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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 11.09.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030911025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903091102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903091102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-09
- Tag 1903-09-11
-
Monat
1903-09
-
Jahr
1903
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Dies«» Blatt wird de» Lesern von DreSdea zugestellt. während eS die Post.Monnente» «d llm-ebuu- am Tage vorher bereit» als V vlTVB V v am Morgen in einer GcjamtauSgaLe erhalten. beit«««» SerugrgeMr: VÜIÜ«»«»»»««-»r«iti Satt««, d«a « «t »»««»«. . mtz ««Naa» mir «t« .. »««» -LWLLrl ch,«e (»bmveHelläAl, wr«u». mü ankvrvbeal«« Ü»Waa«. »«»dr»« all« «Mel». OrlatmU- «All««« um mll »«»tltcher »„„„«„ab, <.Dr««d. Nackr-> Mt« «a»kä,lt«te La»orar- »IvrSa» bleiben unberü«lt»ttatr «t» Manu (triste »nt« »ttt aukbeisad«. rel«ara»«»>drail»: s»«ch»1cht,« »««»»«» KsgvLLrrHet 1850 Nerlrrg von Ktepsrt, S Ueirtzardt. Mreigen-carif. Lnnabme von Anlündiannaktt di» naäimittaos 3 Mn Sonn und tzeiertaaL nur Marccnxrake 38 von I! bis '/-! Ukr Die Ksalnae Grund- seile (ca, s Lilbeni <« Pk» . An kündiaunaen aui derPnvaXciie Zeile s Pta: die rivaiNae Zeile als .Lin aelandr' oder aui Terlicilc so Pia. In Nummer» nach Sonn- uud tzeici lasen I- de», LlsalNue Grundscile» M. «o bcz. so und so Pig nach be- ionderem Tarii. Aurwärlige Ain träae nur aeae» Porausbe,ai,iuua. Beleadlatier werden mit roPla. brrechncl. fternivreckanichlutz: «ml I Nr. U und Sir. LOS«. tz rrnllm ltulislklüu In nvck 60p! Ir ILz! l! cd i! «KI unci »liZvnll» "MH i ckurck <7. milsi-»«: 5i«1in (ä. Hisäoiicli-, ^ S^iinl8«i»latL IV«. 8. «»> Neueste Drahtberichte. Hvsiiachitcbtcn, Zur Landtag-Wahl. Bäckereien n. Kvildttvrcieit. Kirchliche Septciilberfeste. I Prüfung von Vorstehhunde». Gerichtsverhandlungen. „Der Volksfeind". Bctliner Leben. s Freitag, 11. September 1803. Neueste Drahtmeldungen vom io. September Naumburg. Der Kaiser, der König von Sachsen die übrigen Fürstlichkeiten trafen nach einander gegen 2 llhr genS zur Teilnahme an dem Manöver hier ein. Königsberg i. Pr. Die durch die Presse gegangenen Meldungen über Unfälle bei den Manövern dcS 1. Armee- lkorps sind stark übertrieben. ES ist nur ein Todesfall infolge Ivon Krämpso» vorgekommen: ferner sind zwei Leute am Hitzschlag snkrankt. Paris. Die Blätter melden ans Gap. bah Leutnant iBragat vom 13. Chasseur-Regiment auf einem Spaziergänge ! -mischen Col de Lärche und LargentiLre von italienisclien Gen darmen fest genommen und, nachdem er verhört Wochen war. sin daS Gefängnis von Cuneo abgeführt wurde. Paris. „Gil Blas", „Libre Parole" und „Petit Parisicn" geben Meldungen aus Marseille wieder, denen zufolae eS sich s bei den Krankheitsfällen in der Kartonfabrik doch um Beulen- oest gchandelt habe. Anher den 5 Toten seien 27 pestverdächtige Personen isoliert und strenge Maßregeln gegen eine Weiterver- breituna getroffen worden. Jede Gefahr sei beseitigt. Der Brand lin der Fabrik sei absichtlich angelegt worden. Nach dem „Matin" seien von den 5 Toten nur 3 pestverdächtig gewesen, und unter den in ärztlicher Beobachtung befindlichen Personen nur drei I Kranke. Paris. Der Deputierte Etienne veröffentlicht heute im .Figaro' «inen dritten Artikel über das Verhältnis Frank reichs zu den Mächten. Etienne hebt die Wichtigkeit Herz Itter Beziehungen zwilchen Frankreich und England hervor und ! erklärt, die bewen Länder hatten die Pflicht, unverzüglich dlc gen zu einer Lösung der Fragen auSsn zu achen und sich anzuelanen, die zwischen ihnen schwebten. Bezüg lich Makedoniens glaubt Etienne. die einzige Lösung, die man mS Auge fassen könne, let die Ernennung eines europäischen Gouverneurs. London. Den „Times" wird unterm 9. aus Peking ge- meldet: In der Note des russischen Gesandten stellt Rußland außer den bereits berichteten Einzelheiten noch zwei weitere Bedingungen: 1. Es soll Rußland gestattet sein, am Sungarifluß Lmdungsvlätze zu errichten und sie durch russische Truppen bewachen zu lassen; 2-: Rußland soll das Recht haben, längs der Hauptstraße von Zizikar, der Hauptstadt der Pro vinz Holungkiana. nach Blagowestschensk russische Poststationen » unterhalten. China erhebt gegen beide Bedingungen energisch Einspruch, Rußland gibtffodann als Termin für die Räumung der Provinz Kinn vier Monate, der Provinz Holunakiang ein Jahr nach der Räumung der Provinz Mukden an. Auch hier gegen erhebt China Einspruch. ^ Konstantinopet. Nazlm Pascha, der bisherige Bali von Damaskus, ist an Stelle des abgelebten Vuli Resckld Be» zum Bali von Beimt «mannt worden. Tie Bevölkerung bereitete rbm bei seiner vorgestern erfolgten Ankunft in Beirut einen enthusiasti schen Empfang. Belgrad. Nach amtlichen Mitteilungen haben an den gestrigen Kundgebungen gegen die oppositionellen Blätter „Vccerny Nowosty" und „Narodny Listi" ungefähr 150 Personen teilgenommen, die sich aus der anläßlich der Illumination die Straßen durchwoaenden Menschenmenge loslösten. Durch die Schüsse, die die Eigentümer der ^Vecerny Nowosty" auf die Meng» abfeuertcn, wurden vier Personen verwundet. Die Demonstranten wollten nachher noch gegen die türkische Gesandt schaft ziehen, wurden jedoch von berittener Polizei daran ver hindert. Oertliches uud Sächsisches. Dresden. 10. September. Morgen nachmittag trifft König Georg mittelst Sondcrzuacs von Leipzig in Niedersedlitz ein unk begibt sich von dort nach Pillnitz. —* Die am Sonntag dem Prinzen Johann Georg von Sachsen in Oetzsch dorgehrachte Huldigung, an der sich zahl reiche Bewohner der Gemeinden Oetzsch und Gautzsch, sowie die reichstreuen Ortsvereine beider Dörfer, beteiligten, nahm einen glänzenden Verlauf. Unter Vorantritt der Kapelle des Schuhenregiinents bewegte sich der stattliche Zug nach dem Quartier des Prinzen, der Villa des Herrn Gcheim- ratS Lampe-Vischer, wo auf der Parkseite Aufstellung ge nommen wurde. Vom Balkon der Villa aus hörte Prinz Johann Georg zunächst den Vortrag einiger von der Oetzsch-Gautzscher Sängerschaft gesungener Lieder an. Sodann hielt Herr Apotheker Schuster-Oetzsch eine Ansprache. In einem dreifachen Hoch auf den König und das königliche Haus klang die zündende Ansprache aus. Prinz Johann Georg ließ sich hieraus die Vorstände der Vereine vorstellen, denen er seinen Dank für die ihn hochcrfreuende Kundgebung sagte. Auch verschiedene Mit glieder des Vereins zog der Prinz ins Gespräch. Dann brachte er «in dreimaliges Hurra aus leinen Vater, den König Georg, aus, worauf die Ovation mit dem Absingen der Sachsenhymne ihr Ende erreichte. —* Die beiden ältesten Söhne Sr. Königl. Hoheit des Kron prinzen, die Prinzen Georg und Friedrich Christian, besuchten heute vormittag das Atelier der Glockengießerei von Vierling, um dort das Reiterstandbild des verewigten Königs Albert sür Crimmitschau zu besichtigen. Das Denkmal, eine Schöpfung Professor Schillings, wird noch heute verpackt und nach Crimmitschau abgesandt, wo cS am 15. September enthüllt werden soll. —* Kaiser Wilhelm hat dem Obcrbaurat Wiechel und dem Transportdirektor Bah mann von der sächsischen Stacits- bahnverwaltung den Kronenorden 3. Klasse verliehen. —* Der Kouigl. Hoskocd Martin Wals erhielt vom Kaller Wilhelm ein Paar Manscbettenknöpse mit Brillanten. —* Wenn Kaiser Wilhelm II. während seines Aufenthaltes in Leipzig am 5, September durch seinen Flügeladjutanten Oberst leutnant von Plüskow einen Kranz auf das Grab des Leipziger Rechtsanwalts und Notars Hage mann legen ließ, so ehrte er dadurch das Andenken eines Jagdgenossen, der wegen seines Witzes allgemein beliebt war. Als der Kaiser einmal mit Hagc- mann Jagdgast beim Amtsrat von Dictze-Barby war. wurde abends Trat gespielt, und Hagemann verlor gegen 20 Mark. Dieses „Pech" verdroß ihn, so, daß er die Acußerung binwarf: „Hier isl ni/»ii i«, irnti»v kii» Nriiikt»v ns'i'ntpn!" Hlsspä lächle dei ge und sagte Kanztelrat orroi che von ver Königl. Polizeidirek tion tritt am 1. Oktober in den Ruhestand' an seiner Stelle wird Herr Sekretär Hähnel zum Bureauoorstand der Hauptpolizei ernannt. gültig konstituiert und setzt sich vorerst tvie folgt zusammen: Hof rat Dr. Kolbe, Vorsitzender, Ingenieur O. Barncwitz, Kaufmann Richard Berbig, Rektor Professor Dr. Bernhard, Kommerzienrat Rudolf Bierling, Prokurist Breßler, Rechtsanwalt Tr. Fiedler, Sparkasselivorstand a. D. August Greacr, Fabrikbesitzer Gregor, Architekt Kiaelhayn. Geh. Hofrat Professor Dr. v. Meyer, Professor Dr. Möhlau, Kaufmann Conrad Richter, Fabrikbesitzer Oswald Riedel. Satllcrmcister Scharf, Professor Dr. mcü Dchloßinann, Kaufmann Max Schumann, Hotelbesitzer P. Simon, Hostischler Udluft, Schuldirektor Wilsdorf, Veremssckretär W. Kluge. Ein Wahlaufruf mit sämtlichen Unterschriften soll nächsten Sonntag veröffentlicht werden. —* Wegen Verlegung des Wahltermins für die Wahlmännerwahlen ist der Verband sächsischer Industrieller bei dem König!. Sächsischen Ministerium des Innern vorstellig geworden. Der Verband weist daraus hin, daß die Tage des 29. und 30. September, an denen die 2. und 1. Wählerklasse ihrer Wahlpflicht zu genügen hat, sür die An- gehörigen deS Kausmannsstandes und für Industrielle äußerst unglücklich gewählt sei. Namentlich gelte das sür den 30. September, der aus den Ouartalsmtimo falle, der bekanntlich in jedem kaufmännischen Geschäft von äußerster Dichtigkeit sei, sodah die Inhaber und Angestellten solcher Geschäfte nur äußerst schwer ihrer Wahlpflicht genügen könnten, zumal wenn der Wahlakt auf die Nachmittagsstnnden festgesetzt werde., Die Landesvereiue der konservativen und nationalliberalen Partei sind vom Verband zur Unterstützung der Eingabe aufgefordert worden. —* In der heute abend stattfindenden ersten Sitzung der Stadtverordneten nach den Ferien wird das Kollegium zu einem Entwurf des Rates. Vorschriften, die Reinlich keit und Ordnung in Bäckereien und Konditoreien betreffend. Stellung zu nelnnen haben. Ter Entwurs lautet: In den Geschäftsräumen der Bäcker und Konditoren, beim Backe» und alle» damit zniammenhäiigenden Verrichtungen ist die größte Reinlichkeit zu beobachten, namentlich sind alle Backgerätschnsten peinlich sauber zu Hallen. Waschbecken und Spuckiiäpfe sind in ausreichender Anzahl aniznstcllen. Die Handtücher sind nach Be darf, mindestens aber wöchentlich dreimal, für jede» Arbeiter zu wechlrl» »nd etwa auftretendes Ungeziefer ist sofort zu beseitigen. Tie Backstuben und Räume zur Aufbewahrung von Backwatcn, Mehl und dergleichen dürfen uuter keinen Umständen zum Schlafen benutzt und andere, als zum Bäckerei- und Konditoreibetricbe ge hörige Hantierungen darin nicht vorgenominen werden. Ebenso darf das tägliche Körpcrwaschen nicht i» den Gewerbsräumeu statt- findcii. Tic Backtröge und die zu»i Backe» benutzten Tische dürfe» nicht zum Ansuchen oder zum Äusstellen von Eßgeichicre« benutzt werden. Die Schlafstuben der Geselle», Lehrlinge und Dienstboten müssen gesund sein, genügend Lust und Licht haben und täglich gereinigt werden. Die Bäcker und Konditoren haben auf den Geltindheilszustand ihrer Gewerbsgehilsen und Lehrlinge genau zu achten, habe» die letzteren zur Beobachtung der größten Reinlichkeit bei der Arbeit anzuhalten und streng daraus zu achten, daß auch beim Verlaus der Backwaren allenthalben die größte Sauberkeit beobachtet wird. Kranke, insbesondere an Hautkrankheiten (Avtz- lchlag :c.l Leidende dürfen nicht beschäftigt werden. Backwaren. Teig, Mehl und dergleichen sind jederzeit in überdeckten, lustigen »nd trockenen Räumen auszubewahren: nicht aber in Höfen, Schlasiäumcn oder an Orten, wo die Einwirkung von schlechten Dünsten, dumpfer Luft oder Feuchtigkeit zu besorgen ist. Wer Bäcker- oder Konditorwaren aus verdorbenen oder verun reinigten Stoffen herstellt oder verknust, macht sich eines Bergedens gegen 8 10 des Retchsgesckes, betreffend den Verkehr mit Nah rungsmittel». Genukmittcln und Gebranchsnegeiiständen, vom 1t. Mai 1679, schuldig und hat die dort angeorolsten Strafen zu gewärtigen. Zuwideihaiidluiigen gegen diese Vorschristrn können, soweit nicht gerichtliches Skrasveffahre» Platz zu greisen hat. mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder entsprechender Haft geahndet werden. —* Mit einer, namentlich von Frauen sehr stark besuchten öffentlichen Nachversammlung zum Bibelfeste der Sächsischen Hauptbibelgesellschaft im großen Saale des „Peremshauses" wurden gestern abend die diesjährigen kirchlichen Septemberfeste geschloffen. Orgelsptel, ge meinsamer Gesang und begrüßende Ansprache des Herrn Rektors Molwitz eröfsneten die Versammlung. Zunächst legte der Redner den Zweck der Bibelgesellschaft dar. durch Hineintragen der Bibel in die Häuser nicht nur das Wort Gottes zu verbreiten, sonder» .. , ragende ging ^ schreiten der exakten Wissenschaften den Menschen der Gedanke von der Beständigkeit einer Sache abhanden zu kommen schcim. Der moderne Geschichtsforscher vermag in dem Strome der Zeit nichts Mcibcndes zu entdecken. In Religion und Sittlichkeit ist kein Halten, und so erscheint ihm auch das Christentum als ein Wechsel der Gebilde, nicht als etivas Beruhigendes, Bleibendes. Und doch gibt es einen nluhepol in der Erscheinungen Flucht — das ist die Heilige Schrift, und der Glaube ist daS Mittel, durch das der Mensch die Offenbarung der Schrift in sich aufnimmt. Beide Testamente, das alte und das neue, sind in einem Punkte einander gleich, sie sind der Ausdruck des Willens und des Wesens Gottes. Gottes Wort und die Heilige Schrift sind eine einzige große geschlossene Tatofsenbarung. Die Bibel und ihr Wort ist dazu da, den Verkehr zwischen Gott und den Menschen zu ver mitteln, das Göttliche faßbar zu machen. Ost, und neuerdings erst wieder in „Bibel und Babel", bat die Zeit das Wort GottcS hmeintreibcn wollen in die schwere Brandung des Vergänglichen, aber es ist daraus hervorgegangen unversehrt und unaetrüb'. Niemand kommt zu Gott, denn durch das Wort im Glauben, wie es der 119. Psalm so herrlich zum Ausdruck bringt: Herr, ich hoffe auf Dein Wort! Das Wort Gottes will den Menschen aus den Banden des Unglaubens und der Sünde befreien, es ist eine Gewalt, die sich Bahn bricht durch die Herzen der Menschen, Kunst und Wissenschaft. s* Mitteilung aus dem Bureau der Königs. Hol theater. Im Schauspielhause wird als erste Neuheit der Spielzeit Sonnabend, dm 12. September, außer Abonnement ^s dreiaktiae Lustspiel „Das groß« Geheimnis" von Pierre Wolfs, deutsch von M. Schoenau, gegeben. Die Besetzung des Werke- ist die folgende: Jouvenel: Hr. Müller; Jenny: Fr. Bleib- ^ l. a.- .. . - Tantenay: Zrl. Laue: .. Fr. Firlc; Jean: Hr. Helsum; Anna: Frl. Schrndler. In der Rolle der Frau Jouvenel tritt Frau M. Bleiotreu ihr Engagement am Königl. Schauspielhaus an. geradezu jammervolle Besuch des Al meisten — da» leere HauS. Der Neustädter Theaters, der förmlich zu KomparationSversuchen des Adjekttvum» leer herauSfordcrt. fängt allmählich an. bedenklich zn werden. Gibt man die „Jungfrau" in glänzender Neuansstattnng. spielt man .GygrS'. noch dcuu mit einem teuren Gaste, läßt man .Iphigenie" in musterhafter Darstellung In Szene gehen, — es will alle» nicht» helfen: „sie" kommen einfach nicht. Vielleicht ist dein großen Publikum — an ein sogenanntes literarisches Publi kum glaubt in Dresden kein Mensch mehr — das Repertotr. da» In der ersten Schausviel-Woche nnr Dramen größten Stiles bietet, zu schwer; sonst wetz die Kritik wirklich nicht, «wa» sie von dieser chronischen Tdealerflucht zu basten hat und kann nichts bester«» tun. als die lieben Abonnenten mit jauchzendem Hallelujah empfangen. Zum Glück zeigte sich da» spärliche Auditorium gestern wenigsten» ans HrrzenSgrund dankbar und klatschte mit echter Kunstbegeisterung freudigen Beifall, der keinen Umweg über Freiberg zu nehmen brauchte, um die Träger der Hauptrollen an den einzelnen Akt schlüssen immer wieder vor die Gardine zu fordern. Im übrigen gab die Vorstellung keinen sonderlichen Anlaß zu kritischen Erör terungen. Sie war wir bisber in den führenden Rollen — dem VollSfreund und dem Volksfeind — mit den Herren Wind» und Diene ausgezeichnet besetzt. Namentlich Herr W t e ne hatte gestern einen dsan jonr und bot besonders im vierten Akte eine glänzende Leistung von höchst persönlichen Qualitäten, die seiner großen Szene einen Sondecerfolg elntmgen dank der innerlichen Beredt- iomkett, mit der er sein j'seeusn der kompakten Majorität ins Gesicht schleuderte. Hervorragend waren die beiden Episoden des Niel» Worsc und Tbomsen mit den Herren Müller »nd Neu- mann besetzt. Zum erstenmal in der Nomenclatur des Tbenter ,eitel» war wob> nur Frl. Gasny zn finden, die recht rewliit die Inszenierung deS Herrn OberreMeurs Erd- Petra gab. Der mann konnte man in deS >en häuslichen < -zenen große Intimität nach rühmen. Die Volksversammlung „ahm sich dagegen, schon In der Wahl deS Lokals, wenig glücklich a»S. Auch wurde zu viel liimiitz geschrieen und zwar immer unisono. Ferner würde sich ein arnppen weises Herumstehen der votierenden Herrschaften, etwa »ach Stä» den. mehr empfehlen, als daS jetzt beliebte geschlossene Auftreten der Versammlung, die doch erst nach und nach in Raserei gegen den vermeintlichen Volksfeind auSbrcchen soll. Vor lauter ihm von vornherein gegnerisch gesinnten Nadaubiiidern hätte ein Mann von der Intelligenz StockinaimS jedenfalls gar nicht erst den Mund aufgetan. IV. Berliner Leben. L. Berlin, 9. September. „Mein schönes Fräulein, darf ich's wagen . . Man wird dem Plötzlich verjüngten und zu Liebesabenteuern aufgelegten Doktor Faust nur raten können, fortan auf Berliner Bühnen recht vorsichtig zu sein, wenn er dem bis dahin ehrbaren Gleichen seinen Arm und sein Geleit anbietct. Sonst könnte cs ihm leicht widerfahren, daß ein nichtuniformierter Kriminalbeamter seinen Arm ergreift und ihn nach Nummer Sicher geleitet. So will es wenigstens nach einem soeben ergangenen Erlaß an den Berliner PolizZpriisidenten der preußische Minister deS Innern. Es ist leider nur zu wahr, daß die Belästigung anständiger nommen hat. Ja, man kann behaupten, daß die Fälle, in denen rubia ihres Weges ziehende Damen von Strolchen oder gar von anständigen Arbeitern belästigt werden, verschwindend gering sind, daß dagegen vermeintlich gebildete Rowdies einen förmlichen Sport damit treiben, aus ehrbare Damen in den Berliner Straß-» Jagd zu machen und sie zu „stellen". Daß der preußische Minister des Innern in eigener Person gegen diesen häßlichen Unfug entschreitet und die chm unterstellte Polizei gegen diese Straßen- Don Juans mobil macht, wird man nur billigen können. Gerade junge und — nicht minder — alte Leute der sogenannten gebilde ten Welt betrachten jede Dame, die ihnen aus der Straße begegnet und gefällt, als willkommenes Freiwild, mit dem sie ohne weiteres anbandcln können. Treffen sic einmal aus eine entschlossene und tatkräftige Maid, die nicht zähneklappernd davonläust (was diesen che» meist ein ungeheures Vergnügen bereite!), sondern ^ie Herrchen ment ein ungeheures vergnügen bereiten, wnoern ne mit gebührender Deutlichkeit zur Ordnung ruft, dann werden sie häufig genug noch frech und überschütten die Mutige mit groben Beleidigungen. Ja, cs kommt sogar vor, daß sie den Spietz um- drehen und nach dem Schutzmann rufen, dem sie Vorreden, sic seien von der Dame zuerst angesprochen worden. Daß »»tcr solchen Umständen anständige Frauen und Mädchen es vorzieheu, icdc Auseinandersetzung zu vermeiden und, wenn sie cnigciprochen werden, stillschweigend vavonzueilcn, ist begreiflich. Vielleicht wird die Furcht, daß fortan stets ein äußerlich nicht erkennbarer Kwiminalbeaiiitcr in der Nähe weilen und sofort einschreitcn könnte, auf die Straßen-Don Juans einschüchternd wirken. Aller dings wird das Ucbel mit polizeilichen Mitteln allein schwerlich ciuszurottcn sein. Wen» man die nichtiiiiisoruiicrtcn Kriminal- bcainlen auch noch so vermehrt, man wird doch deren nie genug habe», ui» allen anständigen Frauen und Mädchen eine solche Schutzwachc beigcben zu könne». Hier wird, wie in vielen andere» Fällen, schließlich nur das Publikum selbst sich helfen können, indem es überall entschreitet und jeder belästigten Dame einen so kräftigen Schutz gewährt, daß dem abgewiesenen „Freier" die Lust an solchen Abenteuern auf lange vergeht. Auch müßten es sich die Berliner Strafkammern zur Regel machen, derartige Ge meinheiten tiniiachsichllich zu ahnden — bisher sind sie in solche» Fällen nur allzu ost zur Milde geneigt — und die Berliner Presse müßte die Verurteilten, anstatt sie gnädig in den Schleier der Anonymität zu hüllen, mit vollen Namen an den öffentlichen Pranger stellen. Dann wäre mit Sicherheit eine Abnahme dieses Unfugs zu erwarten, der allerdings ganz wohl niemals ausgcrottet werden wird.
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