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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.06.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260618015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926061801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926061801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-06
- Tag 1926-06-18
-
Monat
1926-06
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.06.1926
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OerMches un- Sächsisches. Gegen die Fürstenberaubung. Di, Bereinigten Baterläudllcken Verbände und die Dentschnationale Volkspartei hatten zu der Kundgebung aus gerufen, die am Donnerstag abend den BerelnshauSsaal füllte. Lanitälsral Dr. K r e t s ch >n a r sprach die Ein- leitungSworle. Am 9. Juli 1924 hat der Sächsische Landtag den Vertrag mit dem sächsischen Königshaus« gutgeheitzen, mit den Stimmen der Demokraten und Sozialdemokraten, den Vertrag, an dessen Zustandekommen die sozialistischen Minister bis zuletzt zivciselten, denn das sächsische Königshaus verzichtete aus zuviel! Für unS Sachsen ist die Frage des Volksentscheides darum erledigt, und in unserem Lande handelt eS sich heute süg- lich nur »och darum, ob unserem KonigShause der letzte Rest seines Vermögens geraubt werden soll. Aber sür die Draht, ziever des Volksentscheides geht es ln Wahrheit um viel mehr, alü selbst um diesen Raub. Darauf nahm, von Beifall empfangen, der deutschnatio nale ReichStagSabgcvrdnete Dr. Everling daS Wort. Nicht mit der fortreikcenüen Kraft deS volkS- redners, aber init der tötenden Kälte Überlegener Geistigkeit zergliederte er, waS cS mit diesem Volksentscheid aus sich hat. Ein bezeichnender Umstand: die Gegner, die sich hie und da in den Rängen eingenistet hatten, räumten vor dem Ende ihre Plätze. Ihr NadaubedürfniS fand in dieser Rede keine Stelle, wo es sich hätte entladen können. Warum erfährt daS deutsche Volk erst nach sieben Jahren, daß es das Vermögen seiner Fürsten begehren müsse — mit dieser Frage zieht Dr. Evcrling die Hülle der Verleumdung von diesem Volksentscheide weg. ES könnte einem ost angit werden in diesen Tagen. Nicht darum, daß die 20 Millionen Zusammenkommen werden! — Lü Millionen Räuber gibt es in Dentschland nicht, aber um die Verzerrung der Begriffe, die ans Diebstahl Recht machen will. 41 Tage, nachdem sein Parteigenosse, der Minister Höpker-Aschoss, daS Abkommen mit der Hohcnzollernfamilie unterzeichnet hatte, hat der Führer der Demokraten, Dr. Koch, durch seinen Antrag die Hetze entfesselt, die setzt Deutschland durchtvbt. Bei dieser Hetze sind die Kommunisten wenigstens ehrlich: sie erklären offen, daß hier nur der Anfang zu der großen allgemeine» Enteignung gemacht werden soll. Die Sozialdemokraten aber widersprechen ihren eigenen Worte». So hat Eberk erklärt: die EigcntnmSsrage ist eine Rechts frage. To haben Tr. David und Heine denselben Stand punkt vertreten. So schrieb der „Vorwärts" im März 1920: Die Enteignung der Fürstenhäuser wäre politisch höchst un klug. Sie wäre das inncrpolitische Gegenstück zum Rnslicserungs- begehren der Feinde. heute aber steht da ein Dr. Rosenseld. der berufene Anwalt des deutschen Volkes sGelächtcr), und trägt daS Banner voran im Kampfe für die Enteignung. Und Dr. Everling zeigt aus, wie eS zwei Grundanschau ungen über daS E i g e nt um gibt: eine deutsche und eine römisch-jüdische. Im Sinne der deutschen Auffassung sprach der große Hohenzoller das Wort: Ich bin ein schlichter Amt mann GotteS. Und in diesem Sinne hieß sich Friedrich den ersten Diener seines Staates. DaS Gefühl der Verpflichtung, cS im Dienste deS Gemeinwohls zu verwalten, hängt an dieser deutsch-fürstlichen Ansfassung vom Eigentum. Die Revolution hat diese Bindung gelöst, Bindungen, die kullurschöpserisch waren. Warum haben wir heute keine Kunst, so sehr unsere Seele danach schreit? Weil es keine Einheit mehr gibt von Kultur und Eigentum, weil diejenigen, die heute besitzen, die Verpflichtung verlernt haben, um der Gesamtheit willen zu besitzen. WaS wäre Dresden ohne August dem Starken! So viel man ihm vor wirft — er ging dahin, aber er ließ das Lächeln der Kunst über dieser Stadt. Muß man sagen, wer eS ist. der für die Fürstenentcig- nung kämpft? Sind die Rosenseld, Nathan, Dessauer und Kuczinikn die berufenen Führer des deutschen Volkes? Haß und Begehrlichkeit sind ihre Triebfedern zum einen Teil, aber noch viel mehr ist es die Angsl» das; das Volk erwachen KSnnle» daß es einen vergleich ziehen könnte zwischen einst und seht: daß es erfahren könnte, wie in 600jähriger Hohenzollern- herrschaft nicht so viel ins eigene Volk geschossen wurde, wie in fünf Monaten der Revolution: daß cS fragen könnte, warum Herr Bauer vom Tische Barmats zur Sozialdemo kratie zurückkehren durste, nachdem „neue Umstände" sein Handeln in „ein anderes Licht gesetzt" hätten. Man spricht dem Volke von 14 Milliarden, aber man verschweigt, daß 48 Milliarden Heeresgut verschleudert worden sind, man spricht von 2,6 Milliarden Fürstenansprüchen, aber man sagt nicht, daß mehr als IM Milliarden an die Feinde hingegeben worden sind. Auf der anderen Seite stebt da» Recht, da» jeder t» seinem Herzen kennt, und ganz gewiß auch die. die am kau. testen schreien. Und e» steht bi« Dankbarkeit, die besten ge» denkt, wa» die Fürsten in 806 Jahren geschaffen haben Solche Persönlichkeiten, wie den König Johann und den König Albert, löscht man nicht mit Gehässigkeiten au», und es mögen noch so viele Hunde kläffen am Denkmal Fried, richs des Großen, das Mal wird die Zetten überdauern. Und aus der anderen Seite steht das deutsche Gewissen DaS hat der Brief Hlndenburg» dem deutschen Volke gesagt: Wir befinden uns aus abschüssiger Bahn. Und wenn wir diesen Volksentscheid durchgehen lasten, so wird man dem nächst Gesetzbücher durch Volksabstimmungen machen können. DaS ist die Alternative, an der sich die Menschen zu scheiden beginnen. Die Köpfe verlassen beute die Demokratische Par» tei, die Mäuler bleiben darinnen. Mit Zahlen wies Dr. Everling nach, wie ungeheuerlich die Wahrheit in der Agitation der Anhänger deS Volks- entscheide- verfälscht wird, wie man Fantasiewerte für Aus sichtsstürme berechnet nnd allein am fürstlichen Grundvermögen und an den Schlössern Werte von Hunderten von Millionen zugibt. I» Wahrheit verlangt von den Fürstenhäusern keine» mehr al» lei» Eigentum. und keines mebr als eine« Brnchteil seines Eigentums! Die Frage, so schloß Dr. Everling setne glänzenden Ausführungen, ob Recht oder Raub sein soll, ist eine Frage nicht an u»S, sondern an die Republi k. Die Republikaner mögen bedenken, ob eS einmal heißen soll: Republik un» Raub — Monarchie un» Recht. Wir wollen die Treue halten. Auch in der Republik und trotz der Republik: Recht muß Recht bleiben! iStürmischer, anhaltender Beifall.) * Die Deutsche Bolkspartei hatte für Donnerstag abend zu einer Versammlung nach dem Neustädter Kasino aufgerufen, in -er man Stellung nahm zum Volksentscheid. Nach einer Begrüßung durch General Triton sprach Privatgelehrter Dr. Görler. Er ging auS von den Paragraphen der Neichs- verfassung, die den Schutz des Eigentums anssprechen. Eine Enteignung des Fürstenvermögens sei nach ihnen unmöglich. Aber auch die praktische Ausführung des geplanten Gesetzes lasse sich nicht verwirklichen, da die 'Werte, die man enteignen wolle, Lastwcrte. nicht Stützmerte seien. Etiva ausrcchnen zu wollen, daß l!4 Milliarden dem Volke ziifallen würden, hieße diesem Sand in die 'Augen streuen. Der Artikel 3 des Gesetzes schlüge jedem Rechtsempfinden ins Gesicht, weil er schon ab-' geschlossene Verträge zunichte mache und sogar die Rück erstattung bereits gezahlter Beträge fordere, die aus Grund öffentlich rechtlich abgeschlossener Verträge gezahlt seien. Kein deutsche- Gesetz lasse eS zu. einen Vertrag zum Nachteil einer Partei abzuänder». Mit der Annahme des Volksentscheids würde unser ganzes staatliches Gebäude znsammcnbrechen, unser Ansehen im Ausland sür immer vernichtet sei«. Der Redner erörterte dann die Möglichkeiten, di« sich für den Reichspräsidenten ergeben wurden im Falle des be jahenden Ausganges des Volksentscheids. Entweder müsse der Reichspräsident über das Ausführungsgesetz, das dann nötig werde, einen neuen Volksentscheid von sich aus ver anlassen, oder durch Schweigen das Gesetz zum Scheitern bringen. Do stünden die Anhänger des Entscheids erst vor dem Anfang eines Kampfes, den sie unter allen Umständen verlieren würden. Der Redner hoffte, daß das deutsche Volk sich doch noch aus seine Pflicht besinnen nnd die Dankbarkeit gegen seine Fürsten nicht vergessen werde. —Oberlandsorstmeister i. R. Winter -s-. Am Donnerstag verstarb hier im 84. Lebensjahre der OberlaiAforstmeister i. R. Friedrich Gustav Winter. Er wurde am 0. 4lpril 1843 in Rcchciiberg bei Frauenstein geboren. Nach beendetem Studium an der Forstakadcmie Tharandt trat er am 1. Juli 1867 in den sächsischen Ttaatsfvrstdienst ein. 1877 wurde er zum Oberförster, 1806 zum Lberforstmeister des Forstbezirkes Marienberg befördert und am 1. Dezember 1903 zum Ober landforstmeister berufen. Im Jahre 1019 trat er in den Ruhe stand. Ucber 52 Jahre lang hat er sein umfassendes Wissen und seine große Arbeitskraft in treuester Pflichterfüllung dom Dienste des sächsischen Staates gewidmet. Auf Grund seiner reichen Erfahrungen konnte er auf dem Gebiete der Forstwirt schaft und der Forstverwallung vorbildliches schassen. Sein Wirken wird sich noch auf lange Zeit hinaus für das sächsische Forstwesen als segensreich erweisen. — Omnibnslinie Thcatcrplatz—Coschütz. Zur besseren An passung an das Verkehrsbedürfnis fahren vom Sonnabend ab im Frnhvcrkehr die Kraftomnibusse ab Coschütz wie folgt: 5,45 Uhr nach Theaterplatz, 5,52 Uhr nach Provianthosstraße, 6 Uhr nach Theaterplatz, 6,7 Uhr nach Provianthosstraße, 0,15 Uhr nach Thcalcrplah und dann weiter wie bisher. — DaS Hochwasser der Elbe steigt von Stunde zu Stunde und halte gestern abend um 7 Uhr einen Stand von 290 Zentimeter erreicht. Das Hochwasser der Weiberttz ist. nachdem der Regen aufgehört hatte, etwas zurückgegangen. Gestern in der 7. Abendstunde zog abermals ein kurzes Ge witter mtt Regensall über Dresden und Umgebung. Der Fernsprechverkehr mußte von 6,88 Uhr bi» 6,5V Uhr eingestellt werden. — Di« N«uer»«r»««»«» d«r »Schl. vand«s»l»ll,th«r lind vom St. St< SO. Juni tm Veseiaat tnrössnrt werktäglich bl» l> und 4 »>» 7 Uhrl «»»gestellt. Tln Berzelchnt» dieser Neuerwerbungen liegt m der «eschilslSstelle der „Dresdner Nachrichten". Martenstrwße »». Krd- g,schob, au». — ««druckt« Predigt. Dle Red«, die Hosprediger Keßler d«i« FrldgotteSdlenft de» R o t e n Kreuze» am IS. Mal l«2S »«halten hat. ll> lm Druck erschienen und ln der Rlederlag« de» Bereln» zur Verbrrltung chrlstllcher Lchrlsten. Drelden-A., Jvhannelftrah« 17, zu haben. Im Dorübergehen. DaS Oehrchen. Het lewet noch, bei lewet noch! — er. der vtelgeltebte, vlelgeschmähte, er, den man so oft geringschätzig »eine schnell vvrübergehende Mode" genannt hat: den man sogar schon tot gesagt hatte, — er, der Bubikopf! Und erfreut sich in seiner fortgeschrittensten Form sogar ausnehmend guter Gesundheit, — wie alle Leute, die eine geschwätzige Fama vorzeitig tot- gesagt hat. Fast nur noch Bubiköpfe zieren Straße, HauS nnd Gesellschaften. Damen, die noch vor einem halben Jahre geschworen haben, -aß sie sich nie, aber auch n i e zum Bubi- kvps entschließen würden, haben ihn heute und — sind glücklich darüber. Wie lange noch, und die Trägerinnen langer Haare werden so selten sein wie die sagenhaften weißen Naben. Aber die älteren und alten Damen? Werden auch sie mtt dem kurzgeschorenen Jungenkops herumlausen? Freilich wer- den sie eSI Nicht um sich jünger zu machen, sondern um »ordentlicher" auSzusehen. ES gibt nichts Unschöneres, als wenn so ein Schwanz ergrauten Haares über den Kragen hängt. Der Bnblkops beseitigt alle Schwierigkeiten! Ich habe neulich eine alte Dame gesehen, die daS weiße Haar so kurz geschoren trug wie ein Bub von zwölf Jahren. Sie sah wirk lich. trotz ihres Alters, niedlich a»S. Warum soll ein« alte Dame nicht niedlich auSsehen? ES ist die Pflicht jeder Frau, so hübsch wie möglich zu sein. lWährend -er Mann bekannt, lich daS Recht hat. häßlich zu lein!) Inzwischen hat sich eine ganze Bubikopf-Industrie aus- getan, die allerhand nette Sachen zur Pflege deS kurzen Haares bringt. Wie zum Beispiel reizende Käminchcn und Bürstchen in Silber, Rasiervorrichtungen zum Selbstentsernen der neu- sprichenden Nackenhaare, und andere Dinge mehr. Männer sind immer in Verlegenheit, wenn sie Damen etwas schenken sollen: sie seien auf diese hübschen Sachen besonders aufmerk sam gemacht. Doch, ich wollte eigentlich gar nicht vom Bnblkops sprechen, sondern meine verehrten Leser darauf aufmerksam machen, daß die Frauen Ohren haben. Wie, das wußten Sie schon? Aber nein! Sie wußten das nicht. Sie ahnten es nur! Denn in 90 von 100 Fällen waren die Ohren durch die Frisur verdeckt oder unterdrückt, und nun hat sie der vubikops wieder zu Ehren gebracht! Oder genauer gesagt: der »Herrenschnitt", jene hübsche Haarform. die unsere Damen so überraschend forsch und unternehmend erscheinen läßt. Gesegnet sei der Herren- schnitt! Ich hätte nie geglaubt, daß eS so reizvolle Oehrchen gibt! lMan muß im Diminutiv sprechen!) Gewiß: cS gibt auch Ohren: Löffel, — FledermanS, — Pelzmützen, — und Fliegenklappenohren, aber sie scheinen in der Minderheit zu sein. Außerdem: nichts hindert die Besitzerin eines Paares mißratener Ohren daran, vom Herrenschnitt abzusehen und den Pagenkops zu bevorzugen. Haben wir nicht dasselbe erlebt bet den kurzen Kleidern? Wer hätte im Zeichen der Straßenschleppen gedacht, daß eS so gutgewachsene Frauenbeine gibt? Und nun sind dle Ohren an der Reihe! Männer, die durch langjährige Ehegewohnheiten bereits so abgestumpft waren wie ein schartiges Rasiermesser, werden an ihren Frauen neue Schönheiten entdecken,- Jüng- linge, die den ersten AnSflug in die Gefilde AmorS unter- nehmen, werden zuerst nach den Oehrchen der Angebeteten sehen: Maler werden zu neuem Schassen angeregt werden,- Poeten werden sich in feinsinnigen Gedichten überbleten: kurz: man wird wieder die Schönheit deS Ohres schätzen lernen und setne Sprache verstehen. Wie ausdrucksvoll ist doch diese Sprache! Da gibt cs süß-naive Oehrchen, die so unschuldSvoll in die Welt blicken, als hätten sie noch nie etwas anderes ge- hört als Gedichte vom Lämmchen weiß wie Schnee, vom bleichen Mond und -er blumigen Wiese: andere wieder, die dich keck und unternehmend aussordern, von Liebe und Küssen zu sprechen: wieder andere sind mistend oder ablehnend, schel- misch oder ernst. ES ist prächtig, daß die Frauen wieder Ohren haben! ll X. Ssi msinsr- Vsk-psekung uncl «Iniackon Tubsroilung ist ss kein ttunstsllleß« mick sut Wancksrungsn mitrunvkmsn unck sin guto». «armo» ksssn korrustsllsn. Ick knb« im dosoksl- ckanston Einsts! ckss Kucksackso PIstr. Knorr Lrd8A,ur»t vnck rmcksrs Suppvn ln V/urslkorm. bringen will Alle Freunde nicht etwa der alten Architektur, sondern des Berliner Stadtbildes schlechthin, sind sich einig im Urteil über die Barbarei des Finanzministeriums. Aber dieses pocht eigensinnig auf sein Baurecht und will den Greuel gegen alle Welt durchsetzen. Es ist Zeit, daß sich die Proteste von allen Seiten erheben. Ob der Appell an den Reichspräsi denten etwas nutzen wird, wüsten wir leider bezweifeln an gesichts der Allmacht des preußischen Restortgeistes. Tr. Paul F. Schmidt. 1- Die Musikanten und bas Finanzamt. Es gibt Finanz ämter. die Spaß verstehen. Ein solches ist das Finanzinstitut in Neuenbürg. In diesem freundlichen Ob er am tstä dicken des Schwarzwaldkreises wollten vor kurzem vier wandernde Musikanten aus dem Marktplatz ein paar Liedchen zum besten geben. Gerade waren sie dabei, ihre Trompeten an den Lippenrand zu setzen, als ein Bote vom Finanzamt erschien und Zahlung der „fälligen" Lustbarkeitsstcuer verlangte. Es dürfe nicht eher geblasen werden, bi sdie Steuer hinterlegt sei. Im Hinblick aus das bereits zahlreich ver sammelte Publikum zahlten die Herren Blaskünstler. Aber sie hatten sich eine fürchterliche Vergeltung auSgcdacht. Sie machten es nicht ivie Sie Bauern von Bernkastel und er oberten dennoch im Sturme — wenn auch nicht daS Finanz- amt, so doch Sie Herren Beamten dieser vielverlästerten Be hörde. lind zwar verdankten sie das einzig und allein ihrem guten Humor. Sie brachten nämlich den Herren ein Ständ chen, in dem u. a. die schönen Lieder: „Ach, ich armer Jonathan" nnd „Wenn ich dich sehe, muß ich meinen" vorkamen. Den Beschluß machte das traurige Lied: ,,EH' daß wir scheiden wüsten, laß dich noch einmal küssen". Die Wirkung des Ständchens war phänomenal. Die Allgewaltigen im Finanz amt schüttelten sich vor Lachen, dann griffen sie in die Tasche und dankten für den gespendeten .^Kunstgenuß" mit barer Kaste. Auf diese Weise bekamen die lustigen Bläser mehr heraus, als sie vorher eingezahlt hatten. — ES geht also auch ohne eingeworfene Fensterscheiben, wenn der Steuer pflichtige seinen Aerger in Humor auslöst und gleichzeitig das Finanzamt Svaß versteht. f* Dentsche Professoren an der päpstlichen Akademie. Von Papst Pius XI. sind setzt die ersten Professoren für das neu- gegründete päpstliche Institut für christliche Archäologie in Rom ernannt worden. Unter ihnen befinden sich auch Dr. I. P. Kirsch, Professor an der Universität Freiburg in der Schweiz, und Dr. Jos. Wilpert. Wirkt, päpstl. Protonotar ln Rom. von diesen wird Prof. Kirsch die allgemeine Einführung in die christliche Archäologie und in das Studium der römischen Katakomben und der altchristlichen KultuSgebände einführen, Wilpert wird daS gesamte Gebiet der christlichen Ikonographie des Altertums behandeln, unter besonderer Berücksichtigung der römischen Denkmale. Ein besonderes Augenmerk ist dabet auf wissenschaftliche Führungen in den Katakomben. Kirchen und Museen Roms, sowie auf Spezialarbeiten der Studenten des Institut» über diese verschiedenen Arten von Denkmalen gerichtet. -f* Pädagogische Tagung in Koblenz. Wie au» Koblenz gemelbet wird, wird dort in der Zelt vom 7. bi» !1. Juli eine vom deutschen Sundikat für wirtschaftliche Pädagogik ver- anstaltete pädagogische Tagung stattfinden. Al» Redner sür diese Tagung, auf der vor allem die Psychologie -es Kindes, die Probleme der Begabung, der Kunsterziehung und des Lehrerberufes behandelt werden sollen, werden bedeutende Fachgelehrte von Universitäten und pädagogischen Akademien gewonnen werden. s* Gründung einer theosophjschen Weltnniverkität. Wie aus Amsterdam gemeldet wird, soll ln Holland eine theo- sophtsche Weltuntversität gegründet werden. Der Bau soll bei Ommen liegen, einer kleinen Stadt in der Nähe von Arnheim. Die Lehrgänge dieser Universität können bereits in zwei bis drei Jahren beginnen. -s- Röntgendurchleuchtung im erhellten Raume. Ueber eine äußerst wichtige Neuerung in der Technik der Röntgen durchleuchtung wird in der „Münch. Mediz. Wochenschr." be richtet. Durch eine sinnreiche Verwendung komplementär, farbigen Lichtes ist cS gelungen. Röntgendurchleuchtungen lm erhellten Raume vorzunehmcn. Alle bisherigen Uebelstände. die Schwierigkeit aller Handhabungen de» Arzte» und seine» Hilfspersonals lm verdunkelten Dlagnostikraum, der psychische Einfluß der völligen Dunkelheit auf den Patienten, sind setzt durch die Möglichkeit einer Röntgendurchleuchtung im er- hellten Raume beseitigt. Zur Beleuchtung des Diagnostik, raumes dient eine Rotlampe mit drei Glühbirnen lher- stellende Firma: Chemische Fabrik von Heyden. Nadcbeul- TreSden), die durch einen Gruppenschalter einzeln oder gleich, zeitig eingeschaltet werden können, io daß der Raum schwächer oder stärker erleuchtet werden kann. -s- Der schlagfertige Herr von Wchrhahn. Im Mann- heimer Theater versagte in den neunziger Jahren zn- wellen die neu eingerichtete elektrische Beleuchtung und hüllte Bühne und Zuschaucrraum in schwarze Finsternis. Bei einer Aufführung deS „Biberpelz" kam eS mitten in der großen Rebe des AmtsvorstchcrS Wehrhahn „an lein Volk" wieder so: das Licht ging aus. Aber der Darsteller des Wchrbalm Nler Kvkert. verlor den Kops nicht. Ohne auch nur eine Sekunde zu stocken, rief er mit Donnerstimme: „Zum Deubel noch mal, und wenn ich befehle, denn seht auch daS elektrische Licht auS!" Und die Situation war gerettet. Der römische „Cicerone". Bon Curt Bauer. „Rom ist nicht an einem Tag« erbaut." DaS ifft eigent- lich das erste, was Ser Frem-e in der ewigen Stadt erfährt. Er tritt in den Vatikan, und bereits steht er etnem Labyrinth von Sälen, vollgepfropft von Kunstwerken aller Art. gegen- über, in dessen Jrrgängen er nicht weiß, wohin den Fuß setzen. Nicht anders ergeht es ihm etwa auf dem Forum, dessen Wirrwarr non Ruinen sich ihm durchaus nicht erschließen will. Aber er läßt sich nicht so leicht verblüffen. Trägt er nicht seinen Baedeker bet sich? Frisch entschlossen, schlägt er ihn auf und beginnt zu suchen. Bald jedoch bemerkt er, daß dies Geschäft Zett raubt, zumal wenn er seinen Auf- enthalt nur aus acht bis vierzehn Tage bemessen bat. Weiter beobachtet er, daß seine Augen mehr lm Buche als auf den .Kunstgegenständen wellen, die er oft genug nicht einmal findet, denn nichts wechselt schneller als die Nummerbezeichming in einem römischen Museum. So wird er dann gelegentlich etwas Wer daS Mädchen von Anzlo zu lesen bekommen, während er in Wirklichkeit vor dem borgbesischen Fechter stebt. In dieser seiner Ratlosigkeit fühlt er sich von wohlbekann ten Lauten angesprochen: „Sie sein Deitscher?". und schon heftet er sich an leine Ferien, der Cicerone oder Gulda. wie er ln Rom heißt. Er hatte ihn gleich bet seinem Eintritt erkannt und war mtt Wärme, wie man einen alten Freund begrübt, aus ihn zugeeilt. Kein Fremder entgeht in Nom diesem Uebersall, wohin er sich auch wendet. Aber der Baedeker hatte den Cicerone zunächst aus dem Felde ac- schlagen. Das kennt er schon. Daher wartete er einen günsti geren Augenblick zu einer neuen Annäherung ab. Befände sich der Fremde nicht bereits lm höchsten Stadimm der Rai- losigkeit, so würde ihm sein Gesicht Mißtrauen etnflößen. l?« könnte eher einen Kutschersitz zieren, als daß man ihm auch nur daS leiseste Kunstverständnis anmcrkte. Aber b«"- ^u- stand, in dem der Fremde sich befindet, wenn er zum ersten Male allein den Vatikan betritt, läßt ihm ihn als Retter er- scheinen, so recht dazu geeignet, ihn am erfolgreichsten inner;, sialb zwei Stunden durch hundert mit den größten "-»st- schätzen der Welt angefülltr Säle zu treiben. Und er kennt seinen Wert. Daher überfällt er den Fremden nicht erst plump mit Angebot und Preis, sondern er führt ihn gleich in moäias res. indem er unaufgefordert mit der Erklärung der Kunstwerke beginnt. Sieht der Fremde erst, so denkt er, wie schnell er auf diese Weile zum Ziele kommt, dann wird er meine Begleitung auch weiter ertragen.
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