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- 588 - Allerlei für die Frauenwelt. Der M^thuSder Sonnen w ende. Istauden und ttauert um den Tod des Hci- ^ ^ ' vereinigte, Paare, die sich uebrigens auch stammen dasselbe Sich aus die andre Seit." Die sommerliche Hitze versengt die Blüten «nd ist somit die Vorbedingung des Herbstes. In diesem Sinne wurde ursprünglich auch daS Sommergutsest gefeiert und das Feuer loderte zur Erinnerung an den Scheiter- Kausen, aus dem Balder verbrannt wurde. So ist der Sonnenwcndetag eigentlich ein Totenfest. Di« christliche Kirche bat statt der Julfeier den Gedenktag für Johannes den Täufer eingesetzt und über daS Feuer, das Balder und Nanno im Tode sprangen nun fröhliche junge fürs Leben gefunden hatten. andere Bräuche häiiacn i»it der Sonnen wende zusammen. Zn Köln gingen die Frauen in der Johannisnacht an den Rhein, um zu baden. Ebenso in Schweden und IS- iland, wo man Quellen zu diesem Zivecke auf suchte. um sich vor allen Krankheiten zu schützen. Auch dieser Brauch stammt noch ous der heidnischen Heit. Zwischen Kopen hagen und Roßkilie führt noch heute eine Quelle den Namen „Baldersbrönd" (Brunnens. Nach einer Erzählung des Sago Grammatikns habe Balder, von einem Krieg heimkehrend. an der Stelle in die Erde gegraben, um seinem dürstenden Ge- folge Wasser zu verschaffen und sogleich sei die Quelle hervorgesprudelt. In manchen Gegenden Deutschlands wäscht man sich mit Tau oder trinkt Tau. „Ein Bad in der Johannisnacht ist mehr wert, als !> andere," agt man inWürttemberg. In dasIohannis- feuer warf man Kränke aus neunerlei Kraut, auch einen Pserdeschäoel und bei den Slaven einen weihen Halm. In Skandinavien war eine, in Deutschland unter dem Namen Knabenkraut, im alten Rom Satyrium be nannte Orchideenart dem Balder geweiht. Sie hatte verschiedene Namen: Bröndgras, Hirnerat, Hnvenda, auch Ehewnrz, Liebcs- kraut, weil man Zauberactränke daraus be- reitele. Zur christlichen Zeit wurde sic dann in das harmlosere Mariensingcr, GudS Haand sGotteshands, in Gothlaud St. Jo hannis Lyklar (Schlüssel! nmgetanscht. Auch Sonncnwendgürtcl lBcisusi! und Jol'.annis- blut wurden um diese Zeit als heilkräftige Kräuter gern gepflückt. Seltsam ist auch die Herodiassage, eine wunderbare Berquickung von christlichem und deutschem Aberglauben. Herodias hatte Johannes den Täufer heim lich geliebt, aber keine Gegenliebe gefunden. Als sie sein Haupt auf dem Teller trug, wollte sie cs weinend küssen. Da fing das tote Haupt zu blasen an nnd.dlies sic fort in den leeren Raum. Seitdem muh die Un glückliche. ein weiblicher Ahasverns, nun immer ruhelos schweben: nur in der Io- hannisnacht rastet sie auf Eichen und Hascl- t Etn auS späterer, christlicher Zeit lügen. Hier herrscht jedenfalls «ine aber Bauernspruch besagt ungefähr Wechslung mit der Liebesgöttin Frcyc :: die, um ihren Gemahl Odhr zu suchen, s er- Freya vor, .... . achen, trau ernd durch die Welt zog.' Ddhr war der Jahresgott und seine Flucht bezieht sich auf die Sonnenwende. AuS der Herodias, die in manchen Gegenden auch dem wilden Heere voranritt, wurde im Lause der Zeit das Drudenweibel. Ebenso sind die Sagen von der fahrenden Hilde, Pharaildis und der Domina Abundia nur als Ausschmückungen der Freya-Herodias-Sage anzusehen. DaS Johaiinisfeuer gewann auch als Notseuer Bedeutung. Man trieb das Bieh hindurch, um es vor Seuchen und Verhexung zu schützen, und die Asche der niedergebrannten Scheite streute man auf die Felder, um eine gute Ernte zu erzielen. In Deutschland und Oesterreich nahm man sich vom Johannis- feuer eine» brennenden Span mit nach Hause und zündete mit ihm das Herdfeuer an, dessen Flamme das gaiize Jahr über nicht verlöschen durfte. Der Brauch wurde später auf Ostern verlegt. Daher stammt auch das einige Licht der katholischen Kirche, an dem alliährlich die Osterkerze angezündet wurde. Mehr und mehr gestaltete sich die Sonnen wendfeier zu einem Siegcssest. Die ganze Natur steht in der üppigen Vollkraft des Hochsommers, die rechte Zeit, um der eignen Lebensfreude in einem fröhlichen Feste Aus druck zu geben. Eine eigenartige Symboli- sierung liegt auch der Echternacher Pro zession zu Grunde. Die Gläubigen gehen dabei je einen Schritt rückwärts und zwei vorwärts. Dies bedeutet das Vorwärts- schreiten der warmen Jahreszeit, die trotz des hartnäckigen Winters, der das Wachs tum zuweilen durch plötzliche Eingriffe in das Recht des Sommers rückwärts bringt, dennoch endlich ^dcn Sieg über Frost und Kälte erringt. So rankt sich um die Rest- gionen oller Zeiten ein aut Teil Mythizis- mus. aber es liegt auch so viel Gemüt und Poesie darin, daß wir nichts von all dem vhantastischen Beiwerk, womit unsere Ahnen ihren Glauben ausgeschmückt, vermissen möchten. Denn eben dieses Beiwerk war auch der Weg. über den das Volksbewußt- sein zu der klaren, reinen Gottanschauung des Christentums hinübergcleitet wurde. Die Sage und der Aberglaube überbrück ten den Strom der Erkenntnis, dessen starke Wogen zu durchschwimmen nur den wenig sten möglich gewesen wäre. Sage und Aber glauben! Sie wachsen mit in unsere auf geklärte Zeit herein wie hundertjähriger Efeu, der sich fest »nd zäh um die alten Mauern rankt. Und es wird so bleiben, so lange noch die alte Kraft und Sinnesfreudig- keit ini deutschen Volke lebt. Darum ehren wir den alten Brauch nach dem Wort« unseres großen Altmeisters Goethe: „Johannisseuer sei unverwehrt, Die Freude nie verloren!" — Friedrich Voß. IMMste Vrschelttt Vvoründet 1856 W täglich Mo. 14V Mittwoch, den 28. Juni. Zwei Freunde. , Roman von M. Eitncr. <l. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Sie lieben Ihren Freund wohl recht sehr?" fragte Mila. „Er ist mir Freund und Bruder, ist mir alles. Wir kennen »ns seit unserer Kinder- zeit. Wir hatten das gleiche Schicksal, unsere Eltern zu verlieren, als wir Knaben waren. Mein Freund Werner hat seine Knaben- »nd Jünglingszeil in Königsberg i»> Hause seines Onkels, des Sanitätsrats Stechow, verlebt. Dies Haus ist auch mir zu einer .Heimat geworden, in die ich stets zurückkehrcn darf, wenn das Leben mich müde gemacht hat. — Sie werden Fräulein Elisabeth Stechow in Stockholm kennen lernen," schaltete Hagen ein und fuhr dann fort: „Werner studierte die Sprachen, ich die Rechte So lange wir studierten, blieben wir zusammen, dann trieben unsere verschiedene!. Interessen uns ost auseinander. Mitunter sahen wir uns aus kurze Zeit. Wir waren übermütige junge Leute, denen die Welt ost z» klein erschien, um die volle Kraft an ihr zu erproben. Dann litt es mich plötzlich nicht mehr in der alten Welt, ich ging hinüber in die neue. Als ich vor drei Jahren znrückkehrte, fand ich ineinen einst übermütigen Freund als einen Mann, dessen tiefer Ernst mir körperlichen Schmerz verursachte, und er fand in mir — einen Greis. Tisch ich will Sic nicht ernst stimmen und Ihnen die Freude an dieser zauberisch schönen Natur trüben." „Nichts, was Sie sagen, könnte mich ernster stimmen als das Bild selbst, das sich hier meinen Augen bietet," entgegnete Mila. „Wenn ich sehe, wie diese wilden Wasser- ströme die kleinen Felsen umtosen, so meine ich, das ist gerade wie im Menschenleben, wo die Fluten des Unglücks und des Schmerzes ost auch einen starken Menschen »mioben, und schließlich selbst seine Felsenkrast nicht mehr Widerstand leisten kann." „Zo jung und schon so ernst!" sagte Hagen. „Kommen Sie, gnädiges Fräulein, wir wollen den anderen Nachfolgen. Lassen Sie die Fröhlichkeit, die zu Ihnen gehört, nicht aus dieser Felscninscl zurück." Noch einmal warf Mila einen Blick ans die zischenden, ausstänbcnden Wassermassen. „Mir ist zumute," sagte sic, „als würde nun eine Sehnsucht in mir wohnen bleiben nach diesen Felsen und diesen Wassern." An Hägens Seile durch- »änderte sic setzt den Holzhof: dann überschritten beide die große Brücke und wendeten sich dem Trollhättan-Hotel zu. An einem Tisch im Freien saßen Thalheiins und der Professor, der aussprang und den Kommenden cntgegcnging. Wie eine Frage glitt sein Blick von Hagen ans Mila und wieder zu Hagen zurück, der den Blick durch ein cigentiiwlichcs Lächeln beant wortete. „Gnädiges Fräulein konnten sich wohl durchaus nicht trennen?" fragte Stechow. Mila nickte: „Es ist gerade, als trinke man dort einen Vergessenstrank. als verschwinde das wirkliche Leben in nebelhafte Ferne." „Komm' nur, mein Kind," sagte Frau Thalheim lächelnd, „gib Dich dem wirklichen Leben wieder hin. Sei ehrlich und gestehe, daß Du auch Hunger hast und Durst verspürst." Mila lachte: „Dos komnu daraus an, ob Papa etwas Gutes bestellt hat." Unter fröhlichem Geplauder widmeten alle fünf sich bald der Beschäftigung des Essens und Trinkens. Keiner von ihnen konnte dabei vermeiden, immer wieber aus das Tosen und Donnern zu achten, das von den Wasserfällen dcrüberklang. Thalheim lcgie schließlich Messer und Gabel aus der Hand und sagte mit komischem Aerger: „Sonst spricht man von dem Flüstern der Poesie und ihren zarten Tönen. Hier donnert einem die Poesie geradezu in das Essen hinein." Mila lachte herzlich, und ihr Lochen wirkte so ansteckend, daß alle einstiminten, selbst der Banral, indem er sagte: „Das kommt vom Reisen. 'Da lacht man sich schließlich noch selber aus." Nach beendeter Fahrt wandcrten sic noch alle am Kanal entlang, abwärts den Schleusen zu, die schöne Waldlnft ein- atmend, immer von dem Getöse der Fälle begleitet. Dann eilten sic dem Bahnhof zu, um nach Göteborg zurückzusahren. Es lag noch eine anstrengende Reise vor ihnen. 2. Kapitel. Der Kuricrzug, den Thalheims und die beiden Herren von Göteborg aus benützt batten, tras früh gegen neun Uhr in Stockholm ein. Die beiden Tomen waren in einem «r für Frauen bestimmten Wagen gefahren, um sich ein wenig auszuruhen. Unter VollstLnäiKe ^uüSsiwK. AM" IIüiMsrrliklieli s,m 15. cknli ScLInss. "MH Das ganze Lager in Sammet- und Seidenstoffen, Bändern, Spitzen, Chiffons :c., fertigen Blusen, Kostümen, Kostümröcken. Unter» rücken rc. mutz unter allen Umständen bis zu diesem Termine geräumt fein. stelWet Kikü-lllM »ett L li'Wt A« 33. Idleneste St. 18,- sowie alle Arien Lvoks L Dressier, DreSde«. König Joh.-Straße Ecke d. Pirn. Platzes. Wese- ^ 'karte llsiit ««rd«n schnell und Mündlich deseMat durch I»r. Illt«»»«»»» Armer 8»»r«ske»»slaft,r, verbeis. Lornvflasler. »«r»olle SVPsg. Lllrtnoerkautu. Versand: 8»I»n>aa1« r«r»»r».>., «,»markt 8. ÜbsUesse. vorzüglich erhalten» billigst u verkaufen, k». L. ?oschwitz» Pillnitz« Straße 2. -5E55S/' /As/kMx. -Ss/VV/k- /«kt/