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Dresdner Nachrichten : 22.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189911221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18991122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18991122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-22
-
Monat
1899-11
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.11.1899
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Dresdner NoHrrchten. Nr. »24. Seite 2. W» Mittwoch, 22. -iovbr- L8NS Me Mennkche Ave« 5 Prozent zu -Men. von dem noch Dotiiung des Reservefonds nnd Vertheilung von 4 Prozent ans die eingezahlten Betrüge vcrbleidcnden Gewinn erkält der Landes- sisknS von Kamerun IO Pro,ent. Lliißerdeni sind an diesen noch weitere Beträge vom Gewi»» abzuslihren. Der Gouvernenr von Kamerun wird ermächtigt, ans die Daner von 20 Jahren alle Ankäufe der Gesellschaft in dem ihr überwiesenen Gebiet vor jedem Anderen zu genehmigen. Die Gesellschaft ist verpflichtet, die für öffentliche Zwecke nöthigen Flüchen an den LandessiSkus unentgeltlich ab-,»treten, sie ist ferner verpflichtet, jährlich wenigsten? 00,000 Alk., in den 10 Jahren aber 0 Mill. Mt. aus da? Vertragsgebiet zu Geichäftszwecken that'ächlich zu ver wenden und 100,000 Mk. Beihilfe zur Tschadsce-Ervedition zu leisten. Die „Berliner Neuest. Nachr." bemerken, die Erschließung Nordwesl- Kameruns würde, falls sich nicht eine kapitalkräftige deutsche Gesellschaft dazu bereit gefunden, den Engländern in die Hände gefallen sein, die es mit der Jnnehaltung der Grenze der Interessensphäre iin Innern ohnehin nicht sehr genau nähmen. Thor». In Kabvtt sind bei einem Brande dem Olastwirth Ristaudieser die Frau und eine 18jährige Tochter, welche Vieh retten wollten, in den Flammen nmgekomme». Wien. In Anwesenheit des Kaisers fand beute die feierliche Einweihung der neue» Kirche in dem Wiener Vororte Rudolfs- Heim statt. Der Kaiser wurde bei seiner Ankunft und bei der Abfahrt stürmisch begrüßt. Wien. Ter Kaiser empfing beute Nachmittag die Abgeord neten Pechelt, Funke, Prade und Engel- Wien. Abgeordnetenhaus. Unter den heutigen Eingängen befindet sich eine Zuschrift deS Ministerpräsidenten, n> welcher mit- getheilt wird, daß die gemeinsamen Delegationen für den »0. November einbenffe» werden. Dann wurde zur Debatte über die Anträge auf Versetzung des Ministeriums Dtmn in den Anklagezustand wegen Mißbrauch? des 8 14 übergegangen. -- Die „Politische Korrespondenz" meldet auf Grund bester Jnsormationen an? Nom: Tie italienische Negierung habe den Gedanke» einer Besitzergreifung ans chinesischem Boden vollständig ausgegebcn. thcils wegen des Widerst.ebcnS der öffentlichen Meinung in Italien, ibeils aus Rücksicht auf England. Italien beschränke fortan sein Vorgehen in Ebina auf gewisse Forderungen handels politischen Charakters. Eine besondere Erwähnung dieser Ein schränkung des Vorgehens Italien? in der Thronrede würde dieser Angelegenheit eine ihr nicht zukommcnde Bedeutung verliehen haben. Pest. Die ungarische Quvtendeputativn bat den Antrag der österreichischen Deputation auf Fortsetzung der Quvtcnverhandlnng angenommen. Dle österreichischen Mitglieder treffen heute Abend Hiersein. Man hasst allgemein, daß das Laoten-lieberem lammen zu Stande kommen wird. Paris. Im Ministerrath theilte Dekcassö mit, daß die Ab grenzungL'sraae in Kwangtschauwnn durch die lluterzeichnnng eines Protokolls in der Weise geregelt sei, wie Ndmnal Cviirrcjvlles es verlangt habe. P aris. Staatsgerichtsbof. Gnärin giebt Auskunft über die Antiscmitenligen in Paris und in der Provinz und führt ans, die Liga treibe keine Politik, sie verthcidige nur die Arbeiter gegen die Macht der Inden. Auch habe sie keine Beziehungen zu den Royalisten. Rom. Kammer. Der Minister des Aenßeren erklärt auf An fragen bctr. die von österreichischen Gendarmen au Bord des italienischen Dampiers in Riva begangene» Ncbergrllie, das Recht der unbeschränkten Erterntvrinlitnt stehe in fremden Häfen nur Kriegs schiffe» zu: Handelsschiffe und Postdampser unterständen der Lokal gerichtsbarkeit, die jedoch besonderen Beschränkungen »ntenvorien sei, wie dies in dem zwischen Italien und Oesterrcich-lliigarn be stehenden Koninlar-Vectrag zum Ausdruck gelangt lei. Er habe den Eindruck, daß in vorliegendem Falle die Lvkalbchvrden über ihre Befugnisse hinausgegangen seien. Die Regierung werde beim Wiener Kadinet Vorstellungen erheben, und sic zweifele nicht, daß dieses den Schritt Italiens in freundschaftlicher und entgegen kommender Weise ausnehmcn werde, wie cs den zwischen Verden Ländern bestehenden intimen Beziehungen entspreche. London. Das Krieasamt setzt eine Prämie von 200 Mk. für die Reservisten der Garde, der reuenden und der Feld-Artillerie aus. die während des jetzigen Krieges aktiven Dienst nehmen wollen. London. Die Abendblätter veröffentlichen ein Telegramm ans Estconrt vom 20. ds. M.. i» welchem geineldcl wird, daß nunmehr General Ionbcrt mit seiner gelammten Streitmacht süd wärts nach Estconrt vorrücke. Die Belagerung von Lndhimith sei wahrscheinlich aufgcgebcn worden. Port s mvut b. Zn Ehren deS Mebncistngs der Kaiserin Friedrich hat das bei Portsmouth nnd Svitbead im Hafen liegende Geschwader geflaggt. Das Flaggschiff gab Salutschüsse ab. Die kaiserliche Rocht „Hohenzollcrn" und die deutschen Kriegsschiffe gaben ebenfalls Salutschüsse ab. -- Gestein stießen die Torvcdo- zerstörer „Violett" und ^Star" infolge einer Klemmung in der Steuermaschine der „Violett" zusammen, als sic in See gehen wollten. Dem „Star" wurde er» Loch in die Seite gerannt. Beide Schiffe gehörten zu der Flottille, welche die „Hohenzollern" in den Hasen zu geleiten hatte. Windsor. Das heute Abend zu Ehren deS deutschen Kaiser paares in der St. Gevrge-Hall slalinndendc Prnnkmabi wird in außergewöhnlich glänzender Weise veranstaltet. Ei» Sonderzug bringt 70 Mitglieder des diplomatischen Evrps und andere hervor ragende Persönlichkeiten hierher und führt sic nach dem Feile nach, London zurück. An das Modi schließt sich eine Mnsttaiiffübrung cm. Ministerpräsident Lord Salisbury ist infolge des Hiiiicheidens seiner Gemahlin von der Thcilnabme an dem Festmahl entbunden! worden. Im Ganzen werden 140 Perionen daran theiinehmen midi zwar außer sammtlichen Anaehörigen des königlichen Haules und) de» bereits genannten Botschaftern Staaks'ekretär Gras Bülow, i der britische Militärattache in Berlin. Lord Roleber», die Offiziere i der deutschen Kriegsschiffe. die Feidmarichällc Wolselcy. Lord' Roberts und Andere. New-Bork. Der Bieepräsidcnt der Vereinigten Staaten! Hobart ist heut« früh gestorben. R ew - tz) vrk. Nach einem Telegramm ans Panama erfochten d e Regicmngstrnppcn am 10. und 16. ds. M. in der Rabe von Bucaramanga einen entscheidenden Sieg. Die Aufständischen vcr-! koren .1000 Todte: 2000 Mann wurden verwundet. T u r b a n. Nach einem Telegramm ans Estconrt besetzten etwa 700 Buren, von Wccncn kommend, gestern eine starke Stellung i bei Turners Farm auf dein Hochlande, etwa 14 Meilen südlich von! Eilevurt. nordwestlich deS Mooi. Britische berittene Infanterie t und Karabiniers aus Estconrt verwickelte» den Feind in ein Gefecht. ! Der Feind, der einen Verlust von 3 Mann einschließlich des Führers gehabt haben soll, zog sich zurück und nahm 2(6) Stück> Vieh von der Farm mit. Oranie-R iver-Station. Die Buren bei Belmont > sollen 1200 Manu stark sein. K a plst a d t. Die iu Jobannesburg erscheinenden „Standard and Diggers News" erkläre» die Meldung, daß die Regierung der südafrikanischen Republik die Gvidmiuen zerstöre, für unbegründet und lagen, die Minen seien in Betrieb, und das Gold werde iür den Zweck der Vertbeidignng h§r Unabhängigkeit des Landes be nutzt. Nach Beendigung des Krieges werde das Gold zurücrgczahlt und die Aktionäre in Europa könnten beruhigt sein, daß dann leine Mine» zu Grunde gerichtet seien. Estconrt. Ter Feind, weicher 10 Meilen nordwestlich von Estconrt Aufstellung genommen bat. ließ sich nicht aus seinen Stellungen locken. Am Movifluß ist ein Gesellst in der Richtung »ach Süden im Gange. Die südlich von Ladhimith stehenden Buren sind eifrig mit Jonrngircn ans den Gehöften beschäftigt. Tie heutige Berl iner B örie verkehrte in noch ruhigerer Haltung als die gestrige. Die Tendenz war fast durchweg matt. Verstimmend wirkten die durch die Nähe des Ultimo begünstigten Realisationen. Die Spekulation sticht offenbar noch bestehende Verpflichtungen zu lösen. Nachfrage nach Uitimogeld entwickelte sich zwar heute noch nicht in vollem Umfange, doch scheint großer Bedarf vorbanden zu sein, sodaß in maßgebenden Kreiien eine weitere Versteifung des Gcldstandes befürchtet wird. Was den Einzelverkehr anbclangt, so wurden namentlich Hiittenwcrlhe uui- geietzt. die stark angevrsten Ware»; dagegen konnten sich Kohlen- werthe auf kühlere Witterung behaupten. Bankaktien etwas niedriger, namentlich Krcdikaktien cmgcboten. Heimische Danken nur wenig verändert. Am Markt für Eiienbahiiaktien konnten sich heimische Werthc erholen, dagegen waren von fremden Bahnen österreichische und amerikanische Wcrthe niedriger. Fremde Renten geichäftslos. Spanier aus Deckungen erbost. Heimische Fonds wenig verändert. Ter Schluß der Börse war fest. Privatdiskont rltns-L Loco 70er wurde mit . etreide-Markt hat der Binnenschifffahrt be- , lag fest, es zeigte sich eknfge Nachfrage. 47.30 oder 30 Mg. höher bezahlt. Am G die kältere Witterung, die ein Aufbören de ^ > fürchten läßt, befestigend gewirkt. Weizen wie Roggen zogen etwa 0.50 bis 0F5 Mk. an. Hafer wenig beachtet, aber behauptet. Rach Ermittelung der Centralnotirunasstelle der preußische» Land- wirthscbastskaniinrr» wurden bezahlt in Berlin: Weizen 151, Roggen 144. Hafer 141 Mk.: Steitin-Stadt: Weizen 144. Roggen 13S, Hafer 128 Mk. — Wetter: Kalt, klar; Südwestwind. >.. »' «Schiri., «"du 262.20. r>«c-nc» lSi.eo kr^dn.r B»»r —. Llaa«!>ahn IZI.ro. Lombard,!« Sl.so. Laurabttlte —> Ungar. «Sol» —. portuguien 2b «X>. Ltiil. » »r«1. <S Uhr Nachmittag«.« Nrrii« iee. 12«/,. I!alirn«r S6.t«. eoanirr 67,10, Porttigiettn 26.6V. rvrl«» 22.66. Lürlenioott N7.7V. Lttomandanl 666,00. StaatO- dahn . Lombarden . Fes«. 8«r«6. Droduttennw.rN. S!«e«,c» per Oklobcr-November i7.tt>. verL»n.-N»rtt 18.30. de-?.. Lruilr» rer Rore„«ber 30 00, per Mäiuiirgus! S7.H0, matt. Mihoi per Noobr. H2,7b, per Mai-Luguft 66.0V, ruhig. mttrrhaw, ProdnNen-Berich!. Wcix» rer November gelchSstSIoi, per MLrr behauptel. Roggen oer November litt,»«, oer 6>!<!r, 132.00. Wollten. Die Sozlakdemokratie möge sich fragen, ob Ihr die Relchseiiihclt nicht erst die Möglichkeit geboten habe, in der Weise auszntretkn. wie es geschieht. (Sehr richtig.^ Die Führer ly ö^/e Prozent. Ultimogeld O'e Prozent. — Ter Spii verlltckicS nnv Sächsisches. — Ans Anlaß des Namenstagcs Sr. Majestät des Königs (and gestern Vormittag >,'slO Uhr in Villa Strehlen Morgen- Munk statt, die Sr. Majestät von dem Hoboistencorps des 1. "Leib - Greiiadier'-Rcgimcnts Nr. 100 und dem Trompctcrcorps des Gardereiter-Rcgimcnts und des 1. Jcldartillerie-RegimentS N'r. 12 dargebracht wurde. Die Prinzen und Prinzessinnen des Königs. Hauses beglückwünschten Se. Majestät den König im Lause des Vormittags in Villa Strehlen. Mittag > «1 Uhr empfing der König im Residenzichlosse den Vorsitzenden Minister im Gesammt- , Ministerium Hrn. StaatSininister Dr. Schurig, welcher Sr. Majestät ! die Glückwünsche der Staatsmmister überbrachte. Daran an schließend »ahm Se. Majestät die Glückwünsche deS Ministers des Kvnigi. Haines, des Miniitcriatrathes in diesem Ministerium, der ^ Herren der Hof- und Militärstaatcn. der König!. Leibärzte, sowie «des Biichois und der katholischen Geistlichkeit entgegen. Nach mittags 5 Ulir fand in Villa Strehlen Familientafcl statt, an welcher die Prinzen und Prinzessinnen deS Königs. Hauses und die bei Ihren Majestäten z» Besuch weilenden fremden fürstlichen Hemchasten. sowie die Fra» Kroßhcrzogin von Toscana theil- nahinen. AbendS besuchte Se. Maicstät der König das zweite Sinfonie-Eoncert der Kvnigl. nmsikal. Kapelle im Ovcrnhansc, während Ihre Maicstät die Königin mit Ihrer König!. Hoheit der Frau Prinzessin Emanucl von Orleans und begleitet von Ihrer Ercellenz der Frau Oberhoimcislerin v. Pflügt, der Hofdamen Gräfin Reuttucr v. Wcyl und v. Nauendorsf und deS Ober- hoiineisters Wirst. Geh. Raths v. Malortie der znm Beilen des Albertvcreins veranstalteten Wohlthäligkcitsvvrslclliing im Residenz- Thcater beiivohnte. — Ihre Kaiser!. König!. Hoheiten Frau Großhcrzogin von Toskana und Prinzeß Friedrich A u g n st beehrten gestern das Magazin von I. Olivier, Kvnigl. Hoflieferant, Pragerstraize, mit ihrem Besuche. — Der Oeitcrr.-Ungar, außerordentliche Gesandte »nd bevoll mächtigte Minister Graf Lützow bat sich zur zeitweiligen Ver wendung im Ministerium desKaiserl. Hauses und des Aenßeren nach Wien begeben. Während seiner Abwcienheit ist LegativnSsekrctär Graf Szechsnyi als Geschäftsträger mit der Leitung der Ge sandtschaft bcanstragt. — Ihre Erlaucht die Gräfin Eliese von Schönburg- Glauchau ist hier cmackvinmcu lind hat im Grand Union-Hvlcl Wohiilliia aenommcii. — Gelegentlich der am iüngstcn Freitag ans Bärwalder Revier bei Morltzbmg stattgehabten K ö n i g l. Jagd hielt der Jagd vorstand von Bärwaide, Herr Klingec, der in Begleitung des Genieindcvmstandes und des Vorstandes des Militär-Vereins zu Bärwaldc erschienen war, als sich die Jagdgesellschaft am Früh stückszelle versammelte, a» Se. Majestät eine Ansprache, in der er der freudigen Genngthiuing der Gemeinde Bärwaldc Ausdruck gab. daß die dortige Gemeinde-Jagd seit dem 1. September 1819 un unterbrochen von der Königs. Eivillistc crpachte! gewesen sei. In dankbarer Erinnerung des jeder Zeit in diesem langen Zeiträume stattgebabtcn guten Einvernehmens überreichte die Deputation Sr. Maicstät eine schöne Dopvelftinte. die von dem Monarchen dank barst entgegen genommen und bei den sich hier anschließenden .Holztreiben mit bestem Erfolg in Gebrauch genommen wurde. Die Herren der Deputation wurden zu dem König!. Iagdfrühstück zugczogen. — Landtag. Gesten« Vormittag 10 Uhr setzte die Zweite Kammer die am Montag Abend abgebrochene allgemeine Vorberatlnmg über den Srnatsh aus Haltetat und die damit zusammenhängenden Vorlagen fort. Am Ministertische wohnten der Sitzung bei die Herren Staatsminiiler Tr. Schurig. b. Mejzich, v. Watzdorf und Tr. v. Sehdewitz, sowie eine Anzahl Regierungskommisiare. Als erster Redner erhielt daS Wort Abg. Niethammer, welcher ans der Jolirnalistcn- tribiinc stellenweise nur schwer verständlich ist. Ter Slaals- hnushaltelat biete nicht nur ein Bild der Leistungen und Bedürfnisse, sondern auch ein Bild der Bcliäniiinisie. deren wir uns schuldig gemacht. Redner verbreitet sich ausführlichst über den Ei >' cn ba h n e ta t. wobei er sich als Gegner von Schmal ipnrdahne» erklärt, denn durch dieselbe» werde linier Eoenbahmietz ungünstig bceinftnßt: man solle zur Rormalipnr znzückkehie». Man inemte, in den Schmalspurbahnen >ogar ein Mittel gefunden zu haben, um unserer Erweibsthätigkeit aus die Beine zu helfen, »nd sti sogar auf den Vorschlag gekommen, die Linie Geilbnin-Lcipzig schmalspurig zu bauen. Er halte es iür grundfalsch, zwischen vor handenen Nocinnlwurlinieu Schniniwurlinien cinzulegen. So hätte u. A. die Lime Potichappcl-Nviien nicht schmalspurig gebaut werden sollen. Die Begehrlichkeit nach normalivnrigen Linien sei durch den Umbau der Schmalspurbahn Klotziche-.Königsbinck hervorgeruien worden. Man glaube, das sei io leicht zu machen, als ob, wenn man eine Schmalwnrbahn mit einer Gießkanne be gieße, eine Normalipurbah» entstehe (Heiterkeit). Die Erfahrungen, welche verschiedene Gegenden mit der Schmalspurbahn gemacht haben, bewiesen, daß sic die Bedürfnisse nicht zu erfüllen geeignet seien und daß man gescheiter gethair hatte, noch ein Jahr zu warten, um dann eine Nvrmalipnrbalm zu bauen. Die Schmal- ipnrbahn genügt nur einem sehr eingeschränkten Verkehrsbedürsniffe. Redner weist die Richtigkeit seiner Behauptungen ziffernmäßig »ach mid betont, daß nicht das das Billigste sei, was am wenigsten koste, sondern das. was seinem Zwecke am vollendetsten entspreche. Eine unangeblachte Sparsamkeit im Eisenbahnwesen haste er für einen Fehler. Redner weist an einer Reibe von Beispielen aus den erforderlich werdenden Umbau schmabpuriger Linien^ hin, woraus zu ersehen sei, wie uns die Schmalspur in die Suppe spuckt (Heiterkeit). Mit Befriedigung habe er in den Zeitungen geleien. daß die große koniervativc Partei der Anschauung sei. daß normalipurige Strecken gebaut werden müßten, und er möchie wünschen, daß die Finanrdeputation U ihre Aufgabe io aniasse und clevigc.daß dicRichtigkeit icinerAiiffassung bestätigt werde. Bezüglich der Bahnsteigsperre ist Redner der Meinung, daß damit eine VerkelirS- erleichternng nickt geschaffen worden sei. Ter außerordentliche Etat lege Zeugniß daiür ab. daß in unserem Eisenbahnwesen es bisher doch an der erforderlichen Voraussicht gemangelt habe, denn sonst müsse nicht an so viele» Stellen nachgeholsen werden. Gegen die Pcivatbahnen seien wir früher zu konziliant gewesen und jetzt komme man dazu, eine ganze Anzahl Wegeüberiührungen bauen zu müssen. Er weist dabei msbejvndere auf die Linie Dresden- Leipzig hin. Ob die Regierung nicht der Vorwnrs treffe, daß sie schon seit Jahrzehnte» Ma»regeln hätte «greisen müssen, um den sich jetzt bemerkbar machenden Mängeln vorzubengen, wolle er nicht niiterstichcn. Wenn der Mangel an Technikern zur Verlang samung des Bahnbaues führe, so dürfe das doch nicht dadurch nilSgcgilchen werden, daß die technische» Beamten im Betriebe mit Arbeiten belastet würden, welche eigentlich zum Ban und nicht znm Betriebe gehörten. Es dürften die Aufgaben des Betriebes, für die Betriebssicherheit, für die Sicherheit der Passagiere und der Güter zu sorgen, nicht beeinträchtigt werden. Hierauf ivcndct sich Redner gegen den Abg. Fräßdors. Dieser kenne wohl das Sprichwort: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt cS wieder heraus." Wenn ,er der Regierung und der bürgerlichen Gkiellschast ein Sünde» egister Vorhalte, an dem gewiß manches Wahre >ci. so möge e»st ch nicht wundern, wenn auch wir Anderen vcr SozialdemokVdtie Dasjenige als Sündenregister Vor halten, was wir an ihr auszusehei, haben. Die Ausführungen des Abg. Fiäßdori bättc» ihn (Redner) auf's Nene davon überzeugt, daß »ns der Begriff der Sozialdemokratie eigentlich verloren ge gangen sei. Tie Ziele der Sozialdemokratie seien mit einem ge ordneten bürgerlichen und staatlichen Leben überhaupt unvereinbar, und es sei eine solche Begriffsverwirrung «ingetreten, daß man.es kalte, daß Leute in unseren Volksvertretungen ieich und Staat für ganz Acht» Markt säßen, welche in unseren Volksvertretung bekämpften und sie abschaffen Svzialdemokratie hätten den Arbettermaffen damit keinen Dienst geleistet, daß sie sie in Gegensatz r» den Arbeitgebern gebracht hätten. Arbeitgeber und Arbeitnehmer gehören untrennbar zu sammen. Wenn die Dienstboten, welche der Alters- und Jnvnll- dltätsverkickeruna zugeführt werden sollten, nicht gern derselben beitrcteri, ko nehme das nicht Wunder, denn die Ortskrankenkoise habe sich mehr und mehr zu einer Bethätiaung sozialdemokratischer Bewegung ausgestaltet. Ein Hauvtilbei sei. oaß bei diesem Zustande oer Dinge die Acrzte sich nicht wvhl befinden und mehr und mehr zu Dienern herabgedrückt werden. Redner bemerkt noch, daß er beute geleien habe, daß der Reichstag das Gesetz zum Schutze derArbeitswilllaen leider obgelednt habe. (Bravo beide» Svzilildcmokraten.) Man begehe damit leider ein Unrecht gegen die Arbeiter und er bedaure im Interesse der Arbeiter, daß das Gesetz nicht zu Stande gekommen sei. Eine Koalition der Arbeiter könne man sich gar nicht denken ohne einen gewissen Terrorismus. (Der Präsident bittet den Redner, diesen Gegenstand nicht weiter zu verfolgen und znm Etat zurückzukehren.) Redner schließt mit dem Bemerken: Er bedaure, daß die Erkenntniß nicht bestehe, daß ei» guter Arbeiterstand und auch das Interesse der bürgerlichen Gesellschaft für de» Arbeiter nur erhalten werden kann, wenn wir vertrauen dürfen, daß nicht nur in unseren Schulen, iondcm überhaupt in unserem ganzen öffentlichen Leben die Religion die Stelle entnimmt, die ihr zukommt. (Sehr richtig!> — Abg. Heitzig wendet sich gegen Titel 10 des Etats, die neu zn errichtende Kreishaiiptmannschaft Ehe m n i tz bctr. Er glaube zwar selbst, daß es sich um eine vollendete Tbatiache bandle, an der nichts mehr zu ändern sei, bestreite aber die Nothwendiakeit. Tie Kreishauptmannschasten Leipzig und Dresden hätten dieselbe Benölkeriliigsziinahme ani- znweiscn wie die Kreisbanvtmannschast Zwickau. Es liege doch viel näher, die Dresdner, Leivziger und Zmickauer Kreishauptmann- ickait zusnnimenzulegen und daraus vier zn bilden. Führe man die Thcilung durch, wie sie geplant, werde man bald darauf znrück- konimcil müssen, die anderen KreiShailptmannickaften auch zu tbcilen. Die aus der sozialen Gesetzgebung erwachsende neue Arbeitslast iei bisher von der Zwickancr Krcishauptmamiichaft zur größten Zufriedenheit erledigt worden, und ans den direkt he- tlieiligtc» Kreisen seien nie Klagen laut geworden, daß die Arve» nicht mehr zn bewältigen sei. Die Besorgnisse, die sich in Zwickau geltend macke», bezögen sich besonders auf die zu erwartende Weg- leitiing des Verkehrs, nicht blvs ans die etwaige Versetzung von Beamten. Er bittet schließlich, Glauchau bei der KreiShauptmann- schait Zwickau zu belassen, und Zwickau einigermaßen dadurch zu entschädigen, daß man die geplante neue Erziehungsanstalt süc Blinde und Schwachsinnige nach Zwickau lege. — Abg. Bürger meister H ertwig - Oicha tz lkoni.): Er ergreife daS Wort um. weil er gestern von zwei Seiten angczgpst worden sei. Er wolle zunächst daran ennnern. daß 25 Jahre verflossen ieien, seit die großen OrganiiationSgeietze. die im Avril 1873 beschlossen wurden, in Kraft getreten. Diese Gesetze hätten sich nach icder Richtung vollkommen bewährt. Vor allen Dingen sei eS das Volksschu!- gesetz gewesen, welche? in seiner Durchsührung dein Lande zum größten Segen geceicht habe. Eine unangenehme Uebcrraschung habe der Etat gebracht durch die Forderung neuer Amtsgerichte in Dresden und Leipzig. Erfreut sei er dagegen durch die Forderung der Errichtung eines Landgerichts in Riesa. Er erkenne das Ent gegenkommen der Regierung gegenüber den Wünschen der Kammer a». Es sei wiederholt der Wunich ausgesprochen worden, nicht alle größeren Institute i» die Hauptstädte zu verlegen, sondern auch oie Provinz gleichmäßig zu bedeuten. Wenn im Etat etwos zn streiche» iei. so könne es nur daS gevlante zweire Landgericht Dresden kein, für weiches Grund und Boden w viel kosten würde, als in der Provinz ein ganzes Landgericht. Die Staatsregierunq werde sich den Tank der Kammer erwerben, wenn sie iin Laute dieser Periode eine Uebcrsicht geben wolle über die Entwickelung des Sienerweiens in den letzten 30 Jahren. Ec könne in dieser Richtung immerhin schon einige Nacbwcöc geben. 1870 bestanden zwei direkte Steuern, die Grund- und die Perscmalsteucr. die zu sammen nicht voll 0 Millionen ergaben, welchen jetzt gegenüber- stehen 38 Millionen, also mehr als' dos Vierfache. 1879 sei die Personalsten««: abge'chafft »nd die Einkommensteuer eliiaeführt worden. TamalS seien 20 Millionen erhoben worden. Mit der Einsühriing der Einkommensteuer sei die Grundsteuer berab- gesetzt worden. 1678 habe die Grnndstcncr über 5 Millionen gebracht, 1879 sei sie ungefähr ans die Hälfte zurückaegangen. Die Grundsteuer sei dann wieder dauernd gestiegen. 189o habe sie :!G Millionen betragen und im gegenwärtigen Etat sei sie mit 3't-o Millionen eingestellt. Von den Städten werde jetzt mehr Grundsteuer entrichtet ci!S vom platten Lande. Auch die übrigen Stenerleistmige», sowie die Bevistkerungszakl hätten sich zu Un- gnnsten des platte» Landes verschoben. Es sei das Bedenken naheliegend, daß in Bezug aui die Vertreterzahl in der Kammer daS platte Land gegenüber den Städten bevorzugt erscheine. Tie Verhältnisse und die Zeit würden es mit sich hringen, daß hier Wände! geschaffen werden mime. Gegenwärtig aber iei schon aus räumlichen Gründen an eine Verinehrnng der städtischen Abgeord neten nickt zu denken. Diele Frage sei deshalb zu vertagen bis -nr Errichtung deS neuen Lcmdhciilses. in dem ja auch 120 Sitze tür die Zweite Kammer vorgesehen seien. Redner kommt schließ lich aus eine Bcmerkiuig des Abgeordnete» Fräßdori zu sprechen, welcher Ausstellilngen an der Handhabung des Vereinsgesetzes von Seiten des Stadtratbes zu Oichatz gemacht habe. Zur Zeit be schäftige einer der beiden Fälle noch das Oberiandesgericht. Ec hoffe aber bei den späteren Berathililgen über das Kavitel Polizei Gelegenheit zn dem Nachwene zu finden, daß keine Uriache Vvr- liege, sich über die Handhabung des Vereinsgesetzes in Oichatz zu beklagen. — Abgeordneter B ehren s-Dresden (konj.): Er bedaure. daß die Ueberschüffe au-3 den Eisenbahnen eine Verminderung zeige», er freue sich aber darüber, so weit dies auf eine Erhöhung oer Löhne und Gehälter zurückzuführcir iei. Der Finauzdeputa- lion 14 wolle er au's Herz legen, besonders bei de» Neubauten zu sparen Co bedaure er. daß man ei» so theures Gebäude für die Polizei errichtet babc l (Sehr richtig!) Er wolle auf Einzelheiten nicht eingehen. aber eine recht sachliche Prüfung erscheine am Platze. Bezüglich der 80 Millionen Anleihe könne er sein Er staunen nicht lustcrdrückcii, wie Herr Vicc-Präsident Georgi erklären konnte, daß der Regierung iu keiner Weise Vorhaltungen zu machen seien. Der Herr Staatsminister habe gebeten, mit Ruhe und Ob jektivität au diese Angelegenheit heranzutreten. Er halte auch daiür. daß Ruhe und Objektivität jede Sacke sördenr könne. Die Regierung sei — ganz gelinde ausgedrückt — bei Begebung der Anleihe nicht gut berathen gewesen. Die Nativnalliberalen seien leider nicht für eine genaue Prüfung, er halte sie aber für notb- wendig, uni in Zukiinst ähnlichen Vorkommnissen vorzubeugcn. 4 Monate früher habe die Deutsche Bank MO Millionen zu 92 Prozent begeben. -Es müsse möglich gewesen sein, mindestens 8', Prozent bei der sächsischen Anleihe zu erzielen. Charakteristisch iei die Auslassung eines hiesigen geachteten Bankiers, der ihm gesagt habe: „Na, lassen «sie uns doch auch mal was verdienen." ferner könne er sein schmerzliches Bedauern nicht unterdrücken, daß Herr Vice-Präsident Georgi Zweifel an der Aufrichtigkeit der Konservativen bezügl. der «Steuerreform geäußert habe. Die Vor lage sei lediglich gciallen, weil die Regierung sich mit einer Pro« arcision in keiner Welle einverstanden erklären wollte. Er weist darauf hin, daß die Einkoninienverhältnisse sich wiederum wesent lich zn Gunsten der besitzenden Klassen gehoben haben. In den Einkommenstnfen von 8300 bis 2chOOO Mk. zeige sich eine Vermehr ung von 1370 Personen. 507 Perwnen mehr haben ein Einkommen von 26,000 bis 100,000 Mk. 106 Personen mehr haben ein Ein kommen von 100,000 bis 4.8 Millionen Mk. Dieses WachSthuin der höheren Steuerklassen habe allein in den letzten 2 Jahren statt- gesunden. Solle nian da vor einer Progression zurückschrecken? Sei das thatiächlich eine nicht berechtigte Drehung an der Pro- gressionsichraubc? Er glaube, wenn die Regierung mit einer neuen Steuervorlage kommen werde, io könne »e ruhig mit, einer Wetterführung der Progression der Einkommensteuer oder einer Vermögenssteuer für höhere Vermögen kommen. Die konservative Partei werde jedenfalls dafür eintreken. es sei also eine Mehrheit dafür vorhanden. Man könne mhig bis 6 Prozent gehen, das sei noch leine Konfiskation des Vermögens. Mit Bezug auf die Wvhnnngsgelderfrage bemerkt er, man solle nicht davor zurück schrecken, besonders wenn eS sich um die kleinen und mittlere» Beamten handle. Gegen den Abgeordneten Fräßdorf sich wendend, erklärt Redner, die allgemeine Anschuldigung, die Arbeiterwünfche würden nicht gehört, iei vollständig vcplacirt. Man sei überall bestrebt, berechtigte Wünsche der Arbeiter anzuerkennen und Ab- eordneter Fräßdors habe die Ausführung des Ministers, den jauckerodaer Streik betreffend, in keiner Weise widerlegt. Er he» «aure noch im Interesse der Sozialdemokratie, daß derselbe Abgrord-
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