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Dresdner Nachrichten : 28.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188208286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18820828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18820828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-08
- Tag 1882-08-28
-
Monat
1882-08
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.08.1882
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vrosSou 1882. »-,»«»»> »»,u« fr,h 7 Uhr «» »er Ssvrdtlwli: «artmitrate u, »bonuemeiil«»,«»» »iericlMrltch »«ark dü Vlge-, durch dir vost 1 Mart Id V>«e «umm. 10 VI,,. «ufla,« 37000 ikem»l. Mir »Ie«tl<r»alcei»n-I,„dt«rVr«- «ulcrtdlr '»acht sich °>r Redacllo» nicht verdmdltch. «limon'r» fti: und nrlMtit «n: kie «»noncrn-VurkLUk ».-««f««- «in » «««>»»! — «„»»« - »«uv« id »»m» I— nuail»«ud,ur^— ».vrailei L« k y, «drich: - ck»d. »irtz t» ploadebur,: — Var« » «». in Hall«: — »t«Iu«r t» Hamvur» l.. Limvnlloi'ff, LolrbiläÜLUsr LüKvr kv!v8ter Holrsednitrsvaarou »Ilvr Vrosävu, Vto1or1»8tr»8itv >r. 35. Tageblatt für Uolitik, Wterhaltmg, Geschäftsverkehr. Sörsenbericht, Fremdevliste. 27. ^LUrxanx. Nnsrrai« weiden MarieniiradeA »t» «achm. » Uhr -nacn-mme. Sonn«,,» bi» Mtita,»1suhr. 2, Nculladl nur an Wochentagen: l>r liiosteraalle Nr. d biSNachm.VUb^ — Tie einipaltige PeliUcile koslcl I» Psge. Singclandr 20 Ptge. iklne Garantie lür da» nächst» tägige 2rI1,einen der Jnser.it« wird nicht gegeben. Iluiwärtige Annoncen« Aufträge von unbekannten'll«>ioncn inieriren Wir nur gegen Prüuumernndoe 8at>lu»gdurch kiricimarken od>> Posteiniablung. Acht Silben koste, P!g> Inicrale jür die Montag», «immer oder „ach einem gestillt» die Pettijetie 20 VI. Lti»s»ii« v«n Idivulit llvi, iresvIiniaviLvoLLer »Iloiitvrl«», »Io: vrocden, »brrlng», Areure, Ile«»»!»»», toliler, Lrmvlnäer, S,t- a,r»ir«u. tUnnterdliilniwe, II»»r,,r»lI», llstrsteiten, »leueestett.ndnklps, vto. »poetalitütr 8vl»wuvk80>xvll8tltucko au« eolitoiu ckstt. Mudtrirtv I'ioiLlüitoü voräou xfrül-is »bxoxodoQ Q»o1i LULvRrl« llLQOO VVNLvät. ^ Lidrz«« k»«I„>v, vrescken, VU«ckl-utror«tr. 21b. u. Soplilvusttr. « am kostplatr. LedvrtLrarr bv«t« Alarltv vv» ALv^vr, VI»ri8tiai»Ii» ILölliKl. llvtapotdvLv Dreien, an» Q!vorjxvi»tl»or. Nr. 24«. > Witterung dom 27. «>«,.: Barometer noch v»car odlolt. Wallstraße I» Mittag»). 7LÜ Milk., leit gestern 2 Mist, gestiegen. Thcrmometrogr. »ach Neaumur: rem». IS«W.. »tedr. Lemp. W»W.. »Schste Tcmp. IS« W. Wcit-Wii d Bedeck,. Aussichten für den 28. August: Mäßiger Südwestwind, ziemlich trübe, Gewitterregen jedoch nicht nusgeschiosscn, etwas wärmer. Montag, 28. Anglist. Rrueste Telegramme der „Dresdner 1»achr." vom 27. Aug. Alexandrien. Am Freitag Abends gegen 6 Ulir verließ ein annirter Train die Positron der Egypter vcr Kingosman und avancirte etwa 300 Meter. Zwei Geschütze schweren Kalibers von der Batterie, welche auf dem Hügel errichtet ist, aus welchem sich die Wasserwerke befinden, gaben un Ganzen 5 Salven gegen den Train ab: ein Geschoß siel in die Linie des Feindes gani in der Nähe des Trains, die anderen Geschosse blieben ohne Wirkung. Von den Egnptern wurden keine. Schüsse abgegeben. Port-Said. Rusch Pascha hat sich dem Kliedive unter worfen. — Der Wasscrdicnst funktlonirt noch. — Die Desertion von Offizieren Arabi Paschas dauert fort. — LessepS hat sich eingcschisst, um sich nach Marseille zu begeben. Hongkong. Nach hier vorliegenden Nachrichten find in einer Provinz allein gegen 4000 Indier und 6 Europäer der Ebotera erlegen. Auf ven Philippinen ist die Epidemie im Ab nehmer begriffen. Dresden, 28. August. — DaS Kgl. Hoflager i» Pillnitz wird am II. September aufgehoben und nach Dresden verlegt. — Ein für die gesammte Industrie wichtiges Erkcnntniß zum Haftpflichtgesetz, betresscnd die Verschuldung eines Werk- sührcrS, hat das Reichsgericht jüngst getrosten. Wenn ein Wcrlführcr, so lautet dasselbe, bei einer gcsährlichen Arbeit der ihm durch seine Instruktion auferlegtcn Verpflichtung, die Ausführung der Arbeit dauernd zu überwachen, nicht nachkommt, so kann es zur Ausschließung des hierin liegenden groben Verschuldens nicht genügen, daß er den Arbeitern eine Anweisung ertheiit hat, durch welche die Gefahr bei richtiger Anwendung dieser Anweisung beseitigt worden wäre. Vielmehr muß er sich nicht blos überzeugen, daß die Arbeiter seine Anordnung verstanden haben, sondern er muß auch die Ausführung seiner Anordnung überwachen, da nur in diesem Falle der in seiner dauernden Anwesenheit bei Vornahme der gefährlichen Arbeit liegende Schutz ersetzt wird. Ist dies nicht geschehen, so liegt die eine Hastvsticht des Gewerbeunternchmers für Verunglückung vonArbeitern begründende Verschuldung des WerksührerS darin, daß er die ihm durch die Instruktion zur Pflicht gemachten Vorsichtsmaßregeln außer Acht gelassen hat. — Die Nachrichten über die starke Auswanderung nach Amerika, welche bis vor Kurzem stattfand, hat die Meinung aus- kommcn lassen, daß auch das Königreich Sachsen ein größeres Kontingent der Auswanderung gestellt habe, als dies früher der Fall gewesen ist. Aus einer Zuiammenstellung der Auswanderungs- crgebniffe der deutschen Staaten im Jahre 1880 ergiebt sich jedoch, daß das Königreich Sachsen, wenigstens bis zum Schlüsse des Jahres 1880, immer noch nach Maßgabe seiner BcvötkerungSziffer die ge ringste Auswanderung auszuwcisen hat. Nach Proccntcn kommen von den deutschen Auswanderern z. B. auf Preußen 62,3 Procent, aus Würtcmberg 9S Proc., aut Bauern 9.4 Proc., aus Baden 8,7 Proc., auf Sachsen 3,5 Proc. Nach der BevölkcrungSziffer Deutsch lands berechnet kamen 60,3 Proc. der Auswanderung auf Preußen, 4,3 Proc. aus Würtemberg, 10,7 Proc. auf Bayern, 3,5 Proc. aus Baden und 6,5 Proc. auf Sachsen. — Das Gesetz vom 21. April 1882, daS Pfandleibgewerbe betr., wird von den Pfandleihern dadurch vielfach umgangen, daß die selben keine Pfandscheine mehr ausstcllen, sondern ihren Kunden sogen. Rückkaufs scheine ausnöthigcn. Bei diesen Rückkaufs geichästen wird mündlich eine Rückkauisfrist von 3 Monaten ver abredet und als „Nutzen" für je eine Mark des DarlchnS 5 Psge. pro Woche ausbedungcn. Um nicht dem Strafrichter in die Arme zu lausen, enthält der dem Kunden aufgenöthigte Schein nichts weiter als Das: „Kaufs-Nr.: Herr T. verkaufte mir heute für Mark." Der Schein trägt die Unterschrift des Pfandleihers, ohne daß jedoch dessen Eigenschaft als solcher bei- gcfügt ist. Alles Uebrige wird, wie gesagt, mündlich abgemacht. Es ist also die alte Geschichte, nur unter etwas veränderter Form! — Die bekannten Führer der Sozialdemokratie, Klemmann und Gold Hausen aus Leipzig und Drechslermcister B e b e l, welche wegen 8 131 des Str.-G.-B. eventuell wegen Preßvergehcn angeklagt waren, wurden am Sonnabend durch die Ferienstralkam- mcr des K. Landgerichts Freiberg von dm wider sie erhobenen An klagen freigesprochen. — Poltzerbericht. Gestern Morgen'/BUbr ist eine hier wohnende BuchhalterSwittwe an der Albertvrücke in die Elbe ge sprungen, von einem Handarbeiter und einem Bootsmann aber noch lebend aus dem Wasser gezogen worden. Das Motiv der Tbat ist in Nahrungssorgen, bervoraerufen durch die Erziehung von 5 noch unmündigen Kindern, zu suchen. Die Frau ist vcm Krankcn- bause zugesührt worden. — Vorgestern Abend gegen °/«10 Ubr ist ein hiesiger Fabrikarbeiter von der Äugustusbrücke auS in die Elbe gesvrungen und ertrunken. Lebensüberdruß dürfte der Thal zu Grunde timen. — Der Verein Dresdner Barbier-Herren feiert heute sein diesjähriges Sommersell, bestehend in Eoncert, Vogelschießen, Fest für die Kinder rc., in den Räumen dcS Westendschlößchen in Plauen. — Um den vielfach ausgesprochenen Wünschen der des Schwim mens kundigen Damen nachzukommen, hat sich der Besitzer dcS Bades „Zur Hoffnung", Falkenstraße 5, entschlossen, sein komsortabel eingerichtetes Schwimmbassin im Wiüterbalbjahr regelmäßig Montags und Donnerstag von 9—12 und Dienstags und Freitags von 1—5 Uhr ausschließlich für die Damen zu reserviren, die übrige Zeit täglich von Früh 6 bis Abends 9 Uhr, Sonntags bis 2 Uhr, bleibt für die schwimmlustigen Herren zur Verfügung. Es hat sich diese Einthcilung deshalb nothwcndig gemacht, weil die durck, die in der Badeanstalt angestcllten bewährten Lehrkräfte im Schimmen unterrichteten Damen und Herren zu einer sehr stattlichen Anzahl herangewachscn sind und Alle die so gesunde LeibeSbewcgung recht oft genießen wollen. — Las in Galcriesiraße Nr. 2 gelegene Grundstück, gebaut 1622, wurde jetzt durch Herrn Baumeister Gütz hier einer seyr ge lungenen vollständigen Umwandlung unterworfen. Die Facade des Hauses ziert ein eleganter eiserner Erker mit Balkon, ebenso reizende Omamente sowie hohe und schöne Schaufenster. Licht und Luft, durch Hobe Zimnrcr und Fenster geleitet, ist durch die Entfernung der alten Spitzbogen geschaffen worden und werden die sauberen und gcrämiiigen Lokalitäten von beute an (s. Inserat) von der 1. Theater» und MaSkengardcrobe E. Preubcr's Nachfolger Max Jacobi, welche seit 32 Jahren in den Lokalen Tüpteraasse 2 ihre GeschästSlokalitäten batten, bezogen. Elegante und durch ihre Echt heit auSgezcicbnete Kostüme zieren die Schaufenster. Der Umbau des Nachbarhauses Galcriestraße Nr. 1, welcher auch bedeutende Dimensionen angenommen bat und fast einem Neubau ähnlich steht, geht seiner baldigen Vollendung entgegen- — Am Sonnabend Nachts 11 Ubr, als die Löbtaucr Feuer wehr gcmütblich in Hcnscl's Restaurant versammelt war. erschollen plötzlich Feuersignale. In Gorbitz stand der untere alte Gasthol (nicht der Dcssauer) in Hellen Flammen und ist trotz des schnellen Eingreifens der Löbtaucr und der ebensalls cingetrosscuen Dresdner und Plauenschen Feuerwehr bis aus das Ctallgebäudc total nieder- gebrannt. Leider verunglückte beim Ausrückcn der Löbtaucr Feuer wehr der Feuerwehrmann Herr Schneidermeister Gläser durch Fallen von der Spribc, deren Näder ihm über die Brust gingen. — Auf der N o t tw ernsd ors er Straße stürzte Freitag Nachmittag ein Fubrknecht von seinem Wagen und gerietst unter die Räder desselben, wodurch ihm beide Fuße llbcrsabrcn und er heblich verletzt wurden. Der Verunglückte fand im Pirnaer Kran kenhaus Ausnahme. — Der Buchbinder Schnupper auS Nuchholz. der s. Z. nach Hamburg mit einer Anzahl Sangesbrüder znm Sängcrscst reiste und dort am 14. August früh plötzlich verschollen war, weidete in einem kurzen Briefe den Scinigen, daß er sich in dem Hospital Charitö zu Berlin befinde, bald jedoch nach Buchholz abreisen werde. — Am Freitag früh wurde der Dachstuhl des dein Weber Brendler in Lichtend erg bei Reichenau gehörigen Wohnhauses ein Raub der Flammen. Der Besitzer hat den Brand selbst ange legt und wurde bereits an das Kgl. Amtsgericht eingeliefcrt. — In dem Kapitän Nichter'scben Hause zu Krippen brach am Sonnabend früh Feuer aus. Durch energisches Eingreifen der Ortslöscbmannschasten gelang cs, den Brand auf den Dachstuhl zu beschränken. — In der Nacht zum 26. verunglückte auf dem 2. Brückcnberg schacht bei Zwicka u der Bergarbeiter Kluge aus Niederplanitz da durch, daß ihm von dem Getriebe einer Bremse das Fleisch von den Beinen acgiictscht wurde. — Am Freitag Abend verunglückten an einem in der Schloß straße in Chemnitz befindlichen Neubau zwei Maurer durch Sturz von einem 7 Meter hohen Baugerüste. Beide haben sich anschei nend schwere Verletzungen zugezogen. — Zwischen einem Steinmctzgcbilfcn und einem Diener, beide in einem Hanse der Schletterstraße in Leipzig wohnhaft, entspann sich ein Streit, der in derartige Thätlichkciten ausartete, daß der Diener schwer verwundet wurde und in ärztliche Behandlung ge nommen werden mußte. Sein Gegner wurde verhaftet. — Eure vor nicht langer Zeit zu Bautzen verstorbene Wittwe bat der Hermannsburger Missionsanstalt die Summe von über 60,000 Mark vermacht. — Ein taubstummer Handelsmann aus Dresden verspätete sich am Freitag Abend bei Abgang des Zuges in Freiberg. Darüber empört, wurde der übrigens angetrunkene Fremde so laut und tnmultarisch, daß zu seiner Arretur verschütten werden mußte. Da erreichte aber seine Hitze den Siedepunkt. Zug versäumen und noch arretirt zu werden, erschien ihm zu arg und durch Beißen» Stoßen mit Händen und Füßen, fortwährend unartikulirte Töne hcrvor- stoßend, suchte er sich des Transportes zu entziehen, bis es endlich unter Hilfe von Bahnbcamten gelang, ihn in Gewahrsam zu bringen. — Am 26. ds. sind am rothcn Berge in Werdau 3 Wohn häuser und zwei Scheunen abgebrannt. — Beim Tanzvergnügen am 20. dS. ereilte den 2ljähr. Dienst knecht Ernst Eduard Teich aus Prietitz auf einem Saale in Elstra ein jäher Tod, indem derselbe, nachdem er am Tanze Tbeil genommen, über plötzliches Unwohlsein klagte, umfiel und nach kurzer Zeit eine Leiche war. — Am 26. ds., srüb, stürzte auS dem 1. Stockwerk eines Hotels inFrciberg ein dort logircnder Kaufmann aus Dresden, wahr scheinlich in einem Anfalle von Geistesgestörtheit, auf die Straße. Der Fremde wurde bald darauf mittelst Sicchkorbes in das Stadt- krankenhaus transportirt. — Ein greulicher Unfall ereignete sich am Nachmittage des Donnerstag in Bodenbach. Bei einem Baue in Hintcrweiher lag eine Anzahl Landsandstcinsnulen, welche so ungenügend versorgt waren, daß ein 7iährrgeS Mädchen, welches in Begleitung ihrer Mutter daselbst ausruhre, von einem derartigen, niedrere Centner schilleren Werkstück umgcrissen und buchstäblich zermalmt wurde. Das Unglück erregte allgemeine Sensation und Entrüstung. Eldhvhe in Dresden» 27. August, Mittags: 35 Center unt. 0. TageS-escht-te. England. Die englischen Vedettcn erreichten MahaSma (7). eine Station unweit Tel-el-Kebir. Die Beduinen beginnen einen Guerillakrieg in der Umgegend von Port Said, El-Kantara und Ramlch. Egypten. Gerüchtweise verlautet, daß Arabi gegen Herrn de Lesseps die Anschuldigung erbebt, er habe ihn durch falsche Ver sprechungen getäuscht, um den Suez«KanaI an die Engländer verkaufen zu können. (!) Arabi soll einen Preis auf LessepS' Kops ausgesetzt haben. General Wolseley hat einen Nachschub von Truppen ver langt. Wenn sich diese Nachricht bestätigen sollte, dann ist damit deutlich genug dcmonsirirt, was wir von der englischen Bericht erstatt»»,« vom Kriegsschauplätze zu halten haben. Der englische Marschall Vorwärts würde dann sagen können: Noch ein lolchcr Sieg und ich bin verloren! ES ist nicbt unmöglich, daß die eng lische Streitmacht beim nächsten ernstlichen Zusammenstoß Schlappen erleidet wie in Südafrika. — Pariser Modenbries, vom 25. August. Liebste Hcrmance! Der Frieden meines Hauses ist dahin, gestern kam Lady R. aus London zu längerem Besuche an! Weißt Du, was daS sagen will? Hast Du eine Ahnung von dcn unzähligen Kisten und Koffern, die trotz der Accuratcssc meiner Dienerschaft stunden lang das Vestibüle garnirten, weil sie in den Fremdenzimmern nicht untergcbracht werden konnten! Ich war nicht wenig erstaunt, als mir per Telegraph das Erscheinen der etwas sehr unruhigen Dame gemeldet wurde; noch mehr aber überraschte mich jedoch ihr Entree. Selbstverständlich hatte ich mich auf eine extravagante Reisctoiictte gefaßt gemacht, aber aus kein lächerlich, bunlcs Kostmn. Von roth, blau und gelb karrirtcm Plaidstoss trug Lady N. einen ganz sußfrcien Rock. Denselben umrahmte eine Roscnsalten-Nüchc. Die Redingotc reichte beinahe bis zu ihr hinab, war vorn, an d>n Seiten, sowie rückwärts offen und durch rothe Ätlasrevcrs verziert; der SLnopfschluß zeigte dreifachen, starken Paspoil, ebenso wurde der Aermcl-Aufschlng, ein vom Handgelenk bis über den Ellbogen reichender, sehr spitzer Revers abgeschlossen. Dcn -Hals umgab eine hohe Atlag,'raufe mit Spitzen doublirt. Die Taille wurde mit einem schmalen, goldenen Güricl bezeichnet, von dem eine Atlastasche, ein rother 'Ledcrfäckcr und ein Krystallflacon herabhingcn. Der Hut, sehr kicin, fast Hauben form, aus blauem Stroh, mit rotlicm Atlas umwunden, ein Strauß gelber Rosen diademurtig aufgestcckt, erinnerte mich allein an dcn exquisiten, wenn auch zuweilen etwas genialen Geschmack meiw.'r englischen Freundin. Sie mußte wohl bemerken, daß sich meine Blicke unbesriedigl von dcn leuchtenden Farben abwanloten und c,uf dem hübschen Exterieur einer andern jungen Frau haften blieben, die gleichzeitig dcn Salonwagen verließ, denn sic crtirte lächelnd und auf sich deutend die Worte Shakcspcare's: »Ilii migii tüi .: !>g nmäne88, yot tlioro 18 mvtboci in it!« (Ist dies schon Tollheit, hat cS doch Methode). Ich hatte nicht Lust mich auf englisch, in einen Wortkampf einzulasscn, weil die Ereignisse der neueste,» Zeit zur Genüge lehren, daß die Angriffe Englands weder nach Recyt und Gesetz, sondern nur nach — „Methode" bemessen sind und zog es daher vor, von dem Dir jetzt zu beschreibenden Kostüm ein«: Skizze zu entwerfen. Deute Dir einen rund geschnittenen, ziemlich engen Jupon von mäusegraucm Plüsch. Der Saum ist mit drei schmalen, grauseivencn Plissees umgeben, über denselbe n ist eine gestickte Bordüre von grau- und brauner Seide mit herab!,äugender, dichter Chenillcfranse angebracht. Das Rücktbeil des R ockes, ab wechselnd aus braun- und grauen Pusten gebildet (nicht >zus Plüscli) wird von beiden Seiten durch Bordüren begrenzt. (Gleiche Ver zierungen trägt der knapp anliegende, halblange Plüschp «letot. Die Pelerine ist wiederum aus kleinen Seidcnpuffen beider Farben anangirt und mit Franse abgeschlossen. Ein Gürtel ,-on ciselirtcm Stabt mit braunem Täschchen — ein sehr feines Stahl -Monogramm glänzt auf demselben — schmückt die Taille. Der l-crabgcbogcnc, dcn Kopf dicht umschließende Hut besteht aus grau und braunen Federn, die Gazc-Kinnbändcr werden durch Stahlschn,allen gehalten. Die Lingerie wird durch einen umgclcgten Leincnkr agcn und eben solche Manschetten rcpräscntirt; seidene Handschuhe und ein Fächer in Form eines Rebhuhns, das zierliche, silberne R icchflaschchcn im Schnabel haltend, vervollständigen die äußerst eleg ante Toilette. — Als ich Lady N. in meinem Speisezimmer zum Diner empfing, trug sie eine Robe von russisch-grünem, brochirtcm Sanunet und rupfcr- rothcr F^rmuro ciueiiL886. Die Vereinigung düster Coulcuren ist unstreitig effektvoll, namenllich wenn sie mi-parlä erscheint, ivie in diesem Falle, wo die Vorderthcile des Rockes u nd der Schnebben- taille aus gefälteltem ^rmuro, die Rückentheile aus Sammet bestanden. Eine wirkliche Neuheit habe ich bis jetzt in der, Garderobezimmern der Lady nicht entdeckt, wahrscheinlich soll diescl bc erst aus Egypten geholt werden, dem wir ja auch die Kunstgriffe des Schminkens ver- , Aeutllerou. st- Während daS Dresdner Engagement der Frau Basta, übrigens auf der Künstlerin eigenen Wunsch, nicht perfekt geworden, dafür aber von Neuem ein Kontrakt mit Frau Schuch abgeschlossen ist, die also ihre wiederholt angcsuchtc Entlassung nicht erhalten hat, sind auch sonst für die Oper eine Anzahl Veränderungen zu verzeichnen. Frl. Rcuther hat nämlich ebensalls nicht ihre er betene Entlassung erhalten, und geht mithin nicht nach Leipzig, sondern bleibt. Frau Schüller trat mit ibrcr seither vorzüglichsten Partie der Mignon neu in dcn hiesigen Verband, und ebenso ist Frl. Beihl, deren sympathische Stimme vielen Ankiany gefunden, cngagwt. Tritt Frl. Kolb von Hamburg noch für Frl. Losslcr ein, — sie wird demnächst gastircn — so besitzt die Hofbühne einen überraschenden Reichthum an Sängerinnen, wie noch nie, denn zu obengenannten bleiben selbstverständlich Frl. Malten, Frau Prochazka als drama tische Künstlerinnen und Frl. Siglcr, Frl. Rüstig und Frl. Rößler. 1- Die aestriae Parsifal-Auffülirunq »n Bayreuth, zu welcher Ge. Aals. Hoheit der deutsche Kronprinz angemrldet war, hat obne unser DreSdneriscbeS Künstierpaar stangesunden, da Herr GudehuS und Fräul. Malten nicht beurlaubt wurden. Di« letzte Aufführung findet morgen Dienstag, dcn 29. d. Di. statt. danken. — Entzückt hat mich eine Soiree-Toilette von crömcfarbigcm Atlas mit Stickerei von Bernstein-Perlen» ebensolchem Collier und einer kronenartigen Coiffure. Die größeren Perlen scheinen diesen Herbst und Winter für TablierS und Confektivucn auScrwählt zu ein, während die kleineren nicht nur wie b"Shcr dem schwarzen, vildern auch buntem Tüll und von diesem ganze GcscllschastS- und Lallroben ein illustres Ausscben verleihen werden. So wie der schwarze, pcrlenbesäcte Tüll nach Metermaß zu kaufen ist, soll es auch sein farbiger Verwandter sein und es ist wohl anzunehmen, daß von dieser bequemen Einrichtung so manche Damc: profitircn wird, die das leichte, graziös kleidende Gewebe dem schilleren Seidenstoff vor- zieht. Nnterdcß rückt ein längst gefürchtetes Gespenst — die Crino- line — immer näher. Lady R. trägt sie bereirs in kleinem Umfange, weil, wie sic selbst sagt, ihr Wuchs ganz gut ein caoliot vertragen kann. Mit der vollkommenen Wiederaufnahme des NeifrockcS sind Tarlatan, Mousselin ,c. unbedingt in Gefahr verschwinden zu müssen und das ist bcklagenswcrth. Ich hege noch immer die Hoffnung daß die elegantere Frauenwelt das unschöne 'Ltahlgcstell nicht acccp» tiren wird. ES kann doch unmöglich in unserem Zeitalter solche Närrinnen geben, wie ehedem die Frau deS Sancho Pansa, die, als ihr Mann Statthalter geworben war, nichts Eiligeres zu thun hatte, als von Madrid zu allen anderen Polsterungen, welche der spanische Anzug heischte, einen Ncifrock zu bestellen, „weil sie der Würde ihres Mannes so viel als möglich Ehre machen wollte!" — Man kann durchaus nicht behaupten, daß diesmal von unserer Seite aus die Renaissance der Crinoline durchgesetzt wurde; wir wissen recht wobl, daß eine schlanke Gestalt bei Weitem schöner ist, als ein runbc. 'formlose Masse. Interessant ist übrigens die Mitthciiung, daß die Zukunstscrinolinc mit mechanischen Vorrichtungen wie der oliaixnu- Aaauo versehen und durch einen leichten Druck in die kleinste. wie größte Duucnsioncn zu bringen sein solle. Lir dien, nou8 verreib. — Sehr wichtig ist der aus maßgebenden Kreisen hcrvorgchcndc Be schluß , für den Herbst die douvlirte Palctottaille allen modernen Umhängcn — wenn sie nicht „Justaucorps" heißen — vorziehcn zu wollen. Für gewöhnlichen Gebrauch ist ja auch die kostbare Gold stickerei , welche daS letztgenannte Kleidungsstück bedingt, ebenso er müdend für das Auge, als für die Börse. Man wird ihm gern bei großen, cercmonicllcn Visiten oder Ausfahrten begegnen, aber für die Promenade bleibt der schlichte Paletot Sieger. Die Verzierung desselben wird entweder aus Soutache oder Pcrlenborden bestehen. Für jüngere Damen sollen Revers von der Farbe des Futters ge nügen und ich muß bekennen, daß meiner Phantasie z. B. ein schwarzer Cachemire-Palctot mit Aufschlägen von rosa, blauem u. s. iv. Atlas recht behagt. — Tie augenblicklichen Modcblumcn sind Nelke und Haidekraut. Dem letzteren begegnete ich heute erst auf einem sehr eleganten, schwarzem Strohhure in Form eines dichten Kranzes, auf dem sich ein Käfer aus imitirtcn Edelsteinen wiegte» während mir vor emigcn Tagen Alphonse eine zierliche Capottc von gefältelter, pstaumcnblauer Seide mit vurpur Nelken geschmückt, zuichickte. — Großer Werth wird auf die Ehaussure gelegt. Wer nur irgend- welchen Luxus sich erlauben darf, trägt buntseidcne Strümpfe in den zartesten Nuancen und feine Lacklederschuhe mit Schleifen. Für daS Seebad sind sogar blaue und rothe Saffianscbnbe in Aussicht genommen, zu denen gelbscidene und moosgrüne Strümpfe gehören. Ich bin noch im Unklaren, ob ich nicht auw dem Aeispicie Anderer »»r-'-n und nach Trouville aufbrcchen soll. Was würde meine Lady
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