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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 05.10.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19131005023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913100502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913100502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-10
- Tag 1913-10-05
-
Monat
1913-10
-
Jahr
1913
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LresNner Nachrichten Nr.LIS Madrider Nordbahnhof bis zum Sciftosie besetzt halten Der Hvfwagen, in dem der König und der Präsident sitzen wird von berittener Garde so dicht umringt sein, daß das Publikum die beiden Staaisvöerhäupter kaum zu Gesicht bekommen dürfte. Mehrere als Anarchisten bekannte In dividuen sind bereits seit mehreren Tagen hinter Schl vH und Riegel gebracht worden. Tie einzige grobe Festlich keit. bei der sich der König und -er Präsident dem Publikum öffentlich zeigen werden, wird die Galavorstellung in -er Madrider Oper sein. Begnadigung politischer tÄefaugener in Portugal. Lissabon. Tao „Diariv" wird morgen ei» Tekret veröffentlichen, wodurch 2 0 8 politische Gefangene begnadigt werden. Die hauptsächlichen Führer der ver schiedenen monarchistischen Bewegungen sind von der Am nestie ausgeschlossen. Jur Auflösung des transatlantischen SchissabrtspoolS. Ottawa. G. Pi. Bvswvrth, der als Vizepräsident oer Canaöian-Paeifie-Gisenbahn den Austritt seiner Ge sellschaft ans dem sogenannten transatlantischen Schisf- sahrtSpool erklärt hatte, wodurch die gegenwärtige all gemeine Auslösung dieses Konzerns eingeleitet wurde, er klärte, die Canadian-Paeisie-Balin werde in Zukunft ihre eigenen Wege gehe». Ter Dienst der Gesellschaft von Triest verspreche in nächster Inkunst eine bedeutende Ausdehnung des Geschäfts. Schweres Tampserunglück. Rio de Janeiro. Ter Dampfer „B v r b o r e m a" des Brasilianischen i/lvud »al gestern nachmittag den Schlepp dampfer „Guarany" von der Kriegsmarine, der den Manövern des Geschwaders folgte, bei der Insel Grande in den Grund gebohrt. Ter Schleppdampfer batte 51 Mann an Bord. Einzelheiten über das Unglück fehlen noch. Man glaubt, daß etwa 3 0 Personen ertrunken sind. Ter holländische Dampfer „Olanöa" ist von England nach Hamburg beim Osterrifs Bisher waren die Abschleppversnche vcr- sür die nächste Sitzungsperiode Landgerichksöircttvr Lchickert Cuxhaven. ans der Fahrt g e n r a n d e l. gebt ich. Kassel. Tie Strafkammer verurteilte den angeblichen Bankier Alerander Schnell zu sechs Monaten Gefäng nis, weil er durch eine gefälschte Postguitinng von einer thüringischen Versicherungsanstalt Geld zu erlangen ver sucht hatte. St. Hsallen. Auf der Säntisbahn stieb gestern abend ein von Böasseranen kommender Zug bei Stein-- egg auf einen von Appenzell ausfahrenden Ing, wobei a'ch k P ersonen verletzt wurden. London. Ein grobes unbewohntes Haus ist heute früh in Hampton durch einen Brand schwer beschädigt wor den. Imei Frauen wurden verhaftet. Sertliches imd Sächsisches. Dresden, 4. Oktober. — * Ium Präsidenten des Schwurgerichts ist der ernannt worden. —* Dicnstjubiläum. Am l. Oktober konnte Herr Kom- missivnsral Oskar Kroppe. Oberstabsveterinär ain Königl. Vtarstall auf eine .'5jährige Tätigkeit als Roß arzt am Königl. Lllarstall zurückblicken. Iahlreiche Ehrungen ivurden dem Jubilar an seinem Ehrentage zuteil, besonders erwähnt sei ein in huldvollen Worten ge haltenes Telegramm Ihrer Königl. Hoheit der Prin zessin Mathilde. Die Beschwerdeabordnung der Dresdner Stadtver ordneten, die beim Staaisseireiär des Reichsposlanites wegen der äst i b st ä nde i in Dresdner ix e r n s p r e ch- w esen vorstellig werden soll und nach dem Beschlüsse der städtischen Kollegien ans den Herren Bizevorsieher Ober meister II n rasch, dem SnndikuS des Berbandes Sächsi scher Industrieller Tr. März und Redakteur Kühn be sieht. wird sich am Dienstag, den 14. Oktober, nach Berlin begeben. Sie will bekanntlich vom Staatssekretär Kractke. der zurzeit noch auf Urlaub weilt, die Zusiche rung erhallen, daß die Wiederkehr einer ähnlichen Tele- phvnmisere in Dresden für immer ausgeschlossen ist. —- Das Ende der Fcstungskommandantur Königstei». "aiit Beschlag des Reichstages ist mit dem 2. Oktober die K o in m a n d a n i ii r auf der F e st n n g K önig st e i n einge zogen worden, eine Peilung der Festungsan- gelegenheiten wird von jetzt an ein Major kommandiert der abwechselnd dem I-'. und men wird. Die Amtszeit ist bemessen. Der bisherige H c i n c ck c ist bereits alS nach Ehemnitz übergesiedelt, vom Schützen-Regiment biS manöo aus Ser Festnig. —* Tic ncuformierte sächsische Lnstschisscr-Kompagnic traf am Donnerstag auf dem Rcustädter Bahnhofe ein. Ium Empfang hatten sich der Kompagniechef Hauptmann Gaisscrt mit seinen Offizieren und Unteroffizieren eingefiinoen. Es war ein buntes Detachement, welches in Dresden seinen Einzug hielt: denn die Mannschaften be standen aus einem kleinen Teil des bisherigen sächsischen Detachements bei den preusiischcn Lustschiffertruppcn in Metz, während der gröbere Teil der Pente von allen säch sischen Truppenteilen abgegeben worden ist und noch die bisherigen Uniformen trug. Bon gröberen Empsangs- scverlichkeiten war deshalb abgesehen worden, und die Kom pagnie rückte sofort nach ihrem neuen Heim in Ucbigau, dem 10. Armeekorps enniom- jedesmal auf ein Vierteljahr estungskommandant Oberst Pa nüivehrbezirks k om m andeu r Iuiiälhsi sührt Major Stark Ende des Jahres das Kom- wo dir Luftschiff» in Zukunft ihren schönen aber verant ivortungsvvllen und schweren Dienst austiöe» werden. —* Zu Ehre» der Rektoren der deutschen Hochschulen die am nächste» Sonnabend der Einweihung des Reubaues der hiesige» Technischen Hochschule briwvhne» werden, ver anstaltet der Rat der Stadt Dresden am Sonntag, den ich b. M., abends 8 Uhr, einen Empfang im Rat Haus e. —* Zur Weihe des BVlkerschlachtdenkmals Tie Ab ordnung der sächsischen Armee, die an der Ein wcthung teilnclimen wird, besteht aus dem Kriegsminister Frhrn. v. Hausen, den Generalen der Infanterie z. T v. Treitschke und Graf Bttzthum, dem General Ser Kavallerie z. T. v. Bro > ze m , den beiden Kommandieren den Generalen v. Ktrchbach und d Elsa, den vier Divi stvnskvmmandeuren v. Las feil. Krug v. Ridda, Ire! Herrn v. Pindcm a n n und Edler v. d. P lanitz. sowie aus den GencraUeutnauts Götz v. Olenhusen und <tzc- neraladiutant des Königs v. Earlowi tz. — Als Vertreter der preuhi scheu Armee werden außer den schon be kaniit gegebene» Truppenteilen die drei preusiischcn Gcneral feldmarichüllc auf Befrhl des Kaisers an den Feteeltch keitcn teiliichmett. Es sind dies die Gcneralseldmarschälle Graf v. Haeselcr. Frhr. Evlmar v. d. Gvl tz und von Bock und P o l a ch. — Ter Deutsche Patrioten- und Krieger-Bund von Nordamerika wird durch eine gröbere Anzahl von Herren und Damen ans den Bereinig ten Staaten vertreten sein, denen sich als Ehreneskvrte der amerikanischen Flagge. die neben der deutschen mitgefnlirt wird, eine Anzahl amerikanischer Milizvfsiziere des „l. Oie gimentes Minute Men", dem ulten „Regiment Washington" angeschlossen haben. — Infolge der Erkrankung des Königs von Schweden und der dadurch bedingten llebernahme der Rcgentschasl durch den Kronprinzen wird Prinz Wil helm von Schweden als Vertreter des Königs an der Einweihung teilnehmen. — Sicherem Vernehmen nach ist ein Besuch der Baufach-Ausstellung durch den Kaiser, der am 18. Oktober zur Weihe des Bölkerschlacht- denkmals in Leipzig weilen wird, nicht in Aussicht ge nommen worden. —* Tie Stndienreife der Freien Vereinigung für taatsivisscnschaftliche Fortbildung in Wien, welche die Teilnehmer nach Rordböhmen und Sachsen führt, nimmt heute nachmittag in Wien mit der Fahrt nach R c i ch e n - berg ihren Anfang, wo die Ankunft in der 10. Abend stunde erfolgt. Für morgen sind vorgesehen eine Besichti gung der groben indnstriellen und sozialen Unternehmen, es Reichenbergcr Kammerbezirks, ein Ausflug auf den Ieschken, ein Festmahl, gegeben von der Stadt Reichcnberg. und ein Empfang seitens der Handelskammer. Am Mon tag findet eine Exkursion in das gcwerbtätige Gebiet von Zolann. Gablonz, Masfersdorf und Kratzau statt. Am Dienstag früh erfolgt die Abfahrt von Neichenbcrg nach Dresden, wo die Ankunft um 0 Uhr 43 Min. erfolgt. Hier werden besichtigt die Zigarettenfabrik „?)enidze" lo.30 Uhrj und das städtische Fernheizwerk i>2 Uhr>. Es chließcn sich an ein Empfang bei dem K. u. K. östcrrcich.- nngar. Generalkviisnl Geh. Kommerzienrat v. Klempcrcr. ein Besuch der Königl. Gemäldegalerie 12,45 Uhri und der Gartenstadt Hclleran 14,30 Uhr). Abends 8 Ubr findet ein Empfang der Handelskammer Dresden in dcrem Gebäude tatt. Für Mittwoch früh 8 Uhr ist eine Besichtigung des Städtischen Schlachthofes, für 10 Uhr eine solche des Neu baues der Technischen Hochschule vorgesehen. Nach einem gemeinsamen Frühstück erfolgt 2 Uhr 10 Min. die Abfahrt in Automobilen nach Meisten, wo die Königl. Porzellan- mannfaktiir und die Albrechtsbnrg besichtigt werden. Um Uhr kehren die Herren nach Dresden zurück, um der Ein ladung der Stadt zu einem Empfange im Nathausc um Ubr Folge zu leisten. Donnerstag, den v., früh 8 Uhr, wird die Reise nach Leipzig angctrcten. Hier werden die „Leipziger Illustrierte Zeitung" und die Internatio nale Baufach Ausstellung einer Besichtigung unterzogen. Abends erfolgt die Rückfahrt nach Dresden. Am Freitag werden die Teilnehmer noch Aussig, am Sonnabend Pilsen besuchen. An der achttägigen Studienreise nehmen insgesamt 00 Herren teil unter Führung des Geheimen RaleS Dr. E wilinski, Sektionschef ini Ministerium für Kultus und Unterricht in Wien, und des Geheimen Rates Dr. Exncr. Präsident der Technischen Versuchsanstalt in Wien und Mitglied des österreichischen Herrenhauses. —* Die letzten Tage Napoleons in Dresden. Ende September 1813 war die Page Napoleons an der Elbe geradezu geftthrlich geworben, worüber er sich selbst nicht lauschte. 'Nach dem, wie er sich später darüber ausgesprochen hat, sah er Schritt für Schritt die entscheidende Katastrophe kerannahcn. Trotzdem er fühlte, üasi er wie aus der Schneide eines Messers einliergehe. war er aber noch seist ntschlvssen. dem Geschick die Stirn zu bieten: er hoffte, durch einen Sieg sich in eine bessere Lage zu versetzen. Seit dem 24. September hatte er fast ununterbrochen in Dresden geweilt und er liest unablässig daran arbeiten, die Stadl in eine vollständige Festung zu verwandeln. Zn seinem Hauptquartier herrschte dumpfes Schweigen, alle Vorhänge in seinen Zimmern waren niedergelassen. Man sab ihn wenig öffentlich. Da erreichte ihn die Nach richt vom Uebcrgangc Blüchers über die Eibe am 4. Oktober. Gegen diesen und das Nordhcer wollte er jetzt den Kamps wagen, um sie aufs rechte Elbiifcr zuriick- ziiwcrfen. Alle verfügbaren Truppen liest er nach der Gegend von Wurzen marschieren: in Dresden liest er nur die Korps St. Eur und Pvban, etwa 30 000 Mann stark. Am 7. Oktober in aller Frühe verliest Napo leon mit der alten Garde Dresden, das er nie Wieder sehen svllie. Die ganze Nacht hatte er mit seinen Getreuen bei Kcrzcnichcin in seinem Kabinett gearbeitet. Die Ab reise wurde sehr geheim gehalten, lieber Wilsdruff und Meiste» ging die Reise auf der alten Straße nach Oschatz zu. Im alten Schlosse von Seerhausen ward übernachtet. Der König von Sachsen war gezwungen, mit Familie zu folge», — und auch er sollte seine getreue Landeshauptstadt bis I8l5 nicht Wiedersehen. Am 8. Oktober kam Napoleon, in Wurzen an, wo der gröstte Teil seines Heeres nun ver einigt nmr, etwa 120000 Mann, während Blücher sein Hanptguarlier t» Düben, etwa vier Meilen davon, auf- geschlagen hatte. Napoleon beschlvst, Blücher heftig anzu- greifen, doch dieser wich geschickt Uber die untere Mulde ans. Jetzt miistte Napoleon einsehcn. bast cs ihm nicht ge- länge, seine Feinde einzeln zu schlagen. Nun wollte er das Aeuberstr wagen. Er war entschlossen, mit seinem ganzen Heere auf das rechte User der Elbe zu gehen, die Mark und Berlin zu erobern, gegen die Elbe wieder Front z» machen und Magdeburg zum Stützpunkt seiner weiteren Unternehmungen zu machen. Diesem kühnen und wagehalsigen Plane wider sprachen jedoch seine Generale, und er war gezwungen, ihn und damit endgültig die Elbe und Deutschland auszu- gcben. Bei Leipzig, wohin er nun seine Truppen dtrt- gierte, wollte er das Letzte wagen. Er befahl dem bei Wurzen stehenden Herzog von Bassanv: „Lassen Sie in Paris bekannt machen, das, wir am Vorabend eines großen Ereignisses stehen, welches einen großen Einslust auf die allgemeinen Angelegenheiten äußern wird." Das war am 10. Oktober. Acht Tage später war das große Ereignis eingetrelen: 'Napoleons Stern verblich auf Leipzigs Fluren, er ward glänzend geschlagen, er, der nie Besiegte, sein Heer zog sich völlig zertrümmert nach dem Rhein, Deutschland war befreit. —* Die städtischen Ehrenpreise für Landungen ans dem Flugp'atze Dresdcn-Kaditz sind im Schaufenster dcS Herrn Juwelier Earl Frötschner, -Hoflieferant, König- Johann Straße, Ecke Schiestgnsse 0, ausgestellt. Der Herrn Leutnant v. Osterroth zugefallenc Ehrenpreis ist diesem be reits ausgehändigt. - * Für Treue in der Arbeit. Der Arbeiterin Barbara Wagner, Schanzcnslraste 2>, die morgen 25 Jahre im Dienste der Heeresverwaltung beschäftigt ist, wurde von der Direktion der Königl. Munitionsfabrik ein namhaftes Geldgeschenk überreicht. —* Jur Beschleunigung des Gleisumbaues in der Glacisstraste werden die Wagen der Linien 3 und 23 während der etwa sechswöchigen Dauer dieses Umbaues durch die Kurfürsten- und Bautzncr Straße geführt. — Zur Organisation der Feuerwehren im Königreich Sachsen. Ter nächste sächsische Feucrivehrtug, der 1V14 In 'Bautzen abgehalten wird, wird sich mit der Schaffung einer Maßnahme organisatorischer Art beschäftigen, um den Bc- riifsfcncrwchrcn auch im Landcsansschnst sächsischer Feuer» wehren eine '-Vertretung zu bieten, die deren Ansehen und Bedeutung entspricht. Der Bezirksseuerwehrverband Dres den beantragt, diese Regelung in der Weise vorzunehmcn, das; die Branddirektoren von Dresden, Leipzig und Chem nitz Sitz und Stimme im LaudesfcuerivehrauSschnsse er halten und dir Großstädte Dresden, Leipzig und Ehemnitz nicht mehr den amtshaiiptinannschafllichen Bczirksfcncr- wehrvcrbändcn angchören. sondern exemte Bervändc bilden. Die Frage einer Svnderorganisation der sächsischen Berufs- 'enerwchrcn ist in verneinendem Sinne erledigt worden. —» Der Randmordvcrsnch in der Edmundsklamm. Aus Tctschen wird uns geschrieben: Das Befinden des fürstlich Clarnschcn Kassierers Wurm, des Opfers des Raubmord- vcrsuches. ist andauernd io gut, daß er am Donnerstag so gar an einer in Angelegenheit des Uc-berfallcs abgchal- tenen gerichtlichen Kominiisionssitzung in HcrrnSkretschcn teiliiehmcn konnte. Am Abend fand er sich wieder im Krankenhaus«: ein. Kassierer Wurm ist bereits wiederholt röntgcnisiert worden, um die Lage der Kugel, die er noch in der Schulter sitzen hat. zu bestimmen. Wahrscheinlich wird man die Kugel nicht entfernen, sondern sich ein- kapseln lassen. Der Mordattcntäter Johannes Sonntag befindet sich noch im Tctschcncr Bezirksgerichte in Haft. —* Uebcr den Zusammenstoß eines Automobils mit einem Eiscnbahnzug der Strecke Klotzsche—Königsbrück in Lausa am Dienstag dieser Woche wird uns noch folgendes gemeldet: Das Automobil, geführt von dem Krastwagen- ülircr Hedrich, fuhr, wie die am 2. Oktober stattgcfundenc gerichtliche Beweisaufnahme ergeben hat. in langsamem Tempo — wie von sämtlichen Augenzeugen des 'Vorfalles bestätigt wird — in der 'Nähe des Bahnhofs Lausa ans der Straße von Klotzsche nach Königsbrück über die dort die Straße kreuzenden Eisenbahngleise. Erst im Augenblick, wo das Automobil die Schienen fast erreicht hatte, bemerkte der Krastwagenfnhrer den hcrannahendcn Zug. Ein so- ortiges Halten wäre ihm möglich gewesen, hätte aber das Automobil gerade ans den Schienen zum Stehen gebracht. Bei dem langsamen Tempo, das er fuhr, gelang es ihm aber auch nicht mehr, über die Schienen hinwegzukommen: der Hintere Teil des Wagens wurde von der Lokomotive ersaht, das Automobil schob sich ans die Puffer der Loko motive und wurde sv etwa 30 Nieter weit bis vor den Bahn- teig der Station Lausa geschleift, wo cs in völlig zer trümmertem Zustande liegen blieb. Schuld an dem Unfall ist lediglich die völlige ttnübcrsehbarkeit dcS B a h n ii b c r g a n g e s. Links der Straße Klotzsche— Königsbriick kommt zwischen Gartcnzännen und Häusern, die bis an die Straße hcrcinrcichen, in scharfer Kurve die Eisenbahn über die Straße herüber, um unmittelbar darauf in die Haltestelle cinzulanfcn. Zu sehen ist wenige Meter rückwärts von der Krenzungsstclle weder von KönigSbrück, noch von Klotzsche aus etwas von dem herannahcndcn Zuge. Warnungszcichcn finden sich nicht, außer den üblichen, für eine von Fuhrwerken so belebte Strahe wie die Köingsbrücker Straße völlig ungcnügen- vcrsakircn Hilst man sich zur Erhöhung der Stimmung mit allerhand magischen Lichtcsfekten. die in der Tat ganz wun derbare Resultate ergeben, wenn sie auch keineswegs den Reichtum szenischer Bilder Vortäuschen können, die ans den Regicanmerkimgeii Claudcls emporblühen. Immer hin sah man manches malerisch und monumental wertvolle Bild, ohne davon überrascht oder erschüttert zu sein. Eins weist ich jedoch ganz bestimmt, daß sich das Schicksal der armen begnadeten Bioläne ans einer regulären Bühne mit richtiger Szenerie und in vernünftiger Sprachbehand- lung weit ergreifender und bewegender abgespielt hätte, als in dieser kalten, quälenden Stilisierung, die Symbole vortäuschtc, wo keine sind lAuSzug und Abschied von Alt- Gradherzi, und das Unbedeutende anspruchsvoll neben das Tiefe stellt. Die Hoffnungen, die sich an solche Aufftih- riingcn, als den Ausgangspunkt einer Reform unseres ganzen 'Bilhnenivescns, knüpfen, „dürften" sich — das kann inan, vhne Prophet zu sein. Voraussagen — als höchst trügerisch erweisen. Bor Beginn der vollkommen als Vorstellung behandel ten ausverkauften Generalprobe hielt Dr. Dohrn eine kurze Ansprache, in der er um Nachsicht für die Darsteller bat, die ohne zureichende Proben noch nicht genügend ein gespielt seien. Die Anwendung der Nachsicht war un nötig, die Aufführung saß und der Grundtvn war fest- qelegt. 'Nicht, daß er erfreulich gewesen wäre. Die Pausen, das Zerren des Dialogs, das ewige Wimmern und Minaudicren bis zur streckenweise absoluten Undeut lichkeit machte den Hörer wilder und aufgeregter, als cs die Dichtung vermocht Hütte. Das Publikum war von einer Sanftmut und einem Takt, der rühmend hcrvor- gchobcn zu werden verdient. Die Darstellerin der Bioläne. Eva Martcrsteig. zeigte anfänglich feine Züge einer blonden Anmut, ging aber dann hoffnungslos im Wim mern unter. Kräftig zeichnete Mary Dietrich die dunkle Gestalt der Mara. Einen salbungsvollen Alter mannston mußte Bruno Decarlt als Alt-Gradhcrz ftsthalten. den er imposant in Sprache und Haltung dnr- stelltc. Den IakobäuS, für den der leider verhinderte Alexander Mvissi in Aussicht genommen war. vertrat schlecht und recht Werner L v tz. Am stärksten durch männ liche Vollkraft wirkte Karl Ebcrt als Architekt Peter von Ulm. Außerdem waren Lisa -H 0 h v r st und Os wald Wolf beschäftigt. Für die Ausstattung ianch für die glücklichen Belcuchtungseffektc?» zeichnete Alexan der v. Salzma n n. Die Regie führte Paul Elaudcl selbst —, ob er, der Dichter, die ganze Auffassung und Wiedergabe für eine Erfüllung gehalten hat? Das Publi kum war gutwillig gekommen in der freudigen Erwartung, sich gern von Alltag und Staub in reine lichtere Sphären entrücken zu lassen —. cS wurde von Ereignis zu Ereignis kühler und floh, von dieser Eloisonnicrknnst enttäuscht, mehr oder minder verärgert auf recht dunklen, uncrlciich- tetcn Pfaden den elektrischen Bahnen zu, immerhin einem der „Wunder der Gegenwart". Paul Hermann Hartwig. Mitteilung aus dem Rnreau der Königlichen Hof theater. Im Königlichen Schauspielhaus«: geht als nächste 'Novität das Lustspiel „Mein Freund Teddy" von Andre Nivoire und Lucicn Bcsnard Donnerstag, den 0. Oktober, außer Abonnement in Szene. Das angckttndigte Wvchenrepcrtoire des Schauspiel hauses wird dahin abgcäiidcrt, daß Freitag, den 10. Oktober, die an diesem Tage noch nicht gegebenen „Ernsten Schwänke" von Herbert Enlenberg wiederholt werden. Anfang 8 Uhr. f* Spielplan des Albert-Dheaters vom Montag den a. bis mit Montag den 13. Oktober. Montag „Die sttns Frankfurter": Diens tag „Die Diva ia. G.j": Mittwoch „Sciligenwalü": Donnerstag „Ter Verschwender": Freitag „Tie fünf Frankfurter": Sonnabend, nachmittags, „Frau WarrcnS (bewerbe", abends „Magdalena": Sonntag, abends, „Magdalena": Montag den 18. Okt. „Die fünf Frankfurter". f-* Die Sinfonickonzerte der Königl. mnsikalischc» Kapelle haben gestern wieder ihren Anfang genommen. Er gestaltete sich in jeder Hinsicht festlich, und das natur- acmüsi ailsverkanstc Haus schwelgte in den musikalischen Genüssen, die ihm von unserem herrlichen Orchester und seinem glänzenden Anführer Ernst von Schuch be reitet wurden. Wieder hatte man die schöne Sitte walten lassen, am Eingang in das winterliche Schlachtenlager die ser hin und wieder <und mit Rechts zukunstSfrohe und problematische Erscheinungen bringenden Musiken zwei Heroen anfzustellen. vor denen in 'Verehrung die Knie zu beugen jederzeit jeder echte Freund der Tonkunst bereit sein wird. Beethovens Vierte >B-Durs und Mozarts Iiipitcrsinfonic — Quellen unbeschreiblicher Erquickung sür ein Herz und Ohr des zwanzigsten Jahrhunderts. Werke, über die in Büchern und Worten genug gesagt ist, als daß man sic jetzt nicht einmal kommcntarfrei in rück haltloser GcsühlShingebung in sich einströmen lassen könnte. Was sie bringen ist eitel Hochgemutes, Freudiges, Erhebendes: wenn in der B-Dur-Sinsonie auch erst, wie Marx sagt, die 'Nebel zerreißen müssen, so werden mir doch recht bald in die Gefilde frohen Lebensgefühlcs geführt. Mit fast volksmusikartiger Lust schließt das an gelegent lichen Derbheiten nicht arme Werk ab, das zugleich aber in seiner entzückenden Art der Verwendung solistischer Stim men wie Klarinette, Flöte, Fagott und Horn voll meister licher Kammcrarbeit steckt. Prächtiger zieht Mozart auf, den Nägcli wegen der Vermengung von Kantabilität mit freiem instrumentalen Idecnspicl einen „unreinen Jn- struinentalkompvnistcn" nannte. Die Zeiten ändern sich: und schon Richard Wagner sprach im „Kunstwerk der Zu kunft" aus, gerade Mozart habe die GcsangsauSdruckSsähtg- kcit des Instrumentalen zur Höhe erhoben, daß dieses die ganze Tiefe unendlicher Herzciisschnsucht in sich zu fassen vermochte. Wir Heutigen finden in solchen Tönen Trost und Beglückung, und eine so subtile und dabet plastisch ge staltende Aufführung wie »>ic gestrige löst alle in uns
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