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57. Jahrgang. As 182. Freitag, 4. Juli ISIS. verug».«ebvtzr »t»rt«tl«tzrl. t«r Dri». »»n d«t tLilich >wel. maUg«rZuNa«un»<»n Sonn- und Ltonluakn nur >,t>» M. durch au»»»tlr>t«e Nom- mtjftonilre di» II.L0 M. «ei einmaliger Zu- si-IIung durch di» Po» !,P!<»»n«B'sieII»'td,. r>u»iand! Oesier- retchvngarn K,1ö Nr., Schwei, ti.SL Sri» , 2'°»'» 7.,7 Lire, -lochdnick nur mit deutlicher Quellen angabe <„Dre»dner Mchr."> zulässig. Un- «riangie Manuskripi« werd. nichtausdewah«. Anzeigkn-Darif. Annabme von Ankün digungen di» nachm. :> Uhr, Sonntag» nur Mariensirasie UU von >l dis VN Uhr. Die einspaltige Zeile (etwa ti Tilden» :«> Ps.. die zweispaiiige Zeile aus 2erlskt,e 7N Pf., di- zmelspali. Neklameieile I,.'.i> «!., Aamilirn- Nachrichten au» Dres den die einspalt. Zeile LK Ps. - Zn Nu,»- mern nach Sonn, und Feiertagen erhöh,er Ta,^ — Auswiirlige NuWöge nur gegen Norausdezablung Jede» BeiegblLit WPs. TelegramnuAdrcsse: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: Ii » Äü.ttt » /ur xniiiilliclilui Betieiti^nnp von ,v» ttarnksut, ^Varirsrr usvv. so > s „n z; Ver«ü»cl nach ausvarts. Lünlsl. Sokspoweke. Vresäev-^.. üeorsentor. I4IMM,-MM Arrv eU'rczo ^Losev. dsntwastlichc W-itternng. Krinr Aendernng. Der Bundes rat stinnnte den Wehr- uns» D c et u n g s n v r l a g c n i» der vom Reichstage beschlosse nen Fassung zu. Der Entivnrs zur "'l b ändc r u u g d c s di ili > är st r a s g c s c tz b u ch e s wurde vom Bundesrate dem zu ständige» Ausschüsse iibcrwieseu. ,sn Kiel sand gestern nachmittag an Bord der „H o h e n z v l l e r n" eine B espr e ch u n g der seit e n - den L t a a t s m n u u e r slnil. Tic Sch ulde n d e s Deut s ch e n st! e i ch c s deiragen nach einem Berichte der Reichsschiildentommiision süns Milliarden Mari. Die Ausgabe der Densjchrijt über den B a li sch w i n d c i wird erst im H c r d st erfolge». Zn Württemberg sind durch die Deckuiigsvorlagc des Reiches neue direkte Stenern notwendig ge worden. Bor dem Münchner Schwurgericht begann gestern die Beriiandlung gegen den Zinngicste, Ltrastcr wegen der Ermordung des prcustischcn Militärattgchäs Majors v. Erwins t i. Der König von Rumänien ordnete, nach einer amtlichen Meldung, die Mobilmachung an, die nun mehr bereits in vollem Eia >: ge ist Dir serbische Regierung teilte der rumänischen Regierung mit, das, sich Serbien im K lieg s z » st a u c> e mit Bulgarien befinde. Der neue Balkanlrieg. Das Hangen und Bangen der lebten Tage bai ein schnelles Ende gesunde». Der Krieg zwischen den früheren Berbiindeicit auf dem Ballan ist tatsächlich ausgebrvchen und bulgarischcrseits durch eine formelle Kricgsertlärnng an Lerbieu und tüiiecheniand angczeigt worden. Inoffiziell ist der neue Krieg auf dem Balkan schon seit einigen Tagen im Gange. Bon den beteiligten Regierungen wurde freilich abgclengnct, das, man sich schon im Kriegszustände befände, und in letzter Stunde noch der wenig Erfolg versprechende Bersuch gemacht, die Grostmächtc für die neue Entwicklung der Dinge zu interessieren und eine Znierventivn der sechs europäischen Grostmäctite herbeizuführen. Es lag ans der Hand, das, der Bcrsnch schon im Keime mistlingcn mustte, weil die l^rvstmächle jeden wirtlichen Einslus, ans die Balkanstaaten seit langem verloren staben und auch jetzt nicht daraus stoffen tonnten, unter den lindernden Baltan- briidern ernstlich etwas ansznrichte». Das wnsttcn auch die Ballaiistaaten. datier war istr ganzes Bestreben nur daraus gerichtet, Beit zu gewinnen, um den Ansmarsch der Truppen besser bewerkstelligen zu tonnen und z» Be ginn des Kriegcs in günstigeier Position zu sein. Ileberrasche» kann der tatsächliche und formelle Kriegs beginn niemanden. Wnstte man doch seit Abichlus, des Bor- sricdcns mit der Türkei, das, die Gegensätze unter den frühe ren Bcrbündcten zu einer kaum mestr auszngleichenden Scharfe gediesten waren. Der ietzige Ausgang des langen und »neranicllichen Streikes um die'Bente bestätigt nur die alte Erfahrung, das, .zloalitivnskriege selten jemandem zum Legen gereichen, das, gerade sie meistens die Quelle zu neuem Konflikte sind. Wie war es denn vor hundert .fahren'? tragen sich nicht Rustland, Qesterreich und Prcn- sten nach Abscstlnst des »apoleoniichen Feldzuges auf dem WienerKvngrcst in den Haaren, und hätten sie ihren Ltreit um die Vändervcrteiliing nicht fas, bis zum kriegerischen Konflikt getrieben, wenn nicht der Kvrfe von Elba ent flohen und durch eine Rcnansricht»ng seiner zügellosen Ge waltherrschaft den gemeinsamen Frieden Europas von neuem bedroht Halle! Die Acliiilichkeit der Vage vv» da mals und heute springt in die Augen. Der Unterschied ist nur der, dast diesmal der gemeinsame Kitt fehlt. Das Moment, das die verschiede» gearteten Brüder auf dem Balkan, die heistbliitigcn Leiben, die verwegenen und draus gaunerischen Bulgaren und die temperamentvollen Grie chen bisher znsainmenschmiedcte, der gemeinsame Hast gegen die Türkei, ist gegenstandslos geworden, und das, was sie einigen sollte, die slawische Lache, hat glänzend Fiasko erlitten. Ein so unnatürlicher Bund wie dieser B a l t a » b n u d, tonnte aus die Dauer nicht be stehen und wird niemals bestehen. Die Gegensätze zwischen Lcrben und Bulgaren sind uralt, und noch eingcwnrzcllcr, sind die Gegensätze zwischen Bulgaren und Griechen. Namentlich die beiden letztgenannten Bollerichasteu sind von einem so tiefen Hast gegen einander erfüllt, dast nur ein ganz vorübergehender Zivcck ein gemeinsames Bor gellen dieser beiden Mächte rechtfertigen konnte. Den grössten Lchlag bedeutet die neue Wendung der Dinge zweifellos für R n s; l a n d , das mit seiner Lchieds- >ichteirolle, mit seiner Politik der persönliche» Beciu flussnng und mit seiner Berufung auf die heilige jlaiviiche Lache vollkommen Bankrott gemacht hat. Das mächtige Rustlaud uinsttk cs erleben, dast ihm die Bügel der Herr schaft über die bisher in seinem Bann stellende» Balkan stauten entglitten. Dir Fürstentümer aus dem Balkan haben endgültig die Bormundichast Europas und vor allem der beiden nächstbcteiligten Gros,machte, R n s; l a n d und Q c st e r r c i ch - U n g a r n , abgcslreist. Eine aliive Balkanpvlitik dieser beiden Mächte wird in Bukinist ans- gcschaltet sein. Die Zeit der politischen und moralischen Eroberungen auf dem Balkan ist für beide vorbei. Das kann für die unS verbündete Monarchie eine gewisse Genugtuung sein, haben doch die Ltaatsmänncr am Ball hausplatz während des verflossenen Baltankriegcs. unter stützt von den Berliner Stellen, immer den Standpunkt vertreten, dast ein aktives Eingreifen in die Streitigkeiten der Balkanstaatcn nur dann notwendig und gerechtfertigt ict, wenn eigene Lebensintercssen bedroht würde». Der Heist umstrittene Boden Mazedoniens wird also mit neuem Blut getränkt werden, die Fluren, die schon so viele Kämpfe gesehen und noch soeben das Blut der letzten Türkenkrieger getrunken haben, werden von neuem von Kriegsgeichrci und dem Geklirr der Waffen widerhaklen und Europa wird das Lchauspiel eines Bruder- kampses erleben, vor dem die zivilisierte Menschheit zurück- bebt. Die B e r a n t w v r t u n g v o r der Geschichte tragen die bisherigen Berbündeten insgesamt, nicht nur ein einzelner dieser sür den Frieden Europas so gefähr lichen Staaten. Lie sind allzumal Lüuder und haben das Blut ihrer Vandeskindcr zu verantworten. Natürlich schiebt wieder jeder der Kriegführenden dem anderen die Schuld an dem unseligen Kriege zu. Roten sind gewechselt worden von höchst problematischem Werte, nur daraus be rechnet, den eigenen Ltaat vor dem Urteil der Welt zu rechtfertigen, die anderen ins Unrecht zu setzen. Man weist aus der Geschichte des ersten BalkaukriegeS, was man von solchen Roten zu halten hat. Es ist daher auch zweck los, die Berechtigung des eine» oder des anderen Ltand- piinktcS zu untersuchen. Die Geschichte wird dermaleinst ein gerechteres Urteil über die Ursache und Bcranlassung dieses Krieges abgebcn. Der Ausgang dieses neuen Krieges ist durchaus u n g e w i st. Bulgarien wird keineswegs so leichtes Spiel haben, wie man sich das in Sofia denkt. Die griechische und die serbische Armee haben zweifellos durch den siegreichen Krieg mit der Türkei an Lchlaglrast, Tapferkeit »nd Ausdauer gewonnen, und es wird nur von der besseren Führung abhüngcn, wer ans diesem Ringen als Lieger hervvrgchcn wird. Selbst wenn Bul garicu, wie es behauptet, den llätUltzU Serben und den lüNUNil Griechen noch Gütz»» intakte dl an »schauen gegen überstellen kann, spielt cs doch ein V v-1, a,, g u - L p i e l. Denn nach den letzten öl ach richten hat Rnmänien bc reits die Mobilisierung seiner Armee angevrdnct und wird seine Drohung, dast eS bei Beginn der Feindseligkeiten durch Bulgarien sofort in bulg a r i s ch e s G cbici ein marschieren und an diesem Kriege zuungunsten 'Bulga riens tcilnehnicn werde, wahrmachen. Rumänien kann MlUsilU wvlilauSgerüstetc und -ausgebildcte Mannschasten aus die Beine bringe». Diese ansehnliche Hcercsmacht ist der bulgarischen gegenüber im Borteil, weil sie nicht, wie diese, durch eine» langwierigen und verlustreichen ,veld- zng geschwächt ist. Es erscheint geradezu »»glaublich, dast der bulgarische Generalslab diese Haltung Rnmänieiis nicht in seine strategische Rechnung eiugereilit haben sollte. Qssenbar glaubt mau in Sofia alles getan zu haben, indem man sich den Rücken gegen die Türkei hin sicherte und gegen irgend weiche Zugeständnisse in bezug aus die neue bulgarisch türkische Grenze sich die R eutralität d e r Türkei erkaufte. Wenn in einigen 'Blättern angedcntet wird, das, Bulgarien möglicherweise zu einem direkten militäri schen E.t n v e r n e l> in e n mit dci Türkei gekommen sein sollte, so halten wir das für ganz unwahrscheinlich, denn die türkische Armee kann nicht von heute aus morgen ihren uralten Hast gegen alles, was bulgarisch ist, begraben und .eine militärische Schwevtung zuguvsie» Bulgariens vor nehmen, selbst nicht ans die Hvssnuug hin, das verlorene Gebiet zu einci» Zeit wiedererlauae» zu lönnen, denn so weit werden auch die türkischen Machthaber de» bulga rischen Ralivnalcharalier senne», dast sie von den Staats männern ln Sofia eine sreinüllige Abtretung gröberen bisher türkischen und nitninelir bulgarische» Gebietes nicht erwarten können. Bulgariens militärische Vage ist also durchaus schlecht, es lämpst unter Umständen einen Bcr- z iv eislung sta m p f. Tie R u m ä n e n werden sich diesmal nicht mit ein paar Städten und Doriern abspeisen lasse», wie das letztem»! in St. Petersburg unter dem Drucke des Dreiverbandes. Die Regierung in Sofia hat einen schweren Fehler begangen, als sie den rumänischen Kompensativusausprüchen im letzten Winter nicht in dem Maste uachgegeben hat, wie die össentliche Meinung in Rumänien das verlangte. Dieser Fehler rächt sich jetzt sehr. Wäre die bulgarische Regierung damals weiser gewesen, so würde sie jetzt Rumänien als freund sehen. 'Run aber hat sie zu den bisherigen Gegnern sich einen neuen geschaffen. Rumänien hat sich, wie die übrigen Balkan staaten, von russischem Eiuslust sreigemacht »nd will als s c l b st ä n d i g c r und mit Bulgarien glei ch w ertigc > Faktor aus dem Balkan gelten. Datier kann eS einer übermästigen Bcrg röste rnng Bulgariens, wie sie durch neue Siege gegen Serbien und Griechenland unweigerlich her bcigeführt würde, sozusagen einer Hegemonie Bul gariens auf dem. Balkan, nicht znitimmen und must aus wohlverstandenem Vebeusiuterejse seine Haltung gegen Bulgarien wählen. Dast dieser neue Balkantl ieg inte r national e Konflikte herausbcschivörcn lönute. ist wenig wahr scheinlicb, cs sei denn, dast er eine allgemeine Anarchie aus dem Balkan im Gefolge haben sollte. Reeder Bulgarien noch Rnmänien werden sich eine solche Einmischung leichten Herzens gefallen lassen. Wenn alle Gros,Mächte, vor allem auch Russland, die seiner,zeit"ansgegcbene Parole: „Der 'Balkan den Ballnnuölkern" besvlgen, wird der Krieg aus den Balkan beschränlt bleiben. Lie Mobilisierung in Rumänien. 'Wie bereits gestern angckündigt worden ist, hat Rumä nien am Donnerstag sein Eingreifen in den neuen Ballan- krieg durch Mobisiisieruiig vollzogen. Ein Telegramm meldet gmtlich: B » karc st. Der König hat die allge m eins Mobilisierung der rumänischen Armee angeordnei. Die Mobilisierung ist bereits in der A n s s ii h r u n g bc- grissc». Die rumänische Regierung fragte bei den Balkan- regicrungen a», ob sie sich als im Kriegszustände befindend betrachteten. Serbien antwortete bejahend und kiindiatc dabei an. dast soeben G ricäien > and und Montenegro über eine Kriegserklärung »erhandelten. Bon »Hierein Wiener K o > r e s v o n d c n t c n er halten wir über Rumäniens Absichten noch folgende draht liche Meldung: Bo» rumänischer Seite erfahre ich, das; Rumänien nicht aktiv am Krieac teilnelimen. aber die seinerzeit vvn 'Bulgarien als Kompensativn gesvrderien Gebiete mitiiärisch besetzen werde. Ob Rumänien sich damit begnügen wird, lgnn zurzeit dvch nach als fraglich angesehen meiden. Der vssi- zieile Kriegsbeginn durch die Serben und «Sriechen ist, wie bereits ans vorstehender Meldung ans Bukarest her- vvrging, in kürzester ,vris> zu erwarten. B» Sofia ist man dann» bereits versiändiat. wie ans folgender Sofioter Meldung hervorgehl: Rach Mitteilungen von zuständiger Sofioter Sielte ist die russische Gesandtschaft in Losm verständigt worden, dast die Serben und Griechen sich weigern, die Operationen c i n z n st c I l c n. so dast der Krieg » n a n s b I e i b l i ch ist. An das s e r b i s ch e H e e r ist bereits eine Proklamation eraangen. General Slesanvivitsch erklärt in ihr. dast das serbische Heer in diesem neiien Krieae sich noch helden hafter schlagen müsse, als in dem Kriege gegen die Türkei: denn die 'Bulgaren wollten das sür sich haben, was das serbische Heer mit seinem 'Blute erobert habe. Tas Heer solle mit verdoppelter Tapferkeit kämpfe», um auch eine alte Schande von den serbische» 'Waffen ab- zuwischen. „Ans n n s e r e r Seite ist das R e ch t, und wer das Recht hat. must siegen!" endet die Proklamation. Der Abbruch der dinlomaiischen Beziehungen stellt uiimitlelbar bevor, lieber Wien wird gemeldet: >Hr L e m l i » sind folgende bisher ans 'Belgrad direkt noch nicht bestätigte Nachrichten verbreitet: König Peter und