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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 03.04.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030403023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903040302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903040302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-04
- Tag 1903-04-03
-
Monat
1903-04
-
Jahr
1903
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1 L -2 § ß '8'-» rr- r» FZ 2 Z r» genau die Mitte — ganz allein auSfüllrn läßt. Del der enormen Gage, die Frau Lona verlangt und erhält, baden di« übrigen Nummer» des Avril-Programm- in ihren Qualitäten scheinbar etwas gelitten; ein Glück, daß sich einige darunter befinden, die zu den auSgewwchenen Lieblingen des Varistö-PubltkumS gehören, die von vornherein eines durchschlagenden Erfolges sicher sind. Zu ihnen zählen im ersten Teile vor allein Wallno und Marinette, dos ausgezeichnete Excentric-Tänzerpaar. dessen Borsübrungen man inuner wieder mit Vergnügen sieht, zumal sie an Vielseitigkeit der charakteristischen Ausgestaltung noch beträchtlich gegen früher ge wonnen haben Namentlich der parodistische Walzer ist von wirk lich bezwingender Komik und kopiert in verblüffender Weite nach der alten Gassenhauer-Melodie von »Marie niit Deinem Gummi schuh" die drollig überzeugten Allüren eines verliebten Tänzer- paares aus einem vorstädtischen Tanzboden. AIS eine ertikloiuge Nu mm er ist neben Wallno und Marinette noch Tt>c> ^reat Vllero,»» zu nennen, der in einem Melanae-Kugelakt durch ebenso elegante wie sichere Arbeit besticht und überdies durch sein geiälligeS An treten für sich einnimmt. Außerdem weih der jugendliche Knge künstler seine» Darbietungen durch eine Reibe aut ersonnener, »euer Trics den Reiz des Aparten zu geben, so das; er. so lange er aus der Bütme sieht, das Publikum vortrefflich unterhält. Bon den übrigen Nummern des Programms sollen noch Arco und Riva mit ihren Tanzsoli-Produktionen. das Fernando W'llnbn-Trio mit strastipieirn — Clown ausgewichnet! — und Charles und Minnie Heim in ihrem nnmkalischen TranSsormations-Akt erwähnt weiden. Der Humorist deü Programms kann inil Stillschweigen übergangen werde», er wurde vom Publikum — leider nicht mit Unrecht — so unglimpflich bekandelt. daß er wobl einmal und nie wieder an der Stelle, wo sonst Otto Rentier. Richard Morvitz und Otto Richard >,ch Horen lassen, allzu unbedacht das Schicksal in die Schranken gefordert haben wird. —* Der von den Mtterungssinflüssen, sowie dem Rauch und Nus; der Großstadt in seiner Schönheit stark beeinträchtigte »'genannte „Cholera-Brunnen" auf dein Poitplotze wird gegenwärtig zum Zwecke einer durchgreifenden Reinigung Mit einem Gerüst umgeben. Das prächtige Kunstwerk ist ursprünglich im Fahre 1643 nach Prof. SemperS Entwürfe vom Bildhauer Selig ulsgesührr worden. Die Kosten der Herstellung wurden vom Freiherrn v. Gutschmied getragen, der die Idee zu dein Brunnen gegeben und dessen 'Namen er infolgedessen auch im BolkSmunde lrägt. Unter Veränderung seines Standortes sand im Jahre 1991 cm vollständig neuer Aufbau des Brunnens statt. ^ —* P ol > z ei beri cht, 2. April. Unweit der Stadlgrenze in der Iohannstadl ging gestern vormittag ein 20 Jahre, alles Mäd- cnen in die Elbe, um sich zu ertränken. Ein schisfer fuhr dem Mädchen ln einem Kahne nach und rettete es. — Bon der Dampf- 'chlss-Landungsbrücke unterhalb der Auguslus-Brücke aus sprang am Dienstage früh ein 56 Jahre alter Arbeiter in selbstmörderischer Absicht in die Elbe, wurde aber von zwei Schiffern alsbald wieder herousgezoge». — Eni aus Mähren gebürtiger 36 Jahre alter Kaufmann wnrde gestern von der hiesigen Kriminalpolizei wegen Ueberzieherdiebttahls sestgenommen. Es tonnten ihm bis jetzt 2 vier in Schanklokalen ausgefiibrte Diebstähle nach- o.ewiesen werden; außerdem aber noch 5 Fälle aut grund Vorge fundener Pfandscheine, trotzdem er diese 'n kleine Stücke zerrissen batte. Die letzteren Diebstähle will er sämtlich auswärts, angeb lich in Berlin, ausgesührt haben. —* Gestern abend entstand im Vorlaal einer Erdgeschoß- Wohnung des Haiiies Zöllner st raße 43 durch das uoerhitzte Rauchrohr eines Badeofens ein Brand, durch den eine Kinder- bettffelle mit Zubehör und eine Portiere zerstört wurden. Die herbeigerufene Feuerwehr nmr mit der Unterdrückung des Brandes nur kurze Zeit beschäftigt. — Heute vormittag nach 9 Ukr erfolgte eine Alarmierung von Zahnsgasse 3 aus, wo im Keller Reißig und eine Partie Feuerungsmaterial aus noch unbekannter Ver anlassung >n Brand geraten war. Der Brand konnte mit einer Schlauchleitung vom Straßenhndrantcn bald aelvicht werden. —* In einem Hause der Schützengasse siel gestern nochmittaa eine ältere Frau auf der Treppe und schlua sich den Koos aut Sie blutete aus zwei Wunden and mußte i»s Sladlkrankenhaus gebrockt werden. —* Ter nach der gestrigen Mitteilung in der Sechziger Vor stadt aus der Elbe gelandete Ertrunkene ist ei» 30 Jahre alter Arbeiter, der am 12. März von der Brücke zwischen Loschwitz und Blasewitz ins Wasser sprang. —"Dippoldiswalde. 31. März. Eine» Mordver - s u ch unternakni in ver Nacht zum Sonnabend in der Nähe von Schmiedeberg der früher im dortigen Eisenwerke beschäftigte Ar beiter Apclt an der Tochter eines Scbmiedeberaer Einwvhneis. mit der er seither ein Verhältnis unterhalten hotte Avelk ver anstaltete mit dem Mädchen in Begleitung ihres Bruders spät am Abend noch einen Spaziergang, wobei im Gaffhanse zur Buscb- mühle eingekehrt wurde. Statt nun von hier ans de» Nachhause weg anzutreten, überredete Avelt Schwester und Bruder, noch ein Stück aus der Straße in der Richtung nach KivSdori mstzugehen. Aus der sogenannten langen Strecke zog Avelt plötzlich einen Revolver aus der Tasche und feuerte unter dem Ausrufe, er sei wahnsinnig, mehrere Schüsse ab. Während der Bruder mit dem Schrecken davonkam. drangen dem Mädchen zwei Kugeln in den Kopf, doch sind die Verletzungen anscheinend nicht lebensgesährlich. Dem Mörder gelang es, zu entfliehen —* In Mei ß'e n ist mit dem Abbruch der alten Johannis- Kirche begonnen worden. —Da von dem aus Waltersdori bei Zittau verschwunde- neu Pastor Agsten bis setzt noch immer keine Spur zu finden ge wesen ist und die Stellvertretung durch Geistliche aus anderen Gemeinden für die Dauer nicht angängig erscheint, so wurde am Sonntag durch den Oberkirchenrat Herrn Dr. Maier aus Bautzen isir die Gemeinde Äaltersdors der Predigtamtskondidat Herr Fohmmes Heinrich Herz, ein Sohn des Ziltauer Pastors Herz, als Vikar eingetmesen. Militärgericht. Mit einem schweren Verbrecher hat 'ich das Kriegsgericht der 32. Division in der Perion des am 1 l. Dezember 1678 in Dresden geborenen Monteurs, jetzige» Sol daten Gustav Hugo Welch von der 3. Kompagnie des Schützen- Neaiinents zu beschäftigen Die Anklage Ia»tet aus Fahnenflucht. Pieisgabe eines Tienstgcgrnsiandcs. schweren Diebstahl ln zwei Fällen. Selbslbeireinng. tätliches Vergreisen a» einem Vorgesetzten, versuchte Fahnenflucht uiw Der Angeklagte, der im Avril 190l e.-.iii förmlich stürzten und sich durch gegenseitiges Ucberbieten hie seltene 'Beute abzujagen suchten. Daß unter solchen Umständen d» Dienstmädchen als Gebieterinnen auffreien und eur Verhör ver anstalten. ist selbstverständlich. Tie erste Frage lautet: „Wo wohnen Sic?" Und dann wird ein ganzes Register mehr oder weniger berechtigter Fragen aufgezogen, bis dann auch der Gnädigen ge stattet wird, ihre Wißbegierdc zu stillen. Das ist wirklich keine Ueberireibung, sondern nachgerade säst die Regel geworden. Allen Ernstes ist denn auch bereits der Vorschlag ausgetaucht, daß wir Lwi amerikanischen ÄuSweg versuchen und an stelle der weiblichen männliche Dienstboten ins Haus nehmen sollten. Vorläufig aller dings besteht hierzu keine Neigung, obwohl ja auch hierbei das Vor- urteil eine Rolle spielt. Wie man sich in vielen vornehmen .Häusern Diener und Köche hält und mit deren Leistungen außerordentlich zufrieden ist, so könnte man es ja auch für die gcwöhnl che Haus- n»d Küchenarbcit immerhin mit Männer» versuchen, die ja nicht gerade, wie in Amerika. Schwarze oder Kulis zu sein brauchten. Der Prozeß gegen das B l u m«n m ed i u m Anna Rothe b ldct hier noch immer daS Tagesgesprächs und ie mehr darüber gesprochen w:rd uitd je mehr man die Ansichten der verschiedenen Leute Hort, desto mehr kommt man mit dem einen der Verteidiger zu der Ansicht, daß dieser Prozeß für den Spiritismus nur eine un geheure Reklame bedeutet Man sollte es nach seinen Ergebnissen nicht für möglich halten, aber es ist wirklich so. Die Anna Rothe gilt als bedauernswerte Märtnrcrin ihrer abnormen Veranlagung, die ein nüchterner Jurist natürlich nicht zu würdigen vermag. Die Sammlungen zu ihren Gunsten nehmen denn auch einen glänzen de» Verlauf, und cs ist vorauszuiehen, daß die Rothe nach 10 Monaten dos Gefängnis als ganz ansehnliche Kapitalistin ver lassen wird Findet sie dann c'ncn zweiten Ientjcb, so wird es ihr ein Leichtes sein, ihre Künste in ganz exklusiven Kreisen, in denen vor jeder unangenehmen Ueberraschung n ln Kriminalkommissar Kracht sicher ' 'viritistffchcn lung nicht den „ aber die Bekenntnisse verschiedener Zeugen, tue vermöge ihrer Vor bildung den Laien geradezu als klassische gelten müssen. Der ge- ais unlieberer HeerespNt ^ - von einer geringfügigen Disziplinarstrafe^ noch gänzlich Rorgen de» 8 Juli oge» worden, aber, echgelehen afe. noch gänzlich unbestraft für einen traft ier ein ist. - Pferd nach dem Tattersall zu führen. Er führte diesen Beseht an-, kehrte aber nickt zu seinem Truppenteil« zurück, sondern fuhr noch am selben Abend mit dem Nachtscknelljuge narb Wien, von wo er bald darauf über Salzburg nach Tirol und Italien reffte. Erst hier will er den Entschluß gefaßt baden, nicht wieder nach de, Garnison zurückzukedren. In Italien, wo der Deserteur mehrere Herren und eine junge Dame aus Leipzig kennen lrrnt^ blieb er längere Zelt, kedrle aber schließlich nach Leipzig zruück. Als Grund biersür gibt er an, daß er zu brr Dame aus Leipzig Zuneigung gelaßt batte. Am 5. August kam er wieder nach Dresden, anarb- lich um sich Papiere zu beschaffen. Dies erwies sich als vergeblich, woraus er nach Leipzig und einige Tage Ipäier »ach Italien zurüct- kebrte. Sein Interesse sür die Leipziger Bekanntschaft ließ ihm aber im Süden nicht lange Ruhe, vielmehr fuhr er nach Leipzig zurück, wo er a»> 21- September sestgenommen wurde Dein Beamten gegenüber nannte er sich .Hvssmann" Wir seine Ver nehmung ergibt, bat er in dirirr Zeit etwa 1200 Mt. gebraucht. Er bebauptet. dies sei sei» eigenes Ged gewesen, weiche? er sich zum Tel! früber gespart, zul» Teil beim Hazardlplel gewonnen und wäbrend seiner Dienstzeit versteckt gebalie» habe. Des weiteten will er in Rom und Venedig aus der Rennbahn mehrere bundcrt Franken geloarl habe». Diele Angaben Neben aber in Widerspruch mit de» tatsächliche» Veikältnissen. Tie angeslelltrn Erörterungen baden ergeben, daß W siicher lehr bescheiden honorierte Sleiimige» »ine gehabt bat, die er infolge ieines auSichweisenden Lebens und vieler Schulden sogar wieder rinbüßir. Die Anklage legt ihm zur Last, in der Nacht vor seiner Fahnenflucht beim Jnst'zrak Lronbardi in Dresden, bei dem er früher als Schreiber bcicdästigt war und deshalb die örtlichen Ve»bältnisse und Gevflogenlieste» kannte, eine» Einbruchsbiebitadl verübt zu baden, bei welchem ihm die Summe von 3276 Mk. in preußischen Ronsols in die Hände siel. Als Geschädigte kommt die Flrmmingsche Stillung in Betracht, die das Geld bei Herrn JmUzrat Leonhardi hinterlegt kakle. Ferner soll er in de, 'Nacht zum 12. August, als er in Dresden zur angeblichen Beschaffung von Papieren weilte, einen, zweite» E»>- btuch in die Expedition deS Jnst'zra'S Leonbaidi verübt und dies mal 750 Mk. boareS Geld. Eigentum des Kämmerers v. Schön- bcig. erbeutet haben. T'cse Diebstähle stellt der Angeklagte ganz entschieden in Abrede. W wäre übrigens bereits daS erste Mal in Dresden beinahe verkästet worden. Er halle sich damals >m Hotel Weder ei»logiert. Eines Morgens lab er aber einen Gefreite» vom Schützen-Regiment und einen Zivilisten, den er sür eine» Kriminnlaendacme» dielt, aus das Hotel »»komme» Nu» glanbte w sich entdeckt und ergriff unter .Hinteuaffuug einer Ledertaiche chlennlgst die Flucht. Erwähnt >ei noch, daß sich der Flücbiling am Tage seines AuSlkißens von der Truppe zunächst in einem hiesigen KonsekiionSgeichäft Zioilkleider, ferner eine Taschenuhr, einen Stock und Brillaiiiring geknifft, die Dienstiacheii aber mff dem Haiwtbahiihose hinterlegt und den Hiiileileg»»aS'chein an das Regi ment geschickt bat. Nack seiner Verbastiing in Leipzig wurde er nach der Anestanstalt in Dresden überstUirt. Kurz vor der .Hanptvcibandlniig. die am 23. Februar stastsinden sollte, benutzte er früh beim Waschen eine aünstige Gelegenheit, seinem Aufseher, der ikii einen Augenblick aus den Auge» aeicffsen hatte, zu entiveichen. Sein Weg führte ihn nach der elterlichen Wohnung, wo er sich wieder in Zioilkleider warf. Mit seinen Dienstsack-en verfuhr er wie beim ersten Male, nur e:n dem Militärfiskus gehöripes Hemd vergaß er abzuliesern und warf cs später weg. Da chm diesmal die Mittel sehlte». sortzukommen, blieb er in Dresden. Den Unterhalt will er von ernein Zwanzigmarkstück bestritten haben, das er während seiner Untersuchuiigshast unter der Stiefel- soble ansbewcihrt haben will. Uebernacbtct bat er nirgends, son dern sich stets zur Nachtzeit in den CaföS herumgedrückt. Unter aufregenden Umständen erfolgte am Morgen des l. März im „Casö Central" am Altmarkle seine abermalige Verhaftung Hier batte ihn gegen 3 Uhr morgens sein früherer Korvorczlscbasts- sichrer, der Unteroffizier Köhler, angetroffen und sofort erkannt. Nachdem er ihn längere Zeit beobachtet, schritt er ans ihn zu »nd erklärte chn sür verhaftet mit dem Bemerken, daß er der Fahnen flüchtige Welch sei. Ter Angeklagte bestritt dies ganz energisch und trat io stchcr auf. daß zunächst mehrere Zivilisten für chn Partei ergriffen. Erst als diese an dem Benehmen des Ver kosteten eines anderen belehrt wurden, beteiligten sie sich an der Festnahme des sich heftig Sträubenden, der den Ausgang des Lokals zu gewinnen suchte und plötzlich den ihm den Weg ver tretenden Unteroffizier eine» Schlag mit der Faust gegen die Brust verletzte und dann die Treppe hinabstürmte. Unten im Hausflur wurde er aber von einem Schutzmann angehaltc», und festgenommen, gefesselt und nach der 'Arrestanstalt abgesührt. Unterwegs unternahm W. in der Nähe der Lärchenstraße einen erfolglosen Fluchtversuch. Einer der Transporteure hatte den Schlüssel einer .Handfessel nicht abgezogen. >o daß der Angeklagte unbemerkt die Fesseln auffchließen und abstreifen konnte. Sein Fluchtversuch wurde dadurch vereitelt, daß er zu Falle kam. Die Kleidervisitation förderte mehrere Schlüssel und 'Dietriche zu Tage. Nach mehrstündiger Verhandlung, zu der eine größere Anzahl Zeugen geladen sind, fällt der Gerichtshof folgendes Urteil,: Ter Angeklagte wird wegen Fahnenflucht in zwei Fällen, versuchter Fahnenflucht in einem Falle. Preisgabe eines Dlenstgegenstandes. tätlichen Vergreisens an einem Vorgesetzten, einfachen Diebstahls und Beilegung eines falschen Namens zu 5 Jahren Gefängnis und 5 Tagen Hast, 4 Jahren Ebrenrcchtsverlust, Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes und Entfernung aus dem Heere verurteilt. Äon der Anklage des Diebstahls in einem Falle iEntwenduna der 750 Marks erfolgt Freisprechung. Die Hast- strast ailt als durch die erlittene Unteriuchungshast verbüßt. Die Verteidigung des Angeklagten führt Rechtsanwalt Dr. Thieme. — Nach Schluß der Verhandlung wurde der Angeklagte gefesselt wieder in seine Zelle abgeführt. —' Aufgehoben ist der aus den 1. Vs. Dt. angefebte Termin zur Versteigerung de» Arthur Franz Kuehnelschen ILruudltückS in Meide». —' Wetterbericht der Hamburger rerwarte vom >. Avril Ein Maximum von Uber 76« Mm. bedeckt Nordnorwegen und ein solches von Uber 787 Mm. befindet sich südwestlich von Irland: «in Minimum unter 7S4 Mm. ist Uber Westrußland ausgebreitet. In Deutschland herrscht ruhiges, meist trübes und meist kühleres Weiter: vielfach istNiedcrjchlng gefallen.— Wahrscheinlich ist ruhiges, ziemlich kühles Wetter, stellenweise Niedcrichläge. seligen Tante überreicht hat. Es ist derselbe alte Herr, der mit vollster lleberzeugung und unter dem lauten Beifall der Zuhörer ausricf: „Und nun frage ich jeden Menschen in diesem Saale: Wenn einem dergleichen passiert, soll man dann noch nicht daran glaube»? Ich hatte das erhebende Gefühl in mir: Tu bist un sterblich!" Mit billigem Spott oder mit Vernunftaründen ist hier gegen gar nichts auszurichten. Man muß dies eben als eine ge gebene Tatsache hinnehmen und daraus die Lehre ziehen, daß wir am Anfänge des 20. Jahrhunderts mit unserer vielgerühmten Bil dung und allen erstaunlichen Fortschritten der Technik und Wissen schaft doch immer nicht viel weiter sind, als die Menschheit vor Jahrhunderten gewesen ist. Gewiß, die Rothe wird heute nicht der Hexerei angeklagt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Dies ist unzweifelhaft ein großer Fortschritt besonders erfreulich sür die Rothe selbst. Aber der Unterschied zwischen den Aussagen der mittelalterlichen Zeugen, die darauf einen Eid leisteten, daß sie die Angeklagte auf einem Besen durch die Lust reiten saken, und dem zeitgenössischen Berliner Zeugen, der seinen „in Gedanken stehen gebliebenen" Regenschirm durch das verschlossene Fenster der Rothe hereinspazieren und dann wieder verschwinden sab, ist doch gar nicht mehr so groß. Dieser Mann mit dem Regenschirm aber hat eine gute Schulbildung in einem Königlich preußischen Gymnasium sich erworben und durfte als Freiwilliger sein Jahr aböicnen, gehört also zu den sogenannten Gebildeten. Was soll man dazu sagen? Dieser gebildete Zeitgenosse kann jeden denkenden Menschen aus dem seelischen Gleichgewicht bringen. Wenn die staatlich gereichte Bildung nicht mehr vor dergleichen schützen kann, was dann? Vielleicht das gesunde, instinktive Empfinden des ungebildeten Mannes aus dem Volke? In der Lat, der Berliner Bäcker meister, der nicht einmal richtig sprechen kann, schien den gebilde ten Zeugen weit überlegen zu sein. Denn auf die stcreothpe Frage des Vorsitzenden: „Fühlen Sie sich durch die Rothe geschädigt?" antwortete er ganz logisch: „Natürlich, schon von wegen dem Abendbrot! Bel solche Iclegeohcit ißt man doch viel feiner!" Ter Mann stetst doch wenigstens noch aus realem Boden, was inan immer noch mehr Verstand zu behalten, als die gebildeten! Al» städtische Impsärzte sind vom Gtadtrat in Pflicht men worden: für vie Vorstadt Löbtau: Herr Dr. med. L hier. Vorstadt Löbtau. Lottaer Straße 8, für di« Vorstadt Herr Dr. med. Wolf, hier. Vorstadt Cotta, Brießnitzer Straße 17. für die Vorstadt Plauen: Herr Dr. med. Steinadler, hier. tzoi. stadt Plauen: Chemnitzer Straße 2S, für m« Vorstädte Nausw, und Wölfnitz: Herr Dr. med. Demmler, bi«, Vorstadt Slaujchb, Wilsdruffer Straße 17». und für dl« Vorstädte Strehlen, M. Gruna und Alt-Seidnitz: Herr Dr. med. Sinz, hier, Vorstadt Strehlen, Dohnaer Straße 2l. — Für di« Vorstadt Trachenberge - Bezirke de» 54. und 78. Armenvfleaerverein» — ist ein neuer Armenorztdistrikt begründet und all Armenarzt Herr Dr. mrb. Noeth, Heidestratzc 15, verpflichtet worden. Der volle Betrieb der Kühl- und Gefrieranlage der Haupt- Markthalle ist am 1. Avril wird« eröffnet worden. Die Be- Nutzung der Kühl, und Gefrierräume empfiehlt sich zur Frisch «Haltung aller leicht verderblichen Nahrungsmittel, namentlich sur Fleisch, Wild. Geflügel, Jischwaren und Butter. Vom 6. Avril ab wird dir Kreuzung de« Lukas-Platzes mit der Lukas-Strohe wegen Herstellung de» ersteren auf die Dauer der Arbeite» für den Fahr- und Reitverkrhr gesperrt. Mit dem Hcnivtschleusenbau in der äußeren Bergstraße, sowie in der Dorfstraße in Vorstadt Räcknitz und mit der Asphaltierung der Hauptstraße zwischen der Dreikönigskirche. bez. der Mehcr-L-traße »nd der Rabcnhorst-Straße, soll am 14 Avril, und mit dem Haupljchleujenumbau und der sich anschließenden Um- Pflasterung in der Trabantengasse, in ganzer Länge, am 15. April, begonnen werden. Aus der Stiftung des verstorbenen Grafen Carl August Bose solle» demnächst mehrere Stioendien in Höhe von je 6o0 Mark jährlich verlieben werden. Sie sind für befähigte, fleißige und minderbemittelte, aus dem Königreich Sachsen gebürtige Schüler des Änmnastums zum heiligen Kreuz zu Dresden, welche in Leipzig oder Jena Medizin oder Naturwissenschaft studieren, bestimmt: in erster Linie sind jedoch, und zwar ohne Rücksicht auf die Univer- sitätsstndien. Mitglieder der Familie Boje, die aus dem König, reiche Sachsen gebürtig und zur Führung des adeligen Familien- wappens berechtigt sind, zu berücksichtigen. vor uralter als Taflesgeschichte. X Deutsches Reich. Der Kaiser traf mit Gefolge heule früh kurz vor 7 Uhr in Kiel ein. Er nahm die Meldungen des Slations- chess Admirals v Köster, deS Kommandanten Oberstleutnants Dürr und des Polizeipräsidenten Schrötter entgegen und begab sich so- dann unter dem Salut der im Hafen liegenden Kriegsschiffe mittels Salonpinasse an Bord der „Hobenzollern". Um 7/z Ubr verließ die „Hobenzollern" mit dem Kaiser an Bord, aefoltit von dem kleinen Kreuzer „Nymphe" und dem Tepeschenboot „Sleivner" „Itter dem Salut der Kriegsschiffe den Hafen und trat die Fahrt nach Kopenhagen an. X Ter Deutsche Kronprinz und Prinz Eitel Friedrich sind von Port Said nach Konstantinopel abgerctst. X Dem Oberpräsidenten der Provinz Sachsen Dr. v. Bötticher, der Oberstleutnant der Infanterie 1. Aufgebots des Landwehrbczirks Magdeburg war, ist aus Anlaß seine, 50 Jahren erfolgten Eintritts in die Armee der Charakle Oberst verliehen worden. X Oesterreich. Der Ausgleichsausschuß des Abgeord netenhauses beendete die Generaldebatte über die Ausgleichs-Vor lage». Im Laufe der Debatte erklärte Mini' die Annahme der Vorlagen würde einen heit bedeuten: die Gegenwart würde sich gefahrvolle Zukunft verwandeln, wenn die Vergangenheit ohne diesen Abschluß bliebe. Gegenüber einzelnen Vorrednern erklärte der Ministerpräsident: „Wir sind glücklich, auch im Interesse der Dynastie zu handeln, indem wir für den Äusclleich eintretcn. Die Monarchie existierte ja nicht, wenn nicht die Dynastie sie stets be hütet hätte, und je mehr ich überzeugt bin, daß jeder der beiden Reichstcile. von dem anderen losgelöst, bet weitem nicht die Hälfte des Gewichts unter den europäischen Staaten hätte, dessen sie sich verbunden erfreuen, um so gebotener erscheint mir das Bemühen, die Monarchie in ihrem jetzigen Zusammenhang« und unter der Obsorge der Tynastie zu erkalten." Bei der Abstimmung wurde der Antrag des Alldeutschen Schalk aus Abschluß eines Zoll- und Haudelsbündnisses mit dem Deutschen Reiche mit 24 gegen 4 Stimmen abgelebtst. X Italien. Die römische „Tribuna" will wissen, König Eduard werde seinen Aufenthalt in Neapel benutzen, dem italienische» Königspaar zwischen dem 27. und 30. April einen Be such obzustatten. X In Rom nahm der Ausstand der Setzer einen schärfe ren Charakter an. Mehrere 100 Ausständige, die lärmend sich vor dem Ministerium des Innern zusammenrotteten, wurden durch Polizei und Militär zerstreut. X Holland. Da die Arbeitgeber in Amsterdam sich geweigert haben, die Löhne zu erhöhen, ist ein neuer AuSstand der Bools- sührer ausgebrochcn Der Warentransport zu Boot ist fast ganz unterbrochen. X Rußland. Infolge von Kundgebungen der Studenten zegen den Rektor und Senat der Universität m Petersburg wurde Kese behördlich geschlossen. x Türkei. Mit der Sprengung der Eisenbahn brücke bei Mustapha Pascha an der Orientalischen Bahn baden die Insurgenten ein furchtbares Zeichen Ihrer Tätigkeit gegeben Nur der großen Umsicht deS Lokomotivführers ist es zu verdanken, daß der Pariser Orientervrek von einer entsetzlichen Katastrophe verschont geblieben ist. Nach Mitternacht, kurz vor dem Verlassen der türkischen Grenzstation Mustapha Palcha hörte der Lokomotiv führer von Ferne eine dumpfe Detonation. Er ließ die Maschine vom Zuge, der in Mustapha Pascha blieb, abkoppeln und fubr mit ihr allein etwa 10 Kilometer in der Richtung aus Adrianopcl Ehe er noch an die 12 Meter lange, über einen kleinen Flußlaui führende Eisrnbabndrücke gelangte, erfolgte eine »wette Detonation, wobet die mit Dynamit unterminierte Brücke m die Lust flog. ES ist ei» iebr bedenkliches Zeichen, daß trotz der besonderen mili täriichen Bewachung der Bahn aus der gesamten Orientlinie die Jnsnrgenlen aus türkischem Gebiete ungestört die Brücke unlcl- minieren konnten. . Diele geben schon lange darauf aus, den meist mit voniclimen europäischen Reffenden besetzten Orientezpreß in die Lust zu sprengen. Wenige Stunden vor der Explosion hatte der täglich verkehrende sogenannte Wiener Konventionalzng die Brücke passiert. Beim Eintreffen der Nachricht in Konstantmopel bcguben sich die Dffektvren der Orientbabnen. sowie melnezc Ködere türkische Regicrungsbeamte mittelst tLxtrazugcs an den Tatort. ES wurde srffort eine proviiori'che Brücke bergeslellt, so daß der durchgehende Verkehr wieder ausgenommen werden konnte. X Die Lage in Makedonien nimmt einen immer ernsteren Charakter an. Tie Gefahr geht einerseits von den bulgarischen Banden, die mit allen Mitteln eine Katastrophe herbeizuführen suchen, und andererseits von den ungeberdigen Albanesen aus, die gegen die Rcformmaßnahmen protestieren und deren Durchführung zu verhindern suchen. Was die bulgarische revolutionäre Pro paganda betrifft, so sind nach der Darstellung der makedonischen Bewegung günstig gestirnter Blätter in den drei Vilajets Saloniki, Bytolien und Kossowo 110 bis 120 aufständische Banden an der Arbeit, um die christliche Bevölkerung zu msurgieren. Die Gesamt- zahl der Aufständischen wird aber auch von den chauvinistischesten Bulgaren-, bczw. makedonischen Blättern auf nicht über 4500 bis 5000 geschätzt. Die überwiegende Mehrzahl der Banden zählt vier bis 40 Mann, nur verhältnismäßig wenige zcchlrn 50 bis 100 Be waffnete oder gar darüber. Alle Banden haben an der Spitze frühere Offiziere, da sie als Kadres künftig« Kompagnien und Bataillone angesehen werden. Eine jede Band« hat em eigenes Wafsenvcrsieck oder Depot, damit der Verrat des einen oder des anderen den ' " " ^ nur in zwei von ihnen c . . -- ^ « ^ mit den AMändischen nicht in Verbindung stand. Hie Befehls- fast olle persönlich kennen. X Amerika. Der „Agence Lava»" wird aus Domingo vom 29. Mär- gemeldet, daß die Citadelle der von dem ReaierunaSkreuzer residente" beschossen vtr».
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