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S°!° III. llsukeiie Xrisg8snleike unkünciba»- bis 1924. Vre8äner kianLle!8bank Ostrs-Aüll s. im »Wö ÜKI' XgllliiiMciislt - Äriilsedtkokrlng 7. 'i 2kic>inungen nsbmsn wir 6sn 6scün§uugsn clsr ^sicbsbsuik ßoslenfrej entLSZsn, Die innere Krisis in Rußland. Auslösung russischer Semftttws. — Der Sieg der russischen Hofkamarilla. — Die Wehrpflichtsrage im englischen ÄrrLerhause. — bin französischer Hilfskreuzer vor Rhodos versenkt. — Gras Bernstorff über unsere Beziehungen zu Amerika. Der amtliche deutsche Kriegsbericht ist heute bis zur Drucklegung unserer Abendausgabe nicht eingetroffen. Die innere Krisis in Rußland. Tie „Berlingske Tidende" meldet aus Petersburg, mau nelnne allgemein an, dast die Krisis infolge der Vertagung der Duma ruhig verlaufen werde. Die fortschritt lichen Dumamilglieder hätten beschlossen, den Verlauf der Dinge abzuwartcn. Die Parteien hatten keine Erörterung über die Vertagung verlangt, sondern seien nach dreifachem Hoch auf den Zaren auseinandergegangen. — Die „Nativnal- tidcnde" meldet: Die Vertagung sei für Duma und Volk überraschend gekommen. Der Verband der russischen Städte habe einen Kongreß beantragt, der die politische Vage besprechen solle. kW- T. B > Vach dem „Rustkojc Slowo" macht die G e i st l i ch l e i t in den Kirchen gegen den liberalen Dumablvck Stimmung. Ein Erzbischof erklärte ans der Kanzel, die Diener der Kirche würden gegen die verräterischen Um stürzler kämpfen selbst bis zum Märthrertvde. (W. T. B.) Aus Petersburg wird dagegen dem Verlincr „Lvk.-Anz." telegraphiert: Die Vertagung der Reichsdnma hat im ganzen Vande die grüßte Erregung hcrvorgernfeii. Die Verbünde, Ltädte und Lcmsuuvs ersuchten sofort tele graphisch um die Erlaubnis zur Abhaltung eines Kon grcsses, auf dem die politische Vage erörtert werden soll, da diese im höchsten Grade sür das Russenvvlk beunruhigend sei. Wie verlautet, beabsichtigt die Negierung, einige weniger wichtige vom Dumablock verlangte Reformen durch- zuführen. Auslösung einer Anzahl von Scmstuws in Nnstlaud. Der Züricher „Tagesanzeiger" meldet aus Peters burg: Die Regierung veröffentlicht ein Auflö s n n g S - d e k r e t für die E c m st w v S von Moskau, Perm, Kursk »nd Eharkvw wegen regierungsfeindlicher Kundgebungen und Beschlüsse. Der Lieg der russische» Hofkamarilla. l>. Von einer russischen politischen Persönlichkeit, die Gelegenheit hatte, die Entwicklung der innerpolitischcu Vage Rustlands im letzten Jahre auch hinter den Kulissen zu beobachten, wird, wie dem „Bert. Vot. Anz." gemeldet wird, in Kopenhagen erklärt, dast der Beschulst der Regie rung über die Vertagung der Duma eingeweihtc Kreise, welche die Kräfte kenne», die im Verborgenen arbeiten, nicht überraschen könnte. Die Regierung habe damit be wiesen. daß es auch ihr nicht gelungen sei, sich von dem Einflüsse der h c i m l i ch c n K a m ariIla zn befreien, die cs seit einer Reihe von Jahren verstanden habe, jede am Ruder befindliche Negierung ihrem Willen zu unterwerfe». An der Spitze dieser heimlichen Regierung steht Staatssekretär Kryschanowski, die frühere rechte Hand Stolypins. Dieser Mann, der nie öffentlich eine leitende Stellung eingenommen, ist icit vielen Jahren der eigentliche Vetter der innvren reaktionären Politik Ruß lands'. Seine Macht stützt er auf einen bedeutenden An bang aus Adels- und rcrchen bürgerlichen Kreisen. Unter stützt vom Großfürsten Nikolaus, benutzte der mächtige Mann in den letzten Jahren seinen Einfluh, der Politik Rußlands einen Kurs auszuprägen, der zum Krieg mit Deutschland führen sollte. Er war sich bewusst, das, ein Steg über Deutschland auch ein Sieg zur Befestigung des reaktionären Systems gegenüber dem zunehmenden Ein flüsse des fortschrittlichen Teiles des Volkes bedeuten würbe. Jetzt, da seine Berechnungen aber sehlgeschlagen sind, und Nnstlaud dem Abgrund entgegentreibt, bietet er alles auf, um zu retten, was noch zu retten ist, sich voll bewusst, dast bei einem Siege der fortschrittlichen Parteien über die Reaktion für ihn und seine Freunde alle bisherige Macht verloren ist. Sic mussten daher unter allen Um ständen die gefährliche Duma beseitigen, um die Regierung am Ruder zu erhalten. Der gestrige Tag idcr Bericht ist vom t7. September datiert. D. Red.» beweist, dast Kryschanowski seine alte Herrschaft über die Regieren den ausübt. Die Regierung fügte sich und wagte die Schliestnng der Duma ohne Rücksicht ans de» Bvltswillen und den Sturm der Entrüstung, den dieser Entschlust im Volk Hervorrufen must. Der nächste Schritt, der von der Kamarilla zu erwarten ist, ist zweifellos, die Regierung zur Schliestnng eines Friedens geneigt zu machen. Da bei der Erregung des Voltes setzt alles mög lich ist, must Kryschanowski zur Sicherstellung seiner Macht darauf bedacht sein, den äusseren Frieden sobald als möglich herzu st eilen, um die ganze verfügbare Kraft auf die Unterdrückung möglicher innerer Unruhen verwenden zu können. Er erblickt darin den einzigen Weg, um die Reaktion ans der fetzigen Krise zu erretten. Wenn in Rußland erst einmal Sie fortschrittliche Richtung an die Regierung gekommen ist, so ist die Herrschaft der jetzigen reaktionären Kreise sür immer vorbei. Das wissen diese fehr wohl. Daher setzten sic jetzt alles ans eine Karte und taten den verzweifelten Schritt der Dumavertagung. Die Folgen werden sich bald bemerkbar mache». Daher kann KryschanowSki cs nicht beim ersten Schritt bewende» lassen, er must nun auch den zweiten Schritt voll tun. F-üi die jetzige herrschende Klasse gibt es nur noch ein „Ent weder — oder", entweder baldiger Fried e n s s ch I n st oder Verzicht ans die Herrschaft für immer. Die französischen KriegSkoften. Die Begründung des Finaiizministers Nibot zu dem Gesetzentwurf betreffend die provisorischen Budget- zwölftel für das letzte Vierteljahr lvlö, welche vom „Temps" veröffentlicht wird, hebt folgende Punkte hervor: Infolge des gesteigerten Bedarfes an Kriegsmaterial und der andauernd steigenden Zahl von Familien, die unterstützt werden müssen, wachsen die Ausgaben von Monat zu Mo nat. Die militärischen Ausgaben werden bis Ende Ißlö 208t:- Millionen Franken betragen: ihr monatlicher Durch schnitt ist von 8M auf läiltt Millionen Franken gestiegen. Tic budgetmäßigen Eiiicüiifte haben vom Ausbruch des Krieges bis zum :il. August I!>>."» WO Millionen Franke» betragen. Der Staatsschatz hat den Alliierten lU8 Mil lionen vorgeschossen, davon Rill Millionen seit dem 1,'>. Mai. Bis zum August sind für 787l Millionen Franken Staatsschatzscheine und für 22kk Millionen Vandesverteidi ginigs-Obligationeii begeben worden. Z»m Schluß heißt cs, trotz aller dieser Einnahmen genügten kurzfristige Pa piere angesichts des vielleicht noch lange dauernden Krieges nicht, sondern die Regierung werde den Kammern demnächst einen Anleihe-Entwurf vorlegcn, um sowohl die bisher feststehenden Ausgaben, welche zu Ende des Jahres 28 27t Millionen übersteigen würden, als auch künftige Ausgabe» decken zu können. <W. T. B.j Frankreichs Menschenmangel. t>. Im August l!tl! dachte man, wie Humbcrt im Vcit- artikel des „Journal" vom ll. September schreibt, »ich!, dast der Krieg länger als bis zum Jahresende dauern würde. Im Dezember glaubte mau an eine Entscheidung :m Juni oder Juli. Jetzt müssen wir uns auf eine un begrenzte Zeit cinrichtcn. Die Zusammenarbeit der Ver- bandsmächtc mutz immer enger werden und zu einer Arbeitsteilung führen. Frankreich hat fast allein den ersten, schlimmsten Stoß ansgehaltcn und seinen Verbündeten Zeit gegeben, sich zu organisieren: es laini stolz ans seine Veistniigcn sein. Man darf sich aber nicht verheimlichen, daß hierfür sehr erhebliche Opfer »ölig waren. Alle dieusi- sühigen Männer bis zum IN. Jahre würden eingezvgen, der Rest streng dnrchgesiebt: im Innendienste wurden nur »och felddienstuntaugliche Vente verwendet. Es bleibt s a st n i cl, t s a » st c r .«Kreise n . K inoc r n n n d Kranken, nm das wirtschaftliche Veben aufrecht zn er halten. Wenn der Krieg noch tauge dauert, ist es von grundlegender Bedeutung, dast Frankreich, wenigstens ebensoweit wie seine hauptsächlichen Verbündeten, ein wenn auch geringes Mast vvn normaler Tätigkeit und von Kräften ans landwirtschaftlichem, industriellem und Hau delsgebietc wiedergcwiinft. Man darf nicht Vente, die militätisch unbrauchbar sind, endlos in: Heere behalten, wo sic nur Kosten für sich und ihre Familien vernrfacyen, während sic. dem bürgerlichen Veben znrüclgcgebe». wert volle Kräfte für die Wiederaufnahme der Geschäfte dar- stcllcn. Wann wird cnd'ich eine Ilntcrsuchniigskoiüiiiijüvii aus einwandfreien und fähigen Aerzten tagen, nm das Heer von dem unbrauchbaren Ballast zu befreien? Ncnernngcn im französischen Pionicrivasen. b. Die französische Heeresleitung beschäftigt sich mit 2! euer n n gen i m Genie- u n d P ivuicr w e s e u. Die Anregung hierfür boten die in der Besetzung von Pinsk gipfelnden, starken Eindruck machenden Erfolge Macken sens, die nach dem rückhaltlosen Zugeständnis der sranzö- sischen Fachkreise zurzeit keiner anderen Armee möglich gewesen wären. s„Kricgsztg."> Verhandlung gegen den Mörder von Jaurös. Rach dem „Temps" wird Billain, der Mörder vvn Jauros, in der am IN. November in Paris beginnenden Schwurgcrichtspcrivdc abgcnrteilt werden. sW. T. B.) Die Wehrpflichtfrage im cnisiischen Niiterhmrse. Staatssekretär Gren erklärte in Beantworinng einer Anfrage: Der gegenwärtige Zustand der Unordnung in Prrsien nehme die Sorge und Ansmerksamlcit der Re gierung in Anspruch, die leine Maßregel» unterlassen werde, »m britisches Veben und Eigentum zu schützen. Premierminister A s g » i t h keilte mit. dast der Haus haltsplan am nächsten Dienstag vvrgelegt werde. Bei Beratung der Kreditbcwilliguiig entspann sich eine ausführliche Erörterung über die W c h r p f l i ch t. Be merkenswert war die Rede von Thomas «Arbeiterpartei!, der dem Eisenbaönervcrbande angehört. Thomas sagte: Fast alle Gewerkschaften dieses Verbandes nahmen die Ent schließung gegen die Wehrpflicht an und teilten obendrein dem ausfiihrendcn Ausschüsse mit, dast sie im Falle ihrer Einführung in den Ausstand treten würden. Der Gewerkschaftskongreß, der drei Millionen Arbeiter vertritt, nahm einstimmig eine Entschließung gegen die Wehrpflicht an. Das Geschostgcsctz konnte nicht gegen 2<>t»t>lil> Arbeiter durchgesetzt werden, wieviel weniger die Wehrpflicht gegen drei Millionen. Wir wollen den inneren Sinn dieser Bewegung kennen lernen. Ist sie rin Schach zug, nm Asguith zu stürzen? Wir befanden uns oft im Gegensatz zu ihm, wir sind jedoch überzeugt, dast er ui dieser nationalen Krisis unersetzlich ist. Aber wenn der Premier nicht das Ziel ist, nm was handelt cs sich dann? Im Namen der Mütter, die ihre Söhne, und der Kinder, die ihre Bäter verloren haben, bitte ich Sie, die Einigkeit der Nation nicht zu spalten. Angenommen, Sie erzwüngen Neuwahlen, was dann? Wollen Sie Soldaten gegen die Minderheit anwcnden? Unsre Ausgabe wird sein, den inneren Frieden zn erhalten. Ich warne Sie! An dem selben Tage, wo die Negierung die Wehrpflicht einbringt. wird die industrielle Revotntivn da sein. >W. T.B.j Der parlamentarische Berichterstatter des „Daily Tele graph" schreibt: Die Rede von Thomas wirite wie eine E x p l v s i v b o m b e. Seine Warnung bedeutet, dast an dem Tage, wo die Negierung einen einzigen Eisenbahner zwangsmästig anshebt, der Eisenbahnverkehr nnshoreii wird. Es war eine freimütige Warnung, ans der '» entnehmen ist, dast ohnehin in der Eisenbahneiwelt eine gefähr liche Unruhe herrscht und dast die Vage auch ohne di: Wehrpslichlsrage kritisch ist, Asanitli und Eburchjll kamen, nm den Schluß der Rede zn hören. Sie hörten mit großer Aiismerksnmkcit zn. lW. T.B.j „Daily Telegraph" wende! sich in einem Veitartikel scharf gegen die Bewegung für die Wehrpflicht, die der Re gierung ihre Ptäne anfznzwingen inche. Das Biati weist ans die außerordentlichen Schwierigkeiten der Frage Inn. Die Untcrhansrede ovn Thomas beweise, dast der Ernst der Vage durch das Gepräge, das die Bewegung sür kne Wehr pflicht trägt, zehnfach vergrößert würde. (W-T. B.j Ein neuer Ansstand in Tüdwales. Ein »euer A usstand ist im K o b l e n g ebiete von Südwnles ansgebrvchen. Etwa Hüllt Mann legten wegen eines Streites über die Bezahlung vvn Uebcrstnndcn di: Arbeit nieder. iW. T. B.j Die englische Finanz,nvt. Die Irländer des englischen Unterhauses haben, Von- Koner Blättern zufolge, einen Antrag an die Regierung eingebracht auf beschleunigte Kürzung der Siaats- gehältcr um Prozent zur Abwendung der von Vloyö George angelündigten Mprvzeiitigcii Erhöhung aller Steuersätze. Englischa Bedenkr-i. „Daily Mail" schreibt in einem Vcinirtitcl: Die näch sten Tage werden lehren, ob Kitchcner mit der Ansicht recht hatte, dast die Deutschen ihr Pulver in Rußland ver schossen hätten, oder ob Vlvvd George mit seiner ernsteren Aufsagung der Vage rech! hatte. Das Blatt betont, dast d i c V a g r i n R n st 1 a » d ni ch t in it der von l 81 2 n c r g l e i ch b a r sei. Die instemaiijchc und freiwillige Zerstörung großer volkreicher Städte sei I8t2 nicht vor- gekvmmen. Ebeniowenig treffe der Vergleich sür die Aus rüstung und die Berlcnrsmittcl der deutschen Armee zu. tW. T. Bft Der nmtlichc türkische Kriegsbericht. Das rürkiichc Hanpcgnariicr teilt mit: Die Vage an der Dard a neil e n s r o n t ist unverändert. Unsere Auf- ttü>ungstrnppen, die nach verschiedenen Richtungen vvr- e.cschickt werden, ptän-eln bei jeder Gelegenheit mit dem Feinde und kehre» nach ied-.in Angrisse und icdcm llebcr- taiic mit Beute beladen zurück. Unsere Artillerie hat den Feind, der Schützengräben zu bauen versucht und ge legentlich Lruvpenansammlnngcn unserem Feuer aussetzt, erfolgreich beschossen, die Ansammlungen zerstreut und ihnen Verluste üeigebracht. Bei Seddnl-Bahr hak unsere Ariillcrie am linken Flügel am IN. September eine grvste Explvsion in einer feindlichen Mincnivcrferstcllniig her--- vvrgeriiscu und diese außer Gefecht gesetzt. Ein Teil n n s e r c r F lvtte hat eine» V e » ch t t u r m und eine F a b r i t a n derSüd l ü st e d c r K r i m mir Erfolg beschossen. Das Geschütz- und Gcwehrfeiier des Feindes hat ihr keinen Schaden getan. In derselben Gegend, hat sie v icrg r v st e r u s s i s ch c v v l l b c l a d e n c S e g c l» schiffe v e r s c n l t. An der I r a k F r v n t haben unsere Freiwilligen in. der Gegend von Kalaat ul Ncdjim in der Nacht zum 12. d. M. c i n V a g e r d e s F e i n d e s ii b c r r n mvcl t. ihm große Verluste beigcbracht »nd viel Beute ab- genommen. 21 in folgenden Tage wurde ein neuer Angriff anf das Vager gemacht. Der Feind verlor mehr als IM Tote und wurde a»s dieser Stellung verjagt. Am 1<i. Sep tember haben wir nördlich vvn Korna ein englisches- F l u g z cug her n n terges ch o s s e n , die Flieger, einen, Feldwebel und einen Mechaniker, flefangcngcnvmmen. Nack» geringfügiger Jnsiandsctziiiig benutzten wir das Flugzeug gegen den Feind. Sonst nichts Neues. tW. T. B.j Ein französischer Hilfskreuzer versenkt. Ter „Temps" meldet, daß ein feindliches Unter seeboot auf der Reede von Rhodos den französischen Hilfskreuzer „Indien" torpediert und ver senkt habe. „Indien" war in den Gewässern von Adalia gekapert worden, als er Kriegs! oiikerbaiide beförderte. „Indien" hatte eine Wasserverdrängung vvn 8W Tonnen, seine Besann»,: bestand aus N2 Offiziere» und Matrosen. I I Mann werden vermißt. tW. T. B.j