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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.06.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260618015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926061801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926061801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-06
- Tag 1926-06-18
-
Monat
1926-06
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.06.1926
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Arettog. IS. Juni 192, Der Schulgarien aus -er Jubiläums- Gartenbau - Ausstellung Dresden 1«2«. von Dr. Truscher. Vorsitzender des SchulgortenauSschuffrS -er ArbeitSgemrinschoft Sächsischer Lehrerverbänd«. Dem Beispiele begeisterter Mitglieder de» Deutschen Lehrerveretns für Naturkunde folgend, die vor genau dreißig Jahren auf der 2. Internationalen Gartenbau- auLstellung Dresden 180 6 einen Schulgarten von etwa 1K0V Quadratmeter Grütze aufbauten. hat die Arbeits gemeinschaft Sächsischer Lehreroerbände unter Mithilfe des Ministerium» für Volksbildung aus der diesjährigen Jubi» läumS-Gartenbau-Ausstellung einen Schulgarten von ähnlichen Ausmatzcn ins Leben gerufen. Wenn heute di« Arbeits gemeinschaft erneut in einem kleine» Abbild die jetzige AuS- Wirkung der Schulgartenidee der breiten Oeffentltchkeit zeig», so hat sie die innere Berechtigung dazu nur, wenn sich in zwischen Aufgaben und Forme» des Gartens erheblich ge- wandelt haben. Denn Ausstellungen sollen Zeugnis von der äußeren und inneren Entwicklung oblegen. Der Schul garten vom Jahre 1806 erstand auS dem Suchen nach einem lebensvollen, naiurgcschichtlichen Unterrichte. Er brachte die erstrebte vielseitige Berührung mit der lebendigen Natur. Nun konnte nach jahrelangen Vorarbeiten die Lehrerschaft ihr Garteuideal „gärtnerischen und pädagogischen Fachleuten zur Beachtung und Prüfung vorlegcn". Der Garten sollte im engsten Nahmen ein Bild der Heimatnatur geben, er sollte die Fibel zum großen Lehrbuch der Natur sein, aus der daö »adursremdc Grotzstadtkind das Abc de» Natur- erkenncns lerne. In kleinen Gruppen baute er auf den ver breitetsten Bodenarten der Heimat die charakteristischen Ver treter der natürlichen Pflanzengemeinschaften auf. AuS dem Laub- und Nadelivald, vom Hügel, vom Feldrain und Wiesen tal, vom Teich und Moor wurden die wichtigsten Pflanzen gezeigt. Ein ausgezeichneter BevbachtungS. und AnschauungS- garten war es, ein vorzügliches, lebendige» Lehr mittel! Der Ausstellungsgarten IMS fand darum auch reiche Anerkennung und wurde Vorbild vieler neuer Schul- gärten. Daß die praktische Durchführung aber nur zu oft hinter dem Ideal Zurückbleiben mutzte, hat schwerwiegende Gründe. Ein Bild der vielgestaltigen heimischen Natur läßt sich auf einem Gelände von IM, 200,300 Quadratmeter nicht anschaulich nusba-licn, ganz unmöglich ist das gar auf dem schmalen Beet- strcisen der Schule der inneren Stadt! Die Bewegung wurde stark gehemmt, dazu kam der Krieg und die Nahrungsnot. Sie hieß uns jedes unbebaute Stückchen Land auSnutzen, dle Folge war die Vernichtung des Pflanzenrcichtums manches biologischen Schulgartens. ES entstanden nun Kriegsschul- gärten, die in bescheidenem Matze der Ernährungsnot av- halfen. Auf Gemüse-, Beeren- und Obsternten stellte sich der deutsche Schulgarten um und geriet so in engste Berührung mit den Wirklichkeiten und Notwendigkeiten des Lebens. Aber Selbstzweck des Schulgartens konnte dieser nüchterne Wirt schaftsertrag ebensowenig sein, wie dle rein gärtnerische Durch bildung der Arbeit. Inneres Leben erhielt der so umgewan- dclte Garten erst, als die pädagogische Idee ihn befruchtete. Langsam hatte sich eine veränderte Wertung de» Körpers alS Ausgangspunkt aller Schularbeit ungebahnt. Eine lebens- zugewandte Pädagogik setzte die Erkenntnis in die Tat um, daß der ganze Mensch mit all seinen Sinnen und A-usdrucksformen in der Mitte der Schulerztehung stehen mutz. Selbständigem geistigem wie körperlichem Gestalten entspringt tiefste Erkennt nis, die Idee der schaffenden Kindesarbeit machte sich auch den Schulgarten untertan. Aus dem bloß be- trachtenden den vielseitig tätigen Menschen zu machen, dazu soll die Gartenarbeit ver helfen. Der Anschauungsgartcn wirb so zum Arbeit», garten gewandelt, das vortreffliche Lehrmittel wird zum besten Erziehungsmittel. Letztes Ziel und letzter Zweck ist nicht die Produktion, sondern der Schule oberstes Gesetz ist Menschenbild«»»«, Arbeit und Ertrag sind ihre Hilfsmittel. Einen Vergleich mit den übrigen Ziergärten der Aus stellung kann unser Schulgarten nicht aushalten. Er zeigt sich im ArbcttSklciüe und ist trotzdem nicht aller Schönheit bar. In sei» graues Gewand haben Pädagog und lvartcnarchitekt manche Schönheit gewoben. Breite Vlumcnkanten umgrenzen es im Wechsel mit blühenden Büschen und grünen Hecken. Der Garten soll dem Kinde zum Erlebnislank» werden, es soll durch ihn mit seiner Heimat verwurzeln, deshalb mutzte der Arbeitsplatz zur Heimstätte werden. Nur die Beschränkung von Ausstellungsdauer und -raum verhinderten die Erfüllung aller Hoffnungen. Es galt, auf verhältnis- Ter Schulgarten 2 rsamn irsthchpwerdcn,! x.sßRK mäßig geringem Raum« den BilduugSabsichten verschiedener Schulgattungcn Rechnung zu tragen. Die Volksschule war bisher allein führend und tätig auf dem Gebiete des Arbeits- schulgarteus. Aber alle Schulen in die Bewegung htnein- zuzichen, ist das hgiiptsächlichste Ziel unseres Gartens. Er baut sich deshalb in klarer, übersichtlicher Gliederung, zugleich im natürlichen Ansteig vom Kindergarten und der Grund schule bis zur Berufs- und höheren Schule auf. Jedes durch Hecken begrenzte Stück bildet in sich eine Einheit. Es soll Heimstätte je einer Klaffe sein. So überrumpelt, kommt der Fremde gar -«Acht aus den Gedanken, sich zu fragen, waS ist eigentlich dieser Cicerone? Zeigt er dir gar ein Diplom vom Municipum, daS ihn zur Führung durch dt« Museen und Ruinen berechtigt, so bist du vollständig beruhigt und schenkst seinen Erklärungen Ver trauen. Da du nicht italienisch kannst und er das Deutsche nur sehr mühsam radcbricht, wird dies Vertrauen in seine Persönlichkeit auch selten enttäuscht werden. In Wirklichkeit nämlich steht seine Allgemeinbildung auf einem so tiefen Niveau, daß sich mancher Chauffeur ihrer schämen würde. Auf diese denkbarst ungeeignete Grundlage pfrop-ft er in einem dazu extra veranstalteten Kursus seine archäologischen und tunsthistorischcn Kenntnisse, um sich nach kurzer Seit durch ein kleines Examen, das natürlich mehr sein« Ortskenntnis, als seine kunsthistorilche Ausbildung betrifft, das „Patent" zu erwerben. Man stelle sich nun vor, wie es in solch einem Gehirn anssehen muß! Die feinsten menschlichen Regungen, wie sie in der Kunst aller Zeiten zum Ausdruck kommen, aus einen derartigen Boden gepflanzt, die schwierigsten historischen und stilistischen Probleme von einem so beschaffenen Cicerone angeschnitten! Was dabei herauskommt, ist natürlich oft überaus komische Natur, Ja, für den Kenner bildet er nicht die schlechteste Quelle der Belustigung, sich solch einem Cicerone mit seine» Opfern anzuschlietzen und sein« Erklärungen an- zuhören. Und von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, lohnt es sich schon, hundert Lire zu opfern und sich für ein«» Tag den Cicerone zu mieten. Das ist der eigentliche prtvtlcgs-crte römische Berufsführer, der eifersüchtig jede unlautere Konkurrenz überwacht, die Fremden aufdringlich überfällt oder sie sich vom Hotelportter heran schleifen läßt, und denen der Wahllose allzu leicht zum Opfer fällt. Daneben jedoch gibt es in Rom auch gebildete Führer, Archäologen, Kunsthistoriker und Künstler, dt« den Fremden für denselben Preis führen, um sich zu ihrem meist recht wenig einträglichen Studium in der ewigen Stadt einen Nebenverdienst zu verschaffen. Man erkundet sie am besten in den wissenschaftlichen Instituten, so z. B. im Deutschen Archäologischen Institut oder in der Blbliotheca Hertzlana, Unter Ihnen befindet sich manch einer, der anS Liebe z» Italien seine Stellung in Deutschland, z. B. die eines Ober- lehrerS. opferte. Aber auch ärchäologisch gebildete Damen, wie die am Archäologischen Institut beschäftigt««, gibt es in Rom. die sich mit Führungen durch die Sammlungen abgcben. Man kann also sogar tu gelehrter Damenbegleitung durch die Kunstsammlungen wandern. Unter diesen geblld.ten Führern befinden sich solche, die in Rom lange Studien ge- macht haben und auf Grund ihrer wissenschaftlichen Vor bereitung dem aufmerksam Folgenden an der Hand der reiche« — »vre»dn« Tlschrlchkei," — Die Verbindung zwischen Kind und Garten möchte so früh al» möglich geknüpft sein. DemKinbergarten ist darum der erste Gartenteil zugedachl. Wenn auch die Anbaufläche für die Kleinen bescheiden sein mutzte, so gibt rS doch einige Beerensträucher und Erdbeeren für kindliche Erntefreuden, so gibt «» für jede- Kind ein Einzelbeetchen. Nach Herzenslust kann e» darauf säen, pflanzen und spielen! Alles ist für Freude berechnet: der Spielplatz, der Sandhaufen und die Wippe, das Planschbecken mit seiner vierteilig«» Braus« für die heißen Sommertagcl Ein reichlicherer Raum ist der Volksschule gegeben worden. Vom 5. Schuljahre an sind Kräfte und Ausdauer soweit gediehen, daß mit Erfolg gearbeitet werden kann. Das GemeinschaftSbret ist an die Stelle des Stnzelbeetcs getreten, denn die natürliche Gemeinschaft des Kindes ist seine Klasse. Sie arbeitet mit Hilfe des Lehrers einen festen Bebauungs plan auS. Auf engem Raume gibt Gemüsebau Gelegenheit zu gärtnerischer Betätigung, im Arbeitskarten wird er immer einen breiten Raum einnchmen. U», aber denen einen Weg zu »eigen, die dem Sinzelbeet für das Volksichiiialter auch erzieherische Wert« zuschreiben, versucht das Nachbarstlick durch Eigenbeete die Bindung der Gemeinschaft z» lockern. Für daS letzte Volksschuljahr, nach vorhcrgegangcncr fester gärt nerischer Schulung, ist diese Freiheit gedacht. Aber auch sie darf nicht Willkür, mutz Planmäßigkeit zeitigen. Der Berufsschulgarten schließt sich an den der Volks- schule an. Es war nicht leicht, in ihm eine einheitliche Ge schlossenheit zu zeigen, denn mehrere Gruppen dieser viel gestaltige» Schulart suchen in ihm den Schwerpunkt ihrer Arbeit, die Jungen der ungelernten Berufe, die Mädchen der hauswtrtschaftlichen Klaffen und die Barschen und Mädel der Berufsschule vom Lande. Wir haben diesem Stück das Gepräge des ländlichen Gartens: Gemüsebau mit planmäßigen Tün- gungsvcrsuchen, Obstbaumpflege, Lchrbienenstaud, und dem Aug« zur Freude die alten farbenprächtigen Baucrnblumen Die höhereSchule bildet das letzte Glied in der Kette der Gärten. Der Produktionsgedanke wirkt sich in ihr, im Gegensatz zur Berufsschule, am schwächsten aus. Ter wissen schaftlich« Gedanke ist ihrer Bildungsausgabe gemäß in ihr am stärksten vertreten. Obstbau. Gemüse und Blumernucht müssen »urücktrcten. Fielen sie ganz, so bcdeuteie cs eine Ver armung auch dieses Gartens. Anderseits bedürfen Volks- und Berufsschulgarten durchaus der Ergänzung nach der bio logischen Seite. In einer Verknüpfung von Arbcits- und Schaugarten liegt für uns das Heil der Schulgartenbewegung. Um «in« schöne alte Eiche herum gestaltete» wir einen U n t e r r i ch t s p l a tz, der den fleißigen Arbeitern aller Teil gärten zugleich Ruhcpunkt sein soll. Ein stiller Winkel zu ruhiger Besinnung, zu innerer Sammlung soll es sein. Seine Anlage soll Wege zum gedeihlichen Freiliiftunterricht zeigen. Unter schattenden Eichen, von blühenden Rabatten ein gefaßt, grüßt uns das Gartenhaus in zart leuchtenden Farben! Die offene Veranda ladet zum Eintritt, von ihren Wandflächcn leuchten bunte Kinderkreidezcichnungen, die das im Garten Geschaute widerspicgeln. Das geräumige, ein- stückige Häuschen, gebrauchen fern von der Schule liegende Gärten als Unterschlupf bei Regen, als Kleiderablage und Geräteraum. Ein großes Lehrzimmer ladet mit Lupe und Mikroskop zu exakter Beobachtungsarbcit ein. UnS dient der Raum setzt zur Aufnahme einer Werbeaus stellung über Idee und Organisation, Uber Bildniigs- und Erziehungsgehalt des deutschen Schulgartenwesens. Erstreb tes und Erreichtes, die gesamte pädagogische Auswertung des Schulgartens wirb hier in knappem Rahmen vor Augen ge führt: schöne mustergültige Schulgartcnanlagen, Berichte über BersuchSanordnungen und Ergebnisse, Aufsätze. Zeichnungen und Beobachtungsbücher. Im Nebenranm gibt es eine Helle, wohlringerichtcte Küche für die Bcr»fsschülcr>nnen. Haus halt und Gartenarbett werden hier in naturgegebene Ver bindung gebracht. Gärtnerisch geschulte Kräfte leisteten wegen Zeitmangel und bei dem Streben nach einwandfreier Gestaltung den ersten Aufbau des Schulgartens Die Firma Paul Haubcr, Dresden, übernahm diese Vorarbeit und stellte auch das erforderliche Pslanzenmatcrtal zur Verfügung. Aber von der Rectgcstal- tung an ist der Garten reine Kinderarbeit. Denn das wesentli ch st eMerkmaldcsneuc» Schulgartens soll die eigene Arbeit des Kindes sein. Prokestoerfammlung -es Bundes Deutscher Architekten. Der Land es bezirk Sachsen des Bundes Deutscher Archi tekten veranstaltete am Donnerstag im kleinen Saale der Kaufmannschaft, Ostra-Allee, eine Protestkundgebung gegen die bestehende Bureaukrattsierung der freien Wohnungs- und Bauwirtschaft und gegen die dem Sächsischen Landtage vor liegend«» dahingehenden Gesetzentwürfe. Der erste Vor sitzende, Geh. Rat Prof. Dr. Kurlitt, begrüßte die Er schienen«», insbesondere die zahlreichen Vertreter der für das Baufach interessierten Organisationen, und bezeichnet« cs als Zweck der Versammlung, daß. wie alle Verbände, die gegen die Zwangswirtschaft sind, auch der Bund Deutscher Architekten in wirksamer Form zusammentreten müsse, um gegen die heute unerträgliche behördliche Bevormundung zu protestieren. Anschauung sehr wertvolle zusammenlmngende Eindrücke aus Kunst und Leben zu vermitteln vermögen. Während jedoch der Reisende, oft genug ohne es gewahr zu werden, von dem berufsmäßigen Cicerone schlecht be raten wird, macht der gebildete Führer meist schlechte Er fahrungen mit dem Reisenden. Gewöhnlich hat er seinen N"t- enthalt für Rom viel zu kurz bemessen, um dabei von einer ernsten Führung profitieren zu können. Sodann aber zeigt er mit verhältnismäßig wenigen Ausnahmen — und das nicht nur -er Schieber, sondern leider auch der den gebildeten Ständen Angehörige — eine erstaunlich schlechte Vorbereitung, Wenn er z. B. nicht weiß, wer Alexander IV. war, oder gar Julius H. für einen römischen Kaiser hält — und so etwas passiert oft, wo man es gar nicht erwarten möchte —. dann fragt man sich doch, warum er das teure Reisegeld nach Rom bezahlt hat. Dazu erwacht — nachdem er an dem Bedeutend sten teilnahmslos vorübcrgegangen ist — sein Wissensdurst für so entlegene Dinge, -atz er auch den ortentiertestcn Führer mit seinen Fragen in Verlegenheit zu setzen vermag. So fragte mich jemand auf dem Forum Rvmanum, wo wohl die Kloseit- oorrichtungcn der alten Römer zu finden seien? Ich war doch etwas betreten, zumal wir uns gerade im Atrium der Vesta befanden, und verwies ihn nach Ostia, wo man neuer dings derartige Kabinette »nSgegrabcn hat. Ein anderer wollte in dem Museum der Diokletians-Thermen wissen, ob dem Künstler der Venu» von Kyrenc ein griechisches Freuden mädchen Modell gesessen habe. Oder es fragt jemand, welcher Papst daS Pantheon erbaut habe, während ein anderer er staunt war, in der Sixtinischen Kapelle nicht die Sixtinische Madonna zu finden. DaS alles klingt nach schlechten Witzen, aber diese Fälle sind aus dem Leben gegriffen, ,md der römische Cicerone muß täglich derartige unfreiwillige Kalauer über sich ergeben lassen. Viele -er Nom bereisenden Fremden wollen gar keine sachliche Führung, sie wollen nur ein paar äußerliche Eindrücke aufschnappcn, und gähnen, sobald ihnen mehr zugemutet wird, oder ff« blicken bei der Erklärung eines Gegenstandes ostentativ auf einen anderen. Für sie ist der BernfSführer. der ihnen im Kapitolinischen Museum mit vhrenzerrettzcnder Energie, begleitet von einer pathetischen Gest«, zu ruft: „DaS ist der Mosaik mit die Tauben", und damit zum nächsten Gegenstände wciterschrcltct, gerade gut genug. Im Anno Santo ist der römische Cicerone um eine neue Konkurrenz vermehrt nwrdcn: den jungen Geistlichen, der die Pilger in Empfang nahm und ihnen in Gruppen zu je HO Personen die Hauptkirchen erklärte. Aber der Schar, die hinter ihm herlief, merkte man leicht an. baß ff« nicht in der Sage wäre, einen Extrasührer zu bezahlen, und mttloidjg Nr. 2,1 Seile 5 Er erteilte dann dem Redner des Tages, Architekten <B. D. A.j Schluckebler, preußisch«! LanbtagSäbseord- »cler, das Wort zu seinem Bortrage Freie Wirtschaft dem Wohnungs« und Stauwesen! Der Redner führte eingangs aus, daß di« Zwangswirtschaft im WohnungSbauwelcn ein alter Zopf sei, gegen den es be. ruslich Front zu machen gelte. In einem weitaushol«n-d«n Rückblick auf das Bauwesen wurde daran erinnert, daß vor dem Kriege etwa 07 Prozent aller Bauten der freien Wirt- schuft unterlagen. Man stellte sich damals vor allem aus Wirtschaftlichkeit im Wohnungswesen ein, damit man günstig und billig vermieten könne. Es war eine gesunde Konkurrenz vorhanden, in gewissem Umfange freilich auch eine wilde Wvhnungsspckulation. Durch die Zwangswirtschaft sei die Wohnungsnot nicht ge mildert. iondcr» verschärft worden. Die Miete wurde Lurch sie nicht verbilligt, wohl aber wurden seit ihrer Einführung 66 Prozent der Miete unproduktiv ausgegeben. Die monat lichen Unkosten der Berliner Wohnungsämter betrügen bei spielsweise 22hOM Mk„ wozu noch die umfassenden Pcrsonal- kvsten kommen. Dafür könnten jährlich 480 Wohnungen er stellt werden. Durch die Zwangswirtschaft feien nötig ge worden 30Ü00 Aemter, 108M Oierichte und 800«» Steucrbeamte mit zusammen 233,6 Millionen Mark an Gehältern und vielen Millionen Mark anderer Unkosten. Im Wohnnugsbauwescn habe die Zwangswirtschaft u. a. gebracht die Ausschaltung der freien Bauwirtschaft, die Ver nichtung der Steucrkrast des Mittelstandes, Erwerbslosigkeit und Nückwärtsbewegung der Bautätigkeit. Die Miete» würden künstlich niedrig gehalten und ganz übersehen, daß wir auf 100 Prozent der Friedensmiet« gar nicht sestsitzen bleiben konnten. Habe doch Holland heule schon 170, Amerika über 200 Prozent der Friedcnsmiete. Und weiterhin sei durch die Zwangs Wirtschaft das Privatkapital dem Wohnungsbau entzogen und eine Burcaukratisicrung und kalte Sozialisierung des Wohnungsbanwcsens eingcsührt worden, die verheerend wirke. Dabei finde die Bevormundung vielfach önrch Leute statt, die der Sache technisch und lachlich nicht gewachsen seien. Aus allen diesen Gründen forderte der Redner plan mäßigen Abbau der Zwangswirtschaft, Bildung von Kampfgemeinschaften mit Einfluß in den Parlamenten, Schaf fung von freiem Nealkrcdit, Zusammenschluß aller inter essierten Organisationen und Veranstaltung machtvoller Protestkundgebungen. An die mit starkem Beifall ausgenommen« Rede schloß sich eine lauge angeregte Debatte an, als deren Ergebnis die Ver sammlung einstimmig die nachfolgende Entschließung annahm: Seit dem Kriege lastet auf der Wohnungswirtschaft noch immer die unerträgliche Zwangswirtschaft. Obwohl die be rufenen Fachvcrbände seit Kriegsende immer wieder nach drücklich im Interesse der Behebung der Wohnungsnot den planmäßigen und beschleunigten Abbau der Zwangswirtschaft verlangten, haben die verantwortlichen behördlichen Stellen diese berechligten Forderungen unberücksichtigt gelassen. Im Gegenteil hat man im Rahmen dieser Zwangswirtschaft n«ue Organisationen und lyebilde in Wohnungs- und Bauwirt- schast, teils rein amtlichen, teils halbamtlichen Charakters ge- jchafsen, die berufen sein sollten, die Not im Wohnungs- und Bauwesen zu beheben. Da die Leitung derartiger In stitutionen größtenteils in die Hände Sachunkundiger gelegt wurde, sind durch diese Einrichtungen Erfolge nicht erzielt worden, vielmehr Mißstände wirtschaftlicher und kultureller Art entstanden. Bor allem aber erwuchs den sachlichen Be- russständcn der freien Bauwirtichaft durch diese Gebilde mit Hilfe des Geldes der Steuerzahler eine ungleich« und un gesunde Konkurrenz, die den schweren Kamps der freien Wirt schaft ins Uugcmeffcnc steigert«. Die Versammlung erhebt flammenden Einspruch gegen di« unverantwortliche Verschleppung des Abbaues der Zwangs wirtschaft im Wohnungswesen und der damit verbundenen unproduktiven Vergeudung großer Teile des Volksver mögens. Sie protestiert gegen die im Rahmen der Woh- iiuilgszwangSivirtschaft mit öffentlichen Mitteln durchgeführte kalte Sozialisierung der freien Bauwirtschaft, di« Handwerk, Gewerbe, Architcktcnschaft und die gesamte Wirtschaft dem Ruin eutgegensührcn muß. Sie fordert den beschleunigte» Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und die Auflösung all der überflüssigen, neugcgrllndctcn amtlichen, oder halbamt lichen Stellen, die nicht nur zwecklos sind, sondern die fr«te Bauwirtschaft in ihrer Existenz in unerträglicher Weise ein- schräukcn und damit der deutschen Wirtschaft und dem deutschen Volke schweren Schaden zufügen. Die Wohnungsnot läßt sich nur beseitigen und die Bauwirtschaft nur wieder beleben und damit die gesamte Wirtschaft heben, wenn dem freien «Spiel der Kräfte wieder Raum gegeben wird. Irr» vercksn ßn»e ftackiovortcSxe geboten. Stellen 8ie einen Apparat <ni> cien ösilcon octec an8 Lenster unck 8i» ßenieöen Lleicbreitis kristtie Iwkt. Lerstung clurcd tz Wllriscti«, Lckce lftorttz- unck Ktnxstraüe. duldsam blickte der Cicerone auf sie herab — aus jene Pilger- maffcn. die in ihm so große Erwartungen erweckt hatten, um ihn dann bitter zu enttäuschen. Desto wilder stürzt er «ich aber stets aus den gebildeten Konkurrenten, den „Pro- scffore", sobald er diesen bei öfteren Führungen in den Museen ertappt. Er ivühlt die Aufseher gegen ihn auf, hetzt ibm die Polizei aus den Hals und ruft alle Umstehenden zum Zeugen an, daß jener ohne „Patent" führe. Nicht selten muß dann der „Professor«:" seinem ungebildeten, aber mit überaus kräftiger Stimme und Ellenbogen-Energie ver sehenen Kollegen das Feld räumen, »m sich sobald nicht wieder in Begleitung Fremder öffentlich sehen zu lc"en. Bücher und Zeitschriften. X Der Nembrandtdentfche Julius Langbrh«. Von fein«« Freunde Benedikt Memme Nissen. Mil 5 Tafeln. IHcrder « Es., G. m. b. H., Verlagsbuchhandlung. Frciburg i. Br.) X" Zur Nationalisierung der öffentlichen Wirtschaft. Zweiter Teil: Die landesrechtlichen Vorschriften Preußens einschließlich seiner GeineindeverfaunngSaesctze. Von Ministerialrat a. D. Tr. Walter Moll. «Der Dcutschenspiegel - Verlag, G. in. b. H„ Berlin W. 35. Potsdamer Straße 811 c.i X Kairos znr Gcisteslag« und GeifteSwendung. Heran »gegeben von Pa»! TIllich «Otto Reicht, Vertag, Darmstadt.> X Fst Raffe Schicksal? Grundgedanken der völkischen Bewegung. Bon Ministerialrat Hanno Konopackl-Konopath. (I- F. Lehmann» Vertag, München.) X Europäischer Fernsprechdienst. Zeitschrift für den Internatio nalen Nachrichtenverkehr, Neue Folge der Zeltschrist „DaS Fern kabel". Herausgeber Dr.-Fng. e. h. P. Cracmer, Dr phil. Dr.-Fng. e. h. A. Franke, «Verlag: Wilhelm Ernst k Sohn, Berlin W. SS.) XVIer Fahre Fremdenlegion»». Von Kurt Fleischer. Selbst- erlcbnifse eines Schlesier» biß zu seiner Flucht. «Verlag von Georg Brlegcr in Schweidnitz.s X Die Gesundheit lm Eigenheim. Im Einfamilienhaus für lede Familie eine Slätte reinen Glücke» und Wohlbefinden». Von Prof. Bamngart und E. Abigt. Mit 80 Abbildungen, HauSbclspielcn »nd Grnndrtßpläncn. Neuauflage. 20. Tausend. tHeiinkulturverlag E. Abigt ln Leipzig.! X „Kaiser Wilhelm H" Geschichtliche Dokumente au» dem letzten Fahrzehnt seiner Regierung in Stichproben au» führenden Blättern der Demokratie und de» Zentrum», auSgeivähIt von Hof prediger » Doehrlng-Bcrlln. «Verlag von Fr. Zlllessen. Heinrich Bccnken. Berlin.) X Tiroler Len«'. Lustige Geschichten von Rudolf G r e 1 n z. «Verlag: L. Staackmann Leipzig.» X Von Homer bis Sokrateö. Von Theodor v i r t. Ein Buch über dle alten Griechen. tVerlng: Quelle L Meyer. Leipzig.) X DaS Mittelalter, Sein Begriff und Wesen. Von Prof. Dr. A. Schwalenbach, iWIffenschaft und Bildung Nr. 22S.) 1S7 Letten. (Verlag von Quelle L Meyer ln Letpzlg.)
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