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Dresdner Nachrichten : 29.08.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190508297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19050829
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19050829
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-08
- Tag 1905-08-29
-
Monat
1905-08
-
Jahr
1905
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.08.1905
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vertliche» »« «Schfische«. Wet»ri».G<U»». SristnoilgSverftellung. Rigüi Soll W» chm gesprochen «erde», so kann man. wenn auch eovtre «z»»r. sein« Person schwer von der Person der Prinzessin ^ima» trennen, der ehemaligen Gemahlm des Repräsentanten nA^trMch« Geschlecht», ^ssen Ahne» sich zurück di» i istlanm < hrhundert'nachweilen lal. einig« Jahre her. bah diese beiden Namen monate- tu E h i map I eine stehende Rubrik in den Blättern de» In- und Au»- e» bildet«: die Prinzessin und Milliardärstochter hatte Rigä in einem von seinem <§ Zigeuner-Dr . . ,. .. «u nchmenj — Füßen gelegen. Der pikante Roman begann: di« Prinzessin lieb sich scheiden, Ria» lies, sich scheiden, die beiden Lermählten sich — aus der, Gemahlin eine» Prinzen, vrtuv, *»,t^o»urunrbVLtu,uv-^utltn. naa) langen iHnner- n, deren Berlcms die Okroniquv pigunntv gewissenhaft chnete. wurde diese aus dem zerbrechlichen Stege einer » oufgebaute Ehe wieder getrennt. Frau Rigä meta- blsierte sich wieder zur Prinzessin, auch Rigä hatte die lvvu-cn, vr, verzeichnet« Violine aus morphisiert« . . . .. . , .. Sach« sott «nd griff von neuem zur Geige. Beide waren berühmt" geworden, aus Liebe zur -Kunst! Mit beiden, der Kunst und der Liebe, und der unbezahlbaren, aus dem Shocking der, Verhältnisse gewonnenen Reklame geht Rigä nun auf Reisen. So ist er neuerdings eine Sensation geworden. — Kein Wunder, daß man seinem Auftreten auch bei un» mit Interesse und Spannung entgcgcnsah. Lange vor Beginn der Vorstellung war das Haus bereits auS- verkauft. Als die Gardine über der Zigeunergruppe ausging, stutzt« man zunächst. Inmitten von einem Dutzend echt magyarischer Typen steht als vollendeter Gentleman Rigä mit ... Nationalgewand, die Attila, die .jischmen, der Kalpak sind abgetan, die Herren erscheine» — noblsman-Iika — im Smoking: Rigä in tadellosem Ball- <m-uge.. Die Gruppe wird scharf unter das Glas genommen, namentlich von der überaus zahlreich vertretenen Damenwelt, ein Flüstern geht durchs Haus. Das ist also Rigä, der mittel große, muskulöse Herr mit der scharfgeschnittenen Gesichts- bildung. den halbgeschlossenen, träumerischen Augen, dem elegant frisiertem Haar! Rigä setzt den Bogen an. das Orchester hängt an seinem Blick, ein prachtvoller ungarischer Festmarsch beginnt, und, mag man wollen oder nicht, letzt steht man unter dem Banne seines Fidelbogens. Die herrliche ungarische Musik er klingt^ im ganzen Zauber ihres nationalen Reizes. Tic Geigen den .Jlngarischen Lieder" mit ihrem klagenden Lass» und dem kecken, verwegenen Fris, und nach diesen ein Rigäschcr Walzer „Mein Leben", der. sentimental-schwärmerisch beginnend, nach wenigen Takten zum Tanze förmlich aushebt. Das ist Musik! Rigä hat gewonnenes Spiel, man ruft ihn ein halbes Dutzend Mal hervor, er bedankt sich mit einer Zugabe, und als darnach der Beifall sich noch nicht legt, läßt er sich ein Solo, ein brillantes Tanzstück, von seinem Orchester begleiten. Der Erfolg ist voll- kommen, der Victoria-Salon hat keine Sensation. — Außer dieser hat Direktor Thieme aber noch für eine ganze Reihe von interessanten, eigenartigen Darbietungen gesorgt. Einzig in ihrer Art ist jevenfalls die von Hofkapcllmeister Sucher-Berlin empfohlen« fünfjährige Vortrcniskünstlerin Angelika Walter, ein graziöses, reizendes Mädchen, die Soubretten lieder singt und naiv-komische Szenen darstcllt und sich damit die Anerkennung im Sturme erobert. Etwas Aehnliches hat man von einem Kinde auf der Bühne wohl noch nicht gesehen und gehört. Staunenswert sind die unüber trefflichen spanischen Gaukeleien der Hinode-Meister- Troupe: die unglaubliche» Kunststücke des Wunderassen Ge neral-Konsul, der im Ballnnzuge arbeitet; die todesmutigen akrobatische» Leistlingen der Gautschmidts und ihres vollendet dressierten Pudels Wigon. Für den derb drastischen Humor sorgt Münchens populärster Komiker Jean Paul, ein bayrischer Ürtvplls, der außerordentlich belacht wurde, und für die Salon- komik der bekannte vorzügliche Huinorist und Parodist Hans Fred». Auf diese brillanten Spezialitäten, sowie ans das Classic um Qnatnor. eine von italienischen Dainen und Herren im malerischen Kostüm der Cinquecentisten im Mondschein- Milieu der vcnetianischen Piazza gesnngenc lyrische Szene, und die interessanten neuen Bilder des B n d e ru s - Ki»e m a to ll r a p b e n näher einzngchen, mangelt es heute an Raum. Jeden falls hat jede einzelne dieser effektvollen Darbietungen den vollen Beifall gefunden. Die Vorstellung (mit der Jubel-Ouvertüre er öffnet) leitete mit tadelloser Sicherheit Herr Kapellmeister R e h. Der Bestich ist warm zu empfehlen. — In der letzten Sitzung des geschästsfuhrenden Ausschusses de» Vereins für vaterländische Fe st spiele erfolgte eia« eingehende Aussprache über die diesjährigen Festspiele, die, durch den Besuch des Königs ausgezeichnet, im allgemeinen «ine» wohlgelungeneu Verlauf genommen haben. Zunächst wur den eint« Eingaben verlesen, in denen dre heiße Sommerszeit als für di« Abhaltung der Festspiele ungeeignet bezeichnet und die Verlegung der Spiele in das Frühjahr oder in den Herbst empfohlen wurde. Allerdings stellt ein solch heißer Tag, wie der diesjährige Festtag war, nicht geringe Anforderungen an der Teilnehmer, und es ist nur zu ver- nele ^ g reich hr mit Hände- Auch Se. Er« der Frau die tage irre ilig. . ges ärztlicher Hilfe bedurft hat. Die Ausdauer nicht nur der Wettkämpfer, sondern auch der Kampfrichter, Ausschuß mitglieder und Ordner muß als ein vollgültiger Beweis des jedem einzelnen innewohnenden Pflichtgefühls gelten und per- dient die größte Anerkennung und lebhaften Dank, den der gr . Vereinsvorsitzende aus vollem Herzen zum Ausdruck brachte, '"hli' . . L> Di« tatsächlich im Schweiße des Angesichts urkunden sollen den, Siegern am Tage der Mittwoch, den 18. Oktober, ausachändigt werden. abgehaltem errungenen Ehrcn- ilo eier. ölkerschlacht, Es ist eine gehaltenen Sedanfeier, geplant. ch-franzäsischen Kriege»' angelegt hatte. Der Konti Frau durch huldvolle Worte auS und dankte druck für ihre dem Batrrlande geleisteten Dienste, zellenz Herr Staat-minister v. Metzsch schüttelte Hand. — Ein rege» turnerische» Leben herrschte am Sonnta auf dem Borsberge bei Pillnitz. Der über 100 BsFeine star Mlttelelbe-Turngau hielt sein übliche» BorSberg-Turn fest ab. Vormittags verwmmelten sich die Turngcnossen im gGaschof zum Löwen", von wo auS unter Gesang fröhlicher Turn- und Wanderlieder die Wanderung durch den Friedrichs grund nach der Meixmüble und dem Borsoerge unternommen wurde. Hier entwickelte sich gar bald ein frisches Bild fleißiger Turnarbeit, indem alt und jung in friedlichem Wettkampfe ihre Kräfte maßen. Die Wettkämpfe waren in zwei Altersklassen eingeteilt: 1. Wettkämpfer bis zu 35 Jahren und 2. Wett kämpfer über 35 Jahre alt. Als Ehrengäste waren anwesend die beiden Äreisvertretcr, Seminaroberleyrer Jickenwirth- und Frohberg-Dresden, sowie die Teilnehmer an oem gegenwärtig in Dresden abgehaltenen Turnlehrerrursus. Kurz nach 5 ilhr erfolgte nach einer Ansprache des Gauvertreters. Oberlehrers Richter-Meißen, die Verkündigung der Sieger, die als Lohn ihrer turnerischen Arbeit den schlichten Eichenkranz erhielten. Sieger wurden in der ersten Abteilung lbis zu 35 Jahren!: 1. Broderna sTurnlehrerkursusj mit 21 Punkten, 2. Lcnimel- Hainsberg mit 20 Punkten, 3. Lorenz-Deuben mit 1014 Punkten, 4. Häcker-Dresden (Allgemeiner Turnverein „Guts Muths"! mit 19 Punkten, 5. Krauspe-Löbiau mit 18 Punkten, 6. Gehrisch- Dresden und Hauffc-Tresden-Strehlen mit 1714 Punkten, 7. Zwcchr-Dresden mit 17 Punkten: in der zweiten Abteilung siiber 35 Jahrej: 1. Wols-Dresden-Trachau mit 10(4 Punkten, 2. Hegewald-Meißen und Petschke-Hainsberg mit 10 Punkten, 3. Feller-Loschivitz und Tietze-Dresden-Trachau mit 19 Punkten, 4. Sacher-Dresden-Strchlen mit 1714 Punkten, 5. Fickler-Tres- dcn-Pi eschen (Allgem. Turnverein! mit 17-Punkten, 6. Bähr-Drcs- den-Trachau <53 Jahre oltj mit 1614 Punkten, 0. Matthä- Löbtau mit 15 Punkten, 11. Petzold-Dresden-Piefchen (Allge meiner Turnverein! und Schubari-Hainsberg mit 14 Punkten. — Polizeibericht, 28. August. Am Sonntag früh wurde ein in Dresden-Reustadt wohnhafter Gcwcrdsgehilfe auf dem rechtsufrige» Eldlelupfade an der Marienbrücke, von der er zweifellos in der Rächt in angetrunkenem Zustande ab gestürzt ist, tot aufgesunden. — Nach einem vorniigegaugeiien heftigen Streite mit ihrem Ehemann ist gestern abend in ihrer in Dresden- Striesen gelegenen Wohnung die Arbeitersehefran Thomas plötz - lich gestorbe n. Der Ehemann ist feslgenviiniien worden, oa die Vermutung besteht, daß er die Verstorbene übermäßig geniiß- handelt hat. Das Resultat der ärztlichen Untersuchung steht »och aus. — Dresdens älteste bayrische Vier st üben, Wobsa, begehen von Montag bis Donnerstag die Feier ihres 60jährigen Bestehens. In den festlich geschmückten Räumen findet Bier- ch seine gutgepslegten Kulmbacher Biere wurde Wobsa schon von Begründung a» weit und breit bestens bekannt musik statt. Durch nicht erhöben werden. In der Ännabme, daß die Wahl des Tages künftig nicht wieder zufällig aus den heißesten Tag des Jahres fallen wrrd, wurde schon jetzt die Ansicht vertreten, daß die Abhaltung der Festspiele um die Zeit der Sommer sonnenwende aus Zwecnnäßiakeitsgründen vorznziehcn sei. Schließlich erfolgten noch einige Anregungen zwecks zukünftiger Ab stellung kleinerer Mängel, die sich der einer derartigen Ver anstaltung stet» ergeben. Auch machte der Vorsitzende davon Mitteilung, daß die an etwa 800 Vereine ausgcsandten Werbe schreiben schon einen erfreulichen Mitglicderzuwachs gebracht haben, daß jedoch von der überwiegenden Mehrzahl der Ver eine di« Meldelisten noch nicht zurückgelangt seien. Es gelangte der Wunsch zum Ausdruck, daß alle Listen möglichst bald mit zahl reiche» Einzeichnungen versehen an den Vereinsvorsitzenden, Herrn Stadtverordnete» Buchbinder - Obermeister Unrasch, Christianftraße 31, zurückgegeben würden. — Von der jüngsten Königsrcise werden einige amüsante AuSjprüche bekannt. In Plauen i. V. bemerkte der König einem wohlbeleibten Rittergutsbesitzer gegenüber bei der Vorstellung rzend: „Ihr Rittergut mnß viel einbringen!" I» cincin chbarorte stockte das Gemeindeobcrhanpt mehrfach mit der egrüßnngsansprachc. Die Verwirrung bemerkend, meinte der _ önig rücksichtsvoll: „'s ist schon gut', 's ist schon gut, bringen Sie nur Ihr Hoch ans!" In Zwickau fragte der Monarch in leutseligster Weise die einzelnen Obermeister der Innungen nach der Zahl der Jnnuiigsmitglieder, der Gesellen »nd Lehrlinge. AIS er hörte, daß die Schuhmacher über 260 seien, meinte er: „Werden aber in Zwickau viel Stiefel gebraucht!" Die Bäcker- Innung. welche drei Fahnen hat, wurde von Sr. Majestät ganz ein gehend besichtigt. Der König sagte zum alten Obermeister Werner: „Backen Sie mal die Dreierbrotel nicht zu klein!" Als der König in Treuen die Fronten der Militärvcreine re. abschritt, gewahrte er die am rechten Flügel der Militärvcreine Postiert gewesene Frau Antonie Günther, Mutter der Frau Färbcreibesitzcr Fest, welche die ihr von Ihren Majestäten Kaiser Wilhelm I. und König ^ohann von Sachsen verliehenen Auszeichnungen „für freiwillige Lei de» Pflege Berwundetrr und Kranker während des und genießt auch als Sveisehaus seit langem einen gute» Ruf. Seit 1845 sind bei Wobsa weit über 100 000 Hektoliter echtes Kulmbachcr Bier ausgeschenkt worden. — Pom Awertsek! ist eine kleine Quantität Postkarten übrig ge blieben. Diese werden bei Herrn Ernst Pelritz, Jnliaber des Postmert- zeicben-.Muse»m«. MoöczinSkiiftrabe S, zum Preise von 10 Psg., Dutzend t M., abgegeben. — Zur Leipziger Messe. t„Brul»i« Mess-Anzeiger".) In diesen Tagen sind es 206 Jahre geworden, das; die Fabrikation des Porzellans in der bedeutendsten Porzellanstnvt Europas — Meisten — begann. Vor 20» Jaheen getnngten denn auch die ersten Poncllnngescbirre aus die Leipziger Messe und wurde» alle vertäust. Jetzt bat sich die Herstellung des Porzellan« zu einer Nieten-Industrie crweiieri, und wenn wir heute die grasten Mcst-Palüste Leipzigs betrete», mögen wir wohl erstaunen über die zabllosen neuen Esselte, die dem Porzellan ab- gewonnen wurde» ; der Messe nber hat da« Meißner Porzellan entschieden da« eigenarttae glänzende Gepräge gegeben. Dies tritt auch bei „Brubn« Metz-Anzeiger", dem illustrierten Fachorgan der Leipziger Messen, zu tage. Neben Glas und Keramik ist e« auch das Porzellan, dessen gewaltige Vertreterschast in ihm mit ihren Ankündigungen vertreten ist. Mit einer Reihe aktueller Aussätze, sowie vor allen Dingen mit zahlreichen, wertvollen Bezugsquellen der besten auSNellenden Firmen, auch a»S unserer Gegend, wird nun „Bruhn« Metz-Anzeiger" wieder zur diesmaligen Herbstmesse mit dem gediegenen Inhalt seiner siinf prächtig auSgestalieten Heste dem Handel und der Industrie nützen. Au« den Aussätzen, di« zum Teil der Feder namhafter Fachauwren entstammen und mit reichem JllustrniionS- schmuck verleben sind, hebe» wir beionders hervor: „Von der Meissner VorzeUnn-Mniuisnttur", „Tövfereiknltur in Pueblo iMeriko)", „DaS Leit motiv der Svielwnrcu-Erzengung", „Der Jugendstil", „Missbrauch der Mustermesse, ein sehr wichtiges Kapitel", „Die Bedeutung der Leipziger EngroSmeffe", „Friedrich August, König von Sachsen", tmit Kunstblatts. Ein praktischer, grosser Plan de« Städtischen Knnsbnnses mit einaetragenen Namen »er Aussteller (ges. gesch.) vervollständigt den Mess-Anzeiger. — Bäderfreguenz. Bad Elster, 25. A»g. : 5680 Parteien mit 8685 Personen : — Franzensbnd, 27. Aug.: 7153 Parteien mit in 577 Personen: — Niendorf an der Ostsee, 27. Aug. : 2231 Personen; Flinsberg, 21. Aua- : 7815 Personen: — Euzbnven, 25. Aug. : 11 623 Personen; — Karlsbad, 26. Aug. : 5115N Personen: — Eichmaid bei Teplitz, 27. Aug. : 879 Personen: — Krummlmbel, 26. Aug. : 1135 Personen. — Einen Raubmordversnch verübten gestern mittag kurz vor 12 Uhr drei Stromer in einem Geschäft rn Leipzig Volkmarsdorf. Sie traten in einen Laden, angeblich, um Strümpfe zu kaufen. Als die Gcschäftsinhaberin ihnen den Rücken zukehrte, wurde sie von einem der Burschen überfallen, hinter den Ladentisch geworfen und am Halse gewürgt. Auf die Hilferufe der überfallenen Frau kam ihr Sohn, ein Mvtorwagen- führer. herbei, dem es gelang, einen von ihnen feslruhalten, wäh rend die beiden anderen entkamen. Derjenige, ver den Angriff ausführte, beißt Wenzel Presker und stammt ans Kochel ; die anderen beiden, ein Siebzehnjähriger namens Emil Franz Knack, und ein Nennzehnjähriger, der Robert genannt wurde, sollten während des Angriffes auf die Ladeninhabertn Waren fort schleppen. — Grün Hain, 27. August. Ein ans Leipzig stammender Sommerfrischler in Waschleithe, namens Lehmann, versuchte sich zu erschießen und wurde bewußtlos aufgesunden. Der Schwerverletzte ist am Freitag mittag hier verstorben. — Die Fachschule für Schubmacbec in S i e b enlebn hat vom Reichsanit des Innern eine Beibilse von 3000 M. erhalten. — Die Uebcrsiedluiig der Insassen der L a n d esa n st a l t G r o ß h e» n ers d o r s nach der neuen Anstalt Altendors bei Cbeinuitz ist am Freitag abend mit einem 8 Uhr 50 Minuten von Herrubnt abgebeiwe» Sonderzng erfolgt. In langem Zuge, unter webenden Fahnen und Trommelwirbel, begleitet von Beamten und Pfleger», traten die Kinder ihre Wanderung nach dem Bahnhof Herrnhut an. — Im Rathause zu M Y l a u hat am Freitag unter dem Vorsitze des Vorstandes der Ortsgruppe Reichenbach-Mylau des Sachs iFch-Thüringischen Webereiverbandes, Herrn Stadtrat Robert Merkel-Mylau, die erste Verhandlung über den neuen Lohntaris zwischen den Vertretern der Arbeitgeber und drei Vertrauensmännern der Arbeitnehmer stattgefundcn. Dieser ersten, nur einer allgemeinen Aussprache über den Lohntaris dienenoen Verhandlung werden in den nächsten Tagen weitere Verhandlungen folgen. — In Greiz ben die Färbereiarbeiter in ihrer letzten Versammlung eschlossen, die Vertreter der Arbeiterschaft zu ersuchen, das G e w e r b e g e r i ch t als Einigungsaml zu nochmaligen Verhandlungen aivzurusen. Eine demnächst einzubernsende Ver sammlung soll dann definitiven Beschluß fassen, ob der Streik von neuem z» proklamieren ist. — Das Stadtveiordnetenkolleginm in Stollberg i. E. beschloß, daß alle Kriegsteilnehmer, die mindestens zwei Jahre dort wohnhast und ein Einkommen bis z» 500 M> haben, ganz steuerfrei bleiben nnd solche von 500 bis 1000 M. Ein kommen nur die Hälfte des darauf entfallenden Steuerbetrags ent richten sollen. — Am Sonnabend abend in der 8. Stunde wurde in G et ten arü n bei Adorf der Nrückenbauunteruchmer beim Ban der Linie Roßbach—Adorf, Schicano, ermordet. Der Mann hatte aus der Strecke Lohn ausgezahlt und wurde ans dem Nachhausewege überfallen und seiner Barschast in Höhe von 300 Kronen beraubt. Schicano wurde der Hals durchschnitten. — Die Kreishauptmannschast Bautzenl>at dem Schulkuaben Joh. Rich. Pillack in Rodewih bei Lövau eine Geldbe > oh - nu n g bewilligt, da er einen Schulkameraden aus der Gefahr des Ertrinkens gerettet batte. — In Reichenau bei Zittau begeht heute, wie schon kurz gemeldet, der Privatmann Gottfried Apclt seinen huuder t- sten Geburtstag. Die Bevölkerung nimmt warmen An teil an dem Festtage des ehrwürdigen Greises. Seine Schul bildung genoß Apelt in einer sogenannten „Privat"-Schule im Niederdorfe. Der Lehrer, mit Namen Knauthe, war ein alter ha bc leitete seine Frau den gelamten ünterricht. Vor ihr Hatten, wie Apelt erzählt, selbst die wildesten Jungen «inen heillosen Respekt: denn sie ließ die Rute und den Stock fleißig springen. AIS zehnjähriger Knabe erlitt Apelt einen Schlaaansall an beiden Füßen: er hatte geraume Zeit daran zu leiden, wurde aber später wieder gesund. Indes macken sich bei ihm bis auf den heutigen Tag Nachwehen des Schlaganfall» bemerkbar. Nach dem Verlassen der Schule widmete er sich dem Haudweben von Rohleinwand, was «in sehr mühsamer Broterwerb war. Zum Militärdienst wurde Apelt wegen des erwähnten SchlaUinfallS nicht ausgehoben. Im Jahre 1879 beging Apelt mit seiner Ehe frau das Fest der goldenen Hochzeit. Fünf Jahre später stand er am SaM seiner Frau. Ein über 80 Jahre altes Mütter chen, die Witwe Johanne Rosine Linke, besorgt dem Greise einer Leiter stehend, seinen Weinstock beschneiden oder die Zeitung ohne Brille lesen. Jedem, der ihm gegenüber seine Verwunde rung darüber äußert, antwortet er: „Ich bin aber auch erst 100 Jahre!" Nur das Gebär läßt den Greis im Stich. In seinem ganzen Leben hat er nur zweimal die Eisenbahn be nützt, bis zu seinem 80. Lebensjahre hat er eine solche nicht einmal gesehen. Als am 31. Mai d. I. König Friedrich August Reichenau besuchte, wurde oer fast hundertjährige Apelt im Parke der Firma C. A. Preibisch dem Monarchen vorgcstellt. Der iLtaatsminiiter v. Metzsch erkundigte sich damals bei dem Greise nach dem Rezept, wie inan 100 Jahre alt wird. — Oberverwalt nngsgericht. Die Hilfskranken- wärterin Bracklow hatte bis zum 30. Juni 1904 in der Landes- ansialt zu Colditz in Beschäftigung gestanden, die sie aber krank heitshalber aufgeben mußte. Da sie Pflichtmitglied der Orts- krankcnkosse zu Colditz geworden war, meldete sie sich am 2. Juli an der Kassenstelle krank und bat. man möge ihr gestatten, daß sie sich zur Kür und Behandlung zu ihren in Leisnig wohnenden Pflegeeltern begebe. Der Kassenvorstand stellte ihr eine dies bezügliche Erlaubnis nur in Aussicht, während sie der Kassierer belehrte, der Vorstand habe die Befugnis, ihre Einweisung ins Krankenhaus zu verfügen, weshalb sie Colditz nicht verlassen möge. Zwei Tage später erschien das Mädchen abermals aus der Kaffe mit seinem Anliegen, als ihm aber nicht entsprochen wurde, entfernte es sich mit den Worten: „Ich verzichte auf die Kasse!" nnd begab sich noch am selben Tage nach Leisnig. Von hier aus meldete es sich am 7. Juli telephonisch bei der Kasse als freiwilliges Mitglied an, wiederholte die Anmeldung zwei Tage später schriftlich und bat zugleich um Ausstellung eines KranEenkassenscheins. Die Kaffe ersuchte das Mädchen am selben Tage, sich zur weiteren Kur und Behandlung nach Colditz zurück zubegeben und ließ, als dies ohne Erfolg war, am 27. Juli eine förmliche Einweisung der B. in das Colditzer Krankenhaus fol gen. der aber auch nicht entsprochen wurde. Die Genannte erhob vielmehr Klage ans Gewährung des statutenmäßigen Krankengeldes aus die Zeit vom 6. Juli bis 12. September, dem Tage ihrer Unterbringung in Bad Kreischa. Sie machte geltend, daß man ihr das Verlassen des Kaffenbezirks nicht verboten und ihre Ausnahme ins Krankenhaus zunächst nicht angcordnet Hobe. Als diese Maßnahme getroffen wurde, hatte sie bereits dem Haushalte der Pslegeeltern angehört und zum Verlassen desselben nicht mehr gezwungen werden können. Die Kreishauvtmann- schalt Hai auf Abweisung der Klage erkannt, wsil die Klägerin am Tage der Erkrankung keinem Haushalte angehört habe. Ihr Verzicht lasse erkennen, daß sie sich der Folgen ihres Fortzugs bewußt gewesen sei. In der hiergegen von der Klägerin ein gelegten Bernsnng wurde geltend gemacht, der Aufenthast in Colditz sei der B. nicht zuträglich gewesen, und der Kaffenvorstand habe eventuell nur eine Ordnungsstrafe auswerfen (können. Der l. Senat hat unter Aufhebung des angefochtenen Urteils die Kasse antragsgemäß verurteilt. In der Begründung wird ge sagt. daß die Berufungsinstanz in dem, ivas am 2. Juli zwischen den Parteien verhandelt worden ist, keine bestimmte und unzwei deutige Willenserklärung des Kaffenvorstgndes und noch weniger eine Einweisung ins Krankenhaus hat erblicken können. Es fehle an einer Verfügung des Vorstandes im Sinne von 8 14 des Krankenvcrsicherungsgesetzes. Eine Einweisung ins Krankenhaus sei erst am 27. Juli erfolgt, damals gehörte die Klägerin aber bereits — nickt der Tag der Erkrankung, sondern der der Ein weisung ins Krankenhaus sei maßgebend — dem Haushalte der Pslegeeltern an und brauchte der Aufforderung keine Folge zu leisten unter der Voraussetzung, daß die Familie der Pslege eltern als ihre Familie zu gelten habe. Dies war zu bejahen, um so mehr, als der Psieaevatcr zugleich «in naher Verwandter der Klägerin ist. Ein Verzicht der fraglichen Art aber könne nur durch Vertrag ausgesprochen werden. — Landgericht. Im Alter von 62 Jahren hat sich die Fleischersehefran Jda Pauline Scherzer geb. Bretschneidcr, in Pirna wohnhast, zum ersten Male vor Gericht zu verantworten. Die Angeklagte war Augenzeugin eines Vorganges, der sich am 28. September v. I. in Pirna zutrng und bei dem ein Pferd scheu geworden war, als es ein Automobil herannehen sah. Das Fahrzeug gehörte einem Copitzer Fahrradhändler, gegen den der Ortsschntzmann Anzeige wegen zu schnellen Fahrens er- stattete. Am 20. März stand in dieser Angelegenheit Termin vor dem Pirnoer Schöffengericht an, in dem die Scherzer mit als Zeugin vernommen wurde. Darüber ärgerlich, erklärte sie, auf die Einzelheiten des Vorganges sich nicht mehr besinnen zu können, und beschwor auch, von dem Vorgänge nichts mehr zu wissen. Hinterdrein wurde die Sch. wegen Falscheides ui UntersuchungAtfft genommen, aus der ffe nach etwa vierwöchiger Dauer wieder entlassen wurde. Die Verteidigung stützt die An- geklagte darauf, daß sie infolge großer Aufregung der Vor gänge sich nicht mehr hätte entsinnen können, und macht einen Erimieruugsdefekt ihres Gedächtnisses als Folge des hohen Alters geltend: sie hat aber andererseits, wie das Gericht betont, die Ladung längere Zeit vor dem Termin erhalten und hätte die Verpflichtung gelebt, ihr Gedächtnis zu schärfen und ferner auf die Vorhaltungen des Richters in der betreffenden Verhand lung über die Wichtigkeit des Eides sich zu prüfen. Sie wird sch-uldig befunden und zu 3 Wochen Gefängnis verurteilt, die als durch die Untersuchungshaft verbüßt gelten. — Der 46 Jahre cbrfach vorbestrafte Kutscher Ge alte, mehrfach vorbestrafte Kutscher Georg Michael Petasch aus Nebelschütz bei Kamenz half am 10. Mai einer Händlerin beim Nnrzug: einige Sachen ließ die Frau in der alten Wohnung noch zurück, und Petasch. dem das bekannt war, bolle eine Bettstelle mit Matratze, ein Schreibpult, einen Küchenschrank und einen Tafelwagen heimlich ob und verkaufte die Sachen. Da Rückfalldiebstahl vnrliegt, erkennt das Gericht auf 6 Monate Gefängnis. — Der Schuhmachermeister Carl Gustav Rißmann aus Seifhennersdorf steht unter der Anklage, an einem Schul- mädche» ein Sittlichkeitsverbrechen begangen zu haben. Er ist wegen dieses Deliktes schon vorbestraft, zuletzt erlitt er zwei Jahre Gefängnis, von denen chm 6 Monate erlassen wurden. In diese beurlaubte Zeit fällt die neuerliche Tat. M. ist ge ständig. Das Urteil lautet auf 1 Jahr Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust. Die Untersuchungshaft kommt mit 3 Wochen in An- rechnung. — Die Mährige Arbeiterin Lina Martha Retters verschwand Anfang Mai aus ihrer Wohnung unter Mitsort- nähme einer Anzahl stücke. Es liegt Rückfalldtcbstahl vor, den die Angeklagte mit ahme einer Anzahl ihrer Stnbengcnossin gehörigen Kieidungs- ücke. Es liegt Rückfalldicbstahl vor, den die Angeklagte mit 1 Jahr Zuchthaus zu sühnen hat. Die Ehrenrechte verliert sie auf 5 Jahre. — Der Stall sch wetz er Friedrich Julius Oskar Mühlstädi aus Klosterbuch sollte Mitte Juli seine bis dahin in Saalhauscn innegehabtc Stellung verlassen: er befand sich in Nol, erbrach in dieser Loge den Koffer des mit ihm bcdicnsteten Schweizers und stahl daraus 3 Mark. Der Angeklagte ist noch nicht vorbestraft: er erhält 8 Monate Gefängnis, 3 Wochen gelten als verbüßt. — Die 40 Jahre alte Fabrikarbeiterin Auguste Paulinc gesch Rüdiger geb. Thomann entwendete Mitte Juli einer Frau ein Paar Strümpfe nebst einigen weiteren gering- wertigen Stücken Leibwäsche, schädigte ihre Stubenwirtin um 2,90 Mark, indem sie ihre Aufnahme durch falsche Vorspiege- lungcu erlangt halte, den Mietzins jedoch nicht zahlen konnte, und unterschlug 1 Mark, die ihr zur Besorgung eines Auf trages anvertraut worden war. Als Diebin ist die Angeklagte rückfällig: sie erntet daher 3 Monate 1 Tag Gefängnis. Die Untersuchungshaft kommt mit 8 Woche» in Mrechruw» Dre»direr Nachrichten. Kr. SSV. Sette v. Dienstag. LS. August LSS»
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