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70. Jahrgang. AS SIS Monlag, 21. Juli IS2S DraklanIchrUIi »ochrtchl«, Dr»«»»». 8»rnIpe»ch»r-Sam«»lnumm«l SV S41 vu» sür 2lachl«»!prSch»r S0 011. vom l«. vi» Sl.gul, lvrv °«I iagtich M»>mul>s»r 3utt«ttun, Ir« Hau» <)kAUÜ5» Vövullk Poftd»»u»»pr«i» lür Monal Jul" s Mark odn« Poslzus>»ll>mg»i>»düt>r. «i»,«>,,»«,r I» PI»,»!,. valdmor» d«r»chn»>. dt» «ntpaMz» SV mn> drrU« PI». ffomUi»nanz»tg«n und Sl»ll«na«!uck» »kn» Ai PI«., dl, »0 mm dretl« R»dlam«»»tl« lbv Pta.. <i,diu>r >0 PI». Au»w. AuUrita« oeo-n Porau»t>»,al>I. Dt» An^tt Anzeigen'Preise: aul,»rda>d Ll «erdrn nach voldinortt v«r»chn»>. Ittr auawdrt» audrrdald 2 .. Pia. 0N»rt»nn«dukr >0 PI». Schrtfllrttum, und /mup»»»tch!>II»I>»ll «artmiltral,» SS 42. Druck «. D«rt»a »an 0l«,lck ck »atckard« tu Dr»«d»n. Poftlcheck-Aonlr 1OSS Draadau. Dachdnick nur mit e«u»tch»r Ltu»U»nnnaaa» »Dresdner ilachr " ,utitlli». Unv»rian»>» SchriiMuck, w»rd»n nicht auldrwadr«. /^nssksniil guis pi-siswsrts Weins unci s<Ueß>s I.imbäeker sssmZpi-ecksi- 13777 Josisrin-Lsorgsn-/^!Iss 8 Gegen Beibehaltung der Kontrollkommission. Der „Observer" stellt -ie deutsche Entwasfnung als im wesentlichen vollendet fest. Dr.Vell über -le Aeichsjullizverroallung. - Poincarss Finanzpliine. — Ausbootung Slnowjesss. - Dorah gegen Churchill. Eine bemerkenswerle englische Forderung. London. 25. Juli. „Obscrver" sagt über das neue fran zösische Kabinett. eS sei nicht anzunehmen. das, Briand sich durch den verspäteten Streit über die Suewassnungsfraae beeinflussen lassen werde. Der Friede« der Nation könne nicht länger von einer militärische« Kontrollkommission Mangen. die sich mit den geringste« Kleinigkeiten befasse, vi» Verzeichnis technischer Verstöße gegen die Entwaffnungs- bedingnngen werde sich ohne Schwierigkeit aufstellen lassen, aber die dcntsche Entwasfnung sei im wesentliche« vollendet. Gegen das neue Verbot -er Rheinlau-- kommissivn. Berlin, 25. Juli. Wie -ie Morsenblätter auS Main, «sichren, sind «egen die «e«« verordn»«« der Rheinland- kommission. wonach alle Umzüge und Vorbeimärsche, die Lurch ihre Aufmachung eine« militärische« Charakter tragen, im besetzten Gebiete verboten sind. Vorstellungen im Gange. Man ist der Ansicht, baß die neue Verordnung in de« Ordon nanzen kaum eine Stütze siudc« wird. Der -eulsche Prokesk wegen Germershelm. Berlin, 25. Juli. Wie der Reichsminister für die besetzten Gebiete, Dr. Bell, einem Pressevertreter mitteilte, sind wegen der unerhörten Ausschreitungen in GermerS- lieim auch in London «nd Brüssel Demarchen der deutsche« Vertreter erfolgt. Die Ausgaben -er Relchsluslizverwalkung. Berlin, 25. Juli. Der Reichsminister der Justiz und für die besetzten Gebiete, Dr. Bell, hat sich Pressevertretern gegenüber über den Aufgaben kreis der Reichs- justizverwaltung, deren eigentlich unpolitischen Cha rakter er nachdrücklich betonte, geäußert: Die Handhabung der Strafjustiz und insbesondere der politischen Pro» zesse bilde den Gegenstand leidenschaftlicher Erörterungen in den Parlamenten und in der breiten Öffentlichkeit, was für die Ncichsjustizverwaltung ein Gegenstand ernster Sorge sei. Der Minister betonte, -ah allgemeine Borwürfe in dieser Beziehung nicht begründet seien. Selbstverständlich habe der Richter den Staat anzuerkennen wie er ist: aber ebenso selbstverständlich sei damit ein Gewissenszwang ürden Richter nicht verbunden, er stehe vielmehr n seinem Amte unter dem Schutze der Verfassung, die di« Unabhängigkeit dieses Amtes gewährleist«. Au dieser Unabhängigkeit darf« nicht gerüttelt werden. Die Strafrechtsreform hoffe er im Oktober den »ustän- digrn Neichsratsausschttssen zur Beratung übergeben zu können. Dabei soll auch -ie Frage d«r Verbesserung des Ehrcnschutzes behandelt werden. Bet d«r Neu regelung der Untersuchungshaft ist an die Ein führung einer mündlichen Verhandlung Uber die Aufhebung oder Ausrcchterhaltung des Haftbefehls gedacht. Ein neues Strafvollzugsgesetz mit einem sogenannten Stufen- strafvollzug ist in Aussicht genommen. Es liegt ein Entwurf bereits fertig vor und wird nach den Sommer ferien die Länder beschäftigen. Dr Bell ging dann u. a. noch auf den Gesetzentwurf über d>e Rechtsstellung der unehelichen Kinder, auf das Auslicfcrungsgesetz, die Revision der Gesetze des gewerblichen Rechtsschutzes und die Durchführung der Pfandbriefaufwertnna ein, über die in kurzer Zeit ein« Ver- ordnung erlassen werden soll. Die Finanzplane -er französischen Regierung. Fünf Miliiar-en neue Steuern in Frankreich. Paris, LS. Juli. I« dreistündiger Sitzung hat bas Kabinets nach einem oop Poiucarb erstattete« Expos» ein stimmig die Grundzttge des SaniernugS» Programms se st gelegt, beste« Einzelheit«« i« einer späteren Sitzung ausgcarbcitct werde« solle». DaS Projekt wird, wie das offizielle Kommuniqu» sagt, der Kammer am Dienstag zusammen mit der Regiernngserklärnng vorgelegt werden. Die Regierung wird die Beratung »nd die Ab stimmung darüber in kürzester Frist fordern. Der Minister rat appelliert dringend an sämtlich« Steuerzahler, sofort «nb noch vor Erhalt der Gteucrzettel ihre Stenern «der wenig» stcns eine große AbschlagSzahlnng daraus z« ent richten. Das neue Kabinett wird in seinem Finanzprojekt, da es sowohl die Links- als die Rechtsparteien zusrirdenftelle« muß, eine gleichmäßige Verteilung für direkte «nd indirekte Steuern vornehmen. Der Gesamt ertrag wird sich aus etwa fünf Milliarden belaufen. Sämtliche indirekten Steuern «nd unter diesen höchst wahr scheinlich die Umsatzsteuer, wurden erhöht. Um den Lpariamkcitsnttllcn der Regierung zu bekunden, wird zu nächst prinzipiell ei» Abstrich von SÜD Millionen im Budget vorgcnommcn, der später aus mindestens zwei Milliarden erhöht werden soll. Ferner sei eine Zwangs subskription aller Bürger, besonders der be sitzenden Klassen, sowie eine teilweise »nd freiwillige Kon vertierung der schwebenden Schuld in Aussicht genommen. Das Kabinett richtet an alle Steuerpflichtigen die dringende Mahnung, noch vor Zustellung des Steucr- bcicheidcS möglichst hohe Anzahlungen auf die fällige Steiler zu leisten. Paris, 25. Ins!. HavaS glaubt über die Finanzpläne der neuen Regierung Mitteilen zu können, das, die Regierung be absichtige, vom Lande die unerläßliche Anstrengung zu fordern, sich a u s c i g e n e r k ra f I zu retten. Infolgedessen werde sic vem Parlament verlangen, eine Ergänzung zum Ein- nal,mcbndgct in Höhe von 4 bis 5 Milliarden zu be willigen, die sowohl dlirch direkte wie indirekte Steuern aufgebracht werden sollen,- insbesondere werde eine lsrliöhiing der Erbschaftssteuer gefordert werden, »nd schließ lich werde eine Neuregelung der Sätze sür s«wisse Steuer» >>nd Abgabe» vorgenommen werden. Die Regierung werde, da sic gegen jode neue Inflation sei, In kürzester Frist sür den S.»cecingang des Jahres >»2V clntrcten. Es könne keine !»ede davon sein, zn einer Abgabe vom Kapital oder zn einem Moratorium zu greisen. Rach Ansicht der gegen wärtigen Regierung würden derartige Pläne -en Frank erneut erschüttern. Was die . , interalliierte« Schulden betreffe, so sei Frankretch entschlossen, seine Abkomme» eln- znhnltcn. Das mit England getroffene Abkommen könne mit Befriedigung angesehen werden, nicht jedoch das Washingtoner Abkommen, das weder Transfer- noch Schutzklauseln enthalte. Die Stabilisierung könne nicht das Werk eines Tages sein: das Ziel liege noch in ziemlich weiter Ferne. In erster Linie müsse man di« Währungssanierung vorberetten, andernfalls würbe die Stabilisierung auf der Baisse des Fran ken in verhängnisvoller Weise zu Neuausgabcn von Banknoten führe«. Ministerpräsident Poincars werde von der Kammer fordern, die Besprechung der Interpellationen über die Fi nanzpolitik bis zu dem Tage zu verschieben, an dem die Be ratung über die Finanzpläne der Regierung selbst stattsinden werde. Er werde bei dem Antrag auf Vertagung die Ver trauensfrage stellen. Aller Wahrscheinlichkeit nach werde daS Parlament tn der zweiten Woche des Monats August, nach Annahme der für die FinanzstabiUsiernng notwendigen Pläne, in die Ferien gehen können. Einigkeit innerhalb -er Regierung. Paris, 25. Juli. Ter heute nachmittag abaehaltene Kabinettörat hat. wie bas amtliche Kommuniau« besagt, die Modalitäten und die neueren Einzelheiten der Durch führung der Ftnanrgesctzentwürse, deren Grundlinien in der gestrigen Sitzung angenommen wurden, geprüft und ge billigt. Die Entwürfe werden am Dienstag tn der Kammer etngcbrarht werden. Der Minist er rat wird morgen nachmittag, 5 Uhr. zur Fostsctzung des Wortlautes der Regierungserklärung zusammentreten. Nach Be endigung dcS heutigen Kabincttsrats erklärte KriegSminister Painlevö, innerhalb der Regierung herrsch« vollkommene Einigkeit. Die Entwürfe würden keine Begeisterung erwecken, aber sie würden günstig ausgenommen werden- Die Besrte-i-ung -er Naitonairepubltkanikchen Liga. Paris, 24. Juli. Der Vorstand -er Nationalreepnblika. Nischen Liga hat in einer unter dem Vorsitz Millcrands ab- gehaltenen Versammlung eine Entschließung gefaßt, in der als ein Zcieiien für die Gesundung -er französi schen Politik die Tatsache begrüßt wird, daß die Leitung der Negierung und das Präsidium der Kammer wieder von den Männern übernommen worben sind, die dies« Aemter vor dem N. Mat 1024 bekleidet haben. Caillaux un- -ie Auslan-skre-ike. Paris, 24. Juli. Der Mitarbeiter Caillaux', Unterstaat-« sekretär Duboin, hat an den Abgeordneten Poncet eine» Brief gerichtet, um auf die Behauptung de MonzieS zu ant worten. am 15. Juli habe Caillaux gewußt, daß er keinen KreditvonAmcrika zwecks Stabilisierung des Franken erhalten werde. Duboin gibt dies zu, erklärt jedoch, -atz Caillaux von England und besonders von Holland das for» melle Versprechen erhalten habe, daß diese beiden Länder sofort mit einem sehr weitgehende« und für die Dnrchsührnn« des Sachverständigenplanes genügenden Kredit einspringe« würden. (W.T. B.) Skepttsche Auffassung vioy- Seorge». Frankreich hat das Vertrauen in sein Parlament verloren. London, 25. Juli. In einem Aufsatz der ,-Sunday Tim-S" sagt Llvtzd George. Frankretch habe daS vertraue» 1» sein Parlament verloren. PvincarS kämvse nicht k» sehr «m die Stabilisier«»« des Frankenknrses. al- n« die Rettung der parlamentarische« RcgiernngSiorm in Frank« reich. Die Frage sei. ob es ihm gelingen werbe, seine Lands leute dazu zu bewegen, Steuern zu bewilliaen und sie auch zu bezahlen. Aber es scheine, daß ihm nicht einmal daS erster« gelinge» werde. lW. T. B.i . „Kler wer-en Reichsmark angenommen." Die Panik im Elsaß. Straßburg. 24. Juli. Trotz der Bildung deS Kabinett- Poincars und der augenblicklichen Befestigung des Franken kurses dauert im Elsaß die wirtschaftliche Panik au. Seit drei Tagen wird die Straßburger Stadtsparkasse förm lich gestürmt, trotzdem den in langen Schlangen an stehenden Sparern im Höchstfälle nur 500 Franken aus» gezahlt wer-en. Die wahllosen Angstkäufe der Bevölkerung haben dazu geführt, daß in den Warenhäusern und auch anderwärts bestimmte Artikel völlig auSverkauft sind. Eine Ergänzung ist nicht möglich, da -er Großhandel angesichts der ungewissen Lage bekanntlich vielfach jede Be. stellung zurückweist. Viele Kaufläden tragen große Plakate: „Hier werde» Reichsmark in Zahlung ge nommen!" Der Sultan von Marokko über Ab- el Krim. „Nachsicht verleiht der Herrschaft Dauer." " ariS, 25. Juli- Der „Jntranstgeant" veröEentlicht eine Unterredung mit dem Snltan von Marokko, tn deren Ver lauf sich dieser auch über Abd el Krim äußerte. Abd el Krtm. so erklärte der Sultan, ist nur ein Rogut, b. b. «tn Rebell, wie die anderen. Zweifellos hat er sich viel vvrzuwerfen, aber er hat sich ehrlich «ntcrworse« und seine Fehler ein- gesehen. Ich bin ihm Milde schnldig. Meine veriönliche Auf. fassung ist in dem muselmanischen Mort enthalten: „Nachsicht verleiht der Herrschaft Dauer!" Ich kenne die Entscheidung über das Los Abd el Krims noch nicht genau. Ich hoffe aüS politischen Gründen, daß sie von Seelenaröße und Milde elngcgcben sein würde. Ich bin meinem Wesen nach ein friedlicher Herrscher- Ueber die gute Politik gegenüber den Kaids und ihren Anhängern, die das Ende deS Krtegc- herbeigeftthrt haben, bin ich erfreut- lW. T. B.i Ein ilallenisch-russisch-rumSnischer Stcherheilspakl? Pari-, kt. Juli. Ans London melde« die „Daik, News", daß dem Besuch des Generals AvereSc« in Rom eine außerordentliche Bedeutung zukomme. Es handle sich «m eine Art Sich erhcitö vakt, der zwischen Rußland, Italien «nb Rumänien geschlossen werden solle. Ruß, land werde die Souveränität Rumäniens über vestaradie« anerkennen und Italien werde besondere Vorteile tu Süd- rnßland «nd im KaukasnS erhalten. Dentschland verfolge diese Verhandlungen mit größtem Interesse, den« sie zeigten wiederum den anßerordentlichcn politischen Eifer Italiens, das Oesterreich-Ungarn in den Balkanländer« ersetzen wolle und als «euer Rivale auf dem russischen Markt austrcte. Der KuHurkamps in Mexiko. Mexiko. 25. Jult. In einem Hirtenbrief, den alle mexi kanischen Erzbischöfe unterzeichnet lwben. wird als Gegen- Maßnahme gegen die neue Kirchcngcsetzgevnna die Ein stellung deS katholischen Gottesdienstes und da» Fernbleiben der Priester von sämtlichen Kirchen bis zum 81. Juli verfügt. lW.T.B.) .