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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.06.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260618015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926061801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926061801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-06
- Tag 1926-06-18
-
Monat
1926-06
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.06.1926
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Arelkag. II. Juni 1S2S - »Dresdner Nachrichten Nr. 281 Seite 17 Rückblick auf den Kongreß des Weltbundes für Frauenjllnimrecht in Paris. vom so. Mat bis ü. Juni. Non Dr. Gertraud Wolf, München. Vertreterinnen grober Frauenpcröänöe aus Australien, Deutschland, England, den Niederlanden, Norwegen, Schweden und den Bereinigte» Staaten schlossen sich vor 22 Jahren in Berlin »um Weltbünde für Franeiistimiiirccht zusammen. Was damals nur eine Idee war. ist heute in 2» Staaten verwirk licht warden! Mit starkem Idealismus wurde auf zahlreichen Kongressen in Kopenhagen, Amsterdam, London, Storkholm, Budapest, Genf und Rom an der Erlangung des Zieles, der staatsbürgerlichen Gleichberechtigung der Iran, gearbeitet. Charakteristisch für die Arbeitsweise ist, daß die Frag«, ob «nan die „Snsfragettes" in den Weltbund aiifnehme» wollte, verneint wurde. Aus kleinen Anfänge» I>at sich der Bund zu einer gewaltigen Organisation entwickelt, welcher heute 42 große Nationaloerbandc angehörc». Deutschland ist durch de» Deutschen Staatsbürgerin nenverband ver treten,- diese Bezeichnung hat sich der Allgemeine deutsche Frauenvcrein betgesügt, der vor einigen Jahren sein Arbeits gebiet den Zeitverhälinisse» entsprechend erweitert hat. Der französische Nationalverband hatte keine Mühe ge scheut. die Tagung zu einer imposanten Kundgebung zu ge stalten. Alle Sitzungen fanden in den feierlich schönen Räu men der Sorbonne statt. Das große :r«>M Menschen fassende Amphitheater war bei allen öffentlichen Veranstaltungen über füllt. ein Beweis für das starke Interesse, das dieser Tagung von alle» Seilen entgegengcbracht wurde. Die Vorsitzende, MrS. Corbctt-Ashby, fand reichen WiderlMll tu allen Fraucn- l>erzen, als sie in ihrer Begrüßungsrede betonte, dast uns Frauen vor allem Mut und Begeisterung nottut In dieser Welt, die von Furcht und Misstrauen beherrscht wird, und dah cs unsere Aufgabe sei, den Strom mütterlicher Liebe vom Individuum durch die Nation in die Menschheit zu leiten. Aus der Reihe der viele» Redner des Begriistungsabends seien nur zwei erwähnt: die Vertreterin Aegyptens, deren klassisch schön« Züge von schwarze» Schleiern eng umrahmt nmren; sie bat alle Frauen, der besonderen Schwierigkeiten, unter denen Aegnptc» zu leiden habe, immer eingedenk zu sei». Ihre Worte entfesselte» einen stürmischen, immer aufs neue auSbrechcnden Beifall, der in der Wallstrecl wohl nichi un- gehört verhallt sein dürste und dort sicher nicht freudige Ge fühl« anSiöste. Ostentativen Dank, vornehmlich aus den Nethen der deutschen Delegation, erntete Lad» Aberdeen, die beionte, dach die Frauen den Frieden lxttß ersehnen, dast er aber unerreichbar sei, solange die gegenivärtigen Grenze» be stünden, die Furcht und Misstrauen geschaffen haben. Die sachlichen Beratungen sanden in geschlossenen Kom- mtsstonSsitzungcn stgtt, über deren Beschlüsse in öffentlichen Versammlungen, in welchen nur die Delegierten stimmberech tigt sind, abgestimmt ivnrdr. Die Anssprachen durften nur in deutscher, englischer und französischer Sprache erfolgen. Dt« «Beschlüsse der Kommission für die uneheliche Mutter bewegten sich tn folgenden Gedankengängen: es ist Pflicht dcS Staates, auch den unehelichen .Kindern eine körper liche und geistige Eittwicklung zu sichern. Der Mutterschutz must als eine allgemeine Maßnahme, nicht als Armeniinter- itiitzung gewährt ivcrdcn. D-ie Nachforschung nach dem Diäter soll in allen Ländern zulcMg fein. In Fällen zweifelhafter Vaterschaft soll jeder Mann, der mutmaßlich der Vater sein könnte, zur Tragung der Unterhaitskostcn fiir das Kind mit derangezogeii werden können. Sehr bedauerlich ist, das; aus dem Gebiete der Arbeits bedingungen und des dijrbeiterinncnschntzes In radikaler englischer Antrag, trotz energischer Bekämpfung i vrnc nnlich durch die deutsche Delegierte, eine ^ ->ck,e Mehr- !>ett crhielt. Die Britinnen sind der Anschauung, dast durch ine zu weitgehende Schutzgesctzgcbung die Frau wirtschaftlich stark benachteiligt und ans manchen Arbeitsgebieten überhaupt verdrängt werde. Deshalb verurteilten sie in ihrem Antrag tste b.kannten Washingtoner Beschlüsse von lülü Wir deut schen Frauen r-crn-ahven unS gegen diese öde Gleichmacherei, -.«eiche die grundlegenden Ilnierschiede zwischen Mann und Iran wcglcugnen möchte. Wir wollen, dast die Frau in ihrer Eigenschaft als Mutter geschützt werde. Die Beschlüsse der Kommission Staatsangehö rigkeit der Frau. m-rlangen eine imernationale Rege lung dieser Frage. Ein Entwurf hierfür wurde auSgearbcitct. In d n die gesamte Frauenwelt so tief berührenden Fragen der gleichen Moral und deS Mädchenhandels wurde Vic Einrichtung öffentlicher Häuser, sowie jedes Snstcm staat licher Reglementierung der Prostitution, verurteilt. Gefordert wurden internationale Maßnahmen zur Vcrsolanng der Kupp ler, unter denen sowohl Inhaber öffentlicher Hänser als auch Zuhälter zu verstehen sind. GrostcS Interesse erregten die Berichte englischer Polizcibeamtinnen, und ein deutscher An trag zugunsten der Anstellung von weiblichen WoHlscrhrts- polizisten fand einstimmige Annahme. Eindrucksvolle Kundgcbnngen für daS Frauen- stimm recht waren zwei Abend-versammlungcn. bei welchem einmal nnr weibliche und das andere Mal n»r männliche Par lamentarier aast Grund ihrer Erfahrungen sich für die staats bürgerliche Gleichberechtigung der Frauen einietzlen. Bei allen festlichen Emppsängcn bezcichnelen sich Vertreter der französischen Regierung, des Senats, der Stadt als Freunde des Frau-enstimmrcchtS. Die galanten Worte, die überschweng lichen Lobpreisungen der Frau, ließen wohl manche Zweifel an die Aufrichtigkeit aufkommen. Nach meiner festen lieber- zougung ist Frankreich weit davon entfernt, den Frauen d a s S t i m »i r e ch t zu g e b e n ! H e r r i o t, der gegenwärtig Präsident der Deputiertcnkammcr ist, machte bei einem Empfang in kleinem Kreise auch gar kein Hehl daraus, dast die starken sozialistischen Parteien aller Schattierungen den klerikalen Einflust und die Stärkung der Konservativen durch die Frauen fürchten. Die deutsche Botschaft lnd die deutschen Delegier ten und Vertreterinnen bcsrcnndeicr :stativ»alvcrbnnde zu einem Tee in Ihr schönes, von Eugene Bcanharncris erbautes PalaiS ein. Klassisch schön ist der Ban und jedes Stück der kostbaren Einrichtung. Hier, mit dem freien Biick ans die Seine, wirkte einst Bismarck. Im Senat hatte ich Gelegen heit, die groste Locarno-Rede Briands zu hören. Ein Meister der Rede, natürlich etwas Schauspieler, spricht er mit starken Modulationen, bald leise, einschmeichelnd, was in der biegsamen Sprache doppelt nnrksam ist, bald dröhnend und gewaltig. In der Deputiericnkammer am Quai d'Orsay mo-hnie ick einer erregten Sitzung bei, in welcher dem Kriegs- Minister Painl-evö schu»ere Vorwürfe wegen Vernachlässigung der Flugzeugwafsc seit 1918 gemacht wurden. Ich war zum dritten Male in Paris und wiederum ganz benommen von dem Zauber dieser einzig schönen Stadt, die zweifellos die schönste Stadt der Welt ist. Leider fiel ein HS stIicher Schatten auf die Tagung: die französische Fest- I 'itmig hatte zur Begrüßung der Gäste die Flaggen aller ver tretenen Nationen gehißt. Uns Deutsche grüßte die Flagge ler RetcbSgründnng. die Flagge Schwarz-wciß-rot. Hier, im Herzen Frankreichs, war uns diese Flagge doppelt lieb und ivcrt. Als sic hier vor 66 Jahren zum ersten Male gehisst wurde, läuteten die Glocken tu allen deutsche» Gauen von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, und verkündeten der ganzen Welt: die irrende deutsche Seele hat endlich eine Heimat gefunden, alle deutschen Stämme schlossen sich zu- lamm«m, das Deutsche Reich ist gegründet! Heute lmben deutsche Dcmokratiniicn de» traurigen Ruhm, trotz aller Pro teste und Vorstellungen Andersdenkender unserer Delegation, diese Farben, die französische Hände für »nS hissten, hernnter- geholt und dnrch Schivarz-rot-gvld ersetzt zu haben. Sie schreckten nicht davor zurück, den häßlichen Flaggenstrelt selbst t» -ie französische Hauptstadt zu tragen- Vermischtes. rraglscher Ausgang einer Voten «reuz.Uebung. Bei einer vom Noten Kreuz aus dem Wanusee veranstal- teten Lauitätsübung z»r Rettung Schiffbrüchiger bei einer Lchisssexplvsivn ertrank ein etwa vierzehnjähriger Schüler. » Das tödliche Unglück, das sich am Dienstag im Anschlust an eine vom 'Roten Kreuz veranstaltete Sanitalsübung er eignete. ist sofort zum Gegenstand einer eingehenden polizeilichen Untersuchung über die Tchuldsragc ge macht worden. Die Untersuchung erstreckte sich vor allem dar aus, aus welchem Grunde das NettnngSpersonal zunächst die Bergungsarbeiten der aus dem Dampser befindlichen Personen vvrnahm und sich nicht um den mit den Fluten kämpfenden Schiller kümmerie. Obwohl der R e i ch S w a s s e r s ch u tz bis in die späten Abendstunden die ttnglttcksstellc und deren Umgebung nach der Leiche des verunglückten Knaben absuchte, ist diele bisher nicht gesunden worden. Auch der H a u p t v o r st a n d dev preustischcn Landeöver- etnv vom Roten Kreuz, der die so tragisch auSgegangenc Saiittätsnbuilg in Gemeinschaft mit seinen SanitätSnerbändcn veranstaltet hatte, beschüstigte sich heute vormittag in einer Sitzung mit dem Unglück, das in der Oessentlichkeil großes Aussehen hervorgerufen hat, um von sich aus soweit wie mög lich etwaige Schuldige sestzustellen und zu prüfen, welche Vor sichtsmaßregeln außer acht gelassen wurden. Der Hauptvor stand versendet eine Erklärung, tn der es u. a. heißt: Die Schüler befände» sich unter Aufsicht des Schwimm lehrers ihrer Schule an Bord des ald sinkend geltenden Schisses. Wegen des schlechten Wetters hatte die Oberleitung der Nebnng das Hineinspringen der Kinder InS Wasser ver boten Dies Verbot, vor der Uebnng vom Lande ans abgegeben, hat das Schiss nicht erreich« Der Schüler Jäncke wartete das Kommando nicht ab. sprang, vom Lehrer und seinen Begleitern unbeobachtet, ad und kam insolgedessen von der Gruppe der übrigen Schwimmer ab. Seine Hilseruse wurden in den ersten Augenblicke» alS zur Uebnng gehörig angenommen. Ein Rettungsboot, Rettungsschwimmer und daS Motorboot des Roten Kreuzes trafen kurz nachdem Jäncke im Wasser verschwand, an der Stelle ei». Daß noch ein zweiter Knabe untergegangen ist, bewußtlos ans Ufer gebracht wurde und erst nach langen Wiederbelebungsversuchen ins Bewußt sein zurückgcrufen wurde, entspricht nicht den Tatsachen. Das Unglück wird tn der Linkspresse dazu benutzt, um nicht nur gegen daö Note Kreuz, sondern auch gegen besten leitende Persönlichkeiten zu Hetzen. Sechsfacher Mord und Selbstmord. In der Nacht zu«, Donnerstag tötete der Schlächter Blaschmefki seine Fran «nd keine drei Kinder in seiner Woh nung in Dortmund. Danv erschlng er mit einem Beil im Schlafzimmer der Kostgänger eine« von ihnen, mit dem er eine Nacht vorher dnrchgezecht hatte. Die anderen Kostgänger verhielten sich ans Angst ruhig Darauf schlug er eine ihm im Hausslnr begegnende Frau, eine Mutter von sieben Kindern, nieder und verübte daun Selbstmord. Zn der Bluttat tn der Leopoldstraßc in Dortmund erfahren wir noch weitere Einzelheiten: Die Mordkommission des Polizeipräsidiums stellt folgendes sest: Blaschkowski, der seit längerer Zeit erwerbslos war, ernährte sich durch Ztmmervermicten. Allein tm Obergeschoß waren in drei "Räumen vierzehn Kostgänger untergebracht. Er selbst wohnt« mit seiner Familie in einem Zimmer, das zugleich als Wohn- zimmer, Schlasranm und Küche diente. In einem Nebcnranm wohnte eine Arbeiterin, die in der vergangenen Nacht gegen 1 Uhr einen Wortwechsel zwischen den Eheleuten hörte. Da Streitigkeiten an der Tagesordnung waren, legte die Nachbarin der Sache keine Bedeutung bel und schlies wieder eln. Erst morgens gegen 6 Uhr hörte sie einen Schuß fallen. Sie kleidete sich notdürftig an und eilte in daS Nebenzimmer, wo sie die Familie Blaschkowski in ihrem Blute schwimmend tot vorsand. Die Kinder lagen im Bett, die Leiche der Frau vor dem Bett, bcr Knabe hing halb heravs. Blaschkowski telbst, der durch einen Revolverschnß seinem Leben ein Ende gemacht hatte, saß angeklcidet ans einem Stuhl. Nach den Ermittlungen der Kriminalpolizei hat der VkSi der nach dem Wortwechsel mit seiner Frau wahrscheinlich dieser und dann seinen Kindern mit einer schweren ZimmermannS- apt die Schädcldccke zertrümmert, so daß das Gehirn bloßgelcgt wurde. Der Befund der Leichen läßt daraus schließen, daß einige der Opfer längere Zeit im TodeSkamvi gelegen haben müssen. Nachdem der Unmensch sich vergewissert hatte, daß keiner seiner Familienangehörigen noch ein Lebenszeichen von sich gab, ging er in daö abere Geschoß und drang in einen Raum ein, woneunKostgänger ihre Schlasstätten hatten Einen von diesen, den Kellner Fritz Bader, der als sein bester Freund galt und mit dem zusammen er abends vorher gezecht hatte, tötete Bkaschkomskt ebenfalls durch mehrere Apt- hiebc ans den Kopf, ohne daß einer der Anweiendcn ihm ent- gegenzutrcten wagte. Auch Bader selbst vermochte sich nicht zur Wehr »n setzen, da er beim Empfang der tödlichen Schläge noch in tiefem Schlafe lag. Ans dem Rückwege zum Erdgeschoß traf der Mörder ans dem Treppenabsatz zufällig die in der zweiten Etage wohnende Fran Mtelrcki, mit der er schon seit längerer Zeit Prvzeßstreittgkeiten hatte. Auch ihr brachte er mit dem Beil so schwere Verletzungen bei, daß sie sofort blut überströmt zusammenbrach und nach dem Krankenhaus ge bracht werden mußte, wo sic hoffnungslos darntederliegt. Die Leichen der Getöteten wurden im Laufe des heutigen Vor mittags nach der Leichenhalle übergcführt. Blaschkowski wird als gewalttätiger Mensch geschildert, der mehrfach vorbestraft mar. Ucbcr die Beweggründe zu der entsetzlichen Tat herrscht völlige Unklarheit. ES wird angenommen, daß Eifersucht vorliegt. Wie IoUq „ynngerle". Nicht nur In Berlin, sondern auch im übrigen Deutschland erregte cs seinerzeit beträchtliches Aufsehen, als bekannt wurde, daß der Hnngerkünstlcr o l l y" durch eine Hunger kur von 44 Tagen, bet der er angeblich keine feste Nahrung zu sich nahm, ein Vermögen von rund 166 909 Mark sich ver dienen konnte. Hnnderttausende bewunderten damals in Berlin diesen „Energiemcnschen". Schon damals aber wollten mißtrauische Leute nie so recht an Jollns Hungerkur glauben. Vor wenigen Tagen erschienen nun tn Berlin Plakate mit einer „ösentlichen Erklärung" deS HungerkünstlerS Jolly, ln der er behauptete, während der ganzen 44 Tage gehungert und keine zwölf Pfund Schokolade, wie cS böswillige Gegner behaupten, genossen zu haben. Nun sind aber Len Redaktionen Berliner Blätter eidesstattlich« Ver sicherungen zugegangen, in denen behauptet wird, daS Jolly vom 28. Tage an bis zum Schluß seiner Hungerschau täglich 299 biS 3 90 Gramm Schokolade verzehrt habe. Ein früherer Angestellter Jollys bezichtet sich jetzt selbst der Mithilfe beim Betrug. Er mußte, wie er angibt, seinem Arbeitgeber auf dessen Anordnung nachts zwischen 12-4 und l Uhr Schokolade, die er erwärmt und zu dünnen Stangen gerollt hatte, durch ein kleines Loch in JollyS GlaSkäftg, durch das die Drähte der Radio, Licht und Klingelanlage geführt wurden, zustecken. Daö Aufsichtspersonal befand sich bann tn einem Vorraum und konnte den im Dunkeln dastehenden GlaS- kästen nicht beobachten. Die Ausscheidungen JollyS mußte der selbe Angestellte nach seiner Darstellung gelegentlich der Öff nungen deS Käfig» mit den leeren Ztgarettenschgchteln ent fernen. Der Jolly behandelnde Arzt kam htyter daö Geheim nis. und Jolly mußte schließlich »»geben, baß er während der letzten IS Tage Schokolade ge gessen habe. Der Arzt lieb nicht nach, biß die Sache be kannt wurde. Der Manager Jollns behauptet jetzt, von diesen Durchstechereien erst <r» Schluß der Hungerschau dnrch daS Geständnis des Angestellten Kenntnis erlangt zu haben. Gleiche eidesstattliche Versicherungen sind auch der Staatsanwaltschaft zugegangen. ES dürste »u» gegen den «Hunger, künstlrr" Jolly wahrscheinlich noch ein Ver- sähren wegen Betrug» ein ge leitet werden. ** Zum Mord an den BrrSlaner Schulkindern. In Ver folgung der Ktndermvrdes ist die Krimtnaldirektio» aus eine n e u e S p u r gekommen und fahndet nach einem jungen Mann von 28 bis 26 Jahren, der den beiden Kindern beim Transport von Weiden bzw. Rohrfasern geholfen habe. Er soll die Kinder in der nahe» Neuen Taschenstraße getroffen und sich ihnen an- geschlossen haben. ** Schwerer Unfall infolge Trunkenheit eine» Kraß- wagensührcrs. Ein betrunkener Krasttoagensülirer fuhr tn Ser Nacht znm Donnerstag tn Eharlottenbura in eine Arbeitcrkolonne, die mit Straßenausbesierung beschäftigt war. Ein Arbeiter wurde dabei überfahren und starb an den Verletzungen Ei» anderer wurde schwer verletzt. Der Wagen rannte dann gegen einen Bretterzaun. Bei dem Anprall erlitten die beiden Insassen ebenfalls schwer«? Ver letzungen. ** Die Berufung von Pöhncrs Ehanfsenr verworfen. Im Zusammenhang mit dem Tode deö Obcrlandesgerichtsrates P ö h n e r war seinerzeit der Chauffeur Kaier zu zwei Monaten Gefängnis wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung verurteilt worden. In der nunmehr durchgeführtcn Be- rusungsvcrhandlung wurde die Berufung des Angeklagten und die des Staatsanwalts vom bayrischen Landgericht 1 ver worfen. ** Eisenbahnnnsall. Aus Frankfurt a. M. wird gemeldet: Am 16. Juni nachmittags entgleiste bei der Einfahrt in den Nahnhos Hadamar der vorderste Wagen eines Personcnzngcs, lies noch etwa hundert Meier neben dem Gleis und stürzte dann um, wobei der nachfolgende Wagen mit einer Achse eben falls entgleiste. Fünf Personen wurden leicht verletzt. Beide Hauptgteise sind gesperrt. Der Personenverkehr wird durch Umstctgcn ausrechterha.'tcn. ** SchissSzusammcnstoß. Der im Hamburger Hasen ein- getrofsene Dampfer „Matchtng" ist am 15. Juni, morgens 4H» Uhr. tn der Nordsee mit einem belgischen Fischcrknttcr z u s a m m e n g e st o ß e n Der Fischerkntter ist gesunken. Zwei Mann der Besatzung ertranken. ** Der Donan-Dampfrrverkehr eingestellt. Infolge Hoch, wasserö hat die DonauschissahrtS-A.-G. den Personenverkehr zwischen Wien. Linz und Passau bis zum Eintritt besseren Wetters eingestellt. ** Mit dem Nakko« anf die Straße gestürzt. AuS Neapel wird gemeldet: Ein Balkon in der vierten Etage, anf dem sich Kapitän Padovani, ein bekannter faschistischer Organisator, und mehrere seiner Freunde aufhielten, stürzte plötzlich auf die Straße. Padovant und einige seiner Freunde starben auf dem Transport ins Krankenhaus. Die übrigen sind schwer verletzt. Die Opfer des BalkonabsturzeS belaufen sich auf a ch t Tote und sieben Verletzte, darunter vier schwer. ** Flugzeuge durch Stiere zerstört. Bet Sevilla drangen ausgebrochcne Kampfstiere ln den Flugzeugpark der Luftlinie Sevilla—Lissabon ein. Tie Flugzeugwachen flohen, und die Tiere zerstörten alle vorhandenen Flugzeuge. ** Das Schwestcrschisf der «Norge" verbrannt. Das ,.B'. T-" meldet aus Nom: Auf dem Flugfeld Ciamvino bet Nom verbrannte das für Japan bestimmte lenkbare Luftschiff Nr. 3 durch das Ausströmen der Gase und deren Entzündung und wurde völlig zerstört. Das Luftschiff ist ein Schwesterballon der durch ihre Polarfabrt berühmten „Norge". Mcnschenvcrlnstc sind bei dem Brande nicht zu be- klaacn. ** Massentötnng von Hunden. In der etwa 1699 Seelen zählenden Gemeinde Politschna bet Wallacbiscb-Meseritsch in der Tschecho-Slomakei ist vor einiger Zeit ein Arbeiter von einem wutkranken Hund gebissen worden. Trotz sofort angcordneter strenger Hundcsperre wurde ein neuerlicher Fall von Hundswut festgestellt. Da die Gefahr bestand, dah auch bereits andere Hunde angesteckt sind, wurde die Tötung sämtlicher Hunde des Ortes beschlossen. An einem Tage wurden bereits 137 Hunde erschossen. Für eine »lerle Wagenklafse in -er Tschecho slowakei. Anläßlich der nahe bevorstehenden Fahrvreiscrhöhung anf den tschecho-slowakischen Eisenbahnen haben die Ab geordneten der Nattonaisozialen Arbciterpartet den Antrag rin gebracht, daß auch endlich in der Tschccho-Slowakei. so wie in Deutschland, eine vierte Wngenklassc auf den Eisenbahnen errichtet werde, damit auch den großen Massen des arbeitenden Volkes eine Eiscnbahnsabrt zu erträglichen Preisen möglich s-.i« Allerlei Lumor. Guter Rat teuer. „Sie brauchen unbedingt mehr Schlaf und eine weniger anstrengende Bcscktäftigung." sagte der Arzt zu dem bedrückt und elend aussehe-öen Manne. ,^>a. das meine ich auch." seufzt dieser. „Aber möchten Sic nickt mal zu mir kommen und das unserem Baby Mitteilen?" — Eile tut not. „Geliebte, ich bete dich an!" ruft er stürmisch. ..Aber ich bitte Sie." erwidert sie ablehnend, „wir haben uns ia eben erst kcnnengelernt." ,Hia, das ist richtig, aber ich bleibe nur wenige Tage hier." — Scharfblick. „Machen Sie sofort, daß Sie sort- kommcn, oder ich rufe meinen Mann!" schreit die böse anS- sehende Frau den Vagabunden an, der um ein Stück Brot bittet. „Ihr Mann ist ja gar nicht zu Hause." antwortet der Landstreicher. „Woher wissen Sie dcvS?" Der Vagabund bringt sich sorglich <n Sicherheit und sagt dann: „Weil ein Mann, der mit einer Frau verheiratet ist. die so wie Sic ans sieht. nur zu den Mahlzeiten nach Hauie kommt." — Vaters Freude. „Wenn dein Vater sehen könnte wie du dich be nimmst," sagt der Lehrer seufzend, „dann würde er graue Haare bekommen " „Ei," ruft daS freche Karschcn. ,Ha würde er sich aber freuen." „Ja. wieso denn?" fragt der Lehrer ver wundert. „Vater hat doch 'ne Glatze!" — Liebcszwist. «Wenn du mein Mann warst, würde ich Gtst nehmen!" schreit sic wütend. „Und wenn dn meine Frau wärst, würde ich es nehmen," erwidert er gelassen. §c»Lx7/c/ ck/6 ?/7k A/cs/c/k/kk/^/ »vs,/3 z//7c/ »VS/ ///«?
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