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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 20.10.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051020029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905102002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905102002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-10
- Tag 1905-10-20
-
Monat
1905-10
-
Jahr
1905
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Die I «vaitiae Grund »ile ica. s Silben! so Bi,., «u liuidi,»n,cn aus der Vnvatleite Seile rsP'a: die rivaitiie Seile aus Derl ieiie so LI,., als Eingesandt Sclle «, Pi, In Nummer» uu» «»»». und Keiert«,«» > ivaltme Gmadceil- so Pia, aui Privatleite »o Ps,. swalnae Seile aus Dertleile uud als EmgeiandtwPs,. AuSwLrtiaeAul. träae >iur ,e,en B»rau»de»abluiii Lcleablätler werden mit »v Ps,. berechnet. üerulvrechauichlutz: «mt I Rr. U und «r. MW» ^ Vorrätig ä 8tüob 50 l't§ ja allen Lpotkekoa, Drogerie» uacl Dariuwerien. öoNNNNLkl ^IIvv 1, H. üet« >»i't«>»tr.-vii>p»M«»'z»i>r tzliür. » /Gelier 8IvLL> ke> 6 Plomben von 1 ülk an 1»bn rieben io Letüub 1 üli>. itüneO räkne mit l'latt« von 1—A bll so llw'b lturakl rmä blaterial L»iaaal- Neueste Drahtberichte Vom Lanptage, Zum Kai ecbesiich, Sackst. Kirchliche Kontere»;, Lohnbewegung in den s 1 WUU» «WVL» Webereien. Waicheaibeiterrnneii-Alisitand. Po sart-Rezitatiousabend, Haentzschel-Abend. Berliner Lebe». I Reveste Drahtmeldimgen vom l9. Oktober. Die Krisis in Norwegen. L«P«»h»aeu. 18. Oktober. Der König gab dem Prinzen Karl die Erlaubnis zur Ä» nähme der norwegischen Königskrooe» wenn sie ihm »«getragen werde. Zur Lage in Nus,lind. Petersburg. In der Aula und in einigen Hörjälen der hiesigen Universität fand gestern eine Versammlung statt, an der etwa lO 000 Personen, wtudentcn, Arbeiter und Privat" Personen, teilnaihmen. In der Versammlung wurde eine Reso lution angenommen, in^der empfohlen wird, die Kräfte für einen entscheidenden Schlag zu sparen, einem ossencn Kon- flitt ausZMveichen und einen streik nur mit Aussicht auf einen friodlichen Ausgang zum Beweise der Solidarität zu veranstalten. Petersburg. Meldung der „Petersburger Telegr.- Äaentur". Aus Befehl des Städthauptmanns gaben gestern auf dem Schlüsselburaer Prospekt Kosaken einige Schüsse a b. da die Arbeiter Steine schleuderten und mit Revolvern schossen: doch wurde niemand durch die Schüsse der Kosaken verletzt. Zwei Offiziere und zwei Kosaken wurden schwer, zwei Polizisten leicht verletzt. Des Abends und i» der Nacht wurde die Ordnung durch Patrouillen aufrechterhalten. Moskau. Ein hier veranstalteter Advokaten- Kongreß, der gestern abend polizeilich geschlossen worden ist, verwarf den Antrag, die Neichsduma zu boykottieren, und beschloß die Beteiligung an den Wahlen. Nach den, Zusammentritt der Reichsduma sollen dann freiheitliche Forderungen gestellt wer den, und darauf erst soll der Bonkott begonnen werden. Darüber, ob dieser vor oder nach der Eidesleistung ge'cheben soll, ist kein Beschluß gefaßt worden. Potsdam. Der Kronprinz uns die K ronprin - zechst« trafen heute vormittag hier ein und begaben sich nach osV NLAi;u Palais. Darm stabt. Amtliche Meldung. Ter Grvßh erzog ernannte den stellvertretenden Bevollmächtigten zum Bundesrat Fiuanzmiinister Gnaukh zum V und csratsbevvll mäch tig ten und genehmigte die Erteilung eines Kommissoriums als stellvertretenden Bundeäratsbevollmächtigten an den Iustiz- Mlmiter Ewald. Bielefeld. In der Bielefelder Maschinenfabrik, vorm. Dürükopp u. l!o., sind heute 700 Arbeiter au «gesperrt worden. Alle Einigungsvevsuche des Vorsitzenden des Gewerbe- gerichts, Landgerichtsdlrektors Löher, sind gescheitert. Die GasamtailSsperrung der Arbeiter aller hiesigen Nähinaschinen- sabnken wird Sonnabend erfolgen. Zfranksurt a. M. sPriv.-Tel.l Zu den Meldungen, der Botschafter Speck v. Sternburg werde wegen tchweren Ohrenlerdens zurücktreten, erfährt die „Franks. Ztg.", daß der Botschafter im Gegenteil demnächst aus seinen Polten nach Washington zurückkehre, da gerade jetzt die besonders wichtige Aufgabe der Regelung der handelspolitischen Verhältnisse des Reich«- zu Amerika bevorstehe. Es sei ausgeschlossen, das; er sich dieser Aufgabe entzieh^! iverde. Tie r. hrenkranlheit des Botschafters habe sich nicht verschlimmert: es liege auch sonst kein Anlaß vor, der den Botschafter bestimmen könne, seinen Posten zu verlassen, auf dem er durch besonders vertrauensvolle BeziSungen zu Roosevelt erfolgreich wirke. Köln. sPriv.-Tel.s In der gestern abend anläßlich des Parteitages der Zentrum spartet des Regierungsbezirks Köln stangcbabten ZentrumS-Vcrsammlnng erklärte der Abge ordnete Spahn in der Besprechung der neuen Steuer vorlagen: Bei der Biersteuer müsse man das Hauptaugen merk daraus legen, daß hauptsächlich die Großbrauereicu be troffen würden, wahrend der Tabakzoll nur die feineren Tadak- sorten treffen dürfe. Der Einführung der Reichserbichastssteuer gegenüber werde der Reichstag keine ablchnenoe Stellung ent nehmen. Sollten neu« Mittel für die Perstärkung des Heeres oder der Flotte gefordert werden und die Zenlrumsfraktion er wägen müsse», ob das deutsche Volk auch die Mittel aufbringen könne, und man komme bei dieser Erwägung zu Abstrichen, so dürfe man der Partei darüber keinen Vorwurf machen. München. Die Obstruktion im Gemeinde- kollegium ist beendigt. Man einigte sich dahin, die beiden Rcchtsratsstellcn zur Bewerbung auszuschreiben. Die Geld strafen, die über kürzlich zur Wahl nicht erschienene Mitglieder verhängt wurden, sind zurückgenommcn worden. Budape st. Das Amtsblatt veröffentlicht die Enthebung des Ackerbauministers György von seinem Posten und die Ernennung des- früheren Vizepräsidenten des Abgeordneten- Hanfes, Baron Fcilitzsch, zum A ck e r b a u m i n i st e r. Baron Fcjervory ist mit der einstweiligen Leitung des Finanz ministeriums und des Ministeriums » lutere betraut und behält gleichzeitig das Präsidium des Kabinetts. Gleichzeitig werden der Iustizminister, der Handelsminister. der Minister des Innern, der Kultus- und Untcrrichtsminister neuerdings in dieser Eigenschaft wicderernannt. Paris. Der Fürst von Bulgarien machte heute morgen dem Präsidenten Lonbet seinen Abschiedsbesuch und sprach ihm von neuem seinen Tank für den ihm bereiteten herzlichen Empfang aus. Um II'!. Uhr reiste der Fürst nach Ercuzot ab. Er wurde zum Bahnhose durch den Minister präsidenten Rouvier, den KriegSminister Berleanx, den Finanz- minister Marion und den General Dubois als Vertreter des Präsidenten Lonbet begleitet. London. Ter Prinz und die Prinz«!sin oon W a l es haben heute ihre Reise nach Indien ongetreten. Bei der Verabschiedung waren aui dem Babnhofe der König und die Königin sowie die übrigen Mitglieder der königlichen Familie erschienen. Rcwpork. In der heutigen Sitzung des Unter suchungsausschusses für das Versicherungs wesen erklärte nach einem scharfen Wortgeiecht Mac Kurdy, der Präsident der Mutual Lire Affurance-Cotnyany, er sei au dem Einkommen seines Sohnes und -Schwiegersohnes nicht be- teiliat gewesen. Da der Anwalt der Regierung den Wunsch aus- drückte, den früheren Kontrolleur der Eguitablc-Company Jordan über das Jordan und dem früheren Präsidenten der Gesellschaft Alexander gewährte geheimnisvolle Darlehen von 685 000 Dollars zu befragen, wurde der Sohn des früheren Kontrolleurs, Frank Jordan, als Zeuge vcrnonuncn. Dieser erklärte, er kenne den Aufenthalt seines Vaters nicht. Oertliches unv Sächsisches. Dresden. 19 Oktober. —* vom Landtage. Die erste Präliminar - Sitzung des Landtages findet Dienstag, den 21. Oktober, abends 6 ubr, statt. In denelben wird die Teilung der Kammer in fünf Abteilungen, sowie die Kvnstitiiieniiig der Abteilungen volgenommen. Sodann erfolgt die Wahl des Präsidenten, des Vizepräsidenten und der Sekretäre. Große gesetzgeberische Aufgaben werden voraussichtlich den Landtag dieses Mal nicht beschäftigen. So steht u. a. fest, daß eine Vorlage zur Reform der Gemeindesteuer nicht gemacht werden wird. Dafür dürsten aber einige Interpellationen zu leb haften Erörterungen Anlaß geben. — Prinz Johann Georg wird an den Arbeiten der Ersten Kammer in der bevorstehenden Landtagstagnng sich beteiligen und. wie man hört, auch in die Finanzdepntation, der sowohl unser jetziger König, wie insbesondere König Georg durch Iahrzebntc hindurch aiigchvrtcn, cintreten. In Rücksicht ans seine militärischen Pflichten wird jedoch aller Wahr scheinlichkeit nach Piinz Johann Georg nicht den Vorsitz in der Deputation übernehmen können. —* Wie bereits erwähnt, ist seitens der Stadtverwaltung ein ganz besonders p run kV oller Em p fan g Sr. Majestät des Kaisers gelegentlich seines ersten offiziellen Besuchs nach dem Regierungsantritte des Königs Friedrich August am 25. Oktober geplant. Der Kaiser wird voraussichtlich um 11 Uhi aus dem Hauptbahnhosc ankommen. Nach dem Empfange im Bahnhöfe soll Se. Mascslät durch die städtischen Behörden iu einem daselbst errichteten prächtigen Ehrcuhose ain Eingänge der Prager Straße feierlich begrüßt werden. Die Eyrenpforte dieses Hofes wird >2 Meter hoch sein und die ganze Straße bis aus 1 Meter links uud rechts einnehmen: die Durchfahrt wird 7 Meter hoch, 6>/s Bieter breit und 6 Meter tics sein. Den Giebel schmückt ein mächtiger Adler, die Pylone links und rechts davon tragen aui der Südseite das sächsische und daS Dresdner Wappen, auf der Nordseite die Wappen der Wettiner und derHohenzollerii Oben aus stehen mächtige, Posaunen blasende Engel, zwischen ihnen er hebt sich je eine mächtige grüne Pflanzenkugel von :i'/s Meter Durchmesser mit vergoldeten Kugeln, und über dem Giebel steht ein Feucrbecken. Vor der Ehrenpforte werden weitere sechs große Blumenkübel aus kraftvollen Postamente» stehen, grüne Bäume mit goldenen Früchten tragend. Auf der Stadtseile erhalte» die Pylone Flammcnbeckcn zur Beleuchtung für die abendliche Rück fahrt des Kaisers nach dem 'l'beütrs psre. Das Rathaus soll nur durch persische Teppiche mit großen goldenen Kränzen ge schmückt werden. Längs der Straße am Rathaus werden wiederum sechs Blumenkübel stehen : an den drei anderen Seitendes Marktes Masten, von denen je zwei mit dazwischen stehenden kleineren Maidäilinen durch Ranken zu einer Einheit verbunden sind. Da Se. Majestät der Kaiser voraussichtlich^u» 2 Uhr nach dem Früh stück in, Königl. Schloß nach der Kaserne deS 2. Infanterie-Regi ments Nr. lOl fahren wird, so erhält endlich auch die Augustus brücke einen bedeutsamen Schmuck. Sie wird in ihrer ganzen Länge in eine Art Triumphbogen verwandelt: auf jedem Pfeiler werden zwei 15 Bieter hohe Pylone errichtet, die mit veneziani schein roten Tuch bespannt und mit grünen Festons und Gold brokat eingefaßt werden. Ein Pyramidenbau krönt jeden der Pylone, deren je zwei durch M Zentimeter dicke Ranken iu grün und gold verbunden werden. — Es scheint hiernach, als ob bei dem bevorstehenden offiziellen ersten Gegenbesuche des Kaiser- in Dresden eine noch erhöhte dekorative Pracht entfaltet werden soll, als dies bei den Besuchen in früheren Jahren hier schon der Fall war. Die Unkosten, welche der Stadttässe hierbei erwachsen, neben den großen Aufwendungen, welche die Anlieger der vom Kaiser passierten Straßen zu machen haben, sind früher schon recht be deutende gewesen. Bei dem Besuche 1696, der nur wenige Stun den währte, beliefen sie sich auf etwa 60 000 Bit. Möglicherweise dürfte den Stadtverordneten noch für die heute abend stattsindeirdc öffentliche oder geheime Sitzung eine dies bezügliche dringliche Vorlage zrrgehen, die in der Dienstagssitzung drS Rates beschlossen worden ist. Marc erinnert sich, daß sowohl Kaiser Wilhelm wie Körrig Friedrich August bei Besuchen von großen Städten in den eigenen Länder» des öfteren die ausdrück liche Bitte ausgesprochen habe», von prunkvollen Aufwendungen seitens der Kvni»»mcilverwaltnngen selbst abschen zu wollen. Wie das Amtsblatt des Rates mitteilt, rühren die großzügigen Planun gen für die dekorative Ausstattung bei dem jetzigen Empfange von Herr» Stadtbaurat Erlwcin her. Man darf aber wohl annehmen, daß diese künstlerischen Entwirrst für. den Umfang der Aufwendun gen nicht allein bestimmend sind. —" Die Betriebseinnahmen der sächsische» S l a a ts c i s e n b a h n e n zeigen auch im September d. I. eine Steigerung gegenüber dcnr gleichen Monat des Vorjahres, die noch größer sein würde, wenn nicht die vorjährige Septcmbcreiiinabme im Güterverkehr infolge Dciriiiedersicgeiis der Schiffahrt eine so außergewöhnliche Zunahme erfahren hätte. Nach vorläufiger Zest- Killlft und Wissenschaft. Mitteilungen aus dem Bureau der Köriig- lichenHoftheater. Wegen Erkrankung des Herrn Wierth kann die sür morgen, Freitag, den 2". Oktober, anaekündcgte Vor stellung des Lustspiels,,Tie wilde Jagd ' nicht itattsinderi. ES geht dafür das vreraktrge Lustspiel „Jugendfreund e" von Ludwig Fulda in Szene. Rezitati»ns-Abcnd. Ernst v. Pajsart svrach gestern im Gewerbehause vor distinguiertem Hörerkreist Teiinysoirs Vers- Novelle „EnochArde n". Manchem der Anwesenden war der gervaltige Eindruck wohl noch lebhaft in der Erinnerung^ de» v. Possart ^chon einmal mit derselben Dichtung an gleicher --Kelle erzielte, seitdem sind sieben Jahre vergangen, eine gewaltige Zeit für einen, der im Spätherbst des Lebens steht und hinter sich fast ein halbes Jahrhundert eines arbeitsreichen, von Mühen und c-xor^n erfüllten Künstlertums weiß. Mehr und dem man ihn in der Vollkraft seiner Tätigkeit gesehen, ist gestern, bevor er das Podium betrat, vielleicht in manchem rege ge worden. Wie hat er aber auf das angenehmste überrascht und überzermr. daß die Zeit scheinbar spurlos an ihm vorübergcgangen, daß er heute noch der ewig junge, der fesselnde und zwingend" Künstler von ehemals geblieben rst. Nichts ist an der Merster- schast seines Vortrages verloren gegangen, und kaum, daß er gestern anaefangen zu sprechen, hatte er die Hörer seit m seinem Banne. Hoch über der Ausgabe stehend, die umfangreiche in »ollem Wohlklonge der Sprechkunst eines Großen seiner An. Ohne Zuhilfenahme der theatralischen Geste und Gebürix. in leidenschaftlichem Klange nur dort hervortretend, wo cs die Vorgänge cnordern und zur Bedingung machen, entrollte er die rülirenden Schicksale Enochs in ungetrübtem Glanze dichterischer Schönheit, ohne daß ihm die Wirkung auch nur eines der zahl- reichen Lituotionsbitder verloren ging. Tie ganze tiese Poesie, di« u, schlichtem Leben und schlichter Euwsindung ruhen können, offenbarst er in der Kunst einer restlos 'chöncn, tief und innig an sprechenden 'Darstellung. Bewundernswert war dazu die schein bar ganz von selbst entstehende, lediglich aus dem West» der Dichtung herausgcleitete Steigerung, in der er Enochs Heim kehr. das nächtliche Wiedersehen Enochs mit den Seinen, die heldenmütige, gottergebene Resignation, das Vermächtnis und den Tod Enochs svrach. Das alles war meisterhaft, in höchster Vollendung dargcbotcu, unvergleichlich schön, packend und er greifend. Als v. Possart das letzte Wort gesprochen, lag noch sekundenlang die gleiche feierliche Stimmung über dem Saale, wie während des ganzen Vortrages, die Hörer standen noch unter dem Banne der Dichtung und der Macht der Rede, dann aber entfesselte sich ein von lauten Bravorufen begleiteter Bei fallssturm, der v. Possart wohl mehr als ein Dutzend Mal vor die begeisterten Hörer zurückricf. Ein Erfolg, wie selten einer. — Die begleitende M »s i k, die Richard Strauß zu der Dichtung geschrieben, wurde von einer Münchner Pianistin, Cornelia Rider, mit künstlerisch feinem Verständnis ge spielt. ohne aber tiefer berühre» oder dem Vorträge wesentlich nützen z» können. Sprechern, die an v. Possarts Kunst nick» heranreichen. mag sie von Vorteil sein. In der Musik der von Possarlschen Redekunst schien sic uns öfter nur — Ballast. II. Kt. Hie Haenlzfchel — ba Possart Die Wahl konnte einem schon schwer werden, zumal der Werdende ein Programm ausge stellt hatte, das mit seiner Ueberschrift „Hlliiioristisch-satirischcr Abend des Interessante» sehr viel versprach. Und mm, hatte es denn auch nicht ru bereuen, das Mlisenhaus den, Gewerbebaus vorgezvgcn zu haben: war doch der Abend — um den stärksten Eindruck vorweg zu »ehuien — vor allem sehr lustig: das Publi kum unterhielt sich vortrefflich und die Stimmung war unaiis- gesetzt die denkbar best«. Allerdings batte der junge Vortrags- küiistler, dessen cmssteiaendc Entwicklung man mit Teilnahme vor folgt, ciiie stattliche Reihe der beste» poetischen Geister unserer Nation heraiisbeschworcn. Vielleicht hätte das Programm noch an ästhetischem Wert gewonnen. wen» cs in der Anordnung, wenigsleiiS soweit der erste Teil i» Frage kommt, ein wenig stil voller gewesen wäre. Sollen die Klassiker in einen hiinwllslisch- satirischen Abend cingezogeil werde», so miis; natürlich Goethe, der neben dem drastischen Hagen mit seinem derben „Kirchgang der Familie Müller" wenig günstig placiert war. an der Spitze mar schieren. Auch Schiller »no Lelsiug brauchen nicht zu fehlen: »amciitlich von diese,» haben wir pr entzückende satirische Epi gramme. Ungemein dankbar sür den Bortraa ist auch Wieland, dessen schelmische Poesien Herrn Fritz Haentzschel sehr gut liegen müßten. Die Lebenden waren fast durchaus sehr glücklich ver treten. wenn auch von einer Vollständigkeit hier — selbstverständ lich ! — nicht im entferntesten die Rede sein konnte. Hat doch gerade aus den, humoristisch-satirischen Gebiete die moderne Lyrik eine Fülle schätzenswerter Erzeugnisse hcrvorgebracht, die weiteren Kreisen bekannt z» geben in redci» Falle ein Verdienst ist. Selbst aus den Werken deS populären Wilhelm Busch lassen sich am Vor lesertisch noch Schätze hebe», wie man aus dem Vortrag de, „Fronnucu Helene" sah, der gestern «beiid zündend einschlug und die obligate» Lachslüniic entfesselte. Allerdings las Herr Haentzschel gerade die Bnschiadcii ailSgczeichiict. mit einem seine» innerliche» Vuiuor, mit so viel herzlicher Liebenswürdigkeit, daß mau lelbsi die kleine» Uebertreibiiugeu i» der Poiiiticruug, die oft zu starke Zuhilfenahme mimischer Drücker gern mit in den Kauf nahm Im übrige» verdient die gediegene geistige Durcharbeitung, die treffsichere Herausarbeitimg alles Wesentlichen auch bei den sonsti gen Vortrngssliiclen nachdrücklichste Anerkennung. Am besten habe» mir in dieser Hinsicht »eben den Buschiaden Heines „Am Teetiich" nnd von Salus „Achrcn" gefallen. Etzels „Fabel von dem fremden Ei" kan» noch eleganter, in ihre» Spitzen unabsicht- sicher gegcbc» werden, und die urgeriiianischc Bicrgesckichte von de», „unzufriedene» Teut" verträgt einige energische Kürzungen — Alles in allem: ein gelungener Abend, für den Herrn Haentzschel neben dein Danke des Publikums die Anerkennung der Kritik nicht versagt bleiben soll V. Berliner Leben. O. B crIin . l8 Oktober. Ferdinand Bon» und seine Ziege sind Berliner TageSbcrühnitheiteii geworden. Mau lacht über sic nickt nur in den literarischen CasöS. wo man olle Theater-Ereignisse mit heiligem Ernste dnrchhecheli. wndern auch in Kreisen, die sich joiiit um die Vorgänge auf den weltbcdcutendcn Brettern wenig kümmern. Die Geschichte war aber auch zu ipaßhasi. In „Ferdinand Bonns Berliner Theater", wie dieser Blusentenipct jetzt amtlich heißt, 'aßen die Zuschauer am EroffnungSabend mit hohen Augenbrauen gelassen da und wollten gern erstaunen. Herr Bonn batte für das oo» ihm entdeckte dramatische Gedicht
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