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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 28.10.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051028020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905102802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905102802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-10
- Tag 1905-10-28
-
Monat
1905-10
-
Jahr
1905
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An- klindi,»»,en aul der Prwatieile 8eile »Pi,.: dierivaiiioeitelleauirerr leite so Li, . als <kin,el»ndt virile so Via yn »nixmcrx nach «»XX. und geier»»,ex l lvalüre Brundreli« so Li,., aul Lrwalleite so Ll,.. LivLiiiae Keile aul Denleit« und at« e>",elandt so Pl, SuisivLnrae «ul. träoe nur «e,e» Lorausdezadlun,. Beteabiütier werden mit ro Pf,, berechnet. tterntvreckaniLluß: «m, I «r. ,1 u,w «r. A»»» VvrvleLvluuesr M Otto Vüttnvr,! fi>ikv.«!itia8iiv H». I 1-3 Neueste Drnhtberichte. Hosiiach'iehte». Znr Fene>bes»att»ngSfrage. ^lri»eeverä»der»»geii, » Mvlile-Rcde, Chaos in Rußland. Liederabend Nob. Kothe. Dteyßigiche Singakadeniie, LSSWUL S»»«»b,«d. L». Llt»»trl r»«S. Neucfte DruljtMi l-rmgen eom 27. Oktober. koloniales. Köln. sPriv.-Tel.) Zu den Unruhen in Deutsch- tasrika erhält die „Franks. Ztg." eine Zuschrift, in der ärt wird, das; die Millionäre am Kilimandscharo bereits vor vielen Monaten eine vertrauliche Eingabe an das Auswärtige Amt gewacht hätten, worin sie aus die Gefahr eines blutigen Aufstandes tiifolge verschiedener Maßnahmen hinwiesen. Dieser Bericht sei aber nicht beachtet worden. Das Blatt erklärt, das Auswärtige Amt könge nicht umhin, sich über tue Gründe seines Verhaltens bald zu äußern. 3nr Lage in Russland. Petersburg. Ein Kaiserlicher Erlaß ergänzt da» Ge setz über öffentliche Versammlungen durch zeit- wellige Bestimmungen belr. Veriammlungen zur Beratung staat- licher und wirtschaftlicher Fragen. Petersburg. In der Nacht eingelaufene Telegramme bringen beunruhigende Na 6) richten aus Minsk, Kiew und Saratow. In Kiew haben sich die Zeitungen, mit Aus. nähme deS Blattes „Kiew Ljanin", dem Ausslande anaeschlossen. In Saratow sind alle Apotheken geschlossen. Tie Stadt ist ohne Beleuchtung. Anstatt Zeitungen erscheinen nur Telegramme. Die Laratower Duma hat einen Ausschuß zum Schutze der Bürger organisiert. Petersburg. In -er gestern abgehaliencn Sitzung der Prosesfiona'verbände beicülossen die A p o t h e k e r, Aerzte, Advokaten und andere Bcriifsllassen, sich am 23. Skiober dem Ausslande anznschlicßen. Tie Setzer sagten den Beschluß, nur an revolutionär redigierten Zeitungen zu setzen. Aus amt liche Anordnung sind sämtliche Schulen bis 31. Öklooer geschlossen worden. Petersburg. sPriv.-Tel.s Die Geschäfte sind mit wenigen Ausnahmen geschlossen. In den meisten Häusern sind die Fenster mit Brettern vernagelt. Tie Lchulen sind ce- schlossen. Die Zeitungen stellten ihr Erscheinen ein. Die Preise der Lebensmittel sind auf das Doppelte gestiegen. Nach monatestinger Ferienpanse trat der R e ich s ra t beute nacht zu einer Sitzung zusammen. Mau rrivartet die Bildung eine« MististerkabinetiS für morgen. Die Leiter der Privatbanken konferierten gestern abend wesen Schließung ihrer Bureaus. Charkow. Am 2t. Oktober wurden in der Universität mehrere A rb e i t e r - V e r sa in m l n n g e n abgebalten. Als Truppen heranrücklen. verbarrikadierten die Teilnehmer die Universität und deren nähere Umaebung einschließ lich der Kathedrale und des Gerichtsgebündes. Das Ge- ricbtSiirventar wurde zerstört. Die Universität wurde in eine Festung verwandelt. Ans den Dächern wehten me'e rote Fahnen mit revolutionären Inschriften. Waffenläden wurden geplündert. Dragoner schossen auf die Menge, töteten zehn und verwundeten zahlreiche Personen. Ein Krankenwagen wurde von Demon stranten zertrümmert, die Aerzte und Krankenträger mißhandelt. Die Fenster der Redaktion der reaktionäre» Zeitung „Jnsziiij Äraj" und des Amtsblattes wurden zertrümmert. An den ent fernteren Stadtteilen, die von Polizei entblößt waren, wurden Läden geplündert und Kosaken geprügelt. lieber den Bezirk um die Universität wurde der Belagerungszustand verhängt. Truppen wurden zistammengezvgen. Der Wohlfahrts-Ausschuß formierte eine Miliz ans Arbeitern und Studenten. Der Ausschuß erwirkte vom Generalleutnant Mau, dem der Gon- verneur die AmiSgewo>t übertragen hatte, für die in der Uni versität Eingeschlossenen die Erlaubnis zur ruhigen Räumung der Barrikaden und Teilnahme an einem großen Meeting ihrer Kameraden aus dem Skoüriow--Platze, sowie Zusicherung der Straflosigkeit. Die Eingeschlossenen fügten sich den von Man ge stellten Bedingungen, gaben die Waffen ab und verließen ruhig ihre Stellung. Unter lebhaften Zurufen des Volkes begaben sie sich mich dem Skobriow-Platz-Meeting. Diews dauerte bis 6 Uhr abends. Hieraus ging alles in Ruhe auseinander. Abends wurden nur einzelne Schüsse gehört. > Riga. sPriv.-Tel.s Anläßlich einer Haussuchung in ' Romieberg wurde von den Revolutionären ein Kosakenoffizier getötet, der Gehilfe deS Kreischcss schwer verletzt. Die Alten- täter entkamen. Die Verhängung des Belagerungszu standes wird heute proklamiert. Lodz. sPriv.-Tel.s Ter Eisenbahnbetrieb ist unterbrochen, ebenso die Telephonleitnngcn. Bisher sind 33 000 Arbeiter ausständig. Ein Zusammenstoß mit den Truppen hat heute nacht mehrere Tote und zahlreiche Verletzte gekostet. Slatoust. Der gestern hier ansaebrocbene Eisen bahner.Streik ist heute allgemein. Der Verkehr mußte eingestellt werden. Samara. Bei einem Zusammenstoß mit einer nach vielen Tausenden zählenden Volksmenge feuerten die Truvpen ans eine Versammlung friedlicher Bürger. Die Einberufung einer konstituierenden Versammlung wird als einziges Mittel zur Beruhigung des Landes bezeichnet. Krajsnojarsk. Ans der sibirischen Eisenbahn ist ein Streik ausgebrochen, der bis Dienstag dauern soll. London. sPriv.-Tel.s Ter „Times" wird aus Peters- bürg gemeldet: General Trepow ließ die Obersten sämtlicher Regimenter in Petersburg zu sich kommen und teilte ihnen den Befehl der Negierung mit, aus jede Gruppe von mehr als ijechs Personen auf der Straße ohne weiteres zu schießen. Detmold. Fürst Leopold zur Lippe telegraphierte an den Kaiser bei der Regicrungsiibcrnahme: „Eurer Majestät estatte ich mir in Ehrerbietung mitzuteilen, daß ich aus Grund er heute abend verkündeten Entscheidung des Reichsgerichts die Regierung des Landes übernommen habe. Es wird mein vornehmstes Bestreben bleiben, dem Reiche stets ein treuer Bundessürst zu sein. Leopold. Fürst zur Lippe." — Kaiser Wilhelm antwortete: Berlin, Schloß, nachiniltagS 6 Ubr 26. Ollober 1908. Sr. Durchlaucht dem Fürsten zur Lippe, Lops- horn. Euer Turchlaucht bestätige ich gern den Empfang Ihrer Mitteilung, daß Lie aist Grund des Spruches des Schieds gerichts dw Regierung des Fürstentums Livve übernommen habe». Es erfüllt mich mit Befriedigung, das, damit der Thron- streit seine Erledigung gesunden hat. Mime Eurer Durchlaucht eine sänge Negierung rinn Segen Ihres Landes und im Ein klang mit den Interessen des Reimes beichieden sein. Wil helm I. R." — Aus die Ipoittane Ktmdaebung des Iürsten von Schaunphurg-Lippe evtriveNe Fürst -Leopold: „Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Schaumburg-Lippe in Bücke- bürg: „Für die freundlichen Worte, mit denen Eure Durchlaucht meiner am gestrigen Abend gedachten, sage ich Ihne« meinen besten Dank. Leopold, Fürst zur Livve." Plan en. Eine günstige Wendung hat, wie die „Neue Bogtländische Ztg." meldet, die Lohnbewegung in der S ch i f s ch e n m a s ch i n e n i n du st r i e genommen. In der gestrigen Vorstandssitzung des Vereins der Lobnschisschen- masckrnenbesiher wurde mitgcteilt, daß der größte Teil der Fabrikanten hen Tariflohn anerkannt hat und ein beträchtlicher Teil von ihnen bereits die höheren Löhn- zahlt. Sonach ist an- znnebmen. daß am 3V. d. M. es nicht zu emem Stillstand der Maschinen kommt. Frankfurt a. M. sPriv.-Tel.s Eine Newyorker Mel dung der „Frankst Ztg." besagt: Der amerikanische Geschäfts träger in Peter?ibnrg telegraphierte nach Ncwhork, daß eine Volksmenge die Fleischerläden plünderte. Duisburg. Aus dem Bahnhofe Duisburg fuhr heute morgen 6 Uhr 30 Min. infolge falscher Bsockbedienuug der T ch n e l l g 9 6 H a mb u rg — Äö l n auf den im Bahnhofe haltenden Schnellzug 136 Oberhaus«»—Aachen, wobei die beiden letzten Wagen des Schnellzuges ineinander- geschoben wurden. Ein Reisender wurde getötet, einer schwer verletzt: zwei Reisende und ein Schaffner erlitten leichtere Ver- letzuugen. Helgoland. Heute früh 4 Nhr strandete hier bei starkem sturme ein großer spanischer Dampser. Tie Mann schaft weigerte sich, sich in die Rettung?- urch Lotsenboote zu begeben. Bei Tagesanbruch zerbrach der Dampfer. 13 Mann wurden gerettet; der Nest der Besatzung, 10 bis 12 Mann, er tranken. Paris. Wie aus Tanger gemeldet wird, nahm Naisuli einen unter^sranzösischem Schutze stehenden Araver in dessen unwest der Stadt gelegener Behausung gefangen. Der Vertreter des Sultans Muyamed el Torrcs Mach Naisuli seine Miß billigung darüber ans und forderte ihn aus, den Gefangenen sofort freizn'offen. Auch die französische Gesandtschaft ist in dieser Angelegenheit eingeschriticn. Le Havre. Tie Dark „Morguerit- Marie" aus Bonloane sur Mer ist gleichzeitig mit dem Segelschiffe „Gambetto" in der Nähe der Toagerbank mit ihrer aus 21 Mann bestehenden Besatzung untergegangen. Lissabon. Eine amtliche Depesche aus Sao Paolo de Loanda meldet: Am 28. Oktober bemächtigten sich vi- Portugiesen trotz hestigsten Widerstandes von etwa 300 Ein geborenen, die ans einem Hinterhalte heftig schaffen, deS Kral bei Ouiffango, wobei zahlreiche Eingeborene geiölet wurde». Eine portugiesische Abteilung rückte vor, in der Absicht, euren anderen etwa 300 Vieler böhcr gelegenen Kral zu nehmen. Ter Kral wurde endlich nach sievenstlinoigem Kampfe durch Sturm genommen. 200 Eingeborene und 3 Portugiesen wurden ge. tötet, 12 Portugiesen verwundet. London. Staals'ckrctär Brodrick erklärte in einer Rebe rn Guildsord, es gebe keinen Gegenstand des Streites zwischen den Regierungen von Deutschland und England, nichts, was zwistben Engwnd und seine srenndschnftlichen Beziehunccu zu TenUcbland kommen könnte. Gute Beziehungen zwischen beiden Ländern seien vorteilhaft und wichtig. Die Worte Rose berns betreffend die Polemiken zwischen England und Deutsch land könnten ei:er falschen Idee Raum geben. London. Das Mitglied des Unterhauses Bryce erklärt« in einer Rede in Newport iJnsel Wights, daß kein denkender Mann in England, sicherlich aber kein verantwortlicher Politiker, einen Streit mit Deutschland wünsche. In keinen, Punkte ständen die englischen und deutschen Interessen ernstlich im Gegensatz zu einander. K o n st a n t i n o v el. Mittels heute der Pforte überreichte. Kollektivnote verlanaen die sechs Botschafter morgen nach den» Selamlik eine Kollekiioaudienz. um für die Annahme der w a ke- dänischen Finanzkom Mission persöiüich beim Sultan Vorstellungen zu erheben. Ocrllilyts und Sächsisches. Dresden. 27 Oktober — * Heute früh ritt Sc Majestät der König aus nnk Hörle von >/?1I Uhr ab die Vorträge der Herren Staatsmiuister und des Königl. Kabinettsiek,ctärs. Nachmittags */»6 Uhr empfängt er den niederländischen Gesandten Jvnthee, van Tets van Goudnaan in Gegenwart des Hern, Staats,ninislers v. Metzsch behufs Ent gegeiinabme dessen AhberiffmigSschrcibei, in feierlicher Audienz. Hierbei tritt im ehemaligen Gardeceiter-Aachsaale in der l. Etage des Schlosses eine Parademache deS Gardereiter-Regiinents aul. Um 6 Uhr findet Königl. Tafel statt, ;n welcher der Gesandte und Staats,ninister v. Metzsch mit Einladungen beehrt worden sind. —* Se. Majestät der König bestimmte, daß die Offiziere des 8. Ulan e n - N eg i m e n ts Nr. 21 „Kaiser Wilhelm II.. König von Preußen" den Namendzng ihres Chefs auf den Achselstücken, die Mannschaften dieses Regiments die deutsche Kaiserkrone auf den Achsclschnppen zu tragen haben. —* König F r i edri ck A ug u st begibt sich morgen früh mittelst Sonderznaes nach Priestewitz und von dort mittels, Equipage nach Schloß Seußlitz, wo de, Monarch Iagdgast des Herrn Dr. Hnrcks ist. Tie Rückkehr nach Dresden erfolgt abend-' 8 Uhr ab Bahnhof Priestewitz. —* Dem Polizeipräsidenten K öttig wurde vom Kaiser de, Rote Adlerorden 3. Klaffe, dem Polizeirat Dr. Bartsch de, Rote Adlerorden t. Klasse, der» Polizeileninant Rößler der Kronenorden 1 Klaffe, den Polizeiinjpektoren Hartig und Wittig das Kren; des Allgemeinen Ehrenzeichens, dem Polizei Wachtmeister Lange und den Gendarmen Voigt l, König. K u m in e r und Herold die Rote Adler-Medaille verliehen. —* Dem langjährigen Königl. Hofknchenmeister Marti« Wolf ist vom KaHer eine goldene Uhr mit Krone und Initialen verliehen werden. Knust nnd Wissenschaft. Licdrr-Abcnd Robert Kothe. Der Abend »brachte etwas neneS in uralter Form: D-ie Laute, das dominierende Musik instrument des 18. und 16. Jahrhunderts, das, in anderer Ge staltung, schon die klassischen Völker kannten. Bei »ns ist sie durch die Violine längst verdrängt worden. Seit länger als einem Jahrhundert ruht sie neben dem Handkörbchen der Urgroßmütter im alten Hausräte, und nur hier und »da finden wir sie heutigestagS noch wieder, leblos und verstaubt an der Wand eines musilhistorischen Museums hängen, oder in den Kollektionen verständnisreicher Sammler. Sie zum Lcff.., wieder zu erwecken zur Erinnerung an das, was sie der Musck einst gewesen, ist eine immerhin interessante, wenn auch wenig dankbare Ausgabe, die in jüngster Zeit mehrfach versucht worden ist. Am erfolgreichsten ist dieses Experiment auch Herrn Kothe gelungen. Er hat u»S, als er noch mit den Münchner „Elf Scharfrichtern" reiste, ungefähr vor Jahresfrist, sehr anerkennenswerte Proben seiner Fertigkeit als „Lantenschläger" egeben, und was er seitdem an Vervollkommnung gewonnen, crechtigt ihn, solislisch ans^utreten und als „Sänger zur Laute" zu konzertieren. Das Instrument, dessen er sich bedient, hat an der bekannten kurblsarngen Form kaum etwas verloren, inlmerhin ist es in der Klangfarbe, namentlich soweit der Wirbelkasteu der Baßchordcn in Frage kommt, dem modernen Öhr gefälliger gestaltet, während die sogenannte Melodicsaitc noch genau so dünn, spitz und nüchtern klingt, wie ehedem. TaS alte Wort: „O'oxt lo ton, qui trnt In rnrw>czuo" trifft iniolge- dessen hier buchstäblich zu und beherrscht die Stimmung der Vorträge: monoton, ohne sonderlich hervortretendL Schattie- rungen tönt das Inslruinont den Gesängen zur Begleitung, sentimental, wehmütig, schwärmerisch klagend, gleich einer Stimme ouS längst begrabener Zeit. Genießbar wahrend eines aanien Abends kann das Spiel uns demnach nur noch in der Bervindung mit dem Gesänge werden, in der weisen Ausnützung als Begleitung zu diesem. Nicht als Lautenschläger, sondern als Sänger zur Laute nimmt Herr Kothe denn auch unverkenn bar ein«» hervorragenden Platz ein. Unterstützt von einer ge- fälligen, sorgfältig disziplinierten Tenorstimmc, die sich dem sentimentalen Klange des Instruments gut anznpassen weiß, singt er eine Reihe vortrefflich gewählter Lieder und Balladen aus alter Zeit in bcdiv em Ton und Stil, in sicherem Treffen des Ohara kiel! solchen, religiös tief und wahr empfunden, humo ristisch und keck, je nachdem. Unter diesen vom Kammermnsikcr Scherrer-Mnnchen bearbeiteten Liedern finden sich einige änzlich unbekannte, die man schlechtweg als Perlen der Voiks- ieder-Literatur bezeichnen kann. Zu diesen zählt an erster Stelle das geistliche Wiegenlied aus ^.Seraphischen Gesängen" s1638f „Susans", ein ganz herrliches Ltnck von seltsamer Stim mung, das tief und innig berühr:; »dann ein geistliches Trinklied „In den Rosen", wie es die Rennen am Riederrhein Ende des 18. Jahrhunderts gesungen haben ;otten, ein Lied zw-.'cheu religiösem und sinnig humorvollem Empffiidcn: ferner ein Reigenlied „Trei Laub ans einer Linde" slölO). «in derbes „Ehestandslied" ans dem 16. Jahrhundert, in dem der Ehemann die Fran um „ein» Bratwurst nnd »mb ci» Seidlein Wein" ansbicteh. und ein scherzhaftes Kamvstied „Vom Waffer und Wein", das namentlich in feiner satirischen Schlußwendung zündend wirkte. Von bekannteren Stücken sind heroorznheben: die umfangreiche B'llcrde von den „Königskindern", „Fcins- liäbchen, Du sollst nicht barfuß geh n", die me versagenden: „Es fiel ein Reis in der Frnblinasnacht", „Muß i denn >nm Städtele hinaus", „Spinn, spinn" irsw. Herr Kothe weiß einem jeden dieser unvcrgci..glich reizvollen Lieder einen aparten Reiz zu geben und sie anspruchslos, aber doch interessant, in manchem sogar sehr fesselnd vorziitraaen. So ist er, um die im Bariötö übliche, schreckl-che, immerhin aber treffende Bezeichnung z» brauchen, eine Spezialität, die wähnnd einer Stunde gut unter hält und wehr des Interessanten und Lehrreichen bietet, als mancher sogenannte Lieder-Abend in ewigem Einerlei von Diirchschniitssängern gegeben. Wenn Herr Kothe in Dresden nochmals anftreten sollte — der spärliche Besuch seines gestrigen Liederabends wird ibn hierzu kaum erinutigen — sei er hiermit der allgemeineren Anteilnahme warm empfohlen. Er verdient es, a-chort zu werden. II. Kt. f* Tie Dreyßialche Sinn-Akademie gab gestern abend im großen Saale des Vercinshauses ein u c a vc11 n - K o n z er t, das der i-iätzenSwerten Cborvereinigung und ihrem Dirigenten. Herrn Kapellmeister Höfel, einen neuen, schönen Erw'g einbrachte. Ihren Namen trug die Veranstaltung freilich »ich: ganz mit Recht. Denn bis 9 Uhr — das Konzert begann halb 3 Uhr — hatte man neben dem U-6ur, dem längsten Trio ^eetiwtnns und vier Liedern, gesilngen von einer jungen Sängerin, glücklich einen « ansx-lla-Chor gehört, die herrliche Bach;che Motette „Komm. Jesu. komm»'. Erfreulicherweise er brachte schon dieses Stück, mehr noch das später vorgetrcigene „Singet dem Herrn ein neues Lied" fsür achtstimmigen Doppel- chors von Bach, einen vollwertigen Beweis von der guten miisilalischcn Verfassung, in der sich augenblicklich die Drevßm- sche Singakademie benndct. Tie Sicherheit in der »Intonation und die Straffheit in der Rhhthlnineruna, auch die dnnamische Tönung, die nur hiswesten unter der starken Besetzung der Frauenstimmen gegenüber den Männerstimmen ein wenig lit:. verdienen besonoers gelobt zu werden. Das aualitativ wie quantiiativ gleich beachtliche Sffmmenmaterial zeigte sich in bester physischer Tisposiiion, ja die hohen Soprane taten bis weilen sogar des Guten zu viel in irischem Drauflossinpen und klangen in der Höhe nichi immer gleich nobel. Alles in allem aber dar» auch die .Kritik in den reichen Beifall einstinimen. den die Dreyßigiche Sing '^demie nnd ihr sie rührig fördernde' Leilcr stir die gebotenen Leistungen gestern wiederum fanden. — Bon de» iniiwirkenden Künstlern verdient Frl. Eatarino Hill er an erster Stelle genannt zu werden. Die junge Sängerin sang inst ihrem sehr Mnpathischen, lieblichen Sopran >n feiner musikalischer Phrasierung, wenn auch etwas temperamentlos, zunächst einige Stücke von Schubert, Schumann und Mozart, dann mehrere Licder von Kurt Höjc!, die schon des öfteren im Konzertiaale mit verdientem Beisalle erklungen sind. Das Beethyrenscbe Trio, das leider völlig deplaciert in dem Pro gramm stand, spielten die Herren Hösel, Hildebrandt und Winl' Ie r recht gut. Daß es auch den in dem u aavokla- Konzert mit» irkenden Künstlern nicht an reichem Bestall fehlte, ist selbstverständlich. IV. s* Zum Besten des S ch i lle r d e n kin al-F o n d s ve> anstoltet der geschästssührende Ausschuß Montag, den 6. Novem ber, im Vereinsbanvsaale einen S ch i l le r a b e nd, in dessen Mittelpunkt eine Festansprache des Herrn »Freiherrn v. Gleichen-
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