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Y7.8«krsang. As SsS S»««r«g, 3. Dezemder 19rr Gegründel 1SSS Lr^tanschrMr «l-chrNHIe- Dre,»«. gerielprecher-Sammelnummrr 2S 2^1 Nur für Aachtgelprüch«: 2O Oll. Iil,Uchrr zuiragun, in Dre,d°» ober durch dt» Post monaMch M. 566.—. -oezugs- wevuyr «»z-lnum«.- M. LS.-. Son«t-g.°u-gab, M. zo.-. ,, Dt, llpain« vmm dr„>» geile ».so,-, «Udert,ald s-ch!,nv M.M.—. Familien- ÄlUöltlöN^Pl'Lllö. anz„„„ und SIeI>»g«l>'chc unirr Weqloii jeden wetieren Rnbalio M. 25.—, ' 2>orzUL»pI!jj>» laut Lar.,, illuswttr.tge Au>lr4,e ««!,»>> D°rau«!ie,adlun,. SchrMettun« und /kmniaetchSit»!>>>»> Mirtrnklra»« Sck/ckS. Druck u. 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Sollte Frankreich gewillt sein, gegen den Rat Englands und Amerikas, am Rhein Abentenrerpolitik z» treiben und durch einen Ucbcrfall den Vertrag von Ver sailles zn breckscn, so kann Deutschland militärische Macht mittel nicht cntgcgcnstcllcn. Der Ucbersall im Frieden würde aber einen casns bollt schassen und die diplomatischen Beziehungen unterbrechen. Der Vertrag von Ver sailles würde damit fiirDcntschland nicht mehr bestehen. Deutschland hat versucht, treulich seine Verpflichtungen zn erfüllen, cs steht am Ende seiner Kraft. Will Frankreich noch retten, was zu retten ist. Io muß cs eine Verständigung mit uns suchen. Ein neuer Raub dcnlscheu Landes wird Frank reich nicht vor der Katastrophe retten, dafür aber den Selm '« neuen Kriegen legen. Noch hosst die NcichSregiernng. -gh England «nd Amerika jede Abenteuerpolitik Arankreichs «erhiodcrn werden. Vollels Forderungen wegen -es Passauer Zwischenfalles. ' Berlin, 2. Dez. Wegen der bedauerliche» Vorkommnisse in Passau gegen die Mitglieder der Interalliierten Kontroll kommission halte General Nollet folgende Forderungen gestellt: 1. Entschuldigung. L. Abberufung des Polizeichefs in Pass»«. 8. Abberufung des Offiziers, der das fragliche Bataillon kommandierte. Die Abberufung dcS Offiziers ist erfolgt, ebenso eine schriftliche Entschuldigung. Die Abberufung des Polizei- chesS ist von der bäurischen Negierung abgelehnt worden. DaS Entschuldigungsschreiben hat Nollet nicht befriedigt. Wegen der Vorfälle in Ingolstadt sind keine be stimmten Forderungen gestellt morden. Die Droh- note Nollets ist gestern eingegangcn. Die Neichsregiernng hat sich in kurzer Sitzung mit ihr beschäftigt und muß stch zunächst mit der bayrischen Regierung verständigen. Tie Vorfälle sind, wenn auch verständlich doch natürlich nicht zu rechtfertigen. Die Forderungen NolletS aber tragen eine absichtliche Schärfe des Tones. Wie darauf zu reagieren sein wird, ist Sache der jetzt stattsindcndcn gründlichen Prüfung. Die Drohnole Poinearss. Berlin, L. Dez. In der Drvhnote PoincarsS wegen Passa» »nd Ingolstadt heißt es wörtlich: Was den ersten Punkt betrtsst, so hat die deutsche Negierung durch Schreiben vom IS. November statt der Interalliierte» Kontrollkommis sion ihre Entschuldigung ausznsprcchcn. sich damit be gnügt, derselbe» ihr Redanern auszusprechcn, was nicht als hinreichend erscheinen kann, da die deutschen Be amt e n an diesen Äorfällen eine unmittelbare Ver antwortung trugen. In dieser Hinsicht müssen die alli ierten Negierungen fcststellen. daß sic keine Genug tuung erhalten haben. Weiter sollen bis zn der knappen Frist biS 10. Dezember die Wicdcrgutmachnngs- und Siihne- handlnngen ansgefiihrt werden, die noch gar nicht bestimmt sind. Bereits jetzt aber wird verlangt, daß der bayrische Ministerpräsident schriftlich seine Entschuldigung wegen der Vorfälle anSsprickt nnd daß d'e beiden Städte eine Vnße von je einer halben Million Goldmark bezahlen. Der Vorfvll in Passau. «Dratztmeldung unsrer BerltnerSchrlstleltungl Berlin, 2. Dez. lieber die Vorgänge in Passau und Ingolstadt ist scstgcstellt, daß am 24. Oktober tu Passau Offiziere der interalliierten Kontrollkommission etntrofeu, um die dortige ReichSirehrkaserne zu besichtigen. Sie wurden von einer Menschenmenge beschimpft und nahmen ferner Anstoß an einer beleidigenden Inschrift innerhalb der Keserne. Als sie die Kaserne verließen, wurden sie mit Steinen und Holzstückcn be worfen, wobei ein Offizier leicht vcrlcyt wurde. Die selben Offiziere besichtigten später in Ingolstadt die dortige Munitionöanstalt. Als sic auf dem Vorhos gelangt waren, wurde das Außentor geschlossen. Tie Menge g iss daS Auto an und zertrümmerte dessen Scheiben. Nach einer Viertelstunde gelang es dem dtensthnbenden Ossizier, die Menge zu beruhigen, woraus das Auto abfuhr. Ver-reisachung -er Bezüge -er Konlroll- KommWrn. Rückwirkend vom 1. Oktober! iDrahtmcldung unsrer Berliner Schriltlcltnng.: Berlin, S. Dez. Die Bezüge der Mitglieder der interalliierten Kontrollkommission sind verdreifacht worden, und zwar rückwirkend vom 1. Oktober ab. Der Vorsitzende General erhält danach monattich »IN NUN Mk. Für die übrigen Mitglieder stufen sich die Sätze ab von MVNN bis 188 NNN Mk. Die ttnlcrossizicre erhalten 75NNN Mk. nnd die Gemeinen 45 WO Mk. Dazu kommen noch die Lohne und Gehälter, die die Mitglieder aus Grund ihrer Dienstgrade von de» einzelnen alliierten Staate« beziehen. Sie erste Anwendung der neuen PsSndermethoden. Französische Kommentare zum UMmalum an Deulschlano. Der andere Wind an der Seine. — Die Probe anf de« guten Willen und die Autorität Deutschlands. sGIgner Drahlbcrtcht der „Drcsdn. Nachrichten".» Paris. 2. Tez. Zu der Note der Botschaslerkonserenz an Deutschland schreibt „Petit Parisien" in einer offiziösen Erklärung: Die Alliierten beginnen bei der Behandlung Deutschlands eine neue Methode anzu- wendeu, di« Frankreich wohl nicht mißfallen dürste. Durch die Zahlung der Buße von je 300 0,10 Gvldmark wird weder die Bestrafung der Urheber der Ausschreitungen berührt, noch die von den Behörden verlangte Entschuldigung hin fällig. Die Pfändung von Besitzungen aus dem linken Rhcluufcr. falls die bayrischen Städte nicht zahlen, ist die erste Anwendung des Snstcmö. durch das die sran- vsiche Regierung sich direkt bei de» deutschen chuldncrn bezahlt zn machen gedenkt, eutschland behauptet, daß es unsähig sei, am nächsten Ver falltage zu zahlen. Es erhebt aber auf dem linken Nbeinuser, das wik besetzt halten, Steuern, es besitzt dort Staatseisen bahnen, es hat Kohlengruben, die dem preußischen oder bayrischen Staate gehören, es besitzt auch staatlickzc Forsten. All« diese Hilfsquelle«, die wir in b«r Haud haben, wird span eines Tages pfände« müssen, wenn Deutschland weiterhin sich, der Zahlung seiner Reparationsjchulden ent zieht. Es ist ganz angebracht, daß gerade Bayer« die erste Erfahrung «it dieser Methode macht. Bayern ist seit dem Friedensschlnß der Hauplfitz des radikalsten Nationalismus. Es war nötig. Bayern daran zu erinnern, daß mir eS in der Hand haben, aber die Warnung richtet sich an ganz Denisch- läud. Wenn Dentschland unvernünftig ist, wird es merke«, das, jetzt ein anderer Wind weht und daß die Geduld der Alliierten, besonders Frankreichs. erschöpft sei. Zu der gleichen Frage schreibt das „Journal": Ist eS nötig, den Zweck dieser Maßnahmen nvch zu erläute >'? Es ist klar, daß man vor der Londoner Konferenz eine Probe aus den guten Willen »nd die Autorität der deutschen Regierung machen will. l!f Das Experiment ist absolut zu verlässig. ein Ausweichen für die Verantwortung gibt cs nicht mehr und Bayern, die Hochburg der Reaktion, wird zusammen mit dem Reiche seinen gute» Willen zeigen müssen Wenn die Erfüllung unserer Forderung verweigert oder schikanös verzögert wird, dann werden mir missen, was man von Deutschlands Versprechungen zu Hallen hat. Erfüllt Dentschland. so wird man erkennen, daß man mit Zwangsmitteln viel ausrichtcn kann, denn wenn cs nach gibt. so wird es dies nur tun aus Furchl vor den Repressa lien. die die Alliierten fest entschlossen sind dnrchzuführrn. — .Oeuvre" bezeichnet die Note als ein Ultimatum an Deutschland. Deutsche Vertreter vor -er Aeparations- IlrmmWon. Berhgndlnngen über die Holz- und Kohlcnliesrrnngcn. Paris, 2. Dez. Die Rcparationskommissivn hat gestern in offizieller Sitzung Ausführungen der deulschcn Berlretcr über die Nichtlieferung von Holz im Jahr 1822 eiligcgengenommen. Hinsichtlich der Kohlcnliescrnn gen, die Deutschland im November und Dezember 1822 so wie im Januar 1823 leisten soll, und bezüglich der Holz- lteferungen Im Jahre 1823 Hot die Kommission das durch zuführende Programm noch nicht ausgestellt. Nichtsdesto weniger sind, wie es heißt, Anweisungen gegeben worden, damit die normalen Kohlenlieserungen nicht unterbrochen werden. kW. T. B.» Empfang des neuen französischen Votfchafkers beim Aubenminisker. Berlin, 2. Dez. Der Minister des Auswärtigen Dr. v. R o s e » b e r g. der nach Kopenhagen abgereist sein sollte, um dem König von Dänemark sein Beglaubigungsschreiben zu überreichen, hat Berlin noch nicht verlaßen. Er wird am Montag den neuen französischen Botschafter in Berlin de Märgerte, der heute in Berlin eintrisst. empfangen. Der Gipfel -er Demütigung und -er Erpressung. Poincare hat sich selbst übcrtrosscn. Das von ihm ge« zeichnete Ultimatum der Botschafterkonferenz mit den un erhörten Gcnngtiinngs- und Ersatzforderungen kann nicht mehr in den Schatten gestellt werden. Es stellt den Rekord alles dessen dar, was uns an Nackcnschlügen und Peitschen hieben bis jetzt von Frankreich zuteil geworden ist. Von Frankreich! Denn wenn auch die Bedrückungen, denen wir anögesetzt sind, formell immer durch die gesamte Entente vertreten werden, so ist doch darüber kein Zweifel mög lich. daß die treibende Kraft bei alledem der französische Nationalismus bildet, dessen nngebändigte Instinkte danach lechzen, den letzten Triumph über Deutschland voll auszu- kostcn, indem die Besetzung des Nheingebiets verewigt und dem bestgehaßten gleiche im Westen sowohl wie im Osten ein Aufmarschgelände vvrgelegt wird, das ganz in franzö sischen Händen ist. Tie neue Note ist ganz aus diesem Geiste geboren und entschleiert'die Ländcrgier Frankreichs, seinen unstillbaren Drang nach Anglicderung wettere« deutschen Besitzes durch die Drohung mit der Beschlag nahme eines der Summe von 1 Million Goldmark ent sprechenden Wertes des bayrischen Negierungsbcsitzes in der Pfalz. Auf die Pfalz haben die Franzosen in der letzten Zeit besonders ein Auge geworfen. Vor einigen Wochen erst war es. als das Pariser NegierungSvrgan, der „Tcmps", die nicht mißverständliche Aeußerung tat. es könne Frankreich, das mit der Rhcinpsalz eine gemeinsame Grenze habe, nicht gleichgültig sein, wenn diese Provinz, „die nun einmal zu Bayern gehöre", von Leuten regiert sei. die das Ziel verfolgten, die Republik zu stürzen und den Krieg vorznbcrciten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo die Franzosen glauben, ihren Appetit auch auf dieses wertvolle Stück deutscher Heimaterde befriedigen zu können. Muß man da nicht unwillkürlich auf den Ge danken kommen, daß die Angriffe auf die E n t e n t e k v in m i s s i o n e n in Passau und Ingol - stadt, die der Pariser Politik einen so hoch willkommenen Vorwand für ihre Schnapp» hahngc lüste bieten, von fremden Agenten künstlich hervvrgcrufcn worden sind? Man stelle sich nur vor. wie unendlich leicht cs ist, bei der all gemein aufs schwerste gegen Frankreich gereizten Stim mung der deutschen Bevölkerung solche Zwischenfälle in Szene zu setzen. Diese seelische Einstellung gegen den fran zösischen Imperialismus, der jeden wahren Friede« unmöglich macht und einen neuen Weltbrand vorbereitet, geht bis tics in die Reihen der deutschen Arbeiterschaft, selbst die Kommunisten nicht ausgenommen. De» jüngsten gegen die französische Nhcinlandpvlitik gerichtete« Kundgebungen haben sich auch die Kommunisten vorbehalt los angcschlossen, »nd der „Vorwärts" erklärte, in Frank reich gebe man sich hoffentlich keiner Tüuschnng darüber hin, mit welchen Gefühlen gerade auch die deutschen Arbeiter bis ans den letzten Mann und die letzte Frau einem solchen Gcwaltsystcm gcgcnüberständen. Der Zündstoff liegt also überall in der Lust »nd da ist es eine Kleinigkeit, ihn zur Explosion zu bringen und die Menge anfzupntschen. Die fremden Anstifter verschwinden im Gewühl und die Frücht« ihres lichtscheuen Treibens fallen der Pariser Bcutcgier i« den Schoß. Die letzten in Bauern geführten Hochverrats- Prozeße haben ja ausgiebiges Licht darüber verbreitet, wie mohlorganisicrt die sranzösische Spitzeltäiigkett gerade i« Bayern bisher gewesen ist, und eS wird daher nötig sein, daß die Münchner Negierung bei der Untersuchung der Vorfälle auf diese Seite der Sache ihr besonderes Augen merk richtet. Die Forderungen selbst sind undiskntierbar. Die beide« Städte Paßa» und Ingolstadt sollen eine Million Goldmark innerhalb zehn Tagen bezahle». Nach dem gegenwärtigen Entwcrtungöfaktor bedeutet das eine Summe von aus gerechnet zwei Milliarden Paptermark! Und dabei befinde« sich die deutschen Gemeinden notorisch in einer finanzielle« 'Notlage, in der ihnen das Wasser bereits bis an die Kehle gestiegen ist, so daß sie nicht mehr aus noch ein missen und Mütze lmbcn, sich von einem Monat zum anderen durchzu- srtstcn. Tic fremden Schmarotzer freilich, die sich in deutsche» Landen aus Kosten des deutschen Steuerzahlers mäste«, tümmcrt die Notlage des deutschen Volkes nicht. Wie sie schlemmen und prassen, geht aus einer amtlichen Uebcrsicht hervor, nach der die Besatzungötruppen im NechnungSiahr« IV2I allein Wein im Werte von 118 Millionen Mark Hinte» die Gurgel gcgoßcn haben, dazu noch 125 800 Flaschen Sekt. Wenn man die Gesamtstärke der Besatzungsarmcc aus 80 000 Mann einschließlich der etwa 8E Ofstzicre beziffert, kann man leicht ausrechncn, wie hoch sich die Zeche jedes einzelnen Mitgliedes dieser fremden Gästeschar auf deutsche Kosten in dem einen Jahre belaufen hat. Da läuft selbst bcßcrgcsinnten Ausländern die Galle über. So hat Lort Eiirzvn erklärt. eS sei „ein widerliches Bild", wie die Be- satzungstriippcn am deutschen Leibe hcrumschmarotzten. U»ö dabei jagt immer noch eine schamlose Erpressung die ander-