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M'A- SGVV0»«B >tr tu ,i»»» I«>dU. M.»»,cr1»l. wie», ßamdiiräs SkLNkflir» -. M.. MUn- Km,- v.»»» » c». in kiranlfurt « M. - kr. »«»»« I» - L.- »°M«r » c«. U> «»rtt. Tageblatt für Politik, Unterhaltung «.Geschäftsverkehr. Druck und Ligmthum der Herausgeber: ItkPsH Ü! Nktlhardt tnDreSdm. Nr. 843. Neunzehnter Jahrgang. «KM, Rn,»,»« ««»«I »»Isl» dt» Nachm. D,i Raum <in«« »L PI». <Itn,«t«»dt> Z-tl- , E<»I Sarantti >ür da» «itchlltitat»« «riedrt- «in dir Jnlirat« »Üd »tchr »«»e»»,. Iku»«i>rti»r »«««nci». Lullrä»! «an UN» und!» kLnntin girmen u. PIK lau«» insvirru «tr mir «!»-» Pränumir«»»»« Lodlnn, durch vrt!li vrarlrn »dir Pollitniah- lung. » Ettdi« I°>-» >>, Mgr. Jnlirai, tül dir Montag»-Nummir »tri »ach rinim Jrllla»« dte ArUt » «,r. ^ Mtiredarteur: vr. ir»»U 2-»«»«^. gär da- Feuilleton! L,»ck«el» Dresden, Mittwoch, A. Deeember 1874. Vottttschi». Nach den vulkanischen Ausbrüchen der Leidenschaft folgte am Montage im Reichstage wieder eine ruhige Berathung. Bei dem Ausrinandrrprall von Bismarck und den Ultramontanen mit Kull- mann an den Rockschößen war man versucht, sich in die französische Nationalversammlung im Saale des Versailler Schloßtheaters ver setzt zu wähnen, wo derartige Szenen nichts Seltenes sind. Aber glücklicherweise ist das Centrum nicht immer so kitzlich wie am letzten Freitage, lieber Post und Telegraphie läßt sich manch' Schätzbares sagen, aber da die Post die Briefe der Clericalen ebenso sicher beför dert, wie die anderer Menschen, und da es noch keine spezifisch ultra- montanen Telegraphen giebt, so rückte am Montage das Heer des CentrumS nicht zum Angriffe vor. So erklärte auf des Aba. Acker mann Antrag der Generalpostdirector: eine Ermäßigung der Zci- tungSprovision für Wochenblätter vornehmen zu wollen. Auch die Gehaltserhöhung für die Unterbeamten der Post kam zur Sprache; der Sozialdemokrat Hassclmann buhlte um die Gunst dieser wichtigen Beamten, indem er gleich eine Aufbesserung um 50 o/o verlangte, eine Maßregel, deren Unangemessenheit mehrfach betont wurde. lieber die Umwandlung der preußischen Bank in eine Reichs- bank scheint unter den Negierungen keine Uebereinstimmung zu herrschen. Die Materie ist eine so schwierige und es kreuzen sich dabet so viele Interessen, daß der Gegenstand nicht gesetzgeberisch über das Knie gebrochen werden darf. Aus dieser Erkennt» niß heraus ist der Vorschlag entstanden, zur Ordnung des Bank wesens ein Nothgesetz vorzubereiten. Hiernach soll auch im nächsten Zcchre keine Neue Zettelbank gegründet, außerdem die Noten der be stehenden Banken eingezogen und nur in AppointS von 300 Mark ausgegeben werden dürfen —Maßregeln, deren Zweckmäßigkeit von allen Seiten zugegeben wird. Die 10 und 20 Thlr.-Banknoten dürften demnach rasch genug au? de» Verkehre verschwinden. vr. Jörg, Führer der Ultunn mtanen in Baiern, ist von dem Centrum des Reichstags dazu ausersehen worden, die in dieser Par tei durch den Tod Mallinckrodt's gerissene Lücke zu ersetzen. Wir ««den daher in den Debatten nun des öfteren den vr. Jörg hören. Man wird uns keiner Gemeinschaft mit den Clericalen zeihen, wmn mir erwähnen, daß Jörg's Bemerkungen über die Unthätigkeit der bairischen Regierung im BundeSrathe nicht ohne Begründung war. Nur «in einzige« Mal hat der bairische Bundcsbevoklmächtigte dm diplomatischen «uSschuß, der kraft der Reichsverfassung besteht , zu sammentreten lassen und zwar — wegen Japans. So sehr wir es als einen erheblichen Fortschritt rühmen, driß jetzt die Beziehungen Deutschlands zum Auslande nicht mehr 30 und etlichen Ministern des Auswärtigen anvertraut sind, sondern daß dir deutsche Diplo matie einheitlich von ein« Centralstelle geleitet wird, so entspricht es doch ebenso nur dm wohlverstandenen Interessen des gesammten deutschen Reichs, wenn auch der diplomatische Bundesrathsausschuß, in dem die Mittelstaaten vertreten sind, Bismarck zur Seite steht. Bismarck kann ja Nichts dafür, wenn die bairische Regierung diesen Ausschuß nicht einberuft; aber er heißt, verfassungsmäßige Rechte preisgeben, wmn dm deutschm Königreichen und Großherzogthü- mern jede Gelegenheit abgeschnitten wird, ihrerseits zur Kenntniß d«S Reichskanzlers zu bringen, wie man in München, Dresden, Stuttgart, Karlsruhe und Darmstadt über seine auswärtige Politik denkt. Stimmt man, wie wir hoffen, derselben zu, dann kräftigt man des Kanzlers Stellung nach außen; wünscht man seine Haltung hier oder da etwas anders, so wird man dazu wohl Gründe haben, üb« die sich reden läßt. Von Jntrigum u. dergl. kann ja gar keine Red« sein. Der bairische Minister de« Aeußern, v. Pfretzschner, hat die Wahrheit des Jörg'schen Vorwurfs üb« seine Indolenz wohl verstanden: er ist mit untergelegten Lokomotiven nach Berlin geeilt — vielleicht beruft er nun bald dm diplomatischen Ausschuß des BundeSrathS einmal zusammen. Auch Oesterreich hat sich in der letzten Mnut« besonnm, daß eS unwürdig wäre, wenn der Kaiserstaat unter dm Kulturvölkern fehlte, welche gestern den Borübergang der Frau Venus vor der Mutter Sonne beobachteten. Hal» üb« Kopf hat es zwei Expeditio nen ausgerüstet, die in der Moldau und Wallachei wenigstens einen Theil des wichtigen PhänommS beobachten sollen. Diese Trägheit des österreichischen Kaiserstaats nimmt Wunder. Denn so wenig sein Volksschulunterricht mit dem unserigen concurrirm kann, so sich« da» allgemeine Bildungsniveau sein« Stämme unter dem unserigen steht — für die höchsten Probleme der Wissenschaften und Technik hat man in Oesterreich immer Verständniß gezeigt und Geld gchabt. Mr erinnern daran, daß Oesterreich zuerst von allen Staa ten zwei Eismbahnübergänge undDurchtunnelungeu derAlpen au»- führte, daß es vor Kurzem die Fregatte Navara die Erde umsegeln ließ, wobei für die Wissenschaft manche Erfolge erzielt wurdm, daß es jüngst die Nordpolexpedition auSrüstete und sich auch durch die Weltausstellung, so verfehlt Viele« an ihr war, um die Kultur ver dient machte. Bet dem Vorübergange d« Venu» vor der Sonne liegt der Fall aber so, daß in diesem Jahrhundert nur noch einmal, 1882, Gelegenheit gegeben ist, dem interessanten Schauspiele zu fol gen und daß sodann mehr als ein Jahrhundert vergehen wird, ehe e« ein Menschenauge wied« schauen und daraus die Wissenschaft bereichern kann. Frankreich hat bereits die Botschaft Mac MahonS vergessen. ES bleibt ja ohnehin dabei: Der Marschall betrachtet sich als die Schildwache, die auf einm ehrenvollen Posten 7 Jahre lang gestellt ist und weder von dort desertirrn, noch sich ablösen lassen will. Bor dem 20. November 1880 will Mac Mahon nicht wanken und weichen; so lange gelobt er auch weder zu einem Monarchischen Arrangement, noch zur Constituirung ein« förm lichen Republik die -Hand bieten zu wollen. Nach wie vor wer ben alle Parteien, die Republikaner, die Bourbons, die Orleans, die Bonapartisten, den glücklichen Soldaten mit Freundlichkeiten überhäufen, fick in alle seine Laune» schicken, verbindlich lächeln. wmn « schmollt, schweigen, wmn er grollt, dm Augenblick ab- passm, wo wieder besser mit ihm zu reden ist. Sie werdm immer mit Achtung von ihm reden; loben werdm sie ihn, so oft es nur angeht. Ohnehin fühlen sich die Franzosen geschmeichelt durch das befriedigende Bild der ökonomischen Lage ihres Landes, welches Mac Mahon entrollte. In diesem Punkte ist das ge- demüthigte und politisch so erbärmliche Frankreich dem deutschen Sieg« bei Weitem ijberlegen. Eine günstige Ernte und die Elastizität des französischen Geistes bewirkten, daß trotz der 10 Milliarden, die Frankreich durch dm Krieg einbüßte, die Aus fuhr seiner Waarm immer mehr wächst, seine Handelsbilanz die glänzmdste und der deutsch« Sieg« vielfach sein Schuldner wurde. CS spricht dar für eine innere Solidität der ökonomischen Ver hältnisse Frankreichs, an d« wir uns nur ein Muster nehmm könne«. Um so traurig« ist es in dm Unterrichtsfragen bestellt. Seit 3 Tagen beräth die Nationalversammlung «in Gesetz, be treffend die Organisation des höhnen Unterrichts. Die Kleri kalen deklamirm von der Freiheit d« Universitäten, d. h. sie verlangm die Errichtung freier, vom Staat« unabhängig« Uni versitäten. Es soll nicht etwa auf diesen die Wissenschaft frei gelehrt wttden, sondern nur solche Lchrm voraetragen werden, die mit dm vatikanischen Gesetzen vereinbar sind. Sie fordern die geistige Knechtschaft unter d« Maske der Freiheit. Die Volksschule besitzt der Klerus bereits; als man 1850 den Gym nasial-Unterricht freigab, zogen die Klerikalen auch nur allein Nutzen au« demselben; sie warm e», welche das nothwendige Geld hatten, um über 100 Gymnasien zu errichten. Giebt man ihnen jetzt dm höchsten Unterricht auf dm Universitäten zur Knebelung, so wird Frankreich bald, wie der ehrliche Republikaner Challemel-Locour ausführte, die Avantgarde der jesuitischen Reak tion bilden. Loeale« n«d KjichstscheS. — lieber den Aufenthalt unsers Königs und des Prinzen Georg in Berlin mtnchmen wir Berliner Blättern, daß dieselben am Sonnabend dem Gottesdienste in der katholischen Hedwigskirche beiwohnten, dann mehrere Besuchs abfiatteten, unt« Anderen dem deutschen Kronprinzen und dessen Gemahlin und Nachmittags um 5 Uhr an der kaiserlichen Tafel theilnahmm. Zu derselben hatten außer anderen Fürstlichkeiten «ach der Reichskanzler, ferner der sächsische Gesande v. Nostitz-Wallwitz und d« sächsische Militär bevollmächtigte Major v d. Planitz Einladungen erhalten. Am Abende geleitete der deutsche Kronprinz unfern König und dm Prinzen Georg auf dm Anhalt« Bahnhof. — Der Abgeordnete Ackermann hat eine Interpellation darüb« eingereicht, wie eS denn mit der Revision der Gewerbe ordnung stehe? Bekanntlich ist eine derartige Revision «in dringen der Wunsch vieler Gewerbtreibender. — Der Oberst-Leutnant Sch urig vom königl. sächs. Krieg ministerium, welcher vor einig« Zeit als Commissar zu den Ver handlungen im Reichstage in Berlin eingetroffm war, hat sich nach Dresden zurückbegeben. — Der BundeScommissar, Geh. Finanzrath Wahl, ist von Berlin nach hi« zurückgekehrt. — In Leipzig starb in Folge Schlagflusics der bekannte Pro fessor vr. tkool. v. Tischmdorf im Alt« von 59 Jahren. Derselbe war Ritter unzähliger Orden; in derGelehrtemvelt war er durch die Entdeckung eines Codex des neuen Testaments bekannt geworden, dm er in einem Mönchskloster des Berges AthoS in Macrdonim auffand. Dieser Oockex 8ivi»tlvus ist die älteste Handschrift, in der das neue Testament erhalten blieb. — Der „Köln. Ztg." schreibt man: Zum Nachtheil des Publikums ist d« Glaube verbreitet, als seien von dm goldenen ReichSmünzen viele unechte, von werthlosem Metall geprägte, im Umlauf. Falsche Goldstücke sind sehr leicht zu erkennen durch das Gewicht. Wer also an d« Echtheit eines Goldstückes zweifelt, wiege es gegen ein anderes (oder gegen ein Normal-Kupfergewicht, welche bei vielen Goldschmieden und bei den Aich-Aemtern für 1 Mark zu kaufen sind). Stimmt das Gewicht genau, so mag Jeder daö Stück ruhig annehmm und ausgeben. Der Klang hat gar keine Bedeutung unk doch ist dieser str die vielen Nichtkenner maßgebend. Von all dm Goldmarkstücken, die meinem Gutachten unterbreitet wurden, habe ich kein einziges falsches gefunden, wohl ab« Stücke, die kein« Münzstätte auSgeben sMte, well das Gold unganz, rissig und doppelt vom AuSwalzm, dennoch geprägt und verausgabt wurde. Es ist nun weit« üb« die verschiedene Farbe der ausgeprägten ReichSmünzen gesprochen und geschrieben worden. Auch diese Verschiedenheit ändert am Werth der Stücke nicht«; ist die Farbe mehr roch, so ist in d« Legirung mehr Kupfer, hälere Stücke enthalten mehr Silber, in allen aber ist d« Gold-Feingehalt derselbe. Der Wunsch d« möglichst raschen Einführung der Gold währung, ist wohl d« Grund, weshalb so viele Stücke von 10 und 20 Mark unvollkommen in Farbe und Dichtheit sind. Man wird die eingezogmen alten Goldmünzen zusammmgrschmolzen haben, die Feuerprvbe hat dm Gehalt bestimmt, dann ist durch Zusatz von feinem Gold, Silber oder Kupfer die Normal-Legirung erzielt wor den. Man hat dadurch an Zeit und Kosten «spart, welche erfor derlich gewesen wären, da» legirte Gold, das durch Einschmelzen alt« Münzm gewonnen war, «st durch chemischen Prozeß fein zu machen und dann «ine neue Legirung in bestimmten Mischungen von Gold, Silber und Kupfer herzustellen, wodurch die Farbe der ausgeprägten Mark nur gleich geworden wäre. Nun wäre e« wohl «ine Pflicht der Regierungen, durch ihre Kassen und Steuer- Einnehmer di« schlecht geprägten Goldstücke dm Münzstätten wird« «izuführm, um dir durch übereilte Arbeit Mißtrauen «weckenden Reichsmünzen durch besser« zu «setzen. — Morgen Vormittag «öffnet der Dresdner allaemeine Handwerkerverein in den Localen der 1. Etage des Stadtkellers seine Ausstellung. — Gegenüber einem lügenhaften, die Loyalität der sächsi schen Negierung verdächtigenden Artikel der „Kölnischen Zeitung" bringt das amtliche „Dr. I." eine scharfe Abfertigung. Es haben sich nämlich zeither die deutschen unteren Polizeibehörden und Staatsanwälte häufig direct an französische Polizeicommiffare gewendet, um von denselben in eiligen Fällen Nachforschungen und Informationen zu erbitten. Mehrfache Vorkommnisse in neu«« Zeit haben aber gezeigt, daß dieser im Interesse der Be schleunigung eingeschlagcne Weg nicht immer zu ein« solchen führte, weil die französischen Polizeicommissare nicht seltm außer Stande waren, sofort zu ermessen, was sie zu thun hätten, und daß eS sich daher empfehle, dergleichen Requisitionen durch Ver mittelung der deutschen Botschaft zur Kenntniß der Polizeipräfec- tur zu bringen, welche dann in die Lage komme, die bcthciligten Polizeicommissare sofort sachgemäß zu instruiren. Das Reichs- kanzleramt hat nun die sämmtlichen deutschen Regierungen auf dies« Sachlage aufmerksam gemacht und denselben anhoimgestellt, die LandeSbehördm anzuweisen, daß siekünftig in der Regeldiesen Weg Anschlägen möchten. DiesecinfacheThatsachehattedie„K.Z."zu einer Staattaffaire ansgebauscht,oonhemunverbesserlichenParticularismuS Sachsens deklamirt u. dgl. Das „Dr. I." weist nun nach, daß die sehr zweckmäßige Aufforderung gar nicht an die specielle Adresse der sächsischen Regierung, sondern an alle Bundesregie rungen gleichmäßig gerichtet worden ist. — Von dem Antheile Sachsens an der französischen Kriegs beute find 3 Millionen Thal« zur Ausstattung der jetzt eben ins Leben getretenen Bezirksverbände bestimmt. Von den Zinsen soll ein'Theil der "Ausgaben dieser, der Selbstverwaltung gewidmeten Verbände bestritten werden. Die Regierung überweist zu diesem Bchufe obig« 3 Millionen der 4procentigen Anleihe von 1869, welche AppointS von 25 Thlr. hat, den Verbänden als Stamm kapital. Nun hat da» statistische Bureau einen VertheilungsmoduS der Summe aus-earbeitet. Maßgebend war dabei zur einen Hälfte die Größe des Flächeninhalts der Bezirke, zur andern Halste die Zahl der Bevöllerung. Nach dem Dr. I. erhalten: Stadt Dresden 103,800, Stadt Leidig 64,200, Stadt Chemnitz 41,100Thlr.; die übrigen 26 Bezirksverbände erhallen folgende Capitalien: Zittau öb-600, Löbau 107,150, Bautzen 137,425, Kamen; 101,075, Dresden Land 128,950, Pirna 146,825, Dippoldiswalde 94,625, Freibttg 124,600, Meißen 117,250, Großenhain 114,950, Leip zig Land 113,075, Borna 93,800, Grimma 128,875, Oschatz 87,650, Döbeln 114,100, Rochlitz 102,775, Chemnitz Land 124,700, Flöha 82,200, Marienberg 71,500, Annaberg 90,050, Schwarzenberg 90,675, Zwickau 150,125, Plauen 107,000, Auer bach 80,975, OelSnitz 74,475, Schönburgische Receßherrschaften 113,975 Thlr. — Der Sächsische Pestalozziverein, welch« nun schon seit dreißig Jahren besteht (und zwar, was im Vereinsleben eine Seltenheit ist, unter denselben Vorstandsmitgliedern) hat in dem veröffentlichten Berichte über das letzte Vereinsjahr wiederum von sein« zwar geräuschlosen, aber gesegneten Wirksamkeit Zeugniß gegeben. Die Tendenz des Pestalozzivereins ist: die Waisen der Lehrer Sachsens vor leiblicher und geistiger Noth und Verkümmerung zu bewahren, und demgemäß wurden im letzten Jahre 3410 Thlr. an hilfsbedürftige Wittweil und Müsen als Unterstützung vertheilt und außerdem 337 Thlr. als Stipen dien an verwaiste LehrerSsöhne, welche sich auf der Universität, Gymnasien oder Seminarien befinden, verausgabt. So z. B. wur den aus d« Käufferstistung an 2 8tuä. tkool. in Leipzig Stipendien L 34>/z Thlr. vergeben. Das Vereinsvermögen betrügt zrvar circa 39,000 Thlr., aber das Arbeitsfeld ist groß! Und deshalb hofft der VcreinSvorstand von Neuem auf die werkthätige Liebe der Vereins mitglieder und auf das Wohlwollen edler Lchrerfreunde. — Schon seit 20 Jahren erfreut Ihre Maj. die Königin Carola den Pcsta- lozziverein mit ihr« Protection; — den Vorstand bilden die Herren: Schulrath Berthelt, Schuldir. Heger, Schuldir. Jäckel, Schul direktor La nsky, Schuld». Petermann und Oberl. Wille, sämmtlich in Dresden. — Zum Beleg dafür, wie vorsichtig man beim Gebrauch von Phosphorzündhölzchcn, namentlich dann sein muß, wenn inan irgend eine, auch noch so kleine Verletzung an den Händen hat, wird dem „Chemn. Taarbl." d« nachstehende, höchst bedauerliche Fall berichtet. Vor einigen Tagen hatte ein sehr achtbar« Bürger in Chemnitz, ein Bauunternchm«, einen Sperling gefangen und war von demselben in dm Fing« gebissen worden; ohne sich weiter danim zu kümmern, streicht « bald nachher ein Streichhölzchen an der Wand an, und da« Unglück will, daß der Kopf desselben ab und ihm in die kleine Wunde an d« Hand springt. Leider hat der Beklagenswerthe die sem Umstand nicht genug Werth beigemesscn, denn heute liegt er schwer «krankt darnieder, und man zweifelt, ihn am Leben erhalten zu können; selbst von einer Amputation dcs bis oben hinauf ge schwollenen Armes glaubt man sich keinen günstigen Erfolg ver sprechen zu dürfen. — Reclame muß sein! Das bringt der Fortschitt der Zeit mit sich und fällt auch Niemandem mehr auf; im Gegentheil man freut sich, wmn Zeitungen eine witzige, dabei mehr oder weniger geist reiche Reclame bringen. Mr hat nicht gelacht über die Reclamen des Kleiderhändlers Rudolph in der Badergasse; z. B. „Selbst ein Cannibale muß sich freuen" rc., oder „Wie schön bist du rc." Wenn ab« nun die Neclamenheldcn auch die Schule in ihrm Dienst ziehen wollen, dann hört der Spaß auf. So trug vor ca. 14 Tagen ein Dienstmann im Aufträge eines Geschäfts in der .... Straße 5,1 in dm Schulen d« um Dresden liegenden Ortschaften Re klamezettel herum und zwang sie förmlich den Lehrern zum Vcr- theilm unter die Kinder auf. Die Herren Lehrer habe» aber (hof- keettlicb alle!) dir Zettel Mt ausaetheilt. Würde e» geschehen.