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— Die Gntpacht hat heute im Saale „zur deutschen Halle" Theater und Tanz. Oastbilletö sind zu entnehmen beiHrn. Reißjg, Altmarkt Nr. l4, und Hm. Hauptmann in, hex deutschen. Halle. — Der Besuch der Kreutzberg'schen Menagerie ist dringend anzvempfehlen, zumal da in einer Stadt, wo ein zoologischer Gatten mangelt, in jetziger Zeit so selten die Gelegenheit geboten ist, durch eigene Anschauung sich einen Begriff von Geschöpfen fremder Zonen und Länder zu machen. Um so höher ist daher auch das -Verdienst des Herrn Kreutzberg zu stellen, der trotz der mannichfaltigsten Verluste, die er zu erleiden hatte, stets bemüht war, seine Menagerie durch schöne und seltene Exemplare zu vervoll ständigen. Den Anfang der langen Reihe machen eine Anzahl von Affen, unter denen die interessantesten ein schwarzer Pavian und ein Kapuzineraffe sind; neben die sen finden wir noch außer einem Stachelschwein zwei hübsche Katzen, den Serval, der den Uebergang von den Luchsen zu den eigentlichen Katzen macht, ein schlankes Thier, nicht viel größer als eine Katze, mit schönem braun gelb .und schwarz gezeichneten Fell, und den Sumpfluchs, der, nicht viel größer als der Serval, in der Färbung un- serm Luchs sehr nahe kommt. Die Reihe der Säugethiere wird durch mehrere große Vogel unterbrochen, unter de nen ein Marabout obenan steht, er gehört zu den Stör chen, erreicht,aber eine Größe von 5 Fuß. Die Färbung seines Gefieders ist ein Blaugrau, am Bauche ist er weiß, und Hals und Kopf sind unbesiedert, was dem Thiere ein häßliches Ansehen giebl; von ihm kommen die berühm ten Maraboutfedern. Zwei neuholländische Strauße und ein Condorpaar von den Anden, dem leider kein Raum geboten ist, seine mächtigen Mgel zu entfalten, sind die übrigen Vögel in der hintern Reihe. Als Vertreter der Soliäunßula finden wir 2 schöne Zebra, die durch die prachtvolle Färbung ihres Felles und ihren zierlichen Kör perbau ein sthr gefälliges AeUßere haben. Ihnen folgt eine Reihe von Carniforen, deren Anfang der Barribal macht. Wir wenden uns nun zu den 2 Löwenpaaren, deren ma jestätischer 'Blick uns sogleich den König der Thiere ver kündet. Es ist die dunkelbraungelbe Art aus Nordafrika und die viel hellere südafrikanische mit schwarzer Mähne. Nun kommen 4 große Königstiger aus Bengalen. Diese mächtigen Katzen, die an Stärke, Gewandtheit und Schön heit dem Löwen gleichzUstellen sind, sind es, bei denen der berühmte Thierbändiger den Anfang mit der Dressur macht. Unerschrocken setzt er seinen Fuß in den Käsig dieser'wilden Bestien, die durch einen Schlag ihrer Latze einen Mann zu Boden zu schlagen vermögen, aber gleich HuNden schmiegen sie sich an ihren Herrn, dem sie in al len "Mböttzn Folge leisten. -Doch athmet der Zuschauer freier, weNn er sieht, wie Hr. Kreutzberg den Käsig dieser Thiere «verläßt, in -denen die falsche Katzennatur nur ein geschlafen ist, und ihn in den Käsig der Hyänen eintreten sieht, die, wenngleich immer gefährliche Thiere, doch kei neswegs so zu fürchten find, wie dies oft in Naturgeschich ten geschildert wird. Hier zeigt der Thierbändiger von Neuem seine Meisterschaft, indem er ausführt, was vorher vielleicht -von Keinem gezeigt worden iss er wirft ein Lamm unter die vom Hunger aufgeregten 5 Thiere, ohne daß eins derselben wagt, an dem Lamme sich zu vergehen, vielmehr weichen sie demselben aus, wo sie können. Von hier begicbt sich Hr. Kreutzberg in den Eentralkäsig, um hier sein Meisterstück zu machen. Hierher kommen außer den 5 Hyänen -ein herrlicher junger Löwe, 2 Leoparden vom Cap der guten- Hoffnung, fowie-2 kleine Bären. Diese ,zehn Thiere nun sind es, die hier in dem Centralkäsig ver- > eint, in Frieden an einem Tische sich von Hrn. KrtUtzberg speisen lassen. Das schönste Schauspiel wird uns-dann ge währt, wenn der junge Löwe stch produziren muß, der dadurch, daß er seine Sprünge, wenngleich mit äußerstem Widerwillen und Zorn macht, uns seine Kraft und Ge wandtheit erst recht sichtbar darlegt. (Schluß morgen.) Tagesgeschichte. In Preußen geht man mit dem Plane um, die Wucher gesetze abzuschaffen. Vom Justiz- und Handelsministerium wird angenommen, daß sie die Abschaffung derselben begünstigen. Im Interesse des Real-Credits erhobene Bedenken ließen das land- wirthschaftliche Ministerium von dem Landes-Oeconomie-Colle- igium ein Gutachten über die Frage einfvrdern, welchen Einfluß die Aufhebung der Wuchergesetze auf die Interessen der Land- wirthschaft ausüben würde. - Der Voss. Ztg. zufolge sollen die Ansichten des Collegiums der Aufhebung günstig sein. Am 9. December soll in Wien die Münzconferenz wieder zusammentreten. Die Münz - Convention kommt nach den Be stimmungen der Zusatz-Artikel auch zur Ausführung, wenngleich ieinzclne Staaten deren Annahme ablehnen sollten. In Paris fand am §.Nov. die feierliche Wiedereröffnung der Sitzungen der Pariser Gerichtshöfe statt. Der neue General- Procurator hielt bei dieser Gelegenheit eine politische Rede — eine Ausnahme bei diesen Anlassen. Er nahm als Text seiner Rede die Achtung vor den Rechten des Souverains, wobei er eine warme Lobrede auf Napoleon IH. hielt und die Ereignisse, die seine Regierung verherrlicht haben Er.verfehlte dabei nicht, von den eminenten Diensten Louis Napoleons zu sprechen. Zu gleich machte er auf die Gefahren aufmerksam, welche die Gesell schaft-bedrohen, indem man Louis Napoleon aus Ehrgeiz oder gus Rachsucht zu verkleinern sich bemühe Er entwarf dabei ein ziemlich düsteres Gemälde von der Lage der Dinge in Frank reich. — Der Kaiser verweilt noch immer in Compiegne; doch dürfen die Parsser Blätter von den dortigen Festen nicht mehr reden. Die Kaiserin liebt Compiegne, denn hier war es ja, wo sich 1852 Napoleon um ihre Hand bewarb. Wenn die Kaiserin jetzt zwischen den alten Baumstämmen dahin jagt und dasjenige flüchtig überdenkt, was ihr im Laufe von vier Jahren begegnet, mag ihr dann ihr Glück nicht oft wie «in Traum und sie sich selbstmicht wie im Zauberwalde Merlin's Vorkommen, aus dem hinausschweifend sie befürchten Muß, das Bewußtsein auf einem Throne zu sitzen, die Mutter des Kindes von Frankreich zu sein, den Besuch der Königin Victoria empfangen und erwiedert zu haben, hinter sich wie in Nebel aufgehen zu sehen? In der That, die Kaiserin Eugenie hat wunderbare Phasen erlebt! Als sie Louis Napoleon ihre Hand gab, beachselzuckte man sic und es schien Niemand sie beneiden zu wollen, während jetzt, wenn man von dem Glanz und der Verehrung liest, die in diesem Augen blicke dieser strahlenden Frau zu Theil werden, ihre Wahl ge wiß als eine beneidenswerthe bezeichnet werden muß. In Neapel werden Puppenspielc gegeben, in welchen Po- lichinell sich über die abziehenden Westmächte lustig macht. Eingesandt- Daß unsre städtische Wokflfahrtsbehörde stets und überall auf unser Wohl bedacht ist und mit Sorgfalt und Eifer Alles in's Auge faßt, was von Nutzen oder von Schaden sein könnte, davon liegen wohl Jedem, der sie nur sehen will, der Be weise genugsam vor. Namentlich überwacht sie seit längerer Zeit mit aller Strenge das Einbringen und den Verkauf der Nah rungsbedürfnisse: Brod, Butter, Fleisch rc. Henn nun hierzu unbestritten auch die Milch gerechnet werden muß — sie