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In -er Folter der Tscheka. Bon A. Donzoff. iNachdruck verboten.» tz. Fortsetzung. Vom Geruch des frischen Blutes wurde mir ganz Übel. Ich schwankte und wäre umgesunken, wenn mich die Gchlvpol. schiki nicht gestützt hätten. »Ihren Bor» und Familiennamen, wo geboren und wie alt?" so begann das Verhör. »Wisse» Sic, weshalb Sie erschossen werden?" Ich konnte nur verneinend den Kops schütteln. Trotz aller Anstrengungen war eö mir unmöglich, auch nur ein Wort hcrvvrzubringen. Der Untersuchungsrichter verlas folgendes Urteil: »Im Namen der U. S. S. R. hat das Kollegium der GouvernementS-Tscheka nach Prüfung der Akte Nr. 72 84» be schlossen: Der Angeklagte ist zu erschtesien. Vorher ist jedoch fcstzustellcn, wo sich daö Eigentum seines Vaters befindet. Falls der Angeklagte dieses freiwillig mittctlt, ist das Urteil ansznhcben." — „Ich, ich, ich weis, es nicht" konnte ich nur stotternd antworten. — »Unterschreibe!" befahl der Untersuchungs richter. Automatisch folgte ich seinem Befehl und unterschrieb. Man brachte mich in das groste Zimmer, welches von un zähligen elektrische» Glühlampen an der Decke und an den Wänden grell erleuchtet war. Dieses grelle Licht blendete mich derart, dast ich austcr den beiden zerlumpte» Gestalte» der mich führenden Schlvpolschtki nichts sah. »Zieh' dich schneller anS!" befahl der eine von ihnen. In diesem Augenblick wurde mir ganz eigenartig leicht... Ich wollte nun auch so schnell wie möglich durch eine Kugel erlöst werden. Die Türe der HinrichtungSkammcr wurde ge öffnet. Ich erstarrte... Ueber hundert blutige Leichen lagen in einem wirren Hausen durcheinander. Die Frau des Eisenbahners Utkin lag mit offene» Haaren, splitternackt, wie alle andere» Leichen, ihr zweisährigeü Kind fest an die Brust gedrückt, aus der Leite. Utkin selbst lag an der Wand und hielt krampfhaft mit der -Hand den Fust seines ältesten SöhnchenS. Die Kinder waren ebenfalls tot. „Kriech' hinauf, du Hund!" rief einer der beide» Schlvpvlschiki. Wie eine aufgezogene Puppe kletterte ich vorsichtig aus den Lcichcnhanfcn hinauf, bald aus den Bauch, bald aus de» Kops eines Erschossenen tretend... Unverhofft stolperte ich »nd fiel der Länge nach hin, dabei irgendeine noch warme Reiche umarmend. Nachdem ich mich erhoben hatte und meine» fürchterlichen Weg gehorsam fortsetzte, lachten meine Henker Storvschnck und Richter laut auf. Sic amüsierten sich sichtlich köstlich über meine Qual. „Dreh' uns deine Visage zu!" herrschte mich Towaritsch Richter an. „Ich frage dich zum letzten Male: Wo liegt das Geld deines Vaters, und wo hält er sich versteckt?" »Ich weist nicht...! Schics»' schneller!" sagte ich noch heiser. Ich hörte einige Schüsse, und ein paar Kugeln pfiffen über meinen Kops hinweg und.... Am nächsten Tage erwachte ich in einer Einzelzclle. Wie ein Kind schrie ich verzweifelt und herzzerreißend um Hilfe, indem ich „Mutter!", »Vater!" rief... ES schien mir, als wenn ich im Grabe wäre und alles, was ich um mich herum sah, ein Traum sei. Ich fuhr mit der Hand über meinen Kopf, und bei jeder Bewegung streifte ich einen großen Teil meiner Haare hinunter, als ob sic geschnitten und noch nicht entfernt seien. Wer hat mir die Haare geschnitten?... Warum ist ver gessen worden, sic mir abzunchmen?... Doch nein, sie sielen von allein infolge der ausgcstandencn schrecklichen Stunden anS. An meinem Kopfende stand eine Krankenschwester, welche mich zu trösten versuchte. Sie gab sich Mühe, mir cinzureden. daß alles nur ein böser Traum und Spiel meiner Phantasie gewesen sei. Tränenden Auges bat sie mich, doch nun endlich zur Besinnung zu kommen. »Mein Gott," sagt« die Schwester, »ich habe keine Kraft mehr, die» alles anzuhvren! Warum quält man die Menschen o? Sollte man sie doch lieber erschießen, al» sie erst in einen olchen furchtbaren Zustand zu versetzen." »Schwester, verlassen Sie mich nicht!" bat ich sie. »Ich fürchte mich so. Sagen Sie mir, werbe ich leben? Hat man mich noch nicht getötet? Warum bin ich verbunden?" „Mau hat Sie geschlagen!" antwortete mir die Schwester. „Warum?" fragte ich. „Der Arzt hat verboten, daß Sie sprechen. Beruhigen Sie sich erst einmal, versuchen Sie zu schlafen... Man hat Sie gefoltert..." Leise weinend entfernte sich die Schwester. Ich schlief ein... Ich will nun die Schilderung meiner persönlichen Erleb- »isse etwas unterbrechen und einige Begebenheiten schildern, die sich in der Tscheka zugetragen haben. In Belaja Zerkow, einer kleinen Stadt des Kiewer Gouvernements, wohnte ein junger Mann namens Trosim Kalyka. Er war 32 Jahre alt und bis über die Ohren in seine Landsmännin Jenta Prochorowa verliebt, und da beide einander gern hatten, beschlossen sie. zu heiraten. Es galt aber, ein großes Hindernis zu überwinden. Die Eltern des Mädchens waren zivar mit der Heirat einverstanden, jedoch nur unter der Bedingung, daß sich ihre Tochter kirchlich trauen ließe. Der Geistliche aber hatte nicht das Recht, eine kirchliche Trauung zu vollziehen, bevor ihm eine Hcirats- bcschetnignng der Sowjetrcgierung vorgelegt wurde. Von dieser Eintragung beim „Sowjet" wollten die Eltern aber nichts hören. Da aber nichts unmöglich ist, beschloß Trosim Kalyka, den Geistlichen durch »klingende Münzen" zu ge winnen. Da die Eltern der Braut Haus, Pferd, Kuh und zwei Morgen Land besaßen, hatte der Bräutigam großes Interesse daran, die Hochzeit recht bald stattfinden z» lassen. Es kam dann noch die hübsche Tochter dazu, also lauter Dinge, die durchaus nicht zu verachte» waren... Doch mußten die Unkosten nach Möglichkeit vorläufig verringert werden, da der Bräutigam das ganze Geld für die Ausgaben verlegen mußte. So begab sich denn Trofi- muschka zum Priester »nd fragte höslichst an, ivaö derselbe wohl für eine Trauung ohne das bewußte Svwjetpapier nehmen würde. Der Pope verlangte 25 Rubel, jedoch einigten sie sich nach langem Handeln auf 15 Rubel, und nach drei Tagen fand die kirchliche Trauung des Trosim Kalyka mit Ienia Prochorowa statt, und zwar ohne Genehmigung der Hciratscrteilung der Sowjctregiernng. Das Glück der beiden mährte nicht lange. Es kam zur Kenntnis der Tscheka, daß der Geistliche den Kalyka mit der Prochorowa nur kirchlich getraut hatte. Zusammen mit dem Priester wurde das junge Paar verhaftet und der Tscheka überwiesen. Sie waren in verschiedenen Zellen eingesperrt und konnten sich nur durch kleine Zettel, die der jeweilige Wacht habende vermittelte, verständigen. Eines Tages schrieb ihm seine Fra», er solle ganz ruhig sein, denn sie wäre heute vom Untersuchungsrichter vernommen worden, und der hätte ihr versprochen, sie alle zu befreien. — Der Untersuchungsrichter verhörte die junge Frau auch nachts... Während dieser Nachtvcrhöre war der sonst so ruhige Kalyka nicht wiedcrzucrkennen. „Ich werde cs nicht zulasscn," schrie er, „daß man meine Fra» entehrt, und men» man mich erschießen sollte!" — Wenn seine Frau von einem solchen nächtlichen „Ver hör" zurückkchrte, schickte sic jedesmal einen Zettel mit der Bitte, sich nicht zu beunruhigen, da sie bestimmt befreit werden würden. Anfangs antwortete er ihr grob und frech, und zu letzt gab er überhaupt keine Antworten mehr. — „Soll sic zu diesen Hunden gehen! Ich will nichts mehr von ihr wissen!" schrie er wutschnaubend. — Wir machten ihn darauf aufmerksam, daß er sich mäßigen müsse, da er doch genau wisse, daß unter uns Eingesperrten sich Verräter befänden, die der Tscheka jedes Wort mittcilten. „Den Tod fürchte ich nicht! Mögen sie mit mir machen, was sie wollen!" antwortete er zornig.... Der Geistliche saß in der Ecke und bekreuzigte sich fort während... Die mitverhaftcten Tschckamitgkicder trieben allerhand Allotria mit ihm,- man spie ihm ins Gesicht, begoß ihn mit heißem Wasser, verband ihm die Augen und ver langte von ihm, er solle dabei die zehn Gebote aufsagen, und wenn er sie ausgesagt hatte, befahlen sie ihm, ein Buch zu küssen, doch statt des Buches hielt ihm dann einer den nackten Rücken hin... Bis heute kann ich das Gesicht des Geistlichen nicht ver gesse». Er ließ sich nichts anmerken, lachte und versuchte krampfhaft, seine Erregung vor diesen Strolche» zu verbergen. „Ach, ihr Spaßvögel, ihr seid noch jung, in eurem Alter kann man noch scherzen " Doch diese Leute verstanden seine Worte nicht. — Die Untersuchung der Sache Prochorosf leitete der Be vollmächtigte der Kirche, Towaritsch Schewzoss. Ienia ivurde beinahe jede Nacht vernommen. Ihr Mann Kalyka wurde überhaupt nicht verhört und der Geist liche nur ei» einziges Mal. Nach dieser Vernehmung, die eine halbe Stunde währte, wurde der Geistliche mit ausgeschlagenem Auge, das er mit dem Taschentuche krampfhaft zu verdecken suchte, zu unS i» die Zette zurückgebracht. Er begab sich sofort an seinen Platz, legte seinen Kopf auf die Bretter und wiederholte nur immerzu weinend die Worte: „Mein Gott, mein Gott, er barme dich!" „Weshalb hat man Sie geschlagen?" fragte ich ihn, nach dem er sich beruhigt hatte. „Der Untersuchungsrichter stellte die Frage an mich, wes halb ich das Geld von Kalyka genommen hätte. Ich ank- wortete ihm: Gott soll mich schützen, ich habe kein Geld ge nommen. Daraus schlug mich der Untersnchnngsrichter mit dem Revolver ins Auge und schrie: Was rufst du Gott an, du Vieh?! Ich werde dir schon zeigen, wer mehr Gewalt hat, ich oder dein Gott!" „Oh! Oh! Gott straft mich hart für meine Sünden " Damit kehrte er mir de» Nucken zu, und cs war kein Wort mehr aus ihm hcrausznbringcn. Mir tat der Alte leid, nnd ich beschloß, mich seiner anzunehmen, damit wenigstens die „Scherze" aufhörten. Zu diesem Zwecke teilte ich die mir von meinen Verwandten geschickten Lebensmittel mit zwei Tschckamitglicdern, die mit mir zusammen cingcsperrt waren. In einer der folgenden Nächte erschienen die Schlupol- schiki nnd führten zuerst Trosim Kalyka und dann den Geist lichen aus der Zelle Als der Name des Geistlichen ausgerufcn wurde, kniete er nieder, bekreuzigte sich, nnd mit den Worten: „Gottes Wille geschehe!" verließ er die Zelle. Sie wurden erschossen. Und Ienia Kalyka, geborene Prochorowa, wurde vom Untersuchungsrichter Schcwzvff befreit. Dieser beglückte sie mit seiner Persönlichkeit und heiratete sie nach allen Regeln der Hciratsabteilung der Sowjetrepublik.... ... In den Jahren 192l nnd 1922 häuften sich in der Ukraine die Fälle, daß sowohl Sowjet-Institutionen, als auch Privathänscr, in denen verantwortliche Kommunisten wohn ten, i» Brand gesteckt wurden. Beispielsweise brannten in Kiew ans dem Krcschtschatika die Häuser Nummer 6, 9, 11 nnd 1 bis auf den Grund nieder: dasselbe geschah mit zwei ncbeneinanderliegenden sechsstöckigen Häusern auf der Fun- duklejewskstraße Nr. 36. Ecke der Theatergaffe. Täglich brach an verschiedenen Stellen der Stadt gleichzeitig Feuer aus. Das Gouvernements-Vollzugskomitee gab eine Verordnung heraus, dcrzufolge der Vorsitzende und die Sekretäre des Hauökomitees für jede in einem Hause ausbrechcndc Feuers- brnnst zur Verantwortung gezogen wurden. Sobald also irgendwo Feuer entstand, war die Tscheka sofort zur Stelle und stürzte zum Vorsitzenden des Hanskomitccs.... iFortsctznng folgt.> 'kSgliciisr Eingang nsusstsr >Au»tsr k! Valssntwusstravs 19 I Oonnerstsß L. .t. - '' , 4 5on«1er- Angebot: Im ricbtigen Zeitpunkt vor längsten bieten vir Iknen Nkntel kür alle Zvecke unä Oelegenbeiten ru aukergevobnlick niedrigen Kreisen, öitte benutren 5ie ^as Angebot in Ikrern eigenen lnteres5e! Der Verksui beginnt Nontsß rnittsßk vesckten 5le Hpe-isl-kenster! Limge keisplele: ?ür clie Reise: lerckie dttlntel In eng- II«ch«n Oenre. neu« »^11 ^ De»,In» u. neue karden ?ür <len Regen: gummierte, va,»er- siebte dtsntel In ^ viel. I-ord. düc. 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