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Dresdner Nachrichten : 31.03.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187403311
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740331
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740331
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-03
- Tag 1874-03-31
-
Monat
1874-03
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 31.03.1874
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»»«»«»».»«,»». »«u» «Sßten Thell noch bei ihnen vorgefunden und sie darauf auf freiem Fuße gelassen, um ihre am nächstfolgenden Tage stattgksuudenr Eonflrmatio» möglich zu machen. — Der 20 Jahr alte Cigarrenarbeiter, welcher sich am Sonn abend Abend in der Wohnung seines Bruder« am Lischofsweg er schossen hat, hat dies mit einem aus einem Stück Gasrohr angefer- tigten höchst primitiven Schießgewehr ausgeführt und daß aus dem Zündloche befindliche Pulver mit einem Papierfidibus entzündet. Die Mündung de- eigenthümlichen TodeSwrrlzeug« hatte er in den Mund genommen. — Am Sonntag Nachmittag ist im Weiheritz-Mhlgraben ein Kindesleichnam gefunden worden. — Bel der Entlassung der Abiturienten der höheren Avthel« lung der hiesigen Handels-Lehranstalt der Corporation dcrKant- mannschait fand am vorigen Freitag In der ?tt»a der Schule eine ebenso einfache als erhebende Feier statt. Zöglinge der ersten Klasse hielten Meden in deutscher, französischer und englischer Sprache über die Vorläufer des ColumbuS. über Möllere und über William HI. von England. Hieraus folgte die Entlassung der Slbiturtcnten durch den Direktor der Anstalt, vr. Bcnser, welcher die Zöglinge ermahnte, neben ihrem Berus und dem Stre ben nach materiellem Gewinn auch dem höheren Genus, an der Wissenschaft, der Freude an den Werten der Kunst und an der Schönheit der Natur zugänglich zu bleiben, um dadurch nicht nur zu tüchtigen Geschäittlcuten, sonderu auch zu daseinSirohen und geachteten Menschen sich heranzubilbcn. Einer der abgebenden Schüler sprach herzliche und zu Herzen gebende Slbschictöworte und der Vorsitzende der Corporation der Kaufmannschaft, Herr BartcldcS, schloß die Feier, indem er der Freude über daö Ge deihen der Anstalt Ausdruck gab und dem Lehrerkollegium für seine Pflichttreue und Eimnüthlgleit dankte. — In der heutigen MonatöauSstcllung der Gartenbaugescll- schast Feronia wird neben einigen hier noch nicht geieigren Neu- beiten auch ein vorzügliches Sortiment blühender indischer Azaleen ausgestellt sein. Die Eisengießerei der Dresdner Wcrkzengmaschlnen- Fabrlk von K. H. Külmc und Comp. I» Löbtau bei Dresden, In welcher am Sonnabend ein herporragendcrGnß ansgclüi'rt wurde, tllrile wohl die größie in Dresden und nach den nencsicli Er fahrungen eingerichtete sein: sie bat zwei Cupolöfe», zwei Trocken- Maucrn, zwei Krahne mit :»>«> und 400 Cte. Trag'rait. Der Raum der Gießerei allein ist sehr umfangreich und cS gicbt ein eigenes Bild, die auS der Erde auislcigcnden Ranch- und Fcucr- saulen, von bereits gegossenen, »och glühenden kleineren und grö ßeren Formen verrührend, und die mit großen Kesseln glühenden Eisens geschäftig darüber hinwcgeilcndcn berußten Gestalten der kräftigen Fcuerarbeiter zu sehen. Der CUlindcr, dessen Guß wir sahen, gehört zu einer hp d r a n l is ch c n S cb m i c d e »> a i cl> i» e, die für Herrn Carl Thomaß hier bestimmt ist und zu welcher die Chadottc, ein prächtig glcichinäßia grgMcncS §tiick von 125 Ctr. Gewicht, bereits fettig dalag. Die Fonw.zu dem Cvlindcr, die in Lehm ohne Modell anSgeiührt worden ist, heschättigt seit circa 8 Wochen einige Former. Er ist iür eine Spannung von :« <> Atmosphären bei iüimacher Sicherheit construict und wiegt i80 Ctr. Die Form ist naiürlich nicht sichtbar, sie liegt in der Erde, fest umkleidet: zwei in die Erde gegrabene Rinnen führen von rer zur Form hinabieilenden Ocffnnng zu zwei Sümpfen «große, tonnenartige Eiscndchältcrl, in weichen daö auS den Cupoiösc» über lange, hochlicgende Rinnen wie Wasser, aber mit wunder barer Leuchtkraft fließende, bei einer Hitze von etwa 130 Grad geschmolzene Esten angesammelt wird, big dle erforderliche Ge- sammtmasse flüssig ist. Innerhalb zwei Stunden nach Ein tritt des Windes in dir Ocien war dies geschehen; füni Männer blieben in dieser Zeit fortwährend beschäftigt, aus dem sogenannten Gichtboden daö zu schmelzende Eise» In die Oeien zu werfen. Der wichtigste und für die Gießer selbst bange Moment kommt nun. Wie beim Glockenguß tönt das Commando: „Stoßt die Zapfen ....... -- . willen, uS den ^ . oon cer rokbcn Gluth beleuchtet, scheu die schwarzen Gestalten mit de« ängstlich ge spannten Gesichtern fast gespenstisch auo. Ein kleiner Umstand ist vermögend, das flüssige Eisen in eine Höllenmacstt zu verwan deln, die alle Dämme zerbricht, daö ganze Gebäude i» Brand stecken und vernichten kann. Freilich waren alle Vorsichtsmaß regeln getroffen. Spritzen ausgestellt re. Sinn, der Guß mar trefflich gelungen, aber ist- Stunden »och nach demselben mußte fortwährend Esten nachgegostcii und gerührt werke», da sich daS Eisen inncrha.d der Fori» in Folge der Abkühlung setzt. Daö Stück bleibt mehrere Tage glühend und kann erst nach 4 bis 5 ragen auö der Erde geno nz Lo«<- «rver-bier; ,F)tto .. dessen Verfasser Herr Caplan Eramer in Braunau ist, gab Veranlassung, haß tat königl. EultuSmInistcrium gegen den Rr- tacteur beo genannten «satte». Hotxretiaer vr. Wahl, Straf antrag wogen Beleidigung stellte, dessen Resultat dem Letzteren SS Thlr. brachte, wogegen von Ihm Einspruch erhoben wurde. Trotzdem der Herr Staatsanwalt in prägnantester Weise iür ein Schuldig plaidtrte, erfolgte auf die geistreiche Berthcidigung dcö Herrn Adv. Fränzel hier dle Freisprechung des Angcklagie». — Der HauSmann Traugott Schneider, hier, hatte aut Hermanns vierjährigen Kiiabcn deutend zu», Fenster hlnau-geruscn: „Warte, verdamme« L-, wenn Ich binanSkomme, breche Ich dir die Kno chen entzwei." Hermann hatte deshalb Klage erhöbe». Zeugen bcstäiigtcn, hie Worte gehört zu bade», während der Privat- angekiagte dies bestritt. ES verblieb heute in der ElnspruchSvcr- handluoa heim ersten Urtbeil: 2 Thlr. Strafe :c. — Dle Haupt- vcrhandiuna wider Friedrich Louis Röne wegen «ergehen gegen die öffentliche Ordnung erfolgte unter Ausschluß der Oeffmtlich- keit. - Trotz Nichtigkeitsantrag dcö VertheidigerS Adv. Broda au« _ Franz C arl Divtzc sta dem Schöffengericht, beschuldigt des schweren Diebstahls. Der selbe, 25 Jahr alt, noch unbestraft, lungerte seit September d.J. arbeitS- und obdachlos umher, so daß er ü Polizeistrafen, zum größten Thrtl wegen Campirenö, sich zuzog. Er ist einer der Arbeitözeugmarder. die die Bauplätze mit ihren Besuchen beehr ten. So stieg er Mitte November über das Stackct de- Steln- metzmeisterS Hertzsch. nahe ber Grunaerstraßk. und stahl au» der ArbcitSdude dtp. Handwerkszeug. Der Zweck seine» Ueberstetgen» war. wie er fevr naiv angab, sich dir Arbeit zu besehen. In gleicher Weise führte er einen zweiten Diebstahl aus der Mathildcn- straße auS, nur daß er hier den Arbeitslasten gewaltsam erbrach. Ehrgefühl oder Reue scheint beim Angeklagten nicht vorhanden zu sei», denn als sich bei seiner Angabe, er habe sich da« Arbeltö- ccug anschen wollen — Abentö 0 Uhr im finstern Raume — allgemeine Heiterkeit erregte, stimmte er selbst >n!t ein. Sein 'rüderer Brodhcrr Hertzscl, gab ihm auch daö Zeugnis?, er sei nur zwei Tage der Woche nüchtern gewesen. Herr StaatSanwait vr. Hartmann hielt die Anklage amrecht, während dieVertheivigung. Herr Adv. Fränzel. dieselbe aus einfachen Diebstahl zurückzutüh. rc» rcsp. Mildcruugögründe hervorzuhcbcn suchte, welcher Ansicht der Gerichtshof nicht dcitrat und den Angeklagten zst 8 Monaten Gcfäugniß und Ehrenverlust aut 2 Jabre :c. verurtheilt«. — Angekündigte Ge.richtöverbanblungen. Den l. April, Vorm. '.»Uhr Haupwcrhandlung wider den Hand arbeiter Traugott Eduard Graupner von hier, wegen Urkunden, fälschuiig und Diedstahl. Einsprüche: st Uhr wider Hermann Julius Weber i» Deuden, wegen Nötbiguug eine« Beamten. st'-Uhr wider Christiane Henriette Mühle in Papprrltz u. Ge»., wegen Diebstahl. lOUHr wider Carl August uhlmann u.Tcn., wegen Unfugs und Beleidigung.-1> Uhr in Prtvatklagsachm Christian Christel Müller « wider Johanne Christiane Franz mann hier. 11' > Uhr in Privatklagiachen Therese verehr,. Kaiser wider Frictr.Gottheli Schiffet i» Deuden. 12 Uhr in Privat- klagsachen Carl Moritz Stelze'« in VvlkerStorf Wider Friede. Ernst Engel in BerbiSvori. — WttlerunaS-Beobachtnng am SO. März, Add«. 5 U. Barometerstand nach Otto <L Böiolt hier: 2? Parts. Zoll 10 8. tseit gestern gefallen 1 L.). — Thermometer nach Reauwur: l > Grad über Null. — Die Schloßthurmfabne j-1-te West- Wind. Himmel: bewölkt. - ElbstShe in Dresden, SO. Mär-, Mittag«: S"oder — Met. 18 Cent, über 0. zu 300 Ctr. Gewicht Herstellen. — Vor einigen Tage» bettelte in einer Wohnung der Alt stadt ein junger Mensch. Alö er unter Hinweis au' seine Fugend und seine augenscheinliche Arbcitstüchtjgkeit vom Inhaber beS LogiS abgewlcsen wurde, da erging sich derselbe in >o gemeinen, Schimpstckc» gegen den Lctzkcocn, daß vieler sich veranlam nwlte,' den Burschen lestzunebmen und der Polizei zu übergeben. Zwar war die« mit einigen Schwierigkeiten vcrlnüpit, da der Bettle, sich geschwind drückte, als er die Absicht dcS Logisbesitzcrö durch schaute, dieser setzte ihm aber nach und erwischte ihn noch glück lich auf der Straße. — Einem hiengen Bürger war vor mehreren Tagen bei Ge legenheit seines Um.zugö von Naußiitz nach der Stadt ei» größe res Packet mit vielen Kleidungsstücken von dem Mödcl-TranS- portwagen abhanden gekommen'. Alle NachtoNchlinnen nach dem Packet blieben erfolglos, und stsson glaubte der Verlustträger, auf Wiedererlangung seines EigentbumS verzichten zu sollen, als ihm plötzlich eine öffentliche Annonce in eincm hiesigen Local- biatte zu Gesicht kam, »Meist der Jemand die Auiflnduiig dcö PackctS anzcigtc. Dasselbe war aut der Löbtaucr Straße auf- gelunten worden und enthielt noch seinen gelammten Inhalt. - Seit einigen Tagen wird eine in der WilSdruffervorstadt wohnbaite Frau, die Chestau eines Gewerbtrcibcndc» vermißt. Dieselbe hat eines Morgens heimlich kaö LogiS verlassen und ist big jetzt dahin nicht wieder zurückgekchrt. Wege'» ihres krank haften Zustandes befürchtet mau, daß sie sich ein Leid angetba» haben konnte. - Eincm Vroduktenhänklcr in der WilSdruffervorstadt ist vor einigen Abenden eine größere Summe Geldes, man spricht von mehr a!S 300 Tbalcrn, mittelst Nachschlüssels gestohlen wor den. DaS Geld hat in einem „»verschlossenen Pulte gelegen, die Vorhausthürc zum LogiS ist aber verschlossen gewesen. Später bat man im Schlosse der VvrhanSthüre einen abgebrochene» Gchlüffclbart gesunde», lieber die Person des Dicbcö verlautet noch gar nichts. — In einem Hanse auf der WalscnhauSstraße herrschte unter den dortigen Bewohnern und Dleiisilcutcil die üble Angewohn heit, baß bie Thüre von der in de» Keller hcrabiührenbcn Treppe nie gehörig verschlossen gehalten wird und womöglich weit offen steht. Darunter hat ei» Hausbewohner i» diesen Tagen zu leiden gehabt, indem ihm von einen, Unbekannten, der sich in de» Keiler eingeschlichen, aus dem dort ihm zur Benutzung angewiesenen Raum verschiedene Flasche» Wein und Champagner anSgeiührt worden sind. DaS vor dem fraglichen Keilexänmc befindliche Vorlegeschloß war mitlclst Nachschlüssels geöffnet worden? — Am Sonntag vor acht Tagen wurde in Limbach eine von dem dortigen socialdemolratischen Arbeiterverein veranstaltete Volksversammlung abgehallen. Ter Reichstags-Abgeordnete Most hat dabei diePariserCommunc derartig gepriesen,daß die anwesende Gerichtsperson die ganze Versammlung auslöstc. — Versteigern »ge» am 1. April In den GcriciffS- ämtcrn: Annabcrg: Heinrich Liebscl't'ü HanS in BuchlwC »05! Thlr.; Plauen: Gustav Keil s Bauplatz 13Ä) Thlr.; Johann Äcyer'ö Haus i» Rodau 20<> Thir. tarirt. — Verlautbarungen i m HandclSregistcr. Er- j loschen die Firmen: „Paul Müller"; „Johann Garten m»."; >,I. Mehlig" lo.vie die von der Firma „B. Hepke" Herrn Bern, hard Straffer erlhctlt geweienc Procura. Eingetragen die Fir men: ..Altert ?.ceinch!i,ch.'". Inhaber: Herz: Carl Albert ZOretzsch- .. - ' Inch ' ^ mar, hier; <7arl Nöitt oaker: Herr Earl Emil Neste, hier; Tage-jstschtchle. Deutsche« Reich. Unter der sensationellen Ueberschrtst: „Bon Bismarck'S Krankenbett, erzählt die „Sven. Ztg." Folgendes: „Am Freitag hatten zwei Mitglieder deS Reichs tages, die Herren Dictzc und LuclnS, Audienz bei dem Reich«- kanücr. Sie besuchten die Fürstin, um sich »ach de« Kanzlers Befinden zu erkundigen und Ihre Theilnahme kundzngebcn. Zun, Fürsten zu gehen, halse» sie eigentlich nicht bie Absicht. Allein derselbe erfuhr von ihrer Anwesenheit und ließ sie zu sich bitten. Sie fanden ihn nicht so krank, wie sie cs nach den oiflziellcn Nachrichten erwartet hatten. Dagegen war der Fürst sehr nnzuirietcn mit dem Gange ber parlamentarischen Politik. Er bemerkte ». A.: „Ich habe 18»? im constitui,enden Reichstage gesagt: „„Heben wir Deutschland nur in den Sattel, reiten wird cs schon könne»."" Ich fürchte, dieses geflügelte Wort muß »>a» wieder streiche». Der Relct'ötag scheint de» Beweis liefern zu wolle», daß Deulschland nicht reiten kann. Der Reichstag ver rennt bie «Situation. Einzelne hervorragende Mitglieder glauben sich durch irgend eine frühere Aeußernng gebunden. Sie glau ben deshalb, daö nicht tbun zu dürfen, was dle Lage de« Augen blickes gebieterisch »ordert. Ich habe eS anders gemacht. Ich habe stets gestrebt. Neues zu lernen: und wenn ich dadurch in die Lage kam, eine frühere Meinung berichtigen zu müssen, so habe ich daS sofort getban. und bin stolz darauf, daß ich so ge bandelt Hage. Denn ick stelle stets daS Vaterland über meine Person. Daö aeamtheilige Verhalten ist mir geradezu unde- areifljch. Ich bade mich gar nicht besonnen, sogar meine sub- lekiive Meinung zu opiern ober unterzuordncn, wenn rS da« Wohl deS Ganzen erheischt- Hier aber im ReichStaae glauben diejenigen Herren, welche au-drücklich aut meine» Namen ge wählt sind, von welchen ihre Wähler wünschen, daß sie die deutsche Reichs Politik stütze», daß sie mir gegen unsere gemein samen Feinde beistchen, diese Herren glauben sich dieser Ausgabe stets bann entziehen zu dürscn. wenn sie dadurch scheinbar in Widerspruch gerathen mit irgend einem Worte, daS sie an einem ankeren Orte, zu anderer Zeit uvd unter ganz anderen Umstän den gesprochen haben. Ich kann mir diese Lage der Dinge nicht gefallen lassen. Ich kann meinen europäischen Rui nicht opfern! Ich werde, sobald ich wieder im Stande bin, die Feder zu führen, meinen Abschied erbitten. Vielleicht findet sich cm Anderer, welcher sich in diesem Reichstage eine Majorität, eine zuverlässige Majorität, zu sichern weiß. Ich habe an andere» Orten, z. B. auch im Bundeöpath, schon Schwierigkeiten genug zu überwinden; spöttelnd sagt man mir, unter Hinweisung ans daö Verhalten einzelner Liberaler und der Fortschrittspartei i», Reichstag: „,,DaS also sind bie Männer, auf die Sie sich stütze» i"" Einer solchen Lage der Dinge, welche bie höchsten Interessen des Reiches schädigt, muß möglichst bald ein Ende gemacht werden; und cS giebt nur zwei M-ttcl hierzu, entweder mein Rücktritt oder die Al, ilös» » g dcs Neichstage S." Aui Anfrage ber beiden Abgeordneten ermächtigte der Reichskanzler dieselben, diese seine Acußcruiigcn Anderen mitzuiheilen. In Bramifchwelg hat am 27. März die Hinrichtung deS Doppelmördcrö Krage stattgeiunde». Oesterreich. Gegenüber deutschen Blättern bemerkt die „Montags-Revue", daß eine Couponozahlung in Viertelgulten- slücken dem Finanzminister niemals ln den Sinn gekommen sei; die Einlöiung werde auch weiterhin in Siibergnlden erfolgen. Frankreich. Die Deputirienexsatzwahl hat im Departement der Gironde »8,877 Stimmen iür dev Generalrath Roudier (Re publikaner» 45,070 für den General Bertrand iBonapartistl unb 21,508 iür den Admiral Larrieu iOrleanist) ergeben. Im De partement Hantc.Marne wurde Bcrnarti» mit 35.612 Stimmen gewählt: sem konservativer Gegenkandidat LaSperut erhielt24,l42 Stimmen. Tie Nationalversammlung genehmigte die Gesetzvorlage, durch wclchc den Mitglieccrn der Familie Orleans, die gegenwärtig nur provisorisch angcstellt sind, die definitive Anstellung In der 'Armee oder Marine bewilligt wirk. Hierauf trat die Versamm lung in kicDiScusfion über den Gcsctzcniwurs, bcircssend dicAui- l cl uiig der Scgucsiraiion über das Privalvermögen Napolcon'ö lll. Ein Anlcgg der Linken, die Bcraihung dieser Frage zu vertagen, wird abgelcbnt und die Vorlage nach langer Debatte angenom men. Schließlich werken bie Sitzungen der'Nationalversammlung bis zum >2. Mal vertagt. In der Sitzung rer Commission zur Berathuug "" —--- Herzog k 2. Mal vertagt. In der Sitzung der Commission zur z der conslstutioiMen Gesetzentwürie sprach sich der Brcgti?be;üglich her Bildung eine« Oberhauses hahin ii^ön^bM . Befugnissen des Oberhauses würde da« Recht ge boren. in Verbindung mlt her Exekutivgewalt Staat-Verträge M genehmigen unv aufzuhrben, sowie die Deputirtenkammer aus, Am «. März vbend» verbreitete sich in Pari« da« «erlicht. Tbler« kri a» einem Schiagflussr ariiordcn. Da« ist nicht ,v«br. Thier« kam aber Abend« um 0'/» Uhr a»S Versailles zurück unv empfing bi« 12 llbr «eine Freunde. In Folae großer Ermüdung hatte er starken Magenkrainpf. «egen 4 Uhr Nachmittag« be fand er sich besser. Er stand ans, emlRng aber noch nicht. Schwei,. Bor de» «ssssen in Biel ist ein Schalcnmacher. Meier, gebürtig auS hem Emito» Zürich, verhelra- I» der Umgebung Biel« verübt. Leichname von bekannten unv unbekgnntcn Personen wurden Im Scheußmnal gesunken; Reste eines wclblicixn Leichnam« im Mablennmagwalbe; nächtliche Raub- und Mordauiälke würben verübt, ohne baß man ein und denselben Urheber vcrmuthetr. Auch zivei FeucrSbrünste kamen vor. bei welchen R. Meier, obwohl eine «tunke enttrrnt woh nend, stet« zuerst auf dem Platze war. Endlich wurde er anläß lich eines SilbcrdlcbstahIS verhaftet. Der Ermordung eines Mäd chens ist der Verbrecher überwiesen, der eines anderen schwer ver dächtig, unb in noch weiteren aMl Fällen erschienen bie Frauens personen. aus weiche er seine schändlichen Angriffe unter An- drohung, sie zu ermorden, machte, al» Zeugen vor Gericht. Der Verbrecher bat dem «roßen Ratb ein Gnadengesuch eiugerelcht, jedenfalls rrtolgloö. <K. Z.s Spanien. Vom Kriegsschauplätze ky Norden au« Santander elngetroffene Telegramme bestätigen die von den RegtcrungS- truppcn errungenen Vorthetle. Die Truppen baden Murleta mlt stürmender Hand genommen, die Carhjstcn nicderaemacht. sich in Murleta verschanzt unb die von da 300 Meter eytiernte Stellung der Earllstcn beschossen. Der Admiral Topett marschirte beim Sturin an der Spitze der Infanterie und erhielt einen Schutz durch dle Kleidung, blieb aber unveriehrt. General Loma Ist leicht verwund«, hingegen meldet eine auö Carllstlscher O.urlie stammende Depesche: Marschall Serrano sei nach eine», zwei- tägigen Kampfe zweimal zurückgeworien worden. Die Verthcidl- gungSllnien der Eariisten seien uneinnehmbar; ihre Verluste nur gering. Nach derselben Quelle haben die republikanischen Trup pen bie erste Linie der Earlisten bei dem Dorse Laü-Carrrras und Murleta durchbrochen, aber vergebens versucht, auch die zweite Linie bei dem Berge Abanto zu durchbrechen. Dle Regierimas- truppen haben in zwei Tagen etwa 1100 Man» verloren, wäh. rend die Verluste der Earlisten nur 400 Mann betragen. Am 27. d.M. ist der Kampf wieder ausgenommen worden. Genauere Meldungen hierüber fehlen noch. Kenilletou. Da» PalmsonntagSeoneert im K. Hoftheater für de» PensionSfond der K. Musikalischen Kapelle erfreute sich sehr rege» Besuches und der Anwesenheit Sr. Majestät des Königs und der Königin, der Königin-Wittwe, de-Prinzen Georg und der Prinzessin Georg. — DaS Oratorium „Christus am Lelberge" von Beethoven ist ein schwaches Werk des großen Tondichters. Wenn Deutschlands tiefsinnigste« Musikgcnie an die Aufgabe herantrat, musikalisch-dramatisch die letzten ergreifenden Momente des Erlösers schildern zu wollen, so hätte etwa- hoch Hervorragendes entstehen mtzflen. Daß die» nicht geschah, lag eineSthril« an der Stimmung Beethovens (der in späteren Jahren lebhaft bedauerte, dies Werk verfaßt zu haben), dann aber auch an dem faden, ungeschickten, nichttsagenden Text. Man darf letzteren um so schärfer tadeln (er rühct von I. Huber her), al» der „Tod Jesu", „Die sieben Worte des Erlösers" u. s. w. in einfach würdigster Weise zeigen, wie der Stoff behandelt werden müßte, soll er die Person Jesu verklären, statt zu profan iren. Di» Musik ist merkwürdig physiogrwmieloS, schwach und die Meditationen Jesu und de» Engels sogar mit trivialen Cadenzen uird Colorajurcn durchschossen. DaS Duett Beider, der lebhafte lrastsprühende Chor der Krieger, und der Schlußchor Aller bis zum Fugato tragen Beethoven« Handschrift, sonst vermag aber nur der Zettel die Autorschaft festzustellen. Herr Riese sang den Shristst» mit schöner Stimmdisposition, weich in der Empfindung und edel in der Haltung. Frl. Malten, über deren zarte Gesundheit man schützend die Hände breiten möchte und deren Schonung eine ernst« Pflicht der Intendanz ist, ergriff die Zuhörerschaft durch wahrhaft verklärt - beseelte Ausführung der Sopranpartie. Die kleine Nolle des Petrus brachte Herr K ö h l e r vorzüglich zur Geltung. Die Chöre, ganz wesentlich unterstützt von der Schumannschen Akademie, zeichneten sich durch Pracision der Einsätze au«. Die Wahl de« Werks, das auch den Chören keine größeren Aufgaben stellt, ist nur durch äußere Gründe (es bedurfte nur geringer Proben) erklärbar. Diriairt hat dasselbe Herr Kapell meiste» Schuch mit aller an ihm oft gerühmten Hingebung und nmsilalischen Feinfühligkeit. Namentlich das mäßig« energische Tempo des KriegcrchoreS war sehr richtig getroffen. Schubert» 6-äur-Sinfonie erlebte eine glanzvolle, ber Ka pelle und dem Dirigenten zu» Ehre gereichende Wiedergabe, und zwar so zündend war der Eindruck, daß man di« Gepflogenheit, in diesen Concerten nie zu applaudiren, vergaß und dein berühmten sächsischen Musikinstitut einen frischcmpfuiidcncn Beifallssturm spen dete. Di« Dresdner, welche «in« — Gepflogenheit durchbrechen! Merkwürdiger Fall! Im Scherzo hätte das Tempo, zu Gunsten der reizenden Cellocantilene ein wenig moberirter sein dürfen. Der Tonklang de« Ganzen war, wie alle Musik in diesem hölzernen Musentempel, etwa« kurz, trocken. Sowohl die Helle Tonart 6-üur, wie der triumphale Charakter der blühend farbenreichen Sinfonie würde in jcdein andern Räume noch schwunghaftere Wirkung er zielen können. Ludwia Hartmann, -s DaS geistliche Coneert in der Kreuzklrche, dessen Mitwir- kcnde und Programm bereits bekannt ,»>b. n»ttt »cute 7 Uhr Abentö statt. DaS Erträgnis» ist für den FrauenblltunaSvcrein bestimmt uvd diesem edlen Zweck wäre «ine recht rege Vetheiii- gung zu wünschen. -tz Leon Delivc«, der Componist ber Oper: „DerKönig hat'« gesagt", welche am 7. April in rer Komischen Oper in Wien zur erste» Aufführung gelangt, ist in Wien eingetroffen. Stach den Ostrrfclertagcn wirb Herr Riese vom Hostlzcater iy Dresden sein Gastspiel in Wien al« Postillon von Lozijumeau iortiehrn. -j- Die „N. ir. Pr." schreibt auö Wim folgende iür Dresden nicht unzutreffende Notiz: „Sänger wisse» sich denn koch rascher z» bellen, al« Fimuizierö, da» geht deutlich au« dem kleinen Er eignis, hervor, da« sich soeben in aller Stille vollzogen; der Mämiergesaugverein „Margarcthner Männrrchor" hat sich mit dem „Wletncr Männergesangverein" fuslonirt. Da eS in Wien zur Zeit noch immer so viele Gesangvereine gicbt, alö einstens Banken, und viele jener „Liederkränze" und„EpheuS" und „Har monien" nicht genug Stimmen besitzen, um lcbenökräitig zu sein, so kann auf dem Gebiete dcö reguläre» wie bcS wilden Gesanges nicht genug llanldirt und stisionlrt Mrtrn. -j- Zur Feier der Vermählung de« Herzog« Enge» vonWür- teinbcrg mit der Großfürstin Vjcra von Rußland wird an der Stuttgarter Hvsbühne Waaner'S „Lobengrin". zum Tbcll mit neuem dekorativen Prunk, estrig vorbereitet. Der Czar von Rußland ioll am 8. Mat, vor seiner alljährlichen Reise nach EmS. dort cintreffen. Wer bätte vor zehn Jahren, al« man jeden Enthusiasten für Wagner iür einen Tollhäusler ansah, diese Oper bei solchen Fetten iür möglich gehaltm? -ß Fravz Wallner schreibt gelegentlich der »rum Oper „Dle Gothen", welche man kn Rom höchst beifällig gab: Der
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