Keramik. I. Die europäische R.eramik mit Ausnahme der englischen. ie für das Kunstgewerbe im Allgemeinen, so auch besonders für die besseren Erzeugnisse der Keramik, bieten die Welt- ausstellungen die beste Gelegenheit, die Leistungen der kon- kurrircnden Kulturstaaten einander gegenüber zu stellen. Große, überraschende Neuheiten können dabei beim jetzigen Stande des Verkehrs und der weiten Verbreitung technischer und kunst gewerblicher Litteratur kaum geboten werden/ diese großen Aus stellungen sind aber ganz eigentlich eine feinere Form berech tigter Reklame und deshalb für Industrie und Handel unentbehrlich. Es wird dabei niemals gelingen, ein vollständiges, in sich abgeschlossenes Bild der Industrie oder des Kunstgewerbes eines ganzen Landes darzubieten, — der Zweck der Ausstellung wird aber auch erreicht, wenn Erzeugnisse, welche die Aufmerksamkeit des großen, verbrauchenden Publikums verdienen, zur allgemeineren Kenntniß gelangen, und wenn ün glücklichsten Falle Erzeuger und Verbraucher in neue oder nähere Beziehungen zu einander treten. Auch in Chicago war die Gruppe der Keramik keineswegs vollständig, immerhin aber in zufriedenstellender Weise vertreten. Beginnen wir unsere Schilderung mit der Ausstellung Frankreichs und lassen wir die übrigen Staaten, wie sie auf der Landkarte Deutschland umgeben, folgen, um zuletzt diesem selbst unsere Aufmerksamkeit zuzuwcnden.*) Frankreich. Die Mitte und zu gleicher Zeit den Glanzpunkt der ganzen französischen Aus stellung bildete der sogenannte 8nlon cl'Itonneur/ hier hatten neben den köstlichen Gobelins aus Paris und Beauvais und den Erzeugnissen der Staatsdruckerci die berühmten Porzellane von Sövres ihren Platz gefunden. Allzuhoch gespannte Erwartungen sind von den letzteren möglicherweise nicht ganz erfüllt. In klassischen Formen und herrlichem Material erschienen große Vasen und Urnen, theils in edelein Weiß mit Gold, thcils in einfarbigen Glasuren (Kobaltblau, Chinaroth, hellgrün), ganz vorzüglich zwei *) Ausführliche Berichte in deutschen keramischen Fachblättern: der Sprechsaal in Koburg, die deutsche Töpferzeitung in Leipzig und vor Allem die Berliner deutsche Töpfer- und Zieglerzeitung.