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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 05.11.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19131105024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913110502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913110502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-11
- Tag 1913-11-05
-
Monat
1913-11
-
Jahr
1913
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Zresdner Nachrichten Rr.M einer aus vier Köpfe» bestehende» Kollidiebrsbande stand. Nach lange» Beobachtungen war eS Mitte Januar ge- Inngen, Sie Bande hinter Schloß nnd Riegel zu bringen. Als Lange dem Untersuchun iSrichter zum Verhör vor- gesührt werden sollte, wandte er sich nach Verlassen seiner tzinzelzelle des Untersuchungsgefängnisses dreist an einen Oberanfseher, der gerade des Weges kam, stellte sich ihm als .Staatsanwalt König" vor und erklärte ihm, daß er vom Oberstaatsanwalt de» Auftrag habe, den Durchstechereien ini Untersuchungsgefängnis endlich ein Ende zu machen. Er ging dann in das Zimmer des Staatsanwalts hinein, holte ein Aktenstück, das er dem Oberaufseher übergab und wies diesen an, ans ihn zu warten, bis er von einer kurzen Besprechung mit dem Oberstaatsanwalt zinückkomme. Kalürlich verschwand er, doch gelang es bald, seiner wieder habhaft zu werden. Karlsruhe. «Priv.-Tel.i Leit einigen Tagen wird hier der NechtSanwalt Dr. Karl Lorenz vermißt. Sr ist ». a. Testamentsvollstrecker im Nachlasse deS UNO verstürbe. nenProfessorS von der Kunstakademie Sinit Lchurtb. Im Lchnrtlisclieii Nachlasse sollen sich etwa 8l>0W«> Mark befinden. Lchnril, hatte in seinem Testament neben Liegenschaften anch etwa IläOl'ü Mart seiner Hcimatgemeindc Neustadt im Lchwarzivald vermacht, von denen diese aber erst etwa ein Drittel der Lumme erhalten bat. SerMches und Sächsisches. Dresden, 4. November. - * Le. Majestät der König nahm heute vormittag militärische Meldungen entgegen und reiste nachmittags 7, Uhr 19 Min. nach Libullcnorl. Dem «Oeli. Oberrcgicrnngsrat Schlosser, Vor- tragendem Rai im prenslischen Minisierinm des Innern, ivnrdc das Kvmturkrenz ö. Klasse des Albrechksordens ver liehe». ^ Dem technischen BeiriebSinspektor Schulze an der Landeaaiislalk Hochweitzichen ivnrde anläsilick seines Ueber- itiltes ,n den .Nuhestand daS Verdicnslkrenz »erlichen. — Der König hat genehmigt, das, der Kaufmann Hugo L i n d e m a n n in Alexandrien den preußischen Roten Adlerorden I Klasse und der Handelöberichtersiatter Hans Reiz in Bukarest das Üiitterkreuz des rumänischen Kronenordens aiiiiehinen und tragen. * Eine 'Vcgriißnng des neuen Fußartilleric-Regi- ii,eine- Nr. l!> fand heute in (Gegenwart von Abordnungen der gesamten Garnison Dresden durch Se. Exzellenz den t o in m andierende n «'> eneral d' Elsa statt. Dieser ltiesi den neuen Truppenteil, welcher eine achtbare Vcr- iiarkiing der Kampfkrasl deS Korps darstelle, mit herzlichen Worten willkommen und wies besonders ans die Bedeutung der Fußarcillerie als Feldmafse bin, die sic gewonnen hat, seitdem eS ihr gelungen ist, mit ihren flott trabenden schweren Pferden die schwere Haubitze den Fcldtruppcn überallhin folgen zn lassen. Die Begrünung endete mit einem Hurra ans Le. Majestät den König. Daran schloß sich eine Besichtigung der Kaserne mit ihren Einrichtungen, Ser Ställe und der Pferde. * Der Königl. Lachs. Altertumsvcrcin crvssnctc gestern abend seine Winterversammliingen im Kurländer Palais am Zenghansplatze. Der historische Raum ver mochte diesmal die Zahl der Teilnehmer kaum zn fassen. Unter den Erschienenen bemerkte man Ihre Exzellenzen die Herren LiaatSminisrer «Generaloberst Frei Herrn o. Hausen. DDr. Beck. Graf Vitzthum v. Eckstüdt, v. Scndewitz und Dr. Nagel, ferner den Königl. Oberstallmeister General leutnant z. D. v. Hangt, den Oberschloßhauptmann Wirk!, Geh. Rat v. Earlowitz-Hartitzsch, den Geh. Rat Professor Dr. Fiedler, sowie die Herren Kabineitssckrctär Geh. Rat v. Banmann, Kreishauptmann Dr. jur. Krug v. Nidda. Als Vertreter Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen war Se. Exzellenz der Herr Generalleutnant v. Earlowitz an wesend. Kurz vor l-8 Uhr erschienen Ihre Königl. Hoheiten der P r i n z und die Iran Prinzessin Johann Georg und die Prinzessin Mathilde, die von den Herren Geb. Negierungsrat Dr. Ermisch, Geh. Hofrat Pro fessor Dr. EornelinS Gurlitt nnd ObcrregicrnngSrat Dr. Lippert begrüßt wurden. Die beiden Königl. Prinzessinnen nahmen in der vordersten Sitzreihe Platz, während Seine Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg den Vorsitz über nahm. Herr Geh. NegierungsTat Dr. Ermisch begrüßte nunmehr die Versammlung. Dann referierte er über den genußreichen Stndienanöslug nach Naumburg und teilte mit. daß anch Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich Ebristian den Wunsch ausgesprochen habe, dem Vereine als Mitglied anzngehören. 'Nachdem aus Vorschlag des Herrn OberregierungSrats Dr. Livvcrt eine Anzahl neuer Mit glieder einstimmig ausgenommen morden waren, ergriff Se. .König!. Hoheit der Prinz Johann Georg das Wort zu seinem Vorträge über „König Johann von Lachse» und Herzog Joseph von Sachscn- A I t e n b n r g". Ans Grund einer großen Anzahl in seinem Besitze befindlicher Privatbriefe der beiden Fürsten gab der vrinzliche Redner eine schlichte nnd ungeschminkte Dar legung de.- idealen Freundschaftsverhältnisses, das zwischen dem Prinzen Johann von Sachsen, dem nachmaligen König, ind dem Her.og Joseph von Sachsen-Altenburg geherrscht aal Priin Johann Georg wies einleitend daraus hin, daß er vor zwei .fahren liier an dieser Stelle in der Lage ge- weien sei, über den Briefwechsel zwischen König Johann und den Heiden preußischen .Königen zu referieren. Heute volle er der Freundschaft zwischen dem Prinzen und König Johann und de» Her»«« Joseph von Sachsen-Altenburg gedenken. Der Briefwechsel zwtsche» diesen beiden Fürst lichkeiten biete auch manche» Interessante, wenn er auch nicht da» große Interesse beanspruche, wir die Briese, die König Johann mit den beiden preußischen Königen ge wechselt habe. Prinz Johann und Herzog Joseph hatten sich gelegentlich einer Anwesenheit tn Jahnishausen kennen gelernt, woraus der Freundschastsbun- kurze Zeit daraus während eine» Balles in der WelnbergSvilla t» Wachwltz geschlossen wurde. Der Redner verlas eine Anzahl Stellen aus Briefen beider Fürstlichkeiten, dir interessante Ein- blicke tn die Verhältnisse der damaligen Zeit und in die Be ziehungen zwischen dem sächsischen Köntgshause und dem herzoglichen Hause Sachsen-Altenburg gestatteten. Vom Herzog Joseph seien insgesamt 132 Originalbriefe in seinem Besitze, während vom Prinzen und König Johann leider nicht alle Briefe erhalten geblieben seien. Dies sei sehr zu bedauern, da auS diesen Schriftstücken mancher Aufschluß über die Gedanken und Ansichten des König» hätte gegeben werden können. Der Briefwechsel zwischen den beiden Für sten begann am 30. Mai 1820. Sr war sehr lebhaft und er streckte sich vielfach auf die Famtliencrcigntssr in den beiden Fürstenhäusern, auf die politischen Verhältnisse am Anfänge des vorigen Jahrhunderts und aus die Tätigkeit de» Prin zcn Johann in der Ersten Kammer, sowie als Schriftsteller. Die Briese enthalten u. a. interessante Bemerkungen über das treue Zusammenhalten der beiden Linien des Hauses Wcttin, über die Rückkehr deS König» Johann nach Sachsen im Jahre 1886, einen Vorschlag des Herzogs Joseph, nach dem die sächsischen Hcrzögr aus ihre Souveränität unter Wahrung ihrer Rechte verzichten sollten, um die Macht des Königs von Sachsen zu stärken. Ein anderer Vorschlag be traf die llebernahinc der Leitung der evangelischen Kirche für Sachsen durch den Großhcrzog von Sachsen-Weimar. An» beiden Vorschlägen ist bekanntlich nichts geworden. Anch der Wunsch nach einer Einigung Deutschlands kam in den Briefen mehrfach zum Ausdruck. -Herzog Joseph sprach sich auch wiederholt gegen den Herzog von Sachsen-Kvburg aus, der sich aiischrilkcnd seiner Sympathien nicht erfreute. Am ?«>. Mai 186.', telegraphierte König Johann an den Her zog Joseph: „Wir haben einen Jungen!", womit er seinem Freunde die Geburt unseres jetzigen Königs anzcigtc. In einem Briefe an den König Friedrich Wilhelm sprach sich Herzog Joseph für die Rückgabe Hannovers aus. Weitere Briese behandeln Aussprüche deS Fürsten Bismarck, die Hal tung Preußens in der damaligen Zeit nsw. Zwischen dem schriftlichen Verkehr trafen sich die beiden fürstlichen Freunde auch wiederholt in Dresden, wo Herzog Joseph im Hotel „Stadt Berlin" und im -Hotel „Stadt Nom" absticg, da es damals noch nicht Sitte war, daß von auswärts kommende Fürstlichkeiten im Rcsidcnzschlosse Wohnung nahmen. Ge legentlich dieser Besuche in Dresden wurden Ausflüge nach Pillnitz nnd nach der Bastei gemacht, wobei sich oft Gelegen heit zu ungestörter Aussprache für die beiden Fürstlichkeiten bot. Auch in Schloß Hummclshain fanden später Zu sammenkünfte zwischen den beiden Freunden statt. Der Briefwechsel erlosch mit dem Tode des Herzogs Joseph. Prinz Johann Georg schloß seine lichtvollen und klaren Ausführungen mit dem Hinweise, daß die beiden fürstlichen Freunde dem sächsischen Königshaus!! als Erbschaft die Freundschaft zwischen den beiden Familien hintcrlasscn haben, die auch in Zukunft noch recht lange fortdaucrn möge. Herr Geh. Regierungsrat Dr. Ermisch sprach dem Redner den Dank der 'Versammlung für den ausgezeichneten Bortrag aus. -* Die Lehrerschaft des Lchulaussichlobrzirkes Dresden I hielt heute vormittag von M/2 Uhr an im großen Saale des „Bereinshanscs" ihre 30. amtliche Hauptversammlung ab. Der Raum zeigte das üb liche Bild erdrückender Fülle. Eine Reihe von Ehren gästen hatte sich «ungesunden, darunter Geh. Schulrat Kühn, die Bczirksschulinspcktoren Bang nnd Lange, Stadt rat Matthcs, Stadtschulrat Thümmlcr. viele Geistliche, pensionierte Direktoren und Lehrer. Nach dem gemein samen Gelang „Womit soll ich Dich wohl loben'?" sprach Direktor Tätzner von der Gutzkow-Bürgerschule ein tiefempfundenes, herzeindringcndeö »lebet. Nun begrüßte der Königl. Bezirksschulinspcktor Obcrschulrat Dr. Prietzel die Versammelten in längerer Ansprache. Er ging von den erhebenden patriotischen Gedenkfeiern ans, an denen gerade das Jahr 1913 so reich gewesen sei: sie alle seien von den Schulen würdig begangen worden. 1918. eine Primzahl, und auch in Wahrheit unvergleich lich an denkwürdigen Ereignissen „Vaterland, in tausend Jahren, kam Dir solch ein Frühling nicht," wir wollen fortan in unseren Schulen mit noch heiligerem Eifer gesun den Hcimatssinn pflegen und die Jugend ertüchtigen. Die der Lchnlc anvernauten Kinder sollen dereinst tüchtige Männer nnd Frauen werden, das geloben die Lehrer. Im Folgenden erläuterte der Redner das Thema „Heimat»- sinn und Vaterlandsliebe". DaS für nächste» Jahr bevorstehend« Sachsenfest wird ein weithin ragender Markstein gesunden Hcimatsinns, ein fester Eckstein sest- wurzclrrdcr Vaterlandsliebe werden. Kein großer Mann ohne Heimatssinn. AuS dem Heimatboden wächst die Kraft, die in Lebcnsstürmen Großes scknrfft. Er erinnere an Brahms, an Schiller, an den älteren Logau —, an Walter v. d. Vogclweibe, an Homer u. v. a. Der natürliche HcimatSsinn sei natürlich wertvoller als der in der Schule den Kindern eingeimpfte. Dem Großstadtkind werde der HcimatSsinn leider verkümmert: von der Straße weise die Kinder der Schutzmann, vom Hof und Gärtchen der Hauswirt weg. Ein warmes Wort sprach der Redner den Wanderbestrebunsen, sofern sie da» rechte Maß tnne hielten. Schier, deutscher Unterricht, dt« Lehre einer von Prunk und Fremdwörtern freien Sprache empfahl er den Lehrern. Der feste Grund unsere» Volkstum» sei da» deutsche Vaterland: das könne nicht eindringlich genug den Kindern vorgehaltrn werden. Hetmatssinn und GeschichtS- kenntnt» fehle leider weitesten Volkstreisrn. Hier Äesun- düng zn schassen, sei die Ausgabe der Lehrer. Ihnen sei e» tn die Hand gegeben, die Lieb« zur Heimat dem deutschen Volke wieder zurückzugeben. Mit Arndt» Worten schloß Oberschulrat Prietzel seine eindrucksvolle Ansprache: „Dies Vaterland und diese Freiheit sind da» Allerhctligste auf dieser Erde: darum sind sie gemeinen Seelen eine Wehr» aber die Tapferen heben sie zum Himmel empor. Vater land nnd veimat, diese beiden müssen bleiben!" Lebhafter Beifall bekundete die einmütige Zustimmung der Zu hörer. Der Vortrag de» deutschen Liedes von Friedrich He gar, zum ersten Male gesungen vom Dresdner Lrhrergesangvercin unter seinem Chormrister Professor V r a n d r S - Leipzig, leitete zu den beiden Haupt Referaten de» Tage» über. Professor Dr. Schöne vom Flrtchrrschkn Lehrerseminar sprach über „die poli tische Geographie im Dienste der staats bürgerlichen Erziehung". Die pvlitische Geo- graphie, die als Wissenschaft die biologischen Entwicklungs gesetze der Staaten erforscht, könne als Gegenstand des Unterrichts im Schüler Grundlagen für die Bildung einer politischen Welt- und LebcnSanschauung vermitteln, wenn anch nicht im Unterrichte der Volksschule als beson deres Fach, wohl aber al» Vermittler bedeutungsvoller Gesichtspunkte im erdkundlichen Gesamtunterrichte im 7. und 8. Schuljahre. Politisch-geographische Belehrungen setzten einen physisch- und kulturgeographischen Ueberblick über die ganze Erde voraus, verlangten «ine analytische Anordnung des Lehrstoffs, eine stärkere Anwendung deS deduktiven Unterrichtsverfahrens und unter nmßvollcr Zurückdrän- gung der LandschaftSknnde die StaatScinheit als Grund lage der Einzelbehandlnng. In der Fortbildungs schule könne bei der wünschenswerten Behandlung passender politischer TagcSsragcn die scharfe unterrichtlichc Hcransarbcitung politisch-geographischer Tatsachen oder Ver hältnisse und daraus entspringender staatlicher Notwendig keiten einen Schutzwall bilden gegen verwirrende partei politische Londerbrslrcbungen. — Mit gespanntem Interesse war man der gehaltvollen Abhandlung bis zum Schluffe gefolgt. Nach einer halbstündigen Pause ergriff Direktor Pätzold von der 38. Rezirksschnle das Wort zn seinem Vortrag über den „Heimatgedanken im Ge- s ch i ch t s n n t e r r i ch t". Seine Ausführungen bewegte» sich etwa in folgenden Gedankengüngen: Die Geschichte der Heimat sei grundlegend zur Veranschaulichung stam me»-, wie volks- und weltgeschichtlicher Tatsachen. Darum habe der Geschichtsunterricht soweit wie möglich von der Geschichte der Heimat auSzugehcn. Doch sei vor einer Uc Verspannung deS HeimatgeLaukenö zn w arnen : eine rechte Anwendung aber führe zu größerer Berücksichtigung der Kulturgeschichte und der Ge schichte der neuesten Zeit, ermögliche unter Wahrung der geschichtlichen Treue eine lebensvolle Darbietung, rege zur Lelbsttätigkeit an und unterstütze die Befestigung d«S ge- schichtlichen Wissens, stärke endlich das Heimatgcfühl und begründe Vaterlandsliebe und staatsbürgerliche Gesin nung. — Anch diese Ausführungen ernteten den Beifall der Versammlung. Nachdem man noch in einem Akt schlichter Pietät der seit einem Jahre verstorbenen Lehrer des «Schul- anssichtsbezirks Dresden I gedacht hatte, beendete der Elwrai „Unfern Ausgang segne Gott" in der Mittags stunde die Versammlung. — Der Unterricht in allen Dresd ner Volksschulen fiel wie üblich, wegen der Lehrerkon ferenz heute aus. — * Eine Studienreise durch Sachsen unternehmen zur zeit ans Anregung deS Auswärtigen Amtes in Berlin einige Herren, die sich dem K o n s u l a t s d i e n st widmen wollen. Die Gesellschaft besteht aus 17 Assessoren unter Führung des Wirklichen Geheimen LegationSratS Schüler und des Prirxrtdozmten Tr. Bosenik. Die Studienfahrt begann gestern in Zittau, wo verschiedene industrielle Unternehmungen der Stadt Zittau und in Neugersdorf besichtigt wurden. Heute sollten einige Etablissement» in Eberöbach nnd Bautzen besucht werden. In der achten Abendstunde trifft die Gesellschaft in Dresden ein, wo sie im Kaiier-Wilhclm-Hotel Wohnung nimmt. Der morgige Vormittag ist der Besichtigung Dresdner Großstrmen ge widmet. so der Fabriken von Hartwig u. Vogel und Venidze. Am Nachmittag fahren die Herren nach Hcllerau. Am Donnerstag besuchen die Teilnehmer der Studienreise die Strohhntfabrik von Leopold Lcwy und das Photo- und Kinowerk Erncmann. Für den Nachmittag ist ein Aus flug nach Meißen und Besichtigung der Königl. Porzellan- Manufaktur vorgesehen. Abends wird die Wcitcrfahrt nach Ehcmnitz angctretcn, wo die industriellen Unternehmen des dortigen Bezirks besuch« werden sollen. Das Rcisc- vrogramm enthält ferner einen Besuch des Bezirkes der Handelskammern zu Plauen und Leipzig. Am 16. d. Mts. werden die Herren wieder in Berlin eintrcfsen. —* Eine schwedische Studieukommission in Dresden. Tic schwedische Reichskommission zum Studium des Woh nungswesens, bestehend aus den Herren Gerichtsrat Ecder- borg, Sekretär des Sozialdepartemcnts Dr. Sjöstrand, Sekretär des schwedischen TtädtetagcS Dr. Larsion, Di rektor Meurling nnd Dr. Molin. sämtlich aus Stockholm, traf am vergangenen Sonnabend hier in Dresden ein und begab sich in die Geschäftsstelle der Zentralstelle für Wohn ungssür sorge im Königreich Sachse», Werkes war eine ganz gewaltige. Den Ehor stellten Mit glieder des Luther Kirchen-Eliores, sowie deS durch Kunde »stimmen verstärkten Miisikvcreins Dresden-Ost. An der Orgel laß Kantor Richard Schmidt. Reichlich bc- mesienc Pausen verlialien dem Abend zu der üblichen Kon zertlänge. DaS VereinshauS zeigte sich voll besetzt. D. B. Wenn Earl Flesch spielt, jo ist daS immer für alle Freunde ernsten, männlich erfaßten nnd großzügig dahin- gleitendeii Violinspieles ein Festtag. Jeder weiß, daß Fleich eine hervorragende Virtuosität nie zu kokett brillie rendem Lelbstzweck erniedrigt, sondern sie stets in den Dien» der Kunstwerke stellt: jeder weiß, daß man nicht nur genieße» und sich an der zuweilen geradezu orchestralen Klangwirkung seines LirickicS berauschen kann, sondern > uch ernstlich mit nachzuschassen, nachzuerlcben genötigt ist. renn das diesmalige Programm neben Seelenfreudc auch reichliche Olircnwcide bot, io ist nur zu bedauern, daß Flesch vor «o großer Leere spielen mußte. Aber der herzliche Bei- !all der Getreuen mag ilin darüber hinweggetröstct haben. Die untadelige Exaktheit seiner Griffe und die vollsaftige Vogenfülirnng und Anssasiung gaben auch den beiden zum ersten Male gespielten Stücken von G. H. Noren, einem leidenschastlichcn Nocturne und einem prickelnden Eapriccio, die rechte Wirkung. Daß der Künstler bei diesem Werk ausnahmsweise zu den Noten greisen mutzte, kann leine Künülcrichast nicht beeinträchtigen. Bachs Chaconne war cin Meisterstück. Mit Wieniamskis Scherzo-Taran tella und PagcininiS D-Tnr-Konzert erhielt der Abend «einen glänzenden Schluß. August Gollner am Klavier suhlt sich in erster Linie als Begleiter. Er gab diesmal auch drei Solostückc für Klavier, von denen uns der ver- lialtene Humor in DraesekcS Fantasicstück in Walzersorm und die lonnig-harmlose Anmut in einem Vlumerschen Intermezzo am besten gefielen. Hw. l* Der Generalintendant des Schweriner HosthcaterS» Freiherr Karl v. L e d e b o u r. ist im Alter von 77» Jahren gestorben. Der Verstorbene war früher an den Theatern in Leipzig und Riga tätig und wurde im Jahre 1883 durch den verstorbenen Grobherzog Friedrich Franz il- zum Hoflhcatcrintendanien in Schwerin ernannt. i80i wurde er durch das Prädikat „Exzellenz" ausgezeichnet, o. Lcdebvur war der Senior der deutschen Bühnenleiter. x* Der Komponist Hans Bronsart ». Schellendorsf, ein Bruder des früheren preußischen Kriegsministers, ist am Montag in München im Alter von 84 Jaürcn gestorben. Seine Gattin, die frühere, bekannte Pianistin Jngcborg, war ihm vor einigen Monaten im Tode vorangegangcn. Bronsart mar Schüler Liszts und ein tüchtiger Pianist. 1860—62 leitete er in Leipzig die Eutcrpc-Konzcrtc. 1867 wurde er Intendant deS Hannoverschen, 1887 dcö Weimarischen Hof- thcaters. In den letzten Jahren lebte Exzellenz Bronsart in Pcrtisau am Achensee. Mehrere Sinfonien und Kammer- mnsikwerkc zeugen von seinem achtbaren kompositorischen Talent. Die Revolution im Pariser Lpernhause. Vom Parstimsabrikauiru zu« Oprrudlrrktor. — e»«aen di« „Münchner" aunsti«oast»n. — Demisstou »es aekrSnktea Messager. Skandalöses. Im Schloß zu Rambouillet, unter dem Szepter Poin- cares, hat der Ministerrat die meltbcdeutendc Frage ent schieden: der neue Direktor der Großen Oper ist ernannt. Politik, Kunst und Gesellschaft stehen Kops, Komponisten, Sängerinnen und bloße Fretkartenjägcr reißen sich die Beine aus. Die beunruhigendsten Gerüchte gehen um, dumpfe Drohungen und Racheschwüre werden laut — wir glauben im Ernst, die Republik ist in Gefahr. Selbstherrlich, da wir im Zeichen des „persönlichen Regiments" stehen, haben Potncare—Barthou einen —- ihren — Mann aus den Thronsesiel der Xoackämie nationale, sie niuaigus erhoben: sich den Teufel gekümmert NM Koterien. Intrigen. Verdienste. Sic bombardierten mit dem Direktortitcl einen Millionär, der bislang Vrilchen- düstc fabrizierte und mit edlem Dilettantismus die musi kalischen Künste beschirmte. Jacaucs Rouch« ist dem Gencralprobcnpublikum durch einen tadellosen Frack und ebensolchen graumilterten Vollbart bekannt geworden. Man wußte von ibm, daß er Mlle. Piver, Erbin der Parstim- sirma. geheiratet hatte und daß er einmal KabtncttSchcf eines .Handclsministers gewesen mar. Sein Vater hatte ihn in die gelehrte kwolo polzckeehniguo gesandt. Jacques zog die administrative, dekorative Karriere vor. Das Destillieren von Wohlgcrüchen befriedigte den sehr distinguierten Ae stücken nicht: er verfaßte eineinhalb theatralische Ab handlungen und kaufte die „Orancko Kovno" sowie das winzige Dliöstrc- äc-8 wo er von tüchtigen Musikern einige interessante Ausgrabungen vornehmen ließ, deren Ruhm aus ihn zurückfiel: Montevcrdi, Lully und Mozart kamen gleicherweise znm Wort. Diese seine künstlerischen Mühen sieht der 53jährige Rouch« jetzt in überraschender Weise belohnt. Als Dank für Poincarö—Barthou erläßt der neue Direktor ein Manifest, in dem er den „Nationalismus der Kunst" verspricht. Allen Interviewern ics waren ihrer fünfhundert!) schwur er: „Mein Ziel ist einfach: ich will an der Restauration der französischen Kunst arbeiten. Wir sind überschwemmt mit Münchner Kunst, die uns ge fälscht und häßlich gemacht von Frankreich nach Frankreich zurückgebracht wird. Wir müssen unseren Künstlern ihren Platz und ihr Anseben wiedcrgeben und die Oper den französischen Musikern» Sängern und Dekorateuren wid men. DaS ist die Hauptsache." Wo hat Rouäi« je Münchner Kunst in der Großen Oper gesehen? Der einzige moderne Deutsche, der zu Worte kam. war Richard Strauß: seine „Salome" wurde von Pariser Malern sehr französisch anS- gestattet, von Amerikanerinnen, Russinnen und nie von Deutschen gesungen. Meint der neue Direktor die Wagiier- schen Musikdramen, ohne die allerdings weder die Direktion Gailhard noch die Mesiager-Brousian hätten leben können? In der Tat. als Brousian sein Amt antrat, bat er den Schreiber dieser Zeilen, ihm doch ein großes Münchner Geheimnis zn enthüllen: in dem Opernhausc der Isar hatte ihm der langsam verbrennende und einsinkcnde Scheiterhaufen der „Götterdämmerung" imponiert. Da wir mit den Münchner Göttern keine direkten Beziehungen unterhielten, konnten wir leider nicht dienen. Nnd so sah man im Pariser „Oropusenle sie« vic-nx" nicht einmal de» Scheiterhaufen „von den groben Jrrtümcrn der Münchner Neuerungen" ungünstig beeinflußt. . . . Wahrscheinlich nee wechselte Rouchs München mit Moskau — er ist Offizier der Ehrenlegion und muß darum nicht unbedingt Geo graphie können. Wenn nämlich fremde dekorative Künste in die Große Oper Einzug halten konnten, waren cs aus schließlich die russischen. Der wildkaukasische Farbenmaler Vaksi pinselte allein ein paar Prospekte für die Gastspiele der NischinSkn und Karsawina. Möglicherweise hat auch der dem persönlichen Regiment entsprungene Direktor mir den
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