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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 26.07.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260726013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926072601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926072601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-07
- Tag 1926-07-26
-
Monat
1926-07
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 26.07.1926
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Oerttiches und Sächsisches. rva, ,»HI,« der Leipziger Un«o»rf«ial»I,IiniI» vor? Im Landtag ist eine beutschnattonale Anfrage eingebracht vorden, tn der die Regierung um Auskunft darüber gebeten wird, dass in letzter Zeit tn der UniversltätS.Augenklinik tn Leipzig zwei tschecho-slowaktsche Staatsangehörige unter Ver drängung von retchSdeutschen Wissenschaftlern angrstellt worden sind. In Leipzig erzählte man sich überdies, bah tn der UniversitätS-Augenklintk korrupte Verhältnisse herrschten. Cs solle» den Patienten übermässige VerpslrgungS- und Ge» bllhrcnsätze abgeforbert werde, und die Geldbeträge sollen in die Kasse der Kltntklctter geflossen sein- Nationaler Filub und »ie Anlerfchlagungen im Bolksopfer. Durch die Linkspresse ging noch vor wenigen Tagen eine Meldung, das, der Nationale Klub noch nicht dir Gelder an das Bolksopfer zurtickgczahlt habe, die die beiden verurteilten Geschäftsführer Dr. Meissner und Löffler -cm Nationalen Klub ohne Wissen der Leitung zugeführt hatten. Wie unS- von zuverlässiger Seite bestätigt wird, ist diese Meldung falsch. Richtig dagegen ist, dass vom Nationalen Klub bereits vor einigen Wochen alles das an das Bolksopfer zurück- gczahlt worden ist, wozu der Nationale Klub dem Volks» opser gegenüber eine moralische Verpflichtung anerkannte. Wie verlautet, beträgt die vom Nationalen Kttlb an das Bolksopfer gezahlte Summe über 80 000 Mk. Vervcksichiigl die einheimischen GSrinereien. In letzter Zeit erscheinen, wie schon früher, in sächsischen Tageszeitungen Anzeigen auswärtiger Versandgärtnereien, die zum Bezug lebender Pflanzen und anderer gärtnerischer Erzeugnisse aufsordcrn. In vielen Fällen werden unter auf dringlicher Reklame Behauptungen ausgestellt, die entweder den Tatsachen nicht entsprechen oder doch starke Ueber- treibungcn enthalten. So wird z»m Beispiel neuerdings der Bezug gewisser Erdbeersorten empfohlen, dcneu Eigenschaften nachgesagt werden, deren Unwahrscheinlichkeit jedem Sachverständige» ohne weiteres erkennbar ist. Ueber dt« angebliche Fruchtbarkeit solcher Wundersorten wird ge sagt. die Früchte lügen um gepflegte Pflanzen dermassen dicht, dass sie sich Hausenmeise übereinander drängen müssten, um überhaupt Platz zu finden. Dian habe den Eindruck des Aussergewöhnlichcn. Unerwarteten, noch nie Dagewescnen usw. Solche Behauptungen sind starke Ucbertreibungen. Die Käufer werden damit irrcgesührt, sind später enttäuscht, und die an und für sich sehr bcgrüsscnswerte Neuanpflanzung von Erdbeeren und Ausbreitung der Erdbcerkultur werden nicht gefördert. Im Interesse der Käufer und unserer einheimischen Gartcukulliir empfiehlt daher die Fachkammer für Garten» bau. Anpreisungen auswärtiger Firmen über angebliche Wundcrpslanzcn aller Art mit grösster Vorsicht auszunehmen und sich zu sagen, dass man bei gutenFirmen am Orte oder im Lande indcr Regel besser bedient wird als bei unbekannten auswärtigen Firmen, die oft durch über» triebeue Zcittingsrcklame daS zu ersetzen suchen, waS ihnen an gärtnerischer Bedeutung fehlt. — Die Beerdigung von Oberlcutnaut Wüsthoff findet morgen. Dienstag, mittags 12 Uhr auf dem Johannis- Friedhof zn Tolkewitz statt. — Gcheimrat Ilgen spricht im heutigen Ankündtgungs- tetl seinen Dank für die ungezählten Aufmerksamkeiten zu seinem 70. Gcburstage aus. — Die Kleinbahn Warnsdorf—Seifhennersborf t. Sa— Rnmbnrg i. B. genehmigt. Zwecks Errichtung einer Kleinbahn von Warnsdorf durch Seifhenncrsdors t. Sa. nach Rumburg i. B. hat nun auch die Gemeinde Seifhennersborf vom Mini sterium in Dresden die Bewilligung zur Vornahme der Vor arbeiten und der Vermessungen erhalten. - Erhöhte Pslcgeznlagen für Kriegsblinde. Wie der Lan desverband der Kriegsbeschädigten und Kriegerhintcrblicbenen des Läihsischen MilitärverctnSbundes s.Kyffhäuscrbunds uns mittcilt. erhalten auf Grund der Durchführungsbestimmungen der vierten Novelle des ReichöversorgungSgesctzcs Blinde mit Wirkung vom 1. April 1»2ü ab an Stelle der einfachen die erhöhte Pslegezulage von 720 Mark jährlich, falls ihre Blindheit auf eine organische Veränderung beruht. Blind tn diesem Sinn ist ieder, dessen Sehvermögen wirtschaftlich wertlos ist und -er sich in fremder Umgebung nicht allein zu- rechtsiiidcn kann. Bei weiteren, auf Dicnstbeschädigung zurück- zusiihrendcu schweren Hses»ndheitSstörring>cn, die ein erhöhtes Psteaebcdursuis bedingen, erhalten die Blinden die höchste Pslegezulagc im Grundbctrage von 864 Mark jährlich. Als solche chcnindhcitsstörung gilt auch der Verlust des Geruch sinnes. wenn dieser Verlust auf erheblichen, anatomischen Ver änderungen an der Nase oder den Nebenhöhlen beruht. — Die Dame von Welt. Sin unwahrscheinlich r»ön>er Hochsonimcrabcud. Stimmengewirr, lockend« Musikklänge, aparte Illuminationen, die ln eigenartigem Gegensatz zu dem Grün der Bäume und den Anlagen steht. Blütendttfte und lauer Abendiviud. Eine dichtgedrängte, erwart»nas"oll« Me Donaureise der „Dresdner Nachrichten". Dritter Tag — Der Morgen de« dritten Tage« rief in sehr früher Stunde die Bewohner de» „Passauer WolseS" und des »Wethen Haasen" auf da» stattliche Donauschtfs. Die Zollrevision voll» zog sich überaus rasch und In den gefälligsten Formen. Kaum ist Passau hinter Bäumen verschwunden, so treten dicht von beiden Seiten der Böhmerwald in seinen Aus läufern zur Linken, zur Rechten aber die Borhöheu der Alpe« nahe au den Giro« heran. Fast auf der ganzen Strecke sind diese Höhen prächtig bewaldet, Laub- und Nadelholz wechseln sich ab. Keine Hausung stört aus lange Strecken die grüne Einsamkeit. Aber von Zeit zu Zeit steht oben meist ganz aus der Höhe ein Schloß oder ein Schlösschen in charakteristischer Form. — Die Donau ist nicht lehr brclt und recht reissend. Zwei starke Männer bedienen das Ruber,- man bekommt eine Vorstellung davon, dass die Ein haltung der Fahrtrinne bet der starken, unregelmäßigen und oft strubeligen Strömung viel Mühe macht und gewiss nicht so leicht ist, wie ans der Elbe. Unvermutet erscheint im Strom ei» Felsen. Wunderlich! Im leichten Morgendnnst hielten wir ihn zuerst für ein ent gegenkommendes Schiss ES ist der Donausclsen Jochcnstein. Schöne und wilde Sagen klingen um ihn. Zwei stille Heiligenbilder grüßen ruhig von ihm herüber. Aber er hat eine eminente politische Bedeutung: von dieser Stelle ist auch das linke Ufer, das bisher noch bäurisch war, österreichisch. Wird einmal eine Zeit kommen, wo dieser Grenzsclsen ein Denkmal ist von der Vereinigung der so sehr deutschen Oestcrretcher mit dem R-?ich? Engelhartszell und Engelszell sind zwei Dampferhaltcstcllen, die gewiss vielen im Gedächtnis geblieben sind wegen ihrer, glücklichen Gesamtbilder. Alte Burgen grüßen hernieder, wie W e s e n st c i n, M a r s b a ch, hoch oben das in der Gegend bekannte Kerschbaumer Schlössl, schliesslich Schloss OttenSheim. Oft wechselt zwischen ihnen der Charakter der Begleitbcrge: bald treten sie näher, bald weichen sie ein wenig zurück,- einmal würben sie nach Süden zu den freien Blick auf die Berge des Salzkammerguteö auflassen, wenn nicht das Wetter so diesig wäre, dass es sogar von Zeit zu Zeit wieder ein wenig tröpfelt. Aber als wir Linz erreichen, ist daS schönste Mützcnmettcr. Die grosse Sonne der Marien sä ule aus dem Hauptplatz strahlt im Sonnen- schein in lichtestem Golde, und die Linzer genießen das ernste Vergnügen ihres farbenfrohen Wochcnmarktes. Wir freuen uns mit ihnen, kaufe» sehr schöne Aprikosen, die allerdings gar nicht billiger sind als bei uns. Am meisten aber amüsiert uns der Einkauf und das Handeln der Linzer Damen, die alles nur Erdenkliche hier cinkausen. Eine sehr elegant an- gczogcne snnge Dame trägt unterm Arm eine lebende weiße Henne heim,- bei uns unmöglich . . . Aber was beweist es, dass daS bei nnS unmöglich ist? Jedenfalls bleibt die Dame eine Dame, wenn sie sich mit ihrer Henne nicht hat und sie trägt, als ob's et» Paket Nudeln wäre. Viel Zeit hatten wir nicht tn Linz. Zur Fahrt auf den Pöstltngberg, von dem aus man die Aussicht auf die Passau, Drei». lange Alpenkette von Wien bi» zum Watzmann genießen kann, reicht eS nicht. Aber eS reichte bis zu einem ichneüen Gang zum AltenDom, an dem man im Vergleich mit dem Passauer Dom gut da» Frühbarock sich anschaulich machen kann, und zu einem Kaffee, dem ersten österreichischen mit Schlagobers und einem groben Glas Wasser beim Traxl meyer, einem prächtigen grossen Kafkee mit weiter Veranda, gediegener Eleganz, an einem kleinen saftiggrünen Parkchen mitten in der Stadt. Der Zugang vom Hauptplay dazu ist durch einen schmalen langen Hausdurchbruch, in dem mit süd- ländischer oder auch morgenländischer Vertrauensseligkeit Waren aller Art zum Verkauf gestellt sind: der Basar der orientalischen Städte strahlt den dünnsten Abglanz seines Wesens bis hierher. Erst als wir wieder aus dem Schiff donauabwärts gleiten, sehen wir, wie ausgesprochen der schlanke Turm des Neuen Domes in seiner gotischen Linie das Stadtbild überragt und ihm von dieser Seite her eine Pointe mehr verleiht. Wir fahren in sehr angeregter, meist österreichischer Ge sellschaft weiter die Donau hinunter. Die Berge werden niedriger, steigen aber manchmal noch zn imposanter Höhe an. Die erste, mit brcltein nnterschlüchtigcn Schaufelrad im Wasser liegende SchisfSmühle wird von den Kniller« ln den Sucher genommen. Einen besonders starken Eindruck gewährt der Ort Maut hausen mit dem reizvollen Pragsteiner Schlössl auf Höhe und dem mächtig trotzigen, alten Mauthause ans Felsengrund hart am Strome. Es wird bcrichiet, dass hier schon die Avaren vor 1500 Jahren Zoll erhoben hätten. Heute scheinen noch wichtiger und dem technischen Sinn »»scrcr Zeit entsprechender einige riesenhafte Granit st einbrüche, die die Stadt Wien mit ihrem WUrsclpslastcr versorgen. Einmal sehen wir von weitem eine kleine Stadt ans eine Höhe geschlossen hingebettet, ein entzückender Anblick. Es ist die Stadt Enns. Weiter und breiter wird das Tal, wir kommen in die Donauniederung Oberösterrcichs. Wallsee heisst unser nächstes Ziel. Mittagsmahl in einem kleinen Dorfgasthaus vorzüglich. Die erste echte österreichische Mehlspeis'. Der malerische Schlossbau gehört dem Erzherzog Franz Salvator. Zu Rudolf von Habsburgs Zeiten ist es gegründet. Dann wandern mir. in einem altertümlichen Kahn von stämmigen Ruderern über den mächtig brauicndcn Strom ge setzt. ein gutes Stück durch tiefen B r u ch w a l d. Ein Friedrich könnte hier wie einst tm Oderbruch viele, viele Sicdlnngs- stellen für deutsche Landwirte schaffen, denn weiterhin bei dem schlichten Oertchcn Baumgartenberg erscheint der Boden schwarz und fruchtbar. Ein echtes oberösterreirhischcs Bauern- gut überrascht durch seinen kompakten, viereckigen, fcstnngs- artigen Bau und durch daS über dem ganzen ans aus Roh ziegeln gebauten Obergeschoß ruhende mächtige Strohdach. Grein wird unser Quartier für die nächste Nacht. ES ist ein liebes Städtchen, überraat von einem eigenartigen male rischen Schloss, der G r e t n b u r g, das dem Herzog von Sachsen-Koburg-Gotha gehört, der am kommenden Sonntag mit seiner Familie hier erwartet wird. K.-tt. Menge, die im Garten der reizvollen, beliebten Parkkon ditorei Guck in der Ausstellung das endaültia« Er gebnis des Wettbewerbs „D i e D a m e v o n W e l t" abwartet. In der Tat, wer sich am Sonnabend, sei cs zum ersten oder zum wiederholten Male, cingesundcn hattet, kam voll ans seine Rechnung. Di« russische Kapelle in ihrer N-itt-—"'tracht besorgte die Tanzmusik mit viel Geschmack, ^-^ena, Va- lenzia, Charleston, Tango und andere Weisen charaktervoller Färbung schufen bald den richtigen Stimmungshintergrnnd und gaben der Dame von Welt Gelegenheit zu zeigen, wie ste der Tanzkunst mit vollendeter Grazie huldiat und schöne Kleider der verschiedensten Prägung auch wirklich wirkungs voll zu tragen und zur Geltung zu bringen versteh» rich tige. durch künstlerischen Geschmack betonte harmonische Einheit all dieser ästhetischen Tugenden sollt« denn an diesem Abend durch vier Preise ausgezeichnet, und zwar in geschickter Form die endgültige Entscheidung zehn Damen stan»- — bereits vom vorigen Male her tn engerer Wahl — dem Publikum über lassen werden. Die Anordnung und techni^-- Durch führung der eigenartigen Veranstaltung war sehr schickt. In der zwölften Stunde wurde die Entchcldung gelallt. Das hier bei zu tätiger Mitwirkung hcrangezogene Publikum hatte dabei tm grossen und ganzen ebenfalls recht erfreulichen Ge schmack an den Tag gelegt. Prcisträgerinnen waren die Damen Ko ba l ll. Preis mit weit über 200 Stimmen). Klein (2. Preis mit über anderthalb Hundert Stimmen), Nühlke s3. Preis mit nicht ganz hundert Stimmen) und Ficker <4. Preis mit K5 Stimmen». Die PrciSträgcrinncn erfreuten daS Publikum zum Schluss mit einem Extratauz. --'chen- durch hörte man von den Russen eine Reihe schöner, in der Muttersprache vorgetragener Lieder echt nationaler Färbung für Bariton und Tenor, während nationale Reigen tm Kostüm noch eine abwechselnde Note mehr in die gelungen-- ""--"-anstal- tung brachten. — Die Geschäftsstelle des LandcsanSschnlles Sachsen der deutschen Jugendvcrbänbe wird am 28. Juli von Dresden-A. 1. Ostra-Allce 6,11., nach DreSden-N. 1, A m a l t e n st r a ss e 0, II.. verlegt. Die Fernsprechnummer bleibt wie bisher Dresden 28 637. — Wochcnkartcnocrkehr auf der Elb«. Die insbesondere während der Ferienzeit allgemein beliebten Wochenkarten ge langen weiterhin zur Ausgabe. Diese ausserordentlich billigen Karten ermöglichen weiten Kreisen der Bevölkerung beliebige Benutzung der täglich zahlreich verkehrenden Dampfer. Lei der ist die Wahrnehmung gemacht worden, dass in mehreren Fällen die Karten unberechtigterweise benutzt wurden. Um den Karteninhabern unangenehme Weiterungen z» ersparen, sei darauf hingewicfen, dass in all solchen Fällen strafrecht liche Verfolgung eintritt. — Zirkus Sarrasani als Zauverpalast. Nach der Juli pause werden sich am 1. August die Pforten des Sarrasani- HauseS wieder auftun. Hans Stosch-Sarrasani, lebendig wie stets nach Neuartigem ausschauend. bereitet eine grosse ttcbcr- raschung vor. Er wird sein Gebäude in einen Zanber- palast verwandeln. Der grosse Meister Bruno Kassner ist zu Gaste geladen, mit der grössten Zaubcrichau. die zurzeit in Europa existiert, er wird gross und klein ins wunderbare Land der Mystik versetzen, wird einen zweistündigen Flug ins Reich der vierten Dimension unternehmen. In seinem Gefolge sind achtzehn Zauberer und Zaubcrgehilsen. er will , Kunst und Wissenschaft. Residenz-Theater. Gin erfolgreiches Stück der Vorkriegszeit soll dem Dresdner Opcretteiiicmpcl über die flaue Sommerszeit weg Helsen. Tic Operette „Grigri" mit Musik von Paul Linke ist, wenn nnS die Erinnerung nicht täuscht, so einige zwanzig Jahre alt. 's können auch weniger sein, aber jeden falls ist ihr Stil von vorgestern. Das bedeutet aber durch aus keinen Nachteil. Man freut sich, dem modernen Jazz- Rausch wieder einmal entrückt zu sein und etwas schmissige elegante Salonmnsik im Berliner Stil zu hören, wie sie nie jemand fescher und eleganter geschrieben hat, als eben Paul Linke hzrz nach der Jahrhundertwende. Seine Walzer- und Marsch hoi Innen schmeicheln sich auch heute noch unabweisbar ins Oh', »nd wenn auch der Schlagcrton vorherrscht, so wird in „Grsgri" doch nicht bloss an der Handlung vorbeimusiziert, sondern das Bühnengeschehen selbst mehrmals mit grösseren dramatisieren den Formen musikalisch erfasst und weilergeführt. Mehr Patina als die Musik trägt die Handlung, eine Butterfly Gpiwd» ans der Zeit der Kolonialintercssen. Grigri ist die weihe schöne Tochter eines schwarzen Afrikancrkönigs. Der sranzösische Konsul heiratet sie, empfiehlt sich aber dann als bald z» Lchisf nach Frankreich, um dort eine zweite standeS gemäße Ehe cinziigehen. Grigri, cnergi-^cr als ihre japa- nöche Tchwestcr Butterfly, reist dem Ungetreuen v-"* -nd weiß ihn schliesslich endgültig zn erobern. Die komischen Zwischen fälle. die der Besuch der Afrikaner in Paris mit sich bringt, sind wie die ganze Affäre von den Librettisten Bacckers und Ghanccl ganz unterhaltsam und noch heutigen Begriffen un geheuer dezent durchgeführt. Die A- ss>ihr»»g gewann besondere Stimmung dadurch, Lass Pa»! Linke selbst, srcundlichst gefeiert, sie vom Diri- genicnvnlt ans leitete. Sorgsame musikalische Borarbcit Engen Donailis kam ihr zugute. Aber auch Josef Gross batte gemeinsam mit seinen treue» Helfern Gassert und Cchoit alles getan, »m das Spiel rech, farbig, lebendig und unterhaltend hcraiisziibrtngcn. Dass daS Konsulatsbild deS ttsten Aktes ganz von politischen französischen be herrscht ist. berührt »nS hsntc freilich i'-'ange»chmer als vor iwanzig Jahre». Die Titelrolle sang Magdalene Witt bei pikanter, hübscher Erscheinung mit sch-tt, stier, warm lnriich klingender Stimm«. Otto Marl« ist wie , " ds? bewährte tenorale Amoroso, Wörtge und die reizende C h a r l o t t e Sehaedrtch geben ein ver-anstallches Domcstikenpaar ab. dem Sukfüll tn einer seiner ulkigen Chargen sekundiert. Die Lacher haben aber vor allem Hoff als schwarzer König von fabelhafter Beweglichkett und Jda Kattncr in einer robusten Schwicgcrmutt—"e tt'-- sich,- ihr Frühlingsduett, „der" Schlager des Ganzen, entfesselte Lachsalven, die wahrscheinlich jetzt noch nicht zu Ende wären, wenn man nicht endlich hätte wcitergehen müssen. Wer also die der Sommerszeit angemessene leichte theatralisch« Unter haltung sucht, darf sich der kleinen „Grigri" getrost anver trauen. D r. Eugen Schmitz. s Dresdner Theaterspielpla« für heute. Opernhaus und Schauspielhaus geschlossen. Albert-Theater: „Die vertagte Nacht" s8). Residenz-Theater: „Grigri" s8). Neues Theater: „Der Mcistcrboxer" (8). Cen- tral-Theater: „Lene, Lotte, Liese" (N. -f Albert-Theater. Heute, Montag, und morgen, Dienstag, abend» 8 Uhr die letzten Vorstellungen des Schwanke» „Die ver tagte Nacht" von Franz Arnold und Ernst Bach. In den Haupt rollen Annalies« Würtz, Max Reltz. -ss Im Jahrcsschan-Parkthcater sLettung Aerm« Schön- st «dt) gab es am Sonnabend etwas wie eine ltterargeschicht- Itche Ausgrabung. Aber es n»ar ein« recht lebendige Reliquie, die man nach mehr als 2000jährtgem Schlummer anS Tages licht hervorzog. Es handelte sich um ein Stück deS alt- römtschen Komödicndichters Titus MacctuS PlautuS: „Der Bramarbas", oder — wie es der Uebersctzcr und Neubearbeiter Dr. Gustav ESkuche umgetauft hat: „Die lustigen Weiber von EphesoS". Der neu« Titel ist nicht Übel gewählt sobschon dgs Stück dem alten Titel und dem von PlautuS geschaffenen Urbild eines bramarbasie renden" Helden gerade seine Popularität verdankt). Lustige und listige Weiber sind tn der Tat die Hauptträger der schivgnkartigcn Handlung, die fast wie ein« Vorlage für Shakespeares Falstaff-Szenen mit den lustigen Weibern von Windsor anmutet. Der Falstaff der alten Komödie ist der Hanptmann PnrgopolincikeS, ein aufgeblasener „mil«s glorios»» ln der Einbildung" und selbstgefälliger Weiberiäger. Wie ihm, dem hvhlköpfigcn Prahlhans, durch daS schlaue Komödicnsviel dreier junger Frauen die von ihm gewaltsam geraubte Braut eines jungen Atheners wieder abgelistct wird, und wie er zuletzt statt einer neuen Weibcrvcittc nur eine tüchtige Tracht Prügel davonträgt. — das ist mit soviel witzigen Einfällen »nd gefälligen Dialogmendungen Lnrch- gesührt, dass man auch heute »och herzlich darüber lachen kann. Zumal dann, wenn daS alle Stück so herzhaft lnstia »nd stil gerecht dargestellt wird, wie dies unter der Regie Karl Kochs (vom Neuen Theater) letzthin tm Parktheater geschah. ES war durchaus richtig, dass man die derben Spässe auch in grotesker Aufmachung, zum Teil auch unter grotesker Musikbegleitung, darbot, und dass auch der Schöpfer des Bühnenbildes, Milo Harb ich, sich mit einigen ulkigen An deutungen des antiken Theaters begnügt hatte. In solchem Sinne war auch die Charakterzetchnnng des eitlen, „bramar basierenden" Hauptmanns und Schürzenjägers durch Hermann Rudolph sfrüher am Leipziger Stadttheatcr) ganz köstlich und treffend, und nicht minder erheiternd wussten die drei „lustigen Weiber" Charlotte Friedrich. Li ly Horst und Gunilde Klamtt ihre listen Streiche auszugestalten. Aber auch Männerlist feiert ihre Triumph« in der Plautns-Komödie, und für deren ergötzliche Aus prägung sorgten Karl Z i mme rmann (dieser mit ganz bc- sonderer Auszeichnung). Willibald Piltz, Ulrich Folk mar und Raoul Alster. In Ser Rolle eines Dummlinas von Diener offenbarte Franz Kullmann vom Neuen Theater ganz neue, an ihm noch nicht beobachtete Qualitäten. Das heitere Stück auS dem Altertum wurde mit iubclndem Bei fall ausgenommen und hat damit bewiesen, dass seine Levens- kraft selbst Jahrtausende überdauert. — ckt. -ss Die Deutschen Festspiele Weimar fanden ihre Fort setzung mit glänzenden Aufführungen von Lienvo- ' ' „Mttnh- Hausen" und Siegfried WagncrS „Sterncngcbot" u- ' er'ietten damit starke Erfolge. Das Festkonzert z»m voiährigcn Be stehen von Bayreuth brachte mit der Nennten ' onie eine machtvolle Kundgebung zum Banrci'"-r Gedanken. ss Theatersragen tm Badischen Landtag. Die Deutsche BolkSpartei hatte einen Antrag eingcbracht. dem Landestheater In Karlsruhe 150 000 Mark vom Etat zu streichen. Die Ab- stimmung ergab eine Ablehnung des Antrags. Dagegen wurde der bereits bewilligte Zuschuss an das Freiburger Stadttheater abgelehnt, desgleichen ein Antrag der Bürgerlichen Bcr- cinigung, für das Theater tn Mannheim 73 000 Dssark tn den Siaatsvoranschlag einznstcllcn. s- Franz-Liszt-Gcdächtnis-AuSstellnng in Frankfurt a. M. Anlässlich der am 81. Juli stattfindcnden 40. Wiederkehr des Todestages von Franz Liszt wird das zurzeit in F-—"--.rt am Main befindliche und zu gemeinnützigen Zwecken dienende Fr. NicolaS ManSkopfsche musikhistortsche Museum eine Franz-Ltszt-Gcdächinis-Anöstclliing veranstalten. Die Aus stellung, deren Eröffnung am 30. Juli stattlindet, wird u. a. Bilder, Autogramme, persönliche Andenken u-^ '-"""t-ichen in reicher Fülle enthalten nud dürfte l ie weitesten Kreise inter essieren. s- Entdeckung alter FrcSkcn in Assisi. Wie römische Blätter melden, sind bei AuSbcsscrungSarbeitcn an der Kirche der Heilige» Klara in Assisi wertvolle Fresken aus dem Jahre 1872 zum Vorschein gekommen.
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