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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.07.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020724010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902072401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902072401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-07
- Tag 1902-07-24
-
Monat
1902-07
-
Jahr
1902
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.07.1902
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verugzgeMs: Lk^o»« »nb>r w« b>« Üutt-i««« durch Air K»mmll«-nan mo lt>« «tau <m WixtxnlL,««. dlt KMÄL°^" ^°"L- L«l„ra««>dreN«: i»,r,m« »ich«»» »«»di» GtgrSidel 1856. 8edl»tr»e>le, Koppen, U»vel«ek8 8elil»kr«<k>lv>kr, kr»«vn8tr.7. AamN-GefchLftsktelle: Mnrteuftr. 88. fln r eigen-karsf. Nimadme von Ankiindluuuocn dis S?Iackn,«ua^ s Illir Lvni, und sskienas» mir MarcentiraK 3» von » di« ulir Die I ivattiae Grund- -cUe «ca » Lilbei« so Pia. »«>- kiminaunani uni der Lrwatieiik Znle so Pi« : dir L«val>i,e Zeile als .Eui- aelnnd> E vder aut LkrttOIe so Wo. tzn Nuniniem nach «sonn und fteler- tauen l- de», rwaltige Grundjeiien so. «o de« « und so Liu nach be- londerem lanl A„rn>Lrliae Aut- träae nur aeaen Vorausdezaklun». BtlkiidlLtlkr werden mit toL'r. berechnet. Serntvrechanlchluß: Ami l Sir. U und »!r. 2SS6. ^sL»Z»L»s» ktlislo ä«r SsLokrlvUlvi»" S lürr»»»« S4Io,t«r«»,,v S «ptloklt »iotr rur Forint,mn von Ini«-ratei> onä Illr odixo /vituutr. 8eköllkvil8mMv1 «lebt es öl»« vi»no»g«>. >Vir>iUnI, rssllv, etadc-j «el,r pr«t»,vni'll>v l'riipuinw uiiut IIa>kd»»«n«'»i uuct " Llui, tun«« «toll i» <ton bvnssiv» vr»8«u- uns ?arkümsrleI>unZ- lunqsn nun cito ooliton N»tkmann'«olxm fiporinUIüton «obnn bol Ilvrin. knüll, >Ikr. Vlembül, kaitümaur 6Üs», ?i'»8vr«tl'as«e, un«I l'. IVollinsnn, Ilnusilstrnase, ste. It. Vorltmuk L» Vi?«»Svi»r L«, », lt»1*,Iss«r>tr»»„ 4> l^lass. 8tr1e»«n»r»tr.), »n y« Uulkiru*», >H untl t»vi Usrrn KI»» Nron«I»n-H.. »n «I»r NreUiNniftdlcir,»,«' 8. ItttilltW Ilirmiil dieli »Mlil'tiiiiliMli >li lielilulisli ii. »li>>I. I» U Uoooa Ui>iik sslaneiisip W L All. ,„„>.inl°li»icd dllll,° knil«. » " ' - n,,"... 9)? ^02 Tkulschlnud und Englands ^^N^er Baulpivzcß. Schuh der Photographie, Obslerule, s Muthmoßl Witterun liieiei, Gelichlsveihaudiuugc». Kttlil, verändern j Donnerstag, 24. Juli IW2< Unser Verhältnis) zu England. DaS deutsch-englische Vechältniß wird neuerdings aus Anlaß eines Briefes besprochen, den der ehemalige deutsche Untcrstaats- sekretär, Gras Berchem, an einen Dozenten derMünchencr Uni versität gerichtet hat und in dem er unter völliger Mißachtung des bercchtigten deutschen Nationalgesuhls eine Freundschaft mit England um jeden Preis empfiehlt. Wie wenig Gegenliebe ei» derartiges Verhalten in England selbst findet, beweist die Antwort der englischen Presse daraus. Sic findet es nämlich nicht einmal für nöthig, wenigstens die sachlichen Gründe, die für ein Zu-, . . , ^ . --- sammengehcn mit Deutschland sprechen, zu würdigen, sondern seht - nalioualen Presse au> eigenes Urtheil. ^ sich, di. .Times" voran, aus^s hohe Pferd und kanzelt den Grasen ^->l 'st aho e.» allgen.eu.es nauonales >ss,-.°,-n.hum, - Berchem zum Danke für seine auf deutsche Kosten überquellcndc Liebenswürdigkeit gegen England in einem Tone ab, der auch nicht eine Spur von Entgegenkommen verräth. sonder» eine kaum verhüllte Geringschähung der deutschen Annäherungsversuche er kennen läßt. Man wird bei diesem ganzen Gebahren unwillkür lich an das bösartige Wort erinnert, das seinerzeit in England zur Kennzeichnung der deutsch-englischen Beziehungen gemünzt wurde: „Wir brauchen in der internationalen Politik Jemand, der uns die schmutzigen Dienste verrichtet." Das soll ober Alles für den deutschen Politiker der Gegenwart kein Hindernis» sein, tue Frage, die hier zur Erörterung steht, einer ruhigen Betracht ung und Prüfung vom Standpunkte der deutschen nationalen Ehre und Würde und des deutschen realpolitischcn Interesses zu unterziehen. Mau mutz dabei von der Unterscheidung zwischen blos korrek- ten und freundschaftlichen Beziehungen ausaehen. Gegen ein korrektes Verhältnis! zu England haben sclbltverstäudlich auch diejenigen deutschen Politiker, die sich gegenüber offenkundigen lliternationalen Ausschreitungen und Rechtsvrüchen Englands der schärfsten Kritik bedienen, nicht nur nichts einzuwenden, sondern cl» solches ist ihnen sogar durchaus erwünscht. Daneben gieb! cs aber »och eine politische Richtung in Deutschland, die des Guten nocb mehr thun und sogenannte „freundschaftliche" Beziehungen zu England Herstellen möchte. Zur Begründung ihres Verhallens weisen unsere Englandsreunde vornehmlich aus die Möglichkeit eines deutschen Krieges mit zwei Fronten hin. Gegenüber einem »ach ihrer Meinung unausweichlichen russisch-französischen An- griffe, so folgern sie, lei Deutschland unbedingt auf englische Hilfe angewiesen und es erfülle deshalb nur eine Pflicht der nationalen Selbsterhaltung, wenn es sich mit England aus sreundichafllicben Fuh zu stellen suche. Weiter sagt man, Deutschland müsse neben dem russischen auch noch ein engliiches Eisen im Jener haben, um die deutsche Freundschaft für Russland möglichst begehrcnswerth zu machen und so den höchsten Preis für die deutschen Treuste hcrauszuschlagen. Zur Kritik dieser Gründe ist zu bemerken, daß die Beweis führung in Betreff des Krieges mit zwei Fronten weder darin stichhaltig ist, dan sie einen russisch-französischen Angriff gegen Deutschland unbedingt zu den schicksalsvollcn Nothloendigkeiten rechnet, noch darin, dak sie für den Fall des Eintritts der Kata strophe von England Rettung für Deutschland erhofft. Was von den Engländern als Bundesgenossen z» halten ist, steht geschicht lich fest. Nicht umsonst spricht man allgemein von der englischen „Perfidie" und unbegreiflich must es erscheinen, dah es noch Deutsche aiebt, die aus der Vergangenheit so wenig gelernt haben, um annehmen zu können, England werde jemals für dentiche Interessen auch nur einen Tropfen englisches Blut opfern. Die Engländer wollen das Deutsche Reich lediglich als Sturmlwck gegen Russland benützen und würden uns in demselben Augen blick. wo wir mit Rußland und Frankreich zusammengerietheii, kaltblütig unserem Schicksal überlassen, um ihrerseits durch „gute Dienste" Frankreich und Rußland gegenüber sich beide Staaten zu verpflichten und so nach gewohnter Britenmainer durch diplo matische Hintertreppenpolitik, aber ohne Schwertstreich, die eigene Stellung zu befestigen. Selbst dann also, wenn der Krieg mir zwei Fronten wirklich für »ns unabwendbar wäre, würde» wir durch die englische „Freundschast" nicht gebessert sein, sondern lediglich auf unsere eigene Kraft angewiesen Reihen. Bleibt also nur die Rücksicht auf die zwei Eisen im Feuer. Theoretisch ist dieser Hinweis zweifellos berechtigt und entsoricht emer vernünftigen realpolitischcn Auffassung der Dinge. Wen» es sich aber nun darum handelt, auü der Theorie die praktischen Folgerungen zu ziehen, ergeben sich alsbald erhebliche Differenzen zwilchen dem Standpunkte der deutschen Englandsreunde und der- icnigen Anschauung, die von der nationalen Mehrheit unseres Volkes vertreten wird und darin givfelt, daß unser Verhalten gegenüber England streng nach der Regel „vo ul ckos" gehand- haot werden muß. d. h.. daß wir England nichts geben, ohne dak es uns etwas Entsprechendes wiedcrgiebt. Gleiche Rechte' und gleiche Pflichten für beide Theile, aber kein Nachläufen Deutsch- landS hinter England: daS verlangen gleichmäßig die deutschen realpolitischen Interessen und unsere nationale Ehre und Würde. Mit der richtigen Erkenntnik dieses springenden Punktes hapert cs indessen recht merklich bei unseren Englandschwärmeru, die immer nur davon ausgehen, daß Deutschland aus England ange- wiesen sei, während sie geflissentlich einer Beantwortung der Frage auSweichen. ob denn nicht England ebenso gut der deutschen Unter stützung bedürfe. Wenn eS noch der Meinung unserer Schwärmer für die englische ^Freundschaft ginge, dann müßte nicht hlos die deutsche amtliche Politik sich in unausgesetzten Liebenswürdigkeiten aegen England erschöpfen, ohne jemals nach Gegenseitigkeit z» fragen, sondern auch di« unabhängige öffentliche Meinung im Deutschen Reiche dürste sich weder in Wort noch Schrift irgend eine Kritik englischer Zustände, Verhältnisse und Handlungen „berauSnrhmen . Wir mühten in getreuer „verwandtschaftlicher" Gesinnung AlleS gut und schön finden, waS der englische „Beiter" zu thun beliebt, und unsererseits als der jüngere The» fei« stille sein, wenn «» dem älteren „Freunde" gefiele, an un» herum zu nörgeln. Genau diesen selben Geist nationaler Charakterschwäche gegen über England vcrrakhen auch die Darlegungen des Grasen Berchem. Von irgendwelcher Würdigung des englischen Verschuldens an dem gegeuwärligen Stande der Dinge ist da gar keine Rede. Tie Schuld an der Trübung der deutsch-englische» Beziehungen trägt nur die deutsche Presse, die in „Ucberdcdung" und „Chauvinismus" gegenüber England' verfallen sei und so ziemlich alle Welt vor den Kops stoße: „sachlich« Gründe" zu Dincrenzen zwischen Eng land und Deutschland sind nach der Ansicht des Grafen Berchcin überhaupt nicht Vorhände». Der Gras beklagt ferner, daß die össeutliche Meinung in Deutschland so wenig Rücksicht auf die Zirkel der Diplomatie nehme und verlangt nicht mehr und nicht weniger, als eine völlige Üiilhcillsanikcit des deulichen Volkes von jedem Miljvrechcn in nationalen Augeiegeiiheiien, einen gänz- ^ - - " - - --ein das immer nur d:e jeweiligen Anschauungen der jeweiligen Regierung vertritt. Darüber ist natürlich die „Nordd. Allgci». Zig/' über aus entzückt, und sie versehlt denn auch nicht, das ganze lange Schreiben "des Grasen im Wortlaut an leitender Steile abzu- drucken. Was Graf Berchem will, läuft doch schließlich nur darauf hinaus, daß Alles, was Mensche»-A»IIitz trägt, be rechtigt sein soll, in nationaler Beziehung das Hauvl hoch zu erheben und Selbstgefühl zu veera.he», nur der Deutsche nicht. Der Deutsche allein soll nie sagen dürsen, wie es ihm mu's Herz ist, was er denkt und suhlt: sein politisches Urtheil soll immer hübsch lammsromm und zahm sein, und wenn auch die anderen Natio nalitäten rings umher sich eine Unverschämtheit nach der anderen erlauben, der Deutsche muß immer besichtigen, daß er die Milch der frommen Denkungsart von Kindheit an eingesogen hat, und darf bei Leib« nicht einmal in einen ehrlichen Germauen-Zor», in eine» ku»»r toutoinous geralhen. Wenn Gras Berchem lauter nationales Fischblut in den Adern hat, so soll es ihm ja »»be nommen bleiben, daraus für seine Person die entsprechenden .Kon sequenzen zu ziehen. EntschiedeiicVcrwahruna aber muss dagegen ein gelegt werden, daß er sich als berufener Vertreter der nationalen öffentliche» Meinung Deutschlands, und gar als ein Verfechter Btsmarck'scher Ideen, gerirt, wie er es als ehemaliger Unter- staatssekretär und politiicher Mitarbeiter des Altreichskanzlers mit Vorliebe thut. Demgegenüber kommt die Lenz'sche Veröffentlich- ung mit ihren interessanten Strcislichiern aus die Bismcirct'sche Kolonialpolitik gerade zur rechten Zeit. Die Gegenwart mit ihrer schwächlichen Berchem'schen Mästung wird dadurch daran er- mncrt, daß gerade Bismarck es meisterhaft verstand, im rechten Augenblick einen nachdrücklichen, kräftigen Ton gegen England anzuschlagen und daß er Zeit seines Lebens unser Verhältniß zu England strengstens auf dem Fuße der Gegenseitigkeit zu halten wußte. Damals hatte Eugland eine scheue Hochachtung vor dem deutschen Michel, der so sicher und zielbewußt in aller Welt auf trat. Seitdem das aber anders geworden ist und wir unsere Freundschaft den Engländern ausdrangen, sängt man drüben an, hochnäsig auf uns herabzusehen und uns als guuntitö nexlikeatzlo zu behandeln. Ein aus solche Weise gewonnenes englisches Eisen im Feuer kann uns in keiner Hinficht etwas nütze». Wir schwächen durch das fortwährende Anhimmcln Englands nur unser Ansehen in aller Welt und bekommen von den Engländern nichts als sackgrobe Unhöslichkcitcn zur Erwiderung. Von englischen Gegen diensten ist nirgends die Rede: so hat erst jüngst die von Deutsch land beabsichtigte Wcitersührung der Bagdadbahn bis Koweit von London aus eine höhnische Zurückweisung erfahren. Wenn die Leitung unserer auswärtigen Angelegenheiten aus alledem die richtige Lehre ziehen wollte, so sollte sie sich nicht an politischen Rezepten ä ia Graf Berchem ergötzen, sondern sich vielmehr be mühen, ihre Unabhängigkeit nach allen Seiten hin so zu befestigen, dak ihr nicht bei jedem Stirnrunzcln Englands oder einer anderen Macht unbehaglich zu werden braucht, sondern das? sie dabei kühl bis an s Herz hinan bleiben und, wenn cs nöthig ist, auch einmal ungemüthlich werden kann. Neueste DrahtmelduriKen vom 23. Juli. Urtheil im Leipziger Bankvroreh. Leipzig. Nachmittags 4 Uhr 45 Minuten verkündeten die Geschworenen nach fünfstündiger Bcrathung ihren Wahrspruch wie folgt: Exner wurde des betrügerischen Bankcrotts und der Verschleierung im Geschäftsbericht und in der Bilanz schuldig gesprochen. Die Frage wegen der Verschleierung im Communiquä und wegen Betruges gegen Blcichröder wurde verneint: m letz terem Falle hingegen Verschleierung angenommen. Die Straf- thaten gelten als durch eine Handlung begangen. Mildernde Um- stände dafür werden verneint. Im Falle v. d. Heydt u. Co. wird die Frage des Betrugs verneint, desgleichen im Falle der Untreue gegen die Leipziger Hypothekenbank. Dr. Gentzsch wird fürschuldig befunden deS betrügerischen BankcrottS und der Verschleierung im Geschäftsbericht und in der Bilanz, wogegen die Verschleierung im Communiquü verneint wird. Diese Straf- thaten gelte» als durch «ine Handlung begangen. Mildernde Umstände werden zugebilligt. Die Fragen wegen Betruges gegen v. d. Heydt u. Co. und wegen Untreue gegen die Leipziger Hypo thekenbank wekden verneint. Dodel wird der Verschleierung in der Bilanz schuldig besnnden unter Zubilligung mildernder Umstände. Die Frage der Untreue gegen die Leipziger Hypo thekenbank wird verneint. Schröder. Mayer und Wölker werden der Verschleierung im Geschäftsbericht und in der Bilanz schuldig befunden. Die Frage der Verschleierung im Com- miiniquS wird verneint. Allen Dreien werden mildernde Um stände »»gebilligt. Börster.FiebigerundWikien« werden unter Zubilligung mildernder Umstände der Verschleierung im Geschäftsbericht» schuldig befunden. — Gegen 8 Uhr Abend« verkündete der Präsident folgendes Urtheil: Exner 5 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust, 7 Monate der Untersuchnngs- hast werden aus die Strafe angerechnet, Gentzsch 3 Jahre Ge fängnis?, 7 Monate der Untersiichungshnst werde» in Anrcchnung ge bracht, Todel 15000 Mt. Bk ayer 18000 Mt , Schröder 180> «i Mark, Völker 18 000 Mark, Iicl> iger 8000 Mark, Vörstee 5000 Mark und Willens 5000 Mark Geldstrafe. Tie Urtheiis fällung erfolgte vor überfülltem Gcrichtsscia!. Exner und Gentzsch waren bei der Urtbeilsverkündigung sichtlich zujammengcbroche.' * Leipzig. Bankprozeß. Nach der Verkündung de, Wnhrspruchs der Geschworenen beanlrogtc kcr Staatsanwalt Weder für Exner eine langjährige Znchthanvstra'e, für Gentzsch eine mehrjährige Gesänguißsirase unter Anrechnnng der verdutzten Untersuchungshaft vom 1. Januar 1902 ad. Staatsanwalt Kunz beantragte gegen verschiedene Anssichlsralhsinitglieder angemessene Geldstrafen je nach der Länge der Amtsdaner: es sprachen noch die Vcrthcidiqcr Gordan und Broda. Tie Rechtsanwälte Zehine und Roscnthal verzichteten ans's Wort. Die Angeklagten erklärten, sie hätten nichts mehr auszusagen. * Leipzig. Die Verkündung des Urtheiis erfolgte bei laut loser Stille des gcsannnten PnbliOuns. Der grosse Tchwurgcrichls- saal war überfüllt. Bein? Ericheinen des Gerulstshojes ging eine sichtliche Bewegung durch die Rcihcn der Auge.'lagten. Gentzsch vermochte sich nur mühevoll ausrecht zu erhalten, einzig ungebeugt stand Exner da. Nach einer kurzen Pause vcrlündete der Prä sident mit lauter Stimme das Urtheil. Als er gegen Exner Zucht hausstrafe verlas, erbleichte derAngcllagte und grits nach der Lehne der Anklagebank, um eine» Halt zu gewinne»: man sab, wie er sich mühsam anscccht erhielt und wie er innerlich zujammeubrach. Exner und Gentzsch haben sich die Einlegung der Reoiiion Vorbe halten. Vor dem Gcrichtsgebände erwartete eine nach Tausenden zählende Menschenmenge das Urtheil. * Leipzig. Bankprozeß. In der Urtheilsbegründnng wurde ausgeführl: Exner habe durch schmählichen Missbrauch des in ihn gesetzten Vertrauens großes Unglück über Tausende herbcl- gesührt. Lurch sein Vorgehen hätten Treu und Glaube» «m Handel und Verkehr eine siete Erschütterung erfahren: wohl habe er nicht aus Habsucht, sonder» ans Ehrgeiz gebandelt. Da er aber immer- hin eine niedrige Gesinnung an den Tag gelcgi habe, sei auch ans Ehrverlust erkannt worden. Auch Gentzsch täuschte das in ihn ge setzte Vertrauen ans's Acrgste, stand aber vollständig unter Exner's Einfluß und hatte wohl auch nicht dos volle Bewußtsein der Strafbarkeit seiner Handlungsweise. Die übrigen Angeklagten hätte», obgleich auch ihnen dieses Bewusstsein fehlte, durch unver- aiitmortlichc Pflichtverletzung zur Herbeiführung der Katastrophe bcigctrcigen. - * Söholt. Die „ Hohcnzollern " ist soeben nach guter Fahrt vor Ocrskog eingetrosfen. Ob die Fahrt nach Gcirangerjjord stattfindct, wird vom Wetter abhängen. An Bord ist Alles wohl * Hain bürg. Zwei als vermißt angegebene Personen haben sich gemeldet, sodas? die Zahl der Vermißten jetzt 112 be trägt. Freilag Nachmittag findet in der Leichenhalle beim Lübecker Thor für die Opfer der Katastrophe, deren Leichen ge sunden und rckognoscirt worden sind, eine gemeinsame Leiche«: fcier statt. Die Leichen werden aus dem Ochlsdorscr Fricdhwc beerdigt. * Hamburg. Der Dampser „Primus" ist Abends ge hoben worden und soll morgen bei Wattersdorf ans Strand gesetzt werden. Bisher wurden 26 Leichen geborgen. * Ischl. Ter Kronprinz von Sachsen traf Nachmittags mittels Hofsonderzugs hier ein und wurde am Bahnhöfe vom Kaiser Franz Josef, welcher die Uniform seines sächsischen Ulancn- regiments unt dem Bande des Hausordcns der Nanlcnkrone trug, empfangen. Nach herzlicher Begrüßung fuhr der Kaiser mit den« Kronprinzen nach dessen Absteigequartier, wo sich die Erzherzogin Marie Valerie cingesnndcn batte. Die Erzherzogin verweilte etwa eine Viertelstunde bei dem Kronprinzen und fuhr sodann nach der kaiserlichen Villa. Unmittelbar daraus stattete der Kronprinz, begleitet von dem ihm zugetheilten Ehrcnkavalier, Fürsten Dietrich stein, dem Kaiser eine» viertelstündigen Besuch ab. Oiegen -'Vj5 Ubr holte der Kaiser den Kronprinzen zu einer in der kaiserlichen Villa slatlsindcndcnTasel ab, an der auch die Erzherzogin Marie Valerie, der sächsische Gesandte Graf Rex und das Gefolge des Kronprinzen thcsinahmen. * Ischl. Abends fand Fa m ili en d i n er in der kaiserliche«' Villa statt. An demselben nahmen der Kronprinz von Sachsen und die Prinzen Leopold und Georg von Bovern Thcil. * Prag. Landtag. Forscht befürwortet eine billige Ver ständigung im nationalen Streite, um die Finanzlage zu bessern Brchni sAlldcntschcrs betont, die Deutschen stellten dos Staalv interesse voran. Bärnreither sversassungötrcuer Großgrundbesitzer! heißt die Boranilcllung der Wirtbschastssragen gut und betont die Nothwendigkcit, den nationalen Streit znrückzustellc», um die Lö'- ung der nationalen Streitfrage ans modernem Wege durch Prüf ung praktischer Verhältnisse z» versuchen. sBeifall.I Markarl ldcntschc Volkspartcis und Schlicker ldeutsch-fortschrittlichi ver langen eine nationale Abgrenzung. Kallina lC^cches eine Gleich stclluna zwischen Czcchen und Deutschen. Die Debatte wurde hieraus geschlossen. * London. Der König beabsichtigt, Sonnabend in Cowcs eine Sitzung deö krirzc Oouneii unter seinem Vorsitz abzuhaltcn Berlin. lPriv.-Tel.s Der Kaiser hat heute früh von Drontheim die Rückreise über Menok nach Bergen angctreten, wo am Sonnabend die Ankunst erfolgt. Berlin. sPriv.-Tel.j Die Zoiltarifkommission des Reichstages beendigte heute die Bcrathung des AbsckmlttS „Thon- waaren", wobei im Wesentlichen wieder die Zollsätze der Vorlage angenommen wurden. Dann wurde in die Bcrathung des Ab- schnitts „GloS und Glaswaaren" cingetrctcn, wobei die Zoll- sätze für Spiegel- und Tafelglas, entgegen der Vorlage, etwas ermäßigt wurden. Schließlich wurden die Zeitungsberichte über die gestrige Rede des Grasen PosadowSkv zur Sprache gebracht. StaatssekretärGrafPosadowsky konstatirt,daß ernichi vomSchestern OL--ISKMM.101w89lld
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