man Deutschland seine Einigkeit nicht gönnt und seine Erfolge nicht verzeihen kan», oer Vorstellung neue Nahrung, daß das LooS des Reichslandes nicht endglltig ent schieden sei. Aus diesem Grunde muß man die Eimnüthigkeit dcr elsttssischen Wähler und die unansehnlichen Minderheiten, welche die dcut'chgesinnten Kandidaten allein erlangen konnten, beklagen Der Senat stellte den von der Kammer gestrichenen Kredit für da» Äationalschießen mit 110 gegen I0L Stimmen wieder her und erledigte das Budget deS Unterrichts und de- Ackerbaues. — „Paris" sagt, die bevorstehende Erhöhung der Garnisonen in Elsaß- Lothringen von 50,000 auf 70,000 Mann nöthig« Frankreich, seine Truppen an der Ostarenze zu verstärken. Die Frage der Abschaffung der Unkerpräfekturen hat zu ein« Spannung zwischen dem Mmtslerpräsidenten Voblet und dem Se nat geführt. Da Letzterer dir Biidaetiorderung für die Unterprä- fekten, welche die Kammer um 35,000 FrcS. herabgesetzt hatte, imederherstellte. Was diesem Beschluss« de» Senats Bedeutung verleiht, ist, daß derselbe gefaßt wurde, nachdem Herr Goblet dringend um die Bewilligung gedeten und dabei erklärt batte, die Nicht- bewilligung würde daß Kabine» in eine „unmögliche" Lage ver letzen. Im Dezember v. I. ist das Kabinet Frevcinet wegen dcr Trage der Unterpräfekten zu Fall »«kommen; es hatte sich der Ad lung «idrrsetzt. Das neu« von Herm Goblet gebildete Kabi-
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