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Dresdner Nachrichten : 20.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189906208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990620
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990620
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-20
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.06.1899
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Dvesdirev Nachrichten. LVS. Seite S. »» Dienstag, SV. Juni L8SV fahrung gemacht (erneut«' Heiterkeit), sie habe» auch ihre Steuer- vcrwaltuna; cs werden da christlich gesinnte Arbeiter von Arbeits stätte zu Arbeitsstätte geiagt und vcrsolat, wenn sie nicht in die Partcikassc zahlen. (Lebhafte Unterbrechung links.) Ja, ist denn das nicht wahr? Vertreten Sie dach, was Sie thun. Ich schließe iiieine Ausführungen, meine Herren: Ich Haffe, daß diese 8 Zeit nuck ein starkes und niuthiges Bürgerthmn finde. (Beifall und Zischen.) — Aba. B edel (Soz ): Nach de» Ausführungen vom Bundesrathstisch ist dies nichts Anderes als ein Gesell gegen die Sozialdemokratie: aber Sie werden Ihre» Zweck nicht er reichen. Wird diese Vorlage Gesetz, so wird die Sozialdemokratie nur noch mehr und immer mehr wachsen. Eine solche Entrüstung und Empörung, wie über diese Vorlage, habe ich »och nie unter den Massen gefunden. Wir wissen, wo die Vorlage ihren Ursprung hat: in einer Unterredung in der Waschküche zu Bethel. Nöthig ist nicht eine Verschlechterung des Koalitionsrechts, sondern eine Erweiterung. Wie das Arbciteriyndikat niit Drohung und Zwang Vvrgeht, sollte doch auch der Staatssekretär wissen. Bei Ihnen läßt man das durchgehen, Arbeiter bestraft man, wenn sie sich bessere Arbeitsbedingungen zu verschaffen suchen. Herr ti. d. Recke duldet, wenn der Cenlralverband deutscher Industrieller sich mit politischen Fragen beschäftigt. Gewerkvereine müssen sehr vorsichtig sein, daß sie nicht etwa eine Sache streifen, die die Polizei für eine politische hält. Ter Reichskanzler hat versprochen, daß wenigstens 8 8 des preußischen Vereinsgesetzes bis Ende dieses Jahres aufgehoben werden soll: aber versprechen und halten scheint auch bei den Regierungen Zweierlei zu sein. Die bestehenden Strafbestimmungen, 8 153 der Gewerbeordnung, gairz abgesehen von unzähligen Straf rechtsparagraphen, sollten doch, zumal bei der Art ihrer Anwendung gegeniibcr Arbeitern, der Regierung schon mehr als genügen. Die Behauptung, daß die sozialdemokratische Partei leitung auch bei dem Streik die Hand im Spiele habe, ist ganz haltlos. Gerade davon hält sich die Parteileitung absolut fern. Was soll man von der Vorlage sagen, wenn schon jetzt Arbeiter wegen „Erpressung" zu 8 Monaten Gcsängniß vcrurtheilt werden, weil sie den Unternehmern ihre Bedingungen mittheilten mit dem Hinzufügen: gehe derselbe nicht darauf ein. so würden sie die Arbeit cinslellen. Redner führt ein bezügliches Urtheil des Dresdner Landgerichts an. lvobci links der Ruf „Pfui" ertönt. (Präs. Graf Ballcstrcm: Der Ruf „Pfui" ist unparlamentarisch, das hat schon einer meiner Vorgänger gesagt.) Redner wendet sich schließlich der „berüchtigt gewordenen" Denkschrift zu; dieselbe sei thatsächlich eine der gehässigsten Akte. «Präs. Gras Ballcstrcm erklärt diesen Ausdruck für nicht zulässig, derselbe verstoße gegen die Ordnung des Hauses.) Er begreife nicht, wie ein Geheimrath, der als Jurist doch ein bischen logisch müsse denken können, eine solche Denkschrift verfassen, und wie der BundcSrath dieselbe, die doch geradezu eine Beleidigung des Reichstags sei, billigen könne. Vor Allem sei das Geacntheil wahr, daß Ausschreitungen gerade im Bereiche für Arbeiterorganisation zugenommen hätten. Etwas so Hetzerisches wie die Denkschrift und die Vorlage habe es noch gar nicht gegeben, werde die Vorlage Gesetz, so gereiche das Deutsch land zur Schande. (Beifall bei den Sozialdemokraten). Wciter- berathung morgen. Berlin. Das Abgeordnetenhaus lehnte dem Antrag der Kommission entsprechend den vom Abg. Langerhans beantragten Gesetzentwurf, betreffend Aufhebung der Verpflichtung der bürger lichen Gemeinden bez. der Psarr- und Kirchenbauten, gegen die Stimmen des Freisinns und des Centmms ab. Morgen: Char- freitaas-Vorlage. Berlin. Der König von Sachsen gedenkt am '23. Juni Nachmittags 5 Uhr in Berlin einzutreffen und sich vom Bahnhof zur Kaserne des 2. Eisenbahn-Regiments zu begeben, um dort die beiden König!, sächsischen Kompagnien zu besichtigen. Der König wird das Abendbrot im Kasino des Regiments einnehmen und im König!. Schlosse übernachten. Am Sonnabend den 24. Juni fährt der König in Begleitung seines hiesigen Gesandten und der Frau Gräfin v. Hohenthal, des Militärbevollmächtigten Major Krug v. Nidda und des Legationssckretärs Freiherrn v. Fritsch nach Stettin, um die Namengebung des Schiffes „König Albert" aus der Werft des „Vulkan" zu vollziehen. Hieran schließt sich der Empfang der in Stettin lebenden Sachsen und die Fcst- sahrt nach Heringsdors, wo der König übernachtet. Am 25. Juni erfolgt die Rückfahrt nach Dresden. Die Reise nach Danzig ist wegen des Unfalls der Königin ausgcgcbcn. Berlin. Die „Deutsche Taaesztg." bestreitet den „Dr. Nachr." gegenüber, daß eS ihr bei ihrer Polemik wegen Ausgabe der neuen sächsischen Rente auf einen persönlichen Angriff annctvmmen sei und sagt, daß wir die Schuld von der gcsainmtcn sächsischen Regierung auf die zuständige Stelle zu konzentnrc» suchten, geschah lediglich im Interesse der sächsischen Regierung selbst. Wir können auch heute noch nicht aniielune», daß das Vorgehen des Finanzministeriums bei der gcsammten sächsischen Regierung gebilligt worden ist, persönliche Rücksichten können durchaus nicht in Frage kommen, da wir die rn Betracht kommenden Persönlichkeiten gar nicht kennen. — Der Reichstagsabgeordnete v- Kardorff richtet an die „Verl. N. N." eine Zuschrift, in welcher er im Anschluß an die Polemik gegen die Begebung der neuen sächsischen Rente ousführt, daß die Ausgabe 4vrozcntigcr Obligationen seitens großer, solid sundirter Gesellschaften wesentlich dazu beigetrngen habe, den Kurs der Konsols, Pfandbriefe. Kommunalanlcihen re. zu drücken. Der artige Obligationen würden wegen des höheren Zinssatzes lieber vom Publikum gekauft wie Konsols oder tzprozentige Pfandbriefe. Daß dies dem .Kurse der letzteren nicht zu Gute komme, liege auf der Hand, denn auch >ene Thcil-Obligationen würden börsen- mäßig gehandelt. Dieser Zustand werde andauern und werde sich zu Ungunsten der Konsols und Pfandbriefe noch weiter entwickeln, jo lange der Aufschwung der Industrie fortbcstehc und eine immer gesteigerte Ausdehnung der industriellen Anlagen Hervorrufe. — Im Reichstag haben die Abgeordneten Graf Kanitz, v. Kardorff, Dr. Lieber und Münch-Fcrber ein Gesetz zur Abänderung des Zolltarifgesetzes eingebracht. Berlin. Zu den Konferenzen des Pros. Zorn in der Schieds- gcrichtsfrage wird mitgetheilt. daß derselbe neue Instruktionen er halten habe, Deutschland sei im Prinzip geneigt, in der Schieds- gcrichtsfrage Konzessionen zu machen. Nachdem die englischen und amerikanischen, vor Allem auch die russischen Delegirten sich eifrig bemühten, wenigstens mit der Schicdsgerichtsfrage etwas Positives auf der Haaaener Konferenz zu Stande zu bringen, hegt man auch hier aus politischen Rücksichten den gleichen Wunsch. Man müsse jedoch zuvor absolute Garantie haben, daß in der Schiedsgerichtsfrage kein Mißbrauch zum Nachtheile Deutschlands getrieben werde. Es schwebten demgemäß zur Zeit noch Er wägunge». — Von der deutschen Verwaltung der onatolischen Bahn rst zum Herbst eine Forschungsreise nach dem Euphrat und Tigris geplant. Von dem Ergebnis; der Expedition soll abhäugen, ob die Weiterführung der anatvlischen Bahn nach dem Eüphrat- und Tigrisgebiet über Angora oder Koni» stattzufinden hat. Kiel. Der dänische Schooner „Mimi Fischer" ist bei Schön wald gestrandet. Der Kapitän, dessen Ehefrau und ein Kind, sowie zwei Matrosen sind ertrunken. Helgoland. Die Nacht „Hohen; oll cm" mit dem Kaiser an Bord ist heute hier cingctrvffen und ankerte neben dem „Mars", da dieses dos Ziel für die voraussichtlich morgen Abend von Dover hier eintreffendcn Nachten ist. Paris. Nach drei formellen Sitzungen vertagte sich die Kammer bis Mittwoch, der Senat bis Donnerstag. Waldcck- Rousseau begab sich Vormittags in das Elysöc. um dem Präsi denten Loubet über den Stand der Dinge Bericht zu erstatten. Waldeck-Rousseau sprach die Hoffnung ans, daß die von ihm ein- gclciteten Verhandlungen heute Abend zu einem Abschluß gelangen werden. Mailand. In Alcssandria wurde vorgestern nach acht tägiger Verhandlung der Erzpriester Verzone zu 17>/s Jahren Zuchthaus verurtheilt, weil er eine Bäuerin aus Furcht vor an- aedroyten Verleumdungen mit Hammerschlägen ermordet und den Leichnam in den Graben geworfen hatte. London. In Hongkong eingeaangcne Nachrichten wider sprechen den Meldungen von der Ermordung des Missionars Phillips und seiner Begleiter. Die Missionare sollen sich sämmt- lich in Sicherheit befinden. Die Berliner Börse verkehrte heute in stark schwankender Haltung. Die Verhältnisse am Geldmarkt werden trotz der im Ganzen günstigen Beurtheilung des heutigen Reichsbankausweises noch als kritisch angesehen. Die Erhöhung des Diskontsatzes um i/r Prozent überraschte nicht, da man eher eine Erhöhung um 1 Prozent erwartet hatte. Zunächst war die Stinimung matt, und .war auf matte Tendenzberichte aus Wien, wo die Erkrankung deS österreichischen Kaisers verstinimt hatte. Im weiteren Verlause i rat aus einige Deckungslust eine Befestigung ei», die aber bald Wird« auf Realisationen am Montanaktienmarkt verwischt wurde. Der Verkehr hielt sich in recht engen Grenze». Am Markte für Bankaktie» hielten sich die Kurse ungefähr aus der Höhe vom Sonnabend. Eisenbahnaklien, und zwar heimische wie fremde Bahnen, etwas niedriger. Recht matt lag der Montanaktienmarkt, an dem Realisationen überwogen. Von Renten erfuhren Spanier einen starken Rückgang auf die Nachricht von einer Eoupviikürznirg; auch Türken waren angeboten: heimische Fonds wenig verändert. Privatdiskont 4'/« Prozent. — Am Spiritus-Markt war die Haltung schwach. 70er 30 Pfg. niedriger, bezahlt wurden 40,30 Mk. Jni Getreide- Verkehr brachten größere Käufe russischer und rumänischer Finnen eine Befestigung der Tendenz mit sich, auch aus Nordamerika lauteten die 'Nachrichten fest. Weizen und Roggen etwa l.50 Mk. höher, Hafer gut behauptet. Nach Er mittelung der Eentralnotirungsstelle der preußischen Landwirth- schaftskammern wurden bezahlt in Berlin: Weizen 103, Roggen 140,25, Hafer 146.50 Mk.; in Stettin-Stadt: Weizen 101. Roggen 146, Hafer 135 Mk. — Wetter: Schön; Ostwind. FrauIIurl a. M. «Schlich > kndil 221,70 LtSkonio 195,80. Dresdner Banz »UM. Slaaiübahn —Lombarden MM Laurahiitte 250,80. Ungar. Gold Portugiese» 25,80. Fest. Part«. (8 Uhr »(»«mittag«.) Rente 101,40. Italiener SV.07. Spanier 6«,«», sortugteie» 26.so. Türken LS,UV. Tttrlenlaose 128,00. Otlomanbank S7Ü.00. Staats, ah» 755,00. Lombarde» —. Besser. Pari«. ProduttenmarN. Wei,en rer Juni IS.ilb, per S«ptbr.-De,br. Al,8«, sesl. Mlbol rer Juni 50,00, rer September-Dezember öl,75, beh. Ertrltui rer Juni 42,50 rer September-Dezember 87,75, ruhig. Amsterdam. Produkten-Bertcht. Weizen per Slovemberl>er vittrzgeschästilo«. «loggen rer Oltober 180.00 rer Mörz —. London. (Produkten- Bericht.) Engltjcher Wetze» >/„ stemdu höher al^vortj Woche. Mais und Gerste fest, übrige Artikel fest aber ruhig, von schwimmendem Getrei Weizen nur zu niedrigere» Preisen verlaufsich, Gerste stramm, Mats ruhig aber stetig. — Wetter: Bewölkt. rar ibe OertlicheS und Sächsisches. — Die Besserung im Befinden Ihrer Majestät der Köuigin macht die erfreulichsten Fortschritte. Die hohe Frau verbrachte auch den größten Theil des gestrigen Tages außer Bett und machte Nachmittags eine 'Ausfahrt. — Nach Stettin wird Ihre Majestät am 24. d. M. Sc. Majestät den König nicht begleiten. — Bei Ihren König!. Hoheiten Prinz und Prinzeß Friedrich August fand vorgestern Nachmittag in der Prinzl. Villa zu Wachwitz Familientasel statt, an der Ihre König!. Hoheiten Prinzen Georg. Johann Georg, Albert, Prinzeß Mathilde und Prinz Georg der Jüngere thciliiahiucii. — Im Einverständniß mit dem Olierhvfmarschallamtc ist für die Feier der Denkmalscnthüllnng i» Ehemnitz folgende Festordnung ausgestellt worden. Se.Majestät derK önig und bicPrsii .en des königlichen Hauses sammt Gefolge treffen am 22. d. M Vn12 Uhr Mittags in Ehemnitz ein. Bor dem Portal des Hanpthahnhvses ist eine Kompagnie ausgestellt, um die militärischen Ehren zu er weisen. An den Straßen vom Hahnhof bis znm Hauptinarkte wird Spalier gebildet. Zunächst kommen bis zur „Linde" die ver einigten Militärvcrcinc. Dann feigen die übrigen Korporationen, von denen bis jetzt 3 Vereine der Turner und Feuerwehren, 15 Innungen, ein Radsahrervcrcin, der evangelische Arbeiterverein und die wchüler der Technischen Staatslchranstaltcii angcmcldet sind. Außerdem bethciligen sich daran die Schüler des Gvmiici- siums, des Realgpmnasiums, der Realschule und 14,000 Äolks- schülcr. Der Zug bewegt sich ohne Unterbrechung bis znm Haupt märkte. Hier haben Deputationen der Krieger Ausstellung ge nommen. Zunächst den Denkmälern steht die Fahnen-Deputation der Militärvcreine, der sich die übrigen Jahnen anreihcn. Die Weiherede hält Herr Oberbürgermeister Dr. Beck- Nach der Ent- hüllunasfeierlichkeit fährt Se. Majestät bis zur Rcichspost, wo sämmtliche Postbeamten paradieren. Herr Obervostdirektor Geislcr richtet eine Begrüßungs-Ansprache an Se. Majestät. Hieraus fahren die Wagen vor dem neuen Rathhause vor. Der König be triebt sich ans eine kurze Zeit nach dem Sitzungszimmer des Nathes. Sodann bewegt sich der Zug nach dein Ncnitädter Markte. Hier findet eine Parade des Regiments und der vereinigten Militär- Vereine statt. An diese schließt sich ein Festmahl im Kasino. Während des Mahles erfolgen im Garte» Gesanasvcrträge seitens mehrerer Vereine. Gegen 4 Uhr erfolgt die 'Rückfahrt. — Kammcrhcrr Sahrer v. Enhr aus Dahlen und Gemahlin sind vorgestern früh von Sibyllenvrt abgereist. — Sc. Exeellenz Ministerpräsident Dr. Freiherr von Crails heim nebst Tochter, sowie Graf Foucauld, französischer Militär-Attache zu Berlin, sinkß zu mehrtägigem Aufenthalt im Hotel Bellevue cingctrofsen Se. Excellen; ViSeount Gvngh, englischer Botschafter zu Berlin, nebst Familie, hat nach längerem Auscnthalt daselbst genanntes Hotel wieder verlassen. — Dem in den Ruhestand getretenen Oberlehrer Johann Jeremias in Bautzen wurde das Vcrdicnstkreuz und dem Post- vackmeistcr a. D- Förster in Meißen das Allgemeine Ehren zeichen verliehen — Am 1. April war der Zeitraum ahgclaufcii. bis zu welchem die bestehenden Innungen ihre Verfassung den Vorschriften des Ncichsgesctzes vom 20. Juli 1807 entsprechend umzugeslattcn hatten. Sic konnten entweder freie Innungen bleiben n»d sich daraus be schränken, ihre Satzungen den veränderten gesetzlichen Besiiminungen anznpasscn, oder sic stellten bei der Krcishanptiiianiischast den An trag ans Bildung einer Zwangsinnung für bestimmte Gcwerbs- zwcigc. Das Wesen der Zwangsinnung besteht, wie schon der Name andcutct. darin, daß Jeder, der das betreffende Handwerk innerhalb des Jnnungsbezirks selbstständig betreibt, kraft Gesetzes ohne Weiteres der Innung als Mitglied angchört. Die Errichtung der Zwangsinnung erfolgt durch Verfügung der höheren Ver waltungsbehörde, nachdem sestgcstellt worden ist, daß die Mehrheit der betheiligten Gcwerbtreibendcn der Einführung des Beitritts- Zwanges zuslimmt. Aus dieser veränderten Rechtsgrundlage haben sich nun bis znm 1. Avril die JmmngSverhältnissc im Königreiche Sachsen folgendermaßen gestaltet: Es sind insgcsnmmt 102 Zwangst »nun gen entstanden, darunter befinden sich 28 Neubildungen von Innungen. Die Zahl der reinen Fach- inimiigcii beläuft sich auf 128. während 34 Innungen verwandte Haiidwerkszweigc umfassen. Die »leisten Jachinnungen finden sich im Bäckereigewerbe (37). dann folgen die Schneider (21), Schuh macher (18), Tischler (12), Schlosser >7), Klempner und Schmiede (je 5). Die übrigen Gewerbe sind nur vereinzelt vertrete». In der Bildung begriffen waren am 1. Avril noch 207 Zwangs innungen. hierunter 90 reine Jachinnungen. Die Zahl der Innungen, die sich als freie Innungen organisirt haben, be trägt inSgesammt 707, hierunter 14 neu errichtete Innungen. Von 180 Innungen waren die Satzungen bis zum 1. April genehmigt, bezüglich der übrigen schwebt das Verfahren noch. Zu den sreie» Innungen gehören 501 Fach- und 200 gemischte Innungen. Die ineisten Jachinnungen besitzt das Fleischerhandwerk (100), dann folgen Schuhmacher (57). Bäcker (39). Schneider (37). Baumeister und Baugewerkcn (32). Weber (23), Tischler <2l), Klempner und Schmiede (je 15). Stellmacher und Strumpswirker (je 13), Gerber (II). Tuchmacher und Töpfer (je 10). Für die übrigen Gcwerbszweige bestehen weniger als 10 Innungen. Aufgelöst '«en sich nach Inkrafttreten des Rcichsgcsetzes vom 29. Juli 1897 insgesammt 09 Innungen. — Am vergangenen Donnerstag den 15. ds. M. hatten der Obmann der „König A lb er t-I u li il ä ums st i st un g Sächs. Staatsbeamte n" für den Bezirk Stadt Dresden, Sekretär Schütt (König!. Statistisches Bureau) und dessen Stell vertreter Rechnungsinipektor Rictschcl die nunmehr gewählten oder ernannten Vertrauensmänner und deren Stellvertreter zu einer Versammlung nach dem weißen Saal der „Drei 'Raben" hicrselbst eingcladen. Fast alle Gewählten der für Dresden gebildeten 119 Bcamtengrnvpcn waren der Einladung gefolgt und der Zweck dieser erstmaligen Versammlung: über die Funktionen der Ver trauensmänner sowie über Mittel und Wege zum weiteren 'Aus bau der Stiftung zu berathcn, fand in weitgehendster Weise seine Erledigung. Nachdem der Herr Obmann die Erschienenen, unter denen sich auch mehrere Mitglieder des Vcrwaltungsausschussesdcr genannten Stiftung befanden, bcwillkommt und in seiner Be grüßungsansprache zu gemeinsamem gedeihlichen Wirken aufgcsordert hatte, wurde zunächst dem eigentlichen Gründer der Stiftung, Herrn Sportelkassirer Pfeiffer (König!. Polizeidirektion) das Wort ertheilt. Redner gab ein anschaulichcs Bild über die Entstehungs geschichte der Stlstung. deren Zweck. Organisation und ihre Segnungen rc. sowie über den mit der Stiftung zugleich in's Leben getretenen engeren Zusammenschluß der gcsammten Sächs. Staatsbeamten und besprach später an der Hand der Stistungs- sntzuiigen noch die einzelnen Obliegenheiten der Vertrauensmänner. Die Stiftung erstrecke sich auf etwa 18,000 Beamte, während ihre gegenwärtigen Erträge nur erst etwa 1800 Mk. betragen: es müsse also noch viel gethan werden, um sie zu einem wirklichen Helfer in der Nottz zu gestalten. Die zu gewährenden Unterstützungen aus der Stiftung sollen mehr eine freiwillige Gabe als ein er betenes Almosen sein; der Vertrauensmann habe darum in seinem Bezirk unter Umständen selbst nachznsorschen, wo wirkliche Noch und Bedrängniß vorhanden sei. und um dteS möglichst zu erleichtern, seren die Beamten in so viele engbcarenztc Gruppen clngetheilt worden. Reicher Beifall lohnte den Redner für seine klaren eingehenden Ausführungen. Der Kassner der Stiftung. Herr Oberrcchnunasrevisor Günther (Könial. Ober- rcchmmgskanimer). legte eine Uebersicht über den Bestand der Stiftung dar, aus welcher hervorgina, daß die Stiftung zwar nur in langsame», jedoch stetem Wachsen begriffen ist und zur Zeit über 00,500 Mk. aufweist Die neuerlichen Zuwendungen setzen sich zusammen ans Ueberschüssen von Veranstaltungen zur Geburts tagsfeier Sr. Majestät des Königs, aus gelegentliche» Samm lungen, Reinerträgen gedruckter Festreden :c. Es entspann sich hiernach eine rege Debatte über künftig cinzuschlagende Wege zu der erwünschten Kapitalvergrvkerung. bei der mancher beherzigenS- werlhe Vorschlag aus ber Mitte der Versammlung — so u. A. namentlich von den Herren Zollassistent Riedel, Eisenbahn- Sekretär Fischer, Sekretäre Fey, Pickert und Röber — gemacht wurde. Der Herr Obmann gab der allgemeinen Ansicht dahin Ausdruck, daß man keinen Anlaß, die Stlstung zu stärken, künftig unbenutzt vorübergehen lassen solle und auch die heutige Versammlung eine schone Gelegenheit biete, ihr neue Mittel zuzufühcen, damit sie immermehr eine Beglückerin und Seaenspenderm in der Noth werde. Der allseitig zustimmend begrüßte Vorschlag fand einen klingenden Widerhall, indem der Stiftung sofort einige 70 Mk. zufioffen. Mit einem begeistert ausgenommenen Hoch aus Se. Majestät den König schlnb der Vorsitzende Sekretär Schütt Punkt 11 Uhr die animirtest verlaufene Versammlung. Dem allseitig ausgesprochenen Wunsche nach öfteren derartigen Zusammenkünften soll künftig vierteljährlich entsprochen werden. — In einer am Sonntag Mittag in der Güld'nen Aue ob- gehaltenen, nicht sehr stark besuchten öffentlichen Maurer- Versammlung wurde bei der Berichterstattung über den Stand des Streiks bekannt gegeben, daß sich die Verhältnisse seit der letzten Versammlung am Mittwoch nicht wesentlich geändert hätten. ES arbeiteten ca. 1200 Maurer für den erhöhten Stnndenlohn Von 50 Pfg. und eine ebenso große Zahl noch zu den alten Lohnsätzen; etwa 450 Gesellen befänden sich noch im Streik. Die allgemeine Situation sei für die Streikenden noch günstig und wenn alle Maurer, die anfänglich die Arbeit niedcrgelegt gehabt, festgebliebcn wären, dann hätten die Arbeitgeber schon längst nachgeben müssen. Viele von denjenigen Bauunternehmern, welche sich dem Vorgehen der Innung angesLlosscn hätten, stünden bereits vor dein Bankerott und würden aus alle Fälle noch die Forderungen bewilligen müssen. Die Berliner Unternehmer hatten einen Gcwaltstrcich insofern vollsührt, als sie durch die beschlossene Aus sperrung bereits über 5000 Maurer ans die Straße geworfen hätten. Das; auch in diesem Falle wieder die staatlichen und städtischen Behörden den Unternehmern ihr Entgegenkommen in Aussicht gestellt haben, wnnderc die aufgeklärten Arbeiter nach den früheren Vorgängen in dieser Beziehung nicht mehr. Da die Bauaewerks- »icistcr beabsichtigten, diese Aussperrung über ganz Deutschland in Scene zu setzen, so müßten vor allen Dingen die Dresdner Maurer damit rechnen. Um dieser Maßregel aber ziivorzukommen, könnten dicicnigcn Maurer, welche noch zu den alten Bedingungen arbeiteten, nichts Besseres thun. als am Montag früh cinmüthlg die Arbeit niederzulegen. In der Debatte wurde von mehreren Rednern die Gleichgiltigkeit der Indifferenten scharf kritisirt und diese energisch ausgeforderr, sich am Kampfe zu betheiligen. Ein Redner erklärte u. A-, das; ihm eine allgemeine Aussperrung hier am liebsten wäre, damit wenigstens auch alle diejenigen Maurer, welche jetzt Strcikbrecherdienstc verrichteten, von den Bauten herunter müßten Eine Resolution, welche lautete: die Versammlung beschließt, mit erneuter Kraft und Energie für die gestellten Forderungen ein- zntrctcn und die von der wtrcikkommission übertragenen Arbeiten freudig zu verrichten, wurde einstimmig angenommen. Der Vor sitzende wies am Schluffe noch sehr energisch daraus hin, das; die Streikenden sich nicht etwa dcnr 'Radsahrsport und anderen Ver gnügungen hingebcn, sondern sich der Kommission zur Verfügung stellen sollten. Für 100 Mann sei Arbeit für auswärts vorhanden und cs werde erwartet, daß sich so viele Kollegen zur Abreise meldeten, um den Kamps hier zu erleichtern. — In einer am Sonnabend Abend im Trianoniaalc ab- gehaltcncn, nur müßig besuchten öffentlichen Metallarbeiter- Vers a m m lung erstattete der Tclegirtc dieser Branche, Herr Buchhändler Haack, Bericht über den Anfangs Mai ds- I. in Frankfurt a. M. abgebaltenen Deutschen Gewerkschaftskongreß. Nachdem der Redner kurze Zeit in sachlicher Weise über die Ver handlungen dieses Arbeitcrparlaments gesprochen hatte, erging er sich in einer scharfen abfälligen Kriitk über das Verhalten der Polizei der Gewerkschaftsbewegung im 'Allgemeinen gegenüber und verflieg sich zu der Behauptung, daß das Koalitivnsrecht den Arbeitern nur von Polizeignadcn gegeben worden sei. Als er daraufhin von dem überwachenden Herrn Polizei-Inspektor Born zur Mäßigung ermahnt worden war, suchte er das Verhalten dieses Beamten zu kritischen, weshalb ihm von demselben das Wort entzogen wurde. Als hieraus die Versammlung gegen diese Maßnahme demonstrirte, löste der überwachende Beamte die Versammlung auf. — Drittes Sächsisches Gaukegcln in Dresden. Gestern früh von 8 Uhr an wurde das Kegeln auf sämmtliche» Bahnen fortgesetzt. Um 11 Uhr begannen unter Vorsitz des Herrn BcrliandSvvrsitzcndcn Hcimstädt die Verhandlungen betreffend die Gründung eines Gaues Sachsen. Der Herr Vorsitzende wicS ein leitend darauf hin, daß die Frage der Gründung eines Gaues Sachsen schon 1895 beim ersten Gnukegclfest angeregt worden sei. Herr Rcichert-Leipzig emvfahl hierauf unter ausführlicher Be gründung, sich heute im Prinzip mit der Gründung eines Gaues wachsen, das Königreich, die Herzogthümer Sachsen und die anderen thüringischen Staaten umfassend, einverstanden zu erklären und eine Kommission einzusetzcn, welche die Sache weiter vor- bcrcitcn und nächstes Jahr der Vundcsvorstandssitzung bestimmte Vorschläge zwecks Bildung dieses Gaues unterbrcilcn soll. Hieran knüpfte sich eine längere lebhafte Debatte. Herr Map-Chemnitz imd Eugelhaupt-Drcsden erkannte» die Nothwenvigkeit der Gründung^ur Zeit nicht an, empsablcn vielmehr eine Einigung mit dem wach suchen Kcalerbund heroeizuführcn, der hierzu gern bereit sei. Herr Illing-Chemnitz erbot sich hieraus, die Hand zu bieten, um eine Einigung zu schaffen und den Zwiespalt zu hebe», wenn ihm zu diesem Zwecke voni Sächsischen Keglerbund eine Ein ladung nach Jiadebcrg zugehc. Das Resultat der mehr als zwei stündigen Debatte war schließlich folgendes: Der Sächsische Keglerbnnd wird an die Verbandsvertrcter Kupfer-Gera, Illing- Chemnitz, Somnier-Annaberg. Reichcrt-Lcipzia, Heilig-Anerbach und Wnlsram-Mecrane Einladungen ergehen lassen, an den Aus- alcichsvcrhandlnngen im Juli (vom 8. bis 11. Juli d. I.) in Nadeberg theilzunebmcn. Es besteht die begründete Hoffnung, daß dieselben einen beide Tbeile befriedigenden Verlauf nehmen werden. Die Versammlung wurde vom Vorsitzenden mit einem dreifachen „Gut Holz!" auf den Deutschen Kcglerbund geschlossen, worauf Herr Vogel-Dresden noch ein dreifaches „Gut Holz!" aus den Vorsitzenden Herrn Hcimstädt ansbrachtc. — Äon Nachmittags 1 Ilhr an fand Militär-Evnccrt auf dcni Fcstplatze und Abends 8 Ubr im Wettinsaal des Keglerheims großer Sommcrnachts- ball statt. — Nächsten Mittwoch Nachinittag 3 Uhr werden die Stadt verordneten mit ihren Damen der Einladung des Vereins für sächsische Volkskundc entsprechend das Museum des Ver eins im Königl. Palais des Großen Gartens besichtigen. — Alpcnfahrtc». Wie bereits kurz mitgetheilt, werden die sächsischen und bayerischen Staatsbalnivcrwaitungcn auch in diesem Jahre zur Erleichterung des Besuches der bayerischen, Tiroler und Schweizer Alpen wieder die bekannten und beliebten Sondcrzüge nach München. Salzburg. Bad Reichenhall. Kufstein und Lindau in Verkehr bringen. Der erste dieser Sondcrzüge wird am Sonnabend den 1. Juli nur von Leipzig, Bayerischer Bahnhof, abgchen, während die weiteren Züge ani 14. und 15. Juli, sowie am 14. August je von Dresden, Chemnitz und Leipzig aus abgclasscn werden. Die Abfahrt erfolgt von Leipzig (Bäuerischer Bahnhof) aus am 1. und 15. Juli, Nachm. 3 Uhr 30 Min., am 14. Jul, und 14. August aber Abends 9 Uhr: von Dresden-Altstadt (Hauptbaynhof) aus am 14. Juli und 14. August, Nachm. 6 Uhr. am 15. Juli dagegen Nachm. 1 Uhr 25 Min. und von Chemnitz aus am 14. Juli und 14. August Abends 9 Uhr und am 15. Juli Nachm. 5 Uhr 25 Min. Auf allen sächsischen Stationen, wo die unmittelbare Ausgabe von Sonderzugskarten nicht stattfiiidet. werden solche Karten auf vor herige Bestellung verabfolgt. Dieselben werden in Verbindung m t einfachen Schnellzugskarten, oder wo eS solche nicht giebt. mit einfachen Persvnenzuaskarten bis zur Ausgabestation der Sonderzugökarten ausgeaeben. Diese Anschlußfahrkarten besitzen dieselbe Giltigkeit wie die Sondcrzuaskarten, nämlich, 4L Tage. Reisende, die von hier aus am 1. Jüllven Leipziger Alpenzug v
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