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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.02.1909
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090210011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909021001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909021001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-02
- Tag 1909-02-10
-
Monat
1909-02
-
Jahr
1909
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.02.1909
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s» s . 2 "8^ r. " -Z'i T 2 s r> »»^ *** ^s ^ ^r .»» 8» «s r. 5-- dnug iu»ner neuer Kraukentassen gehöre Liesen nunmehr ichou etwa die halste aller erwerbstätigen Einwohner an. Die Ausübung privater Praxis ist also de» Herzten sehr erschwert, während doch die Aneignung des Rechte» ans Aus übung ärztlicher Praxis immer teurer geworden ist. Einer seits sollte also keine schrankenlose Ausschließung von dem Mitgenuß der Kraukenkallenpraris slatdsinden. »rrd ander seits kann auch kein Recht auf unbedingte Zulassung zur Kasseupraxis statuiert werde». Es mutz ein Weg gesunden werden, dex, beiden Teile» gerecht wird. Wollte man eine umfassende Euguete über das durchschnitt- nche Entgelt für die Aerzte veranstalten, so würde inan zu ganz jämmerlichen Zahlen komme». Ueberall gehe das Bestreben auf Erhöhung der Löhne und Herab 'elzung der Arbeitszeit. Zm Gegensatz dazu suchen die lassen die ärztlichen Honorare herabzndriicken. und das iann noch viel schlimmer werden, wenn jetzt im preutzi- ichcn Abgeordnetenhaus die Gebührenordnung so geändert wird, daß der nichtbeamtetc Arzt nicht höher liquidiere» darf, als der beamtete. Redner nimmt die .Kölner Aerzte gegen den Bvrwurs iiil'vzialen Verhallens in Schutz.' In aem Rechte der Koalition >ei auch das Recht der Arbeit« veriveigerntig unbedingt enthalten. Fälle aber, ivo hei Lebensgefahr der Arzt seine Hilfe verweigert hatte, seien nicht vorgetommen. Staatssekretär v. Vetl, in»»» Hvlliveg: Tie Aeiigerung. die ,ch neulich iioer Mttzbrauch des Kvalitions rechts ta». bezog sich nicht speziell auf die K ö l n e r P o r - gange. Ich habe ausdrücklich gesagt, Satz ich die Kölner Verhältnisse nicht tenne. Ich habe mich aber allerdings üir verpflichtet gehalten, vor Mißbrauch des Koalitions- rechtes zu warnen. Ich halte es für bedentltch, >oenn zum Beispiel Aerzte, die Kanentranken Hitte leisten, vor ein' Slandesgericht gezogen werden. BcüeiikUch scheint mir die Aentzernng des Vorredners, Satz das Kvaliiivnsrecht den! Aerzten daS Recht gäbe, jedes Mittel, auch das des Streits, anzuwenden. Ter Aerzteberns ist ein liberaler Beruf. Er ^ bat viel höhere Güter zu wahren als die Vernsskreiic, die unter der Gewerbeordnung stehe». Im übrigen erkenne ich an. datz die Verhältnisse des Aerzteslandes durch unsere Vcrsichernngsgesetzgebung schwierigere geworden sind. Durch die jetzt beabsichtigte Ausdehnung der Versichernugspflicht! werden die Verhältnisse nicht leichter werden. Daher habe ich auch zu den Verhandlungen über die neue Versiehe.! rnngsordnnng beide Teile herangezvgen, und ich freue mich, datz der Vorschlag von Schiedsgerichten Beifall bei den zngezogenen Aerzten gesunden hat. Was die Zen- irumsreioliltion wegen der Einfuhrzölle aus Roh eisen für reine Walzwerke unv. anlangt, so ist selbst-> verständlich, Satz an eine Aushebung der Eisenzölle nicht zu denken ist, ebenso wenig erscheint mir deshalb der Weg der Resolution gangbar, weil die Einnihrscheine in einem Umsange angewendei werden müssten, der einer Aushebung der Este »zolle mindestens nahekommi. Die durch die Re solution Lrresemann gewünschte Denkschrift über die Lage der Walzwerke bin ich allerdings gern bereit. Ihnen vor i»legen. Was die S ch i s > b a r in a ch u n g des Ober >Heines beirifst, der namentlich Baden lebhaftes Inter esse zuwendet. >o kann ich nicht abiehen, iniviekern etwa durch Schisiahrtsabgaben dieser stlegnliernng .Hindernisse bereitet werden sSchr richtig! rechtst: die gegenteilige An nahme wäre zutreffender. Den Wünschen nach svsvrtiaer Veröffentlichung des -H a n d e l s v c r t r a g s m i l P o r t u - g^a l laini ich nicht entsprechen, da diese im gegenwärtigen Stadium den diplomatischen Gepflogenheiten widersprechen würde. Ilm eine Befürchtung zu zerstreiten, will ich aber so viel sagen, datz der Verl rag dem Warenaustausch stär kere Sicherheit dadurch gibt. Satz er die Zolle ans die Dauer festlegt. Unsere Beziehungen zu Kanada bilden den Gegenstand unserer ernsten Ansmerksamteit. Ans Deutschlands Seile liegt kein Hindernis sür eine Bernau öigttng vor. Die bisherigen Schritte haben aber zu einem Ergebnis nicht gesührt. Ich hosse jedoch, datz es »och ge lingen wird, Deutschland dem kanadischen Ab'atz und um- gekehri zu erschließen. Herr Pachnicke wünscht finanzielle Unterstützung der A r beit s n a ch io e i s v e r band e Kür jetzt sollen dafür disponible Mittel flüssig gemacht werden. Werden diese gut angewandt, wie ich hoffe, so wird in denc Erat sür 1010 ein Betrag danir ansgeworsen werden. iVcifall.j Abg. H v r n - S n ch s e n iSoz.s plädiert in gussühr- licher Weise sür die svzialdemokraliiche Resolution betresss Arbeitcrschntz in Glasliiilten und besürivorier dann noch kurz die weiteren Resolutionen seiner Partei. Redner wirft n. a. deni Abgeordneten !>. Liebcrt vor, in einem Vor- cragc sich gefälschter Lohnlisten bedient zu haben und wird deshalb vom Präsidenten zur Ordnung gerufen. — Abg. Kämpf Ureis. Vp.j wünscht Publikation des Handels vertrags mit Portugal. Graf Kanitz meinte neulich, der .Zolltarif sei nicht hoch genug. Der Zolltarif für Schuh- wcrren 'ei ungenügend. Mit Recht klagten schon jetzt alle Haushaltungen über hohe Schuhwarenpreise. linier Zoll tarif veranlaßt andere Staaten, ebenso ablehnend gegen uns zu verfahren. Das zeige auch der Handelsverlrag mit llorrugat. Wende dieses gegen uns seinen Generaliarif an, w müsse nufere Ausfuhr nach Portugal schwer leiden: Genio verhielt es sich mir Frankreich, Kartelle und Snn- ikaie seien das natürliche Bestreben dieser Konzentrativn um Zii'ainiiienschlntz, aber es sei ei» Fehler, durch staat- tiche Hilfe diese Konzentration künstlich zu fordern. iSehr i'chtigü Es iei das gute Recht, auch der ,Industrie, sich zn- 'annneii'.uichlietzeii. 'Aber der Widerspruch beginne da, wo das Bestreben einietze, dem Inlande ^„re Preise abznneh- men und an das Ausland billiger zu liefern. Wenn Gras o. Kanitz die billigen Lieferungen von Kohle an das Aus land verurteilt, io >ei es ebenso zu verurteilen, wenn unsere Landwirtschaft im Inlanüe teure Preise für Getreide nimmt, während sie das Getreide au das Ausland billiger liefert. »Sehr richtig!» Durch billige Preisstellungen im! Anslande für Kohlen, sür Getreide und sür Eisen wird bewirtt, datz das Ausland kvntiirrenzsähiger wird als daö Inland. Redner erklärt die Zustimmung seiner Freunde >nr Zentrnmsreivliitivn lxstrefsend zollfreie Roheisen-Ein fuhr^ und wendet sich weiter entschieden gegen die Ausdeh nung der Einsuhr'cheine aus die Einfuhr auch anderer, Waren als Getreide. Anfhören müsse der fortgesetzt« Pro-! iektionismuS, anfhören auch die fortgesetzte Belastung des 'Verbrauchs, und ebenso müsse dafür gesorgt werden, datz uns die Grenzen der fremden Staaten wieder mehr geöff net werden. — Abg. L t r u v e Ereil. Vgg.l geht nochmals ans die Aerzleirage speziell in Köln ein und erwidert dein Staatssekretär, zu einem Streike würden die Aerzte nur areisen. wenn sic es für vereinbar mit ihren Berufspslich- ken hielten. Zum Schluß übt Redner 'charse Kritik an dem Vorgehen der Verwglknug im Giescheichcn Werke in Ober- chlencn gegen den Bund technischer Angestellter. -- Weiter- bercnnng morgen 2 Uhr. Schluß »ach 7 Uhr. Aus dm Reichstagskommiistonen Berlin. tPriv.-TelI Die B u dg e t l o m m i s s i o n unterbrach heuic die Beratung des Etats des Auswärtigen Amts und verhandelte über Postdampfer SubvcnlionSvor- iagen. Der Referent Dr. Temler richtete an die verbünde ten Regierungen die Anfrage, ob nicht die Deckung des er- iardcrlichcn Betrags aus dem Koloinalclat erfolgen könne. Die Abstimmung über die Vorlage wurde schließlich aus- aesetzt bis nach Beratung des Etats für Ncu-Guinca, die morgen erfolgen soll. Berlin. sPriw.-Tel.) Die verstärkte Gcschäfts- ordnungskom Mission lehnt« in ihrer heutigen Sitzung die Zulässigkeit der »kurzen Anfragen" ab. Ein Antrag, wonach, wenn ein Vertreter des Bunoesrats außer halb der Tagesordnung das Wort nimmt, über feine Aus führungen eine Diskussion zu eröffnen ist. wird mit der Beschränkung angenommen, daß die Diskussion aus Antrag eines Mitgliedes ohne weitere Erörterung vom RcichStaq vdschloken wrrben kann. ÜSHer Liese, sowie über die tn früheren Sitzungen aesaßien Beschlüsse wird noch eine zweite Lesung stattsinden. Berlin. sPru»Tel.) Die Kvmmtssivn für die große G e w « rb e » ov el l e erledigte heute die Brstim mung üder di« Konkurrenzklausel. Dann wurde über den Antrag der Sozialdemokraten auf Einfügung einer Bestim mung. Li« für Betrieb« mit nrtndestens 20 Arlbeitern mit ununterbrochener Tag. und Nachtar-eit drei RonatSschtch. te„ vvrschreibt und über den Zentrumsantra- auf Sin- kührung eines lvstündlgen Riarimalavbeitstages für alle Kabrik«rrbeiter «erhandelt. Ein BundesratSver- treter erklärte den gefetzltchen 10 Stunde »tag für unannehmbar. Auch dem sozialdemokratischen Antrag können die verbündeten Regierungen nicht zusam men. da die gesundlieilsschädllcheii BvrauSsetznngen sür eine» svlcheu gesetzlichen Eingriff nicht vorlägeu. Mit Ber- vrdttungen fei der Bnndesrat bereits vvrgegangen. Das Zentrum beantragte weiter für die Kenerarbeiter de» ge setzlichen 8 Stnndentag. Auch diesen Antrag erklärte die Regierung sür nicht annehmbar. Weiterberatung Ton- nerstag Preußischer Laudtag. Berlin. (Priv.-Tel.» Da« Abgeordnetenhaus wies die P f a r r e r b e s v l ü n u g sg e s e tz e a» die Kom mission zurück, da dazu neue Anträge vvrliegen. uud führte dann die zweite Beraiuna der L e h r e r be s o l d n n g s v o r l a g e ,veiler. Zic lebliasten Auseinandersetzungen kam es zwischen dem Abgeordneten Dr. Hahn und mehreren Rednern der Linien wegen des von Dr. Hahn erlassenen Zirkulars zur Enivselilung des Lehrerblattes. Dem Ab geordneten Dr. Hohn wurde deshalb dev Vorwurf illonalen Verhaltens gegenüber dem Kompromiß gemacht, was er entschieden znrückwies, wobei er die Vermutung anSsvrach, datz das Zirkular durch Diebstahl in den Besitz des „B. T." gelangt sei. vielleicht durch denselben Dieb, der seinem freunde Elaase» in der Hannoverschen Versammlung Hut und Patetvt gestphlen. Zum deutsch-sranzösischen Marokko-Abkommen. Paris. Zm heutigen Ministerrat teilte Minister P i ch o n mit. datz der Text des deutsch-sranzösischen Abkommens üder Marokko von seiten Frankreichs der spanischen, russischen und englischen Regierung und von seiten Deutschlands der ofter- reichisch nngarischen und'italienischen Regierung bekanntgegeben worden sei. Der sranzösische. sowie der deutsche Geschäfts träger in Marollo hätten das Abkommen dem marokkanischen Minister des Aeutzeren notifiziert. Es sei von den Mächten freundlich ausgenommen worden. Der Ministerrat beschloß, den französischen Botschafter in Berlin. Cambon. aus Anlaß des Abkommens zu beglückwünschen. P a r i s. Das neue üentsch - sranv s i s ch c A b - t o in in e n bezüglich Marokkos wird in Paris mit Be friedigung begrübt. Die vom Staatssekretär v. Schoen und dem sranzöstschen Botschafter in Berlin Eambon unterzeich- »ele Erklärung stellt eine Anerkennung des sranzösischen Ltandvnntles dar, daß Deutschland in Marokko nur wirt- ichaicliche Zuleressen hat, denn sic bestätigt die politische lliieigennützigleit dieser Großmacht, die zugleich eine neue feierliche Versicherung erhält, datz ihre wirtschaftlichen Znler- enen durchaus und volllvminen gewahrt bleiben werden Die Erklätiing war in der deutschen Reichskanzlei durch das seil Zähren bei den Großmächte» zutage getretene Be dürfnis nach einer Verständigung inspiriert worden. Sie läßt dev Wnuich der denkichen Regierung und des Kaisers erkennen, an dem allgemeinen Pazifiziernngswerke Zrank- reicns, seiner Verbündeten und seiner Zrennüe in voll ständigerer Weis« mitznarbciicn. Das Abkommen wird ebenso gut in Petersburg, Madrid und London ausgenom men werden. England wird darüber nur befriedigt sein tonnen, wenn es sieht, daß .Deutschland die Prinzipien, denen England seit dein 6. Avril lnvk folgte, bestätigt. P « r i s. linier dem Titel: »Das Ende des Alp drucks" schreibt die „P e t i l e R öp u b l i a n e: Frank reich und Deutschland treten in ein Stadium bestimmter objektiver Verhandlungen ein. Das allein bildet eine Tat sache von ansehnlicher Tragweite. Die marotkanische Zrage. die im Grunde genommen eine französisch-deutsche war. hört sozusagen ans, eine internaiioikalc zu sein. Es in nicht überflüssig, hervvrznhebe». datz die deutsch-fran zösische 'Verständigung in der Luft lag. Tie öffentliche Meinung und die Presse Deutschlands schienen dieselbe zu söracrn. Dieser gute Will«, und diese Vemühnugcu haben ihre Zrüchte getragen. Znm ersten Male seit lü Jahren haben sich Frankreich und Deutschland über eine heikle wrage l» genauer Weile barm kick" ohne Rückhalt und .Hintergedanken geeinigt. — ,,Les R o u v c l l e s" sagen: Auch ohne dem Abkommen eine übermäßige Tragweite beiznineneu, wird man sich über dasselbe freuen, denn es macht dem beunruhigende» marokkanischen Problem, aus dem jeden Augenblick allerhand Verwicklungen hervvr- gehen konnten, ein Ende. Berlin. iPriv.-Tel.j Tic »Boss. Ztg." schreibt sehr kühl: Es ist natürlich mit großer Genugtuung zu be grüße», daß Deutschland und Z-rcuikreich ein Abkommen über Marokko getroffen lmvcn. doch möchten nur die Be deutung dieser Vereinbarung nicht überschätzen. Eine An näherung E'-U'chcn Deutschland und Frankreich '» der Marokkvfragc ist in politischer Hinsichi um so erfreulicher, als sie an demselben Tage und jus» z» derselben Stunde be absichtigt wurde, wo König Eduard seinen Einzug in Ber lin hielt. Der Znhali in dem Abkommen ist jedoch recht »»wesentlich. Was darin seilgesetzt wurde, sieht hereits im Algeeiras-Vertrage. Wenn Kraut re ich diesen Vertrag fortan lopaler enthalten will, als es bisher der Kall war, soll es uns gewiß recht sei», Deutschland hat politische Ziele in Marokkv ohnehin nicht verfolgt. Es ist i» seinen rein wirt schaftlichen Zntereisen in Marokko trotz des Algcciras-Ver- troges beeinträchtigt worden. Wir erinnern z. B. an den Haienban von Larraich, der nach der Algceiras-Akte von deutschen Kinnen ansgeführt werden sollte, jedoch ans Schwierigkeiten stieß, die ihm von den Kranzosen in den Weg gelegt wurden. Ein etwaige« Zusammengehen fran zösischer und deutscher Unternehmer und Kapitalisten bei der Erschließung marokkanischer Bodenschätze, sowie bei der Entwicklung des marokkanischen Verkehrswesens werde sol chen unerfreulichen Ausschreitungen hoffentlich «in Ende machen. Ebenso läßt sich über die gemeinsame finanzielle Unterstützung Marokkos reden, doch auch über diesen Punkt enthielt die Algeeiras-Akte bereits Bestimmungen, so daß das jetzige Abkommen auch in dieser Hinsicht nichts Reu«s bringt. Bemerkenswert ist. datz das Staatödokumcnt, das heute unterzeichnet wurde, auch wieder von der Integrität Marokkos spricht. Solange sich Eajablanea und Udschda in sranzöstschen Händen befindet, hat das Wort Integrität nicht die Bedeninng, die ihm das amtliche Dokument beizu legen scheinr. Wir erfahren übrigens, daß der Anstoß zu der Vereinbarung nicht einseitig erfolgt ist .sondern daß beide interessierten Mächte gleichzeitig den Wunsch ausge- sprochcn habe», zu einem Einvernehmen zu gelangen. Elstmeneeau über die politisch« Lage. Pa r rs. Ein Mitarbeiter des ,/Lidcle" berichtet, Mini sterpräsident Eksmenocan habe ihm heute folgendes er klärt: Zn der äußere» Politik steht alles gut. In bezug auf die B a l ka na n g e leg c nh« i t e n geht man einer baldige» Verständigung entgegen. ES handelt sich jetzt nur mehr um Erörterungen zwischen den Finanz« leuten. Man mird sich oder gleichfalls Eduard ist ein« sehr gute Sache für den Frieden. Die deutsche Preffe hat -teS zuerst begriffen, und sich dazu be glückwünscht. Zur L«a« t« Orient. Konstantinopel. Nach einer Privatdepejch« der »Kcnt Tazetta" auS Petersburg hat Minister des Aeutzeren Kswolsk i dem Botschafter Tu plan Pascha mUgeteUt. Laß er den türkische» Gegenvorschlag dem Ministerrat vorlegen werde. Zn diplomatischeu Kreisen sowie tu der Press« hat der Gegenvorschlag Bedenken uud B c wegung erregt. Trotzdem hosse rnaii, daß da» russische inett einen de» Interessen der Türkei entsprechenden Beschluß fassen werde. Minister Iswolskt sei bereit, unter den geaenwärttge» 'Verhältnissen der Türkei Beweis« seiner Freunüschast zu goben. Er sind« aber den türkischen Gegen Vorschlag schwtertg. Dt« russisch« Antwort werde in «in bis zwei Tagen gesandt werden. Xonftantinopel. (Priv.-Tel.) In Adrianopel ist ein bulgarisches Gymnasium gänzlich nieder ge brannt. Das Feuer wurde aus politischer Rache angelegt. Sofia. (Priv. Tel.l Di« Regierung gab Befehl, die Reserven der 8. Division zu entlassen auf Grund der Versicherung der Mächte, dast der Streit mit der Türkei der fried tichen Entscheidung nahe sei. Sofia. lPriv.-Tel.) Die Subranje bewilligte auf An trag eines Abgeordneten des Landwirtschaftlichen Bundes die Einführung einer I u n g g esc l t e » st e u e r derart, datz " lle über «der Iunggesc Iunggesell, kü Jahre eine Schulsteuer von jährlich 0 Francs entrichten soll. Arbeitstosen-Exzessc in Berlin. Berlin. jPriv.Tel.j An die sozialdemotrattschen Ar- deitslosenversaminlungen schlossen sich Stratzendemonstra tionen, an denen sich etwa 10000 Personen beteiligten. Die Besucher der Versammlungen im Osten und Süden vereinigte» sich in der Koppeiistraße zu einem einzigen Zuge und zogen nach der Oranienstratze. Unter den Rufen: ..Arbeit!" „Niäier mit Bülvw!" „Hoch die Proletarier!" zog die Menschenmasse schließ Uch in die Prinzenstratze ein, um ein Zusaminentrcfsen mit der Polizei, die den einen Teil der Annenstraß« abgesperrt hatte, zu vermeiden. Plötzlich wurde das Signal gegeben: „Alle Fah nen herunter!" Hierauf begann ein wohlorganisierter Sturm auf die Pferde uud Automobil Omnibusse. Die Wagen wurden von den Sozialdemokraten znm Hallen gezwungen, woraus sic die Fahnenstange» zerbrachen, die Fahnen zer rissen und auf den Stretzyndaini» warfen. Dann zog die Menge in die Kunkerjtratze, wo an der Ecke der Mackgrase», stratze ei» Zusammenstoß mit Fußtruppen und Kürassieren erfolgte. Ein ohrenbetäubender Lärm, ver mischt mit Pfeifen, wurde angejtimint. und die berittenen Ossi ziere hatten alle Muhe, sich aus den unruhig gewordenen Psei den zu halten. Als die Demonstranten die Arbeiter-Marseillaise sangen, ließ der Kapellmeister „Heil dir im Siegertranz" tnto nieren. An der Ecke der Kochstraße schien cs, als oo es zu einem ernsthaften Zusammenstöße mit den Gardeschützen kommen sollte. Der aus der Kochstraße kommende Schützenzug mußte an der Ecke halten, weil die Massen wie eine feste Mauer sich ent gegenstellten und fortwährend riesen: „Rieder mit Bülow!" „Hoch die Proletarier!", worauf der führende Offizier kurz eut schlossen das Kommando gab: „Tritt gefaßt!" Die Schützen rückten nun in sestem Paradeschritt gegen die Menschenmauer an. Die Massen gaben ihren Widerstand auf und ließen die Schützen passieren. Am Gendarmenmarkte erreichten die Exzesse ihren Höhepunkt. Die Demonstranten rillen alle erreich baren Fahnen von Privathänsern und Cafes herab und zerbrachen die Fahnenstangen. Der Inhaber der evan. gelischen Buch- und Kunsthandlung von Müller wurde, als er seine Fahne retten wollte, von den Sozialisten um lingt und blutig geschlagen Am Wilhelmsplatz mur den einige Fahnen des Kcnserhoss zerrissen. Auf Veranlassung eines Polizeioffiziers drangen etwa 30 Schutzleute in di« Mille des Zuges und teilten diesen in zwei Teile. Der eine Teil wurde in die Mohrenstraße, der andere nach der Mauerstraße verdrängt. Da die Schutzleute mit Stößen und Schlügen nicht sparten, so befanden sich die Demonstranten bald in voller Flucht aus die Leipziger Straße zu. Aber auch dort wurden sie von Schutzleuten im Laufschritt verfolgt. Die zersprengten Domo» siranten sammelten sich dann nach und »ach wieder, machten dann aber keinen Versuch mehr, in das Innere der Stadt ein ziidringeii, sie zogen in kleinen Trupps nach dem Osten und zerstreuten sich dort in der Tannenstraße. In der Rühe der Kanonierstraß« rottete sich nachmittags ein Trupp von etwa 300 Arbeitslosen zusammen, hielt die Omnibusse an und riß die Fahnen vom Deck herunter. Von der Taubenstvaße versuchte der Zug nach dem Schlosse vorzudringen, wurde aber von der Polizei angebalten und zurückgedrängt. :n. Man wird sich schließlich auf Grundlage der einen anderen Ziffer einigen. Auf deutscher Seite steht hsallS alles aufs Beste. Die Reise des KSntaS Berlin. lPriv. Tel.i Das Befinden der Königin Wilhclmina von Holland ist, wie aus dem Haag gemeldet wird, ausgezeichnet. Die Königin macht ihre qe wohnten Spaziergänge und ordnet selbst alles zu dem be- vorstehenden Ereignis an, das in etwa ö Wochen erwartcl wird. Berlin. tPriv.-Tel.i Der bisherige interimistische B a u k v o r sta ii d Aue in Limbach in Sachsen ist zum Bankvvrstand bei der Rcichsbank ernannt worden. Berlin. iPrrv.-Tel.j Bei den heutigen Flugver suchen Armand Zipfels auf dem Tempelhoser Felde erhob sich nach dem Start die Maschine zu einer Höhe von .'3 Metern und flog in der Richtung gegen -aö Steuer- Häuschen. Dann wendete sie, flog die Ehaussce entlang, beschrieb abermals eine Kurve in der Rähc des Bah» dämme« und landete. Die Zeit dieses Versuches betrug drei Minuten, die Länge 2000 Meter. Bei einem zweite» Versuche legte Zipfel 800 Meter in einer Höhe von lö Metern zurück. Der dritte Klug wurde durch zwei Zwischen landungen nitterbrvcheii. Hierbei wurden Strecken zwischen lOO und S00 Metern genommen. Günstige Witterung vor ausgesetzt, dürsten morgen weitere Versuche stattfindc». Berlin. sPriv.-Tel.j Zm amtlichen „Reichsangciger" werden morgen einige im Kaiscrl. Statistischen Amte er mittelte Hauptergebnisse der am 12. Juni 1'>07 vorgenvin menen V e r n s s z ä l, l n n g in, Deutschen Reiche im Ver gleich zu den vorliergcgangenen Bernsszählungen in den Zähren 180', und >882 veröffentlicht werden. Berlin. lPriv.-Tcl.j Nach Unterschlagung von I 0 0 0 v Mark ist der 33jährtge Buchhalter Georg Baumann, ser als Filraloorsteher der Berliner Paketsahrt-AktiengeseMchast Starke u. Co. die Filiale in der Potsdamer Straße SO leitete, flüchtig geworden. Berlin. tPrio.-T«l.) Zur Ermordung des Se kretärs Bcckert in Santiago wird mitgetcilt: Der hie sigc chilenische Geschäftsträger sprach gestern im Auswärtigen Amt im Namen der chilenischen Regierung sein Bedauern über d«» Vorfall in Santiago aus. Weder im Auswärtigen Amt, noch auf der hiesigen chilenische» Gesandtschaft sind bis i gehende Nachrichten über die mit dem Brande der Gcschcif der deutschen Gesandtschaft und der Ermordung des S Bcckert zusammenhängenden näherest Umstände «ingetroffen: doch wird in maßgebenden chilenischen Kreisen versichert, daß die chilenische Regierung alles aufbictcn werde, um der Schuldigen habhaft zu werden und sie der gerechten strafe auszulieforn. Hamburg. (Priv.-Tel.) Ein Kommando des Har- burger Pionier-Bataillons Nr. 3 wurde unter Führung einer. Hauptmanns " ^ Eismas' Dammbru Wilhelmshaven. tPriv.-Tel.) Durch den Brand in Blexen find 6 Millionen Kilogramm Petroleum vernichtet worden. Der Schaden beträgt 4 Millionen Mark. Oldenburg. Nachdem der oldenburgische Landtag in seiner Sitzung vom ö. b. M. einen Antrag -es Abg. Müller-Grage, der die Einführung des ausgedehntest«»« Plural Wahlrechte- bezweckte, mit 22 gegen 21 Stim men angenommen hatte, wurde heute derselbe Antrag, über den nach der Verfassung zweimal abgestimmt werden mutzte, mlt Stimmengleichheit abgelehnt, well fich tn-wtschen der Abg. Funch, der früher nicht abg<ftlmmt Katt«, »ur da« maliaen Minderheit fchlug. Ferner wurde die Einfüh, anns nach Dömitz beordert, um die dort angehäufte» rssen zu sprengen, da das Hochwasser der Elbe ruche hervorzurusen droht.
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