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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.03.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050324016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905032401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905032401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-03
- Tag 1905-03-24
-
Monat
1905-03
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.03.1905
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lewitz: Karl Heinrich Köllner, Destillateur in Allenberg: O«ar Boa ei, MaschinensLbrikantz hier: Dior Stiiatich, um « Drüben: Hugo -jeppernick, Fabnkbesltzer, hier: )tto Kaule. Gutsbesitzer in Forbera«: Emil Ernst Robert Saunnaim und Fabrikbesitzer in Blascwitz: Oskar Franz. Rittcrgutsbe-sitzer tu Walda; Heinrich Friedrich Austin Fließner, Kaufmann m Meißen: Richard Adolf v. Schul», Generalleut- nant ». D. hier: Friedrich Gustav Strcsemann, Apotheker, hier: Moritz Otto Schmidt, Hotelbesitzer in Großenhain: Karl JuliuS Schroter, Rentner in Radeheut- Emil Ferdinand Berttiold Heinrich Schippet, Kaufmann in Meißen: Alfred Paul Gustav Roscher. Negierungsbauuieister und Steinbruchsbesitzer in Dresden. — Der Jechtklub„Hergsell* In Dresden veranstaltet am 27. d. MtS. im Jechtsaale Permoser^Straße 11/15, Flügel II, unter Mitwirkung seines Lehrers, Herrn dipl. Fechtmeisters Riegel, ei» Schousechten. Eintrittskarten sind für Interessenten erhältlich bei Herrn Fechtmeister Riegel, Georgplatz 15, und an den Uebungsabenden des Klubs, Montags und Donners tags ^9 bis 11 Uhr, im genannten Fechtsaale, — Das Svmmerseinester an der hiesigen Königl. Tcchni- scheu Hochschule beginnt am 1. Mai. — Im Central-Theater steht wiederum ein sehr inter essantes Gastspiel bevor. Herrn Direktor Rotier ist es gelungen, die Traumtänzerin „Madelei ne G.", welcher das öffentliche Auftreten von der K. K. Pvlizcidirektion in Wie» ver boten wurde und die soeben in den Salons des Fürsten zu Thur» und Taxis, im Beisein aller in Wie» derzeit lebende» hohen und höchste» Herrschaften in einer Soiree anftrat, für drei Abende zu gewinne». In Wien erregte die Dame, so berichten die Wiener Blätter, berechtigtes Aufsehen. Kein Geringerer, als Alfred Grüufeid, begleitete die Traumtänzerin aus dem Klavier und war selbst von den Leistungen der Dame begeistert. Man hofft in Wien, daß infolge der erwähnten Soiree, der auch der K. K. Statthalter Gras Kielmansegg beiwohnte, daS polizeiliche Verbot aufgehoben wird und die Künstlerin vom 29. d. M. ab Port wird anftreten dürfen. Das Gastspiel im Central-Tbeater findet statt Sonnabend, den 25., Sonntag, den 26. und Montag, den 27, d. M.. und zwar bei gewöhnlichen Preisen. Erwähnt sei noch, das; die Künstlerin aus offener Szene in den Traumzustand ver setzt wird. — Herr Zahnarzt Heinrich Hamechcr, hier, feiert heute im Alter von erst 51 Jahren sei» Wjähcigcs Jubiläum als deutsch approbierter Zahnarzt. Zwei Töchter und sein Sohn praktizieren bekanntlich ebenfalls hier. — Polizeibericht» 28. März. AuS unbekannten Gründen erhängte sich gestern in einem hiesigen Gasthause ein Buchhalter aus Böhmen. — Gestern nachm mag kurz »ach 4 lihr sprang am Terrassenuser unterhalb der Carvlabrücke der 10 Hcchre alte Schnlknabe Micrsch aus reinem Uebcrmnle von der ufermauer auf einen Kohlentransportkahu, Verlar dabei daS Glciclrgewicht, fiel in die Elbe und versank, ohne wieder an die Oberfläche zu kommen. Der Ertrunkene ist von schmächtiger Gestalt, hat rote, kurzgeschnittene Haare und am linken Kaie eine von einer Operation herrüyrende Narbe. Seine Kleidung bestand aus gestreiftem Schwitzer, grauen Stoff-Kniehosen, grauen Strümpfen, schwarzen Schnürschuhen und blauqestrciitem Barchenthemde. Nachrichten werden an die Königs. Polizei direktion erbeten. — Seit mehreren Tagen wird der zuletzt in Loschwitz in der Schilleistraße wohnhaft gewesene Spitzmanrer Gustav Adolf K. aus Lohmen vermißt. Er ist 58 Jahre alt, etwa 1,75 Meter groß, schmächtig, hat hageres Gesicht, kurz geschnittene melierte Haarc und langen, melierten Vollbart und trägt grüne Jovpe mit Riegel, dunkle Hose, Federsticfeln und schwarzen, weiche» Filzhut. Nachrichten über den Vermißten sind an das Gemeindeamt Losch- witz zu richten. — Strehla, 22. März. Im nahen Sehdcwitz wurde rin Tieustmädchen durch einen Steinwnrs an der Stirn heftig getroffen. Den Stein soll ein Dienflknecht ongeblich im Scherz nach ihr geworfen habe». Bald schwollen Stirn und Kovf an und das Mädchen klnate über heilige Schmerzen, die sich derart steigerten, daß ärztliche Hilfe in Anspruch genomine» werden mußte. Gestern ist das Mädchen gestvrden — Militärgericht. Das Kriegsgericht der 32. Division verhandelt gegen den Soldaten Friedrich August Stabiler von der 8. Kompagnie des 103. Infanterie-Regiments in Bautzen wegen Ungehorsams und Achtungsverletzuna vor versammelter Mann schaft und unter Gewehr. Ter Angeklagte, dem von seinem Kom- paaniechsf ein äußerst ungünstiges Zeugnis ausgestellt wird, bat sich.eines Tages, Anfang März, den Befehlen eines Unter- ofnziers widersetzt und dabei höchst unverschämt benommen. Da St. es offensichtlich nur darauf abgesehen hat, seinen V o r- gesetzten die größten Schwierigkeiten zn be reiten und sie zu reizen, erkennt das Gericht auf 3 Monate Gefängnis. Auf Seite IS und SV der heutigen N u mmer finden unsere Leser die 8. MchliljsMe von Milt». Der russisch-japanische Krieg. Aus Shvingai meldet die „Petersb. Telegr.-Aaent": Kein ausländischer Militärattachö ist während des Rück zuges von Mukden in japanische Gefangenschaft geraten, sic befinden sich alle in Gunjulina, — Die erste Armee I-at kein Geschütz und keine Stellung verloren, dagegen wurden javanische Revolver kanonen erbeutet und 400 Gefangene gemacht. Tie Sol daten sind erbittert über die bcstandigen Rückzüge und bedauern, auf Befehl Stellungen ausgebcn zu müssen, die die Javaner nicht nehmen konnten. Der Rückzug geschieht aus parallelen, früher durch die russischen Truppen vorbereiteten Bergstraßen in vollster Ordnung. Es wird aus Tokio gemeldet, die russische Nachhut stehe 20 Meilen nördlich von Kaiyuan. Die japanische Borhut war ihr am 21. dicht auf den Fersen. Die Russen ziehen sich auf den drei Hauptstraßen noch Kirin und Tschaiigtsckmn zurück. Der Vizepräsident der Bank von Japan, Takahashi, welcher die Abmachungen für die früheren japanischen Anleihen getroffen bat, ist wieder in London angekomwen und hat dem Neuterschcn Bureau milgeteilt, es sei in Aussicht genommen, zum geeigneten Zeitpunkte eine neue Anleihe im Auslande aufzu nehmen. Das so erhaltene Geld werde aber nicht nach Japan gesandt werden, um zur Fortsetzung des Krieges Verwendung zu finden, sondern würde in den Emissionsländern bleiben und benutzt werden je nach Erfordern zur Aufrcchtcrhaltung der Goldzahlungen und zur Begleichung der aus der Handelsbilanz sich ergebenden Verpflichtungen, ohne die Goldreserve Japans onzugreifen. Für die Zwecke des Feldzuges gewährten die inneren Anleihen reichliche Mittel, auf diese werde so oft zurückgegrisfen werden, wie es notwendig werden würde. Wahrscheinlich werde die Anleihe in England und Amerika ausgenommen werden, aber es sei weoer der Betrag noch das Datum bestimmt. Takahashi sagt, er habe Grund, zu glauben, daß deutsche und holländische Banken bemüht seien, sich einen Teil der Anleihe zu sichern, auch schweizerische und belgisch« Finanzsirmen inter- essierten sich dafür. — Das französische Ministerium des Ackeren erhielt keinerlei Nachricht, di« erlauben würde, die Gerüchte über Besprechungen wegen einer russischen An leihe auf dem Pariser Markte -u bestätigen oder un gültig zu erklären. In Berlin lief au5 dem deutschen VereinSlaza- rett vom Roten Kreuz in Charbin folgendes Telegramm ein: „Verwundete russische Offiziere, erste Patienten des deutschen Lazaretts bei aktiver russischer Armee, bitten ehrerbietigst. Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser ihre Gefühle aufrichtiger, unbegrenzter Dankbarkeit zu übermitteln für wahrhast väterliche, schwesterliche und brüderliche Ausnahme, wundervolle Behandlung und aufmerksame Pflege des hoch humanen deutschen Unlcrnehmens. Die dailkba>rcn Kapitäne Dcmbno, Tschaikowsky, Duchniischenko, von Tobin." (Folgen die Namen 7 weiterer Offiziere.) Wie dem ,,Daily Telegraph" auS Tokio über Schanghai ge meldet wird, ficht das japanische Flottenprogramm den Bau von 12 Linienschiffen und 12 Kreuzern vor. Ferner wird dem Blatt anS Tokio gemeldet, daß der Konteradmiral Arai sich nach Chemulpo begeben hat, um die Leitung bei den Ber gungsarbeiten de» Kreuzer» „W ariaa" zu übernehmen. Man hofft, daß das Schiss in kurzer Zeit wieder flott werden wird. Marfchall Oyama meldet: Die japanischen Truppen, dir den Feind verfolgen, sind am 21. d. M, in Zanlu. 20 Meile» südlich von Kaiyua», eingezogen. Die starken feindlichen Abteilungen zieben s ich in Unordnung nach Nvrdosten längs der Eisenbahn zurück. Znr Lage in Riltzland. Die Moskauer Go u Verne ments-Gemstwo be schloß. dem Minister des Innen, durch eine besondere Deputation folgendes Gesuch zu »ntewreilen: Durch Reskript vom 3. d. M ist eine besondere Konserenz unter Vorsitz des Ministers des Innern eingesetzt zur Beratung der Frage von Zuziehung gewählter Volksvertreter zur Vorberatung vo» Gesetzentwürfe». Die Zu sammensetzung der Koiisereuz ist jedoch nicht bestimmt. Nach Meinung der Moskauer Seinslwv sollte» alle Gouverneiiicnts- Seinstwos und Stadträte von Städten mit über 50«l00 Eiiuvvh- uer» je zwei Vertreter und die kleineren Städte je einen Bertreter wähle», welche i» Petersburg sich versammeln und die Deputierte» in die obige Konferenz wählen sollten. Alle Vorbereitungen sollten bald erfolgen unter Berücksichtigung weitgehendster Ocsseiit- lichkeit. Aus Kutiio (Gouvernement Warschau) wird gemeldet: Ans die Nachricht, daß ans der Chaussee beim Gute Lauen!« 110 Bauer» mit Frauen und Kinder» versammelt wären, begab sich der Ches der Landwachc mit einer Kompagnie Soldaten dort hin und ließ auf die Leute, trotzdem sie sich ruhig verhielten, feuern. Zwei Personen wurden aus der Stelle getötet und 50 verwundet, davon 20 schwer. Von den Bcrwundetcn starben 7 auf dem Wege zum Hospital. In Lodz ist in den Webereien von Poznanski und Silber- stein und in den Fabriken von Krinszlu und Ender in Pabijanizi der Aus stand wiederum ausgebrochen. Tligesilcschichte In», Kaiserbesuck, in Tanger schreibt die „Nardd. Allg. Zig." an leitender Stelle: „Gegenüber den ausländischen Zcitnngssiimu.cn, welche aus dem deutschen Kaiscrbcsuch m Tanger politische Schlüsse ziehen, ist zunächst bcrvorzuhebcn, daß für Sc, Majestät de» Kaifcr kein Grund vor lag, bei leincr Mstlelmeerreise «inen Besuch in Tanger zu unier- laiscii. Der Standpunkt der dculschen Politik hinsichtlich Marokko-- — kein Gebiciserwerb, aber Wahrung der „offene» Tür", d. b. der wirtschastliAcn Gicichvercchligung aller Nationen — ist seit Jahr und Tag io klar zum Ansdruck gebracht worden, daß der Versuch, die Kastcrreise als den Ansgangsvunkl einer neuen politischen Richtung darzuslcllen, aussichtslos ist. Ter „Temvs" hat gestern daraus hingewiesen, daß der deutsche Reichskanzler am 8. April 1904. cuso vier Tage nach dem Ab schluß des sranzvsisch-engliscben Marokko-Abkommens, »n Reichs- tage,gesagt hat, TeMschlans bube keinen Grund, zn befürchten, daß seine wirtschaftlichen Interessen in Marokko von irgend einer Macht eine Zurücksetzung oder Schädigung erfahren konnten. Dasselbe französische Blatt sagt ferner, daß im Frühjahr 1904 der Minister Delcasse gegenüber -dem deutschen Botschafter in Paris die Grundzüge des Marokko-Abkommens folgendermaßen dargclegt habe: „Integrität Marokkos, Souveränität des Sultans und Wiederherstellung der Ordnung unter friedlicher Leitung Frankreichs." Wenn wir diese letztere Angabe oeS „Temps" als richtig cmnehmen, so bleibt es noch fraglich, wie die französische Politik die beiden Begriffe „Souveränität des Sultans" und „Leitung Frankreichs" praktisch auszugleichen ge denkt. Wenn daher seit dem Frühjahr I!)04 bis heute von fran zösischer Seite nichts geschehen ist, um die nichffraiizosischen Inter essenten über diesen scheinbaren Widerspruch ausz»klären, so müssen wir allerdings scstsiellen, daß für die Erwartung des Grasen Biilow, Dcntschlaiids wirffchaflliche Interessen in Marokko würden von keiner Macht eine Zurücksetzung zn besorgen haben, bisher noch keine Gewähr vorliegt. I» Tunis hat die Leitung Frankreichs zu einer fast vollständigen Verdrängung der nicht- französischen Interessen geführt. Wir hoffen aber aus verschiede- neu Gründen, daß nichts Terartipes In Marokko zn gewärtigen ist, und sehen deshalb zur Zeit keinen Anlaß, die Möglichkeit einer Störung der korrekten d e n t s ch - fr a n z ö s > s ch e n Beziehungen überhaupt nur in Betracht zu ziehen." Die vorstehende offiziöse Kundgebung ist aus doppeltem Grunde bemerkenswert: einmal, weil sie de» Versuchen von ge wisser Seite, dem Besuche des Deutschen Kaisers in Tanger eine gegen Frgnkreich gerichtete Spitze zu geben, mit aller wünschens- werten Bestimmtheit gleich von vornherein entaegenlritt, und znm andern, weil sie bei dem Hinweis auf die deutschen Inter essen einen Ton anschläil. der den feste» Willen erkennen läßt, keinerlei berechtigte deutsche Ansprüche in Marokko prciszugeben. Die spanffche Kolonie in Tonger hat ei» Komitee gewählt zur Vorbereitung von Festlichkeiten während des Besuchs des Deutschen Kaisers. Kniscrrede in Bremen. Die Rede, welche der Kaiser beim Festessen im Rathaus? zu Bremen gehalten hat, hatte folgenden Wortlaut: „Mein verehrter Herr Bürgermeister! Wollen Sie mir ge- statten, daß ich licsbewcgten Herzens zunächst die Sohnespflichl erfülle, indem ich meinen von Herzen kommenden Dank Ihnen aussprcche, daß Sie mir den Wunsch Ihrer Landsleute über mittelt haben, Teilnehmer zu sein an dem heutigen festlichen Tage und beizuwohnen der Einhüllung dieses einzigartige», herrlichen Standbildes, das die freie Hansestadl Breme» meinem scl >gen Vater gesetzt hat. Ich kann wohl sagen, daß es mich aus das tiefste bewegt hat, wie ich beute die Mcuschenmassen mit meinen Augen überflog, daran zu denken, daß der frühere vrcuhische Kronprinz, nachmalige ersteKronprinzdes Deutschen Reiches und schließlich zweite Hoheiizollcrn-.Kaiser, so in einer freien deutschen Siaüt gcseierl werden konnte, gleichsam als ob er hier zu Hause wäre, ein Beweis dafür, wie seine Gestalt, ebenso wie die seines erlauchten großen Vaters Gemeingut unseres gesamten deutschen Volkes geworden ist. Ich danke von Herzen, daß die Stadt Bremen meinen Vater und sein Andenken in dieser herrlichen Weise geehrt hat. Sie haben ein Kunstwerk geschossen, nne wenige in deutschen Landen stehen, und ich bin fest überzeugt, daß noch in späten Generationen die ganze machtvolle Persönlich keit, dann schon vom Glanze der Soge umwoben, durch dieses Standbild dem Herzen des Volkes näher gebracht werden wird, daß die von Vater aus Sohn sich folgenden Generationen der Bremenser niemals des z w e i t e n K a i s e r s vergessen werden, dessen erhabene Siegsriedgestalt die deutschen Heere zu den Sie gen führte, denen wir die Einheit verdanken. Und so stehen nun mein Großvater und mein Vater in herrlichen Standbildern iv dieser treuen deutschen Stadt und bilden Marksteine für die Geschichte unseres Vaterlandes sowohl, wie der Stadt Bremen. Wahrlich, der geschichtliche Rückblick, den Sie die Güte hatten, uns eben zu geben, zeigt uns in großartiger Weife die Fügung Gottes und die Gnade, die die Vorsehung mit unserem Volk und Land gehabt hat. Der Zeitabschnitt, den die beiden hohen Herren verkörpern, die hier in Erz gegossen aus ihren Plätzen stehen ist nun geschichtlich festgclegt und es ist an der nachfolgenden Zeit und deren Generationen, fortzubauen auf der Grundlage, die die hohen Herren gelegt haben. Sie haben die Güte gehabt, die Gedanken zu erwähnen, welche Sie bewegten bei früherer Gelegenheit in diesem selben Raume. Sie entsprechen in jeder Beziehung vollkommen dein, was ich auch damals gedacht habe. Ich habe, als ich als Jüngling vor dem Mobell des Brommyichifses gestanden habe, mit Ingrimm die Schmach c m p s u Nd e n, die i, n s e r er F l o t t e und unserer damaligen Flagge angetan worden ist und vielleicht, da doch 'mal von meiner Mutter Seite ein Stück Seebluk in meinen Adern geflossen ist, ist das der Weg gewesen, der für mich die Richtschnur geben sollte für die Art iiiid Weise, wie ick die Aufgaben aufzufaffen hätte, die nunmehr dem Deutschen Reiche bevorstanden. Ich habe mir oamals den Fahneneid geschworen, als ich zur Regie- rung kam, nach der genxiltigen Zeit meines Großvaters, daß, was an mir siegt, die Bajonette und Kanonen zu ruhen hätten, daß aber Bajonette und Kanonen scharf und tüchtig erhalten wer den mühten, damit Neid und Sckeeisucht von außen uns an dom Ausbau unseres Gartens und unseres schöne» Hauses im Inner» nicht stören. Ich habe mir gelobt, auf Grund meiner Er fahrungen ans der Geschichte, niemals nach einer öden Weltherrschaft zu streben. Tenn was ist aus de» großen sogenannten Weltreichen geworden? Alexander der Grobe, Napoleon der Erste, alle die großen Enegshekden, tm Blute haben sie geschwommen und unterjochte Volker zurück- gelassen, die beim ersten Augenblick wieder ausgestanden sind, und die Reich« zum Zerfall gebracht haben. DaS Weltre ich, das ich mir geträumt habe, soll darin bestehen, daß vor allem das neuerschassene Deutsche Reich von allen Seiten das absoluteste Vertrauen als eines ruhigen, ehrlichen, friedlichen Nachbarn genießen so«, und daß. wen» man dereinst vielleicht von einem veulschen Weltreich oder einer Hohenzollermveltherrschast in der Geschichte reden sollt«, sie nicht aus Eroberungen begründet sein soll durch das Schwert, sondern durch gegenseitiges Vertrauen der nach gleichen Zielen strebenden Nationen, kurz ausgedrückt, wie ein grotze^Dichter sagt: „Außen hin begrenzt, im Innern unbegrenzt". Sie l>aben hingewiesen aus die Schisse, die hier erinnerungsrcich von der Decke des schönen, alten Saales hcrabhängen. Diese Zeit, in der ich groß geworden bin, war trotz des großen Krieges sür unseren see fahrenden Teil der Nation keine große und glorreiche. Auch hier habe ich die Konsequenzen gezogen dessen, was meine Vor- ahren getan habe«. Im Innern war militärisch so viel ge- chchen, tvie notwendig war, jetzt mußte die Seerüffuirg dran- ouimcu. Ich danke Gvtt, daß ich hier in diesem Rathause keinen Notschrei mehr ausznswßeir habe, wie einst in Hamburg. D i e Flotte schwimmt und sie wird gebaut, das Material au Mensche» ist vorhanden. Ter Eifer und der Geist ist derselbe wie der, der die Offiziere der preußischen Armee bei Hohenfried berg und bei Königgrätz und bei Sedan erfüllt hat, und mit jedem deutschen Kriegsschiff, das den Stapel verläßt, ist eine Gewähr mehr sür den Frieden aus der Erde gegeben, um so viel weniger werden unsere Gegner mit uns anzubindcii suchen, um so wert voller werden wir als Bundesgenossen. Als ich an dem heutigen Tage Breincns Bürgerschaft überflogen habe, sah ich die Allen und die Jungen nebencinanderslcben, die Alten mit ihren Me daillen und ihren Kreuzen, die Milkämpscr und Minister unter den beiden großen Herren, deren Standbilder in dieser Sladt stehe», und vor ihnen die Jugend, die hineinwachsen soll in daS neue Reich und seine Ausgaben. Was werde» ihre Ausgaben sei». Stetig ausznbaucn, Streit, Haß, Zwietracht und Neid zu meiden, sich zu erfreuen an dem deutschen Baterlande, wie es ist, und nicht nach Unmöglichem zu streben, sich der festen Uebcrzeu- gung hinzngeben, daß unser Herrgott sich niemals eine so große Mühe mit unserem deutschen Baterlande und seinem Volke ge- geben hätte, wenn er uns nicht noch Großes Vorbehalten hätte. Wir sind das Salz der Erde, aber wir müssen dessen auch würdig sein. Darum muß unsere Jugend lernen, zu ent sagen und sich zu versagen, was nicht gut tut für sie, fernzubaltcn. was cingeschlcppt ist von fremden Völkern und Sitten, Zucht und Lrdniinq, Ehrfurcht und Religiosität zu bewahren. Dann woge über das deutsche Volk einst geschrieben werden, was an de» Helmen meines ersten Garde-Regiments steht: ,,8ampor talis" „Stets derselbe". Dann werden wir von allen Seiten mit Achtung, teilweise auch mit Liebe, als sichere und zuverlässige Leute betrachtet werden, und können stehen, die Hand am Schwertknops, den Schild vor uns ans die Erde gestellt, und sagen: ,,'I'ami-ii, komme was wolle." Ich bin fest überzeugt, daß meine Worte hier in Bremen ans einen guten Boden fallen werden. Bon Herzen wünsche ich, daß der goldene Friede, der bis her mit Gottes Hilfe erhalten worden ist, uns weiter er halten bleiben wird, und daß Bremen unter dem Frieden grünen, blühen und gedeihen möge. Das ist mein innigster Wunsch. Es lebe Bremen! Hurra! Hurra! Hurra!" Ter Kaiser traf mit dem Prinzen Heinrich um 9H4 Uhr aus dem Hasen-Bahnhof in Cuxhaven ein. Beim Einlaufen des Hoszugcs gab das Fort Grimmcrsborn, sowie der auf der Reede liegende Kreuzer ,,Friedrich Karl" den Salut ab. Ein offizieller Empfang fand nicht statt, lediglich Generaldirektor Ballin und Direktor v. Grumme waren zur Begrüßung anwesend. Der Kaiser reichte beiden Herren die Hand und begab sich unter brausenden Hochrufen des zahlreichen Publikums sofort zum An tritt der Mittelmeerreise zu dem an Slernkops liegenden Paket- fährtdcimpfcr „Hamburg", der in feenhafter elektrischer Beleuch tung erstrahlte. Deutsches Reich. Der Kaiser erschien gestern in Cux haven früh 8 Uhr aus dem Promenadendeck der „Hamburg" und begrüßte die zur Teilnahme an der Mittelmeerfahrt geladenen Gäste aufs huldvollste. Kurz danach traf Prinz Heinrich im Automobil in Begleitung seines Adjutanten ein und begab sich zur Verabschiedung vom Kaiser an Bord der „Hamburg". Um B/s Uhr erfolgte die Abfahrt der „Hamburg" unter dem Salut des Forts Grimmerhörn und des Kreuzers „Friedrich Karl". Letzterer folgt der „Hamburg" als Begleit schiff. Das Wetter ist prachtvoll, es weht eine steife Brise. Die Kaiserin reiste gestern 11 Uhr 20 Minuten vor mittags nach Italien, Aus Windhuk wird gemeldet: Reiter Friedrich Sigrist, früher im 4. »nterellässischen Infanterie-Regiment 143, ist am >8. März durch Unvorsichtigkeit in den Oberschenkel geschossen worden und kurz darauf im Lazarett Keetmanshoop gestorben. Ter neue Mini st erdes Innern in Preußen ist bereits ernannt, und zwar ist der Oberprcisidciit der Provinz Branden burg v. B e t b m a >i ii - H o l l w e g der Nachfolger des vcfftorbe- nc» Ministers Freiberru v. .Hammersteiu geworden. Mit Rücksicht darauf, daß der Kaiser bereits die Residenz verlassen hat und erst »ach mehrere» Wochen von seiner Mittelincerrelse zurückkebre» wird, dürste eine Beschleunigung in der Ernennung eines neuen Ministers des Innern erfolgt sein, wenn auch die amtliche Ber- össciitlicbnng wahrscheinlich bis nach der Beisetzung des Freiberru v. Hannnerstein hinausgeschoben werden wird. Oberpräsident v. Bctbmaiin-Hollweg wohnte der Galavorstellung im wiedcrcröff- netcn König!. Schauspielhanse bei und wurde während der sehr langen Panse znm Kaiser berufen und von seiner Ernennung benachrichtigt. Herr v. Betbmann-Hollwcg gilt allgeniein als ein sehr tüchtiger Venvaltnngsheainler. Nach seinen politischen An schauungen dürfte er der freikvnservativcn Partei znznzählcn sein, wen» er auch parlamentarisch als Bertreter des Reichstagswalil- kreises Obcrbarilim <>8!»0 bis 18931 nicht hervoractreten ist. Er ist am 29. November 1856 auf Hohensinow bei Eberswalde geboren. Im Juli 1899 wurde er als Nachfolger des Herr» v. Tiedcmniin znm Regierungspräsidenten in Bwinbcrg befördert und am 1. Oktober 1699 znm Lbcrpräsidentcn der Provinz Brandenburg ernannt. Tie sozialdemokratische Fraktion hat im Rei ch s- tagc den Antrag eingebracht, das Haus wolle beschließen: In, Titel 1 des Kapitels W der fortdauernde» Ausgaben werden die Stellen der Ksiiiniandanten von Berlin, Altona, Breslau. Karls ruhe. Spandau, Darmstadt. Glatz, Königstein, Kassel, Han nover, Potsdam und Stettin als künftig wegfallcnd bezeichnet. Ungarn. Das leitende Komitee der vereinigten Opp o s i tion hielt eine Sitzung ab, in welcher der Präsident Franz Kossuth von dem Ergebnis der Audienz des Grafen Andrassh beim König Mitteilung machte. Gras Andrassy nahtn an der Sitzung nicht teil. Die Mitglieder des Komitees erörterten lebhaft die Politische Lage und nahmen die Mitteilung des Prä sidenten zur Kenntnis. Ein definitiver Beschluß wird in der movgigen Plenarsitzung der vereinigten Opposition gefaßt wer den. „Magyar Orszaz" kommentierte das Ergebnis der Sitzung dahin, daß nunmehr die Möglichkeit einer K a b i n e t t s b i i - düng auf Grundlage des Programms der koaliierten Oppo sition ausgeschlossen sei. Gras Andrassys von dem Kaiser erhaltene Mission habe nur darin bestanden, der koaliierten Opposition mitznteilen, daß die Krone aus ibrein früheren Stand punkt unverändert verl/arre. Das Blatt saßt die Erklärungen der Mitglieder in der Sitzung dahin zusammen, daß die Ma jorität in der Opposition verharre und die Soli darität weiterhin aufrecht erhalten bleibe. Frankreich. Der Erzbischof von Algier. Mon signore Ouri, hat an den Kultus- und Nnterrichtsminister Bienvenue-Martin in Angelegenheit der Vorlage über die Trennung der Kirche vom Staat ein Schreibe« ge- richtet, in dem er erklärt, daß infolge Abschaffung des Budgets für das Kultusministerium der katholische Gottesdienst in Algier notgedrungen fast vollständig werde aufhören müssen. Der mohammedanische Kulms werde von der Trennnngsvorkage nicht getroffen, die religiös Gleichgültigen würden sehen, daß es vor- ieilhaster sei, Mohammedaner zu sein als Christen, und die Eingeborenen würden sich erstaunt fragen, warum Frankreich diejenigen, die das Gesetz lehren, so behandle. Italic». D e p u i i e r t e n ka m m e r. Bei aut besetzten Bänken nahm das Haus seine Sitzungen wieder auf. Die Lr»-
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