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- 27» - .vHft mir ja gar nicht ein. Wenn er als Unterleutnant schon heirate« will, so ist daS »«uürlich seine Sache, ober -um Helfershelfer für die Torheit soll er sich einen anderen uushlcheil. Ich danke sür die mir zugedackite Nolle." Er ging mit großen Schritten im Zimmer aus und nieder und blieb dann vor einer zierlichen alten Tome stehen, die noch am Frühstückstisch sah und eifrig strickte. „Nun. sagen Sie mal. Kruhlchen, bin ich denn wirklich schon so all und häßlich, daß inan mich nur noch als Folie und Vogelscheuche gebrauchen kann ? Man nannte mich früher nn Regiment den schönen Ferdinand, und etwa- davon muh doch noch übrig sein. Weil ich 30 Jahre älter bin wie er. hält der Bengel mich sür einen Greis, aber er rrrt sich . . . rrrt sich gewaltig! Ich suhle mich noch ganz frisch und elastisch und tausch« mit keinem einzigen von me,ne» Herren Neffen." Er ging zu einem Nedeutisch, ließ die Asche seiner Zigarre in eine kleine Onm- schale fallen und nahm seine Wanderung wieder auf. „Ueoerhaupt, Kruhlchen, diese Jugend von heule! Kein Schwung, keine Kraft, keine Begeisterung mehr. Rasslnierle Genußmenschen und Mitgiftläger und sie. weiter nichts. Solche gab eS natürlich zu meiner Zeu auch, aber das ivaren Leute, die einer Aufbesserung ihrer Finanzen wirklich bedurften, die einfach abgehen mußten, wenn sie sich nicht durch eine reich« Heirat zu rangieren vermocht«» DaS war nicht schön, aber immerhin entfchuldbar, Heute macht jeder Anspruch aus eine gute Partie und >c vermögender er selbst ist, um so mehr glaubt er sich zu einem solchen modernen Raubzug berechtigt . . . „Der Fritz hat jetzt schon seine zehn- bis zwölftauiend Mark im Iayr, und wenn ick mal die Äugen zumach«, be kommt er noch mehr. Man sollte glauben, daß er daraufhin auch ein armeS Mädchen heiraten könnte, aber Gott bewahre! Damit allein kann er keinen „Hausstand gründen", oas reicht kuapv „für ihn selbst", und so sieht er sich bei Zeiten nach einer angemessenen Ergänzung um. Liebe? Ich bitte Sie. Liebe ,st eine höchst überflüssig« Beigabe, «in veralteter Begriff. Er gibt sich auch keine Mühe, seine wahren Gefühle zu verbergen oder zu beschönigen, denn er schreibt ganz einfach: „Lieber Onkel! Ich gehe aus FreierSsüßen, und zwar — höre und staune — iu dem lieblichen Bade Rotenhahn. Dieieinge, welche ich zu meiner Gattin machen will, weilt nämlich mit ihrer Mutter hier zur Nur, und da das Badcleben ine beste und be- auemsle Gelegenheit zu einer unauffälligen Annäherung bietet, bin ich den Dame», als ich von ihrer Rene hörte, ungesäumt hierher »achgesvlgt. Urlaub hatte ich glücklicher weise schon vorher erbeten. Der vorige Karneval hat mich mit den Damen zusammenae. tührt: ich erhielt von einem Kameraden die gewünschten Ausschlüsse über ihre Verhält- mfse, und seitdem habe ich sie nicht mehr auS den Augen gelassen. Etwas Aehnliches bietet sich auch kaum zum ziveitenmal. Die Kieme ist jung, leidlich hübsch und kern gesund, die Familie tadellos, das Bermögen erster Klage. Ilse ist das einzige Kind ihrer früh verwitweten Mutter, und diese Mutter bezieht aus Grubenanteilen eine jährliche Rente von 40 000 Mark. Das genügt, denke ich. Nicht wahr? Ich habe mich denn auch schon an die Familie herangebirscht und suche mich ihnen unentbehrlich zu machen. Be, dreien ist aber immer einer zu viel oder einer zu wenig, und von den jungen Herren laste ich keinen heran wegen deS MiibewerbS. Ein älterer Herr aber, wie Du. lieber Onkel, der di« Mutter unterhält und mich bei der Tochter unterstützt, könnte für mich von großem Nutzen sein. Er käme als 'Nebenbuhler nicht mehr in Betracht und füllte doch die Lücke aus. die sich mir im Verkehr mit den Damen täglich und stündlich fühlbar macht. Eine nartie, earröo ist cs alio, die ich brauche und wünsche, und darum bitte ich Tich, lieber Onkel, komme schleunigst hierher und hils mir bei der Ausführung meines Vorl-abens. Deine elegante, ritterliche Erscheinung. Dein ganzes Auftreten wird meiner Wenigkeit ein besonderes Relief verleihen, Dame diplomatische Gewandt heit m>r goldene Brücken bauen. Ich erwarte nur noch die Drahtnachricht, welche Deine Ankunft meldet und sichere Dir inzwischen eine hübsche Wohnung in der Nähe der Damen. Auf frohes Wiedersehen! Iu Liebe und Verehrung Dein Neffe Fritz." Der Oberst warf den Brief auf den Tisch und schlug mit der stachen Hand darauf, daß es schallte. Dann lachte er grimmig auf. „TLas der Junge für eine Zuverftcht hat! Man könnte es beinahe Frechheit nennen! Er beliebt zu pfeifen, und ich soll tanzen. Aber ich habe wahrhastig Besseres zu tun. Ich gehe einfach nach Tirol und der Schweiz, und wenn ick, wicderkomme, werde ich ja sehen, ob er den Goldfisch ge- sangen hat?' Fräulein Kftuhl, dis langjährige Hausgenossin und Vertraute des Oberste», die auch Fritz seit seiner Kindheit kannte, hatte den Sturm seiner Entrüstung schweigend über sich dahinbrauscn lasten und dabei nicht mit der Dimver gezuckt. Jetzt aber hob sie den glattgeicheitelteu Kopf, und mit dein taktvollen Freimut, welcher sie bei aller Liebenswürdigkeit auszcichuele, entgegnete sie lächelnd: „Ich würde mir die Sache doch überlegen. Herr Oberst. Das klingt alles wohl schlimmer. al-Z es ist. Weshalb wollen Sie zur Abwechslung nicht einmal nach Rotenhahn gehen? Die Schweiz und Tirol bleiben Ihnen ja immer noch. Tas säile,siche Gebirge hat auch seine Reize. An der gewohnten Partie Pikett wird es Ihnen dort nicht fehlen, und an Abwechslung und Nnterhailung noch weniger. Ich s-he.a>jo nicht ein, weshalb Sie sich der Aufforderung Ihres Reisen so feindlich gegenübcrstellen." - 27» - Der Oberst, der wieder umhergewandert war, blieb stehen und streift« st« mit eurem Blick von der Seite. „Hm," brummte er, „Sie meinen also, ich soll dem untrer- schämten Bengel den Gefallen tun?" »Ich meine. Sie sollten sich auch um Ihrer selbst willen dazu entschließen. Sie sind ein« gesellige, anschlußbedürstige Natur, und die Gesellfchast Ihres Nesse», den Sie ja trotz alles Raisonnirrens gern Hoden, wird Sie erfrischen und erfreuen. Wenn Sie ihm durchaus nicht Helsen wollen, könne» Sie sich ja neutral verholten, aber ich denke mir, wenn Ihnen daS Mädchen gefällt, werden Sie ihn mit Rat und Tat unterstützen und sich dabei selbst recht gut unterhalte». Sie ver- stehen ja mit Danren umzugehen!" Der Oberst lachte. „Der Junge hat einen guten Fürsprecher an Ihnen, und ich bin. wie gewöhnlich, weiches Wachs in Ihrer Hand, aber wenn ich schon durchaus nach Rotenhahn gehen soll, dann kommen Sie wenigslen» mit, Kruhlchen." Sie sah ganz entsetzt auS. „Ich? Wo denken Sie hin, Herr Oberst? Ich wäre ja das fünste Rad am Wagen und infolgedessen ganz unglücklich. Baron Fritz würde auch wenig erbaut sein, wenn ich neben Ihnen auf der Bildfläche erschiene. Nein, ick gehe inzwischen zu meinen Geschwistern, die mich bestimmt erwarten, und Sie schreiben mir dann und wann ein paar Zeilen über den Stand der Sache. UebrigeoL: wie heißen die beiden Damen denn eigentlich?" Der Oberst blickte noch einmal in den Brief. „Da» hat er natürlich nicht ge schrieben, der Bengel, weil es di« Hauptsache ist," versetzte er spöttisch. „Nur der Name Ilse wird einmal aanz^beiläusig erwähnt." „Nun, Sie werden es bald genug erfahren." Kruhlchen rollte ihr -Strickzeug zusammen, ergrifft den Schlllsselkovb und ging in die Wirtfchast, während der Oberst «ich in die Elsenvahnkarte und das Kursbuch vertiefte und darüber seinen Groll gegen seinen Ressen ergrß. Zwei Tage später verlieh er sein geliebtes Berlin und fuhr über Görlitz nach Rotenhahn. Unterwegs traf er einen Gutsbesitzer Keltin«, Sohn eines früheren Regi mentskameraden. den er als Eruxichsenen iloch nie gesehen hatte, an der auffälligen Aednlichkeit mit dem Bester erkannte er ihn aber sofort und sprach ihn deshalb an. Die Fährt nxir lang und langweilig, und beide Herren, die allein in einem Abteil saßen, freuten sich des unerwarteten Zlisammeiitreffens. Sie unterhielten sich lebhaft. „Also Ihre Gattin ist in Rotenl^ahn und Sie wollen auch hin. um sie zu besuchen? Da werde ich ja die Freude hoben, sie kennen zu lernen. Sie ist ja doch nicht zu leidend?" Herr Kelting, ein blonder Necke, mit gutmütigen, blauen Augen und einem gebräunten, hübschen Gesicht, lächelte befangen. „Ach nein, krank ist sie nicht. Sie erfreut sich im Gegenteil einer vortrefflichen Gesundheit." „Also führte sie nur der Wunsch nach Ab wechslung und Zerstreuung hin?" „Auch das nicht .. ." war die zögernd gegebene Er- widerung. Der Oberst wollte nicht ausdringlich sein und ließ den Gegenstand fallen, aber der junge Ehemann nahm das Gespräch nach einer Weile wieder aus. „Ich möchte Ihnen etwas erzählen, Herr Oberst," sagte er in seiner etwas unbeholfenen Weise. „Sie waren der Freund meines Vater» und sind erfahrener als ich. Sie können mir vielleicht raten und helfen. Haben Sie je etnws von meiner Heirat gehört?" „Ja. aber ich weiß offen gestanden nicht mehr, was es war. Man nannte Sie einen Glückspilz und sprach von einer romantischen Geschichte." Äelting lächelte. „Ganz recht, ein wenig Romantik war auch dabei. Meine Frau ist nämlich ein Findelkind." „Und Kat doch Vermögen?" „Jo, sie erbte es von ihren Pilegeellern, dem Baron und der Baronin Uiadel. Die beiden nahmen das kleine Geschöpf, das dem reichen, kinderlosen Ehepaar in einer Sommernacht im Bade Rotenhahn aus die Türschwelle gelegt wurde, liebreich aus. behandelten es wie ihr eigenes Kind und gaben ihm eine wrgsältige Erziehung. Noch den Kalenderhciligen jener Tage wurde cs Katharina Kornelius genannt, und mit der Zeit wuchs es zu einem klugen und reizenden Mädchen Hera», das die Güte der Eltern mit warmer Liebe vergalt und wie ein Sonnenstrahl das Haus erhellte. Als wir uns kennen und lieben lernten — ich kam zu Baron Usadel als Volontär ins Haus — war sie erst Jahre alt, und da sie schon damals für eine gute Partie galt, wagte ich nicht, mich um sie zu bewerben. Mein Vermögen war klein, meine Zu kunst als Landwirt noch ungewiß: ich besaß weder einen glänzenden Namen, noch glänzende Eiycnsckxiften und wollte mich darum schweigend zurückziehen. Die Pskege- eltern aber hatten unsere gegenseitige Neigung hemerkt. Sie traten uns nicht hindernd entgegen unv machten mir schließlich sogar Ätut, um Käthes Hand zu bitten. Dabei sagten sie mir ganz offen, daß alle Nachforschungen nach ihrer Herkunft umsonst ge- wcfcn seien, und daß man mithin auch nicht wisse, ob das Mädchen ehelicher oder un- ehelicher Geburt sei. Bei ihrer Verheiratung solle dieser Umstand aver schwer ins Gewicht. Mancher Freier werde offen oder heimlich daran Anstoß nehmen, und manche vornehme Familie ihr von vornherein die Ausnahme verjagen. Sie wollten darum allen Ehrgeiz beiseite lassen und trotz Käthes Jugend der Liebesheirat nichts in den Weg legen, um ihr Glück zu sichern. Ci« hatten Vertrauen zu meiner Tüchtigkeit und meinem Charakter und freuten sich, daß ich weder Geschwister noch sonstige nahe Verwandte belaß. tJortsedung folgt.) olktäittlige Nullösung tntal^e Ivonltrirses. vasOescdLkt viick vollstLnckig »ut'gv.ost, nickt et«m an anckcrsrLtells ocksr unter anäorsr stirrur vieckor vsu eröffnst, vir verlassen Vrcsüeii vis stroiss sinck rnm lest ssdr becksutenck unter ck«m 8vII,s1It«»«1e»pi el« reäuriort unck bietet sick cksm gesbrten Publikum, ebenso 8rl»i»e>«lerlvoeo, IläuMkrtunea ete. ei> e seltene kaukgelexenkeit, solicko unck mockerns IVsren einrukauken, nie sie ru gleichen pieisen vielleicht nie vioäer geboten. >8. Dun Oxotk rur Dt kümpkillix <lC8 rmllliiioion ^ vlt>'6nv»I)8, kEiulor« 88 1 IM l 4, dlvrvt üoill Künler oluv 6viv!ll>r, lluss unser ^uxedut auf reeller Lusls dviuUt. roins., erprobte Hlialit. auch eins->'ne M «KL iSLiASIl, stoben, tniber bis 8.50. 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