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Dresdner Nachrichten : 20.02.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189002207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-02
- Tag 1890-02-20
-
Monat
1890-02
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.02.1890
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Weiveve, um oerrn wue gnlrlande schlang. Dcn die Prinzrisin angelegt Steine» rTittkisen), dl« fit, dl« Anfitengunae» der größeren Geielligkcit zu uieiden, die Printen uns««» RkaentriibauseS aber sämnstlich adtveirich surd. Se. König!. Hobelt Print Geora weilt zur Zelt bei der Frau Er». Herzogin Otto. Cs betrat Se. Maj. der König zunächst den Saal, limgeve» von den Herren des königlichen D leime», und erst rlnr anuze Zeit laug später erschien Ihre Königt. Hobelt Prinzeß Mathilde, in cremefarbener Tüllwbe von zartem, kleingewürfeltem Gewebe, nin deren Mieder und Taille sich «in« lichtblau« Blumen- Drmttilsprechend bestand auch der Schmuck, den « hatte, In der Hauptsache anS lichtblauen e im Collier von lebhaft funkelnden Brillanten unterbrochen wacen AuchdaS„Schließe" deSHalsLeschincidcS bildeten Brillanten. Perlen und Türkilen. Die Prinzessin wucde von den beiden lürsilichen Gäuen unseres Königsboses. dem hier seit längerer Zeit aufhältlichen Fürsten von Rruß j. L. und dem besonders zum vor- gestr gen Abende aus Leipzig gekommenen jugendlichen Erbgrotz- herzvg von Hessen begleitet. Fürst Heinrich trug preußische Gene- ralsuuiforin mit dem Bande der Nautenkrone. der Erdgkoßb«zog die Uniform deS groscherzogl. Hess. Leibregiments Rr. 109, deren sikbeigestickter Kragen dem brünetten, inngrn, im Gesichtsichnitte ganz an Se. Königs. Hob- den Prinzen Leopold von Preußen erinnernden Flirsteniohne ausgezeichnet stand. Sein stramm« militärisches Wesen siel allgemein aus. Da» Cercle, daS die Herr schaften zunächst hielten, dauerte eine knappe halbe Stunde. Hier bei begrüßte Sr. Majestät sowohl wie Ihre König!. Hoheit die erschienenen Fnrstlichieitcu und die Damen und Herren der hier accreditirlen Gesandten, sowie die Minister. Unter de» Fürstlich keiten aalt der erste Grub dem Punze» von Rens - Köstlich Hein rich XIII.. dem vielgenannten General-Adjutanten weiland Sr. Maj. Kauer Wilhelms und des ledigen Kaisers, der mit seiner Gemahlin und zwei Töchtern mnveiend war. letztere In Toiletten von zartem Weich Sonst waren noch Prinzessin Neuß-Köstritz. Fürst Benthe,m- Tecklenburg. Fürst Lobkowrtz und Piinz v. Schöiwnrg nebst Frau Gemahlinnen erschienen. Fürst Lvbtowitz, eui noch jugendlicher Herr, trug den rothen Rock der Maltheserritter, Fürst Benlhcim die preu ßische Ulancii-Uiinorin niid Prinz v. Schönbnrg die Gala-Unffvrm eines Generals. Po» den Gesandtschasleii waren mit ihren Damen, mit Ausnahme deS Grasen Dönhvss. alle Herren gekommen. Ebenso ine Herren Minisler, die Pläsidenie» beider Kammern und eine kleine Zahl Landtags-Abgeordneten. Punkt M Uhr begann der Ball nach den Klängen der von Trenklcr komponirten Iubelhochzcit-Hof- ball-Polonaise, die von den Hostrompele»! und Hvipaulern begleitet wurde, mit einem einmalige» Rliiidgange der Aller höchsten Herrschaften durch den Saal: hierbei führte Se. Maj. der König die Fra» Prinzessin Rens, der regierende Fürst Rens; die Prnlieisni Mathilde, der Erbgroßhnzog von Hessen die Frau GM» o. Favrwe und der Prinz Neuß-Köstritz die Prinzessin Carl von Schönbnig. Die Polonaise ging in den ersten Wälzer über, Len Ihre Konigl. Hob. die Prinzeisin Mathilde mit dem Prcniierlentiiaiit v. LiSkow vom Großcnhaincr Hu>are»-Rcgin>ent «öffnete. Als Portänzcr inngirle Lentnant Graf Wilding-Königs- briick. Die Ballmnstk wurde vom Mnsilkorps der 2. Grenadiere untcr Leitung ihres Direktors Schröder gespielt. Den sehr zahl reich «gangenen Einladungen zum FaslnachtSball hatten 720 Theil- »ehiner Folge gegeben. Kurz nach Beginn des Balles zog sich Le. Maiestäl der König nach dem in eni Spielzimmer um- gewanvelten Gelben, kleinen Tanziaal zu einer Partie Whist zurück. Am Spieltisch deS Königs nahmen noch Se. Excellenz der .Herr Krieasnnnist« Gras v. Fabriee, Gebciiittath v. Metcsch niid Prinz Lchönbiirg Platz. Gleichzeitig wniden die Gobelin zninner geöffnet, in denen wie im Cckparadeiaale, die „fußen" -BnffckS anfaeschlaacn waren. Dem Beispiele Sr. Majestät 'ohne srenie große Anzahl der alleren Herren, und so sah man denn sehr Ibald e>wa 20 Whistiische besetzt, an denen mit demselben Eis« .dem Wliiste gehuldigt wurde, wie die Jugend sich den Freuden Zdes Balles hingab. r'lni Fasinachtsabend giebl cs an den „süßen" ^Buffets in der Hauptsache Punsch und Pfanneiikuchcii, die hislo- ^mchcn Genüsse des 2Ibends, in deren Herstellung die Hofkonditorei Sallbcivnhiten Riff genießt. Große Pyramiden dieser leckeren braune» Backwaaren hatten die sonst an den süßen Büffets zu «findenden Aiffhane verdrängt. Den mittleren PsaniiknchenT'liisban 2 krönte enie 2>morcttengr::Pve in Post Kostüm. eine Ecke dos 2 Büffels, wo ein vmrngliches Wnldscblößcheii-Kroncndrau vom Faß L verzapft wurde, bildete emcn Hanplaiizichnngsvunkt irir die Herren. «Halb ll Uhr begab sich Sc. Maj. der König in Begleitung der ^Fürstlichkeiten und einer Anzahl von Sr. Majestät dazu besohlen« Krhoher Persönlichkeiten nach dem Throiffaale. wo iiimitten eines wunderbar ichöiren. bis an die Decke reichenden Ausbaues von AFrütilnrgsblnmen aller Art das kalte Abendessen an einem «irmel'c»'ormigcii Buffet gereicht wurde. In diesem wahren A Walde bo» blnkendem Flieder, Azaleen, Cainelien, Hyazinthen, .Maiglöckchen und Primeln, edel» Roinontantrosen nno viel- >sf.ribigen Tulprii bildele das Mittelstnek deS Bussels eine kunst- ^volle Säulenhalle. anS der wiederum ein von einem Obelisken .überragtes, mit weißen Palmen gezierles Postament hervvrlral, ^welches die Inschrift „Heil dem Hanse Wettin" m goldenen Lettern ^trug. Ein großer Korb rvsacr Hhazintben bildete den Abschluß dieses mvnnnientalcn ßinfbaues und gleichzeilig des ganzen sinnige» ^Blumewchmnckcs deS Saales. In dem dem Thronsaale vorliegen- o;de» Bankeliaale waien an den beiden Langieiien gleichfalls Büffets ^auigeschlagen, aus denen zwilchen duftenden Bliimengebilden alle ^denkbaren Genüsse der allgemeinen Plünderung harrten. Tie präch tigen Fleischgruppe», von Austern und Pasteten durchschossen, ver dankten ihre köstliche Zubereitung dein Herrn Hoiküchenmeister Frickc und wurden unter der Oberleitung des HoswirthschastS- rn'vektolS Ricsrl in verbindlichster Weise lammt de» Weiß- i!-!d Rolhwenic», Sekt ic. :c. von den zahlreichen Hoibeam- ten verabreicht. Im Eckparadesaal war. wie immer, das kosl- ba»e. antike Gold- und Silbergeschirr des Grünen Gewölbes zu beiden Seilen des Einganges grnppirt. Bekanntlich schließt der Ball mit dem Glockenschlage 12 Uhr. Ter Schlnß- galopp, der erst 5 Minuten vor Mitternacht begann, wurde, als die im Balliaalr stehende antike Bonleubr mit Hellem Siibciklange die 12. «rtuiide verkündete. durch einen Trffch iah unterbrochen, und damit hatte der Ball, auf dem überaus flott und animirt ge tanzt wurde, sein» Ende gefunden. Se. Maicstät hielt noch ein kurzes Eercle und verabschiedete sich dann von seinen fürstlichen Gästen in überaps freundlicher Wene, um. die sich ehrfurchtsvoll verneigenden ioiiittgen Anwesenden in der dem Königlichen Herrn eigenen leutseligen Art begrüßend, sich nach seinen Gemächern zurnckzuziehen. Die Gäste wandten sich — es war ja noch ziemlich zeitig — nochmals den süßen Buffets zu, wo ihrer ein Schlunn»«- punich oder eine Schale vorzüglichen Mokkas wartete. Dieser Augenblick «leisten der günstigste, uni die Toiletten der Damen zu muttern, Re sich hier um de» gemüthlichen Thectüch zu gruvpiren pflegen. Sclbnvcrsrändlich hemchen an svlchenAbenden die sichten Farven vor. Die iiinge Damenwelt trug fast ausschließlich Mull, d.el W.iß ui d Rr a. wenig Blumen im Haar, desto mehr als Garniinng der Roden. Eine Zusammenstellung von zaricm Hell blau mit bordeutl Sammet siel als besonders geschmackvoll aus, inindcc glücklich war die Wahl vvn Weiß mit scharteiii Roth, die eure junge Dame trug, dagegen kleidete eine andere ihr diuikel- olwgrnnes Ballkleid vorzüglich. Weiß wurde wie immer von den ingendlnhsten Erscheinungen, ebewo Rosa in allen Rüaucen getragen. Ailck die alleren Damen hatten nichrsach Weiß gewählt. Die kalewoikoparlig wechselnde Farbenpracht der Tamentoilclten wurde druck) die gowilrotzeiioen.Hoff und Militär-Unifonnen noch mehr belebt, i» der das Auge ab und zu einen Rnliepiinkt fand, wen» cs der ezni.'cn dunsten Uniform eines cngsiich indischen Obersten, schwe' sichen Mariuevifirie.s oder aiiierikaniichcn Generals begegnete. B 'N ireiudherclichen Ofsizieren sahen wir mehrere preußische Etabs- en'iz ere. die wie innere sächsischen Generale weiße Eachemir-Bein- kleidcr bei Honesle» tragen, seiner einen östeiicichischen Kavalleric- ,'ffiiicr und die leuchtend rothen Wafscnröckc mehrerer englischer Botnntcersvffiziere. — Lreivlertcl ein Uhr zeigte die Kaminubr in der Tinbaittcngalerie, als die letzten der Geladenen ihre wärmende» Hüllen umlegten, mit denen die Bediente» aus dem Borslur des großen Treppenhauses warteten. Ein animirter Ball fand hiermit seinen zeitigen Abschluß und mit ihm die Reibe der diesjährigen Hoffeste, zum Bedauern der tanzlustigen Jugend und — zur geheimen Genugthuung der Ballvätrr I — Eine öffentliche Stadtveroednetenlttznag findet heute nicht statt. — Die 3. Klasse der 117. Königl. Sachs. LandeSlotterte wird am 3. und 4. März d. I. gezogen. — Zum Besten des HoSpttalbaufondS der AinderheN» Satte für Reu- und Antoustadt wird nächsten Montag den St. Februar von Mittags 12 bis Abends 7 Uhr auf dem König!. Bel vedere ein Berkaufsbazar obgehallen. — Vor ollen Wahllokalen weiden heute Stimmiettei- verthetler ausgestellt sein. Wer sich einen Zettel einhändigen kSht wird gut thuii. denselben daran! hin genau zu prüfen, «k, derselbe auch den Ramcn des von dem Wähler verlangten Kan didaten trägt. verladet, ihrer ^ bäum An rifies-eschtchie. eich. Au» diplomatische» Kreisen aus Berit» rutsch« Reglern,>a mit dem bisherigen Zerlauf cd der «iidamuina internationaler Beieln- citeisragen zufrieden sein darf. Es bai diejenige» Mächte, welche anststialich . , schwieria zeigte», der Aufforderung zur Thrilnahme an der Kon ferenz ebenfalls entspreche» würde». Die hier und da rlngesordeeirn näheren Ausschlüsse hatten eine lebhafte und »infassende diplomatische Korrespondenz zur Folge gehabt hat. Es wird als nicht unwahr scheinlich angesehen, daß über den Stand der Angelegenheit dem nächst Genaueres anthenttsch inltgetheilt wird. Außer mit dem Oberbürgermeister Miguel und dem Geb. Rath Hintzpcter bat der Kaiser noch mit anderen Mitgliedern des StaatS- rothr- in den lebten Tagen Besprechungen gehabt. Die dem SkaatSrath nnterbreiteieir Fragen re. sind unter direkter Thetlnahme des Kaiser» ausgestellt worden, wie überhaupt der Monarch mit regem Interesse allen Angelegenheiten folgt, welche die Arbeiler- stage betreffen. Die vorläufige Gchciinhaltung der vorbereitenden Arbeiten deS StaatSratkS ist auf den direkten Befehl des -kaiserS zurück,»führen. Die Vernehmung von Interessenten von Seiten der mit der Berathung der Arbeiterfrage betrauten Abtheilttnae» des Staatsraihs wird sich nicht auf Industriearbeiter beschränken, sondern auch ans Handwerksmeister und Handwerksgesellen sowie aus Sachverständige erstrecken, die sich besonders mit der Arbeiter frage beschäftigt haben. Ter KriegSininlster General v. Verdi) du Vernois empfing in Spandau die Arbeiter-Deputatton der königlichen Fabriken. AnS der Ansprache, welche der Herr Minister «n die Arbeiter-Deputa tion richtete, theilcn wir Folgendes mit: Zur Anosübiung deS Baues der Arbeiter-Wvbndduscr sei eine Summe von 13 Millionen Mark in Aussicht genommen; jedoch hange die Ausführung dieser Idee davon ab, ob der Reichstag damit einverstanden >ci. den zu wählen jetzt der Arbciterstand in Händen habe. Hierbei nahm der Minister Veranlassung, die Arbeiter unter Hinweis ans die letzten Erlasse des Kaistrs zum treuen Festhalten an der Regierung zu ermahne» und sich nicht durch die VvlkSwiihler aushctze» zu lassen. Auch er könne nur bestätigen, daß eS Se. Majestät wirklich ehilich und gut mit den Arbeiter» inenie. Tie vom Abgeordneten v. Eynerri eitirle Aeußcriliig des Kaisers über seine Bestrebungen für die Ausbesserung des Wohles der arbeitenden Klassen habe er selbst mit angehört und lege gerade diele Worle den Arbeitern warm an's Herz. Dann führte der Minister die Arbeiter selbst an de» »iitgebrachlen Bauplan zur Auslnbrniig der Arbeilerwvhn- häliser und erklärte Alles aussnhrlich. Ans das Anliegen, daß cs vvn Seilen der Aldeitrr mit Freuden begrüßt wurde, wenn die Arbeiter, welche scbon längere Zeit in einer Fabrik beschäftigt sind und dann anS derselbe» wegen ArbeitSniaiigels entlaisen würden, in einer anderen Fabrik aber ivicder Beschäftigung sinden, statt, wie bisher nur zum Miniuiallvhn, ferner zu dem Lohne eingestellt würden, welchen sie beim Abgang ui ihrer letzten Arbeitsstelle erhalten halte», erkälte der HerrKiiegsiniuister. daß er diese Ange legenheit im Auge bestallen würde niid ftir derartige Abänderungen möglichst Sorge tragen »volle. Er werde niit dem Inspekteur, Ge neralmajor Gerhards, darüber Rücksprache nehmen und stellte m Aussicht, für die älteren Arbeiter Alleisznlagen zu gewähien. Der Minister sprach seiner den Wunsch aus. die Arbeiter möchten sich, wenn sie etwas ans dem Herzen haben, direkt an ihn wenden. Schließlich entließ der Herr Münster die Deputation mit den Worken: „Run. Kinder, cS hak mich gesrenk, daß ich Euch liier kninial perwnlich gesprochen habe, und ich stabe die Hosiiniiig. daß Ihr die Hand, die Euch Seine Majestät geboten bah nicht zu«»ck- weisen werdet Grüßt Eine Kameraden und sagt, daß die Fürsorge für Euch in giften Händen liegt und Seiner Maiestät ein scbr wauiies Herz siir Euch hat und alle berechtigten Wünsche zur Aus führung gelangen werden." Die «-ozialdeinolmtcn staben eS in ihrem Eifer, fremde Veran lassungen zu stören, glücklich so weit gebracht, daß an mehreren Orlen die Polizei und sogar das Militär mit blanker Waffe cin- schreite» mußte und Blut gestossen ,st. In Liegnitz ist es am Sonntag wahrend der freisinnigen Wäblerveffaminlnng, in der der bisherige Abgeordnete Gvldichniidt zu «einen Wählern sprach, zu einem blu tigen Zusammenstöße zwischen Polizei und Sozialdemokraten ge kommen. Da der Saal längst vor der festgesetzten Zeit von Frei sinnigen gestillt war. konnten »nr wenige der außen harrenden Sozialdemokraten Einlaß finden. Die Sozialdemokraten versuchle» inni den Saal zu stürmen, wurden aber von der Polizei znrück- gedrängt. Dann gingen sie zu Tliällichkeitcn über, stiegen und rcmpcllen die Beamten und die Bechnilung cincs Sozialdemokraten gab Nim Anlaß, daß sich die Menge mit johlendem Geheul aus die Beamlcn stürzte, die nun von der blanken Waffe Gebrauch mach ten. Als der Verhaftete zur Polizeiwache abgcsiibrt wurde, dräng le» Hunderte nach und <S kam abermals zu Anämien mit der Waffe. Bei Eintritt der Dunkelheit wurde gegen die Polizeibcainten ein Bombaldcmcnt mit Sternen eröffnet. Rach de» amtlichen Feststell ungen sind ungefähr einige zwanzig Personen, jedoch nur leicht veiwuildct worden. Ter Arbeiter Beer hat einen leichten Stich in den Hals erhallen. Lebensgefährliche Verwundungen kamen nicht vor. Von der Polizei verhaftet wurden drei Arbeiter, welche sich durch aufreizende Reden und Schimpfen besonders hcrvorthatcn. Achnlicher Ausschreitungen wie in Liegnitz haben sich die Sozial demokraten auch in Mühlhausen schuldig gemacht. In einer Wählerversammlung der Kartcllpartcirn verursachten die in großer Zahl erschienenen Lozialdemvkratc» derartigen Lärm, daß der Red ner, Heir Hansmniisler v. Wedell-PieSdors, nach 20 Minuten seine stiebe abbrechen mußte und der Vorsitzende, Herr Tr. Clacs, die Versammlung schloß. Tie hierüber erbitterten Sozialdemokraten, denen sich im Garicn noch Hunderte von Gesinnungsgciwssen an- ichlosscn, sammelten sich unter Hochrufen aus GnUenberger und ergingen sich in so wüsten Ausschreitungen, daß die Polizei ein« schreilen mußte und schließlich militärische Hilfe herdciiief. Bald lrascn Manen ein und diese trieben mit Säbelhieben die Menge auseinander. ES sind zahlreiche Verwundungen vorgekommcn. auch ganz Mibelheitigte wurden davon betroffen. Bis jetzt läßt sich die Zahl der Verwundeten und Verhafteten noch nicht sestslelleii. Herr v. Wedell und die Borstaiidsniitgiieder des konservativen Wahlvcrrins halten sich vor den Angriffe» der empörten Menge nur durch schleu nige Flucht aus einer «eilenlhür retten können. Endgiltige Beschlüsse über die Einberusiing deS neuen Reichs tags werden erst nach den Wahlen geküßt werden. In parlaincn- tarffcheil Klciieil hüll man aber den Znianimciitritt einer Session gleich nach Oster» tür wahischeiulich. Johann Orth tErzherzvg Johann) ist aus London in Frank- ttrrl a. M. eiiigclroffei! und reiste alsbald nacy Bilstein weiter, um den Fürsten vvn Isenburg-Birstein zu beiuchen. Ten Vorzug, drei Kaiier leine Gevattern nciiuell zu können, ist dem Schinicdem-nslcr Schmidt im Torte Brielow bei Branden burg bcichiede». Bei seinem siebenten Jungen war Kaiser Wil helm I. Patlik, bei dein achten Kaiier Friedlich und bei dem nenn ten Kaffer Wilhelm 11. Kein Töchtcrlein Hut die Reihe der Kna ben unterbrochen. Der preußische Oberst v. Massvw, Griicralstabschii des württem- bergischcn Armeekorps wird sicherem Vernehmen nach in nächster Zeit ans Württemberg abberuse». Es wird hiermit einem dringen den Wunsche des wimtcmbrrgischen Olffzierkorps entsprochen. So meldet die Franks. Ztg. Tcr englische Kardinal Maiming, welcher im vorigen Jahre bei de» AilSstcindeii der Londoner Tockarbeiter und Lichtelschiffer eine Vermittlerrolle übelilonnncil hatte, bat jetzt an Richard Jlencher, den Herausgeber der „Tculschen Revue," eure Zuschrift gerichtet, In welcher er dessen Bitte, sich über die Erlasse vcö Kaisers Wilhelm zu äußern, nachkommt. Er sagt u. A.: „Ich halte diele» kaiser lichen Alt für den weisesten und würdigsten, der vvn einem Sou verän unserer Zelt ausgegaime» ist. Auf dem Familienleben bc- ruht die ganze staatliche Ordnung der menschltchen Wenn das Fundament geschädigt wirb, was soll aus dem Bane werden. Kauer Wilhelm hat sich daher als ein wahrer und weit sichtiger Staatsmann eiwieien." Die zuletzt ans 36 Mitgliedern bestehende deutschfreisinnige Partei bat im Deutschen Reiche nicht weniger al» 233 Kandidaten ausgestellt. Sehen wir uns diese Kandidatenliste ein wenig näher an, so finden wir aus derselben gegen hundert Doppelkaiidtdaturen. Den größten Erfolg hätte Herr v. Jorckenbcck ^ er ist in nicht went o^rößb MlwS- und FortlchrlttSdichler Träger d'Ie Ehre, aus seinen Namen die meisten Stimmen der Lokalkomitees, nämlich die von zwölf Wahlkreisen, zu vereinigen. Erst dann folgt das Haupt der Partei, der rcdegewaltige Herr Eugen Richter, den sieben, und nach ihm der Verächter de» freisinnigen ABE-Buche-, Herr NIckert, den sechs Wahlkreise zum Kandidaten ausersedeii haben. Die gleiche Atiiahl von Wahlkreisen bat Herr Th. Barth erkoren, während die Herren änel mrd Munckel eS nur auf je fünf Wahlkreise, Herr Prof. Irchow es sogar nur ans drei bringen konnten. Tie weiter von sen ausgestellt ; na^ i^n hat der bekannw Len der „Fieis. Ztg." ausgeschriebenen Namen der Herren Bamberg« Baumbach u»d^Alex. Meyer^haben anscheinem» weniger große ' chä - . . . «enwer Zugkraft im Lande, und der letztgenannte Herr, dessen ,wi so hoch äs Aul Lag« .. „ , . ^ ch, mit einer einfachen mit der alleinige» kprüheiide" Reden doch sonst Im freisinnige» nd, muß sich, wie Herr Landrath Bnnmba ovpelkandidatllr. Herr Bamberger sogar nur ilsstellung in seinem bisherigen Wahlkreis begnügen. Aus den falschen Vorspiegelungen der AnstvanderungSaaentcn ln Bezug auf die Auswanderung von Landbewohnern »ach Brasi lien. über welche kürzlich berichtet wurde, hat der Kaiser Veran lassniig genommen, aninordnen. „daß der Ai bewohn«, durch amtliche Warnungen in »Sbeutung der Land- de» KrelSbiättern vor den en werde." in Gelsen- jede Umsturz- .. . «ein Bruderverei». der eva»aellich'»stprcnßische Arbeiterverein in Schalke gefolgt. Trotz der zahlreichen Verführung, denen die hier beschäftigten osl- prenßiiche» Arbeiter ausgesetzt sind, wissen sie doch evangelisch christliche und deutsche Tilgend, das schöne Erbe ihrer oslpreußiscimi Heinialh. z» bewahren, und so kam eine Resolution einstimmig zur Annahme, in welcher Liebe zur evanaeiischeil Kirche, Treue zum angestammten Herrscherhaus,: und dem Vaterland« und Kamps gegen den Umsturz aus den Schild erhoben wird. lieber Dr. Peter» tvciß man beute noch ebensowenig etwas Gewisses, wie vor zwei Monaten, al» daS Gerücht von seiner Er mordung durch die Somalis am oberen Tana noch keine besttiinnlc Widerlegung gefunden batte. Die Meldung der französischen Missionare, daß sie Dr. Peters bet Subaktni am Tana getroffen batten, bat sich als eine Verwechselung herausaestellk. Sudakmi liegt nur einige Tagereisen von der Küste enliernt; der Vermißte hätte also schon längst wieder in unserem Gesichtskreise erscheinen müssen. Aiiicheniend haben die algierffche» Missionare aus ihrem Zuge den Tana auswärts einen Thetl der PeterS'ichen Expedition angelrosseii. vielleicht den in schwer krankem Zustande befind lichen Klipitiin-Lenliiuiit Rust und diesen mtt Peter» selbst ver wechselt. Daraus, daß Dr. PelerS sich nicht ans dem Rückwege zur Küste befindet, geht hervor, daß Ihm die Meldungen von der Anlniift Emiil Pascha s an der Küste nicht zilgegangen sind, er auch die Weisung des Berliner KvinitceS zur Umkehr nicht erhallen hat. Cr iit also iiiimittclbar nach dem Kenia zu gegangen und wahrscheinlich darüber hinaus in nordöstlicher Richtung weiter ge zogen. Danach muß er sich gegenwärtig in der Nähe des Viktoria- Rmilsa befinden. Man fragt sich aber, waS er eigentlich dort machen will. Bekanntlich habe» ihn all« Expeditionen nicht er- rcnh!. welche ilnn »achgesandt wurden, um ihm allerhand fehlende Bedürinisse nachziisnhren. Es iehlle ihm nicht nur an Tausch- wacue, sondern auch «»Proviant. Schlnnke, Bvrchert. Rust wurden von allerhand Hindernissen und Ungincksfällen betroffen und nnißlen limkehren und die Einholung der Haiiptkarawane aufgeben. T>. Peters hat datzer nur einen sehr kleinen Zug von Mannschaften bei sich, etwa 25 Mann und einige Kaineelc; ihm fehlen außerdem noch die Waarcn, welche man zu einer Reise in Attika nöthig Hai. Sollte er wirklich Uganda erreichen und dort bei dem wiederem- geictzlen und den Europäern sreundllch gesinnten König Mmanga gute Ausnahme sinden, so kann er aus Mangel an Mitteln doch nicht nach Gebühr anstreten, oder etwas Rechtes beginnen. Ter Zweck semeö rasche» Zuges, ohne einen Nachschub zu erwarten, ist daher nicht zu erklären. Koloniales Zni» Thronwechsel in Sansibar bemerkt die „Köln. Ztg.": Ter Dluoinvechscl in Sansibar trifft ans einen Zeii- vnntk, wo die osseiiknndinen u,,d geheime» Ansttenglttigen Englands, das Ucbergcwicht in Attika zu erringen, nach einer tangeren Periode scheinbaren Nachlasse»)) wieder elnmal eine gewisse Höbe «wicht haben. Die ganze Kolvaialpolitik Englands richtet sich augenblick lich mit geiamnicller Kraft am dieie großattikailischen Pläne, deren gewaltige Umrisse immer deutlicher erkennbar werden. Die Hebel griffe am Niger Benne, die Anzettelungen nn südwestairlkaiuschen Gebiet, die Vergewalligniig Portugals am Nyassa, die fvftwäbwu den Schmierigkeiten, welche unserer mehr als langmülhige» Politik seitens der Britisch Ostafrikaniicheii Gesellschaft bereitet werden, alles dies sind Anzeichen eines groß, solgerichlig und kühn gedach ten Vorhabens, ans Asula ein anderes Indien, und ans den deitt- schen und portugiesischen Besitzungen ein zweites Ponndichery oder Goa zu machen. Tie kolonialen Krciie in Deutschland haben wahr lich nichts veliännit. nin die Rcichsregiernng ans die heranfticheiide Gefahr ansiiierkiam zu iiiachcii. sie haben iii sachkundige» Artikeln dargelegt, wie vcftehlt das System lokaler Beschränkung der einzel nen Koloninlgebieie ohne Rücksicht auf die Bchelftchuug der Handelsstraßen sei, ein System, welches für die Leitung unserer Kolonialangelegeiiheiteii leider zu einem sörmlichen Glaubensiatze geworden war. Es ilk höchste Zeit, daß die Regierung jetzt endlich ihre Maßregeln ergreife, um eine völlige Einschnürung ihres ost- cifrikaniichcn Schntzächictes zu Verbindern. Es ist der vreigeichmäble Tr. Peters gewesen, dessen Expedition uns den Mitbesitz an der wichtigen Wasserstraße des Tana erhalten bat, setzt ist aber der deutsche Einfluß in Sansibar selbst bedroht. Der neue Sultan hat schon lange mit den Engländern gegen die Herrschaft seines Bruders Ränke gesponnen und die Fäden dieser geheimen, ans Be scitigung des deutsche» Emslnsscs gerichteten Verhandlungen werden von betheiligler Seite schon seit geraumer Zeit verfolgt. Es würde sich für Deutschland enipschlcn. Scyid Ali nicht anzuerkenncn, ohne bündige und materielle Bürgschaften für seine Vertragstreue zu Verlangen. Oesterreich. Im österreichischen Abgeordnetenhaus theillc der Präsident den Tod des Grafe» Julius Andrassy mit und wid mete demielbcn einen warmen Nachruf, in welchem er des Ver storbenen hervorragende Stellung und großen Verdienste um Kaiser und Staat, insbesondere aber seinen Aittheil an dem Zustande kommen des österreichisch-deutschen Bündnisses unter lebhaftem Bestalle des Hauses hcrvvrhvb. Die Abgco>dne!cir gaben ihrer Tlicilnabme durch Erbeben von den Sitzen Ausdruck. Diese Kuud- gebung wird aus Antrag des Präsidenten in dem Sitzungsprow- kvllc verzeichnet. In Pest aber veranstalteten sümmtliche Blätter eine zweite Ausgabe und würdigen in tief empfundenen Worten die großen Verdienste Aiidraisys um den ungarischen Staat und die Monarchie: insbesondere heben die Zeitungen die Begründung des deutschen Bündnisses hervor, welches die Frucht einer groß- gedachten, zielbcwußten, Jahre hindurch mit ungewöhnlich großen! Geichick verfolgten auswärtigen Politik gewesen sei. Wie schvn kur, gemeldet, ist vorgestern Grat JuliuS Andrassy seinem langen schmerzlichen Leiden erleget'» Er litt an einem schweren Blasenleiden. Die Aerzle hatte» schon vor geraumer Zeit erklärt, daß das Leben des Kraulen nur noch nach Tagen zävlc. Mit Andrassy ist ein Staatsmann dahin gegangcitz der nicht blos aus die liiuerc Entwickelung der üsteiretchksch-unaarffchcn Monarchie, sondern auch aus den Gang der großen europäischen Ereignisse ent scheidenden Einfluß genommen hat. A» leinen Namen knüpft sich nicht blos der Ausgleich zwischen Oesterreich und Ungarn, die dua listische Gestaltung der Monarchie, sondern ihm war e» auch ver gönnt, den Bündnißverlrng zwnchcn Oesterreich und Deutschland zum Abschlüsse zu bringen. JuliuS Graf Andrassy war 1823 zu Zcmplin gebvre». Er wurde vom Zempliner Comitat im Jahre 1817 in den Prcßburger Reichstag gewühlt. DaS ungarische Mini sterium ernannte ihn ini Jahre 1848 zum Obergespan des Zeiu- plincr Eomitates. In dieser Eigeiischast befehligte er den Zempli- n« Landsturm in dem Kampfe gegen die österreichischen Truppen bei Schwechat. Später wurde er von der revolutionären Regierung als Vertreter Ungarns nach Constantinopel geschickt. Nach Nieder- wcrsuiia des AlffstandeS wurde er in contumaciam zum Tode ver- urtheilt und sein Name an den Galgen geschlagen. Andrassy lebte in den nächsten Jahren als Flüchtling in Paris. Schon vor 1860 durste er nach Ungarn zulückkchrrii. Im Jahre 1861 in den Reichs tag gewählt, schloß er sich der gemäßigten Deut schen Richtung an und wurde bald einer der Führer der große» ungarischen National parle!. welche einen Ausgleich mtt Oesterreich auf Grund der dna- llstiichen Gestaltung der Monarchie anstiebte. Als diese Politik nach den Ereignissen deS Jahres IMi zum siegreichen Durchbruch gelangte, lvurde Andrassy am 17. Februar 1867 rum Ministerpräsidenten des ersten Ministerium- des wiederdergestrlltrn ungarischen Staate- er nannt. Andraffy'S Verdienst ist es hauptsächlich neben der laut sich geltend machenden Stimmung der Deutschvsterrelcher. wenn der gefährliche Einfluß Brust'- im Jahr« 1870 nicht durchdringen konnte, wenn Oesterreich-Ungarn damals neutral blieb. Nach dem Sturze de» Grafen Beust wurde Graf Andrassy am 14. November 1871 zur Leitung der auswärtigen Politik der österreichisch-ungarischen Monarchie berufen. Im Gegenlatze zu seinem Vorgänger arbeitete Graf Julius Andrassy stetig an einem" " ' land. 1872 fand atiläßllch der Drei. lln auch ein Zusammentreffen Biidrassy'ü mit B! schakosf statt. Während bet türkisch-rnlstichen Kriege» wußte Andrassy Oesterreich in voller Neutrallkiit in erhalten; erst nach dein Frieden zu San Stefano ward da» Äeryältniß mit Rußland sehr getrübt und Andrassy brachte es dahin, daß der Friedrnovertraa «Nnnuenro- bewegilna ansaesproche» hat. ist seinem Beispie tsni'
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