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Dresdner Nachrichten : 31.03.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187403311
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740331
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740331
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-03
- Tag 1874-03-31
-
Monat
1874-03
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 31.03.1874
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I»s»r»t«n.>»n°iw« ,u»> Wirt»: Is»»»»»»<»I, „» V»»t» t» »««du«,. «,». Uu. u vülin, räükflirt !>». — v»ui» « c». in ronkfurt a. M. — »r. »>»« i» ildimni». — «»- ru, Slli»«.» c». in Pari». ü«!»,iL «len.: " Purt " Tageblatt für Unterhaltmg und Geschästsvcrkehr. 4nser«le»i praie i» di» «d.«U Druck und Elgcnthum der Herausgeber: Rr. WNeuiizehiiter Jahrgang. Eiepsch Neichardt in Dresden. Verantwort!. Nedacteur: Julius Rtilhardt. ratewerden Marlen- > angenarmnirr ULr. Sonntas» dt» Mittag» 12 Ubr. In vreattad», große Kloster- nasse 5, bi» ?ibd. ü Nhr. Der Raum einer ein- spaltiflcn Pctttzcile kostet IS Pfa. iLtnaesattdt die Zeile 8 Ngr. Eine Garantie itir dag tlärhsltäalac Ecschel- ven der Knsernte lvird nicht gegeoen. NuSwLrtlge Annoncen- Aufträge von nnü unbe kannten Firmen ». Per sonen tnserircn wir nur gegen Prannincrandv. ZalNnng durch Nrirf^ marken oder Posteinzih- iung. '» Silben kosten I'.2 Nar. Auswärtige können die Zahlung auch auf etile DrcSdncrffirnla anweisen. Die Exp. MItredacteur: Für das Feullleton: vr. Um» Dresse», Dienstag, 31. März 1871. Politische». Der Beginn der Osterferien bringt die NeichstagSabgeordncten in den unmittelbaren Verkehr mit ihren Wählern. Unter letzteren ist da« Gefühl der Enttäuschung über den bisherigen Verlauf der Reichstagssession ein ziemlich starkes und weitverbreitetes. Selbst die Vermuthung, die alsbald nach dem Bekanntiverden der Wahl resultate auftauchte: Donnerwetter, wird dieser Reichstag interessant werden! ist durch den Gang der Dinge nur mäßig erfüllt worden. Müde ist das Publikum der ewigen Deklamationen der PapsteS- knechte, der Ultramontanen, daß die katholische Kirche in Deutsch land einer diokletianischen Christenverfolgung unterliege. Mit ihren Uebertreibungcn anderer Art locken sie auch keinen Hund mehr vom Ofen. Und als sie gar sich bereit erklärten: aus der schroffsten Opposition eine militärfromme Regierungspartei zu werden, dem Militarismus alle seine Herzenswünsche zu erfüllen, sobald ihnen die Reichsregierung auf kirchenpolitischem Gebiete gewisse kleine Gefälligkeiten erzeige; als die Reichsregierung sie mit ihrem schlauen Verlangen abblitzen ließ und sie nunmehr in die bisherige Opposi tionsrolle energischer als je zurückfielcn — da erkannte alle Welt ihre wahre innere Natur und der Mantel der Freisinnigkeit und populärer Bestrebungen, in den sie sich jetzt hüllen, täuscht Nieman den mehr über ihre eigentlichen Absichten. Auch die Elsaß-Lo thringer haben anJntcresse eingcbttßt. Nachdem Herr Tcutsch komö diantenhaft deklamirt hatte, entzog der Bischof Näß aller prinzipi ellen Opposition jener Abgeordnetengrüppe durch seine Anerkennung der Annexion den thatsächlichen Boden. Von den Sozialdemokraten aber haben sich nur Wenige als die geistig hochbegabten Volksver treter erwiesen, als welche sie vor der Wahl angcpricscn wurden. Moteller aus Crimmihschau wurde auf die bittere Klage der Sozia listen, daß kein Einziger der Ihrigen in der Militärcommisfion sitze, in die Gewerbecommission gewählt und begann seine, mit Interesse erwartete Wirksamkeit mit der Erklärung, daß er sich weder an den Debatten, noch den Abstimmungen bethciligcn werde. Von der Lassalleanischen Fraktion aber hat sich Hasselmann mit einer Anzahl Reden hervorgethan, die an schwülstigen Phrasen in Volksversamm lungen wohl beklatscht, im Reichstage aber auSgelacht wurden. Aergerlich ruft er auS: DaS Volk wird ausgelacht! Nein — schallt e« zurück, bloS Sie lacht man aus! Cr vcrthcidigt sich sodann gegen den Vorwurf, „unverschämt" gesprochen zu haben, worauf unter großer Heiterkeit constatirt wird, daß ihm Niemand Unverschämtheit vorgeworfen habe, so daß seine Behauptung wahrscheinlich nur das Echo seines eignen Gewissens war. Der freisinnige Richter setzte ihn vollends mit der Bemerkung ganz auf den Sand, daß, wenn er länger im Reichstage gewesen, er vielleicht lerne, daß es leichter sei, deklamiren, als gesetzgeberisch arbeiten. Hasselmann, der allen Inva liden gleichmäßige Pensionen gewähren wolle, mache stch's freilich ungeheuer leicht. Ihm seien alle Invaliden Krüppel, und was ihm militärisch invalide ist, erscheine ihm auch als bürgerlich erwerbs unfähig. Den bürgerlich Erwerbsfähigen gegenüber habe der Staat nur die beschränkte Pflicht, ihnen zu ihrem Fortkommen behilflich zu sein. Wollte man den Leuten, die vollständig arbeitsfähig sind, so viel geben, daß sic nicht mehr zu arbeiten brauchen, dann würde man nicht einmal im Interesse dieser Leute selbst handeln. Auch die So zialdemokraten sind mit ihren Abgeordneten unzufrieden. Die Eisenacher werfen den Lassallcanern vor, daß sie oft unreife und leicht zu widerlegende Anträge stellen, daß Hasselmann ein lar moyant-prahlerischer Mensch sei, der seine Reden nicht gehörig vor bereite. Soweit die reichsfeindliche Opposition. Was aber die reichs- freundlichen Parteien anlangt, so ist der Anlauf der Fortschritts partei, die Volksinteressen kräftig zu vertreten, bisher wenig erfolg reich gewesen. Die conscrvative Reichspartei hat sich noch wenig gerührt. Was die Nationallibcralen aber anlangt, so schicken sie sich an, unter das caudinische Joch: dem Militarismus Alles zu bewil ligen, mit möglichst guter Manier zu kriechen. Natürlich erfordert das einige Vorbereitungen — und ist mit Zeitverlust verbunden. Hierüber zürnt gewaltig auf seinem Schmerzenslager der Reichs kanzler. Wie er die Sache ansicht, das lese man unter „Tgsgesch." nach. Für das stcucrzahlende Volk stellt sich freilich die Sache etwas anders. Wenn der Bundesrath beim Militärgesetzc immer nur Geld und Rekruten, Rekruten und Geld fordert und beim Prcßgesetzc auch bescheidenen Wünschen immer wieder ein klon possumus! entgegen setzt, dann drängt er damit eine große Zahl Reich-Streuer gewaltsam in die Opposition. Was nützen die confessionellcn Gesetze, fragen dicOcsterreicher, wenn die Macht des Jesuitenordens täglich an Ausdehnung gewinnt und mit jedem Jahre neue Anstalten dieses Ordens austauchcn? Vertreiben wir daher diesen Orden aus Oesterreich — antworten die Abg. Roser, Für und Andere. „Um Gottes Willen, das geht nicht, hält oie Regierung ein. Abgesehen davon, das; die ehrwürdi gen Väter der Gesellschaft Jesu mit der Zeit fortgeschritten und be deutend dümmer geworden sind, so daß sic gar keine ebenbürtigen Gegner mehr darstellen — so haben wir, die Minister, mit der Ein bringung der confessionellcn Vorlagen auch Verbindlichkeiten gegen den Kaiser und die Kirche übernommen, über die wir nicht hinaus- können." Kein Zweifel, das; der Antrag ans Austreibung der Je suiten aus Oesterreich fällt. Bisher tonnten die Jesuiten mit dem Verlaufe der Debatten im Wiener Reichsrathc sehr zufrieden sein. Wenn der heilige Ignatius von Loyola in sclbsteigncr Person noch auf Erden wandelte, er könnte seine Streiche nicht besser machen, als der Wiener NcichSrath. Die ältesten Pfarrcrsköchinnen können sich nicht entsinnen, das; eine theologische Facuttät verpachtet würde. Das» aber besagte Facultüt in Innsbruck an 8 jesuitische Professoren verpachtet wird und der Staat dazu noch jährlich 8400 Gulden zu schießt, das hat neulich der Neichürath beschlossen. Beschlossen, Dank den Jntriguen des Abg. Herbst, der gewohnt ist, seine Partei zu hof- vejstml und dein Ministerium, den; er nicht angehört, ein Bein ru stellen und diesmal den Jesuiten in Innsbruck die Steigbügel hielt. Wie soll nunmehr von demselben Parlamente die Austreibung der soeben in ihren Stellungen in Innsbruck befestigten Jesuiten be schlossen werden? Hat doch schon der heilige Ignatius ein Wunder gethan. Während nun die Stenographen in ihrem Bureau beschäf tigt waren, diesen gottlosen Antrag für den Ncichsrathsbericht zu kopircn, damit er durch den Druck vervielfältigt und verewigt werde, entstand plötzlich ein furchtbar unheimliches Getöse und über ihren sündigen Häuptern barst der Plafond, löstgsich los die dicke Tapete und der Maueranwurf hinter derselben stürzte herab und bedeckte die Manuscripte mit einer dichten Staubmasse, so daß kein Buch stabe mehr sichtbar war. Die Ungläubigen werden das Alles freilich auf ganz natürliche Ursachen zurückführen, werden fachwissenschaft lich ygchweisen, daß es so geschehen mußte und warum es so geschah, daß die hölzernen Latten, mit welchen der Plafond belegt ist, ein trockneten, sprangen und daß dadurch die papiernen Tapeten, die stramm angespannt und auf den Latten aufgetlcbt sind, naturge mäß zerreißen mußten, weil sie eben den Widerstand nicht auszu halten vermochten. Aber die alten Weiber beiderlei Geschlechts wer den hierin schon den „Finger Gottes" — wozu würde der Urquell des Lichts nicht gemißbraucht? — erblicken. In späteren Tagen wird sich die Legende der Sache bemächtigen und berichten: daß über dcn-Stenographen, die so sündhafte Anträge mit ihren Schnörkeln und Vokalverbindungen weiterverbreiten halfen, der Himmel sich zürnend aufgethan habe. Eigenthümlich -st bei den confessionellcn Debatten in Wien die Haltung der österreichischen Kirchenfürsten. Ihr ebenso langes als langweiliges Memorandum gegen jene Gesetze ist weder Fisch noch Fleisch. Man sieht es ihm an, daß sich die Kir chenfürsten nur ungern der Weisung aus Nom gefügt haben: die konfessionellen Gesetze zum Fall zu bringen. Ihre Eingabe überläßt das muntere Fluchen, das doch wenigstens amüsant war, dem heili gen Vater in Rom und fordert nur, daß die ewige ConcordatSlampe in Oesterreich brennen soll. DaS klingt nicht wie entschlossene Oppo sition, sondern wie das Angebot eines Compromisses. Locale» v«d Sächsische». — Der Hofbaumeister Krüger, der Hoffourier Hossecretair Mayer und der Garde-Reuble-Jnspector Bvrmann haben den königl. prenß. Kronen-Orden 4. Nasse, der Gemeindevorstand Müller zu Langenchursdorf die silberne Medaille vom Verdienst- Orden erhalten. — Ihre Majestäten König Albert und Königin Carola be suchten am Sonntag.Nachmittag die Pflanzen- und Blumen- Ausstellung der Gartenbaugesellschaft „Flora" im Königl. Belvedere. — Die Eröffnung der vollständigen Eisenbahnlinie Kamcnz- Lübbenau ist jetzt auf den 1. Mai, möglicherweise auch erst den 15. Mai in Aussicht genommen. Der Stand und bas Niveau des Grundwassers ist in unserer Stadt in stetigem Sinken. In der That beweist auch die Abnahme oder das völlige Verschwinden des Wassers in weniger tiefen Brunnen, sowie das oft vergebliche Vertiefen derselben in den am höchsten gelegenen Stadtthcilen, daß gerade hier die undurch lässigen Schichten tiefer liegen. Es dürfte daher wohl gerathm sein, gerade diesen Gegenden der Stadt, westlich und nordwestlich vom böhmischen Bahnhof, ehe die Noth daselbst noch größer wird, die neue Wasserleitung zunächst zuzusühren. — Im Monat Februar sind bei den Sparkassen des König reichs Sachsen 58,783 Einzahlungen erfolgt, die den Sparkassen 2,003,143 Thlr. Einlagen zusührten. Rückzahlungen wurden hin gegen nur 27,824 bewirkt, mittelst deren 1,110,738 Thlr. erhoben wurden. Ein Beweis für die Sparsamkeit des sächsischen Volks, das in einem Monate gegen 900,000 Thlr. mehr in die Spar kassen eingelegt hat, als es herausnahm. Da sich wesentlich nur der Mittelstand und kleine Mann der Sparkassen bedient, so gestattet jene Februarbilanz auch einen tröstlichen Rückschluß auf die materielle Lage jener Gcscllschaftsschichten. Auch läßt sich leicht erkennen, das; das kleine Publikum seine Ersparnisse lieber in die Sparkasse als zum Börscnspiel trägt. — Ein beachtenswcrthcr Vorschlag in Bezug auf die Erhal tung von Lüdickc's Wintergarten geht uns in Folgendem zu: Heute lese ich in Ihrem Blatte, das; Lüdickc's Wintergarten möglicher Weise eingche, dasern nicht etwa ein Frankfurter PalmcnhauS daraus zu machen sej. Nun, wenn die dritte Elbbrücke und der linksufrige Elbquai mit seiner Fahrstraße vom Schlossplätze aus fertig sein wird, dann ist Elisens Ruhe für ein solches Etablissement sehr günstig ge legen. Dresden entbehrt noch eines PalmcnhauscS. Nun dürfte es sehr leicht sein, das dazu erforderliche Geld zu beschaffen, wenn man 10,000 Stück Actien ä 5)0 Thalcr mit vierteljährlicher Einzah lung ä 10 Thalcr crcirte und den Actionärcn das Versprechen gäbe, 10 Proccnt Zinsen ihnen jährlich durch freie Zusendung von preis würdigen Blumen, Pflanzen u. s. w. oder nach Wunsch auch Samen re. aus dem Etablissement zu gewähren, sowie überdem für sie und ihre Angehörigen das Eintrittsgeld in das PalmcnhauS auf 1 Ngr. -> Person fcstzusctzen. — Die humanen HauSwirthe sind noch nichtalletodt. Jneinem Hause der Earusstraße wohnt z. B. ein Maurer, Namens Friedrich Aaachmann, der seit IM) sein Logis innc hat, also wohl nicht oder doch wenig gesteigert worden ist, und diese Ostern macht dem treuen Miethcr seine Hauswirthin, trotz dcS wenigen Micthzinses, den er! überhaupt zu zahlen hat, dadurch noch «ine besondere Osterfrcude, daß er ein halbes Jahr zinsfrei wohnen soll! Ein hübscher Zug und das Ergötzlichste dabei, daß der glückliche Miethcr dies erst durch diese Zeilen erfährt. — Kein Einsegnungstag war für die Evnfirmandcn ungün stiger als der diesjährige Palmsonntag. Sturm und Regen fuhren gleich unbarmherzig auf die festlich geschmückten Züge der jungen Christen ein, die vorgestern in die Kirchen wallten. Gar manche ärmere Familie steckt sich izi großeSluSgabm, um ihrem Lohne, ihrrr Tochter, ein Feiertagskleid, ein neues vergoldetes Gesangbuch, anzu- schaffcn, und das böse Wetter setzte den Kleidern arg zu, während die Gesangbücher immer noch geschützt werden konnten. Die armen jungenLeute traten zum Theil indurchnäßten Gewändern vor denTisch des Herrn, um in dm großen Christenbund ausgenommen zu werden. — Unserer gestrigen Mittheilung über das Aussinden zweier ausgesetzter Kinder am letzten Sonnabend Abend haben wir Folgen des hinzuzufügen. Das zuerst gegen 7 Uhr Pillnitzevstraße 15 ge fundene Kind war ein ungefähr 14 Tage altes, wohlgebildetes Mäd chen mit blauen Augen, welches in einem langen Einbindebettchcn mit Kissen eingewickelt war. Dasselbe hat auf der zweiten Stufe der untersten Treppe in genanntem Hause gelegen und ist von einer dort wohnhaften Kaufmannsfamilie einstweilen inPflege genommen worden. Das andere Kind, ein ungefähr 1 Jahr alter Knabe mit röthlichblondem Haar, grauen Augen und wohlgenährt, ist in der Hausflur von Nr. 16 der Albrechtsgasse gegen 8 Uhr an demselben Abend hinter der Hausthür gesunden worden, mit einem wattirten rothcarrirten Mäntelchen, zwei Röckchen, wollenen bunten Strümpf- chen und einer mit Pelz besetzten schwarzen Sammctmützc bekleidet gewesen und hat bei seinem Auffindcn bitter geweint. Dasselbe ist bis auf Weiteres dem Findclhause übergeben worden. Ueber die Angehörigen dieser Kinder ist noch nichts ermittelt worden, doch ist es nicht unwahrscheinlich, daß es Geschwister sind. — Bei dem hohen Preise des Rindfleisches wird es dm Haus frauen lieb sein, auf das conservirte Rindfleisch aufmerksam gemacht zu werden, welches Emil Me inert in Leipzig aus Südamerika einführen läßt. Dasselbe ist in Porzellan-, oder Blechbüchsen von i/, bis 4 Pfund Netto - Inhalt zu haben, ist bereits gekocht und in große Scheiben geschnitten, umgeben von der zu Gallert geronnene« Fleischbrühe und schmeckt so saftig, wie das beste, soeben gekochte Ochsenfleisch. Ist auch der Preis anscheinend hoch — in Büchsen von 4 Pfund stellt sich das Pfund auf ungefähr 7 Groschen, in klei neren Quantitäten noch höher —, so wird dieser Unterschied doch reichlich dadurch ausgewogen, daß jede Knochenbeilage, mit der unsere Fleischer so freigebig sind, aber nicht die Bouillon wegfällt. Gewiß werden Alle, die, diesem Winke folgend, einen Versuch machen, da von befriedigt sein. Dem Vernehmen nach hat dieses Fleisch wegen seiner vorzüglichen Güte bereits in größeren Landesanstalten Ein gang gefunden. — Ein eigenthümlicher Rechtsfall spielte sich vor Kurzem vor dem Freiberger Gerichts ab. Eine schon vielfach wegen Eigenthums vergehen bestrafte Bewohnerin des Bezirksarmcnhauses Hilbersdorf konnte ihre Sehnsucht nach dem Watdheimer Zuchthause, dessen Zierde sie 2H/- Jahre lang bis zum 26. November 1873 gewesen war, so wenig bemcistern, daß sie aus den; verhaßten Armenhause entwich und bei dieser Gelegenheit einer anderen Insassin desselben eine Jacke und Schürze im Werthe von 1 Thlr. 5 Ngr. mitnahm, aber nur, um bei der nächsten Behörde sich des Diebstahls anzukla gen, in der Hoffnung, dem Ziele ihrer Wünsche, dem Zuchthaus, wieder auf ein Jahr nahe gerückt zu werden. Da sie daraus auch vor Gericht kein Hehl machte, nahm der Richter erster Instanz an, daß sie die Sachen gar nicht habe behalten wollen, und sprach sie, weil zun; Begriff des Diebstahls die Absicht rechtswidriger Zueignung fehle, straffrei, ein Resultat, welches den Wünschen der Angeklagten sehr wenig entsprach. Glücklicherweise erbarmte sich ihrer der Staatsanwalt, erhob gegen das erste Erkenntnis; Einspruch und ver helf ihr durch Urthcil dcü Bezirksgerichts in der öffentlichen Verhand lung vom 20. Mürz wenigstens zu 6 Monaten Gefängnis;, welche sie mit sichtlicher Befriedigung entgegennahm. — Seit dem 14. d. M. wurde ein aus dem Preußischen ge bürtiger, seit mehreren Jahren hier aufhältlicher Schneidcrgcsclle vermißt, der an jenem Tage gegen einen Bekannten die bestimmte Absicht, sich das Leben nehmen zu wollen, ausgesprochen hatte und zu dem Behusc in dessen Begleitung zu einem Waffcnhändlcr ge gangen war, sich ein Pistol nebst Munition gekauft, darauf mit Jenem die Stadt verlassen, in der Waldschlößchenbrauerci noch einmal mit ihm getrunken und denselben, nachdem er ihm seinen Ucberzieher und einige Thalcr Geld geschenkt, dann veranlaßt hatte, nach der Stadt zurückzukchrcn und ihn seinen Vorsatz im Walde zur Ausfüh rung bringen zu lassen. Der Schneider war alsdann auf dem Wege nach dem Fischhause zu jenem Begleiter, der angeblich sich vergebens bemüht hatte, ihn zurückzuhalten, aus den Augen verschwunden. Ob gleich nun seit jenem Tage sowohl von den Behörden, als auch von den hjer lebenden Angehörigen des Verschwundenen dessen Leichnam gesucht worden war, so ist derselbe doch nicht eher als am vorgestri gen Sonntag in einen; Dickicht unweit des WolsshügclS gesunden und aufgehoben worden. Der Unglückliche hatte sich mittelst eines Pistolenschusses den Kopf total zerschmettert. — Wir thciltcn gestern mit, daß sich inLeipzigdcr jungeHilss- Cassirer der dortigen Firma: „Hämmern. Schmidt", Namens Alfred Brückner, in Folge eines höchst geringen Versehens, welches er sich in allzugroßcm Ehrgefühl zu Herzen genommen, entleibt hatte. Heute erfahren wir noch, daß der Empfänger jener von dem unglück lichen jungen Brückner ihm zuviel gezahlten 40 Pfund Sterling diese wieder zurückgcbracht hat, also nicht einmal irgend Wen aus dem Versehen ein Schaden erwachsen ist. Sohn einer chrenwerthen Fa milie in Wurzen, bleibt sein Tod doppelt zu bedauern, als er sich stets der allgemeinsten Achtung werth gemacht und sie gefunden. Ein Nachruf seiner EhesS lobt an ihm Fleiß, Strebsamkeit und Eifer und sichert ihm ein ehrendes Angedenken. — Auch ein Zeichen der Zeit! Zwei 14-jährige Knaben, Söhne hicsigerHandarbnter, stahlen am vorigen Sonnabend in einem Productcngcschäst der großen Ziegclgaskc ans dcrLadcncasse, während sic die allein anwesende Ladeninhaberin ans rasfinirtc Weise zu be schäftigen und ihre Aufmerksamkeit auf einen andern Ort im Locale zu locken gewußt hatten, eine Summe von 10 Thalern. Am Nach- iniflag desselben Tages ipurden sie jedoch entdeckt, dqs Geld zum
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