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projectirt war; aber all« Bemühungen scheiterten an mancherlei, zum Theil kleinlichen Einwendungen und Erschwerungen. Und doch sollte in einer von Tage zu Tage sich erweiternden Stadt, deren Hauptverkehr sich vorzugsweise auf das Innere derselben concentrirt. Allen, die dabei irgend ein Wort zu reden haben, im wohlverstandenen Interesse der Allgemeinheit nichts mehr am Herzen liegen, als die Beseitigung derjenigen Hemmnisse, welche durch die gewaltsame Unterbindung der Pulsadern des freien Verkehrs zu Aller Mißbehagen lange genug bestanden haben. Und in der That enthält die Verschließung einer directen Ver- bindung der Rampischen Gasse mit der östlichen sogenannten Pirnaischen Vorstadt eine Beschränkung desselben, die ihres Glei chen sucht Denn cs muß zur Zeit vom Neumarktc oder der Rampischen Gasse rc. ein ganz ungerechtfertigter Umweg durch die Landhausstraße und Amalienstraße genommen werden, ob- schon erster«, ziemlich eng, für den von Jahr zu Jahr sich steigernden Verkehr schon längst nicht mehr ausrcichl und über- dem zu Landtagszeiten an die Gewerbtreibenden die Zumuthung gestellt wird, auf einem noch weiteren Umwege durch die noch engere große Schießgasse eine gefährliche Passage zu befahren. — Der jetzige Zeitpunkt, wo die Aufhebung der chirurgisch-medi- cinischen Akademie wohl so gut wie entschieden >st, scheint uns nun derjenige zu sein, wo die Negierung-- und Stadtbchörden die Beseitigung jenes unläugbaren Verkehr-Hemmnisses scharf in- Auge fassen möchten. Vs bedürfte dazu vor der Hand nur der Abtragung des nach der Promenade zu liegenden Gebäude- slügels des Hebammeninstiiuts, das ohnedem nicht zur Zierde dasteht, vielleicht auch der Abtretung eines kleinen Striches vom botanischen Garten. Die Opferung eines geringen Promenaden- tracteS dürfte bei so wichtigem Zwecke durchaus nicht in die Wazschale fallen Es erscheint dieser Zweck aber um so wich tiger, als das Projeet der Anlegung einer neuen Verbindungs straße durch die zwischen der großen Ziegelgasse und den Elb- Häusern gelegenen Gärten noch keineswegs ausgegeben ist, als die Idee einer neu zu erbauenden, die Antonstadt mit der Pir- naischcn Vorstadt verbindenden Brücke immer drängender her vortritt, zumal seitdem die harte Maßregel getroffen wurde, daß die Fuhrwerksbcsitzer vas nach Neustadt bestimmte Roh material an Steinen, Holz rc. den fabelhaften Umweg über die Marienbrücke machen lassen müssen; um so wichtiger, sa gen wir, als die Zeit nicht allzu fern sein dürfte, wo Blase- witz, gleich Neudorf, eine Vorstadt von Dresden bilden wird und die weite Ebene dorthin mit allerlei Landhäuser» und Fa- briketablissemenis angefüllt sein wird. Wir legen daher aus allen diesen Gründen den ressortirenden Behörden gewiß im Sinne der Gesammtheit den dringenden Wunsch um Beschaffung eines dirccien Fährverkehrs aus der Rampischen Gasse nach der Ama lien- und Pillnitzer Straße wiederholt ans Herz — (Ein vicrblätteriges Kleeblatt.) Em europa- müder Einwohner Dippoldiswalda's faßt im vorigen Jahre den Entschluß, nach Amerika, dem Eldorado, auszuwandern, bezahlt in Dresden di« Lahrtazcc bls Newyork und kommt per Bahn nach Hamburg. Hier muß er sich bis zur Abfahrt 2 Tage verweilen und geht kurz vor der Abfahrt an den Promenaden spazieren. Da sieht er auf einem Rasenplatze über der Bar- riere ein vierblätteriges Kleeblatt stehen, welches naä, alter Sage Glück bringt. Er tritt über die Barriere auf Len Ra sen und pflückt das Blatt, aber sofort hat ihn ein Hambur ger Polizeidiencr beim Kragen und sagt ihm, daß dieses Be treten des Rasens mit 1 Thaler Geldbuße belegt werde. Der Auswanderer streitet sich eine Zeit lang mit ihm herum, da ertönt von seinem Schiffe ein Schuß als Signal zur Abfahrt, bald ein zweiter und dritter. Jetzt will er die Straf« zahlen, aber der Mann des Gesetzes sagt ihm, daß er dies an Ge- richtsstelle thun müsse. Alle Vorstellungen, daß er die Abfahrt seines Schiffes versäume, .helfen nichts, er muß mit, bezahlt, und als er an den Hafen zurückkommt, kann er nur sehen, wie sein Schiff mit entfalteten Segeln zum Hafen hinausfährt. Das vierblätterige Kleeblatt verwünschend, bezahlt er auf einem Schiffe, das einige Tage später nach Newyork fährt, noch «in- mal und kommt glücklich daselbst an. Dort fragt er sofort nach seinem ersten Schiffe, um sein Gepäck zu erholen, er fährt aber zu seiner Verwunderung, daß «S noch nicht einge- laufen ist, und nach einigen Tagen bringt ein ankommendrr Schooner die Nachricht, daß es gescheitert und Mannschaft und Passagiere ertrunken seien Erst jetzt steht er ein, daß ihm das vierblätterige Kleeblatt wirklich Glück gebracht bat. — Vorgestetn in den Mittagsstunden von 12 bis 2 Uhr ist in dem Geschäftslocale des Bankierhause- Hammer u. Schmidt in Leipzig ein bedeutender Gelddiebstahl verübt worden, dessen Betrag auf ca. 15,000 Thlr. geschätzt wird. Nach den dabei obwaltenden Umständen, da zur Ausübung diese- Diebstahls nicht weniger als vier Thüren zu öffnen gewesen find, vermu- thct man mit ziemlicher Sicherheit, daß nur ein mit den Lo- calitäten sehr Bekannter der Thäter sein könne. Auch ist be reu- auf besondere Requisition der Staatsanwaltschaft ein in dem bclr. Geschäft dienender Markthelfer, Namens K, gefäng lich eingezogen worden. — Ein in Leipzig zur Messe anwesender Verkäufer au- Hanau hätte leicht das Opfer eine- großen Betrug- werden können. Ein Jude aus Polen kaufte von demselben Goldwaa- ren im Betrage von ca. 15,000 Thlrn. und präsentirte zur Zahlung diese- Betrags ein Accept von 20,000 Thlrn. auf ein bedeutendes Bankierhaus in Berlin (R. W. u. Co.) mit dem Verlangen, ihm den Saldo baar hcrauSzuzahlen. Der große Betrag in einem Appoint veranlaßt indeß den Hanauer Ver käufer, vor Regulirung des Geschäfts erst telegraphisch bei dem Berliner Hause wegen der Richtigkeit des AcceptS anzufragen, worauf er die Antwort erhält, daß der Wechsel, resp. da« Accept gefälscht sei. Leider hat der Arm der Gerechtigkeit den guten Mann, der auf so eigenthümlichem Wege ein hübsches Geschäftchen hat machen wollen, nicht erreichen können, da Letzterer, jedenfalls durch bange Ahnung getrieben, das Weite gesucht hat. — Aus Chemnitz berichtet das „Dr. I.": Am 18. d. M. wurde ein verheiratheter Maurergeselle, der in Folge län gerer Krankheit in Schwermuth verfallen wae, in seinem Bette kauernd erhängt aufgefnnden. — Am 19. verunglückte hier ein in den zwanziger Jahren stehender Fuhrmrnn dadurch, daß er, auf dem leeren Wagen stehend und nach den herabgesalle- nen Fahrleinen greifend, sich mit dem Vorderkörper auf die querüber gezogene Spannkette legte, welche sich löste, so daß er kopfüber herabstürzte und den Halsring brack. Nächstdem ging der Wagen über ihn hinweg und war der Unglückliche augen blicklich todt. — Am 22. ertrank ein tzjähriger Knabe in einem im Hofe des von ihm bewohnten Hauses befindlichen, unbe« reckt gewesenen W.asserfaffe, in welchem das Wasser jedoch kaum drei Viertelellen hoch gestanden hatte. Sowohl in diesem als in dem vorigen Falle war die ärztliche Hilfe erfolglos. — Am 9. Ziehungstag« 5. Klasse 59. K. S. Landeslotterü fielen folgende größere Gewinne auf beigesetzte Nummern; 100,000 Thlr. auf Nr. 19733; 5000 Thlr. auf Nr. 23495; 2000 Tblr. auf Nr. 61766 6647l; 1000 Thlr auf Nr. 3779 8279 10093 21163 23714 29493 31625 34887 36770 38495 43170 45921 46lg5 48095 48946 56984 58017 59639 60433 62285 62330 66863 68840; 400 Thlr. auf Rr. 1726 8480 9136 IOI83 10195 10721 12432 I437I 20616 23258 24448 25201 39438 43394 49921 50195 52543 54432 55116 55156 55762 57839 58610 58898 60367 61500 63376 67605 67880 68929. Tagesgeschichte. Gotha, 21. April. Graf v. Stolberg (erklärt heute die „Gothaische Zeitung") hatte von Berlin aus an das hiesige Regi- mentecommando die Anfrage gerichtet, ob das Offiziercorps viel leicht Beiträge zu dem Ehrenschilde für Franz II. von Neapel ge ben würde Der Herzog hat jedoch, da derselbe in einer solchen Emsammlung von Beiträgen eine politische Demonstration erblicke, befohlen, daß von dem coburg-gothaischen Offiziercorps, als sol chem, kein Beitrag zu dem in Rede stehenden Zwecke gegeben werde. Damit war die Angelegenheit erledigt und hoffentlich wird sich nun auch die .Aufregung" gewisser Kreise legen. Wien, 19. April. Bei dem Bürgermeister - Bankette in Graz hielt der katholische Professor der Theologie, I). Wagl. einen mit Jubel ausgenommenen Trinkspruch, in dem sich fol«