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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 02.10.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031002020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903100202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903100202
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-02
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
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An- sündiaungcn aus der Privalieitc Zeile LS Psg, s die LsMltiae Zeile als „Ein gesandt' oder au! Tcrtieile so Pig. Än Äiunimern nach Sonn- und Aeier- iagcn t- bez. Lipallige Grundzeile» so, so dez. so und so Psg. »ach de« iondercm Taris. Auswärtige Ant- träge nur gegen Borausbezahuina. Belegblailer werden mit tü Li», berechnet. SernIvrechanILlub: Amt l Rr. U und Nr. SOSO. Nr. S73. tz«itlitl: Hosnnchrichten. Kammerherr v. Globig f, Geh. Konimerzicurat ^Nicthammck. Pfarrer Seguitz. Gerichtsverhandlungen. „Pitt und Fox". Berliner Leben. Freitag, I. Oktober 11)03. Neueste Drahtmeldungen vom 1. Oktober. Berlin. Mittags fand im Tiergarten die feierliche Ent- hüllung des Wagner-Denkmals statt. Zahlreiches Publikum hatte sich auf den Tribünen des Fcstplatzcs eingefunden. Als Bertrcter der Regierung waren anwesend Kultusminister Etudt, Staatssekretär v. Richthofcn, Reichsschatzsekretär v. Sten gel, ferner aiss Delegierter des Großherzogs von Sachsen Hos- lheater-Intendant v. Vignau, die Intendanten der König!. Schau spiele Graf Hochberg und v. Hülsen, der Polizeipräsident von Berlin, Künstler und Komponisten aus Italien, England und Frankreich. Als Vertreter des Kaisers erschien kurz vor 12 Ubr Prinz Eitel Friedrich mit dein Ehrenvorsitzenden des Denkmais- komitecs, Prinzen Friedrich Heinrich. Die vereinigten Kapellen der Berliner Garderegimcnter spielten den Kaisermarsch mit Schlutzchor, der Berliner Sängerbund sang den Schlußchor aus den „Meistersingern". Hierauf hielt Geb. Kommerzienrat Leichner die Festrede. Er würdigte Wagner, dessen Zauberkraft sich jeder beugen müsse, dem die deutsche Nation in der Stadt, die einst den Meister verschmähte, ein Denkmal errichte. Er übergab unter Dankesworten für den gnädigen Schutz des Kaisers das Denkmal an den Vertreter des Kaisers und schlos; mit einem Hoch auf Se. Majestät. Die Musik spielte die Nationalhymne, und darauf fiel die Hülle. Berlin. Zum Aus stand der Metallarbeiter wird gemeldet: Nach den bisher aus einem Drittel der Betriebe vor- liegenden authentischen Nachrichten sind gestern abend in diesen 4500 Arbeiter entlassen worden, wozu noch 2100 ausständige Arbeiter kommen. Nach Angaben der Arbeitgeber sind mindestens 9000 Arbeiter jetzt beschäftigungslos. Rostock. In der Rede, die der Gros; Herzog gestern in Gjedjer hielt, dankte er zunächst dem König Christian für die gnädigen, an ihn gerichteten Worte, sodann für das wohlwollende Interesse, das der König der cröffncten Tampfsährenverbindung Gj edser-W arn c m ü n d e entgegenbringe. Er habe wieder holt auf dänischem Boden geweilt und dabei stets Gelegenheit ge habt. Beweise des großen Wohlwollens des Königs zu erhalten. Auch dafür danke er, sowie für den jetzt bereiteten schönen Empfang. Rostock. Gegen i Vu lllir kehrten die dänischen Herr schaften vom Schlosse nach dem „Danebrog" zurück. Ter Großhcrzog, Prinz Heinrich der Niederlande und Herzog Fried- rich zu Mecklenburg geleiteten die Gäste bis zum Landungsplatz. Ter „Danebrog" ging alsbald in der Richtung nach Warnemünde in See. Rostock. Der Großherzog, Prinz Heinrich der Nieder lande und der .Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg besuchten heute früh die Neptun-Werst. Um 12 Uhr fand im großherzog lichen Schlosse ein Frühstück zu 16 Gedecken statt, an welchem außer den mecklenburgischen Herrschaften der König und der Kronprinz von Dänemark und die übrigen dänischen Fürstlichkeiten nebst Gefolge tcilnahmen. Falk enst ein i. V. Gestern abend brach hier von neuem Feuer ans, das weitere fünf Häuser cinäscherte. Ulm. Den Beschluß des gestrigen Tages der General versammlung des Evangelischen Blindes bildete nach einem Festmahl, an dem nahezu 500 Personen tcilnahmen^ ein Gesanggottesdienst im Mnnstcr. Biele Tausende von Personen waren anwesend. Hierauf fand eine glänzende Beleuchtung des Münsters statt. München. Eine gestern abend abgchaltcne stark besuchte sozialdemokratische Versammlung nahm folgenden Beschlußantrag an: Die Versammlung bedauert, daß der Partei tag anstatt der Förderung proletarischer Interessen nur dem nicdcrdrückendcn und unerfreulichen Gczänke unter den Führern preisoegeben war. Sie protestiert energisch gegen die völlig un gerechtfertigten Beleidigungen der Münchner Parteigenossen und bestreitet jedem Genossen das Recht, über eine ganze Partei- gcnosscnschaft sich das Mchteramt anzmnaßen. Sie bedauert der- artige Vorkommnisse aus das Tiefste und gibt der bestimmten Er wartung Ausdruck, daß der Dresdner Parteitag der letzte dieser Art lvar, auf den, statt gedeihlicher Arbeit zur Förderung unserer Sache, zur Freude aller Gegner kostbare Zeit mit der Partei schädlichen, der Leidenschaft einzelner Personen entspringenden Streitigkeiten verwendet wird. Die Versammlung fordert die Partei auf, über die unfruchtbaren Auseinandersetzungen nunmehr mutig und unverdrossen zur Emanzipation der Bolksklasscn übcr- ugeyen. Reichstagsabgeordnetcr v. Bollmar wohnte der Ver- ammlung bei. Pose n. Auf Fort 3 bei Glowno ftürz 1 e ein Baugerüst ein und riß fünf Arbeiter mit in die Tiese. Drei derselben wurden schwer, zwei leicht verletzt. Mürzstcg. Kaiser Franz Joseph, Kaiser Niko laus und die übrigen Iaadgüsie sind heute vormittag zur Gems- jagd aufgebrochcn. Tie Majestäten wurden von dem Publikum ehrfurchtsvoll begrüßt. Das Wetter ist prachtvoll. Graz. Dw Unioersitätsprofessor Hofrat Tr. Alexander Rollett, Vorstand des Geologischen Instituts au der hiesigen Universität, ist heute gestorben. Bozen. Ter Bauernsohn Ignaz Ohncwein in Eppcn er- mordete aus Eifersucht meuchlings seine Geliebte Katharina Niedermair. Deren Mutter wurde wahnsinnig. Paris. Der konservative Deputierte Angerand ha» an- gckündigt, daß er den Ministerpräsidenten über die anti- katholischen Kundgebungen in Henncbont interpellieren lvcrde. Paris. Gegenüber anderslautenden Mitteilungen erklärt das Militärsachblatt „France milstaire", daß in den Regimentern des Armeekorps der Ostgrenze die 1. Bataillone vollständig aufrecht erhalten bleiben. Es werden nur 66 Kompagnien der bisher noch nicht vollständig formierten 4. Bataillone vom 1. Oktober aufgehoben werden. Madrid. Der ehemalige Ministerpräsident Villaverdc er klärte die Nachricht, daß ein Abkommen zwischen Frankreich, England, Italien und Spanien hinsichtlich eines französischen Protektorats in Marokko zu Stande gekommen sei, für unbegründet. London. Zn dem Neudruck der Artikel, die seinerzeit der „Daily Telegraph" unter dem Titel „Rcichsrcziprozität, eine Studie über Fiskalpolitik", veröffentlichte, hat Chamber- lain eine Vorrede geschrieben, worin er die Artikel eine über zeugende Anklage gegen das gegenwärtige System der freien Ein fuhr nennt. Ehamberlain weist in der Vorrede die gegnerische Behauptung zurück, das; die Fiskalrefvrmcn die breiten Massen der Bevölkerung dem Hungcrtode anszusetzcn bereit leien. Ein großer Teil der Staatseinnahmen stamme schon jetzt ans den Abgaben von Lebensmitteln und Getränken, deren Hauptmasse von den arbeitenden Klassen verbraucht werde. Ter Behauptung, daß der ganze' Betrag des Zolles von tzcn Konsumenten bezahlt werde, stehen die Erfahrungen von den Schuszollländern Deutsch land und Frankreich entgegen. Ehamberlain sagt zusammenfassend, ein jeder Lebensmittclzoll zur Sicherung des Vorzugshandcls mit den Kolonien werde gering sein und sicher zum Teil vom Aus lande getragen werden. Die den arbeitenden Klassen eventuell entstehenden Mehrausgaben werden ausgeglichen durch die Er mäßigung anderer ebenso notwendiger Artikel für den Lebens unterhalt. Durch die Revision der Tarife wird die Zunahme des Handels, sowie die Kaufkraft der ausländischen Wettbewerber ge sichert, wodurch mehr Beschäftigung und Nachfrage nach ein heimischen Arbeitern erfolgt. Die Folge der Nachfrage von Ar beitskräften sei eine Steigerung der Arbeitslöhne. Port Arthur. Der amtliche „Novy Krai" veröffentlicht das Programm für die Arbeiten der unter Vorsitz des Statt halters Admiral Alexe jew eingesetzten Kommission. Darnach soll 1. die GebietÄeitung nach Maßgabe der allgemeinen Gesetze für selbständig erklärt werden, 2. der Norden der Knstcn- provinz zu einem selbständigen Gebiet gemacht, 3. das Ucber- siedlungswesen geregelt, 4. regelrechte Beziehungen zur ost- chinesischen Eisenhahn geschaffen und für Regelung ihrer Ver waltung, Einhalten der Verträge und Sicherung der Ansiedler längs oer Bahnlinie gesorgt werden. Es sollen ferner 5. die Tätigkeit der Militär-Kommissare und Distriktsbcamtcn stets in einer Kommission vereinigt, 6. das Gefängniswesen geordnet, 7. Minenraubbau verhindert, 8. ein besonderer Lehrbczirk für den fernen Osten errichtet werden. Im ganzen soll die Leitung des Gebiets des fernen Ostens so viel als möglich vereinfacht werden. Oertliches und Sächsisches. Dresden. 1. Oktober. —* Sc. Königl. Hoheit der Kronprinz kehrte heute mittag von Reheseld mittels Automobils nach Wachwitz zurück. ^ —* Heute früh 7 Uhr 8 Minuten ist der Fürst Ge 0 rg z n Schau mburg-Livpe von Steierling (Oberöstrereich) kom mend aus dem Hauplbabnhose eingetrossen und bat nach Einnahme eines von Herrn Hoflieferant John im Speisesaale Weesenstein servierten JrübstückS um 8 Uhr die Reise nach Bückeburg sortgeletzt. —* Im 1. Landtaaswa hlkreise der Stadt Dres den kommen in der ersten Abteilung 1060 Urwähler und 63 Wahl- münner, in der zweiten 3339 Urwähler und 64 Wahlmänncr und in der dritten 9638 Urwähler und 63 Wahlmänner in Frage. Im 4. Landtagswahlkreise der Stadt Dresden sind in der ersten Ab teilung 250, in der zweiten 1668 und in der dritten 11883 Ur wähler, sowie in jeder 47 Wahlmänner zu verzeichnen. —* Auf dem Trinitatis'sriedbofe fand gestern nachmittag die Bestattung des Königl. Sächs. Kammerherrn und Kommcn- dators der Genossenschaft des Johanniterordens im Königreich Sachsen Herrn Leopold v. Globig statt. Eine zahlreiche Trauerversammlung aus hohen Kreisen batte sich zur Erweisung der letzten Ehren eingefunden. Im Aufträge Ihrer Majestäten des Königs und der Königin-Witwe wohnten, wie bereits er wähnt, Herr Obcrzcrcmonicnmeistcr Graf v. Wallwitz und Kammerherr 0. Metzsch-Rcichenbach der Trauerfeier bei. Ferner waren anwesend die Gesandten und bevollmächtigten Minister von Preußen und Rußland Gras 0. Dönhoff und Baron v. Wränge!, die Herren Staatsminister v. Metzsch und Dr. v. Seydewitz, der kommandierende General des 19. Armeekorps, General der Jn- santerie v. Treitschke, General der Kavallerie z. D. v. Kirchbach, die Generalleutnants 0. Zeschau, v. Schubert, v. Schulz, sowie Hosmarschall v. Haugk, viele Kammerherren. Polizeipräsident Le Maistrc, Amtshauptmann 0. Craushaar, Dr. Graf Otto 0. Vitzthum, Deputationen der Alten Herren und der Aktiven des Korps „Saxonia"°Leipzig u. 0. a. Zu den kostbaren Palmen- und Blumenspenden mit Widmungsschleism und Initialen legte Herr- Oberst v. Rohr im Austrage des Prinzen Alvrecht von Preußen neben dem Ordenskisscn einen Kranz am Sarge nieder. Nachdem der Friedhosschor die Feier mit Versen des Liedes „Jesus, meine Zuversicht" eingcleitet batte, beleuchtete Herr Oberhofprcdiger 1). Ackermann die Persönlichkeit und den Lebcnsgana des Ver ewigten mit dem Schristworte: „Haltet mich nicht auf, der Herr- Hat Gnade zu meiner Reife gegeben, lasset mich, daß ich zu '.»einem Herrn ziehe". Nach einer trefflichen Charakteristik des Verewigten seitens des Vorgenannten trat Herr Kammerherr Graf v. Nex-Zchista an den Sarg und legte einen Kranz zum sichtbaren Zeichen der Treue, Liebe und Dankbarkeit nieder und würdigte in längerer Rede die Verdienste des Verewigten. Erfüllt von den hoben Zielen des Ordens, habe er mit aufrichtiger Hin gabe sich besonders in den Kriegsjahren im Feindeslande mrch treues Wirken, jahrzehntelang aber auch im Frieden als Mit glied. besonders als Kommcndator, durch die Errichtung des Iohaimiterkrankcnhauscs in Heidenau, bewährt. Durch dieses sein Werk habe er sich ein bleibendes Denkmal für dauernde Zeiten gesichert. — Ter Traucrzua bewegte sich sodann, eröffnet durch Marschälle der „Pietät", unter Gesang nach der Gruft, an der Gebet und Segen, sowie der Gesang einer Motette die Feier abschlosscn. —* Die 70. Geburtsfeier des Herrn Geh. Komtrreylmrats Niethammer in Kriebstein am vergangenen Dienstage nahm einen in jeder Beziehung würdigen und stimmungsvollen Verlauf. Schon i» früher Stunde, so berichtet darüber der »Waldh. Anz.". kamen die Kinder der Krlebetbaler Schule mit ihren Lehrern und langen dem Erbauer ihres schönen Schillhauses einen Festchoral. Ter Feier im Familienkreis mit Kindern und Enkeln folgte nm 10 Ubr die Beglückwünschung des Jubilars durch die Kleinen vom Kindergarten, und dann reihte sich daran Wagen an Wage», Deputation an Deputation. Die deutschen Pavierkabrikanten sandten ibre Vertreter mit einer künstlerisch auSgeführten Adresse. Um >/r2 Uhr erschienen Herr StaatSminister v. Metzsch mit den Herren Miiiistcnaldircktoreir Geh. Räten Adelt und Schröder, sowie namens der Zweiten Kammer deren Präsidenten. Herr Geh. Hosrar Dr. Mebnert und Herr Geh. Justizrat Dr. Schill, sowie seitens der nationalliberalen Partei die Herren Kommerzienräte Mmst,md Wissenschaft. f* Mitteilung aus dem Bureau der Königl. Hos- theater. Im Opernhanse wird die neue Oper „Alpen könig und Menschenfeind" von Leo Blech Sonntag, den 4. Oktober, zum ersten Male wiederholt. — Die nächsten Wieder holungen von Heobsels „Her ödes und Mariamne" hm Schauspielhause finden Montag, den 5., und Donnerstag, den 8. Oktober, außer Abonnement statt. ß* In der katholischen Hoskirche fand heute vormittag die Trauung Felix Schweigh 0 fers mit Frau Fritzi Blum statt. Den Trauakt vollzog Herr Prälat Maaz. f* Das Königl. Hofschauspiel erfüllte gestern abend eine Ehrenpflicht: es gab dem 80. Geburtstage Rudolf von Gott- ichaIls. den die Bühncnwelt Deutschlands in seltener Einmütig keit begangen, durch eine Neueinstudierung seines Lustspiels „Pitt und F 0 r " festlichen Nachdruck. Das Haus war nahezu auSverkauft. die Stimmung während des ganzen Abends vorzüg lich. der Beifall an den einzelnen Aktschlüssen lebhaft und herzlich. DaS Werk selbst gehört zu den beste» dramatischen Arbeiten des Dichters, zu den wenigen, die Jahrzehnte hindurch sich frisch er halten und immer ein dankbares Publikum gesunden habe». Seine behagliche Liebenswürdigkeit, seine unterhaltende Fabel, sein reiz voller Dialog und — nicht zu vergessen ! — seine dankbaren Rollen lassen „Pitt und Fox" auch heute noch, in einer Zeit, die nach Fomr und Inhalt an das Jntrigenstück ganz andere Ansprüche z» stellen berechtigt ist, oft und gern auf großen wie kleinen Bühne» im Svirlplane erscheinen. Die Dresdner Hofbühne hat dem Stück. daS übrigens das auf den, deutschen Theater am häufigsten ge spielte dramatische Werk des Dichters ist. von jeher ibre besondere Gunst zugewendet; sie darf neben dem Wiener Burgtheater. das in Meixner den glänzendsten Snouahton besaß, den Rubin für sich in Anspruch nehmen: die besten Vorstellungen deS Lustspiels geboten zu haben. Auch die Aufführung von gestern Abend war recht gut. wenn auch nicht musterhaft. Ganz aus der Höhe der Situation stand und von jener glänzenden Virtuosität der Technik, wie sic daS doch etwas verblaßte Genre deS Jntrigenstücks unbedingt ver langt. war nur einer: Herr Stahl, der den Fox ungemein ele gant repräsentierte, außerordentlich überlegen spielte und meisterlich sprach. Mehr von der Gemütsleite faßte Herr Decacli den Pitt an. Er gab den etwas nüchterne» und philiströsen Rivalen des genial leichtsinnigen Fox mit großer Herzlichkeit im Ton und einer wm gut zu Gesicht stehenden lugendlichen Begeisterung. Die um fangreichste und dankbarste Rolle der Komödie, den ewig wütenden Snoughton, hatte nian Herrn N eu,na n n anvertraut, der durch seine pastös wirkende Komik allen Szenen des grimmen Ostindicrs zu lautem Erfolge Verbals. Weniger in den Vordergrund des Interesses traten trotz einiger hübscher Auftritte die Frnuenrollcn der Komödie. Sowohl die glänzende Georqina, die von Frl. Serda sehr geschmackvoll, wie die charmante Harrtet, die von Frl. Laue recht nett gespielt wurde, sind eigentlich herzlich wenig belangvolle darstellerische Aufgaben. Die übrigen, kleineren Rollen des Lustspiels fanden durch die Herren Nenä, Gebühr. Tettmer, Bauer, Gunz. Leichert und Eggrrth eine angrnicsscne Repräsenta tion. Das Zuiammenipiel war unter Erdmanns Regie ungemein flott, so daß der Fünfakter schon kurz vor '/<10 Uhr zu Ende war. -s* Leipzig. Im Neuen Theater wurde gestern abend als Festvorstellung zu Rudolf v. Gottschalls 80. Geburtstag des Dichters „Mazeppa" gegeben. Die Aufführung des Werkes ist schon neulich bei Gelegenheit der Neueinstudierung eingehend besprochen worden, sodaß es beute nur Aeußerlichkeiten zu kon- stotteren gilt. Der Eindruck, den das Werk auf die große Zu hörerschaft machte, wo auch diesmal wieder ein mächtiger. Der Dichter ward nach dem dritten Akte wiederholt, nach dem Schluß akte sogar fünf Mal stürmisch hervorgerufen. Nach Schluß des Stückes empfing Gottschall unter Begieitversen, die Bruno Geidner verfaßt batte, im engeren Kreise den vom Theater personal gespendeten wohlverdienten goldenen Lorbeerkranz. — Das Battenberg-Theater feierte Gnttschalls 80. Geburtstag gestern abend gleichzeitig würdig durch eine Auffühürung von des Dichters „Schulröschcn". Das Schauspielhaus folgt heute noch mit einer Jestaufführung der „Katharina Howard" nach. f* Rudolf Falb, der bekannte „Wettermacher", ist gestern in Schönebcrg bei Berlin nach kurzem Krankenlager gcst 0 rben. 1* Aus Bayreuth wird telegraphisch die Entscheidung über die Festspiele für das Jahr l904 mitgeteilt. Die Festspiele beginnen am 22. Juli; aufgeführt werden: „Parsifal", „Der Ring des Nibelungen" und „Tannhäuser". Berliner Leben. L. Berlin, 30. September. Der Omnibus spielt im Berliner Verkehrswesen nicht ent- fernt die Rolle, wie im Pariser oder Londoner. Bei unserem weit- verrwciaten. fast alle Hauptstraßen u»>fasscndcn Strcißenbahnnetz ist ihm hier nur ein bescheidener Platz zuqewiesen. Dazu kommt, daß er in Berlin infolge eines törichten Vorurteils beinahe ans- schließlich von den ärmeren Bevölkerungsklasscn benützt wird. Wer etwas .besseres" ist, oder sein will, meidet dieses „Vehikel des kleinen Mannes", obwohl cs hier auf den meisten Omnibus- linicn sehr stattliche, bequeme Wagen gibt, mit denen man nicht schlechter noch langsamer fährt, als mit den Straßenbahnen. Ein Streik der Omnibusangestellten hat hier also nicht entfernt die Be deutung, wie sie vor zwei Jahren der Streik der Berliner Straßenbahner hatte. Selbst als am letzten Sonntag der Omnibusocrkehr vollständig eingestellt war, merkten dies nur ver- hältnismäßig wenige Berliner; am meisten vielleicht noch die Straßenbahnen, die zur Bewältigung des ungewöhnlichen An dranges alle Reiervewagen heranziehen mußten. Immerhin ist aber auch ein Berliner Omnibusstreik ein Ereignis, von dem der Chronist Notiz zu nehmen hat. Handelt es sich doch um ein vielhundertköpfigcs Personal, das dabei in Mitleidenschaft ge zogen wird, und um Verhältnisse, die wirklich traurig genug sind. Die bedauernswerten Leute känipfcn nicht für unverschämte Forde rungen. Sic sind übel genug daran und es nimmt sich geradezu wie ein blutiaer Hohn aus, wenn die Direktion der vereinigten Omnibusgescllschaften ihr großes Entgegenkommen rühmt, wenn sie den Knöchern „schon nam 8 Dienstjahren" das fürstliche Gehalt von 105 Mk. monatlich bewilligt! Da es meist ältere, verheiratete Leute sind, die bei Wind und Wetter tagaus, tagein 14 bis l6 Stunden mit kleinen Ruhepausen und vier freien Tagen im Monat tätig zu sein gezwungen sind, so wird man zugeben müssen, daß diese Bezahlung zum Sterben zu viel und zum Leben in der teuren Großstadt entschiede» zu wenig ist. Allerdings macht auch die Gesellschaft selbst recht schlechte Geschäfte und verteilt an ihre Aktionäre Dividenden, die von Jahr zu Jahr magerer werden. Sie kann auch kaum Seide spinnen, wenn sie auf Teilstrecken, die 20 bis 25 Minuten Fahrt in Anspruch nehmen, sich mit sage und schreibe 5 Pfennig Fahrgeld begnügt. Sie hat sich dazu verstcchen müssen, nm durch den Zehnpfcnnig-Einheitstaris der elektrischen Straßenbahnen nicht vollends erdrückt zu werden. Aber wenn sie bei diesem winzigen Preise nicht anders bestehen kann als ilü>em sie ihre Angestellten darbe» läßt und deren Arbeitskraft zu den denkbar niedrigsten Löhnen ansnützt, dann muß sie entweder ihre Fahrpreise entsprechend erhöhen und ihre Leute menschenwürdig bezahlen oder zu gründe gehen, wie so manches, was sich heutzutage unter veränderten Verhältnissen nicht mehr zu halten vermag. Leider scheint es, daß der an sich gewiß nicht frivol heraus- beschworene Streik — was man von den Löhnen, dar Anüvts-
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