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Viv erwirbt mn» »Meckailivu'Ki Sehr amüsant schreibt da- „Berliner Tageblatt" am 22. und 84. April 1VVS über die Berliner Ausstellunq für Bolkswohlfabrt, die u. a. obengenannte schöne Auszeichnung verlieh: Ui« Uondgaug durch ei»« »wilde" Ansstell»»g. Augenblicklich Dtdet hier wieder ei« nach jeder Richtung hin recht überflüssig« Ausstellung in den Prachtsälen des Westens, in der Spichernstraße 3 statt, die ihr Dasein glücklicherweise unter Aus schluß der Öffentlichkeit fristet. Wenn auch an den Eingangspforten, sowie in verschiedenen Schaufenstern von Geschäften der näheren Umgebung Plakate auf daS Unternehmen Hinweisen, so hat man doch im Hinblick auf die Unbedeutendheit der Ausstellung klugertveis« unterlassen, durch den sonst üblichen Fahnen- und Guirlandenschmuck di« Ausmerksamkeit der Straßenpassanten zu fesseln. Die Ausstel lungsleitung erspar! sich dadurch manche Verwünschung, denn tvenn sich wirklich einmal ein Neugieriger yerbeiläßt, zur Bereicherung seiner Kenntnisse den Ansstcllunqssaal anfzusuchen, so gibt er später seiner Enttäuschung meistens in wenig parlamentarischen Kraft worten Ausdruck. Massenbesuch ist allerdings nicht zu befürchten, und die Festordner werden schwerlich in die Lage kommen, Ordnung schaffen zu müssen. Gestern nachmittag zum Beispiel befanden sich di« Beranstalter des Unternehmens beziehungstveise deren Ange stellte mit den Ausstellern vollständig unter sich In Ermangelung anderer Tätigkeit wurde daun in zwei Saalccken mit — Kartenspiel die Zeit vertrieben. Das eigenartige Unternehmen fährt die Bezeichnung: „Ge werbe- und Industrieausstellung für alle Ge biete der B o l ks w o h l s a h r t." Als Beranstalter zeichnet der Vorstand des deutschen Vereins zur Förderung von Gewerbe, Industrie und Handel, und ztvar mit Fabrikbesitzer Reinhold Alb recht, Eduard Wegner, Kaufmann, Ernst Salem, Baumeister, und Franz Kampffmeyer, Kaufmann. Unter den Mngliedcrn des Arbeitsausschusses begegnen wir auch unserem »lieben Freund", dem Architekten K ä r g e r , mit dem wir, wie unsere Leser wissen, schon einmal einen Neins« Tanz aussährten. Merkwürdigerweise erwähnt der offizielle Ausstellungskatalog als „Ehrenförderer" des Vereins u. a. folgende Herren: Blech schmidt, Geheimrat, Senator der Akademie; Möricke, Herzoglich sächsischer Musikdirektor; Dr. Leop. Winternitz, Professor; Georg Thoinas, Brandinspektor a. D.; Graf Monts. Soweit wir unter richtet sind, ist Herr Kärger die Seele des Unternehmens, lvenig- stens bezeichnet ihn der Katalog als Leiter der Ausstellung. Es ist derselbe Herr, der die Oeffentlichkeit bei den Ausstellungen in Hall«, Stettin, Elberfeld, Hannover, Zürich und Düsseldorf eingehend be schäftigte. Welche Schätze birgt nun die so stolz benamsete Veranstaltung? Ein enttäuschter Besucher fand gestern dafür nur die Bezeichnung: „Schnaps und Likör". Und in der Tat ist man ganz er staunt, wenn man nach Erlegung von 50 Pf. Eintrittsgeld föhne Katalog) den Saal betritt und Umschau hält. Abgesehen von einigen ansgestellten beachtenswerten Spezialitäten könnte der ganze Rest bequem als eisernes Inventar einer größeren „Destille" angesehen werden. Allerdings stechen einige Objekte vorteilhaft ab, so über rascht in erster Linie die vom Besitzer der Prachtsäle des Westens hergerichtete gedeckte Hochzeitstafel. Auch einige wenige andere Auslagen sind beachtenswert. Aber neun Zehntel der übrigen zur Schau gestellten Artikel entfallen ans Schnäpse und Liköre. Was ober das wesentlichste dabei ist: Es sind überwiegend fremd« Firmen, die sich haben anlockrn lassen, während Berlin nur spärlich vertreten ist. Tie Prämiierung soll heute erfolgen und wird sich jedenfalls höchst einfach gestalten. Da sicher mit der Verleihung von goldenen Medaillen nicht gespart werden wird, müssen sie die meisten Aussteller erhalten. Man denke: Es stellten aus je eine Firma Fahrräder, Sattlerarbeiten, Handarbeiten, Fleischwaren, Väckerwarcn, Porzellan, Aquarien und so weiter. Da auf diesen Gebieten keinerlri Konkurrenz vorhanden ist, wird die Preisver, teilnng wenig Kopfschmerzen verursachen. Nur die Käse-, Likör ^ ^^ .«sr.i Z.i --.I .» «IIItllsitSleelttDtllllleolSII» und Pomadeaussteller haben unter sich eine gelinde Konkurrenz zu fürchten, doch wird jedenfalls die Prämiierunzskommission auch hier «Le Sorgen zu verscheuchen wissen. Die »wilde" Ausstellung deS sogenannten Vereins für „Volks- wohssahrt" in den Prachtsäleu des Westens, die weder die Neugier deS Publikum? noch leider die des Staatsanwalts erregt hat, wird heute ihre trübselige Existenz beschließen. Die Farce fand gestern um Mitternacht — die Veranstalter der „Ausstellung" haben all: Ursache, das Tageslicht zu scheuen — ihren Höhepunkt mit der Prä miierung der „Aussteller". Der Medaillenhunger wurde denn auch reichlich gestillt, kaum einer oder zwei, die nicht eine goldene Medaille, das heißt das Recht erhallen hätten, sich eine solche, wenn es sich verlohnt, selbst prägen zu lassen. Die pompös ansgcstattekr Plakette enthält in auffallender Schrift die Widmung „Dem Ver dienste". Weniger auffällig ist die Randschrist „Gewerbe- und In dustrieausstellung für alle Gebiete der Volkswohlfahrt 1903". DaS ist fein berechnet, denn jedermann wüßte doch sonst ans den ersten Blick, daß die Ausstellung Berlin 1903 nur die Wohlfahrt jene» Volkes gehoben hat. welches in der Veranstaltung der Ausstellung einen reichen .Verdienst" fand. Wieso der Verdienst entstand wenn die Ausstellung an chronischem Desuchermangel litt? Dieser Zwl» spalt der Natur ist leicht erklärt. Die Platzmieten in de» für das Ausstellnugskomitee sehr billig gewescueu Saal waren ebenso exor bitant wre das Entree, für das man dem Publikum, allerdings er folglos, fündig Pfennige abzunehwen versuchte, ferner der Verkauf der Diplome. Anerkennungen. Preise aller Grade, Medaillen ns», usw. brachten ein hübsches Sümmchen ein. Wenn man, abgesehen von zwei bis drei Objekten, die Ausstellungsgegenstände eurer Be sichtigung unterzog, mußte sich einem unwillkürlich die Frage «us- drängen, ob nicht die Aussteller mindestens ebenso schuldig wäre» wie jene, von denen sie über den Löffel barbiert wurden. Etwas gleich Minderwertiges ist kaum in einem Trödlerladeu zu finde». Bei der gestrigen Prämiierung ging eS lustig »n, es m«de mustzrerl und gesungen. II. Die Dresdner Molkerei «Sbrüelsr erhielt auf -er Allgemeine« Ausstellung fnr Milchhygiene in Hamburg 190L gestiftet vom hohen Senat der freien und Hansastadt Hamburg. DLGiSb bildete einen Markstein für die milchwirtschastlichen Verhältnifse nicht nur allein in Deutschland. Die hervorragendsten Molkereien der Welt traten dort in Wettbewerb, und in das Preisrichter« kolleginm — unter Vorsitz des Wirklichen Geheimen Oberregierungsrat Thiel vom Landwirt» fchaftsministerium in Berlin — waren dementsprechend die ersten Hygieniker Deutschlands und die hervorragendsten Milchfachlente berufe». vrvsÄuvr Molkerei ZAedrMer ktmui.