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Morrlag, 8. November 182». Einigung über die Konserenzsrage. Eine Nole Lord Derbys. PariV. ö. Nov. Eine Note DerdvS über die deut schen Wiedergutmachungen, die gestern oben- dem Mini sterium dvS Aeußereu zugcstcllt wurde, Hai zum grundsätz lichen Abschluß einer Uederein st immun« geführt. Die Frage wird rn solgendcu vier Abschnitten verhandelt werde«: 1. Zusammenkunft der Sackwerständigen in Brüistl L Zusammenkunst der Finanzminisler in Genf, 8. Zusam- Menknnst deü Wicdergiitmnckmngsausschusses und 4. Zulam- mcnkunfl Ser Mini-sterpräsiden^n für die endgültige Aktion Der öentsck»« FtnanzMintstsr wird wahrscheinlich in Gen! zngiu».QN sein. Der ..Tempo" glaubt zu wihen, daß es möglich sei. daß die zweite der vorgesehenen Konferenzen um einige W och e n wegen anderer Rücksichten hinausgeschobcn werden könnte. Nach dem „Intransigeant" wird die Sach- verftänüigenkonferenz in Brüssel schon am 15. No- yember zusaurmentreten. Paris. 7. Noo. sHaons.f Minrsierprasiöeul L e n g u e s haa gestern abend aus die von Lord Derby überreichte Nore ur dar Wiedergutwachullgäsrage geantwortet. iW. T. B.s Englands Anerkennung der denlschen Verlrazsersülinng. Paris. 7. Nov. Wie der Lvndvncr Berichterstatter des ..Cchv de Paris" meldet, hat Lloud George in der Kon ferenz der englischen Delegierten sür die Bollueriammliuig des Völkerbundes am Freitag die Vertreter -der Dominions über di« verschiedenen Probleme der europäischen Politik unterrichte,, n. a. über dns Problem der Frage der Zu lassung Deutschlands z u in Völkerbu n h e. In englksckien Rcgierungskrei-sen sei ma» darüber besrie- dig't, wie Den.schland in den letzten drei Monate» seinen Verpflichtungen sowohl bei der Kohlrnliese- ru » g. als auch bei der Entwaffnung erfüll: habe. Deshalb glaube man. daß Dentchland sich in der Wiede5- guirvachungSfrage ebenfalls verständigen wolle. Resision? Unter diesem Titel veröffentlicht der ..Vorwärts" eine 'Telegrapchen-Niiion-Meldung aus Washington mit der Er klarung des Senators Mc. Cvrmick: „Wir haben kürz lich auf dem einen oder anderen Wege, zwar wtckck offizieü, aber indirekt die Versicherung erhalten, daß die euro päischen Großmächte mit uns vereti sind, die Revision des Vertrages svvn Versailles) vorzunehmen." Das Blatt be merkt dazu, Bestätigung oder nähere Auskunft über die>r sensationelle Meldung sei noch nicht ^u erhallen gewesen. Die Zerstörung -er Diesel-Moloren unabänderlich? Wie der „Kreuz-Zeitung" von vertrauenswürdiger, gut unterrichteter Seite mitgeteilt wird, Hai England unlcr Ersuchen, Sie -rnttchs Wirtschaft nicht durch di« Zerstörung der in primrien Betrieben zur Verwendung gelangenden Rohülmororen zu vernichten, abge lehnt. Wie es heiß:, ioll die englssü>e Antwort bereits im Besiv der deittscheu Negierung ioin. Wenn tu der Antwort Albions bestrittet, wird, das; die der Ueberwachungskounnissivu in Deirttchland ungehörigen Engländer die Zerstörung der Dieselmotoren bereits vorgenonnnen haben, so sind Zeugen dafür vorhan den. die zugegen waren, als englische Aussü5)rungsorgane die Mokor-en etgentzcrn-ig mit Hämmern zerschlagen haben. Schon aus dieser Tatsache wird man den Wert der eng lischen Beweisgründe m der Antwort, deren ichteuingu: Veröffentlichung Pflicht der deutschen Negierung ist, wür digen können Die Stellung der italienischen und der fran zösischen Regierung zu der Dieselmvtorensrage ist noch un klar. man glaubt indessen annehmen zu dürsten, daß diese Mächte keineswegs vollkommen aus der Seite Englands stehen werden. Die Kelgolander von England abschlägig beschiedeu. London, s. Roo. Wie die „Mornins Post" berichtet, stabe die engiisnie Regierung den Helgoländer», di« sich aus Grund des Vertrages vom IM re iE a„ sie gewandi hatten, geantwortet. Saß die Negierung nicht in her Lag« >'«t, ihren Wümchen zu entsprechen. <W. T.B.l Die Austteser'ung Danzigs «n Polen. Paris. 7. Ron. Die Bvtschafierkvnserenz Hai beschlossen, daß das Ueütwcintommen .iwischen Danzig u nd Bol« n am tö. illovember gleichzeitig mit der Urkunde betreffend die Konstituierung Danzigs als Freistaat unterzeichnet werden soll. Polen werden gewisse weitere Erleichterungen und Sicherheiten bezüglich Danzigs zugestanden, die den der T'chicho-Slomalei in Haneburg und Stettin gewährten ähnlich sind. Keine Verminderung -er Milchvieh- Forderungen. Paris. 8. Noo. Die Havas-Ag.cntur erklärt, sie sei in der Lage mitzurcilen. daß keine Herabsetzung der Zahl der von Deutschland geforderten Milchkühe erfolst sei. Krankreich Halle bei Festsetzung sich der äußersten Mäßi- rn«g befleißigt. Sobald die Abgabe der82 «M Stück Vieh, deren sofortige Lieferung der Fricdensvertrag vsrsehe. er folgt sei. würben von Frankreich nur tN noch Stück Vieh verlangt. Der deutsche Viehbestand befände sich in einer viel besseren Lage als der ? ran - z-fische. Deutschland könne, ohne sein nirtsssiastliches Lxbcn iu geringster Weise zu beeinträchtigen. alle Verpstich- tnnge« erfüllen, die in die sem besondere« Falle der Mrtra» «orschrcil-c. Außerdem müsse daran erinnert werden, daß infolge der VZchznng Frankreich dllSüüll Stück Vieh ver loren habe. Diese Erklärung geh,, wie das „Echo de Paris" »«teilt, vom Ministerium der befreiten Gebiete ans. Anmerkung des W. T. B.: Der Belmirptung, daß sich t«r d eutschc Vieh bestand in einer viet besseren Lage befinde, als der französische, muß anis ent schiedenste widersprochen werden. Di« Verse -ung FrantreichH mit Milch ist genügend, während sich Deutschland in einer geradezu iurchtvaren Notlage bezüg lich -er Milcht»: r sorg »na befindet. Die Forderung auf Ab lieferung der Milchkühe in der angegebenen Höhe würde -ie Katastrophe -cs deutschen Kinderelends vollenden, das bas E>«wissen der ganzen Welt wachrusen sollte. Die Be hauchung. daß Frankreich während der Besetzung 885E Stück -^ieh verloren habe, ist nicht richtig, da der gan-,e Rrnderbestänb in den seinerzeit besetzten französischen Ge lüsten nur EIN! Stück betragen und die Reanisition sich nur aus Teil« des Viehbestandes erstreckt har. Sollten d.e Alliierte» aber wirklich in -er Lage sein, einen Nachweis über die Höh« des ihnen weggenoniniencn Viehes zu er bringen. so wäre eS dock) viel richtiger, die Viehbestände aus den viehrctchen Gegenden der Wclc zu entnehmen, als sie aus dem bis aufs äußerste erschöpften deutschen Bolle herausvrest'en zu wollen. Die schwarze Schmach. Die -euischvolkSparlrilichen Abgeordneten v. Schoch «ns Dr. Kahl haben an die Reichsregierung folgende A n- frage gerichtet: „Am Sonntag, den 17. Dkl ober ha: in München -er Deuttche Notöund im Zirkus Krone eine Versammlung abgehalten, in der Heinrich Distler einen Vortrag gegen di« schwarz« Schmach hielt. Er berichtete unter anderem von zahlreickrcn gewickstige» Slimmen ruö Ententekreisen, -i« gegen die brutale tierische Gewalt anwendung der französischen Marokkaner kaut geworden sind. Er erzählt von granenlmften Einzelheiten die sich der Veröffentlichung entziehen. Er berichtet vom Mißbrauchen sechsjähriger Mädchen und Knaben und achtzigjähriger Greisinnen. Weiter davon, -aß Frankreich mittelst Zwangs- auLhebllng ür seinen Kolonien sein schwarzes Heer auf AVtliL Mann bringen will zur Verwendung in Europa. Ein schwarzer Soldat lm besetzten Gebiet hat monatlich 3200 Mar! Löhnung, die Deutschland bezahlen mutz. Dem Redner wurde von amtlicher Stelle mitgetetlr: „Wir wünschen Ihre Bewegung nicht." Wir fragen die Reichsregierung: 1. Ist die Behauptung Tüftlers richtig? 2. Ist sie bereit, angesichts der empören den Zustände im besetzten Gebiet bet der französischen Regie rung wie auch bei den früheren sein blichen und neutralen Negierungen vorstellig zu werden, um endlich die schien n lgste Eu-iserining nichienropäischer Truppen aus den be setzten deutschen Gebieten durchznsetzc»?" K-mmunijtische Aevolulionsseier in Berlin. >D re l, t n> e I d u ii g unsrer Nerttner L ch ri s t l e i t u n g.i Berlin, 7. Nov. Am heutigen Jahrestag der russi schen Revolution veranstalteten die Äommunistisckw Partei, die Kommunistische Arbeiter-Partei und die Neu-- siMNmunisten IM Lnsrgar.-en eine gemeinsame Kundgebung sür die russische Revolution und die Wcltrcvvlution. Die Moabiter und Eharlntkenburger Kommunisten zogen unter Vorantritt eines Trommlerkorps mit Pauken und Becken nach dem Lustgarten. Am Gefängnis am Lehrter Bahnhof begrüßten die Demonstranten die an den Fenstern stehen den UntersnchungSgesangcnen und riefen ihnen zu: „Eure Stunde hat bald geschlagen!". Im Lustgarten sammelte» sich etwa 28 000 Personen an. Im Vergleich zu früheren Demonstrationen der Unabhängigen und Mehr- ycitssozialisten war das nicht sehr imposant. Ucberall waren HolMsten ausgestellt kür Spenden für die „internationalen Rotgardisten". Zu erheblichen Rnüestörunaen kam es nicht. Eine Abordnung wurde zu den Gräbern Liebknechts und Rvsa Luxemburgs in Friedrichsfel.de mit Kranzspen den entsandt. Die Vevvlulionsfeker in München. München. 7. Nov. Heute vormittag versammelten sich etwa 8- bis lOOOO Arbeiter und Arbeiterinnen in der Arena der Ausstellung. Abgeordneter Nohl> aupter iMehr- hcitssozialists »prach über die Errungenschaften aus den Nevolutionstagen. Nach der Feier zogen die Arbeiter ruhig in kleinen Trupps in ihre Bezirke zurück. Es kam nirgends zu Zusammenstößen. Die Betriebsräte veranstalteten im Gcwerklchastshansc eine kleine Feier, bei der eine E i s n e r- Taiel enthüllt wurde. Die von der U. S. P. und K. P. D. veranstaltefen Versammlungen waren ziemlich schwach besucht. kW. T. B.s Herzog Ludwig iu Bayern -j-. Nach einer Dtohimeldun« aus München ist Herzog Ludwig in Bayern, -er Senior des Hauses Wittels- dach, im Alter von 90 Jahren sanft entschlafen. Herzog Ludwig war General -er Kavallerie a. D. Ein Engländer über seine Ein-rÜcke in Deutschland. In der „Eaturban Review" veröffentlicht ern Eng länder einen langen Bericht über seine bei uns erhalte nen Eindrücke. Er schreibt n. a.: Deutichland ist jetzt kein lustiges Land. Wie könnte cs? — 70 Prozent der Fabrik- schornstetne sind leblos. Ucberall Armut. In einem Speise wagen saß ich neben einer Frau in einem Pavierhut, ein anderes Mal neben einem 'Mann mit einem gewendeten Rock. Lffizierswitwcn haben sich in einigen Fällen auf die Straße gewendet, um sür ihre Kinder Geld zu verdie nen. Und hinter jedermanns Stuhl steht das Geivcnst des Bolschewismus. ..Gehen die Tinge nicht besser?" fragte ick jemand. ..Es sind mehr Nahrungsmittel da. aber die Armen können sie nicht bezahlen. In 'Bauern und an der «tsisie ist es nicht io schleckt, aber in Berlin, in Wesisa!«?' wird es im Wnrter Unruh n geben, wenn nichts gelchiehl." — Und der Winter ist vor der Tür — Ich mochte weis >age.n. daß. sich selbst überlassen. Dcntictuand durch den Kommunismus zur Reaktion schreitet. Berlin tt! der reichen Kriegsgewinnler - Bourgeoisie überlassen, dii 1000 Mk. für ein Diner bei Adlon aaisgibt und die gekenn zeichnete Leute einer rapide nahenden Sowiet-Reriolurior ist. — So weit man sehen kann, geschieht nichts, ans dem einfachen Grunde, weil niemand da ist. um es zu tun. — Deutschland ist gelähmt. — Las rst. das Rettungsmtttel? Mau frage den Arbeiter, den Geschäftsmann, selbst den Monarchisten. Alle antworten: „England —- England muß Kohlen. Nahrung für jeden und Rohstoffe bringen." — Gi^ gibt sür sie nur zwei Lander: England und Deutschland Das ist sehr schmeichelhaft, aber es zeigt, daß der Deutsche in auswärtiger Politik nickt mehr versteht als 1811 Deutschland ist heute nicht fähiger zur Sclbstregierung. als es Aegypten in den 80cr Jahren war. Es müßte, wie Aegypten, Zeit haben, zu tenicn. Aber die Zeit ist sch' kurz, und politische Weisheit lernt sich schlecht mit leerem Magen. Es wird Unruhen ii» Winter geben. Mit der Kälte werden sich die Arbeiter erheben und der Bolschc wismus wird die Rheingrenzen brechen. Der Ausgang ist klar. Seift Deutscht a nd durch den Winter. Iiringi N a h r u n g u n d K v h t e n s ü r alle, sc tz i die stillen Fabriken i n G ang oder — bereitet euch aus den K ricg vo r !" Wilson im Weihen Kaufe. Paris, ll. Nov. Rach einer „Temvs"-Meldung aus 'Neu york ist Präsident Wilson gestern zum ersten Di a l c int Weißen Hause vor einer größeren Menge die iym eine Kundgebung iwrbnichle, erschienen. Er ie- Im Rollstuhl ge-sabren worden und hätte kein Wort ge sprochen. Nur durch Hutschw 'nken habe er seine Dankbar kett zum Ausdruck gebracht. D'l Präsident sei sehr 'gealtert Die Szene habe einen peinlichen Eindruck gemacht. Der EleklriMksttreik in Berlin. tEianer Drabtbericht dcr „Dp: eSdn. Nackrirkite Berlin. 7. Nov. Die Vereinbarungen mit de« streikenden Elektriziräisarbeitern über eine Notvcrsorgung mit Strom wurden nicht ein ge halten In dem großen Moabiter Werk, das säst zwei Drittel des SirombedarfS der Berliner Straßenbahnen deckt, und in Rummclsburg, das für Berlin deshalb von Bedeutung ist, weil hier dir Leitungen der Ueberliin.'zentrale von «Kolon cimnünden, wurde» je isio freiwillige Heiler eingesetzt. Iu de» kleinen Wer ten genügte eine geringere Anzahl von Fach - keilten. Hier gelang es auch am schnellsten, die unier- brvcksene Stromerzeugung wieder ntiszunehmen und einen Teil des Berliner 'Westens mit Licku und «ratt zu versorgen Der rgstlowli 'Arbeit de. Technischen Nvthilfe gelang es schließlich, auch in Moavii sechs Kessel und in Rummels» bürg vier betriebsfähig zu macken, io dost diejenigen Blocks angeschlojsen werden kvnuieti. u> denen Krantenhäuser. 'Behörden und öffentliche Gebäude liegen. In sämtlichen G,K>- und Wasserwcrlen sind die Belegschaften auch heute iu voller Stärke erschienen und naben die Arbeiten in gr wolinter Weise erledig-. Nachdem In den Bei Handlungen mit -en Streilenden eine gewisse Einigung über die Durchs,'ihrung dcS Noi- vctrieöes erfolgt war, erhielt die Technische NotHilfe heilte nachmittag den Auitrag. die non ihr besetzten Krasi merke zu räume». Die Schaffner und Führer de? Straßenbahn hatten den Snmpaihiestrcik fttr die E>cf- iriziiäisarbeiter mit starker Mehrheii beichtossen. 'Nachdem letzt die Arbeiter selbst in den Betrieben Notsiandsarbcuen leisten und die Technische Norhilse zurückgezogen ist. wird angenommen» daß der Beschluß der Straßenbahner revidiert werden wird. Die radilale« Par!eien ivrdern ihre An hänger zum Generalstreik auf. Der „Vorwärts" über Sen Slreikunfug. Berlin. 7. Nov. Zum Streik der Elcktrizitätsarbeitek benierkt der „Vorwärts": Er decke den Widersinn der politischen und wirtschaftlichen Strömungen der Jetztzeit in seiner ganzen Kraßheit aus. Man gewinnt den Eindruck, daß die Wirkung von Siretts dieser Art weniger eine Stärkung der Einheilssront des Proletariats, als vielmehr eine Abschreckung weiter Volkskreise bedeute. Wenn Tausende und Abertausende von Familienvätern durch den Streik einer anderen ArSeitcrgrnppe gleichfalls zum Feiern gezwungen werden, wiro mancher von ihnen in der technischen Roihilfe nicht mehr de» Fremdkörper im Organifativnsbetrieb der Arbeiten. schaft erblicken Immer wieder sei zu betonen, daß die Arbeiter der tz bcnswichtigen Betriebe eine größere Ver antwortung haben, als andere Bcrufsgrnppcn. Es lieg« aber leider sehr stark die Vermutung nahe, daß ein Teil der kommunistisch gerichteten Arbeiter weniger geaeu den Schiedsspruch protestiert, als der Feier der russische» RevoUltiva ein« vassende Umrnbmuna neben wollte.