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Dresdner Nachrichten : 08.05.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188605088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860508
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860508
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 13-14 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-05
- Tag 1886-05-08
-
Monat
1886-05
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.05.1886
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, nach Kopenhagen entwich«, andluna beantraate. ihn auf i. ist für geisteskrank erklärt rung de» Ausiedrlung»- l di ' ' ' vo»d«. LN« wärdea. Die Jmmrdiatkommilsion zur Durchs^ . aeietzr» für die preußischest Ostprovinzeu soll nun doch. wre es irdt iicibt, ihre» -sitz in Berlin erhalten. D»e Kommission wird aus 16 ÄiUlndem desicheii, die in ihrer Mehrheit den betheiligten Mini- Ilrrien entnommen sind. Mit den Sipamt-Vorstellunacn dreier Oper» vor dem König von Bayern hat r» doch seine Nichtigkeit, nur solle» dielelden nicht, wie man meinen möchte, in München, kondern — auf Schloß Lchwcm- strin in der Nähe der Wolken stattsinden. Wenn nicht noch »vaS dazwischen kommt, so wird r» da»» mit dem Konzert im Odeon zum Besten der St. Annakirrhe vorläufig nichts werden: es wird aber wahrscheinlich etwaS dazwischen kommen. Der Transport der Koulissen, Szenerien und Schauspieler muß ein Heidengeld kosten. In Oberdischingea in Württemberg gab an ihrem Njähriaen Hochzeitstag die Frau de» katholischen Schullehrers Brechcnmacher vier lknabeu da» Leben» wovon 3 gleich nach brr Geburt starben, die 2 anderen Noch äm Leben sind. In Hamburg bat. begünstigt von prachtvollem Wetter und unter großer Betheiligung der Bevölkerung, die feierliche Grund steinlegung de» neuen Nachhause» hinter der Börse stattgesunden. Koloniale». Du rvanaelische Milsionsgesellichaft zu Basel hofft schon in» Herbst d. I. in Kamerun eine deutsche Mission zu beginnen, »ud zwar sofort mit 5 Missionar«,. drei jüngeren und zwei alleren, bereits in der »vestasrikanischen Arbeit erprobten. Auch die Barmer MissionSgesellschast gedenkt baldmöglichst in Kaiser Wit- lielniöland au! Neuguinea zu beginnen, gleichfalls mit erprobten Männern und eingeborene» Gehlsten von Sumatra her. Die norddeutsche Missionsgesellschaft in Bremen wird gedrängt, un Togo- land, das neben ihrem jetzigen Gebiete liegt, eine neue Mission in Angriff zu nehmen. Auch wollen dre Bayern in Neuguinea und Ostasrika vorannehen. Oesterreich. Das vorgestern im groben Saale des neuen Nachhause» stattachabte Fest der Wiener Kauen- und Mädchen- Drisgruppen des deutlchcn SchulvcreinS war trog strömenden Regens von einer enormen Menge besucht, so daß schon eine Stunde nach Eröffnung des Saales der Einlaß geschlossen werden mubte. rächende harrten der Wiedereröffnung, welche erst vor sich gehen tonnte, nachdem rin Tbcil der Bestich« den Ksstaal verlassen batte. Man schätzt die Beiucherzahl auf 15.000. Da Tausende überhaupt keinen Eintritt finden konnten, beschloß das Komitee, das Fest am nächsten Tage zu wiederholen. Die ersten Biirgcr- lceije der Residenz, insbesondere viele Damen waren annmend. Bürgermeister Nkl, sowie die Abgeordneten Gras Bvos-Waldcck. Wciilof, Barenther, Einer und Andere nahmen an dcni Feste Theil. Besonders lebhaft acclamirt wurde das deutsche Lied, ge gangen vom akademischen Gesangverein, dessen Mitglieder unter Porantraaung des Vereinsbanners ihren Einzug hielten. Nach dem von den Antisemiten angestiuunten Liede „Tenlschland über AlleS" kam es zu stürmischen Deinvnktrationen. Als nach Schluß des d-ulichen Scynlvereins-Festes einige Studenten die »Wacht am Rhein" cmstimmen wollten, ertönten Hornsignalc, ein Alisschußmit- alied trat aus daS Podium und bat die Anwesenden. jeden weiteren Gesang zu unterlassen, da sonst die Wiederholung deS Festes in Frage gestellt würde. Die Menge folgte ohne Widerspruch dieser Aufforderung. Schließlich mußte die Kapelle aus stürmisches Ver langen zweimal daS »Deutsche Lied" spielen. Da ein Theil deS Publikums zur festgesetzten Stunde den Saal noch immer nicht raumen wollte, bildeten Ausschußmitglieder eine Kette, und so ge lang es, die Zögernden hinauszndränäen. Auch ein Kampf um die Schule. Am 23. v. M- hätte die Schule vom Gerstonberge nach dein Orte Gerstorf bei Pischelsdorf m Steiermark verlegt werden sollen. Die Bewohuer von Gerstors- berg und jliettenbach verhinderlen dies aber gewaltsam. Am fol genden Tage veriuchte der Ortsschulrath und der Lehrkörper unter Gcndameriebeistand die Uebersiedelung durchzuführen. Doch ver gebens. Die Bcrgbevölkerung hatte sich zu offenem Widerstand gerüstet, und die drei Gendarmen mußten sich zurnckziehen, wenn sie nicht von der Waffe Gebrauch machen wollten. Die bisher auf dem Berge gelegene Schule glich einem niedrigen Stalle, in den die Kinder wegen Raummangel förmlich eingepfercht waren. Am tt. Mai »nn hätte die Verlegung der Schule unter verstärkter Gen- darmeric-Aisisteiiz in eudgiltigcn Vollzug geletzt werden solle». Die unter dem Kvinmando des Bezirks-Gendarm« ic-Wachtmeisters Plank ans Wciz anrückcndcn sechs Gendarmen wurden von Seiten der Banernburschen mit Schreien und Johlen empfangen. Von den Bauern waren über 200 erschienen. Ein ernster Zusammenstoß war zu bcsücchte». Alles Zureden war vergeblich. Es wurden nun 2 Rädelsführer festgenommen, und dann gelang es Herrn Plank und seinen Genossen, daß die Anordnung der Behörde mit Ernst und Ruhe durchgesührt wurde. Die ganze Afsaire dauerte von 9 Uhr früh bis 5 Uhr Nachmittags. In.Hernals bei Wien wart eine arme Wiltwe aus Noth vom dritten Stockwerke ihr Wickelkind in den Hosraum und stürzte sich dann selbst mit einem vierjährigen Kinde un Arme hinunter. Die Mnttcr und der Säugling blieben sofort todt. Das ältere Kind ist lebensgefährlich verletzt. Frankreich. In Paris wurde ein Bankkassirer Namens Domer, der vor einigen Monaten unter Mitnahme von -100.000 Francs ans Ronen flüchtig geworden war, ermittelt und sestgenoninie». Er tot den Hälchern vergeblich 25,000 Francs für seine Freilassung an. In den Versammlungen der Arbeiter zu Decazcville entständen festige Streitigkeiten unter den Delcgirte» und Agitatoren, so daß man daS Ende des Streikes voranssehcn kann. Paris. In mehreren Departements werden Summen im Betrage von 500 bis 2000 Francs für daS Institut Pasteur gezeich net, desgleichen für Unbemittelte Unterstützungen gewährt, die den Ralh des berühmten Gelehrten m Anspruch nehmen wollen. Die am Mittwoch bekannt gewordene 53. Subskriptionsliste für das Pasteur'sche Institut enthielt 19,000 Francs Zeichnungen. Im Ganzen sind bis jetzt 667,227 Francs «»gegangen. — Kürzlich mie- thcle der Baron Torleza eine prächtige Eguipage mit eben solchem Gespann im Wertste von 6000 Francs. Vorgestern sollte der Kutscher W. James seinen Herrn das Geschirr wieder Vorfahren, nahm indes! damit Reißaus und suchte daS Weite. Die Pferde suchte der Treulose für 400 Francs loSzuschlagen, der Käufer ging icdoch aus den Kauf nicht ein, da er das Angebot für Spaß hielt. Bon dem Diebe hat man noch keine Spur. — Am Mittwoch starb liier Antoine Philippe Leon Blondel, der bekannte alte Senator des Kaiserreichs. Er war am 15. November 1795 in Paris geboren. Bereits seit 1844 war der Verstorbene Ritter der Ehrenlegion. — Tie gestern bereits telegraphisch gemeldete Emeutc im Gesängniß La Roauette macht hier allgemeines Aussehen. Die Bevölkerung di-ffcs Gefängnisses, welche ungefähr 400 Gefangene zählt, setzt sich auc-ichtzeßlich zusammen aus wegen gemeiner Verbrechen Verurtheil- tcu, Galeerensklaven oder Zuchthäuslern, die ihrer Uebersührung an andere Strafanstalten entgegemehcii. Seit zwei Tagen herrschte mm eine gewisse Gährmig in dem Viertel der Galecrenlklaven. Als der Direktor Beangucsnc Hiewon unterrichtet wurde, bcgnb er sich, obgleich er nur über rin geringes Hilfspersonal veriügte, zu den Meuterern, ergriff 15 und legte sie in den Kerker. Dieser energische Schritt schaffte für den Augenblick Ruhe. Aber bald brach die Gährung von Neuem ans, und sür den Augenblick des Ausführcns der Gefangenen war ein allgemeiner Aufstand zu fürchten. Aus diciem Grunde lvard der Polizeipräfekt von dem Vorfälle in Kennt nis gesetzt und eine starke Schutzmannschast dahin beordert. Die vecstärkte Bewachung dauert noch fort und Alles ist in Bereitschaft geictzt, um bei dem geringsten Alarm sofort energisch rinzugreifcn. - In der Komischen Oper ging am Donnerstag das sehr patrio tisch gehaltene neueste Werk Charles Widor'S ,,Meister Ambras" in Szene. Man ist üvcreingekommen, dasselbe eine große Prcmiörc zu nennen. In fast jedem Akt kehrt ein Refrain wieder, der in über schivcnglichcr Weise den Opsernmth für Erringung der Freiheit predigt. Italien. Cholcrabericht. In Venedig 5 Todesfälle, .3 Er krankungen : in Vmcenza 12 Erkrankungen, 5 Todesfälle; in Brin disi und Umgebung 7 Erkrankungen, 2 Todesfälle. Aus dem unbewohnten Schlosse Soliahetto bei Trebiso. Eigcn- lhuni des Grasen Brandolin, wurde von Dieben eine eiserne Kasse mit Papieren und Juwelen un Wertlie von -100,000 Lire gesloble». Die Kasse wurde «brocken in einem Teiche nufgesundeu. Man nimmt an, daß bei dem Verbrechen mindestens zehn Mann bethei- iigt waren. Belgien. Der Fincmzminister Bemiaert sprach in der Dcpu lirtenkamni« dem Abgeordneten Fröre seinen Dank für die Tags -zuvor gehaltene Rede aus und gab einige Ausführungen über das, was für die Arbeiter geschehen sei. Nichtsdestoweniger sei die Situation noch «ine düstere, da man die Arbeiter durch falsche Vor spiegelungen täusche und zu Verbrechen zu treiben suche. Der de« Gtaat»soziali»mu» au» und e. daß durch die Freiheit M sic indem-,i Schwierigkeiten An! asseu werde. Der Antrag Fröre, betreffend die parlamentarische Enquete über die Arbeiter« und Jndustrieverhältnisse wurde an die Sektio nen verwiesen. Der Sohn de» Grafen von Flandern und muthinabliLe Thron folger. Prinz Äalduin. leistete in Brüssel im Beisein aller Mitglie der der königlichen Familie als Soustieutnant der Grenadiere in dem Kasernenhofe des Regiments den Fahneneid. Aus eine von dein General van der Smissen dadei gehaltene Anrede erwicderte der König, in schweren Zeiten sei der Armee vom Batertande die Verlheidigung des Landes, der Landrsinstitutionen und der Ehre anvecttaut, dre Fürsten, als die ersten Diener des Landes, müßten deshalb auch alle in den Reihen der Armee ihre» Platz cinnehnien; der Prinz Balduin theile durchaus seine eigenen Gefühle und werde dem Vaterland« bis zu seinem Tode ergeben sei». England. Das Unterhaus nahm die Bill, durch welche das Gesetz über den Besitz von Waffen in Jrland-sür eine beschränkte Zelt erneuert wird, in erster Leimig an. London. In der Stacht zur Mittwoch stießen in der Nähe von Birmingham zwei Elsenbahnzüge Wammen. Die Maschine und zwei Wage» deS einen Zuges wurden vollständig zertrümmert. Mehrere Passagicre erhielten bei dem Zusammenstoß Kontusionen, zwei wurden schwer verwundet. — Am Mittwoch seierte die Exkaise rin Eugenie in aller Stille ihren 60, Geburtstag. Die einst viel- gefeierte Dame ist bekanntlich am 5. Mai 1826 in Granada gebo ren. — Die hiesigen Zeitungen euthallen spaltenlange Artikel über die bei »Oueen's weather" «öffnete indische und koloniale Aus stellung. Gegen 10,000 Glühlampen spenden Abends den mannig fachen reichbeschicktcil Abthcilnngc» ihr magisches Licht. Die Er öffnung erfolgte durch die Königin Viktoria, zu deren Seite sich die deutsche Kronprinzessin befand. Seit der großen Ausstellung im Jahre 1851, wo Indien und die übrigen Kolonien auch vertreten waren, sind in den Kolonial-Ländern und in deren einzelnen Ab theilungen eminente Fortschritte gemacht worden. Rußland. Das aus Petersburg gemeldete Attentat ein« Fran zösin auf einen SenatSbcaiisten, Herrn Kawetzkl. welches Ersterc, Fräul. Mathilde Morel, ans offen« Straße ausnbte, wird aus einen sonderbaren Racheakt zurückgeführt. Mathilde Morel ist 45 Jahre alt und unterhielt mit dem bereits verstorbenen Vater K.'s lange Jahre hindurch rin schmutziges Verhältnis Sicgcrieth in Geldverlegen heiten und wandte sich nun an Herrn Kawetzki jmi. um Unterstützungen. Der Letztere wies diese Gesuche, ab und daittr beschloß denn M. Morel, Rache zu nehmen. cLämintliche Schüsse — sic feuerte vier oder fünf Mal — gingen fehl. Mathilde M. wurde sofort verhaftet. wrlekstenland. Der Oberbefehlshaber der griechischen Truppen in Thessalien, General Sapnndazki, meldet, daß die Türken ihre Truppen längs der ganzen Grenze koiizeistrirten und hält ein Entrücken der Türken am griechiiches Gebiet sür wahrscheinlich General Sapnndazki hat deshalb angeoronek, daß die i» Vota und Vclastiiw stehenden Truppen in Eilmärschen ans Larissa rücken sollen. Dos amtliche Blatt wird einen Erlaß veröffentlichen, der den schleunigen Abmarsch der Garnison von Athen nach Thessalien anordnet. Die in Calamata und Svarla stehenden Regimenter sind nach Athen berufen. Im Hasen von Phalernn bei Athen ist ein türkisches Kriegsschiff angekonimen. In seiner letzten Antwort erklärt Minister Telijannis auf die letzte Note der Mächte: wenn das Ultimatum nicht gestellt worden wäre und die Schiffe der Mächte nicht im Hasen von Athen lägen, würde « bereit gewesen sein, weitere Erklärungen zu geben und mit der Abrüstung zu beginnen: aber unter den gegenwärtigen Verhältnissen könne er sich nur aus seine Antwort vom 29. April beziehen. Amerika. Recht erbauliche Tinge dringen über die New- Porker Anarchisten jetzt an die Ocffentlicmeit. Ein früheres Mitglied dieser Gesellschaft, ein gewiss« Tuzker iii Boston, hat nämlich Ent hüllungen über seine früheren Gesinnungsgenossen veröffentlicht, wonach dieselben ganz einfach als cme wohlorganisirte Brandstifter- Bande erscheinen. „Seit nahezu zwei Jahren" — io heißt es in diesen Enthüllungen — „besäst sich eine große Anzahl der thätig- sten Mitglieder der deutschen Gruppe der internationalen Arbeiter- Association in der Stadt New-Pork und deS iozialrevolutionären Clubs (beide anarchistische Organisationen) damit, sich dadurch Geld ru verschaffen, daß sie ihr Eigcnthnm über dessen Werlh versicherten, dann Alles, was sie nur konnten, heimlich sortschasften, ihre Woh nungen anzündeten, beschworen, daß sie hohe Verluste erlitten hätten und so von den VersichcrungS-Gesellschasten Geld erlangten. Die Explosion von Kerosin - Lampen ist gewöhnlich das Mittel, dessen sie sich bedienen." Diese Schwindelei soll schon seit einigen Jahren betrieben werden. „Im Jahre 1831 wurden wenigstens 7 oder 8 Brandstiftungen von Mitgliedern der Bande in New-Aork und Brooklyn verübt, die ihnen einen Prosit von Tausenden von Dollars eintrnaeii. 1885 wurden ca. 20 weitere solche Brände mit ähnlichem prvfftnblen Erfolg versucht. Im Jahre 1886 hat die Zahl bereits sechs erreicht, wenn nicht noch mehr. Bei einem der Brände im Jahre 1885 verbrannten eine Frau und ein Kind. Tie beiden Schuldigen waren in diesem Falle Mitglieder der böhmi sche» Gruppe und sitzen jetzt aus Lebenszeit im Zuchtliause (es sind dies die Gebrüder Kohlst). Drei Mitglieder der Geiellichasl er warten augenblicklich in Jersey City wegen Raub und Mord ihren Prozeß." Von Most erzählt Tuzker. das derselbe ursprünglich von dem Treibeil seiner Spießgesellen nichts gewußt habe, daß er aber, nachdem man ihn von dielen Handlungen in Kenntnis; geletzt, sich nicht allem weigerte, dieselben zu desavvnircii, sondern sortfnhr, mehrere der Schlimmsten der Bande als seine Hanptgehilsen in seiner Umgebung zu behalten. Dagegen hat Justus Schwab, früher Most's rechte .Hand, nachdem er von diesem Treiben Kenntnis; er halten, sich entschieden dagegen erklärt, und auch Most aiisgesvrdcrt, seine Verbindung mit den verbrecherischen Schurken aufzugeben. Most aber lehnte dies ab und warnt jetzt in sein« „Freiheit" vor Schwab als einem Manne, mit dem kein echter Anarchist etwas zu thun haben soll. So weit im Wesentlichen die Darstellungen Tuzkers. wie er sie in dem von il»n redigirtcn Blatt „Liberty" gicbt. Most dagegen erklärt in der „Freiheit" die ganze Darstellung alS eine „verleumderische Tcnnnciation", ausgehend von dem „Schur- kenvaar" Bachmann und Schwab, welche Beide in dem Artikel die Arbeit eines Detektiv-Kandidaten geliefert und die von allen Ge nossen wie „räudige Hunde" gemieden werden sollen. Der Redakteur der in Chicago erscheinenden „Arbeiter-Zeitung." August Svics. welcher einer der Hauplsprccher m der Svzialislcn- versammlung lvar, hatte iveniac Stunden vor dem Beginne der selben einen aufreizenden Artikel veröffentlicht, in welchem er die Arbeiter zu Racheakten auisorderte. »Anarchie," sagte derselbe in einer Verlanimlung der Holzarbeiter, „ist das einzige Mittel sür die Arbeiter, die Ketten der Sklaverei zu brechen, mit welchen sie durch die Kapitalisten gefesselt sind. Es ist Euer einziger Weg zur Frei heit — Freiheit sage ich: mit dem Revolver in der einen, einem Messer in der anderen Hand und Bomden in Euren Taschen marschilt zur Revolution ^ind Freiheit!" Darauf stürmten einige Tausend Deutsche und eslaven Max Eornick's Fabrik landwirtij- lchastlichcr Maschinen und mißhandelten die Wacht haltenden Poli zisten. Die Anarchisten glanblen, das; dort noch 10 Stunden genr- beitet würde, wäbrcnd in Wirklichkeit der achtstündige Arbeitstag bewilligt war. Spies wurde ans feinem Bureau vechastct und bei dieser Gelegenheit verwundet. Die Polizei hat eine Anzahl Waffen in einem von den Sozialisten zur Aufbewahrung von Waffen be nutzten Hauic mit Beschlag belegt. Es ist eine Subskription zum Besten der verwundeten Polizisten eröffnet worden. Die Polizei hat in dem Bureau von Spies Dynamit gefunden; dasselbe wurde nach dem Creus« getragen und dort zur Explosion gebracht. Ter Mayor von Chicago hat eine Proklamation erlassen, in welcher er die Bevölkerung warnt, sich in großer Menge zu versammeln oder nach Einbruch der Dunkelheit durch die Straßen zu wandern. Die Ncwyvrkcr Abendblätter verlangen, daß ausreizendc Artikel, wie sie in den Zeitungen von Most und Spies erschienen sind, unterdrückt werden wllcn. Im Lause des Mittwoch Nachmittag wurde die Polizei in Chicago abermals vv» einer größeren Menge angegriffen, dieselbe machte von oen Revolvern Gebrauch und trieb die Meuterer da durch auseinander. Es geht das Gerücht Vvn der Existenz eines Koinplots zur Ansteckung der Holzlagerungsplätze. Am Donnerstag ist die Ruhe weiter nicht gestört worden. Früh wurden in einem Holzichlage eine Büchse mit Explosivstoffen gesunden: es wird an genommen. daß damit eine Brandstiftung beabsichtigt war. In Ehigacv und in Milwaukee »ahm die Polizei weitere Verhaftungen von Anarchisten vor: bei Haussuchungen wurdcn eine Anzahl Waffen, Munilion und rothcr Fahnen g.'in'.dcn und iw Beschlag genommen. Schrauss viel von dem Interesse, daS einem »um Mitglied der Hof bühne ausersehenen Gaste eigentlich zukäme. Auch war es aus der häufigeren Widerholung des'.,Tel!" erklärlich, daß vorgestern ein großer Theil des Parquet» und «»derer Plätze leer blieb Heu Schrauff ist mit schöner Stimme und einiger Darstellungscontiue auSgestatlet, aber kein solcher Teil, wie ihn eine Bühne vvn dem hohen Range eines Hostheaters braucht. Zwar läßt sich vvn dem Sänger Vossen, daß er dem Institut als Vertreter mancher Bw baritonpartten nützlich werde» könne und daß er sich von Mangeln der Intonation und des Vortrags befreien werde, doch würde e - ihm schwer werden. zuLeistnngen nach ArtMitterwurzer'S und Tegelc eniporzukonimen. Sein gesunder und voll« Ton in günstiger Lag-- wird ja immer Wohlgefallen erwecken. Diesmal klangen auch >eme hohen Töne oft impolant, noch mehr erfreute der Sliininglan; ,u der Mittellage. Um so mehr stach die Mattigkeit der ticieii Töne av. Ausgleichung und künstlerische Veredelung des Vortrags fehlen noch, ebenso ichwungreichcr Ausdruck. Rossini'sche Mußt ürdac> größeren Schmelzes. Mit dem Piano tras es der Sänger zuivett-.n recht gut, wäre nur das Tremolo wcggeblieben und die Jntvnalnm reiner gewesen. Wie es schien, wollte der Darsteller dem Dell dir Nalurwahrheit eines schweizerischen einfachen Mannes wahren, wo bei die Jdealisirung zum Heros der Freiheit nicht voll zur Geltung kommen konnte. Im Pathos muß Tel! hervorragender unter seinen Landsleuten erscheine». Haltung, Gesten und Mimik entbehrten nianchmal des würdevollen Wesens und der höheren Bedeut,amtctt des Helden, der seine Schweizer begeisternd mit sich sorlreißt. Zu naturalistisch spielte er in der Apielschußszene. Tie Temülhignng vor Geßler muß immer »och den starken trotzigen Mann «kennen lassen, die Bedrohung des Tyrannen, der nach dem zweiten Pfeile fragt, darf in der Leidenschaftlichkeit nicht übertrieben werde». In Frl. Weber vom Regensburger Stadttheater, welche als Hedwig debutirte, scheint eine tüchtige Geiangskrast gewonnen zu fern. Im Mezzosopran mit Alttlang besitzt in Höhe und Tiefe genügende Fülle. Ter Timbre ist sehr angenehm. Nach einer Nebenrolle w ie Hedwig läßt sich vorläufig das gesangliche und darstellerüche Köniieii noch nicht benrthcilen. Da die junge Sängerin erst io kurze Zeit de- Bühne angehört, mußten ihre musikalische Sicherheit, ihr Geich m, die akkurate Ausivrache und Betonung Staunen «merken. In den Enscmbleiätzen klang ihre Stimme mich und rein: auch berntirie es wohlthuend, daß sie die tiefen Töne nicht mit dem bei An sängerinnen üblichen Druck beschwert. Das Spiel ist rollengererhi einfach, aber belebt. Den Arnold des Herrn Erl hörten Viele »ni gemischten Gefühlen. Wie vvraiisznsehen. konnte es dein jederz-ni als Hauptstütze der Spielopcr hochgeichätzten, nichtigen und sehr intelligenten Künstler nicht gelingen, die ihm nun einmal nicht an passende Ausgabe hinreichend zu erfüllen. Tie Arnold-Partie vn langt blühende Schönheit der Stimme, reichen Schmelz und volle Kraft in der Höhe, namentlich in dem großen Duette des zweiie» Aktes. Durch TrailSponiren verblaßt die lyrische Pracht die?« Musik. Herr Erl weiß sich meist geschickt zu Helsen und läßt m- hinsichtlich der Präcisivn nie an sich fehlen. Für ichwnngreiche erotische Lvrik ist seine Vortragsweise wenig geeignet. Daher konnte er im Duett mit Mathilde nicht erwärmen. Seine gesangliche Mi:- wirknng in anderen Ensembles verdiente Anerkennung, noch med-. sein ttir jeden Moment passendes, durch lebendige Gestikulation und Mimik gehobenes Spiel. — Am Tlrigentcnpiilte srand Hcr> Hoskapelttneister Schuch, dessen Verve mit Erfolg die Aufführung förderte. Ob freilich im ersten Alle das etwas zu hitzige Vorwärts dringen zum Vortheil war. bleibe dahingestellt. Die Gemuligkett der Textaussprache ist dabei fast unmöglich. In den Solotänzen war hinsichtlich des Kostnniö die Verbesserung eingctretcn, daß die beiden Damen in längeren und von dem Chore der Schweizerinnen nicht zu sehr abstechenden Kleidern tanzen. Die Sprünge der beiden Solotänzer, so hoch und kühn sie auch sind, können keinen Beifall erwecken, werden auch nachgerade langweilig. B. Seuberlich. V Kgl. Hostheat« in der Neustadt. Nach länger als dreijäh riger Pause wurde vorgestern Schweitzcr's lustiger Schwank „Großstädtisch" nen einstudirt mit mehrfach veränderter Be setzung der Rollen gegeben. Das von bester Laune getragene Stück, welches früher bereits eine große Anzahl von Wiederho lungen erfuhr, hat, wie die vorgestrige Ausnahme bewies, seine Zug kraft vollkommen bewahrt. Schweitzer geißelt in so lustiger Weife gesellschaftliche Schwächen und Vorurtheile, wie es unterhaltender kaum geschehen kann. In der Erfindung, der Weiterführung der .Handlung und in der Gestaltung der einzelnen Szenen zeigt sich durchweg das glückliche Talent des Autors. Die Regie hat gewiß sehr recht daran gethan, diesen Schwank in das Repcrtvir wieder cufzunehmen. Ganz vortrefflich war die Darstellung deS nassani- ichen Ehepaares Liebetreu durch Herrn Schubert und Frau Wolfs. Herr Erdmaiin bringt das großsprecherische und dabei doch ttcbens- würdiae Wesen des Buchhändlers Makedei in glücklichestcr Weise zum Ausdruck- Wenig befriedigend war die Neubesetzung der Rollen des Rittmeisters von Werdest durch Herrn Busse und des Leutnant Wingcii durch Herrn Leichert. Letzterer zeigte wohl ein recht ge fälliges Acußere, aber der näselnde Ton, dessen sich der Darsteller vielleicht absichtlich bediente, berührte auf die Dauer geradezu störend und brachte Undentlichkeit mit sich. Frl. Flösset zeichnet sich durch dislinguirtcs Wesen recht vortheilhast ans. Frl. Schcndlcr, das wiedergkivonnenc Mitglied nnscrer.Hofbnhne, verlieb ihrer Hulda die «forderliche Derbheit ohne es an Aninnth fehlen zu lassen. R. lit. -j- Die Lohengri» - Aufführung am Sonntag wird zuversichtlich zahlreichen Besuch haben, da Frl. Therese Malten, nachdem sic in letzter Zeit durch Unpäßlichkeit behindert war, als Elsa wieder auf der Bühne erscheint. V Durch das nächsten Mvniag im Altstädter .Hostheat« be ginnende Gastspiel des Herrn G runert vom Kgl- Theater zu .Hannover, der als Ferdinand in Schillers „Kabale nnd Liebe" am- tritt, wird voraussichtlich der Theil des hiesigen Theatervubliknms, welcher das höhere Drama bevorzugt und sich auch lebhaft für die zukünftige Besetzung der ersten Liebhaber- und jugendlichen .Helden Partien intereisirt, mächtig angczogcn werden. Tic Vorstellung von „Kabale und Liebe" beginnt Vr7 Uhr. f lieber die Leistungen des Wallner-Theater-Ensembüs im Nesidenztheater haben sich die Kgl. Majestäten, welche am Donnerstag die Vorstellung mit ihrem Bemche beehrten, sehr günstig ausgesprochen. Jeden Abend zeigt sich jetzt ein sehr dislinguirtcs Publikum ini Residenztheatcr, nnd stets steigert sich der Beifall ani Schlüsse zu stürmischen Hervorrufen. Ein w vorzügliches Znfammen spiel, wie hier, ist allerdings in der Thcatcrwelt eine große Selten heit. Da kann man erkennen, wie vortbeilhasl es ist, wenn sich die einzelnen Darstell« einem bestimmten Gebiete widmen nnd diesem ihre volle Kraft zuwenden, immer das Gelingen des Ganzen höher stellen, als den Effekt im Einzelnen. Der Beinch ist dringend zu empfehlen. V Vesper in der Kreuz kirche, heute 2 Uhr! i. Fuge sch Orgel (L-äur) von Mendclssohn-Bartholdy. 2. „Ich weiß, daß niem Erlöser lebt," östimmigc Motette (z. 1. M.) von Job. Mich. Bach. 3. Aäirffi» s-pressivo für Orgel (ans der Ak-clnr-Sonate- von Jos. Rheinberger. 4. „Tod. wo ist dein Stachel," Duett aus dem „Mesüas" von Georg Friedrich Händel, geinngcn von Fri. Minna Schnitz und Herrn Eduard Mann. 5. Lobe den Herrn, meine Seele," Motette sür Chor und Solostimmen von M. .Haupt manu. Der Walzerköuig Johann Strauß, welcher dcuticher Neichsangekvrigcr geworden, ist wegen ehelicher Angelegenheiten zum Protestantismus nbergelretcn. -s Der auf den Trompeter-Lorbeeren nicht ausrnhende V. E Neßler hat nun 'enie neue Oper „Otto der Schütz" vollendet nnd darf sicher aus gute Chancen für die Novität, die bereits an verschiedenen Bühnen zur Aufführung angenommen ist, rechnen. Die Titelpartie der Oper ist diesmal nicht inr Bariton, sondern sür Tenor geschrieben. H V. v. Scheffel, der Gaudeamus-Dichter, war sür Gesang sehr eingenommen, dagegen für instrnmcntalc Musik viel weniger empfänglich. Einst wohnte in Heidelberg neben chm längere Zett em Flottst, welcher Zinn Steinerweichen schön das Lied „Nach Sevilla" mit Variationen blies nnd häufig wicderhvlie. In seiner Verzwcifliing schrieb dem Flötisten endlich der Dichter folgende Zeilen: „Ich bin von Ihrer Sehnsucht nach Sevilla im höchsten Grade überzeugt, bitte Sie aber herzlich, sich sobald ats möglich am den Weg zu machen. Bis zur »ächilen Station will ich geui > das Fahrgeld bezahlen!" - gegenwärtig in Wien, im dortigen Künslierhanie ans ! gestellte Portrait Lev XU1. von Franz v. Lenbach tomin! von ! Mitte d. M. ab im hiesigen -innslvcrein zur Ansicht. Das Tire! l Gesuch,.ees Kunstvercins macht sich durch die Ansitelluiig tw Bttdiilsfes um so verdienter, als dasselbe nicht ohne Opfer fettm-.- des Vereines zu erlangen war. Aknillrton. s Altstädter H oilheater. Das tittzlichc Gastspiel dcs > mit der Bemerkung * A m erik a n i ^ch e r Zei fn n g,S st i k. welcher uns nufere Herrn Th Reichmonn entzog dcni noch'olgenden Barilonizten Herrn' tbeiken, in welchem Stall wir ihn „Ten Schauspieler, heatcrlritik der Nr. 151,176 unserer Zeitimg Esel" znrnc!ia»dte, ersuchen wir, uns nuiztt fi.'hon ks''
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