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Dresdner Nachrichten : 09.10.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192210094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19221009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19221009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-10
- Tag 1922-10-09
-
Monat
1922-10
-
Jahr
1922
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.10.1922
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4 V 2 L? SZ LZ L « ZZ »» Partei werbe al» bie Partei ber deutschen Zukunft stark und mächtig werde», 2kachöem bei der ReichStagSwahl lvSO Pie Wähler van den Mittelparteien hinwegstürmten zu den Flngelparteie», habe seitdem schau lauge ein macht voller Pendelschlag zur Mitte eingesetzt. Diese ratsache lasse das Beste van der Zukunft erwarten. Am Sainilag nachmittag fand ei» Rheinischer VolkStag statt, bei dem :>!edner aus allen Teilen Deutschlands zu den chheiiiländern sprachen. Am Abend fand eine BcgrnbungS- seier stakt, bei der Staatspräsident T a » tz e n - Oldenburg dir Hauptrede hielt. Deutsche Veschwerdenole an Belgien. Die schweren Nebergrisse in Oberkassel. Berlin. 7. Okt. Zn der Oberkasfeler Angelegenheit, an der bekanntlich nur belgische Militärpersone« beteiligt waren, aber Mal,nahmen gegen die deutsche Bevölkerung und die deutschen Behörden ergriffen wurden, hat der deutsche Geschäftsträger in Brüssel dem belgischen Ministe rium deö Aenirern rin- Note Überreicht. Darin wird ins besondere Beschwerde geführt über die dem Beigeord neten Dr. Odenkirchen n»d dem Polizeibeamten BlasinS „«gefügte Behandlung. Wie erinnerlich, waren diese beiden Beamten verhaltet worden, weit sie nicht binnen zwei Stunden die Tater ermittelt hatten, obgleich sie znm ab gesperrten Tatort überhaupt nicht zugelasse» wurden und von keiner belgischen Stelle traft aller Bemühungen irgend eine Auskunft über baS Borgefallene erhalten konnten. Die Note besaht sich weiter mit der tagelangen Festhaltung deutscher .'sengen, sowie der Berhaftnng zahlreicher Ober kasseler und Düsseldorfer Büraer ans Anlasi der Sperr- masiiiahnien und der sonstigen hierbei vorgekonimenen viel fachen militärischen Nebergrisse. Zun« Schluß wird eine eingehende Untersuchung und eine Bestrafung der Schuldigen, sowie Wiedeignimachnng des der Bevölke rung und den Beamten »gesägten schweren Unrechtes ver langt. iW. T. B.l Sin öetilscher Pl'tvlMireöit <in Niisilrnid. Berlin. 7, Okt. Tie Firma S i e m e n s - S ch n ck e r t bat, wie wir erfahre», dem rnnnchen Eicktrvtrust einen Kredit von vielen Millionen eingerännit und init ihm ein BesernngSabkommen vereinbart, das sich Han oiiäch sich ans die Lieferung von Installationsmaterial bezieht. Keine sofortigen Dülow Memoiren. Fürst 'Bülviv Iaht die von einer Korrespondenz ver breitete Meldung, wonach er in Erwidern g ans die Kaiser- Erinnerungen seine bisher zurückgelialtenen eigenen Memoiren iosort zu veröfsenlitchcn beabsichtige, als frei erfunden bezeichnen. Regimenisfcicrn in ^re:rs-en wieder ezlaubl. Berlin, 7. Okt Der vrcu'nsche Nttnister deS Innern hat Regimerttsseiern auch in gedeckten Raumen wieder ge stattet. Waffen darf nur die Gewchrsektion mit tick führen. Ausretzende Abzeichen sind verboten. Scharfe Mchreqcln gegen den 2lu5verkmtt Dcrilfchlonds. Berlin, 7. Okt. DaS Pttnistcrinm deS Innern hat Richtlinien ausgestellt, naä> denen daS Neichsministerinm des Aenveren direkte 'Anordnungen an die ihn, unterstellten Stellen im AnSiande Innncinlich einer Einschränkung Ser Einreiseerlaubnis ergeiien lässt. Danach soll künftig die Zustimmung zur Einreise nach Deutschland nur unter der BoranSietznng erteilt werden, dast Ziel und Zweck der Reise genau bezeichnet und glaubhaft gemach: wird. Tabei soll arösste Boriicht angewandt werden, damit Anskäuier von nnierem Lande terngehatten werden. Ebenso soll im kleinen Grcnzvcrkehr eine schärfere Kontrolle geübt werden. Eine Einschränkung der Sichtvermerke ist nicht zu vermeiden. Kiise für Kleinrentner. Die ZcntrumSsraktivn des Reichstages beantragt, den Kleinrentnern zur Beschaffung von Winter Vor räten eine Milliarde Mark zur Berfügung zu stellen und für die Kleinrenknersnrsorge schleunigst neue gesetzliche Grundlagen zn schassen. Das neue lschecho-slowakifche Kabinett. Prag, 7. Okt. DaS neue Kabinett ist heute gebildet worden. Zum M i n t st e r p r ä s i d e u t e n ist Abgeord neter Dr. Svehla, Führer der Agrarpartei, ernannt, der bisher Minister deS Innern war. DaS neue Kabinett zählt 17 Mitglieder, von denen acht den bürgerlichen, sieben den sozialistischen Parteien angehören und zwei, Tr. Bencsch und der Minister für die Slowakei, außerhalb der Parteien stehen. Von den Parteiführern treten ansicr Dr. Svehla in daS neue Ministerium ein: Dr. Raichin iNativnaldemvkraij, der wiederum das Fiv.anzpvrtc>euille übernimmt, Scamek iKatbolische VolkSpartett, Ministerium für öffentliche Ge sundheit, Bechistie iSozialdemokratt, Unterricht, und Ctrtbrny sNatronalsozialisti, Eisenbahnen. tW.T. B.) Oertliches unS ESchsisches. Geh. Lamka» Dr.«Ä«s Äarl Schmidl ^ Der LanbeSverein Sächsischer Hoimatschutz hat eine» un- ersetzltchen Verlust erlitten. Am 7. Oktober starb «ich schwerem Leiden sein Begründer und langjähriger 1. Vor- sitzender Geh. Vaurat Dr.-J»g. « h. Karl Sch in t d t im bei nahe vollendete» 60. Lebensjahr«. Am Ist Nov. 1888 zu Er furt geboren, wurde er 1868 technischer Hilfsarbeiter. >86» Landbauassiftent, 18V1 Landbautnspekior nid lb»8 Landbun» Meister. AlS solcher leitete er vom 1. Inlt l60«1 ab da» Land- bauamt Meißen. Nach lk Jahren übernahm er da» Land bauamt Dresden l. lttüü zum Banrat ernannt, wnrde Schmidt ain 1. Januar lüOS Finanz- und Vaurat und Stell vertreter ber Dechn. Vortragenden Räte des Finanz. Ministerium» in Hvchbausachen. Am 21. Dezember 1908 wurde er zum Oberbaurat, am 1. April 1012 zum Geheimen Baurat ernannt und IVI8 als Technischer Vortragender Rat in das Finanzministerium berufen. Am -st». Juni nttU trat er in den Ruhestand. Seine Tätigkeit im staatlichen Hoch- bau war eine höchst mannigfache. Zahlreiche Neubauten und Umbauten, insbesondere tn den Geschäftsbereichen deS Justizministeriums und des Ministeriums dcS Kultus und öffentlichen Unterrichts, sowie der vormaligen General- dtrcktton der Königlichen Sammlungen zeugen von seinen künstlerischen und technischen Fähigkeiten. Neben dieser erfolgreichen dienstlichen Tätigkeit ist er mit größtem Eifer ehrenamtlich hervorgetreten im Interesse der Aufnahme typischer Formen deS deutschen Bauern- und Bürgerhauses, der Denkmalspflege und deS HrimalschiitzeS. seines eigent lichen LebenSwcrkeS. Sein Wirken ans diesem Gebiete ist weit über die Grenzen des engeren Vaterlandes hinaus mit größter Wertschätzung anerkannt worden. Die Tech nisch Hochschule zn Hannover hat 1017 Schmidt wegen seiner hervorragenden Verdienste die Würde eines „Doktor-In genieurs ehrenhalber" verliehen. Die Beerdigung dcS Ent schlafenen erfolgt morgen, DienStag, mittag Kt Uhr auf dem Inneren Neustädter Friedhof. Ehrenmalsweihe in Plrna. Bielhundertsältlg erstehen in den deutschen Landen die Ehrenmale, den toten Helden de» Weltkriege» zum ewigen Gedächtnis. So wnrde am Sonntag tn Pirna das Denkmal für die Gefallenen deö Feldartlllerte» Regi men iS Nr. 04 geweiht. Ein BegrüßungSabenb im „Schützenha,»S" ging am Sonnabend der Feier voraus. Aus den Augen der vielen alten Artilleristen leuchtete die Helle Wiedersehensfreude nach den schweren KriegSsahren, die sie tn treuer Waffenbrüderschaft draußen tn Feindes- iand verlebt. Oberst a. D. Georg Richter. Dresden, hielt die zündende Festrede, die von Musik und Gesangs- vortrügen umkleidet war. ES sei allen ein Herzensbedürf nis. sich wieder einmal in der alten Garnison zusammen- znfinden. Mancher lehne freilich bie Pflege der Kriegs- erinnernngen ab, weil er noch zu sehr unter den erschüttern den Erlebnissen stehe. Dazu komme daS Bestreben der Gegner. Deutschland die Schuld am Kriege znznschreiben- Aber immer wieder gelte es, zu betonen, daß die Opfer nicht vergeblich gebracht worden leien, daß eS gelungen sei, den Feind von unseren Grenzen fcrnzuhalten. Wer lange Zeit ans den Kriegsschauplätzen zugebracht habe, der wisse, was daS bedeute. Aber auch sittliche Werte habe der Krieg liervorgebracht, die Vaterlandsliebe, die nnS nicht an der Zukunft unseres Volkes verzweifeln laste. Die K r i e g s gemeinschast habe uns im Felde das Schwerste überstehen lassen, die Volksgemeinschaft werde nnS retten. Deutschland sei unsere Parole und unser Panier, Deitt'chland unser Glaube und unsere Zukunft. Eine Platzmiisik im FriedenSpark leitete den Sonntag ein. Darauf begab man sich znm FcstgotteSdicnst in die altehrwstrbige Marienkirche, daS Wahrzeichen Pirnas, daS mit seinem mächtigen Dache das ganze Stadt bild beherrscht. Bor dem Altar webten die Fahnen der Militärvereine. Divisionöpsarrer a. D. Reuter, der in den Jahren 1014 bis 1010 dem Pirnner Artillerie-Regiment mit -er Feldbibcl in der Hand gedient, hielt die etndrucks- tiese Predigt- Unser Herz blute und bebe über daS unend liche Viele, waS wir verloren. Wir gehörten nicht zu den Schönfärbern, die alles rosenrot malen, um in ihrer seichten Lebensauffassung nicht gestört zu werden, aber wir gehörten erst recht nicht zu den Schwarzsehern, die sich einem un fruchtbaren Pessimismus auslieferteii. lieber alle Verluste und Trümmer klinge nnS entgegen: Nun aber bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, und die Liebe ist die größte unter ihnen. Dieses Triumphltcd deS Apostels Paulus wollten wir anstimmen in allen Lebenslagen, und es werde uns erfrischen und stärken. Die Weihcseier. Unter Vorantritt eines MusikkorpS, gebildet aus ehe maligen Pirnaer Artilleristen und Pionieren, ging cs im geschloffenen Zuge ourch bie Stadt nach dem Sanbberg» wo an einem der schönsten Punkte Ptrna» da» Denkmal errichtet worden ist. Rach einem vortrage de» Männe», gesangvereinü sprach General a. D. Wagner. Der Red- ner, das Idealbild eines echten deutschen Offizier», ergriff mit seinen schlichten, mannhafte» Worten die Hörer a»i» tiefste. Unsere Besten haben wir dranßen opfern milsien. unter allen Dienstgraden und Altersklassen haben dt« feind lichen Geschosse reiche Ernte gehalten, vom jüngsten Kano nier bi» zum Reaimentvkvnnuandcur — 880 Kameraden- Wir trauern beute auf» neue um sie, doch «tr sind stolz darauf, baß wir sie zu den Unseren zählen durften. Schon um dieser Teuren willen müssen wir kämpfen flir die Be freinng au» ber Knechtschaft. Allerdings nicht mit den Waffen de» Krieges können wir e» mehr tun. aber unser Volk Ist ohne Waffen doch nicht ganz wehrlo», wenn e» einig ist tn sich. Sei einig, deutsche» Volk! So soll »nS daS Ehrenmal mahnen, und e» soll un» von diesem Stein wieder der Geist der Frömmigkeit, ber Zucht und Orbuuug, der arbeitsamen Pflichttreue und Aufopferung, der Vater landsliebe cntgcgcnwehcn. Nachdem die Hüll« gefallen war, dankte der Redner allen, die geholfen haben, den Stein zu errichten, besonders den Behörden, die den Platz und alp- sehnliche Geldmittel zur Berfügung gestellt haben, somsic dem Architekten Professor Han» Max kühne und dem Baumeister. Die Ansprache schloß mit den Worten Ernst Moritz ArndtS: Nimmer wird das Reich zerstöret, wenn ihr einig seid und treu. — Dann hielt Superintendent Zweynert, Pirna, den Dresdnern von seiner Tätigkeit an der Kreuzkirche her noch in bester Erinnerung, bi« Weihercde, und wieder wurde die Versammlung bi« in» innerste erschüttert. Den Toten zum Dank und uns zur Mahnung, daß wir lebendig erhalten sollen al» kostbare» Erbe den Geist per Treue und Hingabe zum Segen für da» geliebte Vaterland, mit dielen Worten weihte ber Geistliche bas Mal. — Im Namen dcS OsfizterSvereinS de» ehe maligen König!. Sachs. Feldartillerie - Regiment» Nr- 84 legte Oberst Richter den ersten Kranz nieder, und nun häufte sich Kranz aus Kranz. So verlief die Feier würdig den toten Kameraden, tröstend und erhebend zugleich für die Teilnehmer. Aber die Kundigen mußten, daß tn dir Frier doch ein Mission gefallen war. Unbegreisltcherwcise hatten dir Stadtverordneten die offizielle Nebernahme de» Denkmal» in bie Obhut der Stadt abgelelint. DaS Denkmal ist ein an» Postaer Sandstein gefertigter. 4,80 Meter hoher «nd 1.80 Meter breiter Obelisk. Auf drei B'rvnzevlattcn, die in daS Denkmal einaelasten sind, liest man die Schlachten, an denen da» Regiment rühm- vollen Anteil genommen bat. Den Gefallenen -es Porlepee-Unlervfflzler» Vereins enthüllte man am Sonntag vormittag im geschmückte« Saale dcS SoldatenhctmS eine Gedenktafel. Die Betei ligung mar überaus groß, außer zahlreichen Hinterbliebe nen und VcrctnSkamcraden waren auch Vertreter ber Reichswehr, ferner Oberstleutnant Freiherr v. Fritsch für König Friedrich August, General v. Eulitz vom Deutschen Offtzierbunb und General Maercker alS Vertreter de» Präsidiums deS Mtlllär-BereinS-BundeS anwesend. Z« Anfang der eindrucksvollen Feier brachte die Kapelle de» Jnfciiitertc-NcginicnIS Nr. lü daS Largo von Händel zu Gehör, dann sprach Fräulein Ftndetsen einen vom Ober» tclcgraphen-Jnspektor Görner verfaßten Prolog. Nach einem Männerchor ergriff Kamerad Görner da» Wort zu seiner Wetherede, tn der er an bie erbebenden August- tage des Jahres 1VI4 und an die folgenden Kriegsfahre bis zu ihrem bitteren Ende erinnerte. Er feierte de« Heldentod der vielen, die willig ihr Herzblut für da» deut sche Vaterland gegeben hätten. Ihr Tod solle eine unab lässige Mahnung für die Ueberlebcnden sein, endlich vom briiücrmördcrischen Kampf abzustehen und alle Kraft de» Volke zu widmen. Die Gedenktafel für die gefallenen 42 Vereinökamcradcn sei ein Mal dcS DankeS, der Ek- tnncrung und der Ehre. Während die Kapelle leise „Ich halt' einen Kameraden" intonierte, fiel die Hülle von oer Tafel, auf der in Erz die Namen ber Toten wiedergegebe» sind.- unter andachtsvoller Stimmung wurde ihre lange Reihe verlesen. Nachdem der Vcretnsvorsitzende Kamerad Drccl, sei mit kurzen Worten bie Erschienenen begrüßt hatte und daS „Vater unser" in der Vertonung von Krebs, gesungen von Fräulein Else Grunert, verklungen war. übernahm General Stadler vom Verein Solbaten- hcim die Ehrentafel und gelobte, sie werde, so lange da» schmucke Heim an der KönigSbrücker Straße stehe, stet» sicheren Schutz genießen, und jeder Vorübergehende möge ein Gelöbnis oblegen, den Gefallenen tn Pflichttreue und Vaterlandsliebe allezeit nachzneisern. Darauf wurden mit weihevollen Beglcitmorten zahlreiche Eschenkränze vor ber Tafel ntcdergclcgt. Nach dem gemeinsamen Gesang von „Deutschland über alle»" fand die Feier unter den Klängen dcS Alte-Kameradcn-MarschcS ihr Ende. Kunst und Wissenschaft. Eröffnung der Wittenberger Reformalions- scstspiele. AuS Wittenberg wird uns berichtet: Namhafte Persönlichkeiten der evangelischen Kirche haben vor einigen Monaten die „W ittcn berge r Ver einigung für volkstümliche R e f o r m a l t o n S - festspiele" gegründet, die in Abständen von zwei Jahren zur Zeit deS NeformalionötesteS NcsorincitionS- und Lnther- stücke aufführen will. Tie Wittenberger Festspiele sollen für die evangelische Welt allmählich das werden, was für die Katholiken die Passionöspiele in Obcrammcrgau sind. Die diesjährigen ersten Festspiele galten der Er innerung an die Schöpfung der Sepiemberbibcl. die vor 400 Jahren dem deutschen Volke geschenkt wurde. Zu dem Er- vffnungsabend waren neben den Bewohnern Wittenbergs Besucher tn großen Mengen a»S Berlin. Halle, Leipzig und ber engeren Umgebung der Luihcrstadt gekommen. DaS Festspiel „DaS Wort sie sollen lassen stahn " von dem Wittenberger Pastor W. A. Sievers ist ein groß an gelegtes Kunstwerk, daS sich ausgezeichnet als Mastenstllck großen Stils eignet, ohne stille religiöse Vertiefung ver missen zu lasten. Das Vorspiel führt nach Nürnberg. Hans SachS, der begeisterte Verehrer Luther», kommt zu Albrecht Dürer, der soeben die letzte Hand an sein: Apostelbtlder an legt und überbringt ihm die Septembcrbibel, das Neue Testa ment tn deutscher Sprache. Dürer betrachtet ergriffen seine Apostel und sieht, wie sie das Wort Gottes in deutscher Sprache dem deutschen Volke künden. Tie Apostel treten aus ihrem Nahmen und führen in die ftinf Hauptaktc deö Stückes ein. Der 1. Akt „Tie Ehristennersolgung in Nom": der 2. Akt „Tie Einführung des Ehristentiims in Ger manien": der 8. Akt „Tie Verfolgung der Waldenser": der t. Akt „Die Einführung der Reformation in den deutschen Städten": der 8. Akt „Tie LcidenSgrichichte der lutherischen Kirche zur Zeit des 80jährigen Krieges". Tie Apostel treten wieder in ihre Nahmen zurück und in einem Nachspiel sehen wir das Bild im Nathaussaal zu Nürnberg hängen, die Huldigung deS Malers der Reformation an den Schöpfer der deutschen Bibel. Ein lleberblick über die Geschichte dcS Christentums und gleichzeitig eine machtvolle Huldigung für Luther. Sievcrö schafft kunstvolle Verbindungen von Ge- schichte, Kulturgeschichte und Religion: er malt mit großen Stricken und verläßt trotz allen Schwungs nicht den Boden der Wirklichkeit. . . ^ Die Aufführung des Festspiels ist nicht leicht: man be- nötigt nicht nur eine stattliche Reihe guter Sprecher, son dern auch ein Massenaufgebot an Mitspielern. Die Leiter de, Netorousitvusfeüspiele waren bestrebt, mit ihrer ersten öffentlichen Aufführung einen guten Eindruck zu machen. Tie Festvorstellung gelang überraschend gut: die wuchtigen Massenszenen, mit Hunderten von Wittenberger Bürgern als Darsteller, die Dialoge, die Choräle, die Kostüme, die Bühneneinrichtungen: man sah ein großangeicgres und kunst voll durchgearbcitetes Werk, das auch Skeptische niitriß. — Tie Nefvrmationsfcstspielc wollen jedes zweite Jahr ein neues Stück bringen. Das ist der wunde Punkt: Ob sich immer geeignete Kunstwerke finden werden? ck Dresdner Theaterspielplan für heitte. Opern- hauS: „TvSca" sk8<: Schauspielhaus: „Hans von Huttens Buße" <K8): Neustädter Schauspielhaus: „Kameraden" (K8j; Residenz-Theater: „Der Zigeunerbaron" sK8>. z Veranstaltung«», tzent« ^-ui K8 Uhr Im <vemecl>ch>iua Aus- lührung von Beethoven» Neunter Sinsont« (Dirigent Edwin Limdnerj. s Ludwig Wüllner sprach am Sonnabend im großen Vcrcinshansaal „Au-gewählte LtcbeSlnrtk GoethcS von 17 0 7 biö 18 2 8". ES hätte seiner Wer- bung um Nachsicht und Verständnis der Zuhörer nicht be- dürft, »m die Befürchtung einer gewissen Eintönigkeit bet der ans ein Thema gestellten Wahl Goethcschcr Gedichte zu entkräften. GoetheS Herz singt Liebe in so reichen Tönen durch viele Jahrzehnte hindurch, daß sich keine Wieder- holnng und kein Gletchklang ergeben kann. Von der Liebe des Leipziger Studenten zu Kätchen Schönkops bis zu der GcmütScrschNttcrung deS ManncS im achten Lebcnöjahr- zehnt dnrch die Leidenschaft für Ulrike von Lcvctzom spie geln die Huldigungen an viele Mädchen und Frauen alle Strahlen wieder, bie die Sonne der Lieb: tn GoetheS un endlichem Herzen entzündete. „Die Leidenschaft bringt Leiden", sie bringt auch alle reinsten menschlichen Freuden hervor. Goethes Liebeslyrik ist daS reichste Buch der erotische» Erlebnisse, das rS gibt. WaS Wüllner in der Reihenfolge der weiblichen Gestalten, denen GoetheS Ge fühle galten, auSgewählt und anetnandergereilsi hat, be zeugte die anschmiegsame Wandlungsfähigkeit von Goethes LiebeSempfinden von Sinnlichkeit bis Geistigkeit, von der öllc zum Himmel. Doch ist alles gebändlgt durch daS oelhesche Maß. Künstlerisch erwächst seine .'tcbeSlnrik aus dem Idyll, nicht auS der Dramatik. Hierin hat Wüllner manches verfehlt, da es ihn drängte, jedes Gedicht in der denkbar stärksten Bewegung auf einen freilich schon durch seine Weite schwer zu bezwingenden HörerkretS wirken zu lassen. Tie Ruhe der Goetheschen Melodie ging darüber vielfach verloren, die Dramatik der WüNnerschen Gestal tung trieb daS Maß zu ekstatischen Höhen, die wohl »vn den prometheischen, doch nicht von den erotischen Gedichten GoetheS erflogen werden. Darum klangen dt« geruhigen Gedichte, wie etwa bie „Moraenklageu" und „Der Besuch" auS dem Erlebnis mit Christiane im klarsten Gortheton, anderseits ttberzeutcn auch die Suletka-tzatem-Dtalogc am meisten, sofern sie ber Dramatisierung entgegenkomme«. Aber freilich, von diesem Grundetnwand abgesehen: welchen Reichtum an GesllhlS- und Wortschönheit vermag der Meister diesen zarten Gebilden zu entlocken, mit welcher Virtuosität behandelt er die Skala der Stimmungen! Und noch ergreifender: wie wird er jung im Goclheschen Born, wie glüht er leidenschaftlich tn nacherlebten Entzückungen, wie gibt er sich mit ganzer seelischer und körperlicher Kraft an den Einzigen bin! Zwei Stunden hindurch überschüttete er verschwenderisch Her» und Ohr mit LteheSklangen, und rauschend schallte ihm der Dank zurück auS tausend Herzen, die Goethes Lied »nd WüllnerS Stimme aufgewühlt. L.2. s Klavierabend. In CzeSlaw Marek lernte man einen vielseitig gebildeten Pianisten kennen, besten Spiel Merkmale hoher Gedtegcnhctt zeigte. In erfreulicher Welse trat warmblütige Eigenart zutage, die Nachgestaltnngen mit einem Zug ins Große schassen half. Wohltuend berührte der hochfein geschulte Anschlag mit prächtiger Belebung be» Ge- sangStones. In kraftvollen Gegensätzen und mit bewun dernswert klarer Linienführung erstand das große A-Moll- Präludium und Fuge von Bach-Ltszt. Allzuviel rub.itc, freilich nahm der Wiedergabe manches von der Echtheit deS Stils. Neger folgte mit den Tcl-snann-Bariationcn. Marek meisterte das Riesenwerk mit einer Vollendung, die bis zum Berklingen ber gewaltigen Fuge zum Aufhorchcn zwang. Gern hätten wir von ihm einen Beethoven oder Schumann gehört. Statt dessen aber bot er die einsützigc dritte Sonate von Szymanvwskt iWcrk 3ö>. Die Neuheit mit impressionistischem Gepräge stellt dem Virtuosen glän zende Aufgaben, die restlos Erfüllung fanden. Im übrigen aber gewann man bet dem endlosen Ringen und Stammeln nach Ausdruck von wenig verständlichen Gedanken nnd Ge- sühlszuständen nur vorübergehend innere Anteilnahme an der Klangsprnchc dcS ohne Zweifel hochbegabten Russen. Am Schluffe des Ganzen stand Liszt. DaS Künstlerhans zeigte guten Besuch. Der Beifall war ein warmherziger. s Ein Dresdner Ltcbcrmann in Venedig preisgekrönt. Max Liebermann hat für sein „K ohlfcld" auf der Inter nationalen KnnstauSstellnng in Venedig den Preis kür Land- schnftsiiialcrei erhalten. DaS Bild ist Ei""ntnm der Dresdner Gemäldegalerie. f Eine neue Sezession. In Halle wurde unter dem Namen „Hcrlltschc Sezession" eine neue Ksinstlcrvcr- etnignng gegründet, der eine Reihe namhafter Maler und Graphiker aus Halle, Dresden, Leipzig, Dessau usw. angehüren. Margarete Langkammer ß. Wie aus Wien gemeldet wird, ist dort tm Alteik von 86 Jahren die früher hier häufig
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