Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.06.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040615010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904061501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904061501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-06
- Tag 1904-06-15
-
Monat
1904-06
-
Jahr
1904
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.06.1904
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
in IS größeren Städten Sachsen» »» »weiavereinen zu- geschloffen haben. In Berfolguna semer Ziele, die Inter- len der Militär-Anwärter und Invaliden zu vertrete», ent- stch «nmena auch dahin wirken, bäßH'au^dem Äktivstande ausscheidenden Mmtär-Anwärter vor ihrem Uebertritt in den Zwümenst Ge- legenheit erhalten, sich zweckentiprechend auf die betreffende Beamtentaufvahn vorzubereiten, und hat sich desl-alb bereits an die maßaebenden Stellen gewendet. Für die Mitglieder be stehen Wohlsahrtseinrichtungen für Sterbefalle, Notlagen und andere Vorkommnisse. Am 28. und 3V. Mai hielt der Verband seinen Bei vandstaa in Leipzig ab. Von allen Zweigvereinen ivaren Vertreter ,n gröberer Anzahl zugegen. Die Verband, lungen, welche sich im allgemeinen mit den Zielen des Verbands und den sich daraus notwendig ergebenden Maßnahmen beschäftig, ten, nahmen einen äußerst befriedigenden Verlaus. Der nächst- jährige VerbandStag findet in Chemnitz statt. — Der Militärverein 8. Jnfanterie-Regiment Nr. 102 zu Dresden unternahm am Sonntag einen gemein schaftlichen AuSslug nach Königslein, wobei gleichzeitig unter zahlreicher Beteiligung seiner Mitglieder und deren Angehörigen, etwa 400 Personen, die Festung besucht wurde. Der Ausstieg erfolgte gegen >^12 Uhr. so daß gegen 12 Uhr die Neue Schänke erreicht wurde. Hier hielt der Vorsteher. Herr Polizei-Wacht- Meister a. D. Kam. Rudolph, eine kurze Ansprache an die Teil nehmer, treffend der schönen Erinnerungen dieser Garnison ge denkend. Die Ausführungen gipfelten in einem Hoch aus den König. Mit großem Interesse folgte man dem Führer, woraus nach einen, zweistündigen Aufenthalte und einer kleinen Stärkung di« Festung vollvesriedigt wieder verlasse» wurde. Konzert und Taiu im Schützenhause zu Königstein, ausgcsührt von der Kapelle deS Königsteiner Stadlmusikchores unter Leitung des Herrn Stadt- musikdircktorS Schumann, hielten die Teilnehmer noch lange in angenehmer Stimmung vereint und bildete» den Schluß der Be- lustigungen in Königstem, woraus die Heimkehr mittels der Eisen- bahn gegen 10 Uhr erfolgte. — Der Gesamtvorstand des Verbands Sächsischer Verkehrsvereine wird nächsten Sonnabend auf dem Haupt bahnkose un Sitzungszimmer des Vereins zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs eine Beratung halten. Die Tagesordnung bilden u. a. folgende Gegenstände: Bericht über daS VerbandSorgan und ein Reisebuch für daS Königreich Sachsen lHerr Oberbürgermeister am Enoel, Bericht über die Hauptversammlung des Bundes deutscher Äerkehrsvereine am S. Mai 1904 in Hannover lHerr Rechtsanwalt Lebrecht-Leipzigf — Im Dresdner Zeichenlehrerverein spricht mor- abend 8 Uhr 'in „Bürgerkafino" Herr Scmtnaroverlchrer aen Elßn ßner über „Gedächtniszeichnen" unter Bezugnahme auf den neuen „Entwurf zu einem Lehrplan für den Zeichenunterricht an Volksschulen". — Sonntag und Montag fand in Dahlen das 24. Turn fest deS Niederelbegaues in Anwesenheit von über 400 Turnern statt. Am Sonnabend leitete ein solenner Kommers die Feierlichkeiten ein, die am Sonntag früh ihre Fortsetzung fanden in dem um halb 7 Uhr begonnenen Wettturnen, das sich bis mittags ausdehnte. Um halb 2 Uhr formierte sich der Festzug. in tvelchem sich die Vvrturuerschaft des Dahleucr Vereins, der Gauturnrat, die Ehrengäste^ der Gcsamtausichuß, Jestjungfrauen. der Schühenverein zu Riesa und die Turnvereine des Gaues befanden. Auf dem Marktplatze hieß zunächst Herr Bürgermeister Müller die Festteilnehmcr herzlich willkommen worauf ein Dahlcner Turnfreund in schwungvollen Worten sich eingehend über die Turnerei verbreitete und mit einen, zündenden Hoch auf die Turnerei endete. Für den ersten Sieger hatte Herr Kammerherr Sahrer v. Sahr aus Dahlen ein wertvolles Königs bild gestiftet. Der Gewinner war der Turnwart des Oschatzer Turnvereins, Geometer Müller, da er mit 61','« Punkten die Höchstleistung erreichte. Ten zweiten Preis errang Otto Morgen bcrg-Ricfa. — Die Frachtschiffahrt auf der Elbe hat bereits wie der mit Schwierigkeiten zu kämpfen, weil der Wasserstand infolge des langanhaltenden trockenen Wetters bedeutend gesunken ist. Die Frachtschiffe können deshalb keine volle Ladung mehr nehmen — Militärgericht. Vor dem Kriegsgericht der 28. Di vision hat sich der 1880 zu Plaue» i. V- geborene Unteroffizier Emil Karl Fischer von der 2. Kompagnie des 12. TrainbalaillonS wegen UngelMiamS, Achtungsveiietzung, Bedrohung und gesät,r sicherKöroerverlctzung zu vcrantwoiten. Mitangcklagt ist der 1868 zu Seidau bei Bautzen geborene Wachtmeister Johann August Urban von demselben Truppenteil, der der voisätzlichen Unter lassung der Erstattung strafbarer Handlungen eines Unleigebenen beichuldigt ist. Für die Beweisaufnahme ist eine giößere Anzahl Zeugen, sowie als Sachverständiger Stabsarzt Dr. Bennecke ge laden. Die Verteidigung für beide Angeklagten führte Rechts anwalt Dr. Baum. Die Verhandlung, die etwa sechs Stunden währt und wegen Gesäbrdung nillitärilcher Dienftinterrssen unter Ausschluß der Oeffentlichkeit geführt wird, endet mit der Verurtei lung JltchelS wegen Beleidigung eines Vorgesetzten i» Ideal- konkurrenz mit Umiehoriam und gefährlicher Köwerveilctzung ln zwei Fällen zu 3 Monaten Gefängnis und Degradation, während Urban mit 5 Lage» gelindem Arrest davonkonimt. Wie aus der Urteilsbegründung beivargeht, hat der Angellagte Fischer, der wegen ähnlicher Delikte vorbestraft ist, im Herbst vorige» Jahres bei einer nicht mehr näher festzustellenden Gelegenheit, als er sich im Unterossijlerskasino in der Nähe deS Verkaufsiensters aushielt, in bezug aut den in der Verkaufsstelle selbst befindlichen Wacht meister Urban zu Angehör von Untergebenen beleidigende und der Disziplin hohniprechende Redensarten gesuhlt, die U aber, ob gleich er sie nach den Zeugeuansiagen gehört hat, nicht zur düng brachte Ferner hat sich F. bei der Nachfeier ,»m Wi vergnügen deS UnterosfizierSkorps Men zwei Kameraden tätlich vergangen, indem er diese mit gestillte» Weinflaschen schlug und den einen recht erheblich verletzte. Zu seiner Verteidigung hat F der die tnkriminierte» Aeußeiungen getan zu baden überhaupt be streitet, angegeben, er könne sich auf die Vorfälle nicht mehr be sinne». Nach dem Sachverständigen-Gutachten ist säst mit Sicherheit aiizuiikhnien. daß F. sich bei dem Voisall im Unteroffiziers- kasino tn einem Zustande beiunden hat. der seine freie Willens brstlmmung als ausgeschlossen erscheinen läßt. Höchst Wahlschein sich ist dies auch der Fall bei dem zweiten Vorkommnis gewesen Das Gericht ist dem Sachverständigen-Gutachten ledoch nicht ge folgt, weil der Angellagte bis zuletzt seinen Pflichten als Schieß Unteroffizier zur Zufriedenheit temer Vorgesetzten nachgekommen ist. gut beurteilt wird und weil keiner der Zeugen eine Wahr nehmung gemacht hat. die daraus schließen ließe, daß sich F. der Tragweite seiner Handlungsweise nicht bewußt gewesen sei. Man hat deshalb angenommen, daß er sich nur tn angetrunkenem Zu stände befunden hat und ihm daher auch mildernde Umstände zu gebilligt, indessen bei der Strasausmessung doch berücksichtigt, daß eS sich hier um einen Fall handelt, wie er im Interesse der DiS ziplin schlimmer kaum gedacht werden könne. DaS Gericht de schließt überdies wegen Fluchtverdachts die sofortige Festnahme des Angeklagten Fffcher, der Berufung einlrgen will. — Landgericht. Der 1883 tn Dresden geborene Bäcker geselle HanS Paul Glaucd Hot sich wegen vollendeten Betrugs in vier Fällen und versuchten Betrugs in einem Falle vor der 3. Strafkammer zu verantworten. Der Angeklagte hat in letzter Zeit die Verhandlungsiäle im Amts- und Landgericht als .Kriminalstudent' frequentiert, und ist verschiedentlich beobachtet worden, wie er sich mit seinen .juristischen' Ratschlägen an Zeugen oder Angeklagte hrranniacbte. Im Oktober v. I. machte er auf diese Weite die Bekanntschaft einer hiesigen Kellnerin und erfuhr, daß diese an zwei Schreiber eine Zecksvrderung tn Höhe von 5.50 Mk. und etwa 2 Mk. hatte. Ohne Auftrag zu haben, erschien G. am 14. Oktober in der Wohnung deS einen Schuld ner». präsentierte sich als Referendar Dr. Meißner, zeigte ein mit „Rechtsanwalt Dr. Kaiser" Unterzeichnete- KostenvrrzeichniS über 9.05 Mk. vor und forderte Zahlung. AlS der Schuldner um Ge- stundung bat, zog der Herr „Referendar" ein Schiiststück aus der Tasche und drohte mit sofortiger Verhaftung, da ein Verwandter der Kellnerin bereits den nötigen Vorschuß von 4b Mk. bei Gericht hinterlegt und der .Herr Referendar" soeben erst einige andere Verhaftungen vvraenommen habe. Die Mntlki des Schuldners zahlte in der Bestürzung die 9.05 Mk.. die Kellnerin Hai jedoch davon nichts bekommen. In gleich casfinieitei Weise versuchte G- von dem anderen Schuldner anstatt der 2 Mk. unter Einrechnung der .Kosten" 9 Mk. einzutreiben. mußte aber hier unverrichteter Sache abzichen. Am 11. und 22. Januar vergnügte sich G. in Dresden bezw. Strehlen beim öffentlichen Maskenball. „Kellner, für mich eine Loge l" rief der in beiden Fälle» mit „Erster Güte' vorsahrende Herr -Baron", trat dann auch standesgemäß auf, macht« tn Dresden eine Welnzechr von 14 Mk.. in Strehlen eine solche von 46 Mk. und verschwand ln beiden Fällen durch eine Hintertür, ohne Mittel und Absicht zur Bezahlung gehabt zu haben. Äm 5 Februar erschien G. im schwarzen Gchrvck auf dem Kvnidor deS Amtsgerichts, als eben eine Beleidigungsklage zu Ende gegangen war. Ais .Referendar Köhler" und Vertreter eines bekannten hiesigen Verteidiger- stellte sich Ä. der unter legenen Bartel vor. riet dieser, iosort Berufung rinzulegen, und erbot sich, den Rechtsstreit zu führen. Die Berufung müsse von Erfolg sein. den» er. der Herr Referendar, sei In Verteidigungen besonder- glücklich gewesen und werde in den nächsten Tage» in Leipzig 5 wegen Zweikampfes anaeklagte Studenten verteidigen und sicher freibekommen. Da» Anerbieten de» Pseudo-Juristen wurde angenommen, und die Klienten waren so unvorsichtig, dem Schwindler in den nächsten drei Tagen 90 Mk. .Koslenvo»sch»ß" u zabie». Die in durchaus mangelhastem Deutsch abgesaßte» Schriftstücke, welche G. bet Ausübung de» Betrug» vortegte, hätten die Betrogenen allein schon zur Vorsicht mahnen sollen. G. stellte endlich eine Bescheinigung auS. daß der gezahlte Vor schuß von 90 Mk. an der GenchtSkasse zurückgezahlt werde. AlS die Kasse die Zurückzahlung natürlich verweigerte, kamen die Be treffenden erst dahinter, daß sie betrogen worden waren Mit zunilcher Offenheit gibt Glauch in der Hauvtverhandlung die Be trügereien zu. behauptet »ur. bei Verübung der Zechprellereien sumlvS betrunken gewesen ,u sei». Er wird in vollem Umfange tchnidig befunden und zu l Jahr 8 Monaten Gefängnis und Jahren Ehrverlust verurteilt. — Wegen gemeinsam verübter Unterschlagung haben sich vor der 6. Strafkammer rn verantworten der FnhnverlSbesitzer Pani Arno Sverllng au» Pirna und der Bauiechniker Friedrich August Karl Stubeiihöfer ans Dresden. Im vergangenen Somnier kam aus Berlin eine Gräfin v. St »ach Dresden, bezog zuerst tn einen, hiesigen Hotel, dann in einer Stirklrnrr Pension Wohnung und vertraute auch der PensionS- inhaberin ibre Vermogensverhältnisse an. Die Pensionsmhaberi» erhielt vvn der Gräfin zwei Wechsel über 1000 und 500 Mk.. drei sraiizösische Petroikumallre» über je 500 Mk. und eine Auernktie über 500 Mk. mit dem Aufträge, die Paviere zu Gelbe zu machen Die PcnsionSiuhciberii, i,bergab tn dieser Absicht in einem hiesigen Eaiü die Wertpapiere de» beiden Angeklagten. Diese ließe» dann nichts mehr von sich hören Sveiling gab de» lOOO Mk. Wechsel gegen ein Darlehen von 20 Mk bin und Stubcichöser bezahlte mit dem kleineren Wechsel eine eigene Schuld. Sv. ergriff sovarr» die Flucht, wurde tn Triest ergriffe» und anSgelteicrt. Ucber den Verbleib der Aktien wollen beide leine Auskuifft geben können Sperling will sie zur Verwertung an seinen in Holland wohnen de» Bruder geschickt haben, doch hätten sie sich als wertlos er wiesen. Tie beiden Wechsel sind der Gräfin später in Berlin zur Einlösung präientiert worden. Sveriing wird zu 5 Monaten, Stubenkvfer zu 1 Monat Gefängnis verurteilt. — Unter der An klage des Betrugs stehen der Kaniiiiann Johann Georg Bauer auS Weimar und der Kaufmann Karl Julius Otto Schalter aus Sohra» vor der 2. Strafkammer. Schaller ist infolge Krankheit nicht erschienen, wesbalb gegen ihn später verhandelt werde» wird. Bauer gründete im Jahre 1696 in einem Hause der Plauen,che» Straße mit etwa 7000 Mk. Kapital unter der Firma „Georg Bauer" eine Stuhl- und GestelUabrik, welche nach einiger Zeit vergrößert und nach der Ptotenbauerstraße verlegt wurde. nach dem Schalter am tO. Dezember 1902 mit einer Einlage von lOOOO Mk. als Teilhaber eiagetreten war. In den drei letzten Jahren soll der Jahresumsatz 120000 Mk. betragen haben Schaller mußte wegen Krankheit Anfang 1908 ausschcidcu und hatte bis datit» nach und nach seine Einlage hernusgezvgcn, ebenio kürzte auch Bauer seinen Geschäftsanteil um 8000 Mk. Auf dem Wege der Zeitungsannonce gewann B. einen neuen Teilhaber mit l5000 Mk.. welcher im März 1903 eintrat. Ihm gegenüber ge brauchte B. die Angabe, die Einlage vo» 15 000 Mk. solle ledig lich zur Auszahlung Schallers dienen. Die Geschästsoerhältnisse seien die denkbar günstigste», was auch Schaller allenthalben be stätigt haben soll. Am 3. Juni 1903 jedoch mußte bereits de, Konkurs eröffnet werden. Es ergab sich eine Neberschutdung vo» 42OM Mk., zur Verteilung gelangte eine Dividende von nur 16h's Prozent. Bauer wird des Betrugs schuldig befunden, zu l Jahr 3 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt und wegen Fluchtverdachts sofort in Halt genommen. - Der aus Schlesien gebürtige Dicnilkiiccht Karl Hermann Prillwitz erbrach im März und April d. I. während seiner Dienstzeit aus einem Güte in Odermensegast den Koffer eines Bernssgenossen und stahl dessen gesamte Ersparnisse in.Höhe von über 140 Mk. Er wird zu 7 Monate» Gefängnis und 2 Jahren Ehrverlust verurteilt: 1 Monat Gefängnis gilt als verbüßt. TageSgcschichte. Deutsches Reich. Zum ersten Male, seitdem die Gerüste aus dem Innern des neuen Berliner Doms entfernt sind, hat ihn der Kaiser in Gemeinschaft mit seiner Gemahlin am Sonn- tag mittag besichtigt. Unter Führung Anton v. Werners wurden die Mosaikbilder rn der Kuppel, die die Seligpreisungen dar stellen, eingehend betrachtet, außerdem das eine bereits fertig- gestellte Glasgemälde — das Bild selbst rührt ebenfalls von Anion v. Werner her —, das einen Engel mit Abendmahlskelch in einer ganz neuen eigenartigen Technik für Glasmalerei zeigt. Alsdann wurden auf einem Tisch die Skizzen zu den Bronzctüren und zur Bronzebedeck»,,q für die Versenkung über der Fürstengruft, ferner die Entwürfe von Professor Woldemar Friedrich zu den vier Aposteln für die Nischen ausgebreitet. Weit längere Zeit, als ursprünglich beabsichtigt war, verwandte das Kafferpüar aus die Äesichtigung des neuen Doms. Aus den lebhaften Neußerungen, die der Kaiser wiederholt tat. ging ein liebevolles Eingehen auf all die Einzelheiten hervor, die mit dem Dombau im Zusammenhang sichen. Der B»»des,c>t hat einem neuen Nachtragsetat zum NeichshaushaliSetat für 1901 zugcstimmt. Zum Falle Mirbach hatte der „NclchSb " u. a. bemerkt: .Wenn Freiherr v. Milbach dir Beträge im Vertrauen ans die große LelsliingSiähIgkeit der Bank angenommen bat. so hätte er tie. nachdem der Zusammenbruch der Bank stnttgefunden halte und sehr viele Menschen viel Geld an der Bank verloren hatten und ins Unglück geraten wnien wieder zurückgebe» sollen. Denn für chiistliche Wohitätigkeits,wecke oder gar für Kiichbauten dars solches Geld, das den rechtmäßigen Eigentümer» veruntreut war. nicht verwendet werden. Wenn freilich die Gelder schon ver wendet waren, als der Zusammenbruch geschah, so ist die Zurück gabe sehr schwer; denn wer soll sie zurnckgeben, nachdem sie für Sachen, z. B- skr Kirchbauten. verwendet sind?" Hierauf ant wortet nun die „Tägl. Nruidlch." folgendermaßen: „Wir wollen dem „ReichSb." schon sagen, was zu tun ist: diejenigen Kreise, die daS Geld empfangen haben, könne» seine Rückerstattung sicher eher ertragen, als io und so viel Gläubiger der Pommern dank den Verlust ihres Geldes Und wenn die Rückerstattung die Kräfte dieser Kreise bedeutend übersteigen sollte, so muß die Krone, deren Ansehen, sei es von wem immer, mißbraucht worden ist. die Zuriickerstottung übernehmen. Denn nicht unter dem Irrtum oder den Fehlern einzelner Beamten leidet die Krone, wohl aber unter der stillschweigenden Duldung solcher Fehler. Und nun ein Wort an die »Voss. Ztg." oder a» die Partei, deren Schild sie im Streite hochträgt. Sie schreibt einen tiefbewegten Artikel über ven Segen der Oeffentlichkeit. der allein augenblick lichen Schmerz zum Trotz den Sieg über jede Verheimlichung davontragen werde. Sehr schön! Aber den Segen der Oeffent- lichkeit pflegt man leider immer dann zu preisen, wenn eine andere Partei Fehler begangen bat. Hingegen lobt man weder diesen Segen, noch fleht man ihn an. wenn in den Reihen der eigenen Partei ein das Licht fliehendes Unrecht vorgekommen ist. Und wenn es schon zu Tag gekommen ist, so ist man nie abgeneigt, verhüllende Schierer darüber auszribreiten. sofern es nur mit einigem Anstand geschehen kann. Wessen Ge dächtnis wäre nicht reich an Beispielen solcher Art aus jedem Parteilager. und wäre es daS sozialdemokratische, wo daS Wort Gerechtigkeit ein besonderes Prnnkwort ist. Wir haben vorgestern au» einem wortkargen Bericht deS „Vorwärts" geschlossen, daß den Berliner sozialdemokratischen Stadlverordnelen Borgmann ein moralischer Vorwurf der Partei treffe, dem man den Segen der Oesfentnchkeit vorenlhalten wolle. Ein Unbeteiligter, den nationalökonomische Studien mit den Genoffenschaftsunter nehmungen der Hutmnchergewerkichast vertraut gemacht haben, schreibt unS, daß BorgmannS Schulden auS verunglückten Ge schäften hcrruhren und nichts mit unredlichen Handlungen zu tun haben. Gut. Aber wie in diesem nichtssagenden Falle schon der wohltätige Schleier die Fehljchläae der sozialdemokratische» Ge» noffenschnflsgeschäste umfing, so breitet er sich noch dichter über moralische Fehler und Häßlichkeiten tn der Partei auS. Und die freisinnige Partei hält es in solchen Fällen gerade so wenig mit dem Segen der Oeffentlichkeit, wie irgend eine andere. Ja, eS soll Beispiele geben, wo Leute den Segen der Oeffentlichkelt t» wenig lieben, daß sie sogar Dinge, die dem Gegner zum Lob ae» reiche», mit Absicht vmchweigen. Der Segen der Oeffentlichkeit ist ein Wort, das jeder liberale und sozialdemokratische Publizist aus den Lippen trägt, od»e daran zu glauben. Sonst würde er gerade dann darnach handeln, wenn eö gilt, sich selber mit diesem Segen wohl zu tun. Wir wollen damit keinerlei pharisäische Redensarten vottrage», sondern nur sagen, daß der natürliche Selbsterhaltungstrieb jeder Partei und >eder Gruppe nach Ver hüllung moralischer Wunden schreien wird. Und daß es manchmal vi'Ukommen genügt, den ungetähren Znianimriibang irgend welcher Fehler wahrjunehinen. und daß niemand als der Pöbel mit den Seidenhüren ober der mit der Mütze darnach Verlangen trägt, de» Sünder mit einem umständlichen Verzeichnis seiner Sünden an, Pranger siehe» zu sehen. Die Oeffentlichkeit weiß genug, weil Schweigen in solchem Falle ei» Zugeständnis bedeutet, und eS ist nicht so sehr wichtig, daß sie >eden verkehrten Schritt eines blinde» Eifers im Dienst einer edlen Idee vor Augen hat und jede Szene deS Betirrgs vvrgespiegrlrec Frömmigkeit noch als Nachspiel dieser Gerichtsverhandlung genirßt. Aber wenn daS Strafgericht schonend an so schmerzlichen Jntünicrn vorübergeht, so werden diese um so mehr vor das Forum der ernste» und heiligen, nicht der seichten und schielenden Moral geladen, w» der Spruch verkündet wird ^ den Pommernbankgläulugern muß das Geld zurückgegeben, und die Religion muß vor ähnlichen unbedachten Entwelhungeii künftig geschützt werden." Zu dem gemeldeten nationalliberalen Schulkom- promiß bemerkt der „Hann. Eour": „Wie uns berichtet wird, wurde in den Verhandlungen, die das Referat Professor Fried- bcrgs einleitete, noch einmal das Für und Wider, das in letzter Zeit in Versammlungen und in der Presse reichlich durch gesprochen, eingehend und offenherzig erörtert. Unseren Lesern sind die Gründe, die für die .Haltung auf beiden Seiten maß gebend sind, zur Genüge bekannt. Die Befürworter des Kom promisses betonen, daß die Notwendigkeit der Erledigung der Schulunterhaltnngssrage in erster Lime siche, daß die Einzel- bcstiinmungcu des Kompromisses, richtig verstanden, der bis herigen Haltung der ualiouallibccalcu Fraktion in Sachen der Konfessions- wie der Simuktanschule nicht widerspreche und das: die Ablenkung der Konservativen vom Zentrum durch das kou- servativ-nationalliberale Kompromiß als ein politischer Erfolg vom liberalen Standpunkt ans zu betrachten sei. Aus der an deren Seite wird geltend gemacht: cs sei grundsätzlich und prak tisch bedenklich, daß die paritätische Schule lediglich die Stellung einer unter bestimmten Umständen zu gestattenden Ausnahme von der Regel der Konfessionsschule cingcräumt werde: es errege Bedenken, daß man mit den Konservativen gerade in der Schul' frage zusammengchc, Ivo inan diese bisher als besondere Gegner angesehen habe, und daß man gerade hier den Zusammenhalt mit anderen Liberalen vernachlässigt habe: und endlich daß die ganze eilige Art des Vorgehens ohne Fühlung mit der Gesamt partei Widerspruch Hervorrufen müsse. Alle diese Seiten der Angelegenheit sind, wie gesagt, auch in der gestrigen Sitzung ein gehend erwogen worden, und die Aussprache hat jedenfalls aus- närcnd und ansglcichend gewirkt. Man wird sich ja im einzelnen kaum völlig überzeugt Haben. Das wurde wohl auch von keiner Seite erwartet. Aber zwei Momente aus den Verhandlungen mögen als besonders erfreulich hervorgehoben werden: Einmal, daß man ausnahmslos der Befriedigung Ausdruck gab. daß die Schulfrage, eine so eminent ideale und kulturelle Frage, in unserer Zeit des Uebcrwicgcns der materiellen Interessen eine so lebhafte Bewegung innerhalb der nationalliberalen Partei hervorgerufen habe: es sei dies ein unwiderlegliches Zeugnis dafür, welch kräftiges politisches Leben in den Rechen der Partei Pulsiere: demgegenüber verlören auch manche einigermaßen be denkliche Begleiterscheinungen der Bewegung an Gewicht. Und dann: daß es jetzt darauf ankomme, von allen Empfindlichkeiten und Rekriminationcn über die Vergangenheit abzusehen und den Spekulationen auf ernste Zerwürfnisse innerhalb der Partei ein Ende zu machen." — Dasselbe Blatt führt zu der Angelegenheit weiter ans: „Man durste aus der Verhandlung die Ueverzeuaung gewinnen, daß künftig nichts geschehen werde, was unser Ver hältnis zu den anderen Linkcnparteien irgendwie zu erschüttern geeignet wäre; daß die Spekulationen auf Wiederbelebung des alten Kartells wie in der Partei so auch in den Fraktionen keinen Boden haben, daß an den Grundsätzen, die in Eisenach und Hannover aufgestellt wurden, festgehalten wird und daß mau einmütig die Bedeutung anerkennt, die einer Betätigung des Gesamtliberalismus gerade in unserer Zeit zukommt, in der di- Negierung vor den wachsenden Aspirationen deS Ultramontanismus Schritt für Schritt -urückweicht." — Der badische Landesverband jungliberaler Vereine hielt in Offenburg einen außerordentlichen Dclegiertentag ab, auf dem nach einer außerordentlich scharfen Rede des Professors Metzger-Heidelberg folgende Resolution einstimmig angenommen wurde: „Der Landesausschuß der badischen jungliberalen Vereine ist der Ansicht, daß die Einführung der Simultanschule in ganz Deutschland eine der wichtigsten Aufgaben der liberalen Parteien ist; er mißbilligt daher die Haltung der natio- nalliberalen preußischen Landtagssraktion, welche sich für gesetz liche Festlegung der Konfessionsschule» ausgesprochen hat, und hält die von der preußischen Landtagssraktion für ihre Haltung voraetragenen Gründe nicht für überzeugend. Der Landes' verband der badischen junglrberalen Vereine faßt diese Resolu tion, weil er glaubt, berechtigt zu sein, in einer Frage, welche die Grundsätze der Gesamtpartei berührt, Stellung zu nehmen, weis er die Rückwirkung der Entwicklung in Preußen auf die Verhältnisse der kleineren Bundesstaaten befürchtet." In Württemberg ist jüngst eine von der Regierung eingeorachte, im freiheitlichen Sinne gehaltene Schulgesetz novelle an dem Widerstande der ultramontanen Mehrheit der Ersten Kammer gescheitert. Der König hat nunmehr aus seinem Äabcnhauser Sommcr- ausenthalt ein .Handschreiben an den Kultusminister ge richtet, worin er seinem „lebhaften Bedauern Ausdruck gibt, daß der mit dem Entwurf unternommene Versuch, eine Ausgleichung der Gegensätze auf dem Gebiete des Verhältnisses von Staat und Kirche zur Schule berbeizusühren, vorläufig ins Stocken geraten ist". „Dabei," so fährt der König fort, „ist es mir Bedürfnis, Ihnen meinen Dank für Ihre vielfachen Bemühungen in dieser Angelegenheit und vor allem mein volles Vertrauen auszu sprechen." Da unter den am Fall des Gesetzes Schul digen auch der präsumtive Thronfolger Herzog Albrecht sich befindet, so gewinnt dieses königliche Schreiben eine weit über den unmittelbaren Zusammenhang hinausgehendc politische und persönliche Bedeutung. Die Stellung des Kultusministers hat nicht bloß beim König, sondern in der gesamten öffentlichen Meinung an Festigkeit gewonnen. Tie öfseniliche Meinung wird sich unter heutigen Verhältnissen auf die Dauer stärker erweisen als die veraltetsten Vorrechte, und der Zusammenschluß sonst getrennter Kreise und Richtungen wird durch den Zwang der Lage mächtig gefördert werden. So hat der Vorstand der Deutschen snat.-lib.) Partei soeben sämtliche Ortsgruppen des Landes aufaefordert, überall öffentliche Protestversammlungen zu veranstalten und dabei mit Konservativen und Demokraten womöglich gemeinsam vorzugehen. Für diese Versammlungen empfiehlt der Landcsausschuß folgende Resolution: „Das Schei tern der Volksschulnovelle an dem Widerstand der Kammer der Standesherren hat bewiesen, daß die Erste Kammer in ihrer jetzigen Zusammensetzung ein unüberwindliches Hindernis für eine fortschrittliche Gesetzgebung und zugleich die Hochburg der ultramontauen Herrschaftsgelliste ist. Das freigesinnte württem- bergische Volk spricht die Hoffnung aus, daß die Regierung König Wilhelms II. mit der weit überwiegenden Mehrheit der Kammer der Abgeordneten Zusammenwirken werde, um diesem unhaltbaren Zustand ein Ende zu machen." Die große» Landungsübungen der Flotte, zu denen zahl reiche Geneialstcibsofsiziere kommandiert sind, finden in Verbindung mlt dem Kaisermanöver am 12. und 13. September in der Nähe ver Wismarer Bucht statt. Es sollen so schnell als möglich 3000 Marinrinaunschalten ausgeschifft werden. Ein So nn wendfeuer zum Gedächtnis BiSmarcks wird am 21. d. M. auf der im vorigen Jahre von der deutschen Studentenschaft geweihten Säule auf dem Hamberge bei Friedrichsruh lohen. — Gleichzeitig wird an der Säule eine mit Fackclzug verbundene Gedächtnisfeier veranstaltet werden, zu der alle akademischen Bürger von Hamburg und Umgegend eingeladcn sind. Die Festrede wird Professor Tr. Voller halten. — Einen neuen Bismarckturm im Belgischen Lande will. Dreröriev Nachrichten. -Sr. ISS. «eite 3. M» Mittwoch. IS. Juni L»04
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)