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Habe« in rationellen Einklang zu bringen, d. h. Abstriche zu machen. ,,einzuschränken"! Aber wo? Nun natürlich da, wo es ihm selber am wenigsten empfindlich ist — das ist menschlich. „Der Hunger und die Liebe" — zum eigenen Ich — „erhält das Welt getriebe"! Der uneigennützigste lbatte und Vater denkt im ersten Moment: „Aha, hier kann gespart werden — daraus mache ich mir wenig" — oder: „das bekommt mir nicht" usw. Das ist furchtbar einfach, erst wenn Geschmack und Neigungen der ande ren Familirnglieder den entgegengesetzten Weg gehen, wird die Sache kritisch. „Nein, gerade hier sich einschränksn". das geht nicht," meint die ein Wort mit- redenoe Gattin — „das ist nicht standes gemäß" oder „nicht lohnend" — „nicht weltklug" usw. „Aber Männchen!" ruft sie mit strahlendem Gesicht aus. „so teure Zigarren brauchst Du doch nicht zu rauchen, sie bekommen Dir gar nicht — und so schwere Weine, die Dich immer so erhitzen!" Ja. so! — eine echte Importe ist die ein zige Lebensfreude, die wir uns noch geneh migten — sollen wir die? — Und einen guten Tropfen, sollen wir den? Nun, mir müssen uns eben eine andere Rubrik suchen, in der wir erfolgreich Ab striche machen können. Vielleicht am Essen! — Nein! — Man legt zwar keinen groben Wert darauf, ist absolut lein Schlemmer. Gourmand usw.: aber, da man nun einmal eine Familie gegründet hat.! mutz man sich ihr auch erhalten. Also bei der bisherigen Nahrung müssen mir schon verbleibe», sie bekam uns. Das „Huhn im Tops" mit allerlei Zubehör mutzt beschafft werden, wiewohl es immer teurer wird — die Sache will's! Aber vielleicht eine kleinere, weniger tomfortable Wohnung! — Auf keinen Fall! Das darf man des Kredits und auch der »ielen kostbaren Möbel wegen nicht tun'! Die Kollegen würden verbreiten, wir seien! so „'runtergekommen" — .,müßten uns ein-! schränken"! Nein, das darf niemand denken, wir müssen integer dastehe» als Offizier, höherer Beamter, Großindustrieller usw. Vielleicht können wir etwas an den Toi letten der Töchter absparen! Du meine Güte! Die armen Dinger wollen doch auch nicht ganz aus ihrem Milieu fallen. Alle Welt ist heut' nun mal verwöhnt, hyper- luxuriös. Unsere Mädchen können nicht in vzattunkleidchen herumlausen, wenn die Freundinnen in Spitzenroben auf Seide rauschen. Meistenteils kleiden sie sich ja auch ganz schlicht, bei den differenzierten Sportübungen nämlich, die sie mit Vorliebe treiben. Freilich bedinge» diese wiederum die verschiedensten Sporikostume. denn man käme bei Linda und Rosa schlecht an. wenn man ihnen zumutete, im Radeldreß Tennis zu spielen, und umgekehrt! Auch kosten die Riesenhiits heut' ein enormes Stück Geld, sie brauchen nahezu einen Waschkorb voll Blumen zur Garnierung. Aber wir haben längst verlernt zu glauben, daß die zunächst modern werdenden, ganz lleinen Hütchen sich billiger stellen könnten. Wir selber könnten am Ende aus einigen der vielen Klubs und Vereine austreten. Sie find nickt billig — und mit den ewigen „Stiftungen, die man ihnen als — wohl- jituierter Bürger — machen muß, könnte man per ui»,»», gut ein paar hundert Mark ersparen. Aber! — Diese Vereine, in denen wir Mänirer „uneigennützig über das Wohl und Wehe des Vaterlandes beraten", müssen der „guten Sache", des „edlen Zweckes" wegen vom Patrioten — wenn auch seufzend - unterstützt werden. Da kann man schwerlich, ohne ernem Vor gesetzten auf die Hühneraugen zu treten, eine Ausscheiduilg beantragen. Der eine Geheimrat im Ministerium hat nämlich dies und der andere jenes soziale oder hu mane Steckenpferd, da heißt es, klug sein wie die Schlangen und — „zahlen"! Aber da sind die vielen Klubs der Töch ter. Der englisch-französische, in dem meist deutsch „geredet" und in Fremdsprachen „geschwiegen" wird. Der wissenschaftlich- ästhetische! Die erstklassige» Tennis, Nadel-, Rodel-, Schlittschuh-, Schier usw. Klubs! Ach, verlangte man nur, daß lie aus einem einzigen austräten, sie ver lören womöglich ihre ,,Kaste , d. h. sie blieben nicht »iltte» drin in der „beiten Gesellschaft" und man hat wahrhaft tig Kosten und Mühe genug gehabt, sic hinein zu bugsieren! — verlören am Ende gar eine glänzende Aussicht, vulgo „Par tie"! Nein, da darf man vor der Gemahlin lein Wort verlieren, darin versteht sie kei ne» Spaß. Die Frage ist erledigt! Nun zu unfern Herren Söhnen! Deren berufliche Ausbildung kostet uns ein Heidengeld. Ein Kapital! Davon wenig stens möchte man etwas abzwacken. Aber den hochbegabten Knaben nicht studiere» lasten, den sich ausgesprochen zum künftigen Moltke eignenden nicht zum Offizier de stimmen, kann man das verantworten? Nein, wir dürfen doch unsere eigene Nach kommeiischaft nicht ins „Proletariat zurück stoßen"! Wir sind keine Rabeneltern. Hier könne» wir nicht „einschränken". Aber vielleicht etwas sparen! Wozu denn jedes Jahr diese neuen, teuren Lehrbücher in allen Schulen! Sind wir am alten Cicero und Cornelius Nepos „groß und klug" geworden, warum nicht auch unsere Buben? Doch die neue Zeit lächelt über unsere Rückständigkeit. „An Lehrmitteln darf niemals gespart werden, das wäre unrationell. Für unsere Jugend ist alle- mal das Veste kaum gut genug"! MckiMt Legkililllrl 1856 Erscheint itüglich 1^0. 2M.1» Mittwoch, den 8. Dezember. Ividl» Schicksal iibev Dir. Roman von H. von Schmid. <7. Forlsetzuna ) Tiefe dunkle, mandelförmige Augen donriuierten in dem gelblich weißen Gesicht che»: der Blick dieser Augen schweifte gleichsam in eine andere Welt . . . Rita fühlte sich seltsamerweise gar nicht sympathisch berührt durch das kleine Geschöpscheu, das ihr mit leiser, matter Stimme artig einen guten Morgen bot. Sie beachtete die Kleine kaum, was ihr einen feindseligen Blick der Kinderfrau eintrug, und ließ sich gern von Margot, die ihr weil besser gesiel. weitersühren, über das Gebiet des Gartens hinaus, immer tiefer ru die verschlungenen Wege des Parkes eindriirgend. Nun horte man das Rauschen des Meeres, welches heute durch eine leichte Vrise bewegt war. Der Wasserspiegel mit seinem schaumigen Wellengelräusel schimmerte durch dos niedrige Geäst uralter Tannen .... „Wie herrlich ist es hier'" rief Rita in ehrlichem Entzücken. So schon halte sie es sich nicht gedacht. Sie lebte auch heute noch in einem Märchen. Ihr Erzieherinnenberuf war ihr in jedem Fall bis jetzt noch eine Nebensache, an die sie sich nur ungern erinnerte. Aus den Tannengruppen gelangte inan in den Lindenhai». dessen Herr v. Donor seinerzeit Erwähnung getan hatte. Dort erhob sich der morsche Pavillon, von dein aus man einen wundervollen Ausblick aus das Meer genoß. Rita eilte die Stufen des Pavillons hinan, Margots ängstlichen Zuruf nichi beachtend. „Wir dürfen nicht dort hinaus, Papa hat es mir verboten, die Balken sind morsch " rief das Kind und blieb gehorsam unten stehen. Aber Rita lachte. „Mich trägt der Pavillon schon," ries sie übermütig und trat dicht au die Brüstung heran. Der Wind fuhr durch ihr welliges, loses Stirnhaar und sing sich in den Falten ihres hellgrauen Rackes, der sich nun fest um ihre» jungen, schlanken Leib schmiegte, und blähte die weite» Aermel ihrer dünnen weißen Batistblusc, durch welche das rosige Fleisch an Armen und Hals diskret hervorschimmerte. Ein Bild der Jugend und Schönheit, stand sie dort oben, mit leuchtenden Augen über das Meer blickend. Da erhob sich aus dem Riedgras, das üppig um den Pavillon wucherte, von einer kleinen hölzernen Bank ein Mann. Er schaute in stummer Bewunderung das schöne, junge Geschöpf a», das alles um sich her vergessen zu haben schien und nur immer geradeaus schaute, über das Meer, an dessen Horizont ein dunkler Rauchstreifen wehte. Dort zog ein Dampfer rastlos durch die schimmernde, wallende Ostsee einem fernen Hasen entgegen. „Papa, Papa," rief plötzlich Margot. Sie hatte den Pavillon umkreist und lief nun jubelnd auf ihren Vater zu, der pe zärtlich in feine Arme nahm. Dann lüftete Wadim Drisscn seinen Hut vor Rita. „Gnädiges Fräulein," sagte er. „Margot hatte recht mit ihrer Warnung Der Pavillon ist morsck und bedarf längst einer Remonte." „Er ist der schönste Aussichtspunkt, überhaupt das Romantischste im ganzen wun dervollen Part," rief Rita eifrig. „Wie konnten Sie ihn nur so verfallen lassen, ob gleich man äußerlich nichts davon merkt," fügte fie beinahe vorwurfsvoll hinzu Watim Drissen lächelte. „Zum Romantik genießen habe ich keine Zeit, wohl auch nicht das erforderliche Verständnis. Darf ich Ihnen zetzt beim Verlassen Ihres augenblicklichen unsicheren Standpunktes behilflich sein, gnädiges Fräulein?" Er schritt zur Treppe und bot Rita ritterlich ferne Hand. Austen Üei8«i-Ksit U8V. Dvkt ARtcki'Ir« ILiVppvifkvl» k»ket 25, 56 uuck 90 4 Sonkoo» Lsutsl 25 unck 50 4 Vas diltt! 6. 6. KI< ps>«rl»«1n Dresden 9. t'rausnstr. 9. «»kSSilr.dLlL'lrL" Nachlässe kauft und nimmt in Zahlung Juwelier ^llltsni N«,«»r son-, Schlonstiatze. ^ Ecke Kleine Brüdergasse 2. Wer auf Gesundheit bedacht ist u. seine Mki likdi, sollte Sanussa-Boirbons, das beste Bordeugnngsmittel gegen Husten und Hesierkeit, im Hause nie anSgeben lassen, '/i Pfund kostet bloß 25 P'g. beim Lhocoladen.Hering. 5 sowie für in: 6are. Llusselüie. Vrevackin«, Atz88Llins, Ducbei-se, Damast, 8eickso-6actr«wiro. ftrtzps cks Lkine, SbautuvAr. Lolisnno. Aoire autigns u. 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