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Dresdner Nachrichten : 19.11.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188111198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18811119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18811119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-11
- Tag 1881-11-19
-
Monat
1881-11
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.11.1881
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Xr. »»» — Sk«el»rtvl»tvu. 8oito > — Sounadonck, ckoa Iv. Ikovowbor 1881 Der Bä'ckenncistcr Gustav Robert Kaupisch gcrieth ' sch« -0 M. Strafe. am 12. Äpril mit grau Klara verrhel. Kühn in feinem GelckästS- lokai i» arge Meimmgsdifiercnzen und soll dann nach der Versiche rung seiner Gegnerin derselben drei derartige Ohrfeigen verabreicht baden, dass die Frau mit dem Kopfe an ein Regal und an eine dadurch zertrümmerte Butterglocke anflog, und weiter soll die Pfosten der Laden! büre ae« bis Höbe gerissen mt Kuhn von dem bösen Manne an die Pfosten der Ladenlbük« schleudert, auf den Boden gestaucht, wieder in di und schliesslich mit dem Kopfe auf eine Treppenstufe geworfen wor de» sei». In der 'Wirklichkeit scheint jedoch Kaupisch nicht solche blutdürstige Eigenschaften zu besitzen und die Scene einen viel barinloseren Verlaus genommen zu baden; denn das Schöffengericht fand die Handlung Kaupisch'» schon mit 10 Mk. Geldstrafe, event. 1 Tag -Hast gesülmt. — Die Gebrüder Pbilipp find Besitzer einer Superphosphat-Aabrik in .'liedersedlitz und einer derselben ivol ickp» seit mcbreren Jahren im Hause des Gemcindcvorstnndl Nanisch, der seine Besitzung durch eine ebenso große als bissige Dogge bewachen läßt. Dieser menschenfeindliche Vierfüßler versetzte nun eines Abends den heimkehrenden P. in eine nicht geringe Auf regung und erbittert hierüber ließ letzterer seinem Hauswinb und Oilsvoistand wissen, er werde gelegentlich, falls eine Acnderung nicht einlrele, den bissigen Köter über den Haufen schießen. Diese Drohung wurde de»m auch von P. zur AiMlhrung gebracht. Kurz daraus ivnrden die Gebrüder Philkvp, welche ein Schuppengebnudc errichten ließen und bereits aus Grund der von Raniich erfolgten Zusage flott im Bau begriffen waren, durch ein Bauvcrbot von der königlichen AnitSbauptmannschaft überrascht und Paul Pbilipp täumte nunmebr nicht, in einer Eingabe die Be Hörde n, benachrichtigen, daß die von Ranisch bewirkte Anzeige nur der Ausfluß gemeiner Rachsucht sei. Fn Folge dessen stellte die Kgi. Amlshauptmanwchasl als Vorgesetzte Behörde von Ranisch Strafantrag wegen Beleidigung gegen die Gebrüder Pbilivv und erkannte das Schöffengericht unter Freisprechung des undetkeiligten Or. Philipp gegen denen Bruder auf 5 Pt. Strafe. Der Gerichts hof war selb« der Ueberzeugung, daß die von R, erstattete Anzeige aus Rachsucht erfolgt sei und fand nur in dem Ausdrurk „gemein" eine müd zu ahndende Beleidigung. — .iiiL.icrichl. Lcn i:>. Hlwdi. Lir.iskammrr IV. !« Mir i'a»vlvlidv>idli»iü k-.n -VN pliriuiicncr «vuii.lv Hrrm»»» »tchrer, jiilest in «ur-k. Irenen VlaikslS«». v .ic.ie» !>en .d.ind.irdeiier H«i,I griediilii Llbliikc in die-dcn >reuen .inre.en 7ikvi>>i>>!>. uv, geucn den Hanvurveiler grievrichödnard Ucibc indicedcn eenen 7 .en.U'I. IN! !viedcivollen Nlilifnlic. — LlrMUimmci z. !Ü>eiuinn.ic»! 9 »I p.'i iv.n dei- 7leniini.innr giievrini Än.inil evoli m r!,>nn .ic.ieli elnuniic . eeeiv'I 'il.rrel!, jleilv.i veicvel. lütenk. r>>iNieliiiliic reievel. 7.0!k und Ilnunlle reiir. ...ik ! i P>rn.i nc-ien velclvi.i»»«!. :»/, de»al. Ilenilni.inn gricdri.ii Ännnil Wolf e Pui'.i .i.'.ien een 7lc>nrrc.Ser eimii polinnn Jork in Pirn.i Irenen 'veleirnnunn. il.iilei ?»i-«-eiiner grievrich Liiilixlin gleck in 7><id! Welilcn neuen Ven ^»!«rci.iner An.inn 1,-lncr dnseivii we-ien «veleidlnnnn. >»><, in 7lr>ifi,i.l>eii negen ecn gede-.r«ed!i.ink.!cr?lievn<>i üSiNieiiii Hiihnc in «tricicn wc.ien Ihicronälerci. I-' e.ee.en Len ^le-einrdeiler Roder« Moriy Schwenke, den zadrikardeiler 0iuil.lv »dohch eoinNci iiR.i.ennd den s.liloiiei P. «vvlini,INN vier Iveukil rieinvnng uri'ven Nnfnuo. Cldliöve i» Dresden, 18. Rovembrr, Mittags: Os Cent, untero. ue, * Das „Wochenblatt M HindeMfl uM Plagwitz" » t-r. Heppe sollende beMtenswerthe Mitthc «H der Rernigun» de/ Brunne»». Bevor »steigt, ist «4 rachsam. st« Mtzmchen »es« enthält; Kerze langsam dipab, di bringt von Heilungen lsin- man in Feuilleton. V H e n t e Abend kommt im MannSteldt'schcn Zinsonieeoncert zlk.n l.Pkalc die sinfonische Dichtung Remb. Beckers: „Kleists.Priiiz Friedrich v. Homburg," zur Aufführung; das Werk ward am 1!. Februar in der Hostbeater Matine von der Kgl. Kapette ausgcsübrt. Die unvollendete Il-moll Sinfonie Schuberts die Rhapsodie I b'-üiii' von Lißt:e. bringt das heutige interenante Progiamm. V c opcr derKreuzki r ch e Nachm. 2 llbr. I > Einleiten des r. rgelvoripiel, 2) „Fcsus, meine Zuversicht". Motette über das bekannte, von der .sturfürstin Louise Henriette von Brandenburg «H 1667» gedichtete Lied für Cbor und Solostimmen <>. l. M.» von F. G. Schicht. „Wie groß dein Leid auch sei" Geistliches Lied für Männerchor von O. Wermann. -s- Herr Cantor Reichel wird morgen, zum Todtcnionntag in der F o b a n ne s k i rch e die Cböre Nr. 1, l und 5 aus'dem deutschen Reguiem von Foh. BralnnS zur Ausführung bringen. WaS speisen wir morgen? Vornehm: Austern Filets von Zander mit boll. Sauee. Wild'chweinskops auf deutsche Art. Gespickte stalbsmilch. Böhmische Fasanen, Blumcnkoblfalat, eingemachte Früchte. Fndianertorte. Einfach: Gänsebraten, ge dünstete Aepiel. erstes LpeisenhauS von O. N. tte-nr.. Webergasse S« Mittagötisch von 12- :t llbr. Aovniicmcnt 20'l roc. Radar. L eflccrelchische Küche. Gute gepflegte Blerc und Weine. Angencdme Lokalitäten parterre und l. Etage. Vermischtes. * Verschiedene Hoteliers in frequenten Thüringer Lanv- städtchen erhielten aus Berlin unlängst höchst freundichastliche Briefe, die mit „Schröder" unterzeichnet ivarcn. Der Schreiber, „dessen sich der Hotelier wohl noch entsinnen werde", zeigte in denielben an, daß er binnen einigen Tagen dort einlresse und bat ui» Rescrvirnng eines Zimmers mit zwei Betten, da er auch seine junge Frau mil- bringe. Um dieser eine kleine Ucbcrraichung zu bereiten, habe er aus einem größeren Berliner Geschäft soeben ein Packet unv feine Adresse abgcbcn lassen; er bitte, solches anzunchmcn und etwa dar auf kastende Auslagen resp. Nachnahmen einstweilen auSznlegcn. Viele Wirtbe fielen aus den Schwindel hinein und zahlten die be treffenden Postnachnahmcn, harren aber noch heute des „jungen Paares", das ihnen ein ausgestopfles werthloses Packet gegen Nach- »almie zmzcsandt batte. Den Behörden ist cs noch nicht gelungen, des Schwindlers habhaft zu werden. Ege r. Schon seit geraumer Zeit mußten hiesige Geschäfts inhaber wiederholt die Wahrnehmung machen, bestohlen worden zu 'ein, cben'o klagten zur Zeit der Gewerbcausstettung verschiedene Aussteuer >ibcr Diebstähle. In diesen Tagen endlich gelang cs, die ratiinirlen Spitzbuben in einem Geschäft auf frischer Timt zu ertappen, und zwar waren es zwei Schulmädchen im Alter von I» und l > Fahren, welche aus Anstifteu ihrer Eltern diese Diebstähle ausgefübrr hatten. Eine sofort in deir betreffenden Wohnungen vorgcnommene Hariüsuckring ergab außerordentlich überraschende Remitnle. Die Gegenstände wurden in das Stadthaus überführt und belmis Recognoscirung öffentlich ausgestellt. Hier war nun ein wahrer Bazar von gestohlenen Gegenständen zu sehen» als Sonnenschirme. Francnröcke, Gold- und silbergegenstände, ein ganzer Ballen Tuck, Schuhe und Stiesel re. Ter Gcsammtwcrtk der gestohlenen Gegenstände wird anf 800 bis 10M Gulden geschätzt. *Dic verschluckte Kornähre. Fn Bethanien ist kürz lich eine Operation vorgenommcn worden, die in ärztliche» Kreisen das lebhafteste Fntcrcssc erregt hat. Der Buchhalter dcs Kauf manns R. in Berlin, Solm eines Lehrers aus dem Posenschc», war zu Pfingsten nach Hause gefahren und batte dort auf einem Svaziergange mit dem Vater sich eine Kornähre gepflückt, dieselbe in den Mund genommen und schließlich in Gedanken verschluckt. Unter schrecklichen Ovalen bat der junge Mann lange Zeit in Bc- rbanicn zugebracht. Fetzt erst hat man durch eine Operation am Rücken des Patienten die Aelire wieder zu Tage gefördert. Die selbe hat ihren Weg durch die Luftröhre genommen und leider auch die p'ungc etwas verletzt, so daß de>. Mann immer noch sehr leidend ist, lrotzdem aber fick nach Verbältniß der erlittenen Schmerzen, der Länge der Zeit und der Gefahr leidlich gut befindet. W as kostet der Kölner To m? Die Summen, welch« tbeils ans Pnvalkreiicn, tbeils aus öffentlichen Mitteln seit !82l in die Dombaukaffe geflossen sind, betragen bis heute 18,000,000 Mark, die so ziemlich zu gleichen Tbeilcn auf die Tbürme und den Aus bau der Kirche selbst verwandt wurden. Diejenige» Summen, welche die früheren Falnhundcrtc für das Gcbäuoc ausbrinacn mußten, namentlich,diejenigen Gelder, die in den kolossalen Funda menten ruhen, sowie die zum Ankauf benachbarter Grundstücke er forderlichen Orsscr ergeben mindestens einen Gesaiiiiritwerth, welcher ca. 40,000,000 Mark darstcllcn wird. * Wahlanekdote. Ein Rittergutsbesitzer hat seinem männlichen Dicnslversonal eine Stunde zur Wahl sreigcgcbc». Die Knechte erhalten ihre Zettel vom gnädigen Herrn. — Ein Lässen- knccht, auf dem Wege zur Wahl, wird vom Schneidermeister ik gefragt: „Na. Görg« —auch zur Wahl? Zeig' her deinen Zettel!— Das ist ein falichcr; da hat sich dein Herr vergriffciu Hier, daS ist der richtige: gicb mir den falschen!" Görge wählt nun anti gnädig. Abends, als der Herr die Stätte inspicirt, sagt Görge: „Gnädiger Herr! ein Glück, daß mir der Schneider begegnet rst! sie hatten einen falschen Zettel erwischt. Ter Schneider hat mrr'n aber ausgctauscht; cs ist nun Alles in Ordnung!" — „So?" sprach der Herr und aing rcstanirt von daniren. Brunnen lunabsteigt, ist H rachfam. sich davon zu überzeuge», dal derselbe keim schädliche» G«s« «Nthält; Man läßt zu diesepi Z ltnc brennend, Kerze langsam hinab, die nicht »»rlösche» darf. Bcr- löscht dieselbe, so müssen die schädlichen Gase zunächst entfernt wer den; es a eschieht die» am schnellsten dadurch, daß man «inen an einem Faden bksestigten ausgespannteu Reaenichirm htnablüßt und ihn dann schnell wieder herauszteht; nachdem man die» mehrere Mal« wiederholt Kat. wird der Brunnen von schädlichen Gase» be freit sein. Der Brunnen umß dann nach dem AuSpumpen sorg fältig aiisgeräumt und von allem Schlamm re. befreit werden. Als dann bringt man eine dicke Schicht gut gewascheneii groben Kies auf die sohle des Brunnens und aus diesen eine Schicht feinen, erkleinerte seckt wird. Brunnen schachtes und der mngehciiden Erde eine Schicht Holzkohle anzu- bringen, wenigstens in dem oberen Tlieile dcö Brunnenschachtes, damit etwa ciudrinarndeS Tagewaffer, indem es durch die Kohle driuot, gereinigt wird. Soll die Rernhnmg von Dauer lein, so hat man vor Allem darauf zu sehen, daß AbtrittSgruhen, Senklöcher und Schlcusengiüben sich nicht in allzu großer Nähe des Brunnens befinden: v Meter Abstand gilt als Regel. Oft ist das ganze Erd reich zwischen einer spicken Grube und dem Brunnen von übel riechenden Stoffen inficirt, so daß das Wasser oft lauge Zeit noch schleckst bleibt, wenn man auch die fehlerhafte Grube ausgcbeffcrt bat. Am besten ist es, einen mit Tbcer üderstrichenrn eisernen Kasten zur Aufnahme der Abfattstoffe in die Gnibe zu bringen. — Cementaruben halten zwar auch ganz gut, wenn sie niit Lvrgsalt hergestellt werden; dies ist aber nicht immer der Fall, »amentlich bei der Eile, mit der häufig verfahren wird. Die Ceinentfchicht be kommt dann Risse und der Zweck ist verfehlt. * Seltene Ehrlichkeit. Aus Schwannenstadt wird der „Linzer Tagesp." geschrieben: „Am Allerheiligentage bat einHand- werksbursche bei einem Bauer in der Psarre Nenknchen um Nackt- Herberge, welche ilnn auch gewährt, aber, wie üblich, das Wander buch über Nackt abgeuommen und i» dem sogenannten Maucrlastel verwahrt wurde. Ais am frühen Morgen des andern Tages der Bursche seinen Weg sortsehen wollte, ersuchte er die Tochter seines WirNicv um Herausgabe seines Wanderbucheü: in der Dunkelheit aber erwischte dieselbe statt des Wandcrbuchcs ein gleichfalls in die sem Kastcl verwahrtes Sparkassenbuch, welches der Haudwerksburschc auch ahnungslos einstcckte, sich für die Nachtherberge bestens bedankte und seines Weges weiter zog. Wer aber beschreibt das Erstaunen des Bauers, als gegen Mittag derselbe Bursche zurückkam und gegen Rückstellung des Sparkassenbuchs um sein Wanderluch bat. Der Bauer lohnte diese seltene Ehrlichkeit mit einem frugalen Mittngstisch." * Eine seltene Operation. Bonge Woche fand, wie die Wiener Medizinische Wochenschrift berichtet, in Wien eine nickt uninteressante Operation statt. Pros. Mauthner vottsülnte am 2>>. v. M. die Entfernung des grauen Stanres ans dem Fnncrn des Anges iblxtraetic» eataraelacO bei einem im hundeitnndzweilen Lebensjahre stehenden Greise, Herrn Altmann ans Tmnaii. Die Operation verlief normal, die Heilung der Wunde erfolgte anstands los. und nach Ablauf von zehn Tagen tonnte der Opernle mit vollkommen schwarzer Pupille in seine Heimatli zuinckreiien. Es läßt sich nicht Nachweisen, daß eine analoge Operation im lausenden Fahrlmnderl vorgekommen wäre. Wie cs scheint, hat fick ein abn licker Fall überhaupt erst einmal ereignet. Um die Mitte des vorigen Fahrlnmdcrts entfernte Daviel < gestorben 1702) in Paris den grauen Staar bei einem mein als bnndcit Fahre alten Fndi vidmim gleichfalls mit glücklichem Erfolge. * Fn einem Elbinger Postkasten wurde kürzlich eine Füns- psennigmarke aufgesnnden. Die Folgen, welche dieser ivertlwolle Fund nach sich zog, könnte man als die „Geschickte einer F ü n f p f c n n i g m a r k e" bezeichnen. Die Marke ging von Elbing an die Obcrpostdirektion in Danzig und da selbst diese Behörde den recht mäßigen Eigcntliümcr nicht ermitteln konnte, io überwies dieselbe den wertbvollcn Fund der RegieningShai>plkasse. Nun wurde die Hinterlegung des gefundenen LckiatzcS aus der Hanptkasse in Danzig vorgenommen, e§ bctbciligten sich dabei vorschriftsmäßig der 'Vor steher der Hauptkassc, der Lnndrentmeister. der Kassenelirator und Oberbuchhalter. „Viel Lärm um Nickis!" * Ter berüchtigte Bandit Randazzo, der in Brasilien gefangen genommen und an Italien ausgclicieit wurde, ist mit Icincr Escortc in Palermo cingetroffcn, wo er abgeurtbeilt werden wird. Randazzo hatte vor einigen Fahren an der Spitze einer izroßen Bande gestanden; keine Blutthateu hatten in ganz Sicilien schrecken und Entsetzen verbreitet: auf seinen Kopf hatte man einen bokeu Preis gesetzt. Mit einem Male war Randazzo verschwunden. Er batte sich »ach Südamerika begeben- dort gewann er durch einen schwunghaft betriebenen Ponimcranzenliandel ein ansehnliches Ver möge». Fn einem Zornesansalle verwundete er einen jungen Mann, wurde verhaftet, bald jedoch gegen Eauliou aus freien Fuß gestellt; aber seine Landsleute verständigten die brasilianische Behörde von den Antccedcnticn Rnndazzo's; dieser wurde neuerdings verhaftet und, nachdem die italienische Regierung seine Auslieferung ver langte, nach Erfüllung der erforderlichen Formalitäten über Frank- rcict, nach Palermo transportirt. Randazzo hat nicht weniger als 50 Mordtbatcn zu verantworten. * All; u wörtlich. Fm Schatznnfte zu Washington lies kürzlich von Chicago ein Packet mft Staatspapiercn und zugehörigen Zinsschcinen ein, ans denen sämmtlich die Nummern fein säuberlich ausgeschnitten waren. Während sich die Schatzamtsbcaintcn noch den Kopf zerbrachen, welcher Gauner oder Schurkenstreich hiennii im Zusammenhang stelle, traf ein Schreiben von deni Besitzer ei», das eine genügende, wenn auch Zaeifthümliche Erklärung des Falles lieferte. Der Betreffende, in Cbwngo ansässig, hatte eine Reise nach Newnork unternommen und von liier aus feiner Fron geschrieben, daß sie ihm die Nummern der Papiere schicken und diele selbst an das Schatzamt in Washington cinscnden sollte. Tic Frau entledigte sich denn auch dickes 'Auftrages in der gewissenhaftesten Weise, in dem sie die Nummern aus säninftlichen Staatspapiercn und Zins- scheinen aussckmitt, erstere an ihren Mann und letztere nach Washington schickte. * Ein Sircitsall voll köstlicher Details, amustrt, wie aus Wien berichtet wird, seit einiger Zeit die Juristen und wird von Fachdlättern lebhaft besprochen. Schon der Gegenstand des Pro zesses ist ein merkwürdiger: Ein ehemaliger Opcrndircktor wird von dem Mailänder Verleger der Werke Berdi's verklagt, daß er wider rechtlich ohne Einholung der Erlaubniß die Oper „Troubadour" ausgcsübrt habe. Der Prozeß steht für den Verklagten sehr schlecht und er sielst keinen anderen AuSweg, als das Ilrtheil so lange als möglich hinauszufchieben, und hierzu giebt die östcneichischc Civil- Prozeßordnnng, bekanntlich ans dem vorigen Jahrhundert stammend, ganz vorzügliche Handhabe. Man kennt ja das Zisstcm des Wider- wrcchens. Also der Verklagte widerspricht, daß cs eine Oper „Trou badour" gielst, widerspricht, daß, angenommen, aber nickst zugegeben, cs wäre eine solche Oper vorhanden, diese nicht von Verdi sei, er widerspricht, daß Verdi Komponist sei u. s. w., und verlangt, daß der Klüger hierüber einen aktcnmäßigen Beweis erbringe. Und das Gericht muß aus Grund der österreichischen Gesetze, obwohl es so gut wie jedes andere Menschenkind den „Troubadour" kennt, diesem Verlangen stattgcben. Der Mailänder Mnsikverlcacr fügt sich dem Zwange und führt als Zeugen den Dickster des Textbuches Kkckvstoro ELmmorano und den Komponisten Joseph Verdi an. Erstcrcr war so klug, sich der Zeugenvernehmung über diesen sonderbaren Fall nn Janre 1861 durch feinen im Jahre 1852 erfolgten Tod zu ent ziehen. Verdi wird aber aufgcsunden, lebt jedoch im Auslands und muß daher mit diplomatischer Intervention, mit Hilfe dcs italieni schen Gesandten, dcö Ministerium» des Aeußcrn re. vernommen werden. Verdi macht auch keine Schwierigkeiten und bestätigt gerne, daß er vor etwa dreißig Jahren die Musik zum „Troubado>lr"ge- schrieben habe. Wird dem Verklagten dieser Beweis genügen ? Wie, wenn er bestreitet, daß der von ihm aiisgcsührtc und der von'Verdi eomponirte „Troubadour" identisch seien e Jedenfalls läßt sich der Prozeß durch solche Einwände auf unabsehbare Zeit in die Länge ziehen. * Eine originelle Verfügung hat in Neustadt (Amt Renncrod) der Gemeindcrath erlassen. Derselbe hat nämlich durch die Schelle bekannt machen lassen, daß der Name jedes Bewohners von N.» welcher bis zum 15. Oktober seine Kommunal-Umlagcn nicht entrichtet habe» in den WirthschaftSlokalitäten dcS Ortes öffentlich angeschlagen werde. Außerdem soll den Wirtben bei Strafe von 3 Mark verboten sein, den genannten Sündern geistige Getränke zu verabreichen. Mehr ländlich, als sittlich I * Wie rasch inan Persisch lerne» kann. Hanmcrlc den wegen seiner Sprachkeuntnisse auch seine Studicu-Kollegcii be wunderten» gelangte 1850 zur Botschaft in Konstantinopel. Um diese Zeit geichah cs, daß Hamnerle eines Tageö den Besuch eines vornehmen Persers erhielt, der an den Dolmetsch in türkischer Sprache vor Allem die Frag« richtete, ob die Worte nickt Flügel baden (d. h. ob Haumerle Um nickst verrat!,en werde). Anf die be ruhigenden Worte Hamnerle ü erzählte der Perser, er sei im Besitze wichtiger diplomatischer Aktenstücke, die, veröffentlicht oder eincr enropäischen Großmacht mitgrtheilt, die europäische Situation mit einem Schlage verändern würden ; der Perser erklärte sich bereit, diese Dokumente der österreichischen Regien,mz preiowllrdig zu ver kaufen. Hamnerle wünschte vorerst in die Dokumente Einsicht zu nelnncn; ver Perser überreichte ihm dieselben, sie waren in persischer Sprache abgesaPt, welcher Hamnerle zu jener Zeit nicht genügend mächtig war. «so viel wusste er bereits aus den Andeutungen oes Persers, daß dieser im persischen Auswärtigen Amt angcslclll war und daß in Teheran große Dinge in 'Vorbereitung seien, welche dem Krimkriege allenfalls eine unerwartete Wendung hätten geben können. Hamnerle überlegte einen Augenblick; er bedachte, ob diesec Mann wohl kein Betrüger und seine Doknmcnte nickst Falsifikate seien? Er gab dem Perser sein Ebrenwort, dag er fein Gelieimniß nicht verrathen werde, allein er wünschte andererseits, Jener möge ihm die zm» Verknuse angcbotenen Dokumente für 14 Tage lassen. Der Perser ging hieraus ein. Nach 14 Tagen erschien er wieder bei Hanmerle und nahm die bedeutende Summe entgegen, welche er für die Dokumente gefordert hatte. Und aus welche Weise Halle Hamnerle den Inhalt und die Wichtigkeit derselben erfahren ? In folgender Weise: Er bat den Fisternuntino (Gesandten), er möge ihn 14 Tage lang seiner AnftSpslichten entheben. Der Fnternunlmü willfahrte vielem Verlangen, Hamnerle schloß sich in'ü Zimmer ein und begann Persisch zu lerne». Nack, >4 Tagen hatte er es so weit gebracht, daß er die außerordentlich wichtigen Dokumente (die selben enthielten den Notenwechsel zwischen der persischen und russischen Regierung und die an Persien gerichtete Aufforderung der russischen Regierung, der Schal, möge in die türkischen Pro vinzen Klcinasicns einbrechen, indem sie ihm versprach, daß diese Provinzen in persischem Besitz bleibe» würden) in'S Französische zu übersetzen vermochte und er reichte die llehcrsetzung mit dem Original dein Fntcrnuntiiis ein, der selbstverständlich das Wiener Ministerium des Auswärtigen hiervon verständigte. Von dieser Zeit an begann das glänzende Avaneeinent Hamncrlc'S. Denn tanm ein paar Wochen »ach dieser Evisvdc betraute man ihn mit wichtigen diplo matischen Missionen. Unlängst erst erzählte Hamnerle gelegentlich eines diplomatischen DincrS diese seine erste diplomatische Tliat und fügte er hinzu: „Wer weiß, wenn dieser Perser mir nicht in de» Weg gekommen wäre, ob ich nicht noch jetzt in der Stambuler Bvlickmft Akten kvpirte." — „Und der Perser e" war die Frage eines jüngeren Mitgliedes der Gesellschaft. -- „Diesen hatte man einige Tage, nachdem man den Streich erfahren, in Hast genommen und — aus russisches Verlangen — gehenkt." * In allen vhnsiognomischcn Schilderungen K önig H » mbcrt s erscheint als der hervorstechendste Zug der düstere Ernst, welcher permanent seine Miene umlagert. „Und gäbe man ilnn Triest und das Trentino," äußerte einmal sein Schwager Prinz Napoleon über ihn, „er würde in demselben Momente genau so trübe in die Welt lnneinschaucn wie immer." Aber von dcr Miene auf seine Gemüthsart zu schließe», wäre falsch. Niit diesem beinahe sinsteieii Gefickte ist der König von Ftaiien einer der wohl wollendsten und cmpsiiidungsvollsten Mensche». Als am 19. No vember !8«8 Passaiiaiste den Mordslrcich nach dem Könige führte und ein Kürassier der Eskorte sich aiischickte, dem bereits entwass- neten Verbrecher einen Säbelhieb zu versetzen, rief der König: „Schämen Sie sich nicht, einen Wehrlosen zu verwunden?" und dann, als später das Todesurtheil über den Mörder ausgesprochen wurde und einige Mitglieder des Kal'incts auf dessen Vollziehung drangen, da sprach Huml ert die Worte, die ihn für innnerdar ehren werden: „Meinethalben soll niemals ein Tropfen Menschcnl'lutes aus einem Schassot fließen!" -- und er bciznadigtc den Verurthciltcn. Und später, als er mit seiner Gemahlin Lieilien bereiste, erinnerte er sich des Unglücklichen und er stellte an den SnndikuS von Salvia, Potcnza. der ihm cl>cn vorgcstcllt ward, die Frage: „Ist nicht in Ihrem Orte Palsmxiifte geboren?" — „Fa," cntgcgncte der über diese Frage zu Tobe erschrockene Dorf-Tignitar, „aber wir verab scheuen Alle leine Tliat und seine Mutter ist sörmlich geächtet!" — „Daran thut man ein großes Unrecht," antwortete der König, „es ist ohnehin entsetzlich genug, daß ihr der Sohn für immer entrissen ist." Und da der König erfuhr, daß die Wittwe in den allcrdürftig- stcn Verhältnissen lebe und mit Hunger und Krankheit ringe, gab er sofort den Auftrag, daß der unglücklichen Frau bis an ihr Lebens ende 500 JrcS. jährlich aus seiner Privatichatulle gezahlt werden sollten. Der Fall, daß ein Monarch die Familie dessen, der ihm nach dcnr Leben getrachtet, mit einer Pension bedenkt, ist wohl einzig in seiner Art. * Ein Sittenbild. Vor Kurzem wurden auf dem Stan- dcsamtc zu Elberfeld 4 Brautpaare jugendlichen Alters getraut. Während die 4 Bräutigame ein Alter von im Durchschnitt 20'» Fahren repräscntirtcn, zählten die Bräute durchschnittlich 19 Jahre. Unter den 4 jungen Männern, welche sämmtlich zum Militär aus- gehoben und auch schon zum Dicnstcintritt cinbcrufen sind, befand sich ein dcmnächstigcr Vaterlandsvcrtheidigcr im Alter von 20 Fahren, der bei seinem Abgang zmn Regiment außer seiner 21jährigen Ehefrau auch noch 2 jetzt lcgitinnrte Kinder znrücklassen wird. * Würzbur g. Ter Restaurateur Gottfried Platz, welcher die Restauration „znm deutschen Schützcngarten" in Pacht Hatte, schlug inr Wortwechsel über Zahlungsdistereiuen einen Gast »nt einem Hammer derart aus den Kops, daß der Getroffene sofort be wußtlos nicderfiel und bald darauf verstarb. Der Thätcr wurde sofort verhaftet. * Eine tragi kv m ische Selb st m o rd g c i ch i cht c. In ein Wiener Spital kamen vor einigen Tagen zwei Männer, von denen der eine um Ausnahme bat, während der andere^bles aiS dessen Begleiter kam. Der Aufnnhinswerher wand sich vor Schmerzen und deutete auf die thcilnnmovolle Frage des Arzies, was ihm fehle, aus den Magen. Der Begleiter flüsterte dem Arzte zu: „Er har sich das Leben nehmen wollen." Der Doctor stellt darauf die Frage: „Haben Sie etwas getrunken?" — Der Kranke schüttelt das Haupt und krümmt sich vor Schmerz. — „Haben Sic sich vielleicht webe getban?" - Ter Gefragte verneint wieder und sein Begleiter nicht deni Arzte die Aufklärung: „Vier Cravattcln hat er gegessen!" — Ungläubig schüttelt der Arzt den Kopf. Aber der Sclbstmordkandidat bestätigt die Aussage. Noch will's der Arzt nicht glauben. Er wendet, wie cs bei Selbstmordversuchen oft geschehen muß,, Brech mittel nn, um dem Patienten Erleichterung zu verschaffen. Und siche da, der Patient bat richtig Cravattcln gegessen. Zwei davon ramm gleich zum Vorschein, die zwei anderen hofft der Arzt im Lause des nächsten Tages herauszuhcsördern. Was den Mann auf den Gedanken gebracht bat, sich mit „Cravattcln" das Leben zu nehmen, weiß der Arzt nicht. Niit Halsbinden pflegen Selbstmörder sich zu erbenken, aber innerlich genommen, bat sic bisher »och Nie mand. Dieses neueste Selbstmordmittcl blieb dem Schuhmacher Zahuba Vorbehalten, den cs aber glücklicherweise nicht das Leben ge kostet hat. Nack einem Streite mit seiner Frau wollte er sich etwas antbun; das Wasser war ihm zu kalt, die Ahle zu schmerzhaft; so verfiel er denn aus'S Cravattcln-Esscn. Er hatte wohl selbst keine Idee davon, auf welche Weise die „Cravattcln" todtbringend wer den können, und ist jetzt reckt froh, daß er mit einer iiiomcistancn Indisposition davon kam. Es ist wohl nicht zu befürchten, daß sein Beispiel Nachahmung finden werde. * Aus ein Stück Lohlcnleder, das auf der Landesausstellung in L zu sehen war, hatte der ehrliche Aussteller einen Zettel geheftet mit den Worten: „Dieses Leder ist von einem inländrschcn Ochsen verfertigt!" Heute Nachmittag 3'/» Uhr entschlief sanft nach längeren Leiden unser innigst geliebter, trensargcndcr Vater, der pmstrmirtc Inspektor der Königl. Blindenanstalt «r» I im 08. Lebensjahre, ivas hierdurch zugleich im Namen seiner Ge« schwistcr tiefbcirübt anzcigt Dresden» den l8. November 1881. Gustav Dietze. - .» . Zahlmeister des 2. Bat. ». Jns.-Reg. Nr. 133. Die Beerdigung findet Montaa Nachmittagö 2 Uhr vom Trauer« Hause, Königobruckcrstraßc 68, auS statt.
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