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don 301 Thkr., L) die Gewährung eine- communlichen Beitrags von 150 Thlr. an die Kinderbeschäftigungsvereine für Neu- und Antonstadt, und endlich 3) die Ueberlaffung eines communlichen Areals für 100 Thlr. an Herrn Meinhold behufs Herstellung einer Verbindung zwischen den in der Moritzstraße Nr. 15 und Badergasse Nr. 18 gelegenen Häusern, der Finanzdeputation überwiesen. — Schon seit drei Jahren sind Verhandlungen über den Neubau der Kreuzschule gepflogen worden. Es waren früher vier Pläne in Betracht gezogen worden: nach dem ersten und zweiten sollte das Gebäude an der jetzigen Stelle unter Hinzu ziehung mehrerer in der Nähe befindlichen Häuser, nach dem dritten auf dem säcularisirten Johanniskirchhofe und nach dem vierten auf dem Areale des am Dohnaplatz gelegenen sogen. Seiß'schen Gartens neu erbaut werden. Dem Stadtverordneten- eollegium lag zunächst die Frage vor, ob die Kreuzschule Stif- tungs- oder Communeigenthum sei. In letzterer Beziehung hatte . Herr Bürgermeister Neubert sich einer äußerst gründlichen und ' dankenswerthen Arbeit über diese Anstalt unterzogen, in welcher er nach historischer Entwickelung ihrer Geschichte, die Kreuzschule, deren Vermögen stets von der Kämmereivcrwaltung getrennt von einem Kreuzschulfiscus ganz selbstständig verwaltet wurde, als Stiftungseigenthum bezeichnet. Dieser Ansicht schließt sich auf Vorschlag seiner Deputation auch das Stadtverordneten collegium an*). Infolge dieser Entscheidung soll nun der Auf wand für das Inventar vom Stiftungsvermögen und nur allein der für das Gebäude von der Commun gedeckt, die Schule mit einem Miethzinse belegt, die Stiftungscapitalien sicher angelegt, deren Zinsen aber zu Gunsten der Schule verwendet werden. Was die Wahl des Platzes anbelangt, so rathet die Deputation, dem stadträthlichen Beschlüsse, das Gebäude auf dem Areale des sogenannten Seiß'schen Gartens am Dohnaplatze zu errichten, beizutreten, was auch das Collegium einstimmig genehmigte. Uebrigens sollen noch von namhaften Architekten gegen entspre chendes Honorar Pläne eingeholt werden. Der frühere Plan der Rathstechniker, das Gebäude 20 Ellen in den Dohnaplatz hereinzubauen, wurde gänzlich verworfen, während der Beschluß, soviel Areal zur Acquisiton für den betreffenden Grundstücks besitzer liegen zu lassen, als zur Aufführung eines entsprechenden Eckhauses an der Borngasse nothwendig sei, genehmigt wurde. Von der Errichtung eines Turnsaales wird bei dem neuen Gymnasialgebäude, dessen Baukosten auf nahe an 6300 Thlr. sich belaufen dürften, abgesehen werden können, weil der Turn unterricht recht wohl in der nahen K. Turnanstalt abgehalten werden kann. Alle diese Beschlüsse und Vorschläge sind in einem Recommunicate zusammengefaßt worden,' welches nach wenigen Bemerkungen des Stadtv. Or. Stübel das Collegium seiner Form und seinem Inhalte nach genehmigte. sSchluß morgen.j — Se Maj der König haben dem Stallmeister Sr. Maj. des Königs v. Württemberg, Obersten v Hamei, das Comthur- krcuz 2. Klasse des Albrechtsordens verliehen. — Sicherm Vernehmen nach wird Frau Sophie Förster im Lause der nächsten Woche an hiesiger königl. Bühne noch einmal auftreten, und zwar als Susanne in „Figaro's Hochzeit", . da diese Oper in voriger Woche eingetretener Hindernisse wegen ausfallen mußte. — Wie wir hören, wird am königl. Hoftheater Otto Ludwig's Trauerspiel „Der Erbförster" gegenwärtig neu einstudirt und demnächst zur Aufführung gelangen. Freunden der tragischen Muse des reichbegabten Dichters wird diese Mit theilung voraussichtlich eine willkommene sein. — Gestern Mittag hatten sich in der Reitbahn der Rei terkaserne — Reitbahnstraße 23 — ungefähr 50 Personen, meist aus dem Civilstande, gegen zwei Thaler Eintrittsgeld zu den „unübertroffenen Dressuren mit mehreren gänzlich wilden Pferden" eingefunden, wie dieß ein Herr „Pferdebändiger" Rarey in öffentlichen Blättern bekannt gemacht. Die Erwar tung war groß, man blickte nach der Eingangsthür wodurch nun die Bestien kommen sollten, die gleich 99 Mal hinten aus- *) Zugleich soll der Stadtrath ersucht werden, zum Danke da» von Herrn Bürgermeister Neubert ausgearbeitete Gutachten als ein interessantes Stück der Sperialgeschichte Dresdens in Druck geben und alsdann an die beiden städtischen Collegien, an da- Lehrerkollegium des Gymnasium- rc. zur Bertheilung bringen zu lassen. feuern. Endlich kamen zwei, dem hiesigen Lohnkutscher Mantzsch gehörige Pferde.- Ihre Censur lautete: bissig und beim Huste schlag Krakehler, Friedensstörer, Aufwiegler erster Sorte. In der Mitte der Reitbahn war <in Pfahl eingeschlagen, woran zwei eiserne Ringe befestigt waren. Jetzt nahm nun Herr Rarey, welcher durchweg englisch sprach und einen Dolmetscher zur Seite hatte, das eine Pferd vor. Er legte solchem Kopfzeug an, schlängelte ihm, wenn wir die Procedur recht gesehen, einen Strick um die Zunge und zog nun denselben durch den Ring. Das Pferd war ruhig wie ein Ohrwürmchen und stand ganz gelassen da, was am Ende bei solcher Behandlung kein Wun der war. Jetzt kam Nummer Zwei an die Reihe, dem ver mittelst einer starken Leine das rechte Vorderbein in die Höhe geschnürt wurde. An das andere Vorderbein wurde ebenfalls ein Strang gelegt der in die Bauchgegend führte und durch den Ring eines straff angelegten Leibgurtes ging. Jetzt wurde nun mit der Leine hin und her gezogen, wodurch das Pferd immer aus die Kniee sank. Davon wollte nun der Braune nichts wissen und machte Miene, ganz bedeutend seine alten Mucken an den Tag zu legen, was ihm aber durch das Hin- und Herziehen arg vereitelt wurde. Es wurde matt, legte sich nieder und verharrte in dem Zustande Wohl 15 Mi nuten. Alsdann erhob cs sich, blickte den Engländer an, als wollte es sagen: Du kannst mir auch aestohlen werden! und ging ruhig ab Nummer Drei war ebenfalls wieder so ein Pandure, der bei der Krippe ruhiger war als beim Huf- bcschlag. Ihm wurde sofort ein Gurt um den Leib gelegt und in demselben nach dem technischen Ausdruck ein „Röthel" hineingeschoben. Als dieß geschehen, ging nun ein Schnüren und Zusammenziehen los, wodurch das Pferd alle Kraft verlor. — Am vierten Pferde wurde durch eine Stellage und Vor richtung gezeigt, wie man dem Pferde eine edle Kopf- und Schweifhaltung beibringen kann. Die Procedur währte andert halb Stunde. Das kleine Publikum ging ruhig und still aus einander. Mancher dachte vielleicht: Schade um deine 2 Thlr. — Am letzten Donnerstag hatte die erst jüngst errichtete Soda-Wasseranstalt auf der Bautznerstraße Nr. 16 so viel Zu drang, daß selbst noch nach 12 Uhr Nachts, also in der Geister stunde, der Sodageist aus der Maschine heraufbeschworen werden mußte, um nur in den durstigen Kehlen der Hundertejjdcn Gam- brinusgeist des Waldschlößchens zu bekämpfen. — Auf der sächsisch-schlesischen Staatseisenbahn, sowie auf der Löbau-Zittau-Neichenberger Bahn finden zum Pfingstfeste Extrazüge statt, auch ist die Giltigkeit der vom 7. Juni ab ge lösten Tagesbillets bis zum 14. Juni verlängert worden. — Herr v. Wietersheim, K. S. Staatsminister a. D., ist zur Kur nach Carlsbad gegangen, wohin ihm in diesen Tagm ein zweites Mitglied des Hauptvereins der Schillerlotterie, Herr Hofrath llr. Ziegler, folgen wird. Herr Major Serre. der Anreger und Begründer der Schillerlotterie selbst, wird sich, wie wir hören, Mitte Juni nach Wildbad begeben, um seine angegriffene Gesundheit zu stärken. — -j- Am Donnerstag Abend war an einem Baume des Blasewitzer Birkenwäldchens folgendes Heldengedicht angeheftet: „Du lieber guter Räcknitzplatz, Dir gebl's, wie der Straße näch Blasewatz. D u bist sehr widerwärtig — Und die wird niemals fertig. Du unbekannter Schiller, bedenke die Mahnung: ..Geduld, Geduld, wenn'- Herz auch bricht, Mit der Eommune had're nicht!" — Zur Ergänzung unserer gestrigen Notiz theilt man uns Folgendes mit: Der Wagenschmierer Morgenstern ward am 28. d. M. vom schlesischen Bahnhof mit ausgerenktem Oberschenkel in die Diakonissen-Anstalt gebracht. Nachdem die Einrichtung desselben gelungen, sind gegründete Aussichten für vollkommne Genesung des Verletzten vorhanden. — Wie die „L. N." hören, wird sich die königl. sächsische Armee in ihrer neuen Uniformirung zum ersten Male-'am Ge burtstage Sr. Maj. des Königs am 12. December präsentiren. Noch wird uns mitgetheilt, daß in diesem Jahre die gewöhn lichen Herbstmanöver nicht stattfinden sollen. — Mehreren Leipziger Buchhandlungen ist am 28. Mai