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Dresdner Nachrichten : 15.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189606157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18960615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18960615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-15
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 15.06.1896
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Dresdner Nachrichten. -Ur. ><»1. Seite 2 MM Montag, lk» Juni ües Stück Wurst enthielt, in die Hand und sagte hastig: «Du. i'.nte ist mit dem Komme» nichts, wir baden ein großes Heft, es >mmt logac ein Offizier a»S Dresden, alio auf morgen!" mit l leien Worten drückt die dolde Küchenfee. die in der Tämmrnmg »d dem Schatten der vor dem Hause siedenden Bäume ihren Iittlmm nicht erkannte dem Offizier einige kräftige Küsse auf den Mund und verschwindet, ehr er zu Worte kommen kann. Kops > hütleiiid iesrle er leine Wanderung fort, da gewahrte er einen Pirna« Artilleristen, der sehnsüchtig nach dem erleuchteten Hause nickt Die>en fragt er ob seiu Schah etwa oben wäre, uiw da dies deiadt wurde meinte der Offizier ..Da ist dieses Packet wohl an Ihre Adressellederdringerin läßt Ihnen sagen. Sie iollen >argen komnic». deute habe sie eines Festes Ivegen keine Zeit." rer Soldat bedankt sich und marschirl aus Geheiß des Ossiziers von dannein Bereits im Lause voriger Woche war eS ausgefallen, daß ic in P irua am Markt Ni. 4 wohnhaste Handelsfrau H. mehrere ',ige nicht geieben worden war. Da man besürchtete. die bereits Iahcc alle Iran könnte in ihrer Ävhnnng verstorben sein, >; man unter Hinuiziehung der Polizei die Wohnung össnen, en ch wurde die Iran nicht darin vorgesunde». Jetzt ging die bucht ein, daß die Iran in Dresden in dir Gide gegangen und ertrunken 'ei. Tharandt. den til Juni. Heute Nachmittag in der Lrnnde. vei dem hier stark anslrekende» Gewitter, schlug der - n in das Wohnhaus der Iran verw- Flößet. zündete und liie.e im Dachltuhle erheblichen Schaden an. Durch schnelles ia '.greifen mehrerer hiesige» Bewohner und der Feuerwehr wurde daS Jener bald gelöscht. L eivzi g. 14. Juni. Beim Baden ertrank gestern Abend ' Freibad der !3 Jahre alte Schüler Vetter. Der Knabe litt an schnipsen und hatte dieselben im Wasser bekommen. Sine i» einem Robvrodnktengeschäst der Oflvorsladt von s > e in il i tz a.rbeilende :>9iährige Wiilwc verunglückte am Sonn- ad a.achnuliag lödliich Sie siel durch ein sogenanntes Aus- . rsio.l. licrav in eine» Lageirauin und verstarb sofort. Hin in der Scliloßvorsladt in Chemnitz wohnhafter . chiiind w-icde in der Nackt zum Sonnabend in dem von ihm cmo'anlen Hau>e stark a»S einer Halswunde blutend lind röchelnd Hansslui liegend arrtgesunden. Wie sich ergab, batte der eil nsolge von Iamilieiizeuvnrsnisscn sich mitielst eine-Rasir- !c"ers in elbslinorderischer Absicht den HalS einschließlich der p 'lröh>e diirchschnillen Der Schwerverletzte wurde in's Stadl- . iikenhanS gebracht, woielbst er nach mehreren Stunden verstarb. Am Sonnabend Abends 6 Uhr wurde die Feuerwehr in >d l>ein iiip zu einem größeren Schadenfeuer alarmirt. In dem cSnmd i ick sheakcrslraße 9(r. I»! brannte bas Dach des etwa 35 m ! n 'c'i IabrikgebanbeS in seinem ganzen Umfange, wwie der aus ö cg! cdkartei'. und hölzernen WebmaschineiUheilen bestehende Jn- . .. ees Dachbodens. Die Entslehuiigsursache des Feuers ist »och i iib.ko.iin: Der durch dasselbe verursachte Schaden dürfte recht det'.achl.ich lein. Bäckermeister Hessel i» Loi» matzich fand beim Keller schacht.-» -n der Tiefe von ungefähr zwei Meter einen schön 'ounken. kleine» Sleiiikiug. in welchem sich ein mit einer Menge (Soidmnnzen oiigesüllteS GlaSbüchSchen befand, Unter den öl uzen welche 'ainmllich anSgezeichnet erhalten sind, tragen e nige die Iabteszadlen u>43. >649, 1657 ». A. Die Münzen iben die Gröpe eines A'-Ncarksluckes. sind ,edoch von geringerer Siarle Uniei ihnen befand sich eine mit dem Bildnisse eines volniicben Königs. - Der Berichöncrungsverein in Meißen plant für dieses Jahr ein Wein oder Herbiliesi im Innern der Stadl. Die'eS Fest iviirde z»i BroNieik naitsiiiden und den Titel ..Herbstsest in Alt- Pleiyeii siilne» 'Als Iestvlav würde der Marktplatz mit den angrenzenden Straßen gewählt werden und. ioweit es »otbwendig m. durch Dekoration einen aUerlhüinlichen Charakter erhallen. — In der nm'angreichen Cigarren'abrik der Firma Laetsch in L ö b a >i baden 'ammtliche Tabakarbeilcr. Wicklerinnen :c. die Arbeit niedcrgelegk. — Beim Spielen im elterlichen Garten, welcher dicht an der durch die letzten heutigen Regengüsse stark angeschwollenen Elster liegt, stürzte am Freitag in Ra > chau bei OelSnitz i. V. der 3iährige Kurt Schmalsuß in den Fluß und ertrank. — Vorgestern Abend ertrank beim Baden in der Elbe der lOsähnae WinhschaitSgehilie Irrster ans Bvckwen bei Meißen. — In Iriedl a n d zündele der Blitz ein Wobngebäude an. Bei de» RetlungSarbeileii balf auch der Dachdecker Wildner. Otach Unterdrückung des IeuerS begab sich derselbe tu die Schänke, wo er sich dermaßen betrank, daß er auf dem Nachhausewege auf der Straße liegen blieb. Sein desselben Weges kommender Bnider fand ihn und weckte ihn mir einem Schlag ans die Achsel. Hierüber gertcth der Trunkene, der io wie io gegen seinen Bruder bitteren Haß hegte, io in Wuth, baß'er eine» geladenen Revolver hervorzog und 'einem Bruder aus nächster Nähe eine Revvlverkugel durch den Leib sagte. Ter Getroffene stürzte sofort entseelt zu Boden. Der Brudermörder ergriff nach der grausigen Thal sofort die Flucht, wurde aber bald daraus ergrsssen und in das Gesüngniß ndgciührk. Taffesgeschichte. Deutsches Neich. Tie Centnimspartei hat im Reichstage enie Interpellation, betreffend die Aufhebung des Jesuitengesetzes, ingcbracht. Unter Bezugnahme ans die Reichstagsbeichsüfse ans den Sessionen 4894 9ö und 4895 96 wird gefragt, .ob ein Beschluß des BundeSratheS in dieser Angelegenheit auch heute noch nicht enDIgt iei. und wenn nicht, aus weichen Gründen hat der Bundes- ath die Iaffimg einer Entschließung über den genannten Beschluß des Reichstages bis letzt verzögert? Gedenk! der Herr Reichs- anrler eine wiche Entschließung minmehr, nach Ablauf von -> Monaten, »nd ledensalls noch vor Beendigung des gegenwärti gen Abschnittes der Reichstagsarbeiten herdeizusühren?" Die .ISermania" theilt mit, daß dieie Interpellation voraussichtlich an c nein der ersten Tage der nächsten Woche im Reichstage zur Verhandlung kommen werde. Im Befinden des Herzogs Wilhelm von Württemberg ist eine ' cd echtcriiiig eiiigelrele». Die Schmerzen sind wieder stärker; i! Talge denen har auch die Schwäche wieder zngenommen. lieber die RcichslagSsitzunq am Sonnabend wird berichtet: csiii'chnldigk sind die Herren Abgeordneten Pichler »nd Pingen." So >chloß Präsident v. Buol die geschäftlichen Millheilnngcn beim Beginn der Rcichslagsntzung. Wer sich nach den übrigen A4 wrren um'ah. entdeckte, verstreu! und wie verirrt im weiten Saal, vierzehn Reichsbolen: vier Eliaß-Lothringer. vier Zentrums- leule. zwei „Genossen", zwei Freisinnige und ie einen Re- iormer und Konservativen. So öde und teer hatte es ielbst in >, 'chönstcn Sitzungen vor Psingsten nicht ausgesehen, als von Prändinm und Führern noch unbehelligt. Jeder nach Herzenslust 'ich ii» Schwänzen üben konnle. Es war ein Schwerinslag und Sonnabend: Grund genug, die heimischen Penaten auf- zusiicheu. Tie Bevölkerungsdichte des Deutschen Reiches nach der , ghlnng vom 2. Dezember 4895 ergab nach einer Zusammenstellung Professor A. Kirchhoff's in der „Geographischen Zeitschrist" durchi- chnittllch aus 4 Geviertkilometer: in Preußen 90 Bewohner, in Bauern 76. Sachsen 252, Württemberg 407. Baden 144. Helfen 435, Mecklenburg-Schwerin nur 45. Sachsen-Weimar 94, Mecklenburg- Slrelitz 35. Oldenburg 5>8, Braiiiilchweig 448, S.-Meiningen 95, S.-Altenburg 4:46. S.-Koburg-Gotha 444, Anhalt 428. Schwarz- l iirg-Svndershanien 94. Schwarchnra-Rudolstadt 94, Waldeck 52. Renß ä. L. 213. Reuß ,. L. 459. c-chaumburg-Lippe 424, Lippe 444, Lübeck 279. Brenren 7b"7. Hamburg 4616. Elsaß-Lothringen 413, im ganzen Deutschen Reich !46 Bewohner. Wie das ganze Reich, io haben auch dessen sämmtlichc Theilstaaten einen höheren Ver dichtungsgrad seit der Zählung von 1890 erreicht: nur Waldeck ist seiner damaligen Verdichtung lvon 51) beinahe treu geblieben. Sachsen überrag! mit 252 alle deutschen Staatsgebiete wiederum bei Weitem, natürlich abgesehen von den sreistüdtischen. Und abermals entsprechen die drei Staaten Weimar. Meiningen und Schwarzburg-Rudolstadt fast genau der Mitteldichte des Reiches. Ende Februar wurde vor dem Schwurgericht in München der sog. Menagcprozeß verhandelt. Der Redakteur Eduard Schmidt von der sozialdemokratischen „Münch. Post" war angeklagt wegen eiiies Artikels „Soldaten-Mcnnge", worin« die vorjährige Kasernen- Epidemie in München mit verdorbener und mangelhaft« Menage in Beziehung brachte und behauptete, diele sei zum größten Dbeue deshalb so schlecht, weil die Küchenunterossizlcre mit den Lieferan ten unter einer Decke steckten, Beschwerden der Mannschaften keinen Erfolg hätten und die Vorgesetzten die Küchenmannschasten nicht genügend überwachten. Schmidt wurde von den Geschworenen 'reigesprochen. Tn gegen ihn eingeleitete Prozeß hatte, wie erst ,ctzt bekannt wird, unterm 5. März den Erlaß nachstehenden Be fehls des Generalkommandos des 1. Bayer. Armeekorps, an denen Tvttze Min, Arnulf vo» Bayern tnbt, zur Folg«! „Der Verlauf der SchwurgerichtSsitzung wem aut die Nothwrndigkett rinn stän digen Neoerwachung des vorschriftsmäßigen Betriebes der Truppen» mrnaae hin. In erst« Linie ericheint eine genaue Aufsicht auf das Küchenpersonal im Allgemeinen und den Küchenuntrroffizier im Besonderen geboten, welche sich nicht nur aus die Elnkauie. sondern auch aus die Art der Zubereitung der Speise» zu «strecken hat Zur Äorbringimg von Klage» über die Menage «scheinen ganz besonders die zu den Menagekommissionen beorderten Ge» freiten und Gemeinen berufen, deren Mitthrilunaen an den be» treffenden Präses daher unter »inen Umständen als Beschwerden auszusasse» sind. Diese Mannschaften sind üb« die ihnen zu- kommenden Pflichte» und Rechte genau zu belehre» und besonders darauf hinzuweisen, wie eS nicht in ihrem Belieben steht, ihnen zu Ohren gekommenen Klagen eine weitere Folge zu neben, daß eS vielmehr ihre Pflicht Ist. als Mitglieder der Kommission und Ver trauensmänner und Vertreter ihrer Kameraden dafür zu sorgen, daß alle verständigen Wünsche der Menngethrilnehmn befriedigt und Nachlässigkeiten oder Unordnungen im Menagebetrieb sofort abgrsiellt werden. Auf eine sorgfältige und gute Zubereitung der Menage wird eS aber auch von großem Einfluß kein, wenn die täglichen Prüsungen des Essens in den Küchen mit peinlicher Ge nauigkeit vorgenommen werden und die diese Prüsungen auSsühren- drn Offiziere sich nicht damit beanügen. die von den Köche» vor- grzeiateii Speisen zu kosten, sondern sich auch über das Gewicht der «iizelnen Portionen vergewissern und sichbei den Mannschaften über den Befund der Speisen erkundigen. Schließlich dürste auch ein besonder« Werth darauf zu legen sein, baß in die Mrnaae- kommissionen nur solche Offiziere abkommandirt werden, die hierfür Interesse und Verständniß besitzen Das Generalkommando, gez. Prinz Arnulf." Dies« Erlaß des Prinzen Ariinls von Vavem darf würdig dem an die Seite treten, den seinerzeit Prinz Georg von Sachsni gegen die Soldatenmißhandlungen erließ. Zum Fall Bashsord wird der „Staatsb.-Ztg." von ihrem Ge währsmann geschrieben: Herr Bashsord glaubt nicht nur deutsche Beamte ungestraft beleidigen und ichlaacil zu dürfen, sondern er unternimmt es letzt noch, das deutsche Publikum durch grobe Ent stellungen brS Sachverhalts zu täuschen. Er schiebt letzt die ganze Schuld an dem Vorfälle ans die Beamten. DaS zeigt nur. wie nothwendig eine parlamentarische Behandlung des Falles auf Grund der amtlichen Protokolle ist. Bashsord hat den Beamten Kaiser ohne berechtigten Grund grob beschimpft und geschlagen. Es ist ihm gar nicht eingefallen, sich ans freiem Antriebe zu ent schuldigen. Als er von einem höheren Beamten in dessen Amts zimmer über sein Betraaen zur Rede gestellt wurde, Kat er wört lich erwidert: „In England hätte ich den -Beamten nicht nur mit Depeschensormnlaren geschlagen, solidem ich hätte ihm mit einem Stock ans die Finder gehauen." In diesen Worten liegt wahrlich nicht die Bereitwilligkeit, begangenes Unrecht gut zu machen. Als er nach einigen Tagen «fuhr, daß die Sache für ihn übel ablausen könnte, zog er andere Register aus. Er ging aber nicht geradewegs zu dem beleidigten Beamten, um diesen um Entschul digung zu bitten, sondern steckte sich hinter den Staatssekretär v. Stephan — leider mit Erfolg. Herr v. Stephan ließ deni Beamten amtlich mittheilen, er wünsche die Zurücknahme des StrafantraaeS, es blieb diesem infolgedessen nichts übrig, als ein diesbezügliches Schriftstück in Gegenwart Bashsord's zn unter zeichnen. und zwar vollzogen sich diese Verhandlungen unk« Forme», die für den Beamten nur Deinüthigungen enthielten. Die polnischen Blätter konstatire» tendenziös, daß sich in Lem berg Prinz Ludwig von Bauern durch seine polcnfrcundlicden Aeußerunzen und durch das Interesse, welches « für die Geschichte und die Denkmäler der polnischen Nation kundgegeben hatte, all gemeine Sympathie» erwarb. In Betreff der Vorgänge beim Bankett der Deutschen in Moskau habe sowohl der Prinz als auch dessen Umgebung auch nicht die leffeste Anspielung gemacht, und jede Erörterung hierüber war ansaeichlosse». Die „Staatsb.-Ztg." berichtet: Um das Bürgerliche Gesetz buch noch in diesen, Sommer sicher unk« Dach und Fach zu bringen, ist noch ein zweites Kompromiß abgeschlossen worden, diesmal zwischen den Sozialdemokraten und der Freisinnigen Ber einigung einerseits und der Regierung andererseits. Die Regier ung bewilligt das Vereins-Nolhgesetz. wonach daS Jnverbindung- treken politisch« Vereine fernerhin gestattet ist. und verpflichtet sich, den Reichstag nach Fertigstellung des Bürgerlichen Gesetz buches zn vertagen, sv daß die gegen eine Anzahl sozialdemokrati schen Abgeordneten schwebenden Strafverfahren ihren Fortgang nicht nehmen können. Tie Sozialdemokraten und Freisinnig«! andererseits verpflichten sich, das Bürgerliche Gesetzbuch in der vor liegenden Form anzunehmcn und aus weitergehende Anträge zu verzichten. Man hat bereits genaue Rechnungen darüber angestellt, wieviel Stimmen aiff Grund dieser Taiischgeichäfte für das Bürger liche Gesetzbuch abfallen werden und ist zu dem Ergebniß gelangt, daß mit Sicherheit auf 240 Stimmen zu rechnen ist. Unterhändler bei diesen, Kompromiß soll der Sohn des Reichskanzlers Priiiz zu Hohenlohe gewesen sein. Sehr glaubwürdig klingen diese Mit« lheilungen nicht. Tr. Fritz Friedman» wird henke einen Ausflug nach Ham burg machen, nn, in einer gegen den Unternehmer Claußen anbe- ranmren Strafsache wegen Betrugs als Zeuge zu erscheinen. Claußen, welcher bald nach Friedmann's Festnahme in Bordeaux ebenfalls verhaftet wurde, hat mit Friedman» seit Jahren an der Hamburger Börse sveknlirt. und zwar so unglücklich, daß er gleich nach Friedmann's Flucht aus Berlin sich für bankerott erklärte. Die Verhandlungen gegen Claußen dürste» theilweise auch unter Ausschluß der Oeffentlichkeit stattiinden. Der Gerichtshof hatte die kommissarische Vernehmung Friedniann's beschlossen, der Ber- theidig« Clanßen's hat aber das persönliche Erscheinen Friedmann's beantragt. Gegen den Freiherr» v. Hammerslein ist zum 26. d. vor dem zweiten Strafsenat des Reichsgerichts Termin niiberanmt worden. DieCheirau des Angeklagte» ist von Taorminn ans Sicilie» nach Berlin gereist, um bei den, Abschlüsse des Prozesses in der Nähe zu sein. I» Gielde bei Gvslnr ermordele der Schneidermeister Nor man» seine von ihm getrennt lebende Ehefrau durch sechs Revolvcr- schüsie und Beilhiebe. Ter Mörder ist entflohen „nd noch nicht ergriffen worden, obgleich die ganze Einwohnerschaft des Dorfes ihn veriolgte. Frankreich. Das Mitglied des Institut de France. Javier Charmes, erschien aus der deutschen Botschaft in Paris, nm Namens der Familie Simon den Dank für die von dem deutschen Kaiser erwiesene Beileidsbezeugung und Ehrung Jules Simon's niiszn- sprechen. — Bei dem Begräbniß Inles Simon's sprachen nach der Rede des Ministerpräsidenten Mölme Gras d'Haussonville Namens der Acadömie Jran<.'aisc. Ravaisson und Mollien Namens der Ioaclomlo äs» «cwncon moralen et politiquen, Frederie Pass» Namens der vielen wohlthätigen und gemeinnützigen Vereine, welche ihr Gedeihe» Jules Simon verdanken. Henry Houssaye als Präsident des Schriststellervcreins. Mezieres Namens der Presse. Christophle Namens der Stadt Lorienl und der bretonischen Landsleute Simon's. Ter Teputirte Gerville-Röache pries die Verdienste Jules Simon's um die politische Emanzipation der französischen Kolonie. Kunst und Wissenschaft. ff Die König!. Hosover bringt heute Abend Richard Wagner's große romantttche Oper „Der sliegende Holländer" zur Aufführung mit Herr» Perron in der Titelrolle. Die Senta wird Frau Wittich und Daland Herr Wachte, singe». ff Im Resid en zthe ater wird das amüsante Lustspiel »Frl. Doctor" mit Herrn Wirtlichen als Seifensabrikant Dittrich zum letzten Male gegeben. Morgen Abend findet die Premiäre des Schwankes „Wettrennen" statt. Allerhand Zick-Zack. Je modemer die Gesellschaft, nm so schreiend« ihr Bedürsniß nach Kontrastwirkungen. Je schroffer, desto besser. Das Jnkonse- aue»teste wird zum -selbstverständlichste». Daß zum Dessert das Eis in einer kleinen Jeuersbrunst herumgereicht wird, macht schon gar keinen Effekt mehr. Gäbe es in der sächsischen Schweiz wirk liche Schnerberge. so würden die schönsten Freudenfeuer ans ihnen abgebrannt und Gletscherspalten mit Luftheizung wären längst eine Spezialität der lächsischen Schweiz-Klubyotels. Nie war die Sucht nach dem Neueste» vom Neuen größer a!S heutzutage, wo die Elektro-Technlk die alte Mutter Erde durch ein Nervensystem von Milliarden Telegraphendrähten i» eine hysterische Alte ver wandelt hat. die Tag und Nacht von NeuiakeitSzuckungen durch- krampft wird. Und auf dem Gipfel dieser Sucht nach dem Neuen die beinahe unerklärliche Vorliebe für das Alte! Jst'S in Dresden etwa anders? Während i» der wirklichen Altstadt ein altes Haus nach dem andern dem Neubau, d« Sucht nach Neu- und Umge staltung weichcn muß, gkhtS auf dem modernsten Schaffens terrain. dem Platz, wo da- Neueste von Handel >md Gewerbe ausgestellt wird, ohne eine sogenaiinie alte Stadt aar nicht ab Man läßt sich Geld und Zeit und Milbe nicht verdrießen, künst liche alte Stadtaemäuec nilt Zinne». Tliurin und Grabe» zu errich ten. damit dem Bedürsniß der Kontraslwirknnn Genüge geschieh« Und baut sich letzt Einer im elegantesten Villenviertel lür sein theurrs Geld ein snnkelnagelneuks Haus, w bindet er - dem Archi tekten (meistens sind es zweit aus dw Seele, vatz es ja um Gottes willen so altdeutsch wie möglich ausschauc» müsse, mit Zugbrücke. Erkern und Burgverlleß für den Hausmann: mit Butzenscheiben, durch die der Mensch nicht hinaus »nd die Sonne nicht hinein schauen kann: mit steifen kantige» Spetsezimmermödeli, sv gvlhisch. daß man sich schon zwischen Suppe und Rindfleisch die Knie wund dran stößt; mit Skatstühlen, auf denen man mit alle» vier Wenzeln in der Hand dem Spiele nicht gut sein kann: mit Wetterbähneil ans de», First, die ielbst den gesundesten Schlas z» morden i», Stande sind, und mit Dachtraute», die schon beim gewöhnlichsten Reaenschauerchkn eine Kalamität von Äolkenbrüchen befürchten lasse» An Licht und Lust, au Allem, was der moderne »crvlis belastete Mensch an, nöthigstrn hat, mag's in einer Ivlchen B,„g immerhin gebreche», wen» nur der Burgherr, meist ein mit den, Titel Kominerzienralh belohnter Rentner, von ihr behaupten kann, sie habe — Stil. Was für eine», das weiß « größteittheilS selbe, nicht: aber deswegen braucht er sich keine weiteren grauen Haare wachsen zn lassen, denn ehrlich gestanden, weiß es Niemand, höch stens etwa der Architekt und der bildet sich's in der Regel auch blvs ein^daß «'S Wisse. — Unablässig sinnt die theure Gattin, wie sie das Heim immer behaglicher und traulicher etnrichte: von den vielen Reklame-Imperative», die letzt im Schwange sind, schwebt ihr kategorisch immer der sv häufig annoncirtc vor Augen Schmücke Dein Heim! Und wen» sie's endlich mit solchem Raffinement geschmückt hat, daß man sich kein kvmforlableres Milieu denken kan», alS das der lieben Ihrigen, wenn Alles z„ der Annahme berechtigt, sie habe dem wohlbeleibten Gatten und den blühenden Kinder» einen wahren Himmel aus Erden bereitet, in dem es leibhaftigen Engeln selbst gefallen müßte, dann packt am einmal dcn gelangweilten Hausherr» „nd die ganze Familie im Gegensatz znm Heim das moderne Reisefieber: sie bstden sich steif und fest ein. in schmalen und viel zu kurzen Gastbetten schlafe sich s zehn Mal besser: in einer niedrigen Bauernstube mit einem klapprigen Fenster, aus de», man aus den Düngerhaufen sieht, sei die wahre Landlust zu Hause: eine Tadle d'hvle in, Speisemage» sei jeder Einladung zu», opnienlesten HochzeitSdiner vorzuzieycn und ein bischen Seekrankbeit sei überhalwt das Beste, was man sich zur Verdauung wünschen könne. — Sittsame Töchter aus dcn besten Familien, die es gestern »och kaum wagten, mit der Musik» moppe bewaffnet über die Straße zu gehen, wünschen sich heute ein Zweirad zum Geburtslage. Ja die zur Diskussion i» öffentlichen Versammlungen ansgeworsenr Frage lautet schon nicht mehr: ob junge Damen „radeln" dürfen, sondern ob sie radeln sollen? Die in den weiteste» Kreisen belieb!« „ehrbare Annäherung" wird sich nächstens hauptsächlich ans das Zweirad zu Zweien erstrecken und die so viel gesuchten Mädchen, die mit Kindern umzugehen wissen, werden gut daran thun. sich frühzeitig aus dies Vehikel eiiizunben. Einen besorgte» Fnmilienvat«. de», drei erwachsene Tuchler schlaflose Nächte machen, hörte ich neulich lamenliren: »Meine Jüngste Hai ein Zweirad. die Mittelste fährt auf dem Dreirad, und was die Aelteslc ist. die hat sich eine» Kanzlcirath in den Kops gesetzt, aber zu eine, Heirath will's in,»,« noch nicht kommen." — Auch auf diesem Gebiet wird's »n der Kontrastwirkung nicht fehlen, und eS steht zu iürchten. daß die inngc» Damen, die uns jetzt hochgeschürzt zn Stahlroß davon überzeugen, daß ihnen Alles daran gelegen sei. w ichnell als möglich vom Fleck zu kommen, uns eines schonen Tags durch Sitzenbleiben überraichcn. Es ninß de», Menschen wohl im Blut liegen, daß er vo» einem Extrem gern in's andere fällt. Das kann manchmal auch sein Gutes haben. So wäre es zum Beispiel gar nicht übel, wenn der geeinigte Reichsdeutsche, der aus jedem Schützen-, Turn- und Kriegcrsest seine offizielle Tapferkeit besingt, sich zu dem bürgerliche» Nationalstolz ausschwängc und aus der Anglo-Amerikcmo-Manie in's eiiizsg richtige Gegentheil umschlüge, das heißt wörtlich jeden, Bollolut-Mirrdpickle ode, King-Tollar-Bankee. der sich ü la Laib Stern ausspielen will, ans dem Platz eine Backpfeife verabreichte, die sich gewaschen bat. DaS kann nie Etwas schaden, auch in unserem lieben Dresden nicht, wo häufig halbwüchsige langstakelige transatlantische Gleich- hcitsflegel ganz so thun, als ob die lieben Dresdner gar nicht da wären oder höchstens, um sich von ihnen ans die Füße treten und in die Rippen stoßen zn lassen. Die Zeiten sind glücklich vorbei, wo der höfliche Sachie gesagt haben Toll: „Hären Se, verzeih » Sc, setzt sleh'n Se nämlich schon 'ne halbe Stunde auf meinem rechten Fuß. Wolle» Sie's der Abwechselung wegen nicht ämal mit meine», linken probiren? Siedersen mer's aber nicht übel nehme». Ich habe Sie nämlich Hühnecoogen." Die Zeiten sind, wie gesagt, vorbei, aber es muß ganz anders kommen. Fürchter liche Hane muß es in tiaxranti setzen, wenn so ein von der Kultur unser« Kontmentalbildlmg noch nicht beleckter Rüpel, 'um sich die Sonntagsruhe zu würze», mit dem Teschin in die Fenster ein« ruhige» Beamtenwohiiung hineinschießt: ein Sport, der gar nicht so selten verübt werden ivll. Da möchte man doch gleich aus jeder Hand zwei Fäuste machen, aber nickt im Sack notabsns. Na. wenn nicht alle Zeichen trügen, wird der Umschlag in s Extrem nicht mehr lang aus sich warten lassen --- gerade hier bei uns. Tie besseren Anglo-Amerikaner werden darum Dresden nicht etwa bohkoltircn: im Gegentheil, sie haben bekanntlich vor nichts im Ausland mehr Angst als vor dem Zusammentreffen mit unan genehmen Landsleuten. Wir erweisen ihnen einen Gefallen," wenn wir das Unsrige thun, sie davor immer sicherer zu stellen. Wenn dagegen, wie es nach dem vorgeblichen Eingreifen Sr. Excellcnz des Herrn Departementschess für höhere Verstaatlichung den An schein gewinnen könnte, durchreisenden Engländern und Amerika »cm ans deutschen Bcrkelirsbnreaux die thätliche Beamtenbelcidig ung gegen einen tarifmäßigen Zuschlag mit eventueller Hinte, heriger Preisermäßigung von 80 Prvz. gewährleistet werden soll'e. — wenn es. um deutsch z» reden, dem nächsten besten überseeische» Schweinehund gestattet sein sollte, für ein liimpifles Reugeld von 100 Mark lvon welchem der Gehauene notabon« nicht einmal einen Heller besieht) einen ohnehin schon genug geschundenen deutschen Nerwaltnngsheamten :»>> libitum zu Prügeln, na dann wären wir ja aus einmal wieder in die gute alte Zeit zurückversetzt, wo der Wirth ganz schüchtern und mit vielem Katzbuckeln zu seinem Gast sagte: „Mylord haben meinen Hausknecht todtgcprügeli" und Seine Lordschaft, ohne auch nur einen Augenblick von dem City- Blatt aufzuschanen. mit dem trockensten Tone von der Welt ent gegnet? ..Vor/ 'voll. Setzen Sie das Hausknecht auf die Rech nung !", womit die Geschichte auf eine alle Theilc befriedigende Weise erledigt war. Briefkasten. »*« Haarausfall (30 Pfg.). „Wer ist wohl im Stande, mir ein sicher wirkendes Mittel gegen Ausfallen der Haare zu sagen?" — Will man dem Ausfallen der Haare wirksam cntgegcn- arveiten, so ist es von größter Bedeutung, die Ursache des Aus fallens zu ergründen, behufs deren Beseitigung. Bei Herren ist die Ursache des öfteren in einer Erkältung der Kopshaut durch sehr kurzes Schneiden der Haare und unvorsichtiges Freitragcn des Kopfes bei Tcmpcratiirwcchscl. während Frauen bcz. Mädchen das Ausfallen der Haare in einer großen Zahl von Fällen einer der nachlässigtcn, oft gar nicht anSgeübtcn Haarpflege, welche in einem öfteren Entfernen der gespaltenen Haarenden. wie auch in Be seitigung sich bildender Fettsäuren durch geeignete Waschungen be sieht. zu verdanken haben. Wenden Sie sich zu dem Zwecke der Ergründuna der bei Ihnen vorliegenden Ursachen an Kirchel'S Spezialgeschäft für Haarpflege, Marlenstraße l3. Ob man Ihnen die daselbst ohne jede Gefahr der Erkältung von geübten weiblichen Händen ausgesnhrten balsamischen oder amerikanifchen Wasch ungen. oder Abspltzen der Haare mit gleichzeitigem Gebrauch vo» Peruwasser empfehlen wird, oder ob sich das bei Ihnen vorhandene Ausfallen als ein erbliches Herausstellen wird, in welch' letzterem Falle leider nichts dagegen zu machen ist, hängt von der unbedingt nöthigen Untersuchung der Kopfhaut ab. » » L. M. <25 Pta.) „Ich bin seit kurzer Zeit, trotzdem ich mich stets sauber halte, mit Leberflecken und Sommersprossen be lästigt. Wie kann ich Beides am besten entfernen ?" — Nm kleine Leberflecke kann der Arzt durch vorsichtiges ein- bis zweimaliges Aufstreichen mit Trichlvressigsäure beseitigen. Wenn die Flecken größer als eine Linse sind, muß man sie schon behalten. Gegen Sommersprossen ist nicht viel zu machen. Allenfalls Sublimat 1:5000 bis l: 10,000 leicht aufstreichen. Vorsicht! Nur durch Arzt. Lanas. Ab. „Es ist im Jahre 1878 oder 79 gewesen, wo in den „Dresdner Nachrichten" ein Roman mit der Ueber- schrift „Madelaine" erschien. Wo ist derselbe noch einmal zu be kommen? " — Abgedrnckl 18. August 1878. Verfasserin ist Elise Modrach. Wird wohl kaum im Buchhandel zu haben sein.
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