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Dresdner Nachrichten : 08.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188706081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18870608
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18870608
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-06
- Tag 1887-06-08
-
Monat
1887-06
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.06.1887
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d. § Z P s H-Z et Z ^ si ^ L LZ o ?« K L kdL ,. . liss.n de» Bauv°'sizeüu»lL>iffes.-VnH Sit^Nür'i«? «u»g die Herstellung eine» besonderen Kuchenroume« Vertan find ab« einzelne Kimm« als selbstständtar Wohnungen st zelne Persvlien zugetaffen worden. Da» Baupolizeiamt bat nun einen Vortrag erstattet. In demlrlben ivird zunächst darzcthan, daß in Dresden seit 1688, besonders auffallend aber I«lt Ende 1885 thatsächlich L6ob»n»tHSinangrl bestehe, und zwar nicht blos Hinsicht ltch der kleinsten, londem in erhebliche», Umfange auch hinsichtlich der mittelgroßen Wohnungen (mit 2 bi- 4 Heizstätten). Dieser Wohnungsinanael sei im Mesentlichen i» der namentlich auch durch starke Zuwanderung erfolgten Vermehrnag der Einwohnerzahl und indein damit zeitlich zusammenfallenden Rückgänge der Banthätig» keit zu iuchrii und beruhe vermuihlich und mindeste»» zu», großen Thcile aus Ursachen, welche mit den allgemeinen Erwerb-Verhält nissen zlisainiiienhliiyen. Es künne deshalb eine Aenderung der oben bczeichuelcn banpolizeilicheii Borschrfflen nicht empfohlen werden. Aber selbst dann, wenn der bestehende WohnungSmangel durch die angeführten oder sonst hierbei in Betracht kommenden baupoli zeilichen Vorschriften veriüsacht sei» sollte, müsse an diesen Bor- ichristen scstgehalten werden. Die Bauvolizeivenoaltung habe die Ausgabe, die Gefahren thunlichst zu verhüten, welche von vorhan denen oder zu errichtenden Gebäuden für die Bewohner an ihrem Leben oder ihrer Gesundheit ausgehen könnten. Die Bewohner großer Städte seien im vergleiche mit den Landbewohner» unter übrigens gleichen Verhältnissen an sich schon bezüglich der Gesund- heilSaesährdung im Nachtheile. Je mehr sch nun in groben Städten die Lcbensbediiigungcn im Allgemeinen zu verschlechtern pflegte», desto mehr müsse daraus Bedacht genommen werden, das einzelne Haus und die einzelne Wohnung i» Bezug aus gesund heitliche Aiisordeuinaeii nicht unter ein gewisses Matz sinken zu lassen, vielmehr diele Anforderiinaeii eher zu erhöhen und auf allmäh liche Brsseruiig der Wohiiiiugsverhättnisse hiiiznwirken. Natur gemäß würde» III groben Slädten die Grundbesitzer das Bestreben nach möglichst ir r itgehender, aewiiiiibriugcnder baulicher Ausnutzung ihrer Grundstücke haben. Dielem Bestreben mühten im allgemeine» öffentlichen Interesse gewisse Schranken gesetzt werden. Dazu komme, daß die Bauten, deren Beausschtig»»g der Baupolucibehöroe obliege, regelmäßig für einen Bestand von unabsehbarer Dauer be stimm! und berechnet seien, daß deshalb bei deren Bcuithciluilg zur Zeit der Errichtung und Einrichtung nicht blos die gegenwärtig bestehende», sonder» auch die voraussichtlich künftig einmal etiittetcndenBerhall'.iisse in Betracht zu ziehe», und daß bei irdein einzelnen Baue die Jiner- csieu der Geminmtheit zu herlicksichtigen seien. Die Baupolizeiver- walluiig wurde daher ihre Aufgabe verkennen und wohl gar ihre Pflicht ii» Dienste wahrer Menichenirkuildlichkcit und Fürsorge »auientlich iür die minder bemittelten Klassen nicht vollständig er- 'üllcu, weuil sie geschehen lasse» und selbst die Hand dazu bieten lvollie, daß — um ernem augenblicklich bestehenden, in der jetzigen Stärke aber jedenfalls vorübergehenden WohniingSinangkl aozirhel- sen — die Anzahl der Wohnungen vermehrt werde auf Kosten der in Beiug ans ihre geinudheilsmaßige Beschaffenheit zu stellenden Anforderungen. Es lei deshalb weder zweckmäßig, noch überhaupt zulässig, stäche baupolizeiliche Borschriuen, welche das Interesse der Geiunblwitsoslege im Bauwesen dauernd zu wahren bestimmt und geeiguci leien, lediglich behufs der Beseitigung eines «tmcnblickli- che» Ltohnuiigsiuana.l abziiändern. Der Rath schloß sich diesen Gründen des Bcuipoltzeiamles an. Es bleibt also bei der bisheri ge» Bauari und der Rach wird die oben begründeten Bestim- 'muligeii auch in der neuen Bauordnung ousgeictzlich mit scsislellc.i. -- Geuern iand iniolge der Einziehung von Reservisten zur Du.-sileiitung eine umfangreiche Be'örderuug von Mililär- iiianiiichaiten aus den sächsilcheu Staarseiieubahnen statt. Von hier Glitte ein Enmzug, welcher ll Uhr 30 Min. Vorm, von Dresden Neust, abgiug, gegen 600 Mann nach Bautzen: Nach mittag gcg.ii ' cl U»l brachte ei» Ezcrazug von Cheninitz bcz. Aunadcrg nnd Freibeig gegen OE.» Mann, weiche in langer Reihe durch die Stadl nach ihren Kasernen inarschirten und gegen bald 4 Uhr kamen imk einem Errrazug 300 Mann Von Meißen auf dem Leipziger Bahnyvi hier an. — Nach der soeben von der Kgl. Brandversicherungskummer vcivsseullichtrn Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben bei der L a u d es b r a » d v e r i i ch e r u n g s a » st ai t des Köuiglkichs Sachien uu J-cyre 1866 lvurdcn m der Gebäudevetsicherungs-Ab- tbeitiliig insgelamiul 4,Nl,4I2 Ml. vereinnahmt, hierunter3.666,ul? Ml. au Veisiliierungsbeitragen. Es wurde ein Ueberichuß von 518,9N Nit. eiiielr. Das Geianimtverriivgen bettcint 14,687,725 Mk., - ie Bilanz o-egleicht sich mit 13,264.0i)l Mk. E>» Drilttheil der ordentlichen Beitrage iür das Jahr 1686 ist mit Genehmigung des Königlichen Ministeriums des Inner» erlassen worden. Die am Jahresschlüsse 1886 in Gilttgtett gestandene GesamnUversicheuliigs- siliniue für Gebäude betrug 3.166,461.870 Mk., aus. welche die Bei träge nach ! 82,420.735 V, Einh.uen erhoben wurden. Diese Sum me» verlb.'iilen sich Mil 1,586.620.380 Mk. Versicherungswerth und 82.MI.857 Einhetteu nus die Glabte und 1,5Aj,Kt2,40O Mk. Ver- sichcr. iigsweiib und 100.658,8760» Einheiten au» die Dorfschaften. Von den im Jahre 1886 dewilligteil Brandichädeii-Vergntunge» an 3,l40.3N Nil «»»allen: I,i.«6>5,sst.! Mk. an'Brände in «irtädten und 2,353,6t a 0(k. niis Brande in Tortcru. In der freiwilligen Vcr- sicheningsgöthestiing winden 313,635 Mk. vereinnahmt und ein baarer Utberubusj von 177,314 Mk. erzielt. Das Vermögen beträgt 2.ow,<8B während sich die Bilanz mit 1,610,096 Mk. begleicht. Tie Gcsannnwetsicherungsiumme betrug am Schlüsse des JabceS 1886 62.! 51.670 Mk.. aus welche die Beträge nach 0,512,338'/« Cur- heilen erhöbe:: w urden. Die Summen veityciUcn sich mit 25,357,360 Act. Bc isi . ernnasweuh und 3,-550,7,57 Einhcileu aus die Städte und 36.(9 5U0 Mk. Vcrsichernn^.-.ocrlh und 5,0-52,781'/-Einheiten aus die Toner. Viui der nn Jahre 1886 bewilligten Rrankschädcnver- ,ziii», g an Zi-;.OoO Mk. ent'alle»: 203.011 Mt. ans Brände in irstaoic» und IEt.076 Mk. an: Brande in Dörfern. Brände haben im Berichtsjahr lusgejammt 1^68 slutlgcsnndcn. Hiervon kamen 406 aui die Kreisliailpiinauunhast Dresden. 210 aus Bautzen. 350 auf Leivlig, und 401 am Zwicknu. Ais Ursache sind in 40 MÜc» er- wic eue »nb in 284 frästen mukhmaßliche Brandstiftung angeführt. Alis Z.iliüä'sigk'it der Kinder sind 65 Brande zarückzufukirc». D e u resdner Liedertafel bringt morgen Abend ihrem kürz lich ein.uuw'n Elnenmilgliedc. Herrn Hosralh Schuch in der Niederlojautz eine rcrenade. — Tic beiden »cnin Züge, welche seit dem 1. d. M. auf der schlesiichei, Linie zwischen Dresden und Arnsdorf eingelegt weiden sind, weiden name stich auch van den in Klotzsche und Laugolcück wohueuden Soinmerfrischlem freudig begrüßt. Der um !0 Uhr 15 Aiin. Vorm, von Dresden-Neust, nach Arnsdorf eiuaelegic Zug fällt eine seither zwischen 6 Uhr 50 Mm. früh und Mittag 12 Uhr 15 Mm. voibandene empfindliche Lücke auS und der »m 8 Uhr 40 Min. Abends h'er einwefsende erlreut sich be- soiidelS an Sani.lagen einer siarker, s«reauenz, da Vielen der nach 10 Ubr Abends hier kintresil-nde Zug zur Heimfahrt zu spat liegt. — D>e Lehr- und Erziehungs-Anstalt für Knaben in fls r > e d 11 ch st a d t erhielt von einer Gönnerm deS Instituts, die wchi gcualii'.t seil! Ivill, OlXiO Akk. zur Begründung einer halben Freistelle umer de», N nun „Zenker-Sttituiig" ausgezahlt. — Von der v c ch ch w u n ö cn en D »v p el m i l l i on äri n wkrs. Sarah Ml-iUgomcn,, welche nach einer neulich gegebenen Notiz durch dir Amrricaii-Erchange in Berlin un Aufträge ihrer Verwandten als in Dresden oder in Berlin aushältlich gesucht wurde, >s. »enecdiugs eine Spur aii'aeninden worden. Die Dame war in einer hiesigen Pension, bei Frau Bahr, Skruvestr. 19, Pt. wohnhaft. UH für «in- stürmung di Lagen tn — Heu! anwesende» Fra, Tan mc gelesen und infolgedessen sich nach Berlin in das Evniptvir de, AmericuiwExchaugc begeben und dort erzählt, daß fragliche ^.ame bcu ihr 3 Woche» gewohnt habe. Dieselbe habe AntnngS veadsichi.gt, nur einige Tage m Dresden zu verweilen, hat wdoch zhrcn A.uwittl all 3 Wochen ausgedehnt. Frau Bahr, sowie die übrigen Bewohner der Pension, Hal en an Mrs.Montaomerh außer gewöhnliche Aufregung bemerkt und zeitweise lieie Scywerninth, die zrvtze Geinuihskttiulhest bei »reisten ließen Mrs. Montgvmerh hatte ich wiederholt genannter Frau Bahr gegenüber geäußert, ihre recht« aand lange au, vollständig abzusterben. Namentlich in der letzten eit soll Mis. Moistgomerv ungewöhnliches Heimweh vcrrathen ^aben, welches sie haupksäclilich veranlaßt haben soll, möglichst chnell in stwc Heiniath zniückuikehren. Frau Bahr sührte ierner an, »ah Mrs. Montgomer» sch» kostbare Juwelen und Werthlachen tn ihrem Koffer gehabt habe, ebenso, daß sie aber durchaus obgelehnt habe, ihren Namen in der Fremdensiste verzeichnet zu sehen. Das Auftreten und Benehmen oouMrs. Montgomery ließ sämmtliche Bewohner vcrmuthen, baß dieselbe geiste-frank Witte oder mindestens etwas geistesgestört lei. Trotz des Ansuchens von Frau Bahr hat Mrs. MontgvmcM abgelehnl, irgend welche Angaben über ihren Auf» enihalt dort und in London zu machen und nur gesagt, sie wolle so schnell als möglich nach Amerika zurückkeblen. Nach dieserMit- thkilima wäre Mrs. Montgomery bis Ende Mai in Dresden ge wesen, doch scheint eS, a!S ob sie den Plan, muh h« Verewigten Staate» zürnckznkchreu. nicht au-gestchrt had«. hon Senate und Wa. ^ ie, Sl iand vttstßt. . un WtenerAarteu zu Ehren der hier _ „ Mitglieder de» internationalen Verein» der Gasthosü- desitzer »Ein Abend in Venedig*, Illumination de-ganzen Etablissc- ment-, verbunden mit großem Eoncert von der Kapelle des Kgl. Dchs. Schützenrc-glment» Nr. M (Prinz Georg) unter Leitung ihres Musikdirektors Herm G. Keil statt. — Den Tdeilnrhmem de- Riedel'schen Ertrazuae» nach Straßburg. Metz, dem Niederwald«, ist die Vergünstigung gewährt worden, nach der Besichtigung des Niederwald-Denkmals am 31. August d. I eine Rhemfalnt von Bingen nach Koblenz und zurück für dir Hälfte dÄ üblichen Fahrpreise», 2 bez. 3 Mk.. unternebmeu zu können. Diese Rbenistcecke wird bekanntlich von keiner anderen an Schönheit und Romantik übertrossen. Außerdem hat die Kgl. prcuß. Kommandantur der Festung Ehrenbreitstrin (gegenüber Koblenz) den Ertrazüglrrn die Besichtigung der Veste ausnahmsweise und ohne Entgelt gestattet. — Der Dresdner Gesangverein »Eichenhain* beacht am 13. d. sein 17. Stiftung-fest mit einem Eoncert in der „Reich», kröne" zu Dippoldiswalde. — Montag Abend '/»IO Uhr ereignete sich nnterhalb Nau mann'- Schwimmbad einUngl ückSsall, dem leicht ein Menschen leben zum Opier fallen konnte. Bon einer am User liegenden Zille löste sich der angrhangene Kahn, in welchem sich ein Arbeiter bekand. Durch das Schwanken deS Kahne- kam der Insasse zu Fall und siel in'S Master. Des Schwimmens unkundig, gelang eS ihm nicht, den Kahn zu erreichen oder sich über Wasser zu halten. Durch Rufen anderer Schiffer anfinerksam gemactst, eilten von Nau- niann's Bad die Herren Gustav Auninnn und Robert Hartnmnn, welche sich schon zu Bett begeben batten, nur nothdürftig bekleidet in einer Schaluppe zur Rettung berbei. Unter großen Anstrengun gen gelang eS denselben, den bereits nnter Wasser Verschwundenen kurz vor der Aldcrtbriirkc aulzusindcn. Erst »ach einiger Zeit konnte der Gerettete, welcher sich obendrein beim Fallen durch Aufschlagen ans den Kahnrand eine stark blutende Wunde im Gesicht zugezogen hatte. in'S Leben zurückgemfe» werden. - Von jeher erfreuten sich die im idyllischen Italienischen Dörfchen, Helvigs Etablissement, veranstalteten Wochen- roncerte großer Beliebtheit. Bon Neuem ist Herr Musikdirektor Schubert mit der Kapelle deS Pionierbataillons von Herm Bach gewonnen worden, um morgen und alle folgenden Donnerstage seine gem besuchte» Conccrte wieder regelmäßig auszilnehme». — Bädersreauenz, Karlsbad, den 6, Juni»1661 Parteien mit 8743 Personen: Teplitz und Schönau, de» 5. Juni 925 Parteien mit 1197 Personen; Elster, den 1. Juni 380 Parteien mit 521 Personen. — In der Lößnitz hat trotz der kiiblen Witterung die Erd- beerernte begonnen. Es kamen die ersten 3 Liter zur Versen dung. Der PrciS für das Liter betrug 6 Alk.; bis jetzt also noch eine ziemlich theure Delikateste. — In der Nacht zum 6. die!, brannte, wie ma» annimmt infolge böslicher Brandstiftung, im Dorie Booenl» arh bei Nossen ein HauS von der Besitzung ocS Händlers Bürkner nieder. — Vorgestern, am Montag, hnben in Zwickau die Feilen- bauergelnlfen die Arbeit niedergelegt und streiken, da die Meister den Vvn^jcncil aufgestellten Lobntarif nicht acceptiren wollen. Bei diesem »streik ist bcincikriiSwerlh. daß er wohl der numerisch kleinste oder richtiger, schwächste ist von allen bisher in den ver schiedenen Städten ansgebrnchenen. Es giebt nämlich in Zwickau nur 3 Fcilenhaucrmcister nnd diese haben zusammen 8 Gehilfen! — Mur , um ails dem Dienste t'vrtgcnbickt zu werden, der ihr nicht gefiel" hat ein l l' -jähriges Dienstmädchen jn Zwickau den beiden Kindern ihrer Herrichast — ein- »nd zwciiähaa — Streich hölzer an die Milch gethan, um die Armen zu beteiligen. Die jugendliche Verbrechen» wurde der Behörde übergeben. — Wie erst rn letzter Zeit bekannt geworden ist, befindet sich der in Belgien verhaftete Anarchistcninhrer John Neve seit die, Monaten in Nutcisnchnngsyaft in der Strnfmistnll zuLeip; ig. Es ist dieser Schlag stir die anarchistische Sache vielleicht noch ciiipfind- tichec als einst die Verhaltung des NicdcrwiildatleiiläteiS August Reinsdorf. Dieser Ult an der Schwindsucht und wäre zweifellos einem frühen Tode ver'allcii. Neue nver steht »och in voller Kraft und in der Mitte des Mannrsalteis. Neve ist zudem unter alle» lebenden Anarchisten der thatkräftigstc und rücksichtsloseste, er ge nießt wte kein anderer das Vertrauen der Dave'ichen, wie Peukert- schcn Partei. Obgleich Neve sich, wenn er i» London ist, zu dem nnter Dave's Einfluß stehenden komniunistlschcn Arbeiter-Bildungs- ver.in halt, bczcuhuet ihn doch Peukert, der ichäuste Gegner dieier Gruvpc, als den opferwilligsten und iiichligsten Genossen. Schon seit de» Verhaililna des Leipziger Anarchisten Drobner »n Somilicr 1896 wußte man. daß Neve sich in Belgien, und zwar gewöhnlich in Verviers anshicll; er war von doit aus mit Drobner in Ver bindung getreten. Es wird ferner in dem dentiLeii Sozialislen- blatk erzählt, daß ein gewisser Ehnrlcs Theodor Neuß der deutschen Polizei den Neve gewissermaßen vorgefiellt und in die Hände ge spielt habe. Doch »st es klar, daß Neve's Aussehen den Beamten langst bekannt war, da bei seiner vor 5 Jahren erfolgte» Bechuslung und inehrmonatlichnr Geiängnißhatt zu Hanau mehrere Photogra phien von ihm ausgenommen worden waren. Neuerdings hat nnm »hn natürlich wiederum in den verschiedensten Stellungen konterfeit, mit und ohne Hut, in Gesängnißtracht »nd in Eivilanzug, Brust bild nnd durch Augenblicksphotogiaphen, ini Gefaiig uschvie promc- nirend. Das Bild dieser io lang verfolgten und so vit vergeblich gesuchten „Schwanen Hand" des Anarchismus ist ein höchst cynrak- lr'nstncdes. Seine Physiognomie drückt eine Vereinigung von wist«»« Fanatismus nno rohem Vcrbrechcrihum aus. Ein starker, cnergi- ichcr Kops, ein wilder, trotziger Blick aus große», dunklen Airgen, die er mitunter verschlagen zusnmmcuzlcht, ein langer, schwarzer Schnurrbart, dnnktes, zmückgekämintes Haupthaar kennzeichnen ihn. Thcils um ihn besser zu bewachen, thcilS weil ec nut den in Magdeburg wegen Verbreitung verbotener Schriften verurtheilten Anarchisten in Velbindung geslandei» zu haben tcheint, wollte man ihn anfangs aui die Festung Magdeburg bringen: man »aym je doch davon Abstand und setzte ihn in Leipzig fest. Eine strenge Bewachung scheint angebracht, denn schon vor einigen Wochen soll die deutsche Polizei von London aus benachrichtigt worden sei», daß anarchistische Seiidlinge nach Dciilschland gereist wären, um Neve zu befreie». Obgleich der Ort, wo Siede gefangen sitzt, in guter Absicht streng geheim gehalten wurde, ermittelten ihn die Anmchi- sl«n doch, wie ans ihren Blättern hervorging, noch bevor die Lache tn die Presse kam. Die in Leipzig getroffenen Vorsichtsmaßregeln brachte» es mit sich, daß die Polizei ein schärferes Auge aus alle sozialistischen Elemente richtete. Man fand nun, daß einige Sozia listen Umgang mit verdächtigen Personen hatten, und fiyrttt neulich zu der Verhaltung eines LackirerS und Malers, Namens Patsweit. Derselbe war schon un vorigen Jahr«, Mille September, in Halt genommen: man hatte ihn damals m Verdacht, die Friedensciche im Rosenlhai zu Leipzig angeiägt und anarchistilche Schriften veibrei- tek zu haben. LaS Reichsgericht lehn!« jedoch damals die Anklage ab und er wurde wieder aus freien Faß gesetzt. Jetzt war er ge rade im Begriff, Leipzig rn verlassen, um ausjuwandern, alS er in Hast genommen wurde. Der mit Neve inhastirte Sozialist Groß ist nur in aennaem Maße belastet. — Au» Leipzig schreibt man, daß es noch fragliH sei, ob mit dem tm HNistost-" in Nieder-Gchmledkbtrg. Kauivre!» für diese» Etablissement betrug 114,000 Mk. und von den Angedörigen der GeschäftSindaber nach und nach > 12L600 Mk. Baarmittel »um Betrieb dG Geschäft» einaezahlt worden. Der Mangel technischer Kenntnistr sowodl bei Schmidt als bei Kändler und ungünstige Absatz»,nellen. sowie auch die theure» Rohstoffe haben nach den Versicherungen de» Angeklagten «men Aufschwung de» Geschältes verhindert, obwohl auch die An nahme nicht unbegründet erscheint, daß von de» beiden Geschäfts« inbabrm höhere Summen kür den eigenen Unterhalt verwendet worden sitid. als die- rulässig gewesen ist. Am 1 April 1886. nach dem die Firma ihre Zahlungen eingestellt hatte und eine Psändung vo,angegangen war. wurde »gm Kgl. Amtsgericht zu Marienberg, tn dessen Bezirk sich die Fabrik befindet, da- Konkurst'erfabren er öffnet und ergab sich hierbei eine Ueberkchulduna von 321,545 Mk.. da einer Masse von 350,569 Mk. Passiven nur 39,024 Mk/Akuven aegrnüherstehen. Nach den Ergebnisse» der Untersuchung soll nun der Angeklagte sowohl ein Maaren- oder Lagerbuch, als auch rin allgemeines Geschäftsbuch gar nicht, dagegen da- Haupt- und Kassenbuch so unordentlich geführt haben, daß hiernach eineUrber- sicht über den VermögenSbestand nicht gewonnen werden konnte. Den zweiten Theil der Anklage. Betrug, anlangend. io wird dem Angeklagten zur Last gelegt, eine Reche dlesiger Bankhäuser durch Vorspiegelung falscher oder Unterdrückung wahrer Tbestachen in de» Absicht, sich oder der Gesellschaft Berinvgensvvrrdcile zu ver schaffen, geschädigt zu haben. ES kommen hierbei die Bankhäuser G. H. Luder. Ouellmau u. Adler. Günther u. Rudolph, der Kredu- verein, oic Sächsische Kreditbank und die Sächs. Di-kontvbank in Frage. Bei G. H. Lüde, gelangten Wechsel im Gesamnitbetrage von 17,028 Mk. zum Diskont und erlitt die Firma einen Schaden vo» 4055 Mk. Qucllmalz u. Adler diSkvntirlen lür 6»),738 Mk. Wechiel und verloren dabei ist66 Mk.; bei Günther u. Rudolph gelangten für 50^31 Mk. Wechsel zum Diskont mit einem Verlust vo» 4483 Mk.: der Krrditvercin und die Sächs. Kreditbank dik kvntirtr insgesaniint für 65,938 Mk. Wechsel und wurde dabei uni 1607 Mk. geschädigt, während die Sächs. Kreditbank bei einem Dis- kontuiiisab von nur 6779 Mk. 2964 Mk. als Verlust gebucht hat. Die meisten der dlökontirtei» Wechsel sind sogenannte Geiälliakeits- accepte, die ihre Entstehung einer -Wechselreiterei" im Großen verdanken, und eS würden die betreffenden Vankgeschäste nicht in den Diskont grwilligt haben, falls ihnen nach dcnr Auftreten Kündler'S rc. nicht die Annahme ausgrdrängt worden wäre, daß eS sich lediglich um solide Kuiidenwechlel bandele. Die bi- Nachmit tag- 3 Uhr andauernde Beweisausnahme entrollte eine» wenig erfreulichen Einblick in de» Betrieb eines mangelhaft geleiteten großen Geschäfts, und cs war hie» nach nicht mehr zu bezweifeln, daß die Thätigkrit des speziell mit der kauimäumlchen Führung beauikagt gewesenen Angeklagten viel an Pflichttreue zu wünsche» libug ließ. Von der Kgl. Staatsanwaltschaft wurde die Anklage nach alledem aufrecht erhalten. Ter AngcNaate wurde in Verüa- stchliaiing der von der Berlheidigung bervorgehobenen strafmildern den Momente zu 10 Monaten Gesängniß venulheilt. Fortsetzung des lokale« Ltzelte- Seite v. TageSgeschtchte. Deutsche- Reich. Angesichis der ausfallenden Meldung dn „Kr.-Ala ", daß an den entscheidenden Stellen dcr Gedanke an cine demnachstigr Vereinigung von Sachsen-Evburg-Gvtha und Sachsen- Meiningen keineswegs falle» gelassen sei und wesentliche Schwierig keiten der AuMhiiing dieses Planes sich nicht eatgegeiistellen dürsten, erscheint es nicht alS überflüssig, kurz die vorliegenden thaliächiichen Verhältnisse zu skizzircn. Das Haus Sachsen-Eübulg- Gotha zählt 25 männliche Mitglieder, und euch ist kein Thron folger da, gegen den sich inchi Einwendungen erheben ließen. Be kanntlich ist der regiercnoe Herzog kinderlos. Nach denischem Recht würde der älteste rsohn seines (einzigen) Bruders erbfolgebercchtigt sein. ES ist dies der Prinz von Wales, welcher aber für sich und icine Sühne zu Gunsten seines jüiigkicii Bruders, des Herzogs von Edinburgh, aut seine Rechte verzichtet hat und auch durch die Ver fassung des HerzogthniilS ausgeschlossen worden ist. Bis vor wenigen Jahren gair allein der Herzog von Edinburgh, der mit einer Schwester des russischen Kaisers vermählt ist, m Uebercin- siiminuilg mit dcr Beciassung als der Thronfolger. Wie man s. Z. annahm, wurde er auch nur mit Rücksicht auf diese Eigenschaft in die deutsche Armee ausgenommen, ja, er erhielt sogar einen deutschen Offizier als periönlichen Adjutanten zugcthcilt. Aus verschiedenen Gründen entstand aber sowohl im Volke als auch a» sehr einfluß reiche» Stellen eine gewisse Opposition gegen die Elvsolge des Herzogs, hauptiächlich, weil er. wenn auch durch seine Abstammung, so doch thotiuchlich nicht Mitglied eines deutschen Fürstenhauses ist nnd weit er oss.abar selbst keine große Neigung hatte, sich dem Lande zu widmcn, dessen Fürst er dereinst werden sollte, eS viel mehr voizog, als Seeoffizier seinem Geburtsland«: zu dienen. Es haben vor einigen Jahren schon Verhandlungen über die Thron folge in Eoburg-Gothn stattgestlndcir, über welche wenig Zuver- läffigcs in dic Orffenilichkeit gelangt ist, die aber ein befriedigendes Ergebniß offenbar nicht gehabt haben. Immerhin führten sie den Herzog von Edinburgh dazu, seinen ältesten, letzt 12jährigen Sohn, nach Coburg zu senden, »m ihm eine deutsche Erziehung geben und ihn im Herzogthum ietbst auswardlen zu lassen. Man nahm in folgedessen last allgemein an, daß ocr Herzog von Edinburgh nach dein Tode des Herzogs Emst z» Gunsten seines Sohnes aus den Thron verzichten wolle und gewöhute sich daran, de» Letzteren als den Thronfolger zu betrachten. Nnch der jetzigen Meldung der „Kr.-Ztg." würde dies ein Jnrhum gewesen lein. Nächst dem Herzoge von Edinburgh und seinen Söhnen würden noch erbbe rechtigt sein der Herzog von Eomiaught und seine Nachkommen, sowie dcr kleine Sohn des verstorbenen Herzogs von Albany. Nach diesem würden dir Mitglieder der sogenannten Linie Kohary folgen, welche infolge dcr Ehe des Begründers dieser Linie, eines Oheim- des Herzogs, mit der reichen Erbtochter einer ungarischen Fürstrn- saniilie talholisch sind. Zn ihnen gehören zunächst der König von rau P.ilir lmtle »i hiesigen Blattern von dem Verschwinden dieser dic am nächsten Montage im Schwurgcrichtssaale des dortigen Landgerichts beginnenden Verhandlungen des HochverrathS-Prozeffe- gegkn die eMsiichen Mitglieder der l-ixus «tos pstnotss nnter AilSlchluß der Oeffentluhkeit stattftnden werden. Die Nachträge nach Eintrittskarten zu dielen Verhandlungen ist sehr groß. Außer den bereits genannten Anwälten tritt auch der Rechtsanwalt Herr Munckel aus Berlin als Vertheidiger aui, und zwar für den Ange klagten Blech, einen wohlhabenden Fabrikbesitzer auS Marknch. Wie schon gemeldet, richtet sich die Anklage gegen 8 Elsässer. Gegen wettere 10 Angeklagte ist da» Verfahren eingestellt worden. — Landgericht. Die Physiognomie des Gerichtssaales ließ bei Beginn der gestern Vormittag 8 Uhr von Heim Landgerichtsdirektor Tr. Müller eröffnetcn Sitzuna aus einen Prozeß schließen, dcr in enger Beziehung zu dem Betriebe eines kaufmännischen Geschäftes im großen Umsange steht. Den Gerichts tiich fülle» eine Anzahl großer und kleiner Handelsbücher, über deren ungenügende Führung voraussichtlich der anweiende kauf »ittnliische Sachverstiindige beim Kgl. Landgericht, Herr de Meville. Anstchluß geben wird, und unter den voracladenrn Zeugen befin den sich mehrere Vertreter de« KauffnannsstaiideS und de- Bank wesens. Die Anklage wird von Herrn Staatsanwalt Weicher ver> treten, während Herr Rechtsanwalt Dr. Lhünner als Vertheidiger sungirt. DeS einfachen Bankerotts und BelrugS beschuldigt, betlitt dcr am 23. Februar 1850 zu Großenhain geborene »nd noch unbe straltr Kaufmann Kart Julius Kändler dir Anklagebank. Im AuLuV IW Lüociute sich K mrts da Firm» Schmidt u. Kindl« Prim Ferdinand, der im vorigen Jahre nicht gerinne Lust zeigte, den Thron in Sofia zu besteigen. Die Reihe der Mitglieder de« Hauses Coburg-Gotha würden dcr König von Belaum »nd der Graf von Flandern nut seinen Kindern beschließen. Durch die Ver fassung des Herzogthums sind ausdrücklich von der Erbiolae aus- aeichlossen, abgesehen vom Priiuen von Wales, nur die Inhaber aaßerdeutscher Throne, alio die Könige von Portugal und Belgien Mio, aber erst vom Augenölicke der Thronbesteigung a», deren Nachfolger. Die übrige» vorstehend aiisgesührteir Prinzen sind nach der Verfassung siimmtlich als erbberechtigt zu betrachten, wenn nicht hausaesetzlichc Bestimmungen die katholische Cvnscssion aiö Hindern,« aufftcllci, sollte. Schwierigkeiten dürsten dem oben« erwähnten Plane hiernach noch recht viele entgegenstrhen; sie weiden nur zu überwinden sein, wenn ohne Rücksicht auf die dein Reiche thatsächlich nirhl ang,. hörenden und als Deutsche nicht anzu- elkro»enden Agnaten unter Zustimmung des Reiches zwischen dem Herzog und dcr Volksvertretung eine Abänderung der Verfassung vereinbart oder vom Reiche ein Gesetz des Inhalts erlassen wurde daß Prinzen, welche thastächlich Angehörige eines auswärtigen Staates sind, ihr Erbrecht in Deutschland verwirlt haben. So schreibt die Magd. Ztg. Dcr Kaiser, außer Stande persönlich nach Liegnitz zur Fein seines 70iährigen Jnhaberjubiläumü als Chef dcS Könias-Grcnaoier- Regiments Nr. 7 zu gehen, hat cine Kabinetsordre an das Regiment erlassen, m der es u. A. heißt: „So stehe ich auch heute noch an der Spitze meine« Regiments, voll des tiefsten Dankes >ür die gött- licven Fügungen und mit der alten, im Herzen siet sestaewochlcnen Liede und Anerkennung für mein Regiment. Der Rückblick aus die jetzt verflossenen 10 Jahre zeigt nicht die stulmbewegte Zeit und nicht die glorreichen Kämpfe, von denen ich zu dem Regiment bei meinem 60jährigen Jubiläum mit hoch gehobener Empsindung sprechen konnte; es ist eine Zeit treuer und rechtschaffener FricdenS- arbeit gewesen. Aber auch diese gemährt dem Soldaten hohe Ehre, denn t» ihr allein liegt die würdige Beivahruna des erworbenen Ruhmes und die Sicherheit, daß die Fahnen des Regiments in der Stunde ernster Prüfung — möge sie kommen, wann sie wolle — wieder die alten Ehrcnstellci, finden werden. Jn 70 Jahren der Zusammengehörigkeit lrmt man sich kennen, mid so blicke ,ch, wie mit warmen Dank und hoher Befriedigung auf dic Vergangenheit meines Regiments, so mit dem festesten Vertrauen aus dessen Zu kunft. Ich rufe den, Regiment auch beute zu, wie ich es vor 10 Jahren aelhan habe: „Gedenket meiner jederzeit, auch wenn ich nicht mehr her euch bin. wie ich meines Regiments bis zu meiner lctzicn Stunde gedenken werde! Seid dessen stet- mit eingedenk daß mem Regiment immer zu den besten der Arm« gehören mutz, da» jeder künftige Ehrentag de» Regiments die beste Uu der Er-
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