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Dresdner Nachrichten : 04.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189902041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-04
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.02.1899
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Beioldungsbeitrag don 1500 Mk. an den jeweilige» Obechos- pkwiger. Die Zahlung dieses Zuschusses ist nun seit Langem an- äesochteii worden, indem das Lanoeskviisistorlum glaubte, daß eine Verpflichtung hierzu Vorlage, der Rath aber dies bestritt und die Auszahlung dcS Zuschusses an Herrn Oberhofprediger Dr. Meier nur in Bezug aus dessen Person bewilligt hatte. Nach dessen Tode hat der Rath die Verpflichtung zur Weiterzahlung für weg gefallen erachtet und es ist ein Kompromiß geschlossen worden, wonach das LandeStonsistorium bis aus Widerruf aus die Gewähr ung des Zuschusses verzichtet, der Rath aber seine Verwalinngs- gibühr aus 650 Mk. Herabsekt und daS Honorar des Vorstehers des Hochbauomtcs ganz in Wegfall stellt, um die pekuniären Ver hältnisse der Sophienkirche zu kräftigen. Das Aerar erspart da durch eine jährliche Ausgabe von 2150 Mk. Dem Beschlüsse des RatheS. die VcrwaltiingSgebnhr zu ermäßige», tritt Kollegium ein stimmig bei. — Ferner lpricht man die Nachbcwilligung von -MO Mark aus, um welche sich die Kosten des Abbruches der JestungS- kascnialle» und Wallmauern aus dem Gemeindegrundslück Gewand- hausstraße 7 erhöhen, und genehmigt den Antaus verschiedener An- nnd Eiuvauten sowie einiger anderer Gegenstände, weiche von der Kommission für die 1897er Internationale Kniistansstellung im Aussiellungsvalaste anläßlich dieser Ausstellung seiner Zeit her- gcslellt bez. beschafft worden sind, sowie die Herstellung der ober irdischen StroinznfnhrnngSanlage für das Abstellgleis in der Fürstenstraße lBetriebslinie Hanptbahnhos—Fürslenstraße) und de» Ankauf des Grundstückes Carnsstraße 18 zu Schulzwecken. Auf dem Dreieck zwischen IvhanncSstraße, Earnsslraße und Bvrngassc werden künftighin ein Dopvelghmnasium. eine Bürgerschule mit 20 Mid eine Bczirksichnle mit 26 Zimmern sich nebeneinander befinden. 8 fasse und die Feststellung des HauShaltplancS für das Bad sowie die Einstellmig von 171.077 Mk. als Kapitalzinseu in den HauS- haltplan und die Einstellung der Einnahmc für die GaSfabrilcii mit 5.201.-101 Mk.. der Ausgabe mit 1.001. l !8 Ml. Gas sür öiscntliche Beleuchtung ist um 100,680 Mk. geringer als im Jahre 1838 einzustellcn gewesen, was seinen Grund darin findet, daß die elektrische öffentliche Beleuchtung weitere Verbreitung gefunden hat. vornehmlich aber darin. daßdie Gasalühlichtbclcuchlung für sämmt- Ilchc Straßenlaternen zum großen Theil schon eingerichtet wurde und im Jahre 1890 vollendet werden wird, so daß ca. OOuO Later ne» damit versehen sind. Ta der Gastönsum bei Glühlicht- bclcuchtung ein wesentlich geringerer ist. als bisher, ist die Mmdercrtragscinstcllung aus der öffentlichen Beleuchtung ge rechtfertigt. — Damit auch die restlichen 2857 Straßcn- Latcmen möglichst noch in diesem Winter mit GaS- alnhlicht versehen werden, bewilligt man -16.600 Mk. — Bekanntlich hat der Rath beschlossen, den die Bcrmiethnng oder Unlervermiethnng von Dheilcu einer Wohnung betreffenden Ab schnitt 6 der Wohuuugsvrdu u n g so lange nicht in Kraft treten zu lassen, bis ein genügendes Angebot preiswertster kleiner Wohnungen vorliegt, als Zeitpunkt des Inkrafttretens dieser Be stimmungen den 1. Oktober 1001 in Aussicht zu nehmen, inzwischen aber durch daS Statistische Amt Erhebungen über die Wohnungs- Verhältnisse und die voraussichtliche Einwirkung der Wohnungs- vrdnung aus diese vornehmen zu lassen. Ehe von der hierüber ausgescrtigtcn Zuschrift des Rathe-S Kenntnis; genommen wird, er hebt sich eine Debatte, die St.-B. Roesncr eröffnet, indem er fcst- flellt. daß er schon l807 zn einer nochmaligen Durchberathung der Wohmn'gsordnnng gcrathcn habe. Ihm gefalle die Ausnutzung des Hinterlandes durch 2 oder 6 Hinterhausbauten gar nicht; auch könnte überhaupt ein Stockwerk niedriger gebaut werden Tic anze Bauordnung mochte etwas strenger gchandhabt werden im .Interesse einer einheitlichen Bauweise. So sei aus der Radeberger» slraßc inmitten der Villenreihe plötzlich ein Pierdestall entstanden. St.-V- Dr. Haeckel verwendet sich für eine Milderung der Vor schriften und St.-V. Buchhändler Heinze II I plaidirt dafür, daß die estadt in energischerer Weile wie bisher für den Bau von kleineren Wohnungen cnitretc, den Gemeinnützigen Banvercin noch wirksamer unterstütze und die für dieses Jahr ausgeworfenen 100.000 Mk. ans den Mitteln der Johann Metier-Stiftung znm Bau von Bc- amlenwohnhänsern bedeutend vermehre. Biccvvrsteher Hartwig spricht zunächst über die theoretische Seite der Frage der Be schaffung billiger Wohnungen. Man müsse sich fragen, wie viel LaS Mindesteinkommen einer Familie betragen muß, wenn sie so wohnen soll, wie es nach den heutigen Forderungen der SanitätS- imd Baupolizei uothwendig ist, und man würde dann in der Großstadt sicherlich ans ein Einkommen von 1600 bis 1500 Bit. kommen. Dann müsse man sich fragen, >vic man die Bauvorschriften für diejenigen Leute erleichtern könne, die weniger Einkommen haben. Jetzt baue man nur thenere, elegante Wohnungen, der einfache Mann flüchte sich in die Dachwohnungen und müsse sich selbst dort mit Schlasleutcn behelfen. Im Jahre 1001 würden die Verhältnisse genau so wie heute liegen, wenn nicht über die Bau- Verhältnisse eine gewisse Besonnenheit eintretc. Um zn ausreichen den kleinen Wohnungen zu kommen, müsse man das billigere Hinterland auSnutzen. Die Banstellenpreise seien hoch, die Arbeitslöhne steigen fortwährend und die Arbeitsleistung mindere sich trotzdem. Als er, Redner, vor vielen Jahren als Zimmcr- geselle in Dresden ciugcwandert sei, habe er in einer Stunde viel mehr Bretter schneide» müsse», als die Zimmerer heute. Wenn das Vorderhaus bis zmn Sims 20 Meter hoch sei. dann müsse das Hinterhaus 11 Meter alfflehen, und mit diffcr Breite sei man auf den Straßen vollkommen zufrieden. Das Hinterhaus brauche keine schöne Faeade und anügebaitte Giebeheilen, während daS IdealhanS des Ministeriums nach vier Eciten offen sei. Wenn die baulichen Bestimmungen nicht ge ändert würden, sei es 1001 genau so wie heute! (Beifall.) Die Hilfe der Stadt sei da viel zu gering. St.-V. Heinze bemerkt, cmc theilwcise Besserung sei van der Mithilfe der Stadt zn er warten, und erwähnt noch die Bestrebungen des Micthbcwohncr- Veiems. — Der öffentlichen folgte eine geheime Sitzung. — Jir^ der von Tr. Schuster in Wien herausgcgebencn „Ainisch-Theraperttischen Wochenschrift" schreibt Dr. Max Nassauer Münchens zur Behandlung de S S ch nnvsens: Vom rein empirischen Gedanken ausgehend, daß der epidemische Schimvfcn eine sehr leicht und sehr schnell übertragbare Iiiseklionstrankheit ist, wenn man auch den spezifischen Bacillus nicht kennt, habe ich bpr Jahre» rein empirisch versucht, die Kranlhcitserrcaer möglichst schnell wieder zu entfernen, sobald sie sich angesiedclt hatten. Das ist mir gelungen. Kommt man mit Jemandem, der einen Schnupfen hat, in nahe Berührung, so wird man schon nach kurzer ->cit durch Niesen, Prickeln in der Nase re. gemahnt, daß man ebenfalls infizirt ist. DaS ist eine alltägliche Erfahrung. Es habe» also die Sclmupscnerreger sich in unserer Nasenschleimhant aiMsiedelt. Beobachtet man diesen Zustand weiter, so wird man nach einiger Zeit allgemeines Unbehagen, auch geringere Ficber- erscheinungen rc bemerken, ein Zustand, der anzei'gt, daß cine All- aemeininsektioii stattycsiniden bat. Da man, wie gesagt, durch die Reaktion der Naienschleimdaut ans den eingedrnngenen Reiz glück licher Weise sehr bald daran gemahnt wird, daß man inficirt ist, da ferner der Ort der Infektion für therapeutisches Handeln un gemein zugänglich ist, ist man im Stande, den Schnupfen sofort zu couvncii. Und ich gebe den Herren Kollegen und, da die Anwendung ungemein einfach ist, dem Laien das Mittel zur Hintaichaltung des Schnupfens mit seinen lästigen Folge-Erschein ungen kund, das mich und viele, viele Betroffene in der Weise vor dem Hebel bewahrt hat. daß ich schon seit vielen Jahren nie mchr a» einem Schnupfen gelitten habe. Von einer starken Lösung von htipermangansaiirem Kali in Wasser lctwa eine kleine Messerspitze voll ans >/s Liter Wasser) werden ein paar Dropsen in warmes Wasser gegeben, so daß dieses schwach rosa gesärbt ist. Diese dünne Lösung kommt in ein Nascnschisschen. ES genügt auch ein gewöhnliches Wasserglas. Damit werden abwechselnd beide Nasen höhlen ausgcspült, nachdem vorher tüchtig geschneuzt worden ist. Es ist gut, die Losung sowohl durch die icwciligc andere Nascn- öfsnnug, als auch durch den Mund auslanfen zn lassen, da bei letzterer Prozedur auch die Hintere Wand des weichen Gaumens mit der Losung in Berührung kommt. Hieraus wird rein mechanisch durch Watte, die i» eben diese Lösung getaucht ist. die Schleimhaut der Nase mit einem Finger tüchtig ausgeriebcn. Dadurch werde», soweit die Watte hmgeiangt. aller Schleim und auch alle Infektionsträger des Schnupfens ans der Nase entfernt. Hierauf werden kleine trockene Wattebäuschchen in beide Nasen höhlen hoch hinaufgesteckt und nun läßt man von der Lösung noch mals bei nach Hinte» geneigtem Kopfe in beide Nasenhöhlen cln- lausen. Die Watte saugt die Kal. pvrmuns -Lösnug auf. Die Watte läßt man etwa eine Stunde liegen, was ohne jegliche Be schwerde gebt. Durch kräftiges Ausschnemen in ein Taschentuch wird sie leicht entfernt. Dies die ganze Prozedur. ES leuchtet ein. daß das Auswischen der Nase die Infektionsträger entfernt die liegenbleibrnde Watte wirkt einerseits baciNentödirnd, anderer- „ , ... „ ...M cmsache Manipulation am meisten Erfolg verspricht, wenn die Infektion »och recht frisch ist." — Am 2. d. M. wurde die erste diesjährige Sitzung des der König!. Generaldirektion der Sächsischen Staatseffenbahnen bei- geordneten Eisenbaburathes unter Vorsitz des Herr» General- Direktor von Kirchbach abgehalten. An die Mittheilunaeir über die Beschlüsse der letzten General-Konferenz der deutschen Ersenbahn- Verwaltungen über die Versetzung des denaturirlen und des zur Denaturiruiig bestimmten Spiritus in de» Spezial tarif 111, die Einrichtung eines Svezialtarifs für bestimmte Eil- ütcr, Acnderung der Position Holz des Speziallariss 111 Hin- Debatte über den Äeiicral-Konfercnz-Beschlnß: Zucker aller Art zur Ausfuhr in den Spezialtarif Hl zu versetzen, schließlich cmpsohlen, von einem Widerspreche abzuichen. Hinsichtlich der Aenderunn der Position der Spezialtarife Feld- und Gartenfrüchte, über welche in der ständigen Tanfkommission noch weiter verhan delt werden soll, beharrtc^dcr Eisenbahnrath ans dem sächsricherieits bcreils eingenommenen Standpunkte, die in Rede stehenden Artikel nur in solche »ach Spezialtarif 1 und Speziallaris III zu trennen. Hieraus wurde der von der Handelskammer in Leipzig gestellte Antrag auf Versetzung der Häute und Felle in den Speziallaris l und deren Ausnahme in das Verzeichniß der bedeckt zu befördern den Güter einstimmig zur Berücksichtigung empsvhlen. Bei der weiter zur Erörterung gestellten Frage, ab Margarine in den Spezialtarif für bestimmte Eilgüter ausgenommen werden solle, erklärte sich die Mehrheit der Versammlung nach längerer Aus sprache gegen die Aufnahme. Ten Schluß der Verhandlungen bildeten Mittheilungen über die Zusammenstellung des Sommer- sahrplancs. ragcSstcschichte. Deutsches Reich. Ter Kaiser snndte dein Sultan anläßlich der Konzession znm Bau eines Kabels von Konstcnitinopcl nach Constanza ein Dank-Telegramm. Der Berliner Hof hat für die Fürstin von Bulgarien die Trauer ans drei Tage angelegt. Unter den Themiehmer» an dem Berliner Hofball am Mitt woch erregte es großes Aussehen und allgemeines Bedauern, als gegen Ende der Tafel der russische Botschafter Graf v. d. Osten- Lacken olnimächtig vom Stuhle sank und bewußtlos aus dem Saale getragen werden »rußte. Das Unwohlsein ging glücklicher Meile rasch vorüber. Zwar mußte Graf v. d Osten-Sacken aus ärztlichen Rath während des nächsten Tages das Bett hüte», doch ist sein Allgemeinbefinden günstig; es kannte aus die zahlreichen Erkundigungen, die von dem .Hose, sowie von den Mitgliedern der Diplomatie und der Regierung, ferner aus den weitesten Kreisen der Gesellschaft im BotschastSpalaiS cingehoit wurden, eine durchaus beruhigende Auskunft gegeben werden. Dem nenen Zwischenfall in Apia wird, nach der „Magd. Ztg.", in Berlin keinerlei Bedeutung beigelegt. Zweifellos war der deutsche Generalkonsul im Rechte, wenn er dagegen einichritt, daß der Deutsche Graßmühl (der Name steht nicht ganz fest), der in trunkenem Zustande die Fenster des Obergerichts eingeschlagen hat, vom Oberlichter abgcnrthcilt wurde. Tenn diesem steht wohl die Gerichtsbarkeit über Camvancr. nicht aber über Deutsche zn. die vielmehr der Konsulargerichtsbarkeit unterstehen. Es ist daher nicht abzusehen, wofür Dr, Rose um Entschuldigung zn bitten hätte, der selbst, soweit in Berlin bekannt ist, den Graßmichl wegen dcS von ihin^ verübte» Unfugs in Strafe genommen hat. Dieser Tage wurde die Nachricht gebracht, daß der Livpische Landtag Bcrathungen über ein Eisenbalmproiekt Paderborn- Nienhagen, zu denen er eiiibcrusen gewesen sei. plötzlich habe ab- brechen müssen. ES sei bei der Regierung ein Telegramm der Westfälische» Landeseisenbnhii-Gcsellschast. mit welcher der Ban vereinbart gewesen, eingclmffcn. daß sie den Ban ablehne, weil der größere Theil der Strecke aus Lippischem Boden liege. Tie Annahme, jenem Bvrgange sei eine politische Bedeutung bei zulegen, ist, wie die offiziösen „Bcrl. Polst. Nachr." von zuständi ger Stelle crsahrcn, irrthümlirh. Die preußische Sraatsregiernng hat tvcder den Vorstand der Westfälischen Landeseisenbahn-Gesell- schaff ermächtigt, de» Ban einer Bahn von Paderborn nach Nienhagen vorzubereitcn oder abznlehneii, noch ist überhaupt von irgend einer Seite der Antrag ans Zulassung einer solchen Bahn siir das preußische Staatsgebiet bei ihr gestellt worden. Vielmehr ist prenßischerieitS lediglich einem Komitee, das sich für den Ban einer Ncbciieisenbahn von Paderborn über Lippspringe nach Horn mit dem Sitz in Detmold gebildet hatte, ans seinen Antrag im Jahre 1806 die Erlaubnis; zu Vorarbeiten für eine Bahn von Paderborn »ach Horn für daS preußische Staatsgebiet ertheilt worden. Das Komitee hat die Kvnzessionirung dieser Bahnstrecke bisher noch nicht nachgcsncht. Mit einem Bahnprojctt Paderborn- Nienhagen ist dagegen die preußische Ltaatsrcgierniig überhaupt noch nicht besaßt gewesen. Hinsichtlich der Mittheilung über den hauptsächlichsten Inhalt der ocin ÄnndcSrath vorliegenden Postnovelle ist insofern ein Jrrthliiu vorgekommen, als eS sich nicht darum lmiidelt, daß die ReichSposr das gesetzliche Recht vekommt, die Fortführung der beim Radfahren zustieß. ES war ja auch sehr unwahrscheinlich daß die Kronprinzessin am Todestag ihres Gatten, den sie stets in stiller Zurückgezogenheit verbringt, radeln würde, zumal auf öffent licher Straße. Jni Exekutivkomitee der Rechten erklärte Gras Thun, wie die „Neue Freie Presse" meldet, er lege den größten Werth auf den unerschütterlichen Zusammenhalt der Parteien der Rechten. Die Regierung gebe dt« bestimmte Zusage, daß sie auch während der varlamenlslosen Zeit keine wichtigeren Schritte ohne Zustimmung des Exekutivkomitees vornehme», insbesondere keine Kaiserliche Verordnung aus Grund des 8 tt erlassen werde, ohne sich vorher der Zustimmung dieses Komitees versichert zu haven. Deshalb wünscht die Regierung, daß sich daS Exekutivkomitee der Rechten in Permanenz erllärc. Ungarn. Tie Opposition übersendete der Regierung t!;r Ultimatum, in welchem betont wird, daß sie auf der anacbvlcnei, Basis jeden Moment zum Frieden bereit sei. Es verlautet. Bansf» werde sich abermals nach Wien begeben. — Von anderer Seite wird dagegen gemeldet: Koloman Szell hat die »pvositiouellcn Delegirten bewogen, das Ultimatum, das sie an die Regierung richten wollten, nmzuarbciteu. Horanszth, der Verjasser des Ulti matums. nahm es infolgedessen wieder zu sich. Frankreich. Wieder hat siel, eine neue Liga gebildet dies- mal zur Pflege der Flotteninteressen. Sie erstrebt die Entwickel- l ung der Kriegs- und Handelsflotte Frankreichs, der Unterseekabel, die Feier von Gedenktagen der sranzösnchen Seemacht u >. w. Sie zählt bereits einige Hundert Mitglieder in den Kreisen der Bcrusspolitiker. Schriftsteller und Kausleutc. Wie verlautet, iah sich die Kummer-Kommission zu der nach träglichen Untersuchung hauptsächlich durch verschiedene in de» Akten befindliche anoichme Briese veranlaßt, welche gegen gewisse Mitglicdcr der Kriminalkammer des KassationShoscs schwere Vei däclstigungc» enthielten. So wird in elnem anun'nnen Schreiben behauptet,' daß ein vermögensloser Rath des KassationShoscs im Begriffe sei. ein Hans zn kaiiien. Diese verdächtigen Mitglieds! der Kriminaltäinmcr wurden über die amnchiiien Briese nichl ver ständigt. -- Einem nationalistischen Organ zufolge batte, ein revisionSfeiudlicher KaffationsgerichlSrath dem Präsidenten Mazean erklärt, er habe einer Parodie ans die Gerechtigkeit bcigewohnl. — Die Kriminalknmmer vernahm die Professoren Meyer und Giro, die im Zola-Prozeß Esterhazy als Urheber des Bordcreaus be zeichnet hatten. Wie in der» Evmmnniana der Revisions-Kommission an- gckündigt wird, soll zu einer ergänzenden Untersuchung geschritten werden. Tie Kommission hat nämlich durch eingeheiroe Pnisniig der "Aktenstücke scstgestellt, daß die Untersuchung zahlreiche Lücken answcist. daß bei gewissen der erhobenen Anschuldigungen keine Antworten derjenigen Personen vorlicgen, auf welche drcic Anschuldigungen sich bezogen. In der Konferenz, welche die Kommission am Nachmittag mit dem Ministerpräsidenten und dem Justizminister Lehret halte, denen gegenüber man ans die Lucke» hingewiesen hatte, wurde von diesen beiden Ministern di. Vc> pstichtuna übernommen, eine ergänzende Untersuchung durch die drci "Richter vornehmen zu lassen, weiche die erste Untersuchung geführt hatten, Tie Frage, ob das die Untersuchung betrefsende Aklcnstück zn veröffcntticheü sei, konnte noch nicht gelöst werden. Gegenüber den Todtschweigungsversilchen eines gewissen ThefteS der deutschen Presse werde» der „Tägl. Rundschau" zn den neneften Wendungen in der TretffuS-Äiigelegenheit aus Paris folgende bemeileiiswerthc Einzelheiten berichtet: „Die Loosung „Mehr Licht" beginnt den Betheiligten des Treysus-Sundikats verhängnißvoll zn werden, Herr Onesna» de Beanrepaire, deisen Talente von der TreiffuS-Presse einst nicht genug gerühmt werden tonnten, sucht seinem Ruse gerecht zu werden. Mit der über zeugenden Kraft eines seiner Lache sichere» Staatsanwalts setzt er das Vorgehen der Kriminalkammer i» volle "Beleuchtung und be weist, daß die Untersuchung mit einer geradezu rücksichtslosen ganze Aügenmerkj .. ge , . Post werden. Bezüglich der AbsindnngSart erfährt die „Mngdeb. Ztg." noch, daß nach dem Entwürfe der Postnovelle die Entschädig ung für die Privatbesörderungsanstalten durch die ReichS- postverwaltung geregelt werden soll, falls eine Einigung zwischen einem Einzelnen und der Reichspostveiwaltnng nicht erzielt wird, soll die Entschädigung durch ein aus vier NcichsgerichtSräthen ge bildetes Schiedsgericht festgesetzt werden. Die ReichSpostverwalt- nng hat mit den einzelnen Privatbesörderungsanstalten bereits durch Vermittelung ihres Arbeitsausschusses Verhandlungen übcr die Höhe der Entschädigung angcknüpft. — In einer Eingabe der snbaber von Privatstadtpo-sten an den Bundesrath und an den Reichstag protcstiren diese gegen eine Ablösung nach Maßgabe des neuen GesetzeiitwnrsL energisch. Die Eingabe verlangt, daß. wenn man die Privntposten, welche gemeinnützigen Zwecken dienen, nicht wie bisher ruhig sortarbeiten lassen wolle, den Besitzern für den erweislichen Schaden voller Erlab, geleistet werde, daß die Ablös ung selbst nach denjenigen Grundsätzen und Normen stattsinden Zwangsenleignungen gesetzlich maß- die Privatinstitute ihre Entschädigungs- »g soll, die bei den sonstigen gebend sind, und daß die , ansprüche, wenn nötbjg, bei den ihnen zustchcnden ordentlichen Gerichten und nicht bei einem ncl lwo zusammengesetzten Schieds gericht in Leipzig geltend machen können. In Bezug auf die An gestellten der Privntposten wünscht die Eingabe, daß diese, soweit nicht besonders sestzustellende HiliderungLgnnidc porliegen. aus nahmslos unter Zusicherung eines ihrem bisherigen Gehalt nicht nachstehenden Einkommens, eine ihren Fähigkeiten entsprechende Anstellung beim Staate erhalten. Wie alliährlich wird auch diesmal wieder und zwar am März vom Berliner Bismarck-Ausschuß ein großer Kommers zur Feier des Geburtstages des verewigten Fürsten veranstaltet werden. Die „Frei'. Ztg." meldet: Dem Berliner Bürgermcister Kirschncr wird seitens der Kommuiialbchvrden beabsichtigt, bis zum Amtsantritt des Oberbürgermeisters für die Dauer der Vertretung des letzteren eine besondere monatliche Remiineration von 1000 Mk. zuzusichern. Oesterreich. Wie das „Frcmdenblati" crsäbrt, bat der Kaiser dem HandelSminister Freiherr» Lipanli die Gcheimrathswürdc ver liehen. Der „Narodui List»" zufolge erklärte der MiinsterZiräsident Graf Thun in der Sitzung der parlamentarischen Kommiffivn der >au .. .. lehniichsten Wunsch. Die Mehrheit habe Alles gei. Fortiüyrcn der Arbeit im Hause zu ermöglichen. Eine Verständig ung der Nationalitäten sei unerläßlich, aber nur bei gegenseitiger Wlllfäbriakcit und Versöhnlichkeit auf der Grundlage der Gerechtig keit und Gleichberechtigung möglich. Die Dauer des außerparla mentarischen Zustandes sei nicht zu bestimme». Die Meldung von einem angeblichen Radunfall der Kron prinzessin Stephanie ist falsch. Der Ehrenkavalier der Krvn- prinzessin, Gras Coreth. depeschirte nach Wien, es sei nichts der gleichen voraefallen; daS Gerücht entstand offenbar durch einen Leinen Unfall, welcher kürzlich einer Hofdame der Kronprinzessin Parteinahme für Tmffus geführt wurde, der Herren Löw. Barb, Manau und Dumas war nämlich darauf gerichtet, dem Hauptzeuge» des Treysiis-SrindrkatS. Pieguart, zu Helsen, die "Riffe seiiie-S Gewebes wieder auszubesser». Zu diesem Zwecke wurde ei» Zeuge hercmgezogcn, der alle Angaben des Picgiiart zu bestätigen hatte. Es war dies der wegen hochgradiger Trnutsucht verabschiedete Oberstleutnant Eordier, der auch einmal i» total betrunkenem Zustande i» den Räumen des Obersten Ge richtshofes erschien, »ach seiner Aussage aber von den Löw und Gcnvffen belobt wurde. Mehrere Offiziere, darunter General Noget, hatten, um Pirauart's ".'inssagen zn entlräiieii. verlangt, mit ihm kvnfwntirl zn werden. Dies wurde verweigert. Der Zeuge Galli wurde erst vernommen, als er beim Präsidenten des Obersten Ge richtshofes, Mazecni. Beschwerde erhoben hatte. Jetzt verlangt Oberst Flcur. der noch vor wenigen Jahre» als Kommandeur des II. Jnfantcrie-Regimeiiis in Rennes Vorgesetzter des Eordier ge wesen. dem Obersten Gerichtshof über folgende Thatsachen Mit- theilung ;n machen: „Obersttenttiaiit Eordier wurde im Januar 1806 nach Rennes versetzt. Damals war von einem Feldzug zu Gunsten deS VerrätherS noch nicht die Rede. Da aber Eoroier dem Rachricbtenburea» des Generalstnbs angchört Halle, kam eine» Tages die Sprache auf Tremas, Eordier erklärte damals: „Mög lich. daß es noch andere Vcrräther gicbt, aber was Drelffus betrisit, so ist jeder Jrrthum ausgeschlossen, er hätte 12Kugeln in den Leib verdient". Nachdem er dann noch auSsührlich erzählt hatte, wie die Schuld des TrerffuS scstgestellt worden sei, tilgte er hinzu, die Bcrnsinig des Pieauart, einer Kreatur des Joses Remach, ui das Rnchrichtetthnrcau des GencralstabcS sei der Anfang der Rache dcr Dremussrcunde." Ei» Rcdattcnr des „Temvs", der die Meinung des Eordier über die Mittheitungen des Obersten Flenr euiholen wollte, erhielt die Antwort: „Um der Diskussion ein Ende zn machen, ist Schweigen das Beste". Daß Pieauart auf Grund einer Empfehlung des Herrn Reinach in den Nachrichtendienst de-, GencralstabeS versetzt wurde und dann UD.000 Franken cum Stacttsgeldcrn ausgab, um einen Ersatzmann für Drehsns zu finden, di'e-S wäre im Prozeß Pieauart festgestellt worden. Daher dcm stürmische Verlangen der Freunde des „Lichts", den Prozeß ihres Zeugen zu vertagen, obwohl der Kricasminister Frepeiiiet erklärt hatte, die betreffende Verhandlung werde in voller Ocsscntlichkcit stattfinden," Beanrepaire erzählt im „Echo de Paris", die Untersuchung des GeneralprotnraiorS Manau sei mit dem Hintergedanten geführt worden, Dreiffus als nnschnldlg hinzustellen. Zn diesem Zwecke habe man die "Aussage Le Brnii-Nenanlt's verdächtigen müssen. Um dies zu erreichen, habe man versucht, einen der Soldaten der republikanischen Garde, der DrerffnS bei seiner Degradation be gleitete. zu einer falschen "Aussage zu verleiten, Ter Soldat habe sich aber nicht bestechen lassen, Beanrepaire erklärt weiter, ein sehr vertrauliches Altenslück der geheimen Allen, die der Kriminal- kammer mitgetheilt worden seien, sei am folgenden Tage zur Kcnntniß eines offizielle» Agenten deS Dreibundes gelangt. J!»n (Bcawepairc) sei diele Tbätiache von zwei Ossizieren mitgetheilt worden, die bereit seien, dies vor Gericht zn bclrüstigen. Italien. Nach der „Unita Eatolica" wird die "Anticmarchistcn Konferenz gar nicht mehr zusammcitlrcien. Die betreffenden Staaten werden bloS die von der Konsercnz gefaßten Beschlüsse prüfe» und dann erkläre», ob sie dieselben amiehmen oder nicht. Türkei. Die Versammlung der albancsischen EhefS hat in der Zeit vom 26. bis 60. Januar in aller Stille in Jpck statt gesunden. "An der Versamlnmng nahmen zwei Dclcgirte des Sul tanS und alle mnhamedniiischcir Rvtabeln Theil. Wie verlautet, beschloß die Versammlung, eine Lonalitäts-Kundgehnng für den Sultan und ging die gegenseitige Verpflichtung ein, sich zur Vcr- theidigung deS Landes bereit zn halte». Die Pforte theilte dem bulgarischen diplomatischen Agenten mit, sie würde eine Entscheidung bezüglich des Orientbcrhrr-Ueber cintömmenS erst nach dem Beiram-Fcste bekannt geben, Bnlnarie». Znm Tode der Fürstin von Bulgarien wild den „Ai. N. N." geschrieben: Wenn auch die eben verstorbene Fürstin politisch aktiv wenig hcrvorgetreten ist. so hat sie doch passiv eine bedeutende Rolle dadurch gespielt, daß sie. wenn sie schon nicht die griechisch-katholische Umtansuiig ihrer Kinder verhindern konnte, doch den Anlaß gab, daß der Fürst selbst nicht zum griechischen Katholizismus übertrat. Es mag wohl sei», daß der Fürst, dcr »unmehr aus die Empfindlingen einer Gattin keine Rücksicht mehr zu nehmen braucht, demnächst ebenfalls seinen Glauben wechselt, um einerseits seine sehr schwankend gewordene Popularität bei seinem Volke wieder etwas aufzufrrichen und andererseits das Ver- hältniß z» Rußland noch inniger zn gestalte». Daß Gewissens bedenken bei ihm keine Rolle spielen, hat ja Fürst Ferdinand mehr wie einmal bewiesen. Es bedarf kaum der Erwähnung, daß ein Ucbertrltt des Fürsten zur griechisch-katholischen Kirche das Ver- hältniß zu dem Wiener Hose noch mehr verschlechtern würde. In sofern also ist der Tod der Fürstin nicht ohne politische Bedeutung. Serbien. Der Minister der öffentlichen Arbeiten Ätanazkv- ivltsch bat ans Gesundheitsrücksichten seine Entlassung genommen. Dresdner? Nachrichten. 35. Seite 3. Sonnabend, S. Februar
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