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Vienslao, s. Amt 19ZV Berlin, 2. Juni. Nach Meldungen au» Mailand setzt tzrnaldo Mussolini, der Bruder de» italienischen Ministerpräsidenten. Briands Paneuropa ein t t a I i e nt s ch e » Programm entgegen, in dem die folgenden Forderungen «nsgestellt werden: 1. Revision verschiedener FriedenSverträg«. L Rüftungsgleichheit, nicht nur ausschließlich ans Italien bezogen. I Gerechte Verteilung der Kolonie«. 1. Ausschaltung der geheimen Einflüsse in der Politik der einzelne« Länder. i. Anerkennung der Autorität, di« da» jeweilig« Herr» schastssystem darstellt. Als sechste» Punkt nennt Mussolini eine grundsätzliche Verständigung über Zoll« und WirtschastSsrage». Ohne Zweifel ist das ein Paneuropa-Programm. das auch in Deutschland Snmpathien finden könnte. Aber e» hat doch nur rhetorischen Wert. Mussolini will nur damit zeigen, wie weit mir von einem wahren Paneuropa entfernt sind und wie weuig die „Stegerstaaten" des Westen» an eine ernsthafte Re- sorm der europäischen Situation denken,' er will sagen, daß bis dahin, auf lange Zeit hinaus, eben noch die alten Gesetze im Leben der Völker entscheiden: Der Wille zur Macht. daS Recht deö stärkeren und jüngeren Volkes. Kim ZentrumSanlworl aus Briands Memorandum Berlin, S. Juni. Im „StaatSschtsf" veröffentlicht der dem Reichskanzler Brüning nahestehende Zentrumsabgeordnete Stock ins unter der Ueberschrist: „Wollte der Reichstag Paneuropa" eine bemerkenswerte Antwort auf BrtandS Pan. europavorschlag. Er weist einleitend darauf hin, daß eS dem Reichstag nicht möglich gewesen wäre, den Aonngplau anzunchmcn, ohne das, die berühmte Reichötagscntschließung Nummer 1734 angcnommen worden wäre. Diese Entschließung fordert bekanntlich ein« Revision de» Versailler Vertrages und die Aufhebung der ReparationS- »erträge aus Grund einer solchen Revision. Bocktus führt aus. daß der Neue Plan lediglich Höhe und Dauer der Raten iestsetze, aber nicht den Rechtsanspruch der Gläubiger unter suche. also die Frage, ob Deutschland überhaupt diesen Be trag schulde. Die Entschließung verlange ferner die Wieder- Herstellung der Ehre der deutschen Station sKriegSschuld- arlikel 231 des Versailler Vertrags», seiner Freiheit und Gleich berechtigung. Diese Entschließung enthalte das einmütige Berlin.?. Juni. Amtlich wird mitgeteilt: Der Reichs, räsident hat die in Aussicht genommenen Ernennungen für !c Botschasterposten in London und Nom sowie sür den Posten des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes nunmehr vollzogen. Botschafter Stbamer in London wird am l. Oktober dieses Jahres iu dem Ruhestand treten. Zu seinem Nachfolger ist der Botschafter in Rom Freiherr von Nen- von Schubert d«r neu» Botschaft« t» Oto« Wollen der gesamten deutschen Nation, sie sei nicht etwa nur eine Partetforderung der Rechten. Wenn es längst Welt- meinung geworden sei, daß die sogenannte Kriegsschuldlüge, Artikel MI des Versailler Vertrags, eine Lüge sei, warum solle mau dem deutschen Volk noch weiter solche Schmach zu muten? Di« Ueberzeugung der ungerechten Zahlung», auslag« werde in Europa eine wirkliche Liquidation der Ver gangenheit nie herbeisühren und nie einen sicheren Friedens- zustand zwischen den Völkern entstehen lassen. Es komme hinzu, daß die kriegführenden alliierten Länder Europas enorme Verpflichtungen an Amerika übernehmen mußten. SS wäre daher eine der ersten Aufgabe« von Pan» enropa, geschlossen Amerika gegenüber daS Verlangen der Schuldeustreichung z« erzielen. Jetzt, wo nach der Initiative Briands die europäischen Ber- hältnisse sich in einer konkreten Form gestalten sollten, sei e» die Aufgabe der Reichsregierung, dt« Stellung Deutsch, lands zu einem Paneuropa mit Offenheit darzulegen. Nur so könne Paneuropa der Weg geebnet werden. Dabei werde die Reichsregierung der Entschließung nur dann gerecht wer- den, wenn sie der O st f r a g e, besonders dem Korridor. Problem, der Frage der deutschen Souveränität im Rhein, land und der Anschlußsrage, als dem Kernproblem der deutschen Außenpolitik, ihr Augenmerk zuwende. Massendeserlton von Algerier» an der »Mischen Sren-e Landau, 2. Juni. In der elsässischen Grenzstadt Weißen- bürg sind zur Zeit einige hundert algerische Schützen zu- sammengezogen, die stasselweise zur Brbeitsdienstleistung bei der Räumung der französischen Garnisonen in der Pfalz ein- geletzt werden. Auch in Landau befindet sich ein solche» Arbeitskommando, daS hundert Mann stark ist. Am Sonn abend und Sonntag ist e» zu einer Masseudesertion bet diesen algerischen Truppen gekommen. Man spricht von etwa 40 Mann, die in kleinen Gruppen Weißenburg verließen, und über die pfälzisch-elsässische Grenze in den Bienwald ent weichen konnten, von wo sie über den Rhein in das rechts rheinische deutsche Gebiet zu entkommen versuchen. Die sran- zösische Gendarmerie hat die Verfolgung der Deserteure aus genommen und in Kandel sechs Flüchtlinge ausgegrissen, die sich aus dem Wege nach dem Rheinübergang befanden. In Landau wurden die Wirtschaften, in denen Soldaten zu ver- kehren pflegen, mehrmals nach Flüchtlingen durchsucht. Die französischen Behörden hüllen sich im übrigen über die Vor kommnisse tu Schweigen. Französische Flieger verlassen -en Rketn Paris, 2. Juni. Wie HavaS aus Mainz berichtet, haben gestern die letzten Flugzeuge des am Rhein stehenden 88. Fliegerregiments das Rheinland verlassen und Mainz überflogen. Sie sind auf folgende Garnisonen verteilt wor den : TourS. Nancy, CHLteauroux und ChLlooS. rath, zum Botschafter in Rom der Staatssekretär des Aus wärtigen Amtes von Schubert und zum Staatssekretär des Auswärtigen Amtes der Dirigent Bernhard von Bülow ernannt worden, von Schubert wird die Geschäfte des Staats sekretärs seinem Nachfolger in der zweiten Hälfte des Juui übergeben. von Bülow 6t<x»t»s»tr-tSr da» Lnomäe«^« Ztzwtn« Marum es bei -er Lifte „Sächsisches Landvolk" bleiben muß Bon Freigntsbefitzer Schladebach, Borfitzender deS Sächsischen Landbuudes Die Landvolkabgeordneten haben am 20. Mai mit den anderen bürgerlichen Parteien, die ihre Stimme dem Präsi denten Schieck gegeben hatten, gegen die Landtagsauflösung gestimmt. Diese Stellungnahme war selbstverständlich und wird überall draußen im Lande gebilligt werden müssen. Die Landtagsauflösung ist von den Marxisten und den Nationalsozialisten nicht aus sachlichen, sonder» aus rein parteipolitischen Gründen herbeigeführt worden. Der Säch sische Landbund hat nunmehr die Pflicht, mit einer klaren Wahlparole vor seine Mitglieder und Ln- Hänger zu treten. Die Vertreterversammlung des Sächsischen Landbundes hat sich einstimmig für den berusSständtschen Gedanken erklärt und beschlossen, wiederum mit ber Liste „Sächsisches Landvolk", aus die schon bei der ReichStagSwahl 1VM und bei der Landtagswahl 1929 gewählt worden ist, in den Wahl kampf zu treten. Mit der Parteileitung der Christlich-natio nalen Bauern, und Landvolkpartet in Weimar ist die Füh lung ausgenommen und volle gegenseitige Verständigung erzielt worden. Die Liste „Sächsisches Landvolk" wird von der Parteileitung der Christlich-nationalen Bauern- und Landvolkpartet in jeder Weise unterstützt und ihre Anhänger im Freistaat Sachsen werden zur Wahl dieser Liste aufgesor- üert. Ich habe wiederholt mit aller Deutlichkeit der Ueber- zeugung Ausdruck gegeben, daß die Geschlossenheit und Einig keit im Landbund gerade in der jetzigen wirtschaftlich so schweren Notzeit gewahrt werden müssen. Die schwierige Auf gabe, die unser RetchSlandbundpräsident Schiele bet seinem Eintritt in daS Kabinett Brüning mit Zustimmung des Reichslandbundes übernommen hat, erfordert es, daß die Lanbbündler einig und geschlossen hinter ihren bewährten Führer treten. Nur dann ist es möglich, daß die großen Schwierigkeiten, die auch wir nicht unterschätzen, von ihm trotz aller Widerstände überwunden werden. SchteleS Be teiligung an der Regierung wird von verschiedenen politischen Parteien, die auch jetzt im Wahlkampf wieder um die Stimme der Bauern werben, oft unter Ausschaltung jeder Sachlichkeit stark bekämpft. Durch daS Hineintragen politischer Gegen sätze in die Reihen des Landbundes wird aber die erforder liche Einigkeit und Geschlossenheit im Landbund nicht erreicht. Daß der berussftändische Gedanke gerade jetzt immer mehr Gefolgschaft gewinnt, ist mir durchaus erklärlich: „Die wirtschaftliche Not zwingt uns auf diesen Weg!" Die von Berufenen und öfter noch von Unberusenen vertretene Mei nung. baß berufsständisch eingestellte Parteien und Frak tionen nicht in die Parlamente hineingehören und für die Berussständler ein zweites, besonderes Parlament ge schaffen werden müßte, kann ich nicht als zutreffend an erkennen. Solange wir eben das heutige parlamentarische System haben, müssen wir auch, schon auS Gründen ber Selbsterhaltung, iu den Parlamenten berufsständtsche Gruppen bilden. Im Landesparlament, in dem die großen Weltanschaw- ungSfragen und vor allen Dingen die Fragen der Außen- Politik nicht die Rolle spielen wie im Reichstag, halte ich die berufsständtsche Vertretung, die gegenüber der marxistischen Linken die Forderungen der Wirtschaft in den Vordergrund stellt und den Begriff und den Standpunkt des Privateigen tums klar und eindeutig vertritt, für durchaus keinen Fehler. Falsch und völlig abwegig ist auch die Behauptung, daß von den Vertretern des berusSständtschen Gedankens die nativ- nalen und die kulturellen Belange im Parlament vernach lässigt würden. Die Landvolkabgeordneten werden, wie schon immer, stets in nationalen Fragen und in Fragen der christ lichen Weltanschauung den anderen, diese Belange vertreten den Parteien treu zur Sette stehen. Der vaterlandslose und der gottlose Bauer ist ein Zerrbild! Der Bauer ist durch seine Arbeit auf der Scholle und in der Natur mit Gott und dem Vaterland täglich und stündlich aufs engste verbunden: er wirb deshalb stets zu den zuverlässigsten Verfechtern der christlichen und vaterländischen Weltanschauung zählen. Dies hat der Bauer auch in schwierigster Zeit durch die Tat bewiesen — sein Verantwortungsgefühl der Allgemein heit gegenüber steht für ihn nicht nur auf dem Papier! Auch ich bin mir darüber klar, daß letzte Entscheidungen nicht in den Parlamenten fallen, aber solange wir dieses System haben, müssen wir auch alles und all« daran setzen, um den Untergang der Landwirt schaft zu verhindern. Diesem Ziel gilt die unermüd liche Arbeit des LandbunbeS seit mehr alö zehn Jahren. Nur wenn eS gelingt, die deutsche Landwirtschaft über die schwere Krise htnwegzuführcn, nur wenn es gelingt, sie am Lebe» zu erhalten, nur dann wird eS einen Wiederaufstieg i« Deutschland geben. Nationale Freiheit kann nur errun gen werben, wenn eS eine leistungsfähige, auch innerlich ge sunde, deutsche Landwirtschaft gibt. Sind diese Voraus setzungen ersüllt, dann ist die Landwirtschaft auch fähig, ihre« großen Ausgaben gegenüber Volk und Vaterland gerecht zu werden. Nationale Freiheit kann nur aus dem Boden der NahrungSfretheit und wieder errungenen Ren tabilität ber Landwirtschaft gedeihen! AuS diesem Grunde ist unsere berufsständische Politik keine kleinliche Jnterestcnpoltttk, sondern wir treiben damit zugleich nationale Besreiungsvolittk. Schlägt einmal die Entscheidungsstunde, bann wird daS berufsstänbtsch gesam melte Landvolk einig und geschlossen an dt« Sette derjeutge« Sit Botschafter ftir London nn» Am ernannt