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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.06.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050628017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905062801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905062801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-06
- Tag 1905-06-28
-
Monat
1905-06
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.06.1905
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von auSwärti-en veretnen haben Vertreter entsandt der schlesische Forstverei«, der böhmische Fvrstverein und der Verein deutscher Forstleute in Böhme». Am Sonntag sand ein BearüßunaS» abend statt nnd am Montag vorinittag traten me Forstleute zur ersten Berfanmiluna znianimen. Der Vorsitzende, Herr Oberforst- vsrilter Geh. Forst rat T a e g r r»Schwarzenberg, «öffnete die Beratungen mit begrüßenden Worten und dankte der Stadt Mariendcrg für die freundliche Aufnahme de- JorstvrrrinS und für den zu dessen Ehren angelegten Schmuck. Herr Bürgermeister Dr. Carl erinnerte in seiner namenS der Stadt Marienbera ge haltenen Begrüßungsrede. daß die e Stadt die Wiege des Forst- verrinS lei, indem derselbe nach seiner 1848 erfolgten Begründung 1847 die erste Versammlung daselbst abhielt. Weitere Be- grüßungSreden hielten die Vertreter der genannten Nachbarvereine. Hierbei wurde der sächsychen Forstwirtschaft und dem sächsischen BolkScharakter Von den Rednern warme Anerkennung gezollt. Dem von Herrn Forsttat Flemming - Dresden gegebenen Registran- denvortrag war zu entnehmen, daß auch diesmal das Königl. Finanzministerium die Abhaltung der Versannnluiig in mannig facher Weise gefordert bat, daß der Verein durch Vertretung im Deutschen ForstwirtschaftSrat rc. gewirkt hat und daß ihm von der Biologischen Abteilung des Kaiserlichen Gesundheitsamtes zwei Merkblätter, das Pilzmerkblatt und daS Merkblatt über die Biologie. Praktische Bedeutung und Bekämpfung der Mistel, zu- acgaugrn und. Von diesen Registrandeninitteilungen nahm die Versammlung Kenntnis. Das erste Verhandlunasthema war die Wasserabgabe aus dem Walde. Berichterstatter hierzu war Herr ProfessorDr. Vaterin Tharandt. — Herr Ober forstmeister Geh. Forsttnt Taeger leitete die Besprechung des Vortrags, dessen Gedanken keineriei Widerspruch erfuhren, sondern allgemeinste Zustimmung fanden, mit dem Hinweise ein. daß das fragliche Thema seit Jahren einseitig behandelt worden ist und daß deshalb die erschöpfende Darstellung der Wasserfraae durch Herrn Professor Dr. Vater besonders freudig begrüßt werden muß. Herr Landsorstmeister Winter-Dresden vom Königl. Finanzministerium führte u. a. folgendes aus: Die größte Schwierigkeit bei der Aufstellung von Wassemutzungsveriräae» zwischen dem sächsischen Staatssiskus und den Gemeinden bilde immer die Festsetzung des Schadens, der durch die Wasserabgabe tatsächlich verursacht wird. Angesichts dieser Sachlage seien die Vorschläge und Ermittlungen des Herrn Professors Dr. Vater zu begrüßen, indem sie einige Handhaben bieten, diese Entschädi gungen einigermaßen genau berechnen zu können. Die gegebenen Anregungen würde» noch weiter anszubanen sein. Gegen die sächsische Forstverwaltung sei der Angriff gerichtet worden, sic habe durchs» weitgehende Entwässerungsanlagen im Walde der Industrie Wasser entzogen. Demgegenüber beinerke er, daß die sächsische Forslverwaliung eher zu weuig, als zu viel entwässert. Unsere forstliche Entwicklung in Sachsen wirke in keiner Weise schädigend für die Industrie: die Verringerung des Wassers in den Bächen und Flüsse» geschehe vielmehr durch die laiidwirtschaft- lichen Drainagen und die Benützung des Bach- und Flußwasscrs zu Nutz- und Trinkzwccken. Die Beschwerden und Einwendungen von Gemeinden und Privaten über die Höhe des Wasserzinses der Forstverwaltung seien ganz und gar grundlos und die gering fügige Erhöhung dieses Zinses von */><> auf str» Pfennig pro Kubikmeter sei so niedrig, daß sie die durch die Wasserabgabe eventuell etntretcnden Schäden gar nicht auSgleicht. Am Schlüsse der Aussprache faßte der Vorsitzende das Ergebnis der selben in einigen Worten zusammen. Der Vortrag des Herrn Professors Dr. Vater, sowie die Weiterbehandlung desselben wird im Jnhrbuche des Vereins im Wortlaute veröffentlicht werden, eine Maßnahme, die u. a. auch von Vertretern ausländischer Forstvereine schon jetzt freudig und mit Dank begrüßt wurde. Hierauf trat eine Pause in den Beratungen ein. — Nach Wieder eröffnung der Sitzung beschäftigte sich dre Versammlung mit dem Heimatschntz im Walde. Unter diesem Namen stand das Thema erstmalig auf der Tagesordnung des Sächsischen Forst vereins, ganz neu ist es demselben jedoch nicht, denn man hat in seinen Reihen die Aesthctik des Waldes immer hoch gehalten. Der Referent. Herr Professor Groß in Tharandt, begrüßte die seit einigeil Jahren mit aller Kraft eingesetzte Bewegung zum Schutz der Heimat als eine große sittliche »nd nationale Arbeit und als ein wirksames Gegengewicht gegen die nivellierenden Kräfte unseres Wirtschaftslebens. Der tiefdurchdachte Vortrag fand leb haften Beifall und in der B e f p re ch u n g allgemein sympathische Aufnahme. Herr Landforstmcister Winter empfahl warm die Er haltung nnd Gründung »euer gemischter Laubholzbestände. Herr Forstastessor Dr. Mammen von der Königl. Forstakadcmie empfahl die Förderung der Aufnahmen des Lchrervercins für Naturkunde. In seinem Schlußworte regte der Referent den Beitritt zum Bunde für Heimatschlitz, sowie die Schaffung eines Verzeichnisses der noch vorhandenen Walddenkmäler in Sachsen durch die sächsischen Forstbcamten an. Damit erreichte die erste Sitzung ihr Ende. litten. Sein Lsnlpruch auf . . Sächsischen T«rlil--VerufSaenossenschast und dem Schi abgewiesen worden, weil kein Betriebsunfall, sondern . "'-rutde-Ereianr- vorliege. Uylmann hl li — Im Johannstädter Krankenhause wurde gestern die « n ische Stuoienkommission bei ihrem Besuche vi vom Acrztekollegium empfangen und von Herrn Hofrat Dr. Credß mit einer englischen Ansprache begrüßt, an die sich eine Erläuterung der baulichen Anlage des Krankenhauses an der Hand von Zeich nungen schloß. Daraus begann der Rundgang, bei dem die unlerirdischen Kommunikalionswcge, sowie der Operaiionssaal, die Küchenanlage und die Heizanlage besonderes Interesse fanden. Auch die Krankensäle, die Einrichtung für medizinische Bäder und die heilaymiiaslische Abteilung erregten mit ihren Spezial- apparaten allerseits Aufmerksamkeit und fanden ungeteilte An erkennung. — Am Sonntag vormittag wurde durch den Bischof v Wuschanski die zum Kinderheim des Vinzentius-Verelns ge hörige Marienkapelle eingeweiht. Das schmucke Gottes haus mit seinen glasierten Ziegeln und seinem zierlichen Turme ist von der Schandauer Straße aus völlig frei zu übersehen Fabrikbesitzer Meißner und dessen Gemahlin, die die ganze Kapelle samt der inneren Ausstattung geschenkt haben, empfingen im Gottesdienste den wohlverdienten Dank der Gemeinde. Unter der Kapelle wird eine Volksspciseanstalt für den allgemeinen Gebrauch eingerichtet, wo zu billigsten Preisen die in der An staltsküche bereiteten Speisen und Getränke verabreicht werden sollen. — An der Borsberg-Straße wird der Bau der Pfarr> kirche eifrig gefördert, die den zahlreichen Katholiken der Johann stadt und Striesens als Andachtsstättc dienen wird. — Die Wißmann - Gedenkfcier des Alldeutschen Verbandes. Ortsgruppe Dresden, findet Dienstag, de» 4. Juli, abends 8 Uhr, im oberen Saale von Kueists Gastwirtschaft statt. Herr Dr. mcd. Beyer wird über „Hermann v. Wißmanns Bedeutung für unsere koloniale Entwicklung sprechen. Gäste sind willkommen. — Die außerordentliche evangelische Kirchenkon serenz inEisenach am 23. d. M. beschäftigte sich u. a. mit der Stellungnahme zur Einzelkelch frage beim Abend mahl. Es wurde folgender Beschluß angenommen: „Die Kirchenkonferenz empfiehlt allen Negierungen, die allgemeine Sitte der Gesamtkelche in ihren Gemeinden ausrecht zu erhalten und jeder willkürlichen Einführung der Einzclkelche entschieden entgegenzutreten, auf Antrag jedoch etwaige Ausnahmen zuzu lassen. wenn der gestellte Antrag den Sinn und die Würde des Sakraments unzweifelhaft wahrt und zum Ausdruck bringt." — Der Verein evang.-luther. Glaubens genossen hält morgen abend 8 Uhr cm Saale von „Stadt Petersburg", An der Frauenkirche 8, 1. Etage, seine öffentliche Abendversammlung ab. Herr Pastor Weidauer wird über den Philipperbrief sprechen. — Vom Rat werden zum Verkauf auf Abbruch die Häuser G e r h e rg ass e 4, 6, 8, 10,12 und 14 und Löbtauer Straße 76 ausgeschrieben. — Die Einweihung des neuenNathauses in Leipzig soll in der ersten Halste des Oktober stattfinden. — Aus den Verhandlungen des Königlichen Landes-Ver- sichcrungsamtes. Friedrich Uhl mann in Falkenstein hat am 13. Juli 1904 als Weber in einer dortigen mechanischen Weberei einen Rippenbruch und eine Verletzung des rechten Oberschenkels bei einem Vorfall erlitten, der sich wie folgt zugetragen hat: Während der Vesperpause hat er sich mit anderen Arbeitern in einem Vorraum des ArbeitssaalcS aufgchalten, in dem sich die Klosett- und Wasserleitungs-Anlage befindet. Dort ist er bei der Rückkehr zur Arbeit ans Svaß von zwei Mitarbeitern plötzlich gepackt und mit Getvalt in den Wasserleitungsrauin hineinaeschoben worden. Dessen Fußboden ist aus Stampf beton hergestellt und meist mit Wasser begossen, weil gewöhnlich beim Wasserholen etwas Wasser verschüttet wird. Er ist infolge- dessen ausgerutscht und mit der rechten Seite an das Fenster brett gefallen. Dabei hat er die «rwcchnten Verletzungen er- ung ist von der Schiedsgericht ,»..dern ein be- trlebSfremdeSEreianiS vorliege. Uylmann hat Rekurs eingelegt, well ihn der Unfall in der Fabrik betroffen habe, die «r während der zur BeschästigunaSzeit schürenden kurzen Befperpause, einer Lmrichtung des Unternehmers, nickt ver lassen könne. Das Nekursgericht hob den Genossensckastsvescheid und daS SchiedsaerichtSuri^il auf und verurteilte die Beruss- aenossenschaft zur Entschädigung der Unfallfolgen aus nachstelze»- oen Gründen: DaS Uickall-Vcrstcherungsgcsetz bade die Arbeiter auch gegen diejenigen Gefahren sicherstelle» wollen, die der Ver kehr zahlreicher Personen an einer Betricbsstätte in Verbin dung mit mutwilligem oder fahrlässigem handeln einzelner Arbeitsgenoffen im Gefolge hat. Hierher seien namentlich die Fälle zu rechnen, in denen ein Arbeiter dem anderen anläßlich einer Spielerei, Neckerei oder auch bei Schlägereien Verletzun gen zufüat, deren Entstehung durch den Betrieb wesentlich mit bedingt ist. Eine Neckerei als solche fei ein betriebsfremdes Ereignis, eine Körperverletzungbeiein er Neckerei aber dann ein e n t sch äd i au n gS p f l i ch t i g e r Be triebsunfall, wenn bei ihrer Entstehung oder ihrer Schwere neben der Neckerei eine im Be- triebe liegende Ursache mitgewirkt hat, z. B. eine Einrichtung oder Vorrichtung oder auch «in Folgezuftand des Betriebes. Im vorliegenden Falle müsse die Nässe und Schlüpfrigkeit des Betonfußbodens im Wasserleitunasraume der Weberei als ein Folgezuftand des Betriebes angesehen werden. Denn die Nässe war bei Benutzung der Wasserleitung im Be triebe und durch oder für eine größere Anzahl von Arbeitern entstanden und kaum vermeidbar. Ferner sei anzunehmen, daß der von seinen Mitarbeitern in den Wasserleitungsraum ge stoßene Kläger ohne die Nässe des Fußbodens nicht ausgerutscht und nicht mit feiner rechten Seite gegen das Fensterbrett ge fallen wäre. Also habe der erwähnte Folgezuftand des Betriebes bei der Entstehung seiner Verletzung entscheidend mitgewirkt. Deren Eigenschaft als Betriebsunfall werde auch dadurch nicht berührt, daß er sich während einer Arbeitspause ereignete. — Am 15. Mär- 1904 ist der Fabrikweber Gustav Adolf HilIerin Jalkenstcin an Blutvergiftung gestorben. Er hat seine Witwe und fünf, noch nicht 15 Jahre alte Kinder hinierlasfen. Seine Hinterbliebenen behaupten, daß er sich bei der Arbeit in der Falkensteincr Gardinenweberei und Bleicherei eine Wunde am Daumen zuaezogen habe, die zur Blutvergiftung führte. Als er seinen Webstuhl abgewetzt gehabt, habe er, bevor ein neuer Kettenbaum aufgesetzt wurde, einige übriggebliebene Fäden in der üblichen Weise mit dem Messer abschnecden wollen und bei dieser Tätigkeit habe er sich die Wunde zugezogen. Die Säch sische Tertu-Berussgenossenschaft erachtet die behauptete Ursache der Blutvergiftung nicht für ausreichend wahrscheinlich und Hot deshalb die begehrten Leistungen fStcrbegeld und Hinterbliebenen rente) abgelehnt. Auf die Berufung der Kläger hat ihnen das Schiedsgericht das gesetzliche Sterbegeld und eine Hinterbliebenen rente in Höhe von 60 Prozent des Jahresarbeitsverdienstes von 1100 Mark zugesprochen. Gegen das Schiedsgcrichtsurteil hat die Berufsgenossenschaft Rekurs eingewendet, weil der Beweis dafür nicht erbracht sei, daß sich der Verswrbene die Wunde am Daumen im Betriebe zugezogen habe. Das Königliche Landes-Verficherungsamt verwarf Len Rekurs. Die Entscheidung hänge von der Beantwortung der Frage ab, ob der Erblasser der Kläger im Webcreibetriebe die Wunde am Daumen davon getragen hat, die die Ursache der tödlichen Blutvergiftung ge worden ist. Diese Frage sei mit dem Schiedsgericht zu be sähen. Die von einem Zeugen beschriebene Hantierung mit dem Taschenmesser könne sehr wohl die Wunde verursacht haben. Nach den Beweiserhebnisscn könne man sich der lieber- zeugung nicht entziehen, daß sich der Verstorbene bei und in folge einer Betriebstätigkett durch sein Taschenmesser die töd liche Wunde versehentlich bcigebracht hat, zumal er zu einer Zeit, wo er die verderblichen Folgen noch nicht ahnte, die Schwellung seines Armes einem Zeugen gegenüber mit jener Betriebstätigkeit in Zusammenhang gebracht habe. — Hugo Schmutzler in Werdau hat von derselben Berufsgenosseii- schaft einer Knieverletzuna wegen viele Jahre lang eine Unfall rente bezogen, die das Schiedsgericht auf Antrag der Berufs- genossenfchast neuerdings eingestellt hat, weil die gehörten ärzt lichen Sachverständigen Folgen des Unfalls, die die Erwerbs fähigkeit beeinträchtigen könnten, nicht mehr vorfanden, und Schmutzler sich, alben Entgegenkommens der Berufsgcnossenschaft ungeachtet, beharrlich weigerte, zur Feststellung seines Zustandes in eine Heilanstalt einzn- treten. Erst im Rekursverfahren erbot er sich, sich einer Be obachturig in einer Heilanstalt zu unterziehen. Die Berufs genossenjchaft beantragte aber die Fortstellung des Verfahrens und erachtete die jetzige Bereitwilligkeit des Klägers, in ein Krankenhaus eintreten zu wollen, für verspätet. Das Landes Versicherunasamt verwarf den Rekurs Schmutzlrrs, weil es aus dem Verhalten des Klägers und den sonst in Betracht konimenden Umständen die Uebcrzeugung gewonnen bade, daß der Kläger seine volle Erwerbsfähigkeit wiedererlangt habe. Die Einstellung der Rente sei daher gerechtfertigt. Der Bruch zwischen Schweden und Norwegen. Die Mißstimmung der schwedischen Presse über die Unentschiedenheit der Regierung Norwegen gegenüber ist viel be deutender, als es die durch den Draht übermittelten Auszüge aus ihren Aeußerunge» vermuten ließen. Tic Unzufriedenheit mit dem Ministerium — das mit Nvrwege» verhandeln will, ohne doch dem Reichstag auch nur eine der Bedingungen anzugeben, die die Norweger zu crsülten hätten — hat sogar schon das Gerücht er zeugt, daß das Kabinett Rain stcdt seine Entlassung nehmen werde. „Nya Dagligt Allehanda" behauptet, Ramstcdt habe diesen Beschluß bereits gefaßt, und das Abschiedsgesuch werde vor liegen, sobald die Debatte über die Thronrede zu Ende ist, also spätestens nächsten NUttwoch. Das Blatt schreibt jetzt bereits dem Ministerium den Nekrolog: „Die gegenwärtige Regierung stürzt über ihre unsichere, schwankende und für Schweden schließlich ge radezu schädliche Politik Norwegen gegenüber. Unter diesen Um ständen ist es natürlich und selbstverständlich, daß das Erbe des Kabinetts Ramstcdt nur von Männern übernommen werden kann, die mit bestimmten Plänen zum Schutz der schwedischen Interessen einen festen politischen Charakter verbinden, der als zuverlässig er probt ist. Nun bleibt es die Aufgabe des Reichstages, die Ent wicklung der Dinge wieder auf den Punkt zilrückzusnhren, wo sie standen, als der außerordentliche Reichstag cinbcrnfen wurde. Wenn daun eine Regierung gebildet ist, mit der die Kammern Zusammenarbeiten können, müssen die schwedischen Bedingungen festgelegt werden; der König ist mit ihrer Durchführung zu be trauen, wobei der Negierung gleichzeitig die Mittel in die Hand zu geben sind, die es erlauben, den schwedischen Forderungen Achtung zu verschaffen." Es ist in der Tat nicht zu verkenne.«, daß die Stellung des Kabinetts Ramstcdt den Kammern gegenüber recht ungünstig ist. „In der Zweite» Kammer allerdings", so schreibt die „Köln. Zig.", „dürfte die Negierung — trotz des Widerstandes der Landmänner- partci und der gemäßigten Reformpartei — für ihren Verhand lungsvorschlag eine Mehrheit finden; um so schärfer wird aber der Widerstand i» der Erste» Kammer sein, die sehr leicht dem Ka binett die ncichgcsuchte Vollmacht zu Verhandlungen verweigern könnte, womit dann die Krisis «»träte. Ausgeschlossen ist es freilich nicht, daß im entscheidenden Augenblicke die Erste Kammer doch noch einlenkt, um den Unzuträglictikeiten. die ein Minister wechsel gerade jetzt haben muß, zu entgehen. Von anderer Seite aus wird wieder zum Maßhalten anfgcfordert. So führt „Svenska Dagbladet" in einem Artikel aus: Die Auflösung der Union wird die Befreiung für Schweden weiden. Sie ist sicherlich mit einem gewissen Risiko verbunden, gegen das wir uns sicher» müssen, aber ein Risiko. daS jedenfalls auf unserer Seite nicht am größten ist. Eine friedliche Abrechnung, die daraus ansgeht, unsere wirklichen Interessen auf der skandinavischen Halbinsel zu sichern und die fick auf den billigen schwedischen Garantiefordernngen gründet, dürste nicht allzu großen Schwierigkeiten begegnen. den Kreisen beeilt, der Maßregel «ine möglichst harmlose Deu tung zu geben. Darüber wird aus Petersburg folgendes gemeldet: „Gegenüber der in der ausländischen Presse ausgesprochenen Annahme, das an die Zeitungen ergangene Verbot der Ober- preßbehvrde, die Rede des Kaisers an die Semstwo- und Städte- Vertreter zu interpretieren, sei ein Anzeichen von dem Neber- bandnehmen einer reaktionären Strömung in den leitenden Kreisen, und die friedliche Lösung der innerpolitffchsn Schwierig, keilen wäre somit erschwer!, ist die „Petersburger Telegraphen- Agentur" ermächtigt, initzuteilen, daß dies« Auffassung ganz ver fehlt ist. Die Agentur erklärt: Die Beringung der Oberpreß- dehördc ist einzig und allein durch salfche Kommentare der Kaiserrede, besonders den der Zeitung „Ruß", hervor- gerufcn, die die Kaiserrede nicht wörtlich, sondern in einem eigenen tendenziösen Auszug wiedcrgegeben und eine tenden- ziose Beschreibung der Audienz gegeben hat. Der Kaiser hält fest an der Notwendigkeit der Elnsührung einer Volks vertretung, welche den von de» Semstwovertretern aus gesprochenen Bedürfnissen des Landes entspricht." Der Versuch eines allgemeine» Ausstandes in Warschau ist mißlungen, trotzdem die Stimmung erregt ist. In den Straßen Wronia und Krochmalna wurden fünf Barri kaden durch Militär zerstört, wobei zwei Personen ums Leben kamen. Der Fabrikbelrieb ist eingestellt, obwohl unter den Arbeitern Mißstimmung herrscht. Wiederholt.) An den letzten S t r a ß c n kä m p f e n in Lodz beteiligten sich angeblich 30 000 Arbeiter. In den von Arbeitern besetzten Häusern, in die Militär «indrang, wurden sämtliche Einwohner ohne Gnade massakriert. Von den Soldaten wurden 11 erschossen und ebensovicle schwer verwundet. — Aus Lodz wird ferner telegraphiert: Die Offiziere des Muromscheii Dragonerreglmeiits erklärten dem Truppenkommandanteii, sie würden nicht m ehr auf wehrlose Leute schießen. Der Generalgouvernenr von Warschau befahl sofort die Rückkehr dieses Regiments in seinen Garnijonort. — Ein Gebeimerlciß befiehlt, daß alle Sol daten polnischer Nationalität oder Milchen Glaubens von de» in Lodz tätigen Militärteilen herausgezogc» werden, weil sie nur in die Lust und nie in die Volksmenge schießen. Vor dem Polizeiverwaltungshauie in Czcn st ocha » wurde gestern abend eine Bombe geworfen, wobei einige vor übergehende Personen verwundet wurden. Wiederholt.) Die Gärung in Richland. Das von uns bereits mitgeteilte Verbot an die russische Presse, die Antwort des Zaren auf die Ansprache des Fürsten Trubetzkoi weiter zu diskutieren, bat allgemein einen jo üblen Eindruck -gemacht, daß man sich in den russischen leiten Der russisch-japanische Krieg. Im Gegensatz z» den bisherigen Meldungen über die Fort- schritte der Friedensaktion, die besagten, daß die Ernennung der beiderseitigen Delegierten noch in weitem Felde siche, wird jetzt ein bestimmter Termin für de» Zusammentritt der russischen und japnnijchen Delegierten, und zwar sür den August dieses Jahres aus amerikanischem Boden, anackündigt. Rußland sowohl wie Japan haben, einer Nentermeldung zu folge, dem Präsidenten Roojevelt milgctcilt, daß ihre Bevoll mächtigten im ersten Drittel des Monats August in den Ver einigten Staaten Zusammentreffen werden. Die japanische Offensive gegen General Linewitsch wird mit der von den Truppen Oyamas bisher stets bewiesenen Bravour und Planmäßigkeit durchgeführt. AuS den darüber von russischer Seite vorliegenden Berichten kann nicht geschlossen werden, daß General Lincwitsch jetzt eine andere Art der Defensive gewählt hat als die rein paffive, die seinem unglücklichen Vorgänger im Oberbefehl wiederholt verhängnis voll geworden ist. Es liegt folgendes amtliches Telegramm des russischen Höchstkommandierenden vor: Am 22. Juni versuchten die Japaner an der östlichen Eisenbahn unsere Vorhut im Tale des Kaokbe zu vertreiben, wurden aber iu die Gegend von Khailungtschen zurückgetrieben. Unsere Abteilung vertrieb auf dem Wege nach Nanchanchcntsv die japanischen Vorposten und rückte südlich vor. Auf dem Wege nach Ufemglu w i ch unsere Abteilung zurück, da sie beträchtliche Strcitkräste des Feindes bemerkte. Die Japaner verfolgten die Abteilung und besetzten Aulangtsi. Am 21. Juni nahmen die Japaner die Offensive auf, wurden aber vor Schiml-atse und Touangu zurückgeschlagcn. In Korea besetzten die Japaner am 21. Jum Sucheng. — Ein zweites Telegramm des Generals Linewitsch vom 25. Juni lautet: Am 22. Juni ergriff der Feind in der Gegend von Khailungtschen die Offensive gegen unsere auf dem Wege nach Schimyatse be findliche Truppenabteilung. Der Angriff war mit einer Um- gehungsbewegung auf dem rechten Flügel verbunden und wurde sehr energisch ausgcführt. Japanische Artillerie beschoß unsere Stellungen, und die rasche Bewegung der Kolonne um unseren rechten Flügel bedrohte unseren Rückzug. Hierauf sandte der Kommandeur der Abteilung Kavallerie gegen die japanische Kolonne und befahl der Abteilung zurückzugehen. Eine Ver folgung seitens des Feindes fand nicht statt. Wiederholt.) Tagesneschichte. Deutschlands Antwort an Frankreich. Die deutsche Note, ergänzt durch die mündlichen Erläute rungen des Fürsten Bülow bei der letzten Konferenz mit Herrn Bihourd, dürste der französischen Regierung keine Zweckel mehr lassen, welche Wege die deutsche Politik in der Angelegenheit zu gehen beabsichtigt, lieber den Inhalt der deutschen Antwort note, die am Montag in später Abendstunde im Auszüge in Paris bekannt wurde, und über ihren wahrscheinlichen Einfluß auf das fernere Verhalten der französischen Regierung gegen über den deutschen Forderungen berichtet ein Telegramm aus Paris folgendes: Ein ehemaliger Ministerkollege Nouvicrs er zählte im Senate, der Inhalt der deutschen Antwortnote ist hier eingetroffen. Diesem Auszüge zufolge zeigte sich Fürst Bülow in freundlichster Weise bestrebt, Punkt für Punkt Bedenken zu zerstreuen, welche in Nouvicrs Note gegen die Konferenz ent halten sind. Die Note gipfelt in der böslichen Anfrage, ob nach dieser Darlegung Frankreich in der Lage sein würde, die Kon ferenz zu beschicken. Derselbe Senator meint zu wissen, daß Radolin alle Ursache haben werde, von der vorläufigen mündlichen Erklärung Nbuviers befriedigt zu sein. Die defini tive Entscheidung der französischen Regierung wird erst erfolgen, sobald die Note selbst hier vorliegt. Dem Rouvierschen Vor gänge entsprechend wird auch die deutsche Note den Mächten mitqeteilt werden. Tie günstige Wenduna wurde wesentlich er leichtert durch die vorhcrgcgangenen Aufklärungen, wonach das franko-englische und das sranko-spanische Abkommen keineswegs gegen die Interessen der übrigen Signatarmächtc des Madrider Vertrages gerichtet sind. Ei» englischer Armceskaudal. Im Laufe der gestrigen U n t e r h a n s Verhandlungen be antragte im Namen der Opposition Robert Neid, der Regierung wegen derBetrügereicnbeidcnLicfernngensür die Armee in Südafrika einen Tadel ausznsprechen. Er wolle nicht behaupten, daß dis Minister die Betrügereien stillschweigend geduldet hätten, die Betrügereien wären aber nicht vorgckommen, wenn die Minister ihre Pflicht getan hätten. Staatssekretär für Indien Brodrick, der zu der Zeit, als ikie in Frage stehenden Lieferungsverträge in Südafrika abgeschlossen wurden, Kricgsministcr war, bestreitet entschieden, daß er sich Nachlässigkeit habe zu schulden kommen lassen. Tie Verluste, die dem Lande durch die Lieserungsverträgc erwachsen seien, seien sehr übertrieben worden. Die Minister hätten nichts zu verschweigen und er sei überzeugt, daß, je eingehender die Königl. Kommission ihre Untersuchung gestalte, desto größer die Genügtuung sein werde, die nicht nur der Ehre, sondern auch den Fähigkeiten derjenigen durch die Untersuchung werde zu teil werden, die das Zdriegsministerinm und die damit in Verbindung stehenden Behörden verwalten. Rach lebhafter Debatte wird der Antrag, der Regierung einen Tadel ausznsprechen, mit 329 gegen 253 Stimmen abgelehnt. Mehrere Redner der Oppo- sition beschuldigten das Kriegsamt, sich in der Angelegenheit der Betrügereien bei den Armcclicfcrungcn unfähig gezeigt, grobe Fehler gemacht und dicSache zu langsam betrieben zu haben. Premierminister Balsour verteidigt mit lvarmen Worten das Voraehen Brodricks als Kriegsminister, beklagt sich über die parteiische Haltung der Opposition und erklärt, das Kriegs, amt habe in der Angelegenheit alle vernunftgemäße Vorsicht walten lassen. Die Königl. Kommission zur Prüfung der in dem Butler- schen Bericht enthaltenen Anklagen gegen englische Offiziere wird, abgesehen von dem Vorsitzenden Richter Jarwcll, aus dem Begründer der Kolonie Nigeria. Sir Georg Drervner Nachrichten. 777. Seite 3. ^ Mittwoch. 28. Juni LV08
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