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so. Jahrgang. AL 256. Freitag» 15. September 1916. Drahtanschrift: Siachrichtr» Dr»«de». Fernsprecher-Sammtlimmmer: LSril. Nur sür RachtgesprLch«: L00U. Bez»g»> »ebühr vierteljährlich in Dresden bei pveiinaiigrr ZuNagun, <an Sonn- und Monlagen nur ein- nial> 8,rs M., in den Vororten 8,so M. Bei einmaiiger Zustellung durch di« Post 8,80 M (ohne Vestellgeid), Anzeigen-Preis«. Die einspaltige Zeile setuia » Silben» 8b VI. vorzugspidtze und Anzeigen in s Summern nach Sonn- und Feiertagen iaut laris.—Auswllriige Austrilg« nur gegen Vorausbezahlung, — Belegblaii lo Ps. Schristleitiing und Hauptgeschäftsstelle: Alarirnstrafte !18/4» Druck u. Verlag von Licpsch L Ncichardt in Dresden, Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe (.Dresdner S!achr.*)Mitisig, — Unveriangie Schristsiücke werden nicht ausdewahrt. Die „Drsscinsk k^soiirieiilsn" beriekt man in puknitr läZliek 2 mal für monatlich diark 1,10, vieiieljäkriich diark L,SO clurcl. »Sl'I'll XSIiflUSIIkl SllUlII'll LSjsSI'. L7 -bers idb.ielst >»ä rr»«r»»«r Sir-. vlutrsinigunss -Iss sltbevvLftrtes Mittel rur ^uffrlscliunx ckes klutes imck fteiuizunx cker 8Lkte. Paket 1,50 di. Lckt mit 8cliutrm. „Muster /Xnna«. Ocneratvertrieb: ltvolslloliö «olsvolliel». Svai'ginloi'. ^bll«>»s lUe» II»«I IllluniilMt rum kinkocken auck okne 2uci<er ru empkelilen Wiik. I^ikl Le Sokri, Königl. tloslieferanten II ^sfsispi-scksf 14 27?. II. ?rei5lis1en aul Wunscst frei. ItkÜkl'ilkAI'kl! Illlll AMkI usesslsl trr V«n»e»r»«I ne»«!, essi.svü^t». ^ ^ ^ L LL lti'Söle!» ltkiiki'Wi'eii ^Mg^MI LA«c»ir:i zg ftnM Simse K. Abweisung rumänischer Angriffe in IS Sin österrelchisch-ungarlscher Segenstob in Tirol. — Die Ausfuhrverbote der nordischen Staaten. — Sin Kabinett Nmitrolovulos in Griechenland?- Sine Ansprache Nadoilawows.— Die Wiederaufnahme der Somme-Schlacht.— Die Stimmung in Spanien. Sefterreichisch-ungarischer Kriegsbericht. Wien. Amtlich wird vcrlantbart de« 11. Gept.: Örtlicher Kriegsschauplatz. Front gegen RumSnien: Mehrere feindliche Angriffe westlich und östlich von Nagy-Szcben wurden abgewiesen. An de« übrigen Fronttcilen keine Ereignisse. Heeresfront de« General» der Kavallerie Erzherzog Karl In den Karpathen wird abermals heftig gekämpst. Nach ansgiebiger Artillerievorbereitung, die sich znm Trommelfeuer steigerte, stürmte der Feind gegen unsere Stellnnge» auf dem Smotrec, der Lndowa und dem Caput »nd wurde blutig abgewiesen. Fm Cibo-Tale ist der Kampf noch im Gauge. Heeresfront des Generalfeldmarschalla Prinzen Leopold von Bayern. Die Lage ist unverändert. Italienischer Kriegsschauplatz. Das feindliche Gcfchüftfener gegen die Karst-Hoch fläche gewann znsehends an Stärke. In Tirol setzte« unsere Truppen die Sänbcrnng des Foramco-Gcbietes fort, nahmen bei Eroberung einer Höhcnstcllnng 11 Alpini, darunter zwei Offiziere, gefangen und erbeuteten ein Maschinengewehr, sowie namhafte Vorräte. Unsere Stellungen auf bem Fassana-Kamme stehen unter anhaltendem Artilseriefener. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Keine Ereignisse. Der Stellvertreter des Chefs des Geueralstabeö: v. HSfer, Felbmarschall-Lentnant. Ereignisse zur See. Am IS. September nachmittags hat ein feindliches Flugzeuggeschwader, bestehend auS 18 Capronis. unter Bedeckung von drei Abivchrslngzengen einen An griff gegen Triest unternommen. Zur Unterstützung hielte« sich im Golfe sechs feindlich« Torpedoboote «nd zwei Motorboote anf. ES «nrden zahlreiche Bombe« ab- geworfe«, jedoch nur sehr geringfügiger Dach schaden und gar kein militärischer angerichtet. Soweit bekannt, wurde ein Mann leicht verlebt. Linienschiffs- leutnant Ban fiel- zwang im Lnftkampfe ein feindliches Abwehrfl«gi»e«g znm Niedergehen und Rückzug hinter die feindliche« Linie«. Eigene Flugzeuge «nd Nbwehrbatterie« erzielten Treffer anf feindliche« Torpedoboote». An gleicher Zeit erschien ei« feindliches Flugzeug, geschwader über Pare « » o und warf ungefähr AI Bomben ab. Anßer der Zerstörung einer Feldküche wnrde kein Schaden angerichtet. lW. T. B.s Fl»ttenkommando. Holland md die slaadiaavischea Staat«. Von dem erbärmlichen Spiel, das der Vierverband mit Griechenland treibt, wird der Blick unwillkürlich auf daS gleiche Verfahren gelenkt, das gegenüber den nor-euro- päischen Kleinstaaten zur Anwendung kommt, nur mit dem Unterschiede, daß bei Griechenland in erster Linie der militärische Anschluß bezweckt wird, während gegenüber Holland und Skandinavien die Absicht zunächst darauf ge richtet ist, daß diese Staaten dem Bierverbayd als HilfS- truppen bet der wirtschaftlichen „Aushungerung" Deutsch lands dienen sollen. Dabei ist überall England die treibende Kraft, die alles lenkt und beseelt, der böse Dämon, in besten Hand alle Fäden »usammenlaufen, von der jede Initiative zur Knechtung und Unterdrückung der kleinen neutralen Staaten unter dem hohnvollen Borgebeu des „Schutze»" Ihrer Selbständigkeit und Unabhängiakett au», geht. Mit Holland begann bekanntlich die ganz scharfe Tonart von London aus durch die Beschlagnahme der Kischcrflvtte; ein Akt von so unerhörter Willkür, dah man meinen sollte, die holländische Regierung hätte die ver schiedensten Gegenmahrcgcln dagegen ergriffen, wie sie es durch das Ausfuhrverbot sür gewisse von England stark benötigte Waren, namentlich Fleisch, Gemüse und Käse,! vermocht hätte. Man rührte aber iin Haag keine Hand, und die Folge war, dah alsbald ein zweiter empfindlicher! 'Schlag der britischen Faust nachsolgtc, der in einer weite-! ren selbstherrlichen Londoner Einschränlung der Holland!-! ! schen Lebensmittelversorgung aus dem Seewege bestand.> Damit noch nicht genug, wird in der englischen Prelle bc-! reits ungeschcut die Forderung erhoben, man müsse Holland! seüe überseeische Nahrungsmittelznsuhr überhaupt ab-' schneiden, wenn es fernerhin noch irge"dwelche A^ren ^ ! nach Deutschland ausführe. In Nebeiclnstimmiing damit! I steht die jüngst aus dem Munde eines der leitenden eng- i lischen Staatsmänner gefallene Acufterung. Eiwland dürfe ^ nicht eher ruhen noch rasten, bis «auch nicht ein Krümmen"! , Nahrung mehr von seiten der Neutralen über die deutschen ' ! Grenzen gelange. Gegen die skandinavischen Staaten ist England eben-! falls mit neuen Beschränkungen der Warencinfuhr vor-! begangen, bei denen vorläufig Schweden noch eine gewisse , Vorzugsstellung gcnicht im Vergleich mit Dänemark und Norwegen. Mit Bezug auf die letztgenannten beiden Staaten ist näm.'ick vcn London a»S verfügt morden, bah bestimmte Waren künftig nicht nur aus England selbst > nicht inehr dorthin ausgcstthrt werden dürfen, sondern dah ^ ihre Einfuhr den Dänen und Norwegern auch ans anderen, nichtenglischen Vezugsländcrn verboten sein soll, Schweden gegenüber besteht dagegen einstweilen nur das englische Ausfuhrverbot, dem aber auch sehr bald das Einfuhrverbot aus nichtenglischcn Ländern folgen dürfte, wenn die Stock holmer Regierung sich den britischen Wünschen, die neben der Unterbindung des schwedisch-deutschen Handelsverkehrs vornehmlich auf die Gestaltung des Durchgangsverkehrs durch Schweden für Munittonslieferungen an Nuhland ge richtet sind, nicht gefügiger erweisen sollte, als cs bisher geschehen ist. AnKopenhagen rauft man sich über diese neueste Probe britischer Scetyrannei die Haare und möchte § sic als ein „Mihverständnis" erklären, weil dadurch frühere Abmachungen mit England umgestohen würden. Wie naiv! Als ob Großbritannien sich jemals um einen „Fetzen i Papier" gekümmert hätte, vollends, wenn er sich nur in der Hand eines kleinen „schutzbedürftigen" Staates befindet!! In Norwegen wird gegen die englische Fuchtel überhaupt nicht mehr gemuckst. In Christianiä regiert in Wirk- : jlichkeit der britische Gesandte, genau wie in Rom Sir! Nennell Rodd. Jedem seiner Winke ist Sie Presse der nor-! wegischen Hauptstadt in so unwürdiger Weise gefügig, daß j die „Köln. Ztg." jüngst in zorniger Aufwallung über ein derartiges Gebaren geradezu von einer „Sklavcnmoral" sprach, die bei allen aufrechten Männern in Norwegen selbst Ekel erregen wüste. In Dänemark läßt ja der Ton der Presse gegenüber Deutschland ebenfalls so viel zu wünschen übrig, Laß bas, Berliner offiziöse Hauptorgan, die „Nordd. jAllg. Ztg", sich kürzlich genötigt sah, einen sehr fühlbaren j kalten Wasserstrahl gegen dieses Treiben zu richten. Es muß aber anerkannt werden, dah die Kopenhagcner Regic- 'rung sich bislang durchaus in den Bahnen der Loyalität 'gegenüber Deutschland gehalten und zu keinerlei Ver letzung der Neutralität ihre Hand geboten hat. Ob freilich diese Haltung die gleiche bleiben wird, wenn es der augen scheinlich mit englischen Umtrieben zusammenhängenden ! iNnerpolitischen Bewegung in Dänemark gelingt, wegen der Frage des Verkaufs der dänisch-westindischen Inseln bas Kabinett zu stürzen und neue Männer ans Ruder zu bringen, steht auf einem anderen Blatte. Am unab hängigsten gegenüber England steht verhältnismähig immer noch Schweden da, aber auch nur verhältnismäßig; denn der Einfluh des sehr mächtigen und ausgesprochen vier- vcrbandfreundlichen Finanzministers Wallenberg ist unge brochen, und hinter ihm steht die von Branting geführte l Sozialdemokratie mitsamt der Hochfinanz, den Liberalen und einem großen Teile der Kausmannslhast. die den früher von Deutschland beherrschten russischen Markt für Schweden zu erobern hofft. Deutschfreundlich »der richtiger echt national-schwedisch sind nur die Rechte und der größere Teil der Intelligenz, die das wahre schwedische Interesse in dem Anschluß an das Germanentum erblicken, weil Schweden sonst früher oder später in seiner isvlierten Ein keilung zwischen England und Rußland diesen beide» Groß mächten zum Opfer fallen müsse. Die schwedischen poli tischen Verhältnisse sind also nichts weniger als zuverlässig und müssen von uns ohne alle Illusionen, denen wir uns schon oft genug zu unserem Schaden hingegcbcn haben, be- ^ urteilt werden, wobei freilich keinen Augenblick verkannt werden darf, daß die internationale Lage Schwedens lehr heikel und kritisch ist und daß die Innchaltung eines streng neutralen Kurses den Stockholmer leitenden Kreisen durch die Londoner Machenschaften außerordentlich erschwert wird. Was unter solchen Umständen die demnächst in Ehristiania zusantmcntrctendc skandinavische Konferenz für einen Zweck habe» soll, ist nicht ersichtlich. Die Hoffnungen, die in bezug auf ein nachdrückliches Zusammenwirken der drei nordischen Staaten zur ungeschmälerten Anfrechtcrhaltung ihrer Neu tralität an die erste Konferenz in Malmö geknüpft wurde, sind nicht in Erfüllung gegangen, die zweite Zusammen kunft in Kopenhagen hat auch nichts genützt, und die dritte in Ehristiania wird noch weniger Erfolg haben, da sie linier dem Zeichen der vollendeten Tatsache steht, daß Englands brutale Willkür gegenüber Dänemark, Norwegen und Schweden in ebendem Maße zugenvmmen hat. ivic eine ein heitliche skandinavische Abwehrpolitik versagte. Deutschlands Geduld hat natürlich auch hier eine Grenze, und cs mag in dieser Hinsicht, angesichts der unter dem englischen Truck sich mehrenden neutralen Ausfuhr verbote gegen uns, an die an die nordische Adresse gerichtete offiziöse Erklärung erinnert sein, „daß Deutschland nie zu lassen kann und wird, daß England mit Hilfe der Neuiralen Deutschlands Zufuhr gänzlich unterbindet, und daß eS auch die Macht und die Mittel besitzt, dies zu verhindern". Hier zu gesellt sich noch ein weiterer Gesichtspunkt militärischer Art. England ist nämlich bestrebt, den Nordring gegen Deutschland nicht nur wirtschaftlich, sondern auch militärisch zu schließen, und deshalb geht seine letzte Absicht dahin, auch Holland und die nordischen Staaten, vor allem aber Schweden, in den Krieg aus der Seite des Viervcrbandcs hineinzuzwiugcn. In einem Teile der schivcdiichcn Presse ivird dieser Ernst der Lage voll gewürdigt und der Meinung Ausdruck gegeben, daß Schiveden vor einer folgenschweren Entscheidung stehe. Gleichzeitig wird in der holländischen Presse die Befürchtung ausgesprochen, daß im Falle eine? Zurückmeichcns der deutschen Truppen nach Belgien hinein der Viervcrbnnd keine 48 Stunden mit einem Ultimatum an Holland zögern werde und daß daher die Holländer nur wünschen könnten, die Deutschen an der Westfront möchten dem feindlichen Ansturm stanöhaltcn. Bei alledem bleibt nur das eine merkwürdig, daß die nordcuropäischcn Neu tralen trotz aller richtigen Erkenntnis der Dinge an scheinend ganz unfähig sind, sich zu einer gemeinsamen Ver teidigung gegenüber den englischen Bedrohungen zusammcn- -uschließen. Das schwedische FischauSfnhrverbot. d. Das kürzlich in Stockholm amtlich veröffentlichte generelle Ausfuhrverbot für alle schwedischen Fischarten — frische, gesalzene, geräucherte und in Konserven — hat in Stockholm allgemein überrascht, um so mehr, als die amt liche schwedische Erklärung ohne jede Motivierung des Ausfuhrverbots publiziert worden ist. Durch das Verbot wird Deutschland in er st er Linie be troffen. Man findet, das, die schwedischen Zugeständnisse an England sowohl politisch als wirtschaftspolitisch zu weit gehen. Selbst „Stockholms Tiöningcn", das dem schwedi schen Auswärtigen Amt nahesteht, beklagt sich bitter darüber. ES sei für den jetzigen Rechtszustand bezeichnend, daß Schweden „durch besondere Zugeständnisse an England sich das Recht erkaufen müßte, den Hering einzuführen, den schwedische Fischer gefangen haben, und daß England nun mehr auch über den Import aus Norwegen nach Schwede» bestimmen wird"