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Liest« Blatt wttv v« Lesen» von DreSvea und Umgebung am Lage vorher bereit« al« Abend-Aurgave zugestellt, während es die Post. Abonnenten am Morgen in einer Sesamtau«gabe erhalte». Verugsgedllhr: -Fntaaen. kttii'luuak» nur mil d'ull'cher LucOenuniiLvet-Dresd. Nacvr. ) mW« Nack"r«a>>»- vpnoi-r. A^rll-ri« dlktdm unbkrüM^tial: Lerlaiwtk ManMlM wklLm " " ,„chl auidewabrt. rklearainm-Adrelke: «ach«»»"» LreSde». 1858 Verlag r»orr Kiepscli S Reiciiardt. Fsnresgen.can'f. Niniaknne von Ant!tnd>o»n«en bi« naltimttlaa« Z Ulir Eonn und 8e>crta«L nur Mcinenlirak- M vo» N di« '/»l Ulir Tie Nvalliae Bruno- »eile ira, « Lilbeni ro P>g, An- kiin!»o»»«k» aus der Pnvaliette ?,n!! ss D>« : die sivaitiae Zeile als „Em- oetandl" oder au! Tcrlieite so Pig In Nummern nach Sonn- uno skier lasen I de» Livailise Grund,eilen so, «o de» so und so Pis »ach de- londerem Tarif Auswiirliae Au!- träac nur «egen Aoraur-iic-alilu»«, Bcicsdläller werden mit U)Pis. bereLnei. Sernlvrechanlchluß: «Mt I Nr. U und Nr. 2000. Usuäv L ILudrivk « kinillgereliSN - Vai8vnkau88lra88v 27. » Neueste Drahtberichte. Hosnachlichten, Minister v. Metzsch und die Konservatipeii, Kiichliche Seplembciscile, I tzHHZ »4 «1«,»«4» 4« 1 Al. ^«ZV. v-lkgrl. Gcrlchlsverhandlnnaen. „Gvges und jein Ring-. Die unterdrückten Briese Napoleons t. I «I. VkptkMvkr LNVr». Neueste Drahtmeldnrrgen vom 8. September. Leipzig, Gestern abend 6 Uhr fand im Palais beim König eine Tafel zu 9 Gedecken statt, zu der die Herren vom königlichen Dienst zugezogcn Maren. Heute früh 5 Uhr 15 Min. hat sich König Georg wieder in das Manövergelände begeben. Merseburg. Nach nunmehr vorliegenden authentischen Nachrichten ging gestern das 4. Korps, obwohl es bei Wcißen- scls de» Feind znrückgeworsen hatte, vor der Uebermacht zurück, »heule gedachte die rote Partei mit einem Kavalleriekvrps, letz- icres unter dem Befehle des Kaisers, gegen die blaue Partei oorzugehcn. Die blaue Partei wollte Vorgehen und dann bei x,inslädt und Janushügel, wo das Schlachtfeld von No Ubach ist, Stellung nehmen. Hier kam es auch zu lebhaften Gefechten, las »lavallcriekorps unter dem Befehle des Kaisers machte zwei Attacken gegen die Artillerie und Infanterie der blauen Partei. Tie »aiscrin wohnte auf seiten der roten, der König von wachsen auf seiten der blauen Partei den Gefechten bei. Der Kaiser gedenkt wiederum im Gelände zu bleiben. Plauen i. V. Der frühere langjährige Chefredakteur des „Pogillindischcn Anzeigers", Professor Dr. Johnson, ist gestern -.in Älter von 63 Jahren gestorben. Ilmenau. In dem schwarzburg-sondcrshausenschen Torfe Pcnnewitz bei Gehren brach gestern nachmittag ein Feuer aus, das bn dem herrschenden Sturme so schnell um sich griff, das; im Verlaufe ein>r Stunde 30 Wohnhäuser in Flammen siciidm. Bei den Löscharbeitcn fehlte es an Wasser. Bis 8 Uhr abends, wo das Feuer aus seinen Herd beschränkt wurde, waren 11 Wohnhäuser und ebenso viele Nebengebäude niedergebrannt. Menschen sind nicht ums Leben gekommen. Etwa 60 Familien sind obdachlos geworden. Das Feuer soll durch Kinder aus- gckominen sein, die mit Streichhölzern spielten. Ventil en. Vor der 3. Ferienstrafkammcr begann heute unter großem Andrang des Publikums der Prozeß wegen der Ausschreitungen in Laurahütte aus Anlaß der am -l Juni dcselbsl stattgehabten Zentrums-Wählerversammlung. Cs^smd im ganzen 66 zumeist sehr jugendliche Bergarbeiter und 2 Schüler im Älter von 12 und 13 Jahren wegen Aufruhrs, ÜandiriedLNsbruchs, Erregung von Auflauf und wegen Wider stands gegen die Staatsgewalt angcklagt. Unter den Angeklagten befinden sich auch der Vater und der Bruder des Abgeordneten Korsaitti, und der Redakteur Wicik. Die Angeklagten bestreiten zumeist ihre Schuld. .Hannover. Aus dem Kasino dcS Königs-Ulanen-Regi- meitts wurden Silber waren im Werte von mehreren Tau send Mark gestohlen. Bentheim. Königin Wilhclmina und Prinz Heinrich der Medcrlandc sind heule zum Besuche der fürstlichen Familie hier eingetroffen. Paus. Ter „Figaro" veröffentlicht einen Artikel des Te- bnüerlen Eticnne üier das Verhältnis Frankreichs zu den übrigen Mächten. Elienne meint, daß Frankreich bei der Fort- ichung seiner kolonialen Expansionspolitik einen Kon flikt mit den übrigen Mächte», vor allem England, vermeiden und namentlich die ägyptische Frage zu listen suchen müsse. Ta das Schicksal Elsaß-Lothringens die erste Sorge Frankreichs bleiben müsse, so müsse man den Anschluß Englands an Deutschland gegen Frankreich zu vermeiden streben. Paris. Das „Journal" meldet aus Sidi Bel Abbes: Man ist sehr besorgt um die berittene Kompagnie des 1. Regi ments der Fremdenlegion, die zur Verfolgung von Plünderern abgc,rangen rst. Seit mehreren Tagen ist man ohne Nachricht van ihr und gerüchtweise heißt es, daß die Kompagnie mit den Plünderern in einen Kamps geraten sei und beide Teile starke Verluste erlitten hätten. — Im Süden von Oran ist vor gestern eine neue Untat von Räubern oorgekommen. LctH>> vom Stamme der Bcni Gil griffen die Ortschaft Jsissiia. die nur zwei Kilometer von Ain Gefra entfernt ist, an, führten Männer. Frauen und Kinder als Gefangene fort und raubten euugc Tausend Schafe. Militärpatrouillen sind zur Verfolgung der Plünderer abgcgangen. London. Nach einer Meldung der „Times" aus Peking von gestern hat der russische Gesandte an das chinesische Aus wärtige Amt eine Mitteilung gerichtet, in der er erklärt, daß Ninl schwang und die Provinz Mukden am 8. Oktober geräumt werden sollen und die .'Zustimmung dazu ausspricht, daß Mukden und Tatungkan für den Handel mit dem Auslande geöffnet werden. — Aus Tokio erfährt dasselbe Blatt, daß die koreanische Regierung bemüht sei, die Schließung von P Hengyang für den auswärtigen Handel zur Bedingung für die Lest'nung von Wißt zu machen. Japan sei aber dagegen, da 200 Japaner in Phengyang ansässig sind. Man schreibe dieses Verhalten Koreas russischen Ratschlägen zu; das sei aber nicht zutreffend, denn Korea habe schon lange den Wunsch an den Tag gelegt, alle Fremden aus Phengyang zu entfernen, damit dort ecn kaiserlicher Palast gebaut werden könne. — Tie seiner zeit bei der Beschlagnahme einer Reihe japanischer Fiscl)«rei- sahrzeuge bei Kamtschatka in Hast gehaltenen Ossi ziere derselben sind auf direktes Eingreifen des Admirals Alexcjew in Wladiwostok srcigelassen worden. Petersburg. 'Der Kaiser und die Kaiserin sind gestern in Äelowjejch eingctrosfe». Der Großfürstthronfolger ist aus Pelcrhof nach Orcl abgcrcist. Belgrad. Der wegen Auslieferung eines geheimen Mobilisierungsplans kürzlich verhaftete Oberleutnant P. Mihoilowitsch wurde zu 15 Jahren schweren Kerkers verurteilt. Belgrad. Auf Grund von Aussagen des verhafteten Hauptmanns Lazarewitsch, wonach der pensionierte General Magda'enitsch zuw Durchführung der letzten Offizicrs- verschwörnng Geld hergegeben hätte, wurde der General heute nacht verhaftet. Snracuse. Die Polizei verhaftete nachmittags in seiner Wohnung einen vor 12 Jahren aus Deutschland einge wanderten Mann namens John Miller, der von einer Frau beschuldigt wird, die Drohung ausgestoßen zu haben, daß er den Präsidenten Roosevelt bei dem ihm zu Ehren veranstalteten Umzüge der Arbeiter erschießen wolle. Miller wurde eine Stunde, bevor der Präsident sich auf den Platz begab, von wo ans dieser die Parade der Briefträger abnehmen wollte, verhaftet. Bei dieser Parade sollte angeblich der Schuß fallen. Oertliches nnd Sächsisches. Dresden. 8. September. —* Se. Rias, der König hat heute wieder den Truppenübungen im Manövergclände beigewohnt nnd wird nachmittags 6 Ulir einer Einladung des sächsischen Gesandten in Berlin, Grafen von Hohenthnl und Bergen, zum Diner in Knauthain Folge leisten. In seiner Becsierrung werden sich nach Knauthain be geben: HousmarsHall Wirk!. Geh. Rat von Carlowitz-Hartitzsch, General L la suito Generalmajor d'Elsa, die Flügclaojutanten Oberstleutnant von Kospoth, Majore von Schönberg nnd von der Decken, Generaloberarzt Dr. Selle und Ordonnanzoffizier preußischer Oberleutnant von Mandelsloh. -* Dem Kronprinzen Friedrich August, der beim Herrn Baron v. Tauchnitz in Lrivzia-Kleinzschochcr Wohnung ge nommen batte, wurde am 6 d. M. onich Mitglieder des Evange lischen AlbeitervereinS ein Fackelzug gebracht. Der Gesangverein „Eintracht" brachte Sr. König! Hoheit ein Gesangsstündchen dar. —* Der König!. Hofkettermeister Trützschler erhielt das Verdienstkreuz znm Weimarischen Orden der Wachsamkeit oder vom Weißen Falken. —* Der König!. Silbcrkämmcrer Lange erhielt vom Kaiser Wilhelm einen kostbaren Brillantring. —* Wie sich scdcrmann jetzt, nachdem die bei der Ent- hüllungsseicr mebergelegten Kränze beseitigt worden sind, über zeugen kann, ist in der Aufschrift am hiesigen Bismarck- oenkmal ein Fehler untcrgelauscn, der fast zu den Unbegreif lichkeiten gehört. Das Denkmal zeigt in goldenen Lettern, in den Stein gemeißelt, die Worte: .Zur Erinnerung an den 22. Juni 1892, da der Grünte einer großen Zeit hier weilte »sw." In der Tot weilte aber Fürst Bismarck am 18. Juni 1892 in Dresden und nahm die Huldigung der Bürgerschaft entgegen. Am 19. Juni reiste er bereits nach Wien. Wer dielen Fehler direkt verschuldet hat, läßt sich im Augenblicke nicht sagen: aber viele, die das Denk mal vor der Enthüllung gesehen haben, können sich mitschuldig fühlen. Der Fehler ist jedenfalls sehr bedauerlich. —* In außcrsächsischcn Blättern wird neuerdings wieder lebhafter das Verhältnis des Ministers v. Metzsch zu den sächsischen Konservativen erörtert. Besonderen Anlaß hierzu hat eine von der nationalliberalen „Köln. Ztg." gebrachte Korrespondenz geboten, die eine Wärme des Empfindens für staalsmännische Begabung und die Person des Herrn von Metzsch zeigt, die man in nationallibcralcn Kreisen noch selten beobachten tonnte. In der „Köln. Ztg." hieß cs: „In der Um gebung des Ministerpräsidenten v. Metzsch bezwcifät man nicht mehr, daß Herr v. Metzsch sich im nächsten Jahre von den Ge schäften zurückzuziehen vre ernstliche Absicht hat. Bereits seit 37 Jahren hat er >m Dienste des Staates gestanden und in den letzten 12 Jahren das Ministerium des Innern und des Aeußcrn geleitet. Der Vorsitz im Gcsamttninistertum wurde ihm vor zwei Jahren übertragen. Seine slaatsmännische Begabung hat er im Landtage in wirksamster Weise betätigt. Be' aller Un befangenheit seines Auftretens blieb seine Haltung stets vornehm und gemessen und frei von leidenschaftlichen Wallungen : er sprach nie anders als wohlerwogen, klar und bestimmt. Unmittelbar nachdem ihm 1896 die Einführung der Dreillassenwahl für die Zweite Kammer des Landtags gelungen war, ehrte ihn der Kaiser durch Verleihung des Roten Adlerordcns I. Klasie, und kurz darauf dadurch, daß er am Geburtstage des Königs von Sachsen zu einem Abendfcste bei Herrn v. Metzsch erschien. In seiner Ichlauten, elastischen Gestalt macht Herr v. Metzsch keineswegs den Eindruck einer geschwächten oder gar verbrauchten Kraft. Wenn er trotzdem die ihm zugeschriebene Absicht des Rücktritts hegt, so will man in seiner Umgebung darin eine Wirkung der füllen Gegnerschaft erblicken, die der aus der konservativen Partei hervor gegangene Minister gerade bei der konservativen Fraktion des Landtags oder richtiger bei ihrem Führer findet. Dos starke Uebergewicht der konservativen Stimmenzahl im Landtage ver dichtet sich in dessen Hand zu einer Macht, die sich wie die einer Nebenregiernng ausnimmt und zuweilen so persönlicher Art ist. wie es in einem monarchisch regierten Staate am wenigsten von der konservativen Partei gebilligt werden sollte." — Hierzu schreibt die .Deutsche Tagesztg. : „Wir haben erst kürzlich mitgeteilt, daß Herr v. Metzsch zunächst nicht daran denke, aus seinem Amte zu scheiden. Ob er übers Jahr zurücktrcten werde, das kann heute noch niemand sagen. Soviel ist sicher, daß König Georg sich ungern von ihm trennen würde, und daß Herr v. Metzsch Rücksicht auf den Wünsch seines Königs nehmen wird. 'Die Frage, ob Herr v. Metzsch den schwierigen Ausgaben, die gerade jetzt dem leitenden Minister in Sachsen ausgebürdet werden, vollkom men gewachsen sei, wollen wir unerörtert lassen. Sie zu stellen und zu beantworten ist zunächst Sache des Königs und des Ministers selbst. Was aber die „Köln. Ztg." über den Grund der Rücktrittsabsicht mitteilt, ist weiter nichts als tendenziöse Stim mungsmache. Die konservative Fraktion bildet die überwiegende Mehrheit m der Zweiten Kammer. Mit dieser Stellung ist eine schwere Verantwortung verbunden. Sie darf sich nicht nach- sagen lachsen, daß sie eine Politik des Jasagens treibe. Sie muß darauf bedacht sein, daß die verfassungs mäßigen Garantien gewahrt werden. Aber sie hat dem Minister v. Metzsch niemals Schwierigkeiten gemacht, um ihn zu ärgern oder um seine Stellung zu erschüttern. Die Beziehungen des Ministers zur konservativen Fraktion sind auch fast immer recht gut gewesen. Als sie einmal minder gut waren, trug Herr o. Metzsch selbst die Hauptschuld. Es war nicht nötig, daß er sich mit dem früheren Finanzmmister v. Watzdorf so identifizierte, daß dessen Rücktütt auch für ihn eine Schlappe bedeuten konnte. Die konservative Fraktion hat damals nichts getan, um den Konflikt über seine eigentliche Bedeutung hinaus aufzubauschen. Im Gegenteil, sie hat damals versucht, goldene Brücken zu bcmen, die allerdings nicht betreten wurden. Trotzdem ist es töricht und den Tatsachen widersprechend, wenn man von einer „stillen Gegner schaft der konservativen Fraktion gegen den Minister v. Metzsch" spricht. Noch törichter aber sind die Bemerkungen der „Köln Ztg." über den Führer der Fraktion, in dessen Hand eine Macht vereinigt sei, die sich wie eine Nebenregiernng ausnehme. Der Führer der konservativen Fraktion ist bekanntlich Geh. Hosrot Opitz. Die „Köln. Ztg." meint diesen Herrn aber nicht, sondern den Präsidenten der Kammer, Geh. Hofrat Dr. Mehnert. In sozialdemokratischen und ähnlichen Blättern haben wir schon öfter oie Redensart von der Mchnertjchen Nebenregiernng gelesen. Wenn sie jetzt von der „Köln. Ztg." übernommen w'rd, so hat das einen besonderen, deutlich erkennbaren Zweck. Wir haben keine Veranlassung, uns für .Herrn Geh. tzofrat Mehnert ins Zeug zu legen. Wir sind manchmal verschiedener Meinung ge wesen: aber das müssen wir ihm bezeugen, daß seine polltische Tätigkeit in Sachsen durchaus selbstlos ist. und daß ihm ^sichts ferner liegt, als eine Art von Nebenregiernng zu bilden. Solche Kunst und Wissenschaft. f* Tie Ausgabe der Billetts auf alle vier Boistelluiigcn des im König!. Overnba use in der Zeit vom 14. bis 22- Sep tember zur Aufführung kommenden N i b ei u n g en-Zy klns ii»del Sonnabend, den 12. September, vormittags von 10 bis I Uhr an der Kasse deS OvernhauseS statt. Stammsitzlnhaber können ihre Plätze gleichfalls auf alle vier Vorstellungen gegen Abgabe von 4 KouvonS nnd Aufzahlung des Preisunterschiedes cm, genannten Tage entnehmen. — DieAbonnenten des Königl. Schnusptelhaal«« werden darauf hingewiesen. daß die Erneuerung der Abonnement« für die Spielzeit 1903/04 bis morgen, den 9. September, erfolgen muh. Bet Erneuerung des Abonnement« find die Billett« der Spicheft 190LM vorznzeiaen. f* Königl. Hosschauftziel. Der erste Gast der Saison war Herr Christians vom Königl. Schousptelhanse ,n Berlin, ein Künstler von Rang und Ruf. der gestern Abend in Hebbel« .GygeS und sein Ring" den helläugigen Partner des düsteren KandanleS im Neustädtcr Hause spielte und damit einen starken äußeren Erfolg erzielte, der den Gast nach jeder größeren T-,ene mehrfach mit lebhaftem Applaus vor die Gardine rief. Tie Kritik interessierte die Leistung vorwiegend nach der technischen Seite hin. Herr Christian« ist ganz gewiß ei» vortrefflicher, ja in mancher Hinsicht ausgezeichneter Schauspieler, der vor allein meisterlich zu sprechen, eine Rolle klug zu disponieren und seine reichen äußeren Mittel, von denen das leicht tenoral gefärbte Lrgan von ungemein weichem Timbre am unmittelbafften wirkt, in das hellste Licht zu rücken versteht, aber er hat sich für seine Dar stellung neuerdings — das trat schon bei den voriährigen Fest spielen deS Rhetnllchen Goethe-Vereins zu Düsseldorf bisweilen lehr stack in Erscheinung — eine ganz besliinmte .Linie" zurecht gelegt, s« deren charakteristischen Kurven er mlt sicherer Bestimmt heit anf und ab steigt. Dadurch erhält Sprache und Spiel, zumal Herr Chetftinn« auch ein Freund der großen Geste ist. sehr leicht etwa« «stMMerte«. beinahe Stereotype», da» nur bier und da durch den OchWWck derGnvfindung. durch ein sein gemeislertes Crescendo de« Twmomlient« unterbrochen wird. Bisweilen geht der Künstler auch m seinem Bestreben, den verwickelte» urtnn oeriästsw gegliedert« Estze. wie sie Hebbel mit Vorliebe in leine Monoloae einschmuggelt, möglichst klar zu Tage zu bringen, unbedingt zu weit. — er zerpflückt die Rolle nnd frisiert sie. so zu sagen, von vornherein aufs Interessante mit ellenlangen Kunstpausen. WahnsiimSgebärden rc. Das verträgt nun aber gerade der Gvges ganz und gar nicht; im Gegenteil: der sonnige Grieche soll einen Fonds Von naiver Lebensfreude und freiem Optimismus besitzen, der ihn zum Antipoden des Lvdierkönigs macht: Herr Christians war vom zweiten Akte nn, der mit dem vierten Auszuge die größten nnd wichtigsten Szenen dem Gvges bietet, fast immer zu indisch, zu wenig griechisch. Daß leine Leistung trotz dieser vrinzi- Viellen Schwächen eine Fülle verblüffender, ja blendender Einzel heiten, seiner Einsälle und überraschender Wendungen bot. bedarf keiner Versicherung; besonders reich hieran war die große Szene mit Rhodope im vierten Aufzuge, die freilich Herr Franz bedeutend temperamentvoller und auch natürlicher spielt in der ganze» Art der Anlage, die bei Herrn Christians das Knifflicbc des Konfliktes viel mehr als sonst zum Bewußtsein kommen läßt. Dir äußere Erscheinung des Künstlers paßte vortrefflich für die Verkörperung des Gvges. schade, daß er sich auch hier durch ein nervöses Spiel der Hände manches verdarb. — Im übrigen nahm die Vorstellung, die anffallend schlecht besucht war, ganz wie früher in den Haupt rollen vortrefflich mit Frau Saibach lRhodove) und Herrn Wicckc (KandanleS) besetzt, einen viogramiiiäßigen Verlaus. VV. Die «nterdrückten Briefe Napoleons I. Von Eduard Engel, Berlin. II. Von der Art, wie sich Napoleon um das Kleinste, wie das Größte persönlich kümmerte, hier noch einige Proben: „St. Cloud, 9. Dezember 1802. An den Manneminister. „Ich bitte Sie, mizuordncn, daß die Bürger M., Scekadctt, und L., Artillerie offizier der Marine, im Dienst zu Toulon, in Brest oder Roche- fort in Dienst gestellt werden, da diese inngen Leute unruhige Geister und in Toulon nicht an ihren Plätzen sind." Natürlich Hot er über diese beiden Bürger seine Kenntnis durch das von ihm bis zur höchsten Vollendung ausgebildcte Spitzclwesen er halten. Gegen französische Spitzel in sremdcn Diensten war er mit Recht schonungslos. — „1804. Lassen Sie auf der Stelle die Malrosen und die ganze Besatzung des Fischerfahrzengcs sestsetzcn, daS mit den Engländern in Beziehung getreten ist. Bringen Sie sie zum Sprechen, nnd ich ermächtige Sie sogar, Begnadigung zuzusagcn, wenn sie Enthüllungen liefern. Zögern sie, so können Sie nach dem vei spionageverdächtigcn Pcrioncn bestehenden Brauch selbst Daumenschrauben anwcndcn." Die Zahl der Fälle in diesen zwei Bricsbändcn, in denen Napoleon auf bloßen Ver dacht hin beliebige Menschen cinsperrcn läßt, geht in die Hnn dertc, wobei zu bedenken, daß diele Briefe nicht annähernd alle derartigen Befehle enthalten können. Er ordnete auch selbst an, mit welchen ausgesuchtesten seelischen und körperlichen Ovalen man die Gefangenen bcimsuchen soll, um Geständnisse von ihnen zu erzwingen. Der Ton seiner Briefe ist, wie schon früher ge sagt, durchweg der gleiche: man sieht beim Lesen bcinabe Napoleon wie ein wildes Tier ans- und abzehen, hört sein stampfendes Auf treten und feine gebieterische stimme zu seinen Schreiben» Ob er an die „Fran Mutter" schreibt nnd sic ermahnt, auf ge- wisse halsstarrige Geschwister ihren Einfluß auszuüben, oder ob er das Einkerkern und Erschießen befiehlt, cs ist immer derselbe Stil, und fürwahr, dieser Stil war der Mensch! An Fouchö, den Polizeiminister: „Lasten Sie Artikel gegen die Prinzessin D. schreiben, die in Rom unanständige und lächer- liche Verleumdungen ausstreut. Sic wissen sFonch,- weiß offen bar nichts), daß sic lange mit einem Länger gelebt hat, daß ihre Diamanten, mit denen sie sich so brüstet, von Potemkin ber- rlchren nnd der Lohn ihrer Schanoe sind. Es wird Ihnen mög lich sein, sich über sie Näheres zu verschaffen nnd sie dann läclierlich zu machen" usw. An denselben: „Lassen Sic Karikaturen machen: einen Engländer, den Geldbeutel in der Hand, wie er verschie denen Mächten fein Geld anbietet, nnd dergleichen." — An den Prinzen Eugen: „Versuchen Sie, irgend einen der von Neapel nach St. Petersburg und Wien gebenden Kuriere ob- znfasscn und schicken Sic mir seine Depeschen." — Um die Zeit, als dieser Brief geschrieben wurde (am 19. August 1805), lebte Frankreich in, Frieden mit Rußland und Oesterreich. Aber wenige Tage darauf schreibt er ans dem Feldlager des Bonlogne, an- schcinend nur mit dem Plane einer Landung in England be schäftigt, folgenden bemerkenswerte» Brief an den Schatzministcr: „In Ihrer Aufstellung unter Z. Z. sehe ich, daß sich unter den Empfängern von Staats-Lebcnsrentcn eine Person befindet, an die seit 170l angeblich gezahlt wird, zwei seit 1702 und 2600 Personen aus der Zeit vor 1720. Darnach müßte cs unter den