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- II« - Drissen trug Reitstiefel und eine Joppe au» hellgrauem Velvet, die ihn vor» züglich kleidete. Er kam. wie er sagte, aus seinem Kornspeicher und hatte auf dem Bänkche» im Riedgras Rost gemacht, um eine Zigarette anzurauchrn. Run schleuderte er mit Rita und Margot durch den Park dem Herrenhaus« zu. „Ach denke, wir schenken Margot noch ein wenig Jenen, und beginnen erst dann mtt dem Unterricht, wenn Sie sich ein wenig bei uns eingeledt haben, gnädige» Fräulein." Es schmeichelte Rita nicht wenig, dag Drissen sie hier beständig ..gnädige» Fräs tet»" nannte. Au Reval hatte er sie „Fräulein Gröirholm" angereoet. Aber i» Lindenbruch war eben alles anders. Margot versicherte wichtig, daß sie Fraulein Rita noch viel zu zeigen hätte: den ganten Wirischasishof und die Treibhäuser und die Fohlenkoppel hinter der Korn darre. Auch im Obstgarten sei man noch nicht gewesen. „Dann gestalten Sie. daß ich zur sachlichen Einführung in alle diese. Ihnen bisher noch unbekannte Institutionen den Führer mache, gnädiges Fräulein " wandt« sich Drissen an Rita. Diese nickte mit der Miene einer Prinzessin. Rita nahm es als etwas ganz Selbstverständliches hin. daß ihr Prinzipal sie wie einen jungen ihn st. den man ehrt und dessen 'Wünsche man respektiert, behandelte Die Hosleuie schauten dem Trio ei» wenig verdutzt nach Es war ihnen jeden- ,aU-s neu. daß der gnädige Herr um diese Tagesstunde, wo er aus die Felder zu reiten pflegte, einen Spaziergang durch Obstgärten und Warmhäuser unternahm und sich ein« ganze Weile lang im Geslügelhos aushielt, wo Rita sich von den Taube», den Zwerghühnern und kein Adler, der an seinen .Käsig »ngekeliet war. nicht trennen konnte. Diesem Spaziergang endete mit einer Verspätung zum zweiten Frühstück. So etwas war in den Annalen von Lindendrnch noch nicht dagcwejen, den« der Gutsherr war sonst die Pünktlichkeit in Person. Der Tag rnrlies für Rita ebenso angenehi». wie er begannen hatte: am Abend saß man in Peru Aleranoruwnas Salon, die Dame legte Patience und rauchte, und Rita vertiefte >ich in ein illustriertes Journal. Der Hausherr erschien nach dem Abend essen aut einige Augenblicke im Salon seiner Mutier, um dieser Eule Rächt zu sogen. Er pflegte des Abends mit seinen Wirtschaflsdeamten zu konferieren und in landwirtschaftlichen Werken zu lesen. Als seine Frau »och gelebr hatte, da war es ihm ein Vergnügen gewesen, ihr täglich vorzulejen, Ernstes und Frohes, Dichtung und Wahrheit. Leit Frau Margot im Grabe ruhte, hatte er begonnen, nur seiner Landwirt schaft zu lebe». Als er Rita Gute Nachi sagte, erkundigte er sich, ob sie mit ihren Zimmern zufrieden sei. „Danke, durchaus." erwiderte Rita mit einer Miene, als habe sie nie anders als unter seidenen Decken geschlasen und niemals über weniger als zwei Räume zu ihrer persönlichen Benutzung ocrsügl. Sie nahm sich's vor. sich in dem neuen Leben, das sie hier in Lindeiibruch begonnen lmlte. über gar nichts mehr zu wundern. Es war eben eia Märchen, in dem sic die Prinzessin war. und in dem. sobald der Zeit punkt dazu oa war. Areud Donar die Rolle des Prinzen überiichmen würde. 7. .Kapitel. Es schien, als ob Margot in diesem Sommer sehr lange Ferien haben würde. Sie und ihre Erzieherin befanden sich sehr wohl dabei.' Drissen bemerkte voller Freude, wie sehr sein Töchierchen an Rita hing: dieie hatte sich gar keine sonderliche Mühe gegeben, um das .Kindelkerz zu gewinnen, aber Margot bewunderte sie sehr, aus angeborenem Trieb, alles Schone zu liebe». Rita ichrieb kinze. aber begeisterte Briese nach Hause. „So etwas wie Linden- bruch gäbe es einfach nirgendwo. Margot sei ein reizendes Gör, Herr Drissen die Liebenswürdigkeit selbst, seine Mittler eine originelle alle Dame — die eigentlich de» ganzen Tag rauche und Tee trinke beginne sie. Rita, bereits zu erziehen. Nur die kleine Vera sei ein unsnmpalhisches .Kind, mit den, sie aber. Gottlob, nichts zu tun hätte. Die erste Woche in Linde,ibruch verstrich Rita wie im Fluge. An einem so.- »tgen Rachnnirage fragte Pcra Alerandrowna das junge Mädchen, ob es Lust habe, iie nach Klein Gubda zu begleiten. "Rita jubelte innerlich. Sie hatte Margot ganz beiläufig gefragt, in welcher Richtung .Klein Guhda liege, und seitdem oft sehnsüchtige Blicke iiach dem westlichen Horizont gesandt und heimlich gehont, daß die Knaben aus Klein-Gulrda auf ihren Ponys in Begleitung ihres Hauslehrers »ach Lindeubruch geritten kämen. Heule wurde sie nun endlich, endlich Arend Wiedersehen! - U« - VI Io neuen Osvsbe. zzlstt uuä gmun-itoi l, i> ii rzaiunl leert tlattkar« 1k«ali1äten, bei LeliWÄi'rS 2eicl6nsio^s! Oäl'186Üll6!Ü6!° ^ It», »i-kt 8, keke> ^rolinßassv. tlngsriseiies unü Lisnvi tsvliss Veirenmekl trocken u. ausgiebig, wie ubechaup: in der bekannten Portrenlichkcit: ferner alle Backzutaten, wie RoÄllsu, RsMelL, Mrynrtt, Lueksr, küLmIrr, xs- Mrrlesl kalmkett „ÄmsiLML", VsMrZv, Alolw usv. enipsiehü in bester Qualität bei billigen Preisen asusi*, IVillkti'. 13. Meine werte Kuudschast wirb lick, immer wieder woblbetvakrt finden. Sie machte sehr sorgfältig Toilette. Im Hinblick auf ihre reichlich« Erzieher vage. hatte sie ihren Bedarf an Kleidern und Hüten usw. in Reval in aller Eile rovrvs ' komplettiert. Das weiße Waschkleid mit dem großen Spitzenkragen saß tadellos, und der wettze, breitrandige Hut mit dem Strauß Himinelschlüssel brachte ihr hübsches Gesicht ganz besonders vorteilhaft zur Geltung. Es machte ihr unbeschreibliches Pergnügen, im eleganten, mit Hellem Leder ge polsterten Landauer auf der sonnendeschienrnen Landstraße, zwischen Feldern, aus dencn das Korn reifte, dohinzusahrrn. Bera Alerandrowna plauderte liebenswürdig er klärte. daß es ihr große Freude bereite, nicht mehr allein in di« Nachbarschaft zu fahre». ..Wadim ist ja nur selten dazu zu bewege», einen Besuch zu machen." Ja, es bereitete Bera Alerandrowna sichtlich ein Vergnügen, das schöne, blonde Mädchen neben sich im Wage» zu haben. Sic liebte die Schönheit, die tote und die lebendige, ihr galt aber die Form mehr, als der Inhalt. Sie war eine zärtliche, odschon recht passive Großmutter, doch Margot stand ihrem Herzen näher, als Bern, die im Schatten dahinsiechte. Margot saß auf de» gesährtin in Klein-Guhda. Dort gab es einen herzlichen Empfang. Obzwar Vera Alerandrowna absolut nicht in das Milieu, in dem die Mehrzahl der estländischen Gutssrnuen ihren Lebens .zweck erbkickt — das Ausgehen in Küche und Keller und Kinderstube — hineinpaßte, obgleich sie niemals über Dienstboten und Fleijchpreije redete und eigentlich immer einen fremdarügen Eindruck hervorrief, hatte man sie doch in der Nachbarschaft sehr gern. Schon um ihres Sohnes willen, der sich allgemeiner, ganz außerordentlicher Achtung erfreute, wäre mau ttebenswürdig ihr gegenüber gewesen, auch wen» ihre Persönlichkeit nicht dazu ausgefordert hatte. Lissaus in Klein-Guhda lebte» wie alle diejenigen Menschen, welche ihre Welt in> Familienkreise suchen und linden. Alles im Hause hatte einen solide», bürgerlichen Anstrich, obgleich Frau v. Lissau eine geborene Komtesse war aus sehr bemittelter Familie. Die unmoderne Haartracht der rundliche» Frau und das schlichte Kleid gehörten sozusagen zu ihrem ganzen Wesen, das etwas Warmes. Mütterliches au sich hatte. „Es wird meinem Manne sehr leid tun. Vera Alerandrowna. Ihren lieben Besuch verfehlt zu haben." sagte sie. die Gäste zu dem auf der Veranda gedeckten Kafsee- lijch geleitend. „Er ist vor einer Stunde mit Donar und den Knaben auf unser Vor werk gesahreu. Ach erwarte sie erst morgen vormittag zurück." Rita empfand bei diesen Worten eine bittere Enttäuschung, daß ihr beinahe Tränen in die Auge» traten Sie saß gesenkte» Blickes am Kasseeiisch und war so einsilbig, daß Frau v Lissau wohlwollend und anerkennend dachte. Welch ein allerliebstes, bescheidenes Mädchen! Sie scheint sich ihres ausfallend hübschen Aeußeren gar nicht bewußt zu sein Als Rita sich nach dem Kaffee erbot, die kleinen Mädchen im Garten zu be aufsichtigen — sie halte das dringend« Bedürfnis, allein zu sein, um wenigstens un gestört an Arend denken zu können — gewann sie vollends Frau v. Lissaus Herz. „Me pslichigeireu. lobte sie. als Rita und die Kinder außer Hörweite waren, „Sic scheinen an Margots neuer Lehrerin eine vorzügliche Akquisition gemacht zu haben" „Aa," erwiderte Bera Alerandrowna. „ich habe sie auch gleich lieb gewonnen. Sie ist so hübsch, boß sie eigentlich nichts weiter zu tun brauchte, als dazusitzen und sich ansehen zu lasse» wie ei» sehr schönes, lebendes Bild." Das war wieder eine Bemerkung im Stil Vera Alexandrownas. „Meine Liebe." versetzte Frau v. Lissau milde, „ich denke, daß eine Haus lehrerin vor allen Dinge» dazu da ist. das Geld, das man ihr zahlt, durch strengste Pflichterfüllung zu verdienen " tSorisetzuns folg,., kargot saß auf dem Vordersitz des Wagens und freute sich auf ihre Spiel- Klein-E " Einschränken! Plauderei von A. von Schmidt Wie die Posaunen von Aericho gellt heute der Mahnruf a» das Ohr des jeweilig ver antwortliche» Redakteurs eines Hausstan des: „Einschränken!" Aa. das Leben kostet viel! Riesig wachsen überall die Lasten an. die den Völkern En ropas der „bewaffnete Frieden" — das „Trockenhalten des Pulvers" — das „Ge- wehr-bei Fuß stehen" auscrlegt! Dafür, daß der Bürger ruhig schlafen kann, muß er Steuern zahle» — und das Zahlen bedingt „Einschränkungen", den» nicht jedem wach sen mit den höheren Steuern auch di« Ein- nähme». Aber „einschränken" ist leicht gesagt und schwer getan. Dem sorgenden Familien vater wird blümerant zu Sinne. Mir einem prächtig angcspitzien, großen Blei stift ruckt er sich an seinem Diplomaten- tisch zurecht — breitet die Liste der Aus gaben vor sich ans — ach. sie ist länger, als die Leporellos! — und beginnt die Sanie rung seiner Finanzen, sucht sein Soll und ««.„r M- Vollkommeursler rrttvnl-vruävorvu slanb- »nd dunsisrei brennend. Tem ich cs Reichs-Patent. Koc vn, backen, braten, ksirv'. Billigste Feuerung der Welt Berlnauch in 2t Slundcn ca. 6—8 Pf. garantiert. I>riuorI>ran<I Os«». 18 aold. u. silberne Medaillen, Ehrenpreise u. 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